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23. September 1937

Jede individuelle oder isolierte menschliche Fähigkeit hat keine absolute, sondern eine relative Bedeutung. Ein Intellekt ohne die Erleuchtung, die von den Feuern des Herzens kommt, und auch ein Herz, das nicht durch den Intellekt unterstützt wird, sind abstoßende Erscheinungen. Gleichgewicht ist bei allem notwendig. Das Ziel der Evolution ist das Erlangen von Gleichgewicht oder Harmonie aller menschlichen Fähigkeiten und Gefühle. Das Unglück unseres Zeitalters liegt tatsächlich im Vorhandensein des schrecklichen Konfliktes zwischen Intellekt und Herz. Wenn die Unbegrenztheit vor uns liegt, dann können sich all unsere Fähigkeiten sicher unbegrenzt entwickeln. Aber dabei wird ihre richtige Entwicklung wieder vom Gleichgewicht oder harmonischer Entfaltung aller potentiellen Kräfte abhängig sein, die im Menschen gespeichert sind. Synthese ist die höchste Harmonie.

Jeder planetarische Zyklus oder jede Runde hat ihre Grenzen für die Entwicklung des menschlichen Organismus, und bei jedem neuen Zyklus erhöht sich der Grad der Errungenschaft. So wird Manas oder die höchste Intelligenz auf unserer Erde die volle Entwicklung in der fünften Rasse erlangen. Inzwischen befinden wir uns noch in der vierten Runde und zur Zeit der Vollendung der fünften Rasse. Daher hat Manas für unsere Runde bereits den Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht. Mit der Geburt der sechsten Rasse werden wir in eine Entwicklungsperiode des geistigen Bewußtseins eintreten, deren Grundlage im Herzen liegt.

Gewiß, jeder Kontakt mit den Dunklen verursacht unvermeidlich Folgen in der einen oder anderen Form. Daher ist Urteilskraft in bezug auf die Menschen von höchster Bedeutung, damit wir wissen, wie wir uns vor diesen Wölfen in Schafspelzen schützen können.

Alle Arien von „Phobien» und „Ismen» sind in gleichem Maße ungerecht, wenn sie sich über eine ganze Nation verbreiten. Jede Nation hat ihre positiven und negativen Eigenschaften, und heutzutage zeigen viele Nationen ihre am wenigsten anziehenden.

Jeder Angriff usurpierender und boshafter Natur hat keinen Platz in der Evolution. Und das Schicksal solcher Nationen wird bereits auf der Waage der Gerechtigkeit gewogen, aber nutürlich ist der endgültige Schlag für jedes Land zu einem bestimmten Zeitpunkt vorgesehen. Wenn Gift manchmal zu schnell aus dem Organismus beseitigt wird, kann das zuweilen das Gleichgewicht stören und einen vorzeitigen Zusammenbruch verursachen. Ähnlich ist es für den Organismus des Planeten wie auch für seine Bevölkerung notwendig, die giftigen Gebiete zu dulden, um das Gleichgewicht nicht zu stören, denn sonst wird irgendwo ein sehr nützlicher Prozeß oder das Aufkommen neuer Macht plötzlich beendet werden.


l. Oktober 1937

Es gibt eine ganze Reihe von Menschen, die mit habgierigen Absichten an die Lehre herantreten, und wenn sich ihre Hoffnungen nicht erfüllen, werden sie wütende Feinde der Lehre. Wir haben Beispiele solcher beklagenswerter Vorfälle. Darum sollten alle Neulinge gewarnt werden, daß sie nicht hoffen sollten, irgendwelche besonderen Vorrechte oder irdische Güter zu erlangen. Das von ihnen angesammelte Karma wird weiterhin bestehen, aber zweifellos wird es erleichtert werden im Verhältnis zur Reinigung ihres Herzens und ihrer Bewußtseinserweiterung sowie ihrer Fähigkeit, die in der Lehre gegebenen Ratschläge im Leben anzuwenden. Werde nicht müde, den Menschen immer wieder zu sagen, daß unser ganzes Glück in geistiger Freude besteht, in Bewußtseinserweiterung, in der Verfeinerung unserer Gefühle und in geistigem Geben. Wer diese geistigen Freuden kennt, wer in ihnen bestätigt worden ist, über den kann man sagen, daß er das Himmelreich in sich selbst gefunden hat.

Deine Bemerkung, es sei kaum möglich, ein besonderes Gefühl uns gegenüber von denen zu erwarten, die an uns herantreten, bereitet mir aufrichtig Freude. Außerdem ist die Freude des Gebens viel größer als die des Empfangens. In diesen Tagen unglaublicher Spannung in der Welt, wo die welträumlichen Ströme so gemischt sind und in chaotischen Wirbeln gebrochen werden, kann man keine Gelassenheit von denen erwarten, die uns umgeben. Wir müssen nachsichtig gegen andere sein und beunruhigende oder vielmehr aufreizende Fragen vermeiden. Ich kann sagen, daß ich außerordentlich vorsichtig bin, wenn ich die schwachen Punkte meiner Brieefschreiber benandle, und abgesehen von seltenen Ausnahmen vermeide ich sogenannte persönliche Unterweisungen. Die Bücher der Lehre behandeln tatsächlich alle wesentlichen Grundlagen, die zur Erneuerung des Bewußtseins nötig sind, so vollständig, daß ich lieber Erklärungen von den Stellen gebe, die schwer verständlich sind. Ich bin stets gern bereit, geistige Unterstützung zu geben, aber ich venneide es, den Menschen schriftliche Unterweisungen zu geben, die bereits einen geformten Charakter haben. Die Menschen sind heutzutage besonders empfindlich geworden, darum fühlen sie sich beleidigt, nicht nur wegen der geringsten Mißbilligung ihres Verhaltens oder ihrer Handlungen, sondern sogar wenn man einen einfachen Rat gibt (es sei denn, daß er ihren Wünschen entspricht). Die persönliche Anwesenheit ist für einen starken Einfluß notwendig. Die Person, die Du erwähnst, hat zweifellos schlummernde hellseherische Fähigkeiten, aber wie alle Anfänger übertreibt sie gern und mißt ihnen die größten Offenbarungen zu. Die meisten glauben tatsächlich, daß sie nichts weiter zu tun brauchen, als etwas Interesse an den Büchern der Lehre zu zeigen und schon werden sich ihre Zentren öffnen! Sehr wenige sind bereit zu verstehen, daß dafür in erster Linie eine innere Reinigung und eine Errungenschaft des Herzens nötig sind. Außerdem werden gewöhnliche mediale Offenbarungen oft fälschlich für das Öffnen der Zentren gehalten. Ich weiß, daß meine Erklärungen von einigen psychischen Visionen (natürlich mit Hilfe des Lehrers) oft für unbefriedigend gehalten wurden und sogar Ärgernis erregten. Die menschliche Eingebildetheit ist das schrecklichste und gewöhnlichste Hindernis für geistigen Fortschritt. Diesen Feind unablässig zu bekämpfen, muß man verstehen. Demut ist für uns angeordnet worden und wird zu allererst durch Selbstlosigkeit oder Zurückweisung von Egoismus ausgedrückt.

Ich will einen höchst zeitgemäßen Diskurs für Dich zitieren:

„Wir bleiben bei aller Aktualität immer Arzte. Wir müssen einen medizinischen Zweck im Sinn haben, wenn wir die Leute behandeln. Wir begegnen ständig kranken Menschen und müssen in erster Linie auf Gleichgewicht achten. Die Menschen suchen Uns ausdrücklich, wenn ihnen das Unglück bereits ins Gesicht starrt. Maßnahmen müssen getroffen werden, nicht nur um das Bewußtsein zu erleuchten, sondern auch um Krankheiten zu heilen. Die Menschen verstehen nicht, daß Wir sie wie lebensgefährlich erkrankte Patienten behandeln müssen.

