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6. Juli 1937

Nun - Deine Fragen. Selbstmörder bleiben gewöhnlich in den Schichten, die der Erde am nächsten sind, weil die magnetische Anziehung ihrer Energien zur Erde noch nicht überlebt worden ist. Ihr ätherischer oder niedriger Astralkörper ist den irdischen Empfindungen besonders zugetan. Nur im Falle von außergewöhnlich hohen Geistern löst sich diese niedrige Hülle auf, während sie noch im irdischen Leben sind. Klarheit des Bewußtseins fördert eine solche Verklärung. Die Sphäre, die der Erde am nächsten ist, ist tatsächlich sehr dicht, aber wenn der Geist, wenn auch nur zuweilen, während des irdischen Lebens zum Licht gestrebt hat, wird er (wenn er seinen Willen sammeln und lenken kann) auch hier den Einfluß der Höheren Kräfte fühlen, und mit ihrer Hilfe kann er seine Umstände verbessern. Aber meistens sind Selbstmörder gerade diejenigen, die niemals an überirdische Bereiche gedacht haben, und darum sind sie nicht imstande zu verstehen, was ihnen zugestoßen ist. Wenn ihr Bewußtsein während des Lebens umwölkt war, wird diese Unklarheit nach der Trennung vom physischen Körper noch verstärkt sein. Das Bewußtsein in seinem höchsten Aspekt, der psychischen Energie, muß während des irdischen Lebens sehr klar und tätig sein, damit die Beeindrückungen oder Präzipitationen der Energien auf die Zentren des subtilen Körpers übertragen werden können. Sonst bleibt die menschliche Essenz nach dem Wechsel der Hüllen in der Subtilen Welt in einem Dämmerzustand.

Psychische Energie ist absolut nowendig während des Hinübergehens oder des Wechsels von einem Zustand zum anderen. Unsere psychische Energie tragt uns in Sphären, die unseren Ansammlungen entspricht, und je stärker das Streben unseres Geistes vor dem Tode, desto höher wird er sich emporheben können. Und wenn der Grundvorrat und die Qualität seiner psychischen Energie dein Geist nicht erlauben. in den höheren Sphären zu bleiben, zu denen die letzte mächtige Woge ihn trug. wird er trotzdem, während er in der Sphäre lebt, die seinen geistigen Errungenschaften entspricht, die Erinnerung an jene Verzückung des Geistes für immer bewahren. Aus diesem Grunde war man im Altertum so sehr um die letzten Augenblicke auf Erden besorgt und versuchte, sie freudig zu gestalten und mit Sireben nach dem Allerschönsten zu erfüllen. Dagegen haben die unglücklichen Selbstmörder gerade jeden Strom der psychischen Energie in sich abgeschnitten. Die Verzweiflung, die sie dazu treibt, diesen Wahnsinnsakt zu begehen, verursacht das vollständige Versiegen der psychischen Energie, und dadurch bleiben sie in der Macht der irdischen Anziehung. Ihre Seelenqual und ihr Leiden werden bis zum Zeitpunkt ihres natürlichen Todes währen. In außergewöhnlichen Fällen, wenn das Bewußtsein nur vorübergehend durch die schmerzliche Verkettung der Umstände verdunkelt gewesen ist, mögen sich diese Unglücklichen an Licht erinnern und dadurch genügend Willenskraft in sich finden, sich der Höchsten Hilfe zuzuwenden und nach Erlösung zu streben. Darum bleibt ein aufrichtiges Gebet des Herzens zu den Kräften des Licnts, das um Hilfe für diese Unglücklichen bittet, nicht unbeantwortet, vorausgesetzt natürlich. daß diese Unglücklichen selbst streben, sich im Geist emporzuheben.

Gewiß, die niedrigen Wesen unter den Selbstmördern können alle möglichen Ausschweifungen begehen. Vampirismus kommt nicht selten vor; ihre noch nicht überlebten, noch nicht umgewandelten Energien treiben sie mit besonderer Macht zu den irdischen Sinnesempfindungen.

Alles, was im Kelch des Ostens gesagt wird, ist wahr. Die Trennung der Monade verursacht Verlust des Gedächtnisses an die Persönlichkeit, aber nicht an die Individualität. Die endgültige Trennung einer Monade von den anderen Prinzipien des Menschen ist jedoch tatsächlich ein schrecklicher Vorfall, der schlimmste, der vorkommen kann, da dies die Evolution der Individualität für viele, viele Jahrtausende zurückhält. Eine solche Monade würde einen neuen Körper oder Leiter für sich aufbauen und durch alle niedrigen Formen hindurchgehen müssen.

Du möchtest etwas über den Tod hören oder vielmehr über den Wechsel des Zustandes. Aber in den Büchern der Lebendigen Ethik sind so viele Hinweise darüber - welcher ist Dir nicht klar? Ich will nochmals wiederholen - man muß sich fest daran erinnern, daß die Qualität und die Dimensionen unseres irdischen Zustandes die Klarheit unseres Bewußtsein in der Subtilen Welt ergeben. Was hier nicht erkannt worden ist, wird dort nicht erkannt werden. Schläfrige Bewußtseine bleiben ebenso in der Subtilen Welt. Nur hier auf Erden erlangen wir neue Energien zur Umwandlung in Wissen. Darum ist jedes Streben nach Wissen, jede Ansammlung äußerst wichtig.

Wenn wir also unserem Ego hier auf Erden kein unwiderstehliches Verlangen nach Wissen eingeimpft haben, woher wird es in der Subtilen Well kommen? Dort herrschen Gedankenschöpferkraft und Geistesschöpferkraft. Aber ist solche Gedan-kenschöpferkraft leicht? Erst muß man hier auf Erden denken lernen. Es ist also unmöglich, jene Qualitäten in der Subtilen Welt zu erlangen, denen wir in unserem irdischen Leben keine Beachtung geschenkt haben. Nach allem, was oben gesagt wurde, wirst Du wahrscheinlich die grundlegende und entscheidende Rolle der verfeinerten psychischen Energie während aller Wechsel der Körper klarer verstehen.


19. Juli 1937

„Vorsichtig berühre die mit Teer beschmierten Schicksalsknoten ...» und laßt uns den Fluß des Karmas mit dem Eis des Verstehens bedecken.

Du verstehst die Bedeutung dieser Worte nicht, aber mir erscheinen sie so klar. Der bessere Teil unseres Wesens kann uns helfen, einen alten Schuldner oder Gläubiger während kannischer Begegnungen zu erkennen, und gerade dann kann unser direktes Wissen uns zu Vorsicht und zu Handlungen veranlassen, die der Lage entsprechen. Aber in den meisten Fällen verwickelt das gedankenlose Berühren der vielfarbigen Vergangenheit den Menschen tatsächlich immer wieder und gibt jedem Gefühl nach und macht sein altes Karma dadurch noch drückender, so daß es in zahlreichen Verkörperungen hinler ihm herschleppen wird.

„Der Fluß des Karmas kann mit dem Eis des Verständnisses bedeckt werden», oder anders gesagt, seine Wirkung kann verlangsamt oder es kann ihm sogar ein Ende gemacht werden. Dies kann durch die Umwandlung unserer inneren Essenz und durch die Annäherung zur Hierarchie des Lichtes erreicht werden. Wirklich, die Hierarchie des Lichtes hilft einem Jünger, die Begegnungen im Leben unterschiedlich zu handhaben, damit er lernen kann, den karmischen Erinnerungen nicht zu erlauben, sich seiner Gefühle zu bemächtigen.

«Aber hüte Dich, diese Bedeckung durch Torheit oder Grausamkeit zu zerstören, was unter Unserem Schild nicht erlaubt ist.» Wenn der Höchste Hierarch uns die Bedeutung unserer Begegnungen erklärt hat und wir, weil wir nicht imstande sind, unsere Gefühle zu überwinden und ihnen in der einen oder anderen Richtung freien Lauf geben, das heißt, entweder durch sinnloses Geben und Selbstaufopferung oder durch Grausamkeit, werden wir uns durch ein neues und schlimmeres Karma binden und uns dadurch vielleicht jahrtausendelang des Vorrechtes berauben, uns den Großen Lehrern zu nähern. Ein Mensch, der mit Karma überlastet ist, kann nicht nahe gebracht werden. Er mag eine gewisse Unterstützung erhalten, aber eine Annäherung ist etwas ganz anderes.

Man sollte auch nicht annehmen, daß die Höheren Kräfte uns Prüfungen senden. Das Leben selbst ist voll von ihnen. Und die gefährlichsten Prüfungen sind bestimmt jene, die ihre Wurzeln in vergangenen Leben haben. Die Prüfungen, die von den Großen Lehrern vorgenommen werden, sind vielmehr ihre Beobachtungen des Verhaltens und der Findigkeit des geprüften Jüngers in allen Lebensumständen, die äußerlich oft unbedeutend erscheinen, aber was klein und was groß ist, ist nur so in unserer begrenzten irdischen Vorstellung.

„Da die Welten geprüft werden, wird jedes Teilchen derselben geprüft. Man kann voraussehen, daß mancher über eine solche Vermutung entsetzt sein wird. Doch nur unverständiges Denken kann im Wege stehen, das Gesetz der Evolution willkommen zu heißen. Durch Bewußtseinserweiterung lernt man diese unaufhörliche Bewegung lieben. Wäre es besser, im unveränderlichen Gefängnis der Irrtümer und Täuschungen zu bleiben? Im Gegenteil, es ist viel erfreulicher, das beständige Prüfen zu spüren, das das Verantwortungsgefühl hervorruft. In jeder Zusammenarbeit auf dem Pfad zur Bruderschaft wird Verantwortung die Grundlage des Wachstums sein.» (Bruderschaft, 531)

Aber gibt es viele, die die Bedeutung der Verantwortung verstehen? Die Menschen legen die heiligste Verantwortung oft als die größte Verletzung ihrer Freiheit aus.

Ich heiße Deinen mutigen Geist willkommen! Eine Sturmwolke, die glücklicherweise keinen Schaden verursachte, ging vorüber und half Dir, in die Tiefe Deines Wesens zu blicken, und nun wirst Du besser für neue Begegnungen gerüstet sein. Sie werden nicht unvermutet über Dich hereinbrechen, und Dein Herz wird auf der Hut sein. Erinnerst Du Dich daran, daß ich Dir schrieb, daß Urteilskraft in bezug auf Menschen eine der Haupteigenschaften ist, die auf dem Pfad erforderlich sind? Es ist sehr schwer und bringt viele bittere Augenblicke, aber wir müssen unseren Mut und unseren Willen stahlen und unsere Gefühle disziplinieren.

Man muß lernen, jedem als das X im Problem zu begegnen, doch gleichzeitig darf man keine ungerechte Geringschätzung und Gleichgültigkeit zulassen. In unserem ganzen Leben, bei jedem Schritt, begegnen wir entgegengesetzten Standpunkten, und wir müssen sie vereinbaren können. Die Wissenschaft, Gegensätze zu vereinbaren und Gleichgewicht zu finden, ist die große Disziplin, die jeder auf dem Pfad der Bruderschaft durchmachen muß.

Hart ist der Pfad der Annäherung zur Bruderschaft. Irdische Freuden verlassen uns. Aber viel höhere und tiefere Freuden treten an ihre Stelle, man muß jedoch lernen dazu heranzureifen, zur Freude über die Nähe der Weißen Bruderschaft, zur Freude über die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Ihr, zur Freude über das beständige Erweitern und Vertiefen des Verständnisses für das Leben und für aktive kosmische Gesetze. Es ist auch keine geringe Freude, Kontakte mit harmonischen Herzen der engsten Freunde und Mitarbeiter zu haben.

„Wenn die Menschen nur die sichtbare und unsichtbare Zusammenarbeit erkennen würden, an der sie teilnehmen könnten! Wenn die Menschen erkennen würden, in welchem Grade sie ihre Kraft in Zusammenarbeit mit der Bruderschaft vervielfältigen könnten! Wenn sie wenigstens an Zusammenarbeit denken würden, die jeden Augenblick offenbart werden könnte. Aber die Menschen verfehlen nicht nur, sich der Bruderschaft in Gedanken zu nähern, sondern halten sogar Gedanken über Bruderschaft für lächerlich.