Wenn Wir Euch raten, vorsichtig zu sein, so bedeutet es nicht, daß Wir Euch für unvorsichtig halten, im Gegenteil, Wir bedenken nur, daß jemand eine beispiellose Spannung durchmacht und daß besondere Vorsicht nötig ist. Wenn Ihr Euch in die Lage eines Arztes versetzt, werdet Ihr dem Ziel näherkommen. Augenblicklich sind die Menschen besonders gespannt und brauchen einen weisen Einfluß. Man wird ihnen oft bei Einzelheiten zustimmen müssen, um das Wesentlichste zu schützen. Um sie von Furcht zu befreien, wird man sie ermutigen müssen. Die ganze Methode eines weisen Arztes muß also von einem Lehrer des Lebens angenommen werden. Oft kann eine offensichtliche Krankheit durch ein einfaches Wort der Ermutigung zurückgehalten werden. Wir wollen nicht analysieren, wo und wann die Krankheit anfing. Vor allem verurteilt ein Arzt nicht, sondern sieht eine bessere Methode voraus, um eine Verschlechterung aufzuhalten. Bei jeder Krankheit sind Zeichen der Verwesung vorhanden. Ebenso ist es auch bei menschlichen Fehlem, Heilmittel müssen angewandt werden.

Kürzlich habt Ihr über Besessenheit gehört, ein fast hoffnungsloser Fall, weil die Frau zu müde war sich zu sträuben und dem besitzergreifenden Wesen unterlag. Man mag das Zunehmen der schrecklichen Furcht durch persönlichen Magnetismus aufhalten können, es ist aber nicht möglich, schriftlich Einfluß auszuüben. In gleicher Weise beschleunigen die Menschen in der Umgebung des Kranken die Krankheit. Gewöhnlich müssen solche Besessenen zunächst an einen neuen Ort gebracht und alles um sie herum muß erneuert werden. Die Menschen verstehen nicht, in welchem Grad die Umgebung zur Entwicklung gewisser Krankheiten beiträgt. Man sollte sich also an die Rolle eines Arztes gewöhnen. Unser inneres Leben ist voll medizinischer Aktivitäten.»

Rate Deinen Freunden, Zeit zu finden, sich in kleinen Gruppen zu einer bestimmten Stunde zu versammeln und dem Lehrer ihre besten Aspirationen zu senden. Solche Botschaften werden mit der primären Energie verschmelzen, die von der Großen Weißen Bruderschaft ausgesandt wird - das wird sehr gewinnbringend sein. Das Streben eines Herzens zum Lehrer wird in der Tat mächtige Entladungen zur Reinigung der stürmischen Atmosphäre im Weltraum hervorrufen. Du solltest ihnen raten, auf die denkbar einfachste Art und Weise zu streben, indem sie das Bild des Lehrers im Herzen festhalten oder auch durch einen Silberfaden zu ihm streben, der vom Herzen ausgeht.

Hier ist noch ein Gespräch, das auf den Nutzen und die Notwendigkeit von Handlungen hinweist:

„Lernt, den Schleier von Maya zu erkennen. Wenn Wir über Schleier sprechen. bedeutet es, daß etwas verborgen ist - die Primäre Energie ist verborgen. Weise ist. wer in verschiedenen Schöpfungen wahrnehmen kann, wo die ewige, unzerstörbare Grundlage liegt. Ohne diese Unterscheidungsfähigkeit wird alles als Maya und als ein bodenloses Luftbild erscheinen. Man kann nicht unter Geistern leben. Gerade die Grundlage des ewigen Lebens fordert die Wahrnehmung, wo jener feste Ort existiert, auf den sich der müde Wanderer verlassen kann. Unfehlbar wird der Mensch eine ewige Grundlage suchen wollen. Gedanken über Unveränderlichkeit können den Menschen zum Handeln anregen. Ein solches Streben zum Handeln ist ein gesundes Zeichen.

Wir mögen gefragt werden: «Unter welchen Bedingungen wird es Uns leichter, den Menschen zu helfen?» Natürlich - bei der Tätigkeit. Wir können denen sagen, die um Hilfe bitten - handelt! In einem solchen Zustand wird es Uns leichter, Euch zu helfen. Selbst eine Handlung, die weniger erfolgreich ist, ist besser als Untätigkeit. Wir können Unsere Energie der Energie hinzufügen, die Ihr zeigt. Es ist kein Wunder, daß eine homogene Substanz leichter mit einer ähnlichen verschmilzt. Wenn Wir daher Unsere Energie anwenden wollen, suchen Wir nach der nützlichsten Verwendung derselben. Wir senden die Energie nicht, um den Menschen zu erwecken, sondern um eine Kraft zu stärken, die bereits angespannt worden ist. Ein Mensch der schläft und plötzlich aufgeweckt wird, kann die sinnlosesten Handlungen begehen. Man sollte die, die schlafen, nicht plötzlich stören, aber wenn ein Mensch in bewußtem, wachem Zustand ist, können Wir ihm helfen.

Ihr werdet jetzt gefragt werden: «Was muß man tun?» Antwortet: Handle, und mit solch einem Wink wird Unsere Hilfe kommen. Wir und Unsere Brüder bitten Euch also zu handeln, Entwicklung tut not Verfeinerung der psychischen Energie tut not, sonst werden die Schleier der Maya alle Zugänge fest versiegeln.

Oft genug raten Wir zum Handeln. Wenn Ihr an Freunde schreibt, ratet ihnen, zu handeln. Gegenwärtig sind die Naturkräfte verstärkt. Wer fortläuft, wird vernichtet werden, doch wer widersteht, wird neue Kraft finden. Wir helfen denen, die kühn sind, und in Unserem Ashram herrscht Tätigkeit. Neue Spannung wird nicht Ermüdung, sondern Erneuerung bedeuten.» Also, Handlung in allem und immer. Wahrlich, nur Handlung wird uns vor der gefährlichen Maya schützen.

Jeder von uns weiß natürlich, wie oft wir uns fürchten, eine Tätigkeit zu beginnen, weil Maya schon ihr Garn aus allen möglichen Befürchtungen und Vorurteilen gesponnen hat. Aber wenn wir genügend Mut in uns aufbringen könnten und trotz allen Anzeichen handeln würden, dann würden sich alle unsere Befürchtungen nur als eine Fata Morgana erweisen - oder einfach als eine Vogelscheuche. Vor einigen Tagen schrieb einer unserer Mitarbeiter und bekannte, daß er trotz des ihm gegebenen Rates, jemanden zu besuchen, der sich als sehr hilfreich erweisen könnte, es nicht tun konnte, weil er sicher war, daß sich aus einer solchen Begegnung nur Unannehmlichkeiten ergeben würden. Nach fast zwei Jahren entschloß er sich schließlich, diesen seiner Ansicht nach riskanten Schritt doch zu unternehmen, und das Ergebnis war natürlich genau das Gegenteil von seinen pessimistischen Erwartungen. So gingen zwei Jahren Jahre nützlicher Aulbauarbeit verloren. Die Furcht, sich an einen Menschen zu wenden, und vorgefaßte Urteile, können jeden Aufbau außerordentlich erschweren, denn wahrlich, Gott hilft dem Tapferen.

Und nun will ich Deine Fragen beantworten:

1. Ketub ist einer der Namen für psychische Energie.

2. Asuras - exoterisch sind sie die gefallenen oder bösen Götter, aber esoterisch das Gegenteil. So wird dieser Ausdruck im Rig-Veda gebraucht, um den höchsten Geist zu bezeichnen. Asu bedeutet Atem, und Prajapati (Brahma) schuf die Asuras aus seinem Atem. Erst in späteren Zeiten, als der Anfangsbuchstabe „A» als eine negative Vorsilbe gebraucht wurde, bedeutete die Bezeichnung Asuras „Nicht-Götter», und nur die Bezeichnung Sura blieb mit dem göttlichen Element verbunden. Aber in den Veden sind gerade die Suras stets mit der Sonne verbunden worden und wurden als geringere Gottheiten angesehen. Du wirst die Einzelheiten über die Asuras in der Geheimlehre finden.

3. „Die Ebene der Leuchtenden Stadt» ist der Name der heiligen neuen Stadt der sechsten Rasse.

4. Dorje hat die gleiche Bedeutung wie die Svastika.

5. „Die Ränder auf die Sonne gerichtet» bedeutet eine Vorwärtsbewegung, während es, wenn die Ränder der entgegengesetzten Richtung zugewandt sind, Verzögerung bedeutet. Dieses letztere Symbol wird von den Shamanen angenommen. Die Druiden hatten einen Ritus, bei dem sich alle Anwesenden genau in Richtung der Sonne um den Opferplatz oder den Altar bewegen mußten, während der Hierophant selbst entgegen der Sonne ging und dadurch ein höheres Wissen symbolisierte. Wirklich nur ein Hierophant kann der großen Kraft widerstehen und nur eine derartige Spannung kann die Funken höchsten Wissens verleihen. Wie Du siehst, sind alle Bedeutungen von Symbolen untermischt und verflochten worden.

6. „Für Sieben Zwecke» bedeutet, daß jeder Rat so weitgehend wie möglich und bei den verschiedensten Gelegenheiten im Leben angewandt werden sollte.

7. „Der Strahl der Venus» kann nützlich sein, wenn das braune Gas, das unseren Planeten umhüllt, ihn nicht hindert. (Siehe Auf Östlichen Kreuzwegen).

8. Die Uighuren sind ein Turkvolk in Zentralasien.

Was das Photographieren von Ausstrahlungen betrifft, so scheint mir ratsam, verschiedene Filme auszuprobieren. Einige können gute Resultate bei Verwendung ganz gewöhnlicher Filme erzielen, ohne irgendeine besondere Vorbereitung und bei Tageslicht. Natürlich müssen, wie bei allem, Geduld und Disziplin angewandt werden. Am besten ist es, in einem Raum Aufnahmen zu machen, der mit der Aura der zu photographierenden Person durchdrungen ist. Zuweilen wird sogar irgend ein neuer Gegenstand, der ins Zimmer hereingebracht wird, das Experiment stören.

Außerdem sollte die Aura der Person, die photographiert werden soll, und des Photographen in vollständiger Harmonie sein. (Siehe Herz, 465)

Wir wollen uns freuen, daß die Samen, die gesät wurden, gute Ernten einbringen. Auch unser großes Land reinigt sich und wächst. Viele rührende Anzeichen sind unter den jungen Leuten bemerkbar. Hunderttausende von Ivans haben sich tatsächlich zur Verteidigung ihres Vaterlandes erhoben und werden den feurigen Triumphwagen bauen können, der sie über alle Abgründe hinwegtragen wird. Und so ist also trotz aller Schrecken in der Welt auch ein Grund zur Freude. In der Erkenntnis, daß alle Ereignisse dem Neuen Land nur Nutzen bringen, mögen wir für eine Errungenschaft des Herzens bereit sein.


23. Oktober 1937

Es gibt eine bemerkenswerte Formel: „Alles was lebt, kommt vom Leben.» Für unsere Zwecke können wir sie umschreiben und sagen: „Alles Neue kommt vom Neuen und ist für das Neue». Darum ist die Neue Lehre auch für die Neue Welt. Sterbende Bewußtseine können weder das eine noch das andere aufnehmen - niemals werden sie die Bedeutung von Ereignissen verstehen können. Es ist erstaunlich, die völlige Unfähigkeit zu beobachten, sich den neuen Bedingungen und der neuen Psychologie der Masse anzupassen - dies ist bereits eine Art Erstarrung.

Und doch wäre es falsch zu glauben, daß es augenblicklich nicht viele Suchende gibt, im Gegenteil, es gibt viel mehr als je zuvor, aber sie sind in den unerwartetsten Orten und Bevölkerungsschichten verstreut. Es kann auch nicht gleugnet werden, daß sich viele bei der bloßen Erwähnung von Okkultismus fürchten. In den letzten Jahrzehnten (raten so viele okkulte Organisationen voller Pomp auf, daß jeder ernsthafte Sucher jetzt versucht, sich allem fernzuhalten, was die Bezeichnung Okkultismus trägt. Heute brauchen wir neue Definitionen, die den Anforderungen der modernen Terminologie entsprechen, die von der Wissenschaft angenommen wird, die bei ihren letzten Entdeckungen den subtilsten Energien und dem subtilen Bereich so nahe gekommen ist. Du weißt, wie wenig ich das Wort Okkultismus und alle bombastischen Anspielungen auf Eingeweihte und Einweihungen liebe, weil ich mich sofort an all die Requisiten und das ganze Drum und Dran der pseudookkulten Organisationen erinnere.

Ich rate Dir, damit zu beginnen, die Wirkungen der psychischen Energie ernsthaft zu studieren. In den Büchern der Lehre sind viele Hinweise auf die interessantesten Experimente gegeben worden. Übrigens führte eine Freundin von uns, eine Psychiaterin, eine Reihe von Experimenten mit psychischer Energie und Gedankenkraft durch. Mit Hilfe eines Apparates, der den leisesten Herzschlag registrieren konnte, vermochte sie zu beweisen, daß verschiedene Qualitäten der Gedanken die Spannung der Schwingungen entsprechend erhöhen oder herabsetzen, die auf dem Apparat registriert werden. Diese Experimente wurden mit ein paar Menschen einzeln gemacht, später mit mehreren Teilnehmern gleichzeitig. Man entdeckte, daß Gedanken von hoher Qualität die Schwingungen plötzlich erhöhten. Auch verursachte die Konzentration von mehreren Menschen auf einen einzigen Gedanken eine erstaunliche Verstärkung der Schwingungen. Ich halte solche Experimente für äußerst bedeutungsvoll. Auf diese Weise sollte man an das Studium des inneren Menschen herantreten.

Andere Experimente dieser Psychiaterin mit automatischem Schreiben waren ebenso interessant. Durch das Studium der automatischen Schriften von nervösen und unausgeglichenen Individuen konnte sie oft den Ursprung ihrer Krankheit feststellen. Der folgende Fall ist besonders lehrreich. Ein junger Mann beging ein schweres Verbrechen, und als er verhaftet wurde, konnte er sich weder an seinen Namen noch an seine Adresse erinnern, seine ganze Vergangenheit verschwand aus seinem Gedächtnis. Natürlich taten die örtlichen Behörden alles mögliche, um ihn zu identifizieren, aber alle ihre Bemühungen waren erfolglos. Sie wandten sich an unsere Freundin und baten sie, ihre Dienste zur Verfügung zu stellen. Sie wandte ihre Methode an und erweckte die Fähigkeit in dem jungen Mann, automatisch zu schreiben. Nach kurzer Zeit entwickelte er diese Fähigkeit und schrieb seine vollständige Autobiographie nieder. Weitere Nachforschungen bestätigten die Richtigkeit seiner auf diese Weise erlangten Aussage.

Man sollte beachten, daß unsere Freundin den Schreiber während des Verlaufs solchen Schreibens veranlaßt laut vorzulesen, damit sein physisches Bewußtsein nicht im geringsten an diesem Ausdrucksprozeß des Unterbewußten teilnimmt. Zweifellos kann das automatische Schreiben in Fällen von gewissen Abnormalitäten und verborgenen Krankheiten neue Möglichkeiten eröffnen. Aber natürlich kann nicht jeder diese Fähigkeiten im Menschen erwecken. Unsere Freundin besitzt zweifellos die Fähigkeit offenbar in hohem Grade, mediale Kräfte in ihren Patienten zu erwecken. Außerdem kann sie diese Fähigkeit in ihnen bewußt in die gewünschte Richtung lenken. Solche Experimente sind sehr interessant, aber sicherlich ist große Vorsicht erforderlich, und alle übereilten Schlußfolgerungen sind nicht wünschenswert. Bei solchen Phänomenen wie automatisches Schreiben müssen viele Umstände berücksichtigt werden, der entscheidende Faktor dabei ist die moralische Stufe der Persönlichkeit des Forschers oder Leiters solcher Experimente. Bestimmt sollte man nicht erwarten, daß der Patient seine vergessenen Erfahrungen oder seine wahre Gedankentendenz immer offenbaren wird. Oft mögen einige besitzergreifende Wesen aus der anderen Welt versuchen, von den Nervenzentren des Patienten Besitz zu ergreifen. Schön und gut, wenn der Experimentierende den Eintritt von niedrigen Besuchern verhindern kann, aber unerwartete Erscheinungen der dunkelsten Kräfte können vorkommen. Darum sollte die Aura des Forschers als eine Art Schild dienen. Es ist erfreulich festzustellen, daß in den jungen Landern großes Interesse an vielen Erscheinungen gezeigt wird, die noch vor kurzem in den Bereich des groben Aberglaubens und der Quacksalberei verbannt wurden.

Das Neue Zeitalter ist durch das Zeichen des Wassermanns gekennzeichnet, und sein Herrscher ist Uranus. Wahrscheinlich weißt Du. daß die Bestätigung der Macht der Uranusstrahlen stets mit neuen Tendenzen im ganzen Leben unseres Planeten zusammenfällt. Es ist auch bezeichnend, daß Saturn, dieses Symbol der dunklen Kräfte, der Mitherrscher von Uranus ist. Alle großen Zeitalter waren also durch diese beiden Gegensätze gekennzeichnet, durch diesen Kampf der Kräfte des Lichtes mit den Kräften der Dunkelheit. Die Spannung der einen Seite verstärkt entsprechend die Gegenseite. Der Sieg in diesem Kampf ist auf der Seite von Uranus.