Jeder kann jeden Augenblick seine Kraft anwenden, man braucht nur daran zu denken, daß auf den Höhen unaufhörlich Arbeit geleistet wird, um der Menschheit zu helfen. Der bloße Gedanke ruft bereits einen Energiezufluß hervor. Er wird das Bewußtsein zum Dienst für die Menschheit antreiben. Er wird flüstern, daß Liebe für die Menschheit möglich ist. Wegen der irdischen Zustände ist es oft schwer, sich die Möglichkeit einer solchen Liebe vorzustellen. Aber laßt den Gedanken über die Existenz der Bruderschaft dazu beitragen, das Herz zu öffnen. Dann wird Zusammenarbeit nicht als eine Pflicht erscheinen, sondern als FREUDE. Und die Schweißtropfen und die heiligen Schmerzen werden zur Krone des Wissens.

Wir sollten diese Worte nicht als Abstraktion verstehen, weil eine derartige Verneinung das beste Gefäß schließt - das Herz. Jeder Schweißtropfen der Arbeit, jeder Schmerz über die Menschheit lebt im Herzen. Wir begrüßen das umfassende Herz!»

So werde ich meinen Brief über FREUDE an erhabener Zusammenarbeit beenden. Sei voller Liebe und Freude. Wandle auf dem großen Pfad des Dienstes an der Menschheit, und bei allem und auf alles wende den Maßstab des höchsten Pfades an. Genau, verliere die große ANGEMESSENHEIT nicht aus den Augen.


31. Juli 1937

Wir erhielten Deine langen Briefe mit den beigelegten Photographien und senden unseren Dank für beides. Deine Beschreibung der Situation zwischen den verschiedenen Gruppen und gewissen Gesellschaflsschichten stimmt weitgehend mit dem überein, was wir aus anderen Quellen gehört haben. Auch sprach unsere eigene Vorahnung vor langer Zeit über die ganze Zwietracht, die Du beobachtest hast. Ich sage Dir ganz offen - es betrübt mich, daß die Gruppe, die Du erwähnt hast, sich mit dem Lesen und Besprechen der Bücher der Lebendigen Ethik befaßt. Wenn diese Gruppe aus Menschen besteht, deren Bewußtsein noch auf der Stufe Steht, die einander ausschließen, hätte man sie wirklich nicht auf die Bücher der Lehre hinweisen sollen. Wie ist es möglich, die „Grundlagen der Ethik» in einer Atmosphäre von Mißtrauen, Gereiztheit und sogar offener Feindseligkeit zu studieren? Wahrhaftig, man sollte die Lehre und die großen Begriffe vor Lästerung schützen. Darum bitte ich Dich ernstlich, die Lehre für Dich zu behalten, wenn sie in Deinem Herzen widerhallt, und die Gedanken hinsichtlich des Gelesenen nur mit hingebungsvollen Freunden zu besprechen. Die Lehre wird auf unerforschliche Weise verbreitet. Aus allen Winkeln der Erde erhalten wir und unsere Freunde Briefe von harmonischen und feurigen Herzen. Warum sollten wir uns also mit nicht aufnahmefähigen Bewußtseinen belasten? Ist es nicht nützlicher, Zeit und Kraft denen zu widmen, die wirklich eines Wortes der Erleuchtung bedürfen? Wir versuchen niemanden zu bekehren, und wir nehmen nur jene an, die freiwillig zu uns kommen. Jeder sollte den Pfad verfolgen, der ihm am nächsten steht.

Auf Deine Frage: „Warum weisen die Großen Lehrer nicht auf die vielen Fehler hin. die begangen worden sind und begangen werden?» werde ich mit Paragraph 14 aus Feurige Well 111 antworten:

„Es wird gefragt, warum Wir den falschen Quellen nicht ein Ende machen. Warum entlarven Wir diejenigen nicht, die die Sendungen entstellen? Wenn man die Strömung, in deren Strudel die Menschheit vorwärtsgeht, gewaltsam aufhalten würde, dann würde Fanatismus zur Brutalität werden. Auf diese Weise würde der böse freie Wille wie Lava fließen und auch alle diejenigen verschlingen, die sich gegen das Gute empören, wie die Weltgeschichte zeigt. Sicherlich können gewaltsame Offenbarungen von Kraft keinen rechtschaffenen Pfad für die Menschheit bahnen. Daher können alle subtilen Energien nur von einem feurigen Bewußtsein angenommen werden. Somit ist Duldsamkeit wahrlich das Los des feurigen Bewußtseins. Natürlich sollte man stets dort reinigen, wo Ansammlungen von Schmutz sind, und es ist das Los des feurigen Bewußtseins, die Archive des Weltraums zu reinigen. Unter den angesammelten Seilen menschlicher Schriften werden jene verderblichen Schriftdstücke beachtet werden müssen, die sogar das Gehirn wohlmeinender Menschen umwölkt haben. Man sollte also auf dem Pfad zur feurigen Welt die große Bedeutung der Empfangsfähigkeit für höhere Energien und subtile Sendungen verstehen.» Lies auch die Paragraphen 11, 12 und 15 aus demselben Buch.

Du fragst, warum die Großen Lehrer nicht auf die Bedeutung der neuen Lehre hinweisen? Aber gewiß, Sie weisen tatsächlich jene darauf hin, die sie annehmen können. Das erfordert ein offenes Bewußtsein. Dringe tiefer in die Lehre ein und Dir wird sehr vieles klar werden. Von vielen Seiten wird Licht auf jede Frage geworfen.

Ja, die Lehre der Lebendigen Ethik ist auf Ehrerbietung für die Hierarchie des Lichtes und auf Anerkennung der hohen Autorität der Lehrer begründet. Und je größer der Geist, desto weiter und höher ist sein Verständnis für das große Gesets der Hierarchie. Ich werde nicht müde werden zu wiederholen, daß das Prinzip der Hierarchie das kosmische Gesetz ist. Das ganze Universum ist nur mit diesem Prinzip erfüllt, existiert nur auf diesem Prinzip und wird nur durch dieses Prinzip aufrecht erhalten. Jede Form im Universum hat einen Kern in ihrer Grundlage, und jedes Zentrum des Strebens existiert auf dem Prinzip der Hierarchie. Genau, im Kosmos ist das Niedrigste dem Höchsten untergeordnet. Die Evolution ist darauf begründet. In den Büchern der Lehre heißt es: „Von allen (führenden) Prinzipien ... ist die Hierarchie das mächtigste. Jede offenbarte Veränderung wird auf Grund des hierarchischen Prinzips hervorgerufen. Wohin kann der Geist sich wenden ohne die Führende Hand? Wohin können das Auge und das Herz ohne Hilfe der Hierarchie gelenkt werden? ... Der Same des Geistes ist vom kosmischen Strahl der Hierarchie erfüllt....» Wahrlich, das Zeichen, zur sechsten Rasse zu gehören, wird die Annahme des Gesetzes der Höchsten Führung sein, die Annahme der Hierarchie in ihrer ganzen Größe.

Überlasse die Menschen ihrer eigenen unbegrenzten Führerschaft, und eine entsetzliche Involution wird sich sofort geltend machen. Heute lehnen sich die Menschen im Westen besonders gegen jede Autorität auf und fürchten, ihre Individualität zu verlieren, die sie in den meisten Fällen nicht einmal besitzen, denn sie sind durch Vorurteile, Atavismus und Unwissenheit angekettet. Das geistige Wissen vieler ist minimal, und sie gehen durchs Leben, geführt von der Stimme des niedrigsten Egoismus, die sie fälschlicherweise für höhcrc Intuition halten. Sind wir nicht Zeuge der Folgen solchen Irrsinns?

Ich habe bereits meine Ansichten in bezug auf Visionen und Einweihunsszenen ausgedrückt, die in einigen Büchern beschrieben werden, und ich werde meine Worte bestimmt nicht zurücknehmen. Außerdem ist nichts lästerlicher als die Behauptung, daß die Macht der Riten so stark ist, daß das ethische Niveau der Priester, die sie durchführen, keinerlei Bedeutung hat, solange die Formel und die Ordnung der Nachfolge bei der Einweihung vollständig beobachtet werden. „Wahrlich, das Subtilste kann nur vom Subtilsten angenommen werden. Während der Tätigkeit der subtilsten Energien sind Harmonie oder Übereinstimmung notwendig. Man kann das Reine nicht aus dem Entweihten herstellen.» In der Tat. „ein unreiner Diener kann keine reine Handlung verrichten. Der bestätigte Ritus wird den Diener nicht von unreinem Denken befreien. Viele irren sich daher, wenn sie glauben, daß der äußerliche Ritus die innere Schändlichkeit zudecken wird.... Keine Sakramente werden ohne Reinigung des Bewußtseins und entsprechende guten Taten irgendjemand oder irgendetwas helfen. Man sollte daran denken, daß alles nur im Bewußtsein existiert.» Ein erweitertes und gereinigtes Bewußtsein ist sowohl ein Universalheilmittel für alles als auch ein „Sesam-öffne-dich» für alles. Was die Geschichten über die verschiedenen Feste und Einweihungen betrifft, denen gewisse Menschen beigewohnt haben - überlasse das ihrer persönlichen Verantwortung.

Du hast natürlich recht, es wird den Menschen nicht so leicht, unter der Fülle der heutigen selbsternannten Adepten zu unterscheiden, und aus diesem Grunde wurden die Grundlagen der Lehre der Weißen Bruderschaft durch H.P. Blavatsky gegeben - aber wer machte sich die Mühe, sie zu studieren? Die Menschen zogen die vereinfachten und bequemeren Auslegungen vor, statt ihre Aufmerksamkeit auf die grundlegenden Bündnisse zu konzentrieren. Ich bestätige, daß H.P.B. der einzige Bote der Weißen Bruderschaft war, und sie allein WUSSTE. Nach ihr wurde eine bemerkenswerte Lehre von dem Lehrer H. durch Francia la Due gegeben. Aber kannten sie

viele? Warum wird sie von gewissen Gruppen von Theosophen vertuscht? Warum wird diese Offenbarung niemals von denen erwähnt, die vorgeben, Boten der Weißen Bruderschaft und Lehrer zu sein, die behaupten zur Solaren Hierarchie (!) zu gehören? Der Ozean der Lehre der Lebendigen Ethik wird gegenwärtig gegeben. Wenn der Mensch sie studiert hat, wird er für eine weitere Reise ausgerüstet sein, weil sein Bewußtsein erweitert sein und Urteilskraft ihn auf seinem Lebensweg begleiten wird. Doch viele sind bereits in vollem Aufruhr gegen diese Lehre.

Da jede Lehre vom Geschrei der Feinde begleitet ins Leben treten sollte, damit die Menschheit ihr Aufmerksamkeit schenkt und sie nicht vergessen wird, wollen wir die Wirkung dieses Gesetzes beobachten, das den niedrigen Entwicklungsstand unserer irdischen Menschheit bezeugt. Die Djinn werden noch lange Tempel bauen und Menschen mit neuen Göttern ausstatten. Die Kreuzigung Jesu Christi gab der Welt eine neuen Gott und eine neue Religion.

Du fragst: „Wie kann ein erhabener Geist die Menschen dadurch täuschen, daß er den Titel eines Lehrers der Weißen Brudershaft beansprucht?» Sei überzeugt, kein einziger Hoher Geist würde sich erniedrigen zu täuschen. Aber zuerst müssen wir ein Kriterium aufstellen, um einen Lehrer der Weißen Bruderschaft zu definieren. Das irdische Kriterium ist ganz anders als ein überirdisches oder höheres. Erheuchelte Hingabe und abgeschmackte, häufig scheinheilige Freundlichkeit sind keine Zeichen von Geistesgröße. Man kann die Größe des Geistes am besten durch seine Toleranz, Zurückhaltung und Großmut beurteilen, und auch durch seinen aktiven Widerstand gegen das Böse.