Wir lasen in einer russischen Zeitung, daß Wissenschaftler, die den speziellen Durchgang des Merkur nahe der Sonne beobachteten, der nur alle tausend Jahre stattfindet, entdeckten, obwohl die Atmosphäre dieses Planeten keine Anzeichen von Leben voraussetzt, es doch nicht unwahrscheinlich ist, daß eine Möglichkeit des Vorhandenseins einiger Lebensformen besteht, die unseren indischen Bedingungen nicht entsprechen. Solch ein Eingeständnis ist bereits ein großer Schritt vorwärts im Denken der Wissenschaftler. Man hätte ihnen sagen können, daß der gegenwärtige Zustand des Merkur sehr bedrückend ist, weil er einen Zustand der Verdunkelung durchmacht. Die Elemente auf Merkur sind in einem ungeheuren Spannungszustand und bekämpfen einander sozusagen. Darum ist dort augenblicklich tatsachlich kein Leben, wie wir es hier auf Erden verstehen. Der neue Zyklus auf Merkur wird hoher sein als der gegenwärtige Zyklus auf der Erde. Aber die Nähe des Planeten zur Sonne bedeutet nicht unbedingt seine höhere Entwicklung.

Und nun zu Deinem Freund, der so eifrig bestrebt ist, nach Indien zu gehen. Indien ist schön, ich verstehe seine Sehnsucht durchaus. Aber heute ist es sehr schwer, selbst in diesem Land einen wahren Lehrer zu finden. Vielleicht wird er einige gelehrte Sadhus finden können. Unter den Anhängern von Ramakrishna und Vivekananda sind einige ausgezeichnete Personen, aber die Jünger, die diese Lehrer persönlich kannten, sind fast alle in die Subtile Welt hinübergegangen. Außerdem bezweifle ich, daß sogar einige der hohen Sadhus ihm den wahren Raja Yoga vermitteln könnten. Viele Jahre der Vorbereitung und andere Bedingungen sind erforderlich, um sich für dieses äußerst schwierige Vorhaben vorzubereiten.

Zweifellos wird Dein Freund auch einigen Fakiren begegnen - wir nennen sie Medien. Europäer verwechseln die Phänomene der Fakire mit den hohen Errungenschaften des Raja Yoga. Ab und zu hört man von dem einen oder anderen Yogi, aber bei entsprechender Nachforschung findet man, daß diese Yogis höchst seltsame Gewohnheiten haben. Zum Beispiel beschrieb der Verfasser des kurzlich veröffentlichten Buches, Yogis - Verborgene Weisheit Indiens (von dem Engländer Paul Brunton), den Yogi Vishudhananda von Bengalen, der ihm ein Experiment vorführte, das auf der Übertragung des Lebensprinzips beruhte. Der „Yogi» befahl einem Sperling, sich fangen und erdrosseln zu lassen. Als alle Anwesenden davon überzeugt waren, daß der Vogel tot war, konzentrierte sich der „Yogi» nach vielen Manipulationen auf den toten Sperling. Nach einer Weile verwandelte sich diese Konzentration in eine Trance. Innerhalb kurzer Zeit begann der Vogel zu zittern und schließlich flatterte er mit den Flügeln und wurde lebendig. Aber als der „Yogi» wieder zu sich kam, starb der Sperling von neuem. Bestimmt würde kein wahrer Raja Yogi je erlauben, daß ein Vogel zum Zweck eines solchen Experiments getötet würde. Gerade diese Tatsache deutet an, daß der Verfasser dieses Buches es mit einem Fakir zu hatte.

Kürzlich besuchte uns einer der besten Sanskritkenner, denen man jetzt selten in Indien begegnet, und blieb einige Zeit. Wir besprachen den Zustand des alten Wissens in seinem Lande, und dieser Wissenschaftler war, da er Buddhist ist, ganz offen und bestätigte, daß es jetzt außerordentlich schwer ist, einen Pundit zu finden, der in der esoterischen Tradition gut bewandert ist, und was noch wichtiger ist, der ihre Bedeutung richtig erfassen kann. Augenblicklich ist dieser Sanskritkenner auf dem Weg nach Tibet auf der Suche nach alten Manuskripten.

Auch ein tibetischer Lama besuchte uns. Er hatte gewisse Systeme zur Entwicklung der Siddhis gründlich theoretisch und bis zu einem gewissen Grad praktisch studiert. Auch er bedauerte den Rückgang des Wissens und bestätigte die Tatsache, daß erleuchtete Lamas sehr seltene Ausnahmen unter den heutigen Lamas sind. In den Klöstern wird unter dem Deckmantel des Lichts oft schwarze Magie betrieben. Er erzählte uns auch, daß alle Systeme der erzwungenen Entwicklung der Siddhis oft sehr traurige Resultate hervorrufen. Aber wenn man findet, daß ein Aspirant einen starken Willen und ein reines Herz besitzt, können seine Errungenschaften bedeutend sein. Besondere Aufmerksamkeit wird der Entwicklung der Gedankenkonzentration gewidmet, der vollständigen Konzentration der Gedanken auf einen erwählten Gegenstand. Eine solche Konzentration und Meditation stellen den wichtigsten Teil der geistigen Erziehung dar. Er behauptete, daß solche erfolgreichen Schüler während einer bestimmten Art von Meditation, die in eine Trance übergeht, den ganzen Prozeß des Sterbens durchmachen und dann wieder ins Leben zurückkehren. Sie alle beschrieben diesen Vorgang und besonders, wie sie nach Dunkelheit und einer roten Sphäre in eine Sphäre weißen Lichtes hinübergehen, in einen Zustand unbeschreiblicher Ekstase. Es gibt eine ins einzelne gehende Beschreibung der stufenweisen Übertragung des Bewußtseins durch diese Sphären mit allen begleitenden Empfindungen. Natürlich besteht stets eine Gefahr, daß man überhaupt nicht mehr ins Leben zurückkehren mag. Um einen solchen Grad der Meditation zu erreichen, sind viele Jahre der Übung erforderlich, und wie die Lamas erklären, ist es nötig, die Feuer des Herzens zu entzünden, was an sich schon eine große Errungenschaft ist.

Wir wollen hoffen, daß Dein Freund außergewöhnliches Glück haben und nicht enttäuscht werden wird. Bei der Zunahme von europäischen Reisenden, die auf der Suche nach Mahatmas und Yogis sind, kann man unter den vagabundierenden Sadhus nicht wenige maskierte Polizisten, Schwindler und sogar Mörder finden. Ich kann dies aus persönlicher Erfahrung bezeugen.

Darum rate ich Deinem Freund, nicht nach Indien zu gehen, nur um nach einem Lehrer zu suchen, denn er wird nur sehr viel Kraft und Zeit verschwenden, was durch die Resultate nicht gerechtfertigt sein wird. Wissen kann in jedem Land erlangt werden, ebenso wie der Lehrer unfehlbar erscheint, wenn der Jünger bereit ist. Dieses Gesetz ist unveränderlich. Wenn das Herz jedoch auf die erhabenen Schönheiten der Natur widerhallt, dann wird unser majestätischer Himalaya und diese eigenartige, durchtränkte Atmosphäre, die sich während Jahrtausenden durch die Nähe der Wohnstätte der Mahatmas und der gesegneten Rishis dort angesammelt hat, zweifellos für den Rest des Lebens einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen. Übrigens erinnere ich mich sehr gern an eine Stelle aus den Dobrotolubye:

„Während St. Antonius in der Wüste lebte, zu der Zeit, als er Einsiedler war, bat er den Herrn, ihm einen Lehrer anzuzeigen, der ihn im höchsten Wissen und in jeder Tugend unterweisen könnte. Daraufhin wurde er in die nächste Stadt zu einem gewissen Schuhmacher geführt.»

Meine Antwort auf Deine Frage über die Bedeutung der Konzentration auf den kleinen Finger wurde vom Lehrer bestätigt. Da ich keine falsche Auslegung geben möchte, prüfe ich meine Antworten stets nach. Für mich persönlich ist es absolut bedeutungslos, worauf man sich konzentriert, um gewisse Resultate zu erzielen. Glaube mir, mein lieber Freund, die gesamte Arzneikunst, die in vielen okkulten Büchern erwähnt wird, ist sehr schädlich, weil die Entwicklung jedes Menschen ganz individuell ist. Selbst in der medizinischen Praxis werden Patentmedizinen von den erleuchteten Ärzten für ganz gefahrlich gehalten. In Amerika sind häufig Falle von gefahrlichen Vergiftungen durch Patentmedizinen ans Licht gebracht worden Um so mehr ist Vorsicht bei den Methoden geboten, die wir anwenden, wenn wir uns mit den subtilsten Energien befassen. Aber die Grobheit des zeitgenössischen Bewußtseins ist erstaunlich, und die Menschen versuchen, mit einer Axt an die subtilsten Offenbarungen heranzugehen.

Du mußt auch berücksichtigen, wenn in den Büchern der Lebendigen Ethik die Notwendigkeit für Einigkeit erwähnt wird, daß nicht äußerliche Einigkeit gemeint ist, sondern die Einigkeit oder die Harmonisierung von Bewußtseinen, die nicht in einer einzigen Stunde erreicht wird. Solche Einigkeit erfordert eine beiderseitige Grundlage von hoher Moral und völliger Anerkennung der Einheit des hierarchischen Prinzips, folglich eine absolute Hingabe, die uns in erster Linie Urteilskraft lehrt. Aber die chaotische Mischung der verschiedenartigsten Elemente, nur weil sie sich das Etikett Okkultismus angeheftet haben, ist nicht erlaubt. Man kann und sollte die seltenen Gruppen von verfeinerter Qualität geduldig und großmütig behandeln, aber weshalb muß man so weit gehen, mit ihnen am selben Tisch zu essen? Warum will man künstliche Explosionen hervorrufen durch die Verbindung von Elementen, die nicht kombiniert werden können? Man sollte Schafe und Wölfe nicht zusammenbringen, man sollte nicht alles auf einen Haufen zusammenwerfen. Ist ein formloser Haufe das Ziel der gegebenen Lehre? Die Natur ist unser bester Lehrer, und darum sollten wir aufmerksam beobachten, wie sie, während sie alles umfaßt, trotzdem in allen Naturreichen harmonische und zieltaugliche Nachbarn wählt. Es gibt Pflanzen, die niemals zusammen wachsen können, und doch ist jede von ihnen nützlich auf ihrem eigenen Grund und Boden, während sie, wenn sie gewaltsam dicht beieinander gepflanzt worden wären, ihre Nützlichkeit verlieren und entarten würden. Man sollte sich vor Degeneration hüten, indem man giftige Nachbarn nicht zuläßt.

Es interessiert Dich zu erfahren, ob jeder Glaube auf einer okkulten Grundlage beruht oder einfach leerer Aberglaube ist, und Du führst ein beliebtes Sprichwort an, das in Serbien weit verbreitet ist: „Wenn die Maurer beim Legen des Fundaments eines Hauses den Schatten eines Mannes einbauen, der vor dem Haus steht, werden allerlei Unglücke und Fehlschläge über ihn hereinbrechen.»

Es besteht kein Zweifel, daß jeder Glaube auf irgendwelchen vergessenen Wahrheiten und Lehren beruht, die im Laufe von Jahrtausenden entstellt worden und nicht wiederzuerkennen sind. Viele ähnliche Begriffe, die zu verschiedenen Daseinsebenen gehören und daher von verschiedener Qualität sind, sind aufeinandergehäuft und schließlich in eine Gewebe von Volksglauben verwoben worden, und zuweilen erreichen sie einen solchen Zustand, daß es ganz unmöglich ist, sie voneinander zu trennen und ihren Ursprung zu erkennen. Wir sehen genau dasselbe in bezug auf die Vorstellung des Schattens, für den verschiedene Nationen häufig gegenteilige Auslegungen haben.

Und so wurde der Schatten, da er das Gegenteil von Licht ist, von den Völkern des Ostens für eine Vorstellung von Dunkelheit und darum feindlich betrachtet. Daher kam die Idee, daß absolute Geistigkeit keinen Schatten hat. Bei vielen Stämmen Asiens existiert ein Glaube, daß die Devas keinen Schatten werfen, und darum ein heiliger Mensch ebenfalls keinen haben sollte. Die Grundlage dieses Glaubens sollte in der Lehre gesucht werden, die die ersten ätherischen Rassen der Menschheit und die subtilen Sphären behandelt. Die hohe Substanz der Subtilen Welt kann keinen Schatten werfen, da sie selbst eine Lichtquelle ist.

In Indien wird es sogar bis heute für ein großes Unglück gehalten, wenn während einer Hochzeitszeremonie oder irgendeiner anderen Festlichkeit der Schatten eines Vorübergehenden auf die ausgestellten Schusseln mit Essen oder Geschenken fällt. Der Grund für diesen Glauben ist, daß der Schatten eines Vorübergehenden nicht nur die nützlichen Strahlen der Sonne eine Zeitlang zurückhält, sondern außerdem

die Gegenstände mit seinem persönlichen Karma beeindrucken wird. Im Zusammenhang damit will ich eine bemerkenswerte Stelle aus der Geheimlehre zitieren:

„Ein Schatten fallt niemals auf eine Wand, ohne eine bleibende Spur zu hinterlassen, die durch Anwendung der richtigen Prozesse sichtbar gemacht werden könnte. ... Die Bilder von unseren Freunden oder Ansichten von Landschaften mögen dem Auge auf der empfindlichen Oberfläche verborgen sein, aber sie sind bereit in Erscheinung zu treten, sobald ein richtiger Entwickler angewandt wird. Ein Gespenst ist auf einer silbernen oder gläsernen Oberfläche verborgen, bis wir es durch Geisterbeschwörung zwingen, in die sichtbare Welt hinauszutreten. Auf den Wänden unserer privaten Räume, wo wir glauben, daß das störende Eindringen eines Zuschauerauges gänzlich ausgeschlossen ist und unsere Zurückgezogenheit niemals entweihen kann, existieren die Spuren all unserer Handlungen, Silhouetten von allem, was wir getan haben.»

Die persönliche Chronik ist also kein phantastischer Traum, denn wir begegnen ähnlichen Chroniken in der Welt der groben Materie. Nach der Lehre der Antike muß jedes Teilchen der existierenden Materie als eine Überlieferung all dessen dienen, was stattgefunden hat.

Aber in der europäischen Tradition begegnen wir der entgegengesetzten Interpretation des Schattens. So wurde in den alten deutschen Legenden der Verlust des Schattens für ein Zeichen dafür gehalten, daß eine Seele dem Teufel verkauft wurde. Aber sogar bei dieser Auslegung können wir den entstellten Nachhall der allerältesten östlichen Tradition aufspüren, denn der Teufel, oder der Fürst der Dunkelheit, ist ihr böser Geist - Mara, das Symbol von Zerstörung und Tod. Daher gehört ein Mensch, der seinen Schatten verloren hat, bereits dem Tode an. Der Mensch stirbt, wenn sein astrales Ebenbild oder sein Schatten ihn verläßt.

Aus dem oben Gesagten wird klar, daß man in der Sitte, von der Du berichtest, eine Spur einer weit entfernten Wahrheit über die unzerstörbare und unveränderliche Verbindung zwischen dem Menschen und seinem Schatten oder dem astralen Ebenbild finden kann. Aber heutzutage ist dieses Wissen entstellt worden und zum gröbsten Aberglauben entartet.

In dem Fall, den Du erwähnt hast, ist natürlich nicht der eingemauerte Schatten selbst von Bedeutung, sondern die Idee und der Glaube, der dieser Handlung zugrundeliegt. Die Gedanken eines solchen „Opfers» beeindrucken seine Aura mit Schreckensbildern und lahmen dadurch seine psychische Energie und machen ihn für alle Gefahren anfällig oder außerordentlich empfindlich. Wenn er aber glauben würde, daß das Einmauern seines Schattens ihm Nutzen und besonderen Schutz für seinen psychischen Körper bringen würde, dann würde sich sein Wohlergehen und seine Gesundheit im Verhältnis zu seinem Glauben zweifellos bessern. Was die Zeremonie selbst anbelangt, nämlich eine Goldmünze in einen Krug mit Butter legen und denselben in das Fundament des Hauses eingraben, um Katastrophen fernzuhalten, die der einbgebaute Schatten bringen könnte, so kann ich im Moment keine Erklärung dafür finden, ausgenommen eine, daß die Goldmünze auf geheimnisvolle Weise von demjenigen erworben wird, der all diese Manipulationen vorschrieb. Natürlich beruht das zähe Festhalten an diesem oder jenem Glauben oder Aberglauben in erster Linie auf Unwissenheit und Selbstsuggestion.