Erstaunlich ist das menschliche Bewußtsein! Es ist bereit, irgendeiner eingebildeten irdischen Autorität, die durch keine Beweise bestätigt ist, zu glauben, die behauptet, sozusagen eine Botschaft aus der Höchsten Quelle zu erhalten und zu übermitteln. Aber wenn sich diese Botschaft als eine unfruchtbare Blume erweist, ist keiner der Anhänger des Betrügers bereit, ihn zu beschuldigen, sondern alle werden sich beeilen, zuallererst der Hohen Quelle die Schuld zu geben! Noch einmal möchte ich fragen: Warum sollte man nach Fehlem in den Hinweisen suchen, die angeblich von den Großen Lehrern stammen, statt in den Taschen ihrer Übermittler danach zu suchen?

Ja, wir können darauf hinweisen, wie die Menschen die Großen Brüder für dunkle Kräfte hielten. Wir können alle Fälle aufzählen, wo Ihnen das größte Unheil zugeschrieben wurde und wie Sie der Gewalttätigkeiten und Drohungen beschuldigt wurden! Besonders beharrlich waren jene mit ihren Anschuldigungen, die sich nichts daraus machten, Ihrem Wort Gehör zu schenken. Die Menschen erreichen derartige Extreme der Falschheit und der Lästerung, daß sie sogar sagen, die Großen Brüder verleugneten Christus! Kann man eine derartige Lästerung für möglich halten? Trotzdem sind viele Diener der Dunkelheit bereit, solche Verleumdungen zu verbreiten, nur um Uneinigkeit zu säen. Aber jeder, der den Aufbau und die Zusammensetzung der Bruderschaft kennt, wird über eine solche Verleumdung entsetzt sein. In der Regel beruht Verleumdung auf Unwissenheit, aber sogar Erwachsene sind nicht abgeneigt, offenkundige Lügen zu wiederholen. Man möchte gern sagen:

«Schämt euch, ihr Ignoranten! Schämt euch, ihr Träger der Uneinigkeit!»

Frage Dich selbst: „Irre ich mich nicht? Aber die Unwissenden glauben nicht, daß sie sich je irren könnten, denn sie verweilen in ihren Irrtümern und darum können sie erst gar nicht in sie verfallen.»

Tatsächlich wurden auch den Großen Brüdern nach dem Urteil der Leute Irrtümer zugeschrieben. Prüfe also solche Ankläger und Verneiner, und Du wirst sehen, daß ihre Verneinung auf Unwissenheit beruht. Gewöhnlich wissen diejenigen, die das Neue nicht wahrnehmen, überhaupt nichts vom Alten. Ein beobachtender, wachsamer Verstand wird in einem alltäglichen Ereignis etwas Neues wahrnehmen, aber dieses Vorrecht gehört einem offenen Verstand, nicht einem negativen. Jede Epoche bringt Begriffe hervor, die für das nächste Evolutionsstadium notwendig sind, und diese speziellen Begriffe werden in den Büchern der Lebendigen Ethik betont Zusammenarbeit, die Frauenbewegung, die Bedeutung von Gedanken und das Studium der Psychischen Energie. Die besten und empfänglichsten Denker reagieren schon auf diese Schwingungen, und es freut uns, dies zu bemerken.

Feuer und psychische Energie sind untrennbar, denn die letztere ist die Qualität des Feuers. Psychische Energie ist die primäre Energie.

Es ist auch wahr, daß zur richtigen Assimilierung der Lehre innere Erkenntnis notwendig ist. Wenn das Bewußtsein offen und frei von Vorurteilen und jeglichem Atavismus ist, wird die Wahrnehmung beträchtlich leichter. In der Mehrzahl der Fälle reden gewöhnlich die Menschen, die in Vorurteile verstrickt sind, am meisten über die Notwendigkeit für eine offene Wahrnehmung, ohne zu bemerken, daß sie selbst in Furcht befangen sind, die Autorität eines anderen zu akzeptieren. Begrenzung und sklavische Bindung sind tatsächlich in einer solchen Furcht vorhanden. Der freie Geist fürchtet sich nicht vor Unterjochung, denn er ist stets zugänglich für neue Ansammlungen.

Gewiß, alle existierenden Lehren, Religionen und philosophischen Systeme wie auch die Lehre der Lebendigen Ethik kamen aus dem Osten oder waren Echos des östlichen Denkens. Kann jemand eine unabhängige westliche Philosophie oder Religion nennen? Schließlich kam doch auch das Christentum aus dem Osten und Christus war ein Asiate!

Jene, die sich weigern, die Existenz der Weißen Bruderschaft anzunehmen, berauben sich der größten Idee und der höchsten Schönheit, zu der sich menschliches Denken je emporgeschwungen hat. Die Weiße Bruderschaft ist ein Traum der Menschheit, sie ist eine Feste des Wissens und eine Schatzkammer lebensverleihender Energie. Wahrlich, die ganze Welt und ihre Menschheit werden nur von diesen Hütern zusammengehalten!

Derjenige, der nach der Beziehung des Großen Lehrers K.H. zur Lehre der Lebendigen Ethik fragt, erkennt offenbar nicht, was die Weiße Bruderschaft ist. Wäre es möglich, daß ein einziger Bruder die Lehre zurückweisen würde, die von einem anderen Bruder gegeben wird? Wirklich, die Menschen sind nicht imstande, auch nur den Begriff „Bruderschaft» zu verstehen! Wir werden diejenigen, die nur Christus als ihren Lehrer ansehen, auf die gleiche Weise begrüßen wie die Anhänger von Lao Tse, Konfuzius, Buddha, Krishna, Zoroaster und Maitreya. Aber wir werden sie bitten, die Lehre von Jesus Christus wirklich zu studieren und sie im Leben anzuwenden. Dann wird kein Raum für Zwietracht vorhanden sein, denn wirklich alle großen Bündnisse kommen aus ein und derselben Quelle. Denke an das, was in der Lehre gesagt wird: „Wer ist größer, Christus oder Buddha? Antwortet: Es ist nicht möglich die fernen Welten zu ermessen. Wir können nur entzückt über ihren Glanz sein!»

Ich erinnere mich an einen charakteristischen Fall, der sich in unserer Ortschaft ereignete. Ein Mohammedaner bat um das Evangelium, um die christliche Lehre kennenzulernen. Nachdem er es gelesen hatte, bemerkte er erstaunt: „Ich habe die Evangelien aufmerksam gelesen, aber ich konnte nichts darin finden, was dem modernen Christentum entspricht.» Dies sollte von allen in Betracht gezogen werden, die der wahren Lehre von Jesus Christus folgen möchten.

Frage auch die, die sich daran stoßen, daß das kommende Zeitaller das Zeitalter Maitreyas und nicht das Zeitalter Christi genannt wird, ob sie die Bedeutung dieser Namen wirklich verstehen. Wenn sie mehr wüßten, wären sie nicht verletzt. Die kommende Epoche wird unter den Strahlen dreier Herren stehen - Maitreya, Buddha und Christus. Wieder einmal muß man bedauern, daß all jene, deren Gefühle so leicht verletzt sind, so wenig mit den Grundlagen bekannt sind, die durch H.P. Blavatsky gegeben wurden. Es ist jedoch möglich, daß viele von ihnen das alles nicht richtig verkraften können und deshalb um so mehr spotten. Atavismus ist in einigen Menschen ungewöhnlich stark. Ihr Verstand kann einfach nicht einen neuen Pfad betreten, sie sind in einem alten Gleis, was jeden weiteren Fortschritt verhindert, aber das merken sie nicht einmal. Außerdem berauben die jahrhunderteallen Scheuklappen. die als Vorsichtsmaßnahmen in Gestalt von allen möglichen Dogmen und Verboten aufgesetzt wurden, sie eines weiten Horizontes. Dies erklärt, warum der Evolutionsprozeß so langsam vonstatten geht. Das kosmische Gleichgewicht ist verletzt worden und die Menschheit ist gezwungen, durch das Erleben von schrecklichen Katastrophen und Revolutionen für ihre Trägheit zu bezahlen.

Allen, die sich nicht zum aufrichtigen Studium der gegebenen hohen Begriffe versammeln, sondern nur, um Kritik zu üben. kann man, wenn es angeraten erscheint, die Einigkeit zu bewahren, mit den Worten der Lehre sagen: „ ... ein solcher Hinweis wird nicht nur eine moralische Lektion sein. Uneinigkeit kann mit einer entsetlichen Dissonanz verglichen werden. Nichts trifft den Weltraum so scharf wie eine Dissonanz, und wenn die Menschen mit boshafter Uneinigkeit erfüllt sind, sind die unmittelbaren Folgen zerstörende Verwüstungen im Wellraum. Solche Menschen fügen also nicht nur sich selbst Schaden zu. sondern rufen auch weltraumliches Karma hervor und ziehen viele Gleichgesinnte in Mitleidenschaft. Es ist schrecklich, mit diesem neugeschaffenen Chaos zu kämpfen. Menschen, die Uneinigkeit hereinbringen, werden Schöpfer von Chaos genannt. Schmerzlich sind die Folgen, die von diesen bösen Verleumdern hervorgerufen werden ... ein solcher Kampf mit ihnen ist viel schwieriger als die Begegnung mit gewissen welträumlichen Strömen. Überall, wo man dem freien Willen der Menschen begegnen muß, findet eine besondere Energieverausgabung statt. Die Macht des freien Willens ist ungeheuer. Sie entspricht den mächtigsten Energien. Mit Bosheit können die Menschen die Zerstörung astraler Schichten erreichen. Welche ungeheuren Bemühungen von erfahrenen Webern sind nötig, um diese welträumlichen Wunden zu heilen! Wir müssen gegen Uneinigkeit kämpfen. Kein Psalmensingen, von Harfen begleitet, sondern Arbeit und Kampf. ...»

Und nun zum Schreiben mit großen Anfangsbuchstaben von gewissen Fürwörtern in den Büchern der Lehre. Es ist meine Schuld, wenn man das eine Schuld nennen könnte. Ich tue es aus tiefster Verehrung und Liebe für die Großen Bilder und Höchsten Begriffe. Ich versichere Dir, daß in den persönlichen Briefen der Großen Lehrer keine solchen großen Anfangsbuchstaben vorkommen. Aber was für ein köstlicher Unsinn ist die Erklärung eines gewissen „Gesandten», der sagte, daß „sogar Christus nicht erlauben würde, daß sein Name in einem Fürwort mit großen Anfangsbuchstaben geschrieben wird!» Was heißt das? Barbarische und grobe Unwissenheit oder einfach eine unverschämte Einschätzung seiner Zuhörerschaft? Es wäre angebracht, diesem Unwissenden zu erklären, daß Weisheit und Liebe im Verständnis jedes kultivierten Menschen synonym sind. Aber Liebe ohne Weisheit ist einfach eine Anwartschaft für die Irrenanstalt. Sind Menschen zu finden, die den Dummheiten dieses „Gesandten» ruhig zuhören können?

Nun etwas anderes. Sicherlich ist die Verteidigung seines Vaterlandes die direkte Pflicht eines jeden Mannes. Gesegnet ist der Soldat des Landes, das nicht der Angreifer ist. Die Verteidigung des eigenen Landes erfordert verschiedene Mittel und Verteidigungsmaßnahmen, niemand kann das leugnen. Aber man sollte auf jeden Fall Methoden gänzlicher Ausrottung vermeiden, wie zum Beispiel Giftgase, die die Vitalität des ganzen Planeten herabsetzen! Der verbrecherische Irrsinn von Angreifem hat absolut keine Berechtigung. Jene, die die ganze Welt dazu treiben, Mittel zu dem einzigen Zweck zu erfinden, abscheuliche Zerstörungen und Verbrechen zu bringen, verdienen wirklich nicht, Menschen genannt zu werden.

Aber bis die Menschheit ihren Platz und ihre Bestimmung im Kosmos erkennt, bis das Gesetz der Wiedergeburt und das Karmagesetz angenommen werden, bis die gegenseitige Abhängigkeit von allem Existierenden und die entsprechende große Verantwortung des Menschen erkannt wird, bis die überirdischen Welten und die Hierarchie des Lichts anerkannt und wahrgenommen werden und der geistigen Synthese im Leben des Staates Priorität eingeräumt wird - bis dahin werden Friede, Freiheit und Glück des Menschen und der große Dienst für das Allgemeinwohl im Bereich des Abstrakten bleiben. Aber der Geist des Menschen wird nicht aufschreien und sich an die Höchste Führung wenden, bis er durch die Schrecken des Unglücks und der Katastrophen hindurchgegangen ist, die durch seinen eigenen Wahnsinn verursacht wurden. Wahrlich, in diesem Wahnsinn der entsetzlichen Uneinigkeit und Unduldsamkeit, in dieser Weigerung, die neuen höheren Energien anzunehmen, die die ganze Welt zu den nächsten Stufen der Evolution lenken, sollte man die kosmische Ursache und Bedeutung aller Umwälzungen suchen, die unseren unglücklichen Planeten periodisch heimsuchen.

Wir wollen hoffen, daß das kommende Zeitalter mit seinen speziellen Verbindungen kosmischer Strahlen ein neues Erwachen des Bewußtseins herbeiführen wird. und daß die neue Generation die Strafbarkeit der Anstifter zur Selbstvernichtung erkennen wird - eine Selbstvernichtung nicht nur durch Kanonen und Gase. sondern hauptsächlich durch Uneinigkeit und unzulässige arglistige und zerstörerische mentale Sendungen. Mehr Morde ereignen sich tatsächlich durch böswillige Gedankenübertragungen als durch Kanonen. Aber sogar diese Wahrheit ist der Menschheit noch nicht erreichbar.

Mir scheint, ich habe die meisten Deiner Fragen behandelt. Deine Antworten und Einwände sind richtig. Wenn Du mit der Lehre vertrauter bist, wirst Du auf alle Deine Fragen Antworten finden, besonders da die Argumente der meisten Leugner ziemlich stereotyp sind.

Zum Schluß will ich noch hinzufügen - versuche nicht zu bekehren, locke niemanden an, aber begegne denen herzlich, die aufrichtig suchen. Jede Aufdringlichkeit kann nur größten Schaden anrichten.

Ich verstehe ganz gut. daß das Buch Die Grundlagen einer Neuen Weltbetrachtung nicht nach dem Geschmack einiger Menschen ist. Es ist nicht angenehm, wenn einem jemand auf die Füße tritt.

Ich will meinen langen Brief mit einem Wunsch beenden, daß Du tatkräftig und mutig durch das Leben gehen mögest und es durch die Anwendung der Prinzipien der Lehre im täglichen Leben erleichterst.


9. August 1937

Mit großem Interesse habe ich Deinen Aufsatz über „Die Frage der Frau im Neuen Zeitalter» gelesen. Ich heiße Deine Idee gut, die Haltung der großen Gründer von Religionen und philosophischen Schulen zu dieser Frage historisch zu verfolgen und daraufhinzuweisen, wie diese Traditionen schließlich mit dem Niedergang der Kultur immer mehr entstellt wurden. Gewiß, diese Idee ist sehr schön, und mehrere Seiten sollten diesem geschichtlichen Überblick gewidmet werden, aber ich würde Dir nicht raten, Deine Ansichten auf den Werken von Schure zu begründen. Dieser Autor hat viele rührende Seiten, sogar flüchtige Blicke in die große Wahrheit, aber seine Phantasie trägt ihn weit über die Grenzen historischer Authentizität hinweg. Darum sollte man mit großem Bedauern seine Werke mit den ähnlichen Rhapsodien von St. Ives d'Alveidre in eine Reihe stellen. Auch Fabre d'Olivier, der oft von Schure zitiert wird, litt an einer übermäßigen Vorstellungskraft auf Kosten der historischen Wahrheit.

Du fragst nach den Druiden. Die Druiden waren die Freimaurer im Altertum. Die Authenzität der Information über diese erhabene Lehre, die wir bei den griechischen Klassikern finden, wird immer deutlicher, wenn wir tiefer in die ältesten Zeiten blicken, mit anderen Worten, je älter die bezeugten Berichte, desto näher kommen sie der Wahrheit. An der Spitze der Druiden stand eine Frau, die den Titel Mutter der Druiden führte.

Die Information, die von Schure über Rama, den Helden des epischen Gedichtes der Hindus, das Ramayana, gegeben wird, ist höchst inkonsequent. Rama war König von Ayodhya und hat Indien nie verlassen. Lange vor Rama kamen die Indo-Aryer aus den Steppen Zentralasiens über Afghanistan in die Täler Indiens herab. Rama war also kein Druide und hatte nicht die geringste Beziehung zu den Kelten.

Auch die Erklärung, daß Krishna das Brahmanentum bestätigte, ist falsch. Alle Großen Lehrer gehörten der Kshatriya Kaste an, die in alten Zeiten für die höchste gehalten wurde. Es gibt viele Legenden, die berichten, daß die Brahmanen tatsächlich von den Kshatryas lernten und nicht umgekehrt. Erst mit dem Niedergang des hohen und heroischen Geistes der Völker, die das alte Aryavarta bewohnten, nahmen die Brahmanen die Macht in ihre Hände. Diese Aneignung der Priorität war und ist schmerzlich für Indien.

Außerdem war Krishna von königlicher Geburt, er war selbst ein König, und seine ganze Lehre ist von einem edlen, mutigen Geist durchdrungen, sie gipfelte sogar in einem sehr schönen Gedicht, das den großen Kampf auf dem Feld von Kurukshetra geweiht war. Alle Legenden über Krishna, den Kuhhirten, der seine Zeit mit Tanzen und Flötenspielen in Gesellschaft von Kuhhirten und Milchmädchen verbrachte, sind eine spätere Entwicklung der Volksphantasie, die ihren Ursprung bei den Stämmen drawidischer Herkunft hatte. Die Drawiden gehören zur vierten Rasse, und in der Heiligen Lehre sind Hinweise, daß die Basken die Nachfolger von Drawidenstämmen sind, die nach Europa auswanderten. Auch die Zigeuner können Indien als ihr Herkunftsland betrachten, aus dem sie verbannt wurden.

Rama, der Aryer, kämpfte mit den Nachkommen der Atlanter von der Insel Lanka, und seine Verbündeten waren die kriegerischen drawidischen Stämme, die eine große Ehrerbietung für Affen entwickelt hatten. Diese Ehrerbietung war ein Überbleibsel des alten Wissens über die Abstammung des menschenähnlichen Affen vom Menschen. In der Folklore war dieses Wissen also mit Phantasie verwoben, und Hanuman, der Führer der Drawiden, nahm das Bild eines Affen an.

Ich rate Dir, sehr vorsichtig zu sein, wenn Du Informationen aus den Werken von Schure entnimmst. Seine Bücher können viele Bewußtseine anregen, aber man sollte Urteilskraft anwenden und die Ausschmückungen durch die menschliche Phantasie beiseitetun, die Schönheit auf Kosten der Wirklichkeit hervorbringt. Was Moses anbetrifft, so war er kein Ägypter, sondern ein Jude, er kann nicht feindselig gegen die Frau gewesen sein, denn er war ein Eingeweihter. Laß das in Deinem Werk stehen, was Du über Pythagoras angeführt hast.

Aber Deiner Behauptung stimme ich nicht zu, daß die größere Lebenskenntnis durch das männliche Prinzip kommt. Die Tragik des Lebens berührt die Frau mehr als den Mann, und wir wissen, daß Leiden ein großer Lehrer ist. Wir sollten auch die Fähigkeiten und Talente der Frau nicht herabsetzen. Gib der Frau eine richtige Ausbildung und die Möglichkeit, direkt am Aufbau des Lebens (eilzunehmen, und sie wird dem stärkeren Geschlecht an gesundem Menschenverstand nicht nachstehen, Nach der Definition eines gewissen Denkers besteht das Genie aus einem Drittel Fähigkeit und Zweidrittel schwerer und systematischer Arbeit. Die Wunder des Genies sind stets die Wunder der Arbeit. Aber was in den Augen gewöhnlicher Menschen schwere Arbeit ausmacht, ist für ein Genie immer eine Freude. Daher hat sich die Frau überall, wo die Umstände für solche Arbeit günstig waren, dem stärkeren Geschlecht gegenüber behauptet. Und jetzt haben mehrere hervorragende Wissenschaftler endgültig erklärt, daß kein Grund vorliegt, die intellektuellen Fähigkeiten der Frau für geringer zu achten als die des Mannes. Logisch betrachtet sollte dies so sein, denn der Geist hat kein Geschlecht, das letztere gehört zum Bereich der Formen. Darum ist jede Herabsetzung unwissend. Allen solchen Spottern sollten wir die Antwort zitieren, die Buddha einem weiblichen Jünger gab. Diese fragte, wie sie mit dem begrenzten Verstand einer Frau das Wissen und den Zustand von Nirvana erlangen könnte, das selbst für die Weisen so schwer erreichbar ist. Er sagte: „Wenn das Herz ruhig ist, wenn das Bewußtsein entfaltet ist, dann wird die Wahrheit erkannt. Aber wenn man denkt, ich bin eine Frau oder ich bin ein Mann, oder ich bin dieses oder jenes, dann sollte man besorgt über Mara sein.» „Die Pforten der Unsterblichkeit stehen allen Wesen offen. Wer Ohren hat, sollte sich nähern und auf die Lehre hören und Glauben haben.»

Der Organismus einer Frau offenbart in sich selbst eine Synthese, und darum besitzt die Frau alle kosmischen Energien und die schöpferische Energie in größcrem Maße. Es ist daher falsch zu glauben, daß die Frau der unabhängigen schöpferischen Fähigkeit beraubt ist. Zur Entwicklung irgendwelcher Fähigkeiten sind jedoch ständige Übung und auch passende Bedingungen nötig. Übrigens sind Flüge in die fernen Welten das Vorrecht der Frau. Vielleicht ist dies der Grund, warum so viele Frauen gegenwärtig ihr Interesse dem Flugsport zuwenden.

Auf allen Gebieten der Wissenschaft, der Kunst, der Sozialarbeit und der Regierung hat sich die Frau als fähig erwiesen, die größten Höhen zu erreichen, wenn die Umstände günstig waren. Unter den Namen von Frauen, die Du erwähnst, sollte auch der des mathematischen Genies Sophie Kowalewsky einbezogen werden, deren Bild mir außerordentlich nahesteht. Die Pariser Akademie ehrte sie mit dem Prix Bordin in einem Wettbewerb, an dem alle hervorragenden Mathematiker teilnahmen. Die Aufgabe, die für den Wettbewerb gestellt wurde, war „Die Theorie der Bewegung eines festen Körpers um einen unbeweglichen Punkt an einer wichtigen Stelle zu vervollständigen.»