Aus dem Obigen wird klar, wie wichtig und dringend es ist, die Qualität und die Wirkungen der psychischen Energie, mit der jedes Menschenwesen begabt ist, von jedem Gesichtspunkt aus zu studieren.

Die Lehre des Ostens bestätigt, daß ausgeglichene und entwickelte psychische Energie bewußt oder sogar unbewußt (für uns) unser bester Leitstern wird.

Du fragst, wie man verstehen sollte, daß „Teros und Tamas wie Brüder zusammenarbeiten müssen» (Erleuchtung, 168). Teros ist synonym mit Geist, Bewegung oder Licht. Tamas ist synonym mit Materie, Trägheit oder Unwissenheit. Das Leben des Kosmos besteht aus dem Gleichgewicht dieser beiden Elemente. Die Vorherrschaft eines dieser Elemente in der Natur oder in einem Menschenwesen führt zu Zersetzung und endgültiger Zerstörung. Die Notwendigkeit für das Gleichgewicht der Elemente ist im ganzen Leben sichtbar. Heute können wir im Leben ganzer Länder und Nationen die Folgen der Verletzung des Gleichgewichts klar und deutlich erkennen. Die Menschen glauben, daß sie in vieler Hinsicht Fortschritte gemacht haben, und voller Stolz weisen sie auf ihre technischen Errungenschaften hin. Aber in der Erkenntnis geistiger und ethischer Grundlagen sind sie sehr wenig fortgeschritten. Der Mensch hat sich in den Mitteln und Wegen des Brudermords vervollkommnet, aber er hat die Fähigkeit verloren, über die Grundlagen der Existenz nachzudenken. Die Fragen, die das Leben verbessern könnten, bleiben in der Tat vernachlässigt. Versuche, die Welt insgesamt zu befragen, und Du wirst ein schändliches Schauspiel erleben. Nur eine Minderheit wird ein gewissen Streben nach den oben erwähnten Grundlagen zeigen, und sogar diese Minderheit wird ängstlich über die Subtile Welt, Über die Kontinuität des Lebens, über die Bedeutung der Gedanken und die Notwendigkeit der ethischen Begriffe flüstern. Beschleunigung der technischen Entdeckungen führt nicht zu Gedankenkonzentration. Wenn wir die Geschichte des Wissens hinsichtlich dieser Grundlagen schreiben würden, dann würde sie klar und deutlich über die Unbeweglichkeit des Bewußtseins sprechen. Wenn die Menschheit also gedeihen möchte, sollte sie an die Grundlagen denken und eilends die Tätigkeiten von Teros verstärken, sogar auf Kosten derjenigen von Tamas, denn sonst ist es unmöglich, das verlorene Gleichgewicht wiederherzustellen.

Selbstvervollkommnung macht also erforderlich, diese beiden Prinzipien in sich selbst im Gleichgewicht zu halten - Teros und Tamas. Alle Lehren des Altertums sprechen einstimmig über den Begriff eines Goldenen oder Mittleren Pfades, über die Harmonie, die als Gleichgewicht zwischen Geist und Materie verstanden wird. Teros und Tamas sollten also wie Brüder zusammenarbeiten.

Was ist „Marakara»? (Herz, 307) Marakara ist die Wohnstätte der Geister der Dunkelheit. Mara ist der Fürst der Dunkelheit. Er wird auch der Zerstörer und Tod (der Seele) genannt: Es gibt keine niedrigere und bedrückendere Sphäre in der Subtilen Welt als Marakara.

Was ist mit „Schwingungen der Silberbrücke» gemeint? (Herz, 357) Das ist der Name der Schwingung, die vom Lehrer zum Jünger zur Stärkung des müden Herzens gesandt wird. Diese Schwingung stärkt das Band zwischen dem Jünger und dem Lehrer. Darum ist der Silberstrahl für das geistige Auge sichtbar.


14. Januar 1937

So viel Schaden ist durch vorzeitige Enthüllung von Informationen angerichtet worden! Aber dies können nur jene verstehen, die das Gesetz von Ursache und Wirkung gut assimiliert haben und daher erkennen können, welche Folgen durch diese oder jene Ursache hervorgerufen werden können. Aus diesem Grunde muß auch ich mich beschränken und einen Teil Deiner Fragen unbeantwortet lassen. In dieser Zeit allgemeiner Verwirrung und verstärkter Angriffe von den dunklen Kräften, die wir jetzt erleben, ist es unzulässig, dem Papier irgendetwas Geheimes oder Heiliges anzuvertrauen, das durch so viele Hände geht. Vieles würde entstellt und nachteilig ausgelegt werden.

Im frühesten Altertum, als die Lehren des Lichts mündlich oder in verhüllten Symbolen übermittelt wurden, herrschte darin große Zieltauglichkeit oder rechtes Gleichmaß. Aber gibt es heutzutage viele, die auch nur die Bedeutung der einfachsten Worte verstehen? Ein lebendiges Beispiel von solchem Mangel an Verständnis und sogar einer böswilligen Auslegung wird in der Kritik gezeigt, die ich erhielt und die sich mit einem der Bücher der Lebendigen Ethik befaßt. Als ich sie las. war ich erstaunt! Bestimmt beabsichtige ich nicht zu polemisieren, aber zu meinem Bedauern muß ich sagen, daß die unbesonnenen Gedanken, die darin geäußert werden, nicht nur schlicht primitiv sind, sondern bereits an die Selbsttäuschung boshafter Unwissenheit grenzen.

Dieser Gegner versteht nicht, daß die Lehre des Geistes oder der Lebendigen Ethik die beste Rüstung für den Körper ist. Doch sogar heutige Ärzte, wie zum Beispiel der französische Arzt und Biologe, George Lachowski, kommt in seinem Werk Wie erlangt man Unsterblichkeit? wissenschaftlich zu der Schlußfolgerung, daß alle Sittenlehren in erster Linie eine rein biologische Grundlage haben. Daher sein Rat:

„Ärgere dich nicht, sei nicht eifersüchtig, sei nicht neidisch, werde nicht gereizt, sondern sei freundlich und optimistisch, und du wirst ein sehr hohes Alter erreichen.» Wenn ich etwas Zeit übrig habe, werde ich Dir einen kurzen Umriß dieses höchst interessanten Buches geben, das den bedeutungsvollen Einfluß von Psychismus und psychischer Energie auf das ganze Leben des Menschen so genau trifft.

Es ist amüsant, wie dieser Gegner wiederholt versucht, gewisse kleine Sünden zu rechtfertigen und die ganze Veranwortung dafür dem Teufel zuschreibt.

Ebenfalls hängt er offensichtlich sehr an seinem Astralkörper, und die Idee, sich von ihm zu trennen, schmerzt ihn. Man muß jedoch stets daran denken, daß der Astralkörper für das Leben auf der physischen Ebene notwendig ist, weil er als Verbindungsbrücke dient. Aber nach dem Hinübergehen in einen höheren Zustand wird der Astralkörper, ebenso wie der physische Körper, nur als Abfall angesehen. Der physische Körper ist für uns notwendig, aber bei der weiteren Evolution wird er durch den verdichteten Astralkörper ersetzt. Der Astralkörper ist ebenfalls notwendig für gewisse Aufgaben, die mit der physischen Welt in Zusammenhang stehen, darum behalten einige Große Lehrer diesen Körper.

Aber in der Tat haben die Großen Lehrer guten Grund, den Astralkörper als unnötigen Abfall anzusehen. Wir sollten in unserem physischen Leben mit aller Macht streben, den Astralkörper in Schranken zu halten und unsere Aufmerksamkeit auf die Entwicklung des Mentalkörpers konzentrieren. Die Großen Lehrer legen keinen Wert auf die Handlungen ihrer Jünger im groben Astralkörper, sondern auf diejenigen in einem subtileren Körper. Es heißt auch in der Lehre, daß bei geistigem Wachstum des Menschen ein Aufenthalt in der Astralebene begrenzt werden kann.

Unser Gegener stimmt dem nicht zu, daß „Der Pfad der Weltevolution ... nicht vermittels der unteren Schichten, sondern durch Zusammenarbeit mit den Höheren Ebenen fortschreitet». Er leugnet also offensichtlich das Führende Prinzip im Kosmos ab. Man könnte fragen, wie er dann die Idee von Christus oder dem „alles vergebenden» Herrgott versteht. Ist der Christusbegriff nicht an sich eine Zusammenarbeit mit den Höchsten Ebenen?

Aufseine selbstgefälligen Schlußworte, „M. sollte nicht nur Blätter, sondern auch gute Obstbäume aus seinem Garten geben, die saftige Früchte tragen», dürfen wir ihn daran erinnern, daß der Lehrer ihm schon im ersten Buch eine Antwort gibt:

„Warum, o Herr, vertraust Du mir nicht an, die Früchte

Deines Gartens aufzulesen?

Aber wo sind deine Körbe?

Warum, o Herr, gießt Du nicht die Ströme Deines

Segens über mir aus? Aber wo sind deine Krüge?

O Herr, warum flüsterst Du und verkündest Deine

Wahrheit nicht unter Donner?

Aber wo sind deine Ohren? Überdies wärs besser, auf den Donner inmitten der Berge zu horchen.»

(Der Ruf, 296)

Und hiermit können wir ebensogut enden.


1937

Ich kehre zurück zu Deiner Fragenliste und zu meinen Antworten:

1. Unsere Kräfte wachsen durch unseren Kontakt mit Menschen. Jeder Gedankenaustausch, jede Zusammenarbeit bereichert unser Bewußtsein, und unsere Gegenüberstellungen und Vergleiche lehren uns ebenfalls und stärken gleichzeitig unser Selbstvertrauen.

2. Alles Irdische, alle irdischen Umstände stehen allem Hohen im Wege, aber strebende Herzen schwingen sich über Hindernisse empor.

3. Unglücklicherweise widersteht der menschliche Geist in den meisten Fäller dem göttlichen Element in sich selbst und in allem.

4. Tshur ist hier im Sinne von Überbleibseln oder alten, verbrauchten Bewußtseinen gemeint. Tshur könnte auch einen Kobold bedeuten, daher alle möglichen Aberglauben und Vorurteile. Dies bedeutet, daß es unmöglich ist, die kommende Neue Welt mit einem alten Bewußtsein, mit der alten Unwissenheit und all ihren Erscheinungen zu assimilieren.

5. Der Kanon „Durch Deinen Gott ... ist der höhere». Das bedeutet, daß dieser Kanon höher (weiser) ist als die Bestätigung „Durch meinen Gott». In der ersten Erklärung ist Toleranz und Verständnis, während in der zweiten der verborgene Keim von Ausschließung und Fanatismus enthalten ist.

6. Der Ausdruck Skandha wird in der buddhistischen Philosophie gebraucht. Wörtlich bedeuten Skandhas Gruppen von Eigenschaften, die die Persönlichkeit des

Menschen bilden. Exoterisch werden sie in fünf Gruppen eingeteilt: l. Form oder Körper, 2. Empfindung; 3. Bewußtsein; 4. Motive (Karma); 5. Wissen. Erinnere Dich daran, daß nicht nur Handlungen, sondern auch jeder unserer Gedanken eine Schwingung verursacht, und gerade diese Schwingungen sind die Skandhas. Die Skandhas bilden die Gesamtsumme des subjektiven und objektiven Menschen. Die Skandhas, vom Menschen erzeugt, sind sein unveräußerlicher Besitz (karmisch), der ihm tatsächlich in seine neue irdische Inkarnation folgt. Karmische Folgen des vergangenen Lebens folgen dem Menschen, und in seinem nächsten Leben wird er alle Skandhas oder Schwingungen sammeln, mit denen er das Astrale beeindruckt hat, denn von nichts kommt nichts - darum besteht eine Verbindung zwischen den Leben, und die neuen Skandhas werden aus den Vorgängern oder von ihren Überträgern geboren. Skandhas rufen also unser Karma hervor, oder umgekehrt, Karma wird aus Skandhas erzeugt. Erinnere Dich an das, was in der Lehre über den Kelch der Ansammlungen gesagt wurde.

7. Phänomene, die von Medien oder Schwarzmagiern ausgeführt werden, die die atmosphärischen und andere Bedingungen nicht berücksichtigen, rufen oft eine Reaktion hervor, die infolge der gewaltsamen Hervorholung von Energien und ihren Verbindungen aus dem Weltraum in ihrer zerstörerischen Kraft mit einer Explosion verglichen werden könnten. Diese Verletzung verursacht, wie erklärt wurde, die abscheuliche Atmosphäre von erregten Elektronen. Dies scheint klar zu sein.

Nun zum Pakt und Banner des Friedens. Könnte es Menschen geben, die, obgleich Sie sich für gebildet und sogar für spirituell halten, die fundamentalste und wichtigste Bedeutung des Paktes und des Banners des Friedens nicht verstehen? Sie scheinen nicht zu begreifen, daß die Bedeutung des Banners des Friedens in erster Linie in der Tatsache liegt, daß durch den Schutz der menschlichen schöpferischen Werke dem Bewußtsein der Masse und der heranwachsenden Generation gerade Ehrerbietung für geistige Werte eingepflanzt wird, die der Menschheit Leben verliehen. Schließlich können wir die herrlichen Dome, Bibliotheken und Museen nicht als materiell betrachten! Ist ein solcher Grad von Unwissenheit möglich, der diesen Symbolen geistiger Schöpferkraft materiellen Wert zuschreiben würde?

Gewiß, Initiative sollte unterstützt werden. Aber berücksichtige, daß Initiative oft mit Äußerungen von Egoismus verwechselt wird. Außerdem wird Initiative, wenn sie keine strenge Disziplin des Geistes zeigt, schwankende und krampfhafte Versuche zur Folge haben, die zu nichts führen. Denn alles, was krampfhaft ist, ist zur Zersetzung verurteilt, da es unmöglich ist, auf Erschütterungen zu bauen. Nicht vergebens war die Disziplin oder der Gehorsam, der allen Lehren des Altertums zugrunde gelegt wurde. Und in der Lehre, die uns gegeben ist, wird die Notwendigkeit für eine solche Disziplin stark betont. Was ist die Hierarchie, wenn nicht Disziplin? In allen Religionen und philosophischen Lehrsystemen des Altertums existierte eine allgemeine Lehre und auch die Lehre für die wahren Anhänger. Und in dieser Lehre für die hingebungsvollen Anhänger wurde die Disziplin des Geistes gelehrt, und Gehorsam war der erste Schritt zur Hierarchie. Jeder Führer muß zuallererst gehorchen lernen, wie könnte er sonst wissen, was ein Befehl und was seine Ausführung ist!

Du zitierst eine Zeile aus Agni Yoga: „Alles wird offenbart, alles ist erreichbar.» Dies wird in bezug auf den Kosmos gesagt. Der ganze Kosmos steht tatsächlich offen für unsere Wahrnehmung. Aber die Mysterien des Kosmos werden nur in vollkommener Übereinstimmung mit dem Bewußtsein und dem Herzen des Fragenden offenbart, und so ist es in der Lehre. Erinnere Dich darum stets an das goldene Gleichgewicht zwischen Herz und Verstand. Ohne dieses Gleichgewicht ist kein wahrer Fortschritt möglich, und alle Mysterien bleiben verborgen und unerreichbar.

Darum sollten wir in all unseren Handlungen sowohl Verstand als auch Herz offenbaren.


19. November 1937

Es betrübte mich sehr zu hören, daß Du, obgleich Du begonnen hast, Deine Gesundheit durch psychische Energie zu bestätigen und zu stärken, plötzlich zu zweifeln anfingst und diese sehr nützliche Übung aufgegeben hast. Nur ein eiserner Wille und eiserne Standhaftigkeit, oder Rhythmus, kann uns zum Ziel führen. Sicher ist es unmöglich zu erwarten, daß ausgezogene Zähne durch einfache Bestätigung der Gesundheit plötzlich wieder anfangen zu wachsen. (Solche Fähigkeiten liegen noch in weiter Feme.) Beständige Autosuggestion würde jedoch zweifellos eine Besserung in bezug auf den allgemeinen Gesundheitszustand herbeigeführt haben. Darum bedaure ich sehr, daß Du diese nützliche, stärkende Übung aufgegeben hast. Bemühungen unsererseits sind niemals verschwendet, und solche Stärkung des Willens würde, wenn nicht in dieser Inkamalion, dann in der nächsten gute Resultate bringen.