Genau dasselbe Problem wurde sechs Jahre lang von der Berliner Akademie gestellt, ohne irgendwelche Resultate zu erzielen. Die Lösung von Mme Kowalewsky war so bemerkenswert, daß der Preis verdoppelt wurde, um dieses außerordentliche Verdienst für die Wissenschaft zu betonen. Kowalewsky starb im Jahre 1891 im Alter von 41 Jahren, als sie großen Ruhm erlangt hatte und sogar in ihrem eigenen Vaterland anerkannt wurde. Sie wurde zum Mitglied der St. Petersburger Akademie der Wiossenschaften ernannt. Bei all dem sollten wir die Schwierigkeiten nicht vergessen, die sie überwinden mußte. Damals durften keine Frauen an den Universitäten studieren, was notwendig machte, daß sie nach Heidelberg und Berlin ging, um privatim bei den dortigen mathematischen Berühmtheiten zu studieren. Im Jahre 1874 verlieh ihr die Universität Göttingen den Doktortitel in absentia für drei ihrer eingesandten Dissertationen. Eine davon befaßte sich mit der Theorie von partiellen Differentialgleichungen und wird für eine ihrer beachtenswertesten Arbeiten angesehen. Äußer ihren hervorragenden mathematischen Fähigkeiten war sie auch Schriftstellerin. Ihre Romane Vera Worontzowa, Der Nihilist, Die Schwestern Rajewski und auch ihre Autobiographie (leider unvollendet) beweisen ihr literarisches Talent. Wir sollten auch ein anderes Genie nicht vergessen - H.P. Blavatsky - die noch immer nicht völlig anerkannt worden ist Auch Marie Sklodowska-Curie, deren Tochter die Forschungsarbeit ihrer Mutter fortsetzt und bemerkenswerte Resultate erzielt hat. Und die vielen anderen talentierten Frauen - Schauspielerinnen, Malerinnen, Dichterinnen aller Nationalitäten. So viele weise Führerinnen, Kämpferinnen und große Heilige unter den Frauen! Das Bild der Heiligen Theresa, der Spanierin, ist nicht geringer als das des Franz von Assisi. Wir sollten uns auch an die alten Zeiten erinnern, in denen trotz der Tatsache, daß der männliche Egoismus stets versuchte, die Errungenschaften der Frauen zu verschweigen, immer einige erleuchtete Geister waren, die sich dieser schändlichen Schwäche nicht unterwarfen. Es wäre gut, auch das verleumdete Bild Aspasias zu erwähnen. Sokrates pflegte sie seine Lehrerin zu nennen, und der große Plato erwähnt sie ehrerbietig in seinen Schriften. Auch übertraf die Regierung des weiblichen Pharaos Hatshepsut durch ihre vielen nützlichen Reformen die vieler Pharaonen. Und war sie nicht diejenige, die durch ihre weise Herrschaft den Weg für die späteren Siege Thutmosis III bahnte?

Nach der Heiligen Lehre begann der Fall der Menschheit mit der Zeit der Erniedrigung des Weiblichen Prinzips. Daher sollte die Frau am Anfang der Epoche der Mutter der Welt erkennen, daß sie selbst alle Kräfte in sich hat, und in dem Augenblick, wo sie die jahrtausendealte Hypnose ihrer scheinbar rechtmäßigen Unterordnung und mentalen Unterlegenheit abwirft und sich mit einer vielseitigen Ausbildung befaßt, wird sie in Zusammenarbeit mit dem Mann eine neue und bessere Welt erschaffen. Es ist wirklich notwendig, daß die Frau selbst die unwürdige und äußerst unwissende Behauptung über ihre passive Aufnahmefähigkeit und daher Unfähigkeit, unabhängig zu erschaffen, zurückweist. Aber im ganzen Kosmos gibt es kein passives Element. In der Kette der Schöpfung wird jede Offenbarung abwechselnd relativ passiv und aktiv, gebend oder empfangend. Der Kosmos bestätigt die Größe des schöpferischen Prinzips der Frau. Die Frau ist eine Personifizierung der Natur, und die Natur lehrt den Menschen, nicht der Mensch die Natur. Mögen darum alle Frauen die Größe ihres Ursprungs erkennen und nach Wissen streben. Wo Wissen ist, dort ist Macht. Die Legenden des Altertums schreiben der Frau tatsächlich die Rolle der Hüterin des heiligen Wissens zu. Möge sie sich deshalb auch an ihre verleumdete Stammutter Eva erinnern und wieder auf die Stimme ihrer Intuition hören, und die Frucht nicht nur essen, sondern auch so viele Bäume pflanzen wie möglich, die Früchte der Erkenntnis des Guten und Bösen tragen. Und wie zuvor, als sie Adam seiner langweiligen, sinnlosen Wonne beraubte, sollte sie ihn heute zu einem noch weiteren Ausblick und einem majestätischen Kampf mit dem Chaos der Unwissenheit für ihre göttlichen Rechte führen.

Zum Schluß möchte ich noch hinzufügen, daß die Frauen unverzüglich anfangen müssen, sich auf allen Gebieten zu vervollkommnen, und dies geschieht nicht plötzlich. In erster Linie haben wir Frauen sehr viel zu überwinden. Wir sollten vor allem ein Gefühl für unsere eigene Würde entwickeln und lernen, uns mutig auf unsere eigene Kraft und unser eigenes Wissen zu verlassen und sowohl an der Verantwortung für den großen Aufbau für das Allgemein wohl teilnehmen als auch die Verantwortung zu übernehmen.


16. August 1937

So oft, wenn wir in die Vergangenheit zurückblicken, schämen wir uns und sind traurig, daß wir uns erlaubten, betrübt oder beunruhigt über die Sorgen des täglichen Lebens zu sein. Unser Herz sollte so fest auf den erwählten Pfad gerichtet sein, daß Schwankungen in unserer Umgebung unser Gleichgewicht nicht stören können. Dies bedeutet nicht, daß wir uns an Gleichgültigkeit gewöhnen, sondern vielmehr den Brennpunkt unserer Aufmerksamkeit einfach verlegen sollten. Alle Gefühle desjenigen, der die große Gemeinschaft des Dienstes mit seinem Herzen angenommen hat, müssen dem hauptsächlichen Streben untergeordnet werden. Wahrlich, der Pfad des Herzens ist leicht, und durch den Silberfaden fließt der Strom des Mutes und der Freude unaufhörlich. Nur im Herzen, in dieser „Sonne der Sonnen» sind alle unsere Errungenschaften und unsere Glückseligkeit. Die Glückseligkeit, die durch das Entzünden der Feuer des Herzens erlebt wird, übertrifft die Erleuchtung, die dem Aufstieg der Kundalini folgt. Aber alle Yoga-Autoritäten stimmen darin überein, daß die schwierigste Errungenschaft ist, die Feuer des Herzens zu entzünden, weil das Herz zu diesem Zweck erst von allen belastenden Gedanken gereinigt werden muß. Rate jedem, das Leben seines Herzens zu beobachten. Sie sollten keine bösen Gedanken erlauben. Ein einziger böser Gedanke kann die Bemühungen vieler Jahre hinwegfegen.

Augenblicklich senden wir viele Gedanken zu dem vorgeschlagenen Kongreß. Dort sollte der erste Grundstein der Einigkeit für die zukünftigen gemeinsamen weiten kulturellen Pläne gelegt werden. Das Allerhöchste und Würdigste ist dort angebracht, wo die Grundlagen der Lehre des Lebens, der Kultur und der Schönheit gelegt werden.

Je größer der Mensch, desto schneller reagiert er auf alle Aufklärung. Kleine Bewußtseine haben keinen Horizont, und es ist fast unmöglich sie zu zwingen, ihren Hühnerkorb zu verlassen. Es ist traurig, wenn Menschen mit kleinem Bewußtsein bedeutende Stellungen bekleiden. Diese kleinen Bewußtseine können in zwei Arten eingeteilt werden. Die erste Art fürchtet sich stets, daß sie ihre Würde herabsetzen könnten und darum leugnen sie alles ab, was über ihr Verständnis hinausgeht und weisen es zurück. Die Zweiten stellen sich alles in einem verkleinerten Maßstab vor, weil sie das Bewußtsein nicht über unwichtige augenscheinliche Gewißheiten hinausheben können. Beide sind beinahe gleich schädlich in ihren Folgen. Wir sind vor langer Zeit übereingekommen, stets und bei allem die längste Grenze zu ziehen und dem größten Maßstab zu folgen. Der Nutzen eines solchen Verhaltens ist an sehr einfachen Beispielen zu erkennen. Um den Fluß zu überqueren, wird jeder erfahrene Steuermann raten: „Richte das Steuer mehr stromaufwärts, denn ohne Rücksicht darauf wirst du doch stromabwärts getrieben.» So wird auch in der Lehre beständig darauf hingewiesen, so hoch wie möglich zu streben. Die Spirale des Strebens wird unvermeidlich abnehmen, aber je höher sie angestrebt wurde, desto höher wird ihr nächster Ausgangspunkt sein. Ein kleines Bewußtsein beginnt alles von unten her, das erweiterte Bewußtsein von oben. Ich werde einen Paragraphen aus Bruderschaft anführen:

„Der Gedanke über das Erkennen der Offenbarungen von unten oder oben ist richtig. Gewöhnlich wird Erkenntnis zugleich mit dem Wachstum des Bewußtseins erlangt. Es wird einem Menschen schwer, sich emporzuheben, es ist, als ob er dem Berggipfel entgegenkletterte. Das, was er oberhalb seines Bewußtseins hängen sieht, bedrückt ihn. Viele Begriffe scheinen schwer zu sein, und er fängt an, sie zu venneiden. Doch es gibt noch eine andere Möglichkeit der Erkenntnis - der Mensch hebt sein Bewußtsein heroisch empor und beobachtet die Offenbarungen dann von oben. Auf diese Weise wird die komplizierteste Offenbarung anscheinend unterhalb seines Bewußtseins sein und leicht verstanden werden. Die zweite Möglichkeit der Wahrnehmung ist der Pfad der Bruderschaft. Durch strenge und inspirierte Maßnahmen erweckt er das Bewußtsein und führt es empor, um die kompliziertesten Offenbarungen um so leichter zu erkennen. Diese Möglichkeit des Emporhebens des Bewußtseins ist besonders notwendig in einer Zeit des Drucks und der Anhäufungen. Es kann in jedem intelligenten Lehrsystem angewandt werden, aber es sollte als Pfad der Bruderschaft bekannt sein.» (Bruderschaft, 595)

Noch ein Paragraph, der recht wichtig für die Kenntnis der Jünger ist:

«Je stärker das Licht, desto undurchdringlicher die Dunkelheit. Dieses Sprichwort wird ebenfalls nicht verstanden, während es einfach angenommen werden muß. Man sollte nicht glauben, daß Dunkelheit durch Licht zunimmt. Licht offenbart die Dunkelheit und vertreibt sie dann. Der Lichtträger sieht auch die dunklen Schaftten. die bei der Annäherung des Lichtes verschwinden. Die Furchtsamen nehmen an, daß Dunkelheit sie überfallen wird, so denkt Schüchternheit, und das Licht zittert in ihren Händen, und infolge dieses Zitterns aus Furcht werden die Schatten belebt und treiben Possen. In allem ist Furcht ein erbärmlicher Ratgeber.

Die Neophyten der Bruderschaft werden in bezug auf Furcht geprüft. Ihnen wird eine äußerst hoffnungslose Situation gezeigt und man wartet, um zu sehen, welche Lösung der Prüfling wählen wird. Sehr wenige werden denken: «Wovor sollte man sich fürchten, da die Bruderschaft hinter uns steht?» Gerade eine solche Prämisse befreit den Menschen von Furcht und bringt eine freie, nützliche Entscheidung an den Tag. Aber meistens wird ein Mensch sofort besorgt, gereizt und mit Imperil erfüllt, ehe er an die Bruderschaft denkt. Eine Bitte von einem, der voller Gift ist, wird nicht nützlich sein. Das Licht der Wahrheit ist das Licht des Mutes, das Licht der Hingabe - mit diesen Worten beginnen die Satzungen der Bruderschaft.» (Bruderschaft, 580)

«Einige werden Euch sagen: «Wir sind bereit, die Grundlagen der Bruderschaft zu verstehen. Wir sind bereit, Zusammenarbeit aufzubauen, aber wir sind von so unerträglichen Umständen umgeben, daß es unmöglich ist, größere Bereitschaft zu offenbaren». Es können wirklich Umstände vorliegen, die es nicht gestatten, das in die Praxis umzusetzen, wofür das Herz bereit ist. Wir sollten unschuldige Mitarbeiter keiner Gefahr aussetzen, sie können ihre Fähigkeiten unter anderen Umständen anwenden. Sie sollten Bruderschaft vorläufig in ihren Gedanken aufbauen. Mit einem solchen Bau können sie die Umgebung reinigen, und solche Gedanken werden heilsam sein. Aber sie sollten nicht in Eingebildetheit verfallen und glauben, daß es genug ist. gedanklich zu bauen. Nein, der Wanderer wird die Offenbarung der Errungenschaft mit menschlichen Füßen und Händen bestätigen. Obgleich wir Besorgnis für die Überlasteten zeigen werden, wollen wir sie doch warnen, sich keiner ungerechtfertigten Furcht hinzugeben. Man kann Bruderschaft nicht in Erwägung ziehen, wenn der Verstand durch Furcht eingeengt ist. Die beste Annäherung zur Bruderschaft kann durch Furcht verdunkelt werden. Wir sollten nicht vergessen, daß die Menschen daran gewöhnt sind, sich jederzeit vor allem zu fürchten.» (Bruderschaft, 582)

Nun Deine Fragen. Mir scheint, ich sprach in meinem vorhergehenden Brief darüber, daß Psychische Energie die primäre Energie ist, daher sind alle anderen Energien nur ihre Diffenrenzierungen.

1. Prana ist genau dieselbe psychische Energie in ihrer Qualität der Lebenskraft, die überall verbreitet ist und vom Menschen durch Atmen absorbiert wird.

2. Kundalini ist dieselbe Energie, die durch bestimmte Zentren wirkt und den Menschen von der Erde trennt und ihm ein Gefühl unirdischer Wonne verleiht.

3. Fohat, oder kosmische Elektrizität, ist die Grundlage aller elektrophorischen Erscheinungen, und unter ihnen wird der Gedanke die höchste Qualität dieser Energie sein.

4. Tushita ist dasselbe wie Deva-Loka oder die himmlische Wohnstätte der Götter (der Höchsten Geister) innerhalb der Grenzen der Feurigen Welt.

5. Levitation kann durch die Störung des Gleichgewichts in der Polarität des Magnetismus erklärt werden, wenn der negative Pol mit der größeren Stärke wirkt.

6. Und „der Geist... kann bis zur vierzehnten Stufe des Hörens erkennen» bedeutet die äußerst verfeinerte Tonleiter in der Qualität der Abstufung von Tönen, die gegenwärtig für unser irdisches Gehör fast unerreichbar ist. es mag jedoch sogar vierundzwanzig solcher Abstufungen geben. So sind die Ohren der Inder empfänglich für eine viel umfangreichere Abstufung als die Ohren der Europäer.

7. „Das Lunare Leben muß überwunden werden ...» bezieht sich auf das halbbewußte Leben, das von der Mehrzahl der Menschenwesen geführt wird. Abgesehen von den seltensten Ausnahmen kam die Menschheit vom Mond zu unserem Planeten. Und es ist wirklich Zeit, daß die Menschheit ihre Evolution beschleunigt, aber leider hat gerade die Mehrheit den lunaren Zustand noch nicht verlassen.

8. „Ein Lächeln für Meine Feinde wird sich in eine Grimasse umwandeln ...» Zweifellos verurteilt sich jeder selbst, der den Feind des Großen Lehrers aus Furcht oder Gedanken an Gewinn anlächelt durch eben diese Tatsache, und ein solches Lächeln wird sich schließlich in eine Grimasse des Schreckens verwandeln.

9. Dgul Nor ist einfach ein mongolischer Name.

10. Es gibt verschiedene Grade des Alkoholismus, und jemand, der einen beträchtuchen Grad hypnotischer Kraft besitzt, kann zweifellos gewisse Stadien bei Alkoholismus heilen. Alles hängt vom Zustand des Organismus des Kranken oder Besessenen ab. Die Hypnosebehandlungen sollten lange Zeit fortgesetzt werden.

Ich will noch mehr über psychische Energie hinzufügen. Psychische Energie ist ALLES. Da psychische Energie die primäre Energie ist, liegt sie der offenbarten Welt zugrunde. Psychische Energie prägt der plastischen Substanz Bilder ein. Psychische Energie ist Fohat, sie ist der Heilige Geist, sie ist Liebe und Streben. Psychische Energie ist die Synthese aller Nervenausstrahlungen. Psychische Energie ist das große AUM. Wenn wir ein beständiges, ununterbrochenes Streben zum Licht in all seinen Erscheinungen in uns entwickeln, wird es das Anwachsen und die Entwicklung dieser Energie zur Folge haben. Das Streben nach Vervollkommnung der Qualität ist jederzeit und bei allem der kürzeste Pfad zur Entwicklung und Verfeinerung der psychischen Energie.


19. August 1937

Ja, es ist traurig zu beobachten, wie die Menschen das Kostbarste, nämlich die Zeit, dadurch verschwenden, indem sie auf der Stelle treten oder Wasser in einem Sieb tragen. Ich liebe den Ausspruch Peters des Großen: „Zeitverschwendung gleicht dem Tod.» Das Ausbleiben unabhängiger Handlung ist der Hemmschuh sehr, sehr vieler. Es ist ein seltsames Paradoxon, daß sie sich, obgleich sie bei allem auf Anweisung warten, trotzdem oft gegen das hierarchische Prinzip aullehnen. Die Schwierigkeit liegt auch in der Tatsache, daß jeder Zwang zwecklos ist, weil nur das stark und wertvoll ist, was vom Bewußtsein und vom Herzen hervorgebracht wird. Man muß die Menschen vorsichtig zu der Erkenntnis lenken, die nützlich für sie ist. Aber zuweilen erfordert dies so viel Zeit und Geduld, daß man Angemessenheit anwenden und entscheiden muß, ob die betreffende Person eine solche Verausgabung von kostbarer Kraft wert ist.

Sicherlich ist es nützlich, ein gewisses Verständnis für Astrologie zu haben. Wenn man Horoskope studiert, sollte man jedoch stets berücksichtigen, daß der freie Wille des Menschen bei allem der stärkste Faktor ist und viele Zeichen ändern kann. Außerdem können sich die schwierigsten Zeichen als diejenigen erweisen, die am meisten zum Erfolg beitragen. Der eine wird aus kleinen Zeichen ein großes Bauwerk schaffen, der andere aus den besten Möglichkeiten nur einen Hühnerkorb hervorbringen. Gewöhnlich haben alle großen Geister ein schwieriges Horoskop. Die Wissenschaft der Astrologie ist sehr kompliziert. Wer sie studiert, und besonders der, der die Zeichen ausdeutet, muß eine Ansammlung psychischer Energie besitzen. Der wichtigste Schlüssel zur Astrologie ist für den Westen verloren gegangen. Außerdem war der gelehrte Astrologe in alten Zeiten auch ein Handliniendeuter und konnte zuweilen auch die Auren der Menschen lesen. Nur ein solches kombiniertes Wissen kann eine richtige Definition des Charakters und seines Schicksals ergeben. Aber über allem steht das geheime Wissen der Astrologie, das den gewöhnlichen Sterblichen unzugänglich ist. Dieses Wissen besitzen die Großen Lehrer der Menschheit.

Ich bin nicht überrascht über Dein Horoskop, denn woher sollte sonst eine derartige Verfeinerung der Gefühle kommen! Das irdische Leben ist schwer für Menschen mit verfeinerten Gefühlen, aber andererseits können sie Flüge und Verzückungen des Geistes erlangen, von denen die meisten Erdbewohner nicht einmal träumen. Ich liebe einen Vergleich, der in buddhistischen Schriften oft zitiert wird: „Eine kleine Daune, die auf die Hand fällt, ist nicht fühlbar, aber wenn sie ins Auge gelangt, verursacht sie Schmerzen. Die Handfläche kann mit einem groben, unwissenden Menschen verglichen werden, das Auge mit einem verfeinerten Weisen!»

Es wäre eine nützliche Aufgabe gewesen, alles aus den Büchern der Lehre aufzuschreiben, was über Zweifel gesagt wird - diese schreckliche Kreuzotter - und diese Hinweise oft in den Gruppenversammlungen zu lesen. Es gibt tatsächlich kaum jemand, der diesen schrecklichen Besucher nicht gern mit aller Macht veitreiben möchte. Alle Großen waren gerade darum groß, weil sie keinerlei Zweifel hegten. Die Abwesenheit von Zweifel ist das „Sesam-öffne-dich» für alle Errungenschaften. Schenke allen, die zweifeln, besondere Aufmerksamkeit. Sie sollten diesem Zerstörer und Vergifter der ganzen umgebenden Atmosphäre nicht erlauben, sich in ihnen einzuwurzeln. Wahrscheinlich hast Du bemerkt, was für ein gesundes Gefühl man hat, wie leicht es ist zu atmen, welch eine freudige Schöpferkraft vorhanden ist trotz der vielen Schwierigkeiten des Lebens, wenn man in der Gegenwart derer ist, die großen Glauben besitzen oder vielmehr von der Existenz der Feste des Wissens und der Liebe und jener beständigen Fürsorge wissen, die die Großen Lehrer auf alle Mitarbeiter des Guten ausströmen. Diese Hilfe und Fürsorge ist voller Weisheit und Zieltauglichkeit und entspricht daher nicht immer unseren recht kurzsichtigen Erwartungen und Hoffnungen. Aber das Herz, das mit dieser Feste in Kontakt ist, wird die unsagbare Freude dieses direkten Wissens, das in alle Ewigkeit nicht vergessen werden kann, durch alle Gefahren hindurchbringen. Und nun will ich Deine Fragen beantworten:

1. In Hierarchie, Paragraph 247, ist das Manvantara der sechsten Rasse gemeint. Ihre Auswahl hat bereits begonnen.

2. Aus dem bloßen Sinn des Wortes Manu wird deutlich, daß die Große Individualität, die diesen Namen trägt, eng mit dem Begriff des Weltlehrers oder des Lehrers der Lehrer verbunden ist. Wer, wenn nicht Manu, schlägt den Grundton an oder führt seine eigene Schwingung ein, die während einer bestimmten Runde widerhallen muß? Wer bringt die erste Verkündigung? Wahrhaftig der Manu, der sich am Ende und am Anfang jeder Runde offenbart.

Eine Planetenrunde umfaßt die Geburt und das Ende aller sieben Rassen. Sie steht unter der Führung ein und derselben Individualität während ihrer ganzen Dauer. Darum wurde in der Geheimlehre erklärt, daß der Herr Maitreya in der sechsten und siebenten Rasse erscheinen wird.

3. Gewiß, es gibt Zeitalter von verschiedener Dauer. Wenn man den esoterischen Schlüssel besitzt, kann man sogar in der entstellten Bibelübersetzung viel Ähnlichkeit mit allen Lehren des Altertums finden.

4. So kann sich der Bericht über die Gemeinschaft auf dem Zionshügel auf die Wohnstätte der Großen Bruderschaft in der Subtilen Welt beziehen. Im zweiten Teil der Bruderschaft heißt es: „Wir haben vollständige Festen in der Subtilen Welt. Ihr kennt bereits ihre Namen, Ihr habt schon von dem erstaunlichen Baum und von den Bauwerken gehört, die durch Gedanken errichtet worden sind. Man sollte diesen Umstand mit voller Klarheit erkennen, um sich auf den Weg nach Dokyood zu begeben. Gedanken, die nicht von Zweifeln gehindert sind, werden zu Unseren überirdischen Wohnstätten führen. Der Ashram im Himalaya ist in ständiger Verbindung mit den Bewohnern der Subtilen Welt, und der irdische Kampf hallt in der Subtilen Welt wider und gleichfalls der Donner. Die Menschen wollen diese Wechselbeziehung nicht verstehen, darum halten sie Armageddon nur für einen irdischen Konflikt der Nationen. Die wichtigste Region von Armageddon bleibt unangenommen. Doch wie kann man an etwas teilnehmen, wenn man nur einen kleinen Teil der Ereignisse kennt? Wir bestätigen, daß in der Subtilen Welt ein viel mächtigerer Kampf stattfindet als auf Erden. Wahrlich, sehr viel vom welträumlichen Kampf wird auf Erden widerhallen. Die Erde versucht oft, die Menschen vor großer Gefahr zu warnen, aber vergebens.»

5. Tushita ist auch eine Feste der Bruderschaft innerhalb der Grenzen der Feurigen Welt. Es ist richtig, Wechselbeziehungen in allen Religionen zu finden.