Und so brachte Dir meine Behauptung, daß alle Yoga-Errungenschaften theoretisch leicht erscheinen mögen, es aber in der Praxis nichts Schwereres gibt, Enttäuschung, statt eines neuen Zuflusses von Ermutigung und Ausdauer. Nun wirst Du verstehen, warum ich stets bedaure, daß Schriftsteller wie Ramacharaka, die keine schlechte Auslegung einiger Systeme des indischen Yoga geben, trotzdem mit der Leichtfertigkeit eines Dilettanten über die Leichtigkeit der Beherrschung der höchsten Errungenschaften der Raja Yogis sprechen. Anfänger, die dies lesen, setzen Vertrauen in sein Wort und fangen begeistert an, die vorgeschriebenen Übungen zu machen. Später, wenn sich ihre Erwartungen nicht erfüllen, sind sie sehr enttäuscht, stellen alles in Abrede und werden sogar zu Feinden. Niemand möchte glauben, daß, wenn man ein hervorragender Künstler, Maler oder Wissenschaftler auf irgendeinem Wissensgebiet werden möchte, nicht nur viele Ansammlungen aus vergangenen Leben, sondern außerdem auch Jahre hartnäckiger und beständiger Arbeit in diesem Leben nötig sind. Wieviel mehr muß man dann beharrlich streben, sein eigenes Bewußtsein zu erweitem und zu disziplinieren, was allein die Verfeinerung und feurige Umwandlung unserer Nerven-Rezeptoren oder Zentren fördern kann. Geistige Errungenschaften sind tatsächlich das Allerschwerste, weil sie mit dem Wachstum des Bewußtseins verbunden sind. Ein schlagendes Beispiel dieser Schwierigkeit wird jetzt von unserer irdischen Menschheit gezeigt, die nach vielen Millionen Jahren der Existenz und nicht abzuschätzenden bitteren Lehren jetzt nahezu bereit ist, nicht nur die ganze menschliche Rasse auszutilgen, sondern auch ihren eigenen Planeten in die Luft zu jagen.

Es ist für die Anhänger der Lehre des Lebens unpassend, sich niederdrücken und durch Zweifel schwächen zu lassen. Die Anhänger der Lehre des Lebens leben für die Zukunft in der Erkenntnis der Unbegrenztheit, und wissen daher, daß kein Streben, keine rhythmische oder unaufhörliche Bemühung erfolglos bleiben wird. Sie erkennen, daß tatsächlich nur das Streben und die Bemühungen, die sie für jede Arbeit aufwenden, die Grundlage aller Errungenschaften ist. Der Kristall der psychischen Energie, dieser Stein der Weisen, wird durch unaufhörliches Streben und die Bemühungen in vielen Jahrhunderten angesammelt.

Arbeite für die Vereinigung der Mitarbeiter! Uns ist ein Bündnis gegeben worden - Einigkeit, Mut und Errungenschaft. Mit diesen feurigen Eigenschaften wird die Neue Welt aufgebaut und das Recht, die Feste des Großen Wissens zu betreten, verdient.


23. November 1937

Wir sind der Ansicht, daß äußerste Vorsicht bei der Aufnahme von Mitgliedern geübt werden sollte, besonders, wenn wir ihnen Stimmrecht gewähren. Wir alle tragen die Verantwortung, das zu hüten, was uns anvertraut worden ist. Im ersten Band der Lehre heißt es: „Vernichtet die Menschen nicht dadurch, daß Ihr ihnen zuviel anvertraut. Häufig gewährt die Last der Ladung nur einen Anblick des Rückens.» Darum rieten wir, daß nur wohlerprobte Freunde zu den Vorstandssitzungen zugelassen werden und das Stimmrecht erhalten, während die Probemitglieder dieses Recht nicht haben sollten. Aus Rücksicht auf die Menschen, besonders auf die Jugend, müssen wir ihnen zuerst eine Gelegenheit geben, sich selbst zu erkennen. Sie müssen verstehen, daß der Eintritt in den Probepfad des Dienstes nicht dasselbe ist, als wenn sie sich irgendeinem Club anschließen, wo Eintritt und Austritt bedeutungslos sind. Sie müssen erkennen, daß die Lehre des Lebens, der sie zugehört haben, ihnen eine gewisse Verpflichtung auferlegt, selbst wenn sie es noch nicht erkennen können oder wollen. Darum sollten sie, ehe sie sich noch mehr binden, ihre Absichten und ihre Bestrebungen gründlich prüfen, damit sie nicht zu Abtrünnigen werden, wenn sie später ausscheiden. Lebenserfahrung lehrt große Sorgfalt und Vorsicht. Es kommt ziemlich viel Verrat vor, bewußter und unbewußter, aber es ist unsere heilige Pflicht, auf jede mögliche Weise zu versuchen, das Bauwerk des Lichts vor ihm zu schützen. Ich kann sogar noch weiter gehen und sagen, daß keine heroische Errungenschaft ohne Verrat möglich ist, aber trotzdem müssen wir alles tun, was in unserer Macht steht, das zu schützen, was uns anvertraut worden ist.

Und nun zu Deinen Fragen. Zweifellos helfen viele Mitarbeiter der Kräfte des Lichts in der Subtilen Welt. Augenblicklich ist der Kampf dort sogar noch starker als auf Erden. Darum ist es ratsam, sich hieran zu erinnern und den Schlaf nicht zu umgehen, denn einige eifrige Mitarbeiter versuchen, die Stunden der Nachtruhe zu verringern. Oft ist die Arbeit in der Subtilen Welt sogar noch produktiver als irdische Arbeit. Sage dies unseren engsteh Freunden und bitte sie, ihre nächtlichen Erlebnisse aufzuschreiben. Allmählich werden sie lernen, unter den komplizierten Symbolen zu unterscheiden und in dem erhaltenen Eindruck eine gewisse Verwirrung zu erkennen, die infolge einer ungenügenden Disziplin und einem Mangel an Klarheit des Bewußtseins entsteht. Aber bei echtem Streben wird Klarheit kommen. Sie sollten mit dem Gedanken einschlafen, daß sie dorthin zu Hilfe fliegen, wohin die Großen Lehrer sie auch senden mögen.

Ich habe die Seite in dem von Dir genannten Buch gelesen. Ich verstehe durchaus, daß der Verfasser bei den Worten „die Verstandestätigkeit ausschließen» meint, man sollte die verwirrte Gedankenflut hemmen, die uns daran hindert, die Sendungen zu erfassen, die von der Großen Quelle ausgesandt und von unseren höheren Zentren aufgenommen werden. Dies ist an der Grenze zum Schlaf leichter zu erreichen, weil dann ein natürliches Stillewerden des verwirrten Denkens stattfindet. Darum wird darauf hingewiesen, daß man lernen sollte, die Sendungen genau an der Grenze zum Einschlafen oder im Augenblick des Erwachens zu erfassen. Aus diesem Grunde ist es notwendig, eine besondere, stetige Wachsamkeit des Herzens in sich zu entwickeln. Wenn das Denken hinreichend diszipliniert ist und unser Bewußtsein diese strebende Wachsamkeit erworben hat, mag man die Stimme des Lehrers hören. Nicht nur in Augenblicken der Konzentration aufsein Bild, sondern sogar wenn der Verstand mit Klarheit an einem bestimmten Problem arbeitet. Es sollte also bei allem in erster Linie Disziplin, Klarheit und Rhythmus vorhanden sein. Aber die Flöhe oder Irrgärten der Gedanken berauben uns der Möglichkeit höherer Wahrnehmung.

Es ist auch nicht richtig zu sagen, daß man leidenschaftslos viele Male eine bereits ausgeleierte Formel wiederholen sollte. Ich stimme durchaus zu, daß bloße physische Anstrengung nur hindern wird, aber das Strebens des Herzens ist für den Erfolg notwendig. Wahrhaftig, das unaussprechliche Streben des Herzens ist der Schlüssel zu allen Schlössern. Solches Streben hat weder etwas mit empfindungsloser Apathie noch mit physischer Anstrengung zu tun, die als sogenannte Willensanspannung bekannt ist. Gesegnet ist, wer das Brennen und Streben dieser feurigen Energie fühlen kann.

In bezug auf Paragraph 552 in Aum: Zweifellos besteht eine gegenseitige Abhängigkeit der Tätigkeit