Ich bin nicht gegen die Bücher von Kryschanovsky, St. Ives d'Alveidre und Schure oder ganz allgemein gegen diese Art von Büchern. Viele Köpfe brauchen de, phatastische Themen zur Inspiritation. Man sollte solche Bewußtseine nicht geringschätzen. Sie können nicht mit der grauen Alltäglichkeit zufriedengestellt werden und fühlen instinktiv, daß irgendwo eine andere, schönere Wahrheit existiert. Darum werden sie von allem Ungewöhnlichen angezogen. Und sie haben recht, weil es jene Wirklichkeit gibt, die alle menschlichen Vorstellungen übertrifft. Aber diese Wirklichkeit ist so weit von unseren begrenzten irdischen Vorstellungen entfernt, daß keine Phantasie sie ganz erfassen kann. Wenn wir nach dem Ungewöhnlichen und Phantastischen suchen, sollten wir jedoch nicht vom Gleichgewichtspunkt zwischen Verstand und Herz abweichen. Erst müssen wir uns auf der unveränderlichen Grundlage wahrer Schönheit bestätigen. Aber der Haken dabei ist, daß die Mehrheit Schönheit noch immer mit dem Pomp und heuchlerischen Glanz des Luxus und mit der schrecklichen Vulgarität und Armut der Gedanken verbindet.

Alles, was Du über anpassungsfähige Bewußtseine sagst, die das Herz erfreuen, steht mir nahe. Aber ich weiß auch, daß es viele andere gibt, die sozusagen wie Glasgefäße oder zuweilen auch wie Dynamit behandelt werden müssen. Beispielen davon begegneten wir auf unserer Lebensreise. Es war traurig zu beobachten, wie ausgezeichnete Fähigkeiten keine richtige Entwicklung erhalten konnten auf Grund einer dynamischen Halsstarrigkeit, Empfindlichkeit oder Eifersucht, denen unfehlbar Mißtrauen folgte. Ein solches Herz ist in totaler Einsamkeit innerlich verschlossen, und da es keine Nahrung erhält, verdorrt es.


2. September 1937

Ich bin immer gegen das Verbreiten persönlicher Erfahrungen. Hauptsächlich weil dadurch sozusagen ein fertiges Programm oder ein unbeschriebenes Blatt zur Ausschmückung mit bestimmten Mustern angeboten wird. Wenn sie solche Beschreibungen gelesen haben, beginnen viele empfindsame, psychisch veranlagte Menschen sofort, ähnliche Erscheinungen zu sehen und zu fühlen. Der Wert besteht gerade darin, daß jeder seine eigenen feurigen Erlebnisse unabhängig beobachten sollte, denn diese Offenbarungen sollten nicht eingegeben werden, außerdem sollten sie in jedem Individuum anders sein. Darum ist es so wichtig, daß ernsthafte Forscher ihre Beobachtungen aufschreiben, um sie dann später zu vergleichen.

Die Frage: „Wie kann ein unvollkommenes Menschenwesen an die Lehre herantreten?» sollte auch mit einer Frage beantwortet werden: „Und wo sind die Vollkommenen?» Außerdem unterscheidet sich das Kriterium der Großen Lehrer beträchtlich vom irdischen Kriterium. Oft ist der äußere Mensch viel besser als der innere, und der Lehrer beachtet gerade den inneren Menschen. Außerdem besteht unsere Aufgabe nicht darin, Engel zu erschaffen, soll sich die Kirche mit dieser Aufgabe befassen! Übrigens beweist die jahrtausendelange Existenz der Kirche und ihre weltweite Ausbreitung und Herrschaft, daß ihr dies offensichtlich nicht gelungen ist - die Resultate sprechen für sich selbst. Unsere Aufgabe ist viel bescheidener. Wir möchten einfach denen, die zu uns kommen, helfen, ihr Bewußtsein wenigstens ein bißchen zu erweitern und eine Antwort auf viele Lebensfragen zu erhalten, die die Kirche nicht geben konnte. Die Bücher der Lehre des Lebens geben in ihrem kosmischen Umfang tatsächlich Antworten auf alle Fragen. Darum sollten wir nicht nach Engeln suchen, sondern uns mit Menschen befassen.

Die größten Mysterien können nicht mit menschlichen Worten erklärt werden. Die Erhabenheit und Schönheit der Unbegrenztheit können unseren begrenzten Vorstellungen oder unserer Terminologie nicht einverleibt werden. Sie müssen innerhalb der Grenzen des Unsagbaren bleiben. Ich erinnere mich, daß wir, als wir noch in Rußland waren, den Dichter Block fragten, warum er die religiös-philosophischen Versammlungen nicht mehr besuchte. Er antwortete: „Weil sie dort über das Unaussprechliche reden!» Laß Dein Feingefühl Dir eingeben, wo die Grenze der menschlichen Interpretation liegt und wo das Unaussprechliche beginnt.

Im ewigen Strudel des Lebens, im Verlauf des Evolutionsprozesses wird die große Bestimmung des Menschen als Mitarbeiter des Kosmos bei der Unterstützung des Gleichgewichts des Kosmischen Lebens immer offenkundiger werden. Welten werden erzeugt und aufgelöst, während der Mensch, nachdem er alle seine Gefühle im Feuer des Geistes umgewandelt hat, zu einem Übermenschen verklärt wird und einen Platz inmitten der Höchsten Geister einnimmt und somit in der Ewigkeit lebt. Die Höchsten Geister sind Mitarbeiter des Großen Architekten und der Mutter Natur - sie sind die Erbauer von Welten und Führer von Nationen.

Im Osten ist viel über die Zentren bekannt, aber dem Europäer ist nur ein kleiner Teil dieses Wissens tatsächlich zugänglich. Teilweise, weil die Sprache schwer zu erlernen ist, aber hauptsächlich wegen der Heiligkeit dieses Wissens.

Tatsächlich ist der subtile Körper etwas größer als der physische, trotzdem ist es falsch anzunehmen, daß er nicht im physischen Körper untergebracht werden kann. Er wird nur größer, wenn er austritt. Tatsächlich sind alle Körper innerhalb der physischen Hülle enthalten. Alle Bilder von einem Menschen mit dem Lotus über seinem Kopf sind nur bildlich, ebenso wie die Namen der Zentren, die Lotusse genannt werden. Die Zahl der Blütenblätter entspricht den Zweigen der Nervenzentren.

Alle Hinweise in bezug auf Größe, Farbe und Zahl der Blütenblätter der Lotusse sind relativ, man sollte die Individualität aller Offenbarungen nicht vergessen.

Was den Auswuchs oben auf dem Kopf betrifft, während der Zeit des Öffnens des Gehirnzentrums, so sollte auch dieser als ein Symbol verstanden werden. Das Öffnen eines Zentrums ist stets von einer Erweiterung der Blutgefäße begleitet, was eine gewisse Schwellung verursacht, aber kein Hervortreten des Knochens. Auf vielen Bildern von Buddhas und Bodhisattvas kann man diesen symbolischen Auswuchs oben auf dem Kopf sehen. Er wird Ushnisha genannt und ist als Symbol des Öffnens des Gehirnzentrums bekannt. Wenn die Tibeter das öffnen des dritten Auges symbolisieren wollen, versehen sie Heiligenbilder mit einer Warze zwischen beiden Augenbrauen. Hellhören wird auf Heiligenbildern gewöhnlich durch enorme Ohren symbolisiert.

Die Berührung der Mutter der Welt sollte als Offenbarung der Primären Energie verstanden werden. Die Kundalinienergie wird in Indien die Macht der Mutter genannt.

Die Entwicklung des Herzens ist in unserem Zeitalter die Hauptaufgabe. Die Kundalini kann nicht mit voller Kraft wirken, wenn das Herzzentrum nicht entwickelt ist. Wahrlich, die Feuer des Herzens verleihen die Empfindung einer unaussprechlichen Wonne. In diesem Zeitalter der Wiederannäherung der Welten wird das Herz-Zentrum besonders verstärkt. Es ist jedoch noch schwerer, die Feuer des Herzens zu entzünden, als das Emporsteigen der Kundalini zu vollbringen.

Das Kelchzentrum befindet sich in der Nähe des Herzens inmitten der Nervenknoten. Der Kelch ist der Brennpunkt aller Ausstrahlungen. Das ist der Brennpunkt, in dem und durch den alle Ausstrahlungen des Samens des Geistes gebrochen und verbreitet werden. Der Kelch bildet ein Dreieck zwischen dem Herzzentrum und dem Sonnengeflecht. Es befindet sich oberhalb des Sonnengeflechts in gleicher Höhe mit dem Herzen. Der Kelch gehört zu jenen Nervenknoten, die noch nicht erforscht worden sind. In den Heiligen Schriften der ältesten Zeiten wurde das Kelchzentrum die „Himmlische Achse» genannt.

In der Tat „Sehr selten ist der Kelch zum Überfließen voll. Als ein Synthesezentrum bewahrt der Kelch die wesentlichsten, unbeschreiblichsten Ansammlungen.»

„... Der Kelch ist der Aufbewahrungsort für alles Geliebte und Kostbare. Zuweilen bleibt vieles, was in den Kelch eingesammelt worden ist. ganze Leben hindurch verborgen, aber wenn dem Kelch der Begriff Bruderschaft aufgedrückt worden ist. dann wild er in allen Leben in Freude und Sehnsucht ertönen.» (Bruderschaft, 463 und 464)

Ich will eine Abhandlung über die Zentren anführen:

«Viele Fragen müssen außerhalb der irdischen Begrenzungen verstanden werden. Die Menschen beachten oft nur eine einzige Einzelheit und erheben sie dann zu einem unveränderlichen Gesetz. Die Zentren des Menschen werden eher relativ verstanden. Schon ihre Namen haben über die Jahrtausende in den verschiedenen Sprachen gewechselt. Einige mögen den Kelch «Himmlische Achse» nennen, aber deshalb ändert sich seine Funktion nicht! Andere sprechen vom Einfluß der Mutter der Welt (die Kundalini-Energie wird von den Hindus die Kraft oder Shakti der Mutter der Welt genannt), aber Shakti enthalt in ihrer Essenz bereits die große Bedeutung der Primären Energie. Außerdem vergessen wir die Gesamtwirkung der Zentren, die stets individuell ist. Tatsächlich ist die Umwandlung der Zentren im subtilen und feurigen Körper ebenso individuell. Sie bewahren ihre Substanz in allen Körpern, aber Ihre Entwicklung hängt von ihrem Hindurchgehen durch die irdischeexistenz ab. Es könnte den Anschein haben, daß die Muskeln hinreichend studiert worden sind, aber ihre Funktionen hängen vom Charakter des Menschen ab. Jeder Teil des Körpers handelt individuell. Wie der Mensch sich beim Gehen hält, hängt vom psychischen Zustand ab, und ebenso arbeiten die Muskeln in einer einzigartigen Kombination. Die Relativität der Beurteilung wird in der Beurteilung der subtilen Energien ganz klar ausgedrückt.

Es ist nicht möglich, eine bestimmte Zahl für die Blütenblätter der Lotusse festzulegen. Außerdem unterscheidet sich jedes Blutenblatt von den anderen. Wir sollten die Vielfältigkeit des Weltorganismus nicht begrenzen. Das unerwartetste Wachstum des Gewebes und die Verzweigung der Nerven gewährt dem Organismus einen unvermuteten Reichtum. Jede Beobachtung ist wertvoll, aber wir sollten sehr sorgfältig mit Verallgemeinerungen umgehen ... Wissen muß Vorsicht im Ausdruck lehren. Jeder Neophyt hat den Drang, sich laut über das zu äußern und das zu verkünden, was er gehört hat, ohne sich um die Folgen zu kümmern. Mit dem Wissen kommt aber auch das rechte Maß.»

Wenn Du alle erreichbaren Schriften über die Zentren liest, wirst Du sehen, wie verschieden ihre Namen angegeben und auch die Fähigkeiten im Menschen zur Zeit der Öffnung irgendeines Zentrums gezeigt werden.

So wurde der Solarplexus oft mit der Kundalini (aber nicht das Muladhara) identifiziert, und das Manipura Chakra mit dem Kelch oder der „Himmlischen Achse»

Im grauen Altertum wurde das Sahasrara-Zentrum mit 666 Blütenblättern, nicht mit 960 oder l 000 identifiziert.

Ebenso ist das Kehlzentrum nicht in der Schilddrüse, sondern in deren Nähe lokalisiert. Die Zentren befinden sich nicht in den Drüsen. Sie sind in ihrer Nähe und koordinieren die Arbeit der Drüsen. Es gibt sehr viele feinste Verzweigungen der Zentren, aber man braucht nicht zu glauben, daß die Zentren viel Platz einnehmen.

Das Svadhishthana-Zentrum befindet sich in der Beckengegend und steht tatsächlich mit den sexuellen Funktionen in Beziehung. Während des geistigen Entwicklungsprozesses wird dieses Zentrum dem Sonnengeflechtzentrum untergeordnet und von diesem kontrolliert.

Im Buch Agni Yoga sollte der Paragraph, der die leeren Gräber beschreibt, wörtlich verstanden werden. Es gibt tatsächlich leere Gräber, denn bei Beendigung eines Auftrages, und wenn der Zeitpunkt zum Weggehen eines Adepten nahte, der unter den Menschen gelebt hatte, wurde oft ein Scheinbegräbnis für ihn abgehalten, damit er sich der Feste im physischen Körper anschließen konnte. Manchmal wurde der Körper nach dem Begräbnis weggebracht, weil er sich sozusagen in einem Zustand der Katalepsie befand. In einigen Fällen wurde ein Stellvertreter begraben, wie zum Beispiel beim Weggang des Meislers R. Aber Fälle der Entmaterialisierung des physischen Körpers sind außerordentlich selten. Sogar die sterblichen Überreste Buddhas wurden verbrannt.

Christus entmaterialisierte seinen Körper nicht während der Verklärung, sondern erschien seinen Jüngern im subtilen Körper. Auch seine Auferstehung fand im subtilen Körper statt. Denke daran, wie Er Maria Magdalena nicht erlauben wollte, Ihn zu berühren, denn das Berühren eines Hohen Geistes, der im subtilen Körper erscheint, kann wegen des Unterschieds der Schwingungen den Tod verursachen.

Hohe Wesen erschaffen durch psychische Energie, deren Macht vom Entzünden der Feuer des Herzens abhängig ist. Der Kelch ist die Quelle der Schöpferkraft, aber psychische Energie gibt schöpferischen Ideen eine konkrete Form.

Die Schmerzen können sehr stark und folternd sein. Wenn das Zentrum der Lunge entzündet wird, kann man sich nicht bewegen, ohne unwillkürlich aufzuschreien. Man muß sitzen, ohne seine Stellung zu verändern, und das Atmen ist stark behindert. Gewiß, alle diese Zustände wiederholen sich ständig. Das quälende Gefühl und das Brennen in den Gliedmaßen sind ebenfalls schmerzhaft. Sehr unangenehm ist Innung und die Bewegung im Sonnengeflecht, die von einem übermäßigen Speichelfluß und Übelkeit begleiet werden. Doppeltkohlensaures Natron, innerlich eingenommen, erleichtert diesen Zustand beträchtlich. Die Nieren Werden sehr empfindlich.

Spannung in den Kopfzentren, besonders im Hinterkopf, ist auch folternd. Natürlich werden alle schmerzhaften Symptome im Lauf der Zeit immer schwächer. Dann und wann ist viel Zeit für das Öffnen dieses oder jenes Zentrums erdorderlich. Außerdem müssen sie feurig umgewandelt werden, was noch schmerzhafter und mit vielen Gefahren verbunden ist.

Man muß daran denken, daß gewisse körperliche Arbeit so ermüdend sein kann, daß die psychische Energie unterdrückt wird. Während psychischer Sendungen sollte der physische Körper gewöhnlich ruhen. Es ist gefährlich, die Energie zu senden, wenn man erschöpft ist.

Was ist ein Moderator? Während der feurigen Umwandlung ist es von Nutzen, die Zentren ein wenig zu bedecken, um eine Feuersbrunst zu venneiden. Diese Bedeckung wird zuweilen durch den sogenannten „psychischen Überzug» bewirkt, der aus einer kondensierten Hülle von psychischer Energie erschaffen wird. Aber dies alles wird dem Durchschnittsleser wie Abrakadabra vorkommen, darum ist es klüger, solche Einzelheiten wegzulassen.

Schließlich kann man noch hinzufügen, daß alle Beschreibungen über die Erlangung der höheren Fähigkeiten durch das öffnen der Zentren auf dem Papier leicht erscheinen mögen, aber in Wahrheit gibt es nichts Schwierigeres. Viele Leben mögen in einem beständigen, ununterbrochenen Streben nach Bewußtseinserweiterung und Verfeinerung der Empfänglichkeit vergehen, nicht nur für das begrenzte Öffnen dieses oder jenes Zentrums, sondern für ihre Arbeit auf allen sieben Kreisen und Ebenen. Keine mechanischen Übungen werden zu irgendetwas Hohem führen. Denn nicht die physische Reizung ist nötig, nicht einmal das begrenzte Öffnen dieses oder jenes Zentrums, sondern die feurige Umwandlung aller Zentren, was nur durch die vollständige Reinigung des Denkens und das Entzünden der Feuer des Herzens erreicht werden kann.

Gesegnet ist darum der, der in früheren Leben schon auf dem Pfad der Bewußtseinserweiterung und der Reinigung des Herzens gestrebt hat.

Beobachte die Ereignisse. Denke daran, daß Geduld die höchste Errungenschaft ist; ein rechtes Gleichmaß die höchste Weisheit; und die Kenntnis von Daten das höchste Wissen.


11. September 1937

Ich freute mich sehr über Dein Bekenntnis, daß Du absolut kein Interesse an den sogenannten Siddhis hast. Das ist die richtigste Einstellung zu ihrem Erwachen. Es hört sich paradox an, aber gerade die Fähigkeit, Gegensätze zu umfassen, ist der Prüfstein oder der Beweis des Vorhandenseins von Geistigkeit in uns. Alle Lehren des Altertums wie auch die Lehre Christi weisen auf die Notwendigkeit hin, Antithesen zu umfassen, denn das Leben selbst ist aus solchen scheinbaren Widersprüchen gewoben. Aber diese Grundwahrheit ist heutzutage vergessen, ebenso wie die moralische Vervollkommnung und die Verfeinerung all unserer Sinne vom täglichen Leben ausgeschlossen sind, die so wesentlich für die Wahrnehmung der Wonne sind, die uns von oben gesandt wird. Erst wenn der innere Mensch gereinigt ist, kann unsere psychische Energie an beständiger Zusammenarbeit mit der höheren Energie teilnehmen.

Ja, der Mensch, der mit seinem Herzen lebt und beständig bei dem Gedanken verweilt, der Wohlfahrt der Menschheit zu Diensten zu stehen, dieser Mensch ist in völliger Harmonie mit seinem höheren Selbst. Du hast sehr recht, wenn Du sagst: „Der Gedanke, daß hoher Kontakt über den Weg von Körperübungen erreicht werden kann, erscheint mir nicht nur unreif, sondern auch eines geistigen Denkers ganz unwürdig.» Das Unglück der modernen Pseudo-Okkultisten ist, daß sie alle höheren Qualitäten der menschlichen Seele und ihre moralische Reinheit ignorieren, die die hauptsächlichen und wesentlichsten Bedingungen für alle wahren geistigen Errungenschaften sind. Sie eilen zu den leicht zugänglichen Körperübungen, die entweder ihre Gesundheit völlig ruinieren oder, wenn sie erfolglos sind, enttäuschte und verbitterte Ungläubige aus ihnen machen. Aber es ist noch schlimmer, wenn die Körperübungen von natürlichen Medien ausgeführt werden, weil sie ziemlich schnell eine gewisse Fähigkeit entwickeln, mit der Unterwelt in Verbindung zu treten, und da ihre Moral oft fraglich ist und sie auch unwissend und zu unerfahren sind, um diese Mitteilungen zu unterscheiden, werden sie zur Beute der Bewohner der Sphären, die der Erde am nächsten sind. was häufig zu verbrecherischer Besessenheit führt. Unglücklicherweise glauben heutige Ärzte nicht an diese Plage unseres grausamen und ausschweifenden Zeitalters. Darum können so viele elende Opfer nicht geheilt werden, während Suggestion und ein Befehl, der von einem reinen Herzen ausgeht, das verbrecherische Wesen, das in ihnen weilt, austreiben könnte.

Beim Prozeß der Reinigung des Herzens öffnen sich die höchsten Siddhis in uns, nämlich die Fähigkeit, unseren Mitmenschen im Geist zu helfen und geistige und physische Leiden zu heilen und Beschützer der ganzen Umgebung vor verschiedenen Epidemien und sogar vor Katastrophen zu sein. Die Legende von einer Stadt, die verschont wurde, weil ein einziger Heiliger in ihr wohnte, hat tiefe Bedeutung. Auch diese Legende kam aus dem Osten zu uns. In unserer Gegend ist ein starker Glaube an den wohlwollenden Einfluß der Ausstrahlungen eines reinen Menschen auf die ganze Gegend vorhanden. Ein reines Herz ist ein Universalheilmittel für alles und für jeden.

Ich verstehe auch, daß Du Dich an eine erwählte Methode hältst, um Dich zur Meditation vorzubereiten. Alles Geistige ist so individuell, daß jeder mit seinem Herzen genau empfinden sollte, was ihm besonders nahesteht und diesen Pfad verfolgen. Ich habe eine Erklärung in der Bhagavad Gita, dieser schönsten Perle der östlichen Schriften, so gern, daß ich nie müde werde, sie zu wiederholen, und darum will ich sie auch für Dich zitieren: „Der Mensch kommt auf verschiedenen Pfaden zu Mir, aber auf welchem Pfad er auch zu Mir kommen mag, auf diesem Pfade heiße ich ihn willkommen, denn alle Pfade sind die Meinigen.» Es ist unmöglich, besser und genauer darauf hinzuweisen, daß die Form bedeutungslos ist. nur die Idee selbst ist wesentlich. Aber die Menschen klammem sich am allermeisten an Formen, und dadurch verlieren sie jedes Verständnis für den Gedanken, der ihnen zugrunde liegt.

Gestatte mir, Dir das Buch von Origenes De Principils als Geschenk zu senden. Ich muß bekennen, daß mein Herz schmerzt, wenn ich an den Stillstand und die Trägheit unserer russisch-orthodoxen Kirche denke. Während die westliche Geistlichkeit auf die geistige Evolution hört und das Studium der Werke von Origenes angeordnet hat, fährt unsere russisch-orthodoxe Kirche noch immer fort, ihn als Ketzer zu betrachten! Zuweilen fühle ich, daß die offensichtliche Verheimlichung der Errungenschaften unseres größten Hüters und Verteidigers der russischen Nation, St. Sergius von Radonesh, während der Zeit vor der Revolution ihren Grund darin hatte, weil er in den Augen von einigen ein Ketzer zu sein schien, weil er sich nur mit zwei Fingern bekreuzigte. Aber wenn der größte Name ignoriert wird und zweitrangige Namen gepriesen werden, ist das ein Zeichen für den Verlust an rechtem Gleichmaß, was dem Niedergang der Geistigkeit gleichkommt.

Gewiß, die Geheimlehre zu lesen ist nicht leicht. Der geistige Horizont dieses Werkes ist zu grandios. Man sollte sich mit den östlichen Lehren und der allgemeinen Idee von der Evolution der Gedanken bekannt machen, um sie besser zu assimilieren. Freilich wird die Schwierigkeit angesichts Deiner Vorbildung für eine derartige Lektüre nicht grioß sein.

Ich freue mich immer, von Dir zu hören, und ich hoffe, daß wir viele Berührungspunkte in unseren Bewußtseinen haben werden. Auf der Grundlage eines vereinigten Bewußtseins können viele nützliche Dinge erschaffen werden. Ich möchte so gern gewisse heikle Probleme klären und die häßlichen Auswüchse beseitigen, die sich im Laufe vieler Jahrhunderte angesammelt haben, die die Reinheit, die erhabene Einfachheit und Schönheit der grundlegenden Aspekte der geistigen Lehren aller Zeiten und Nationen unverständlich machen.

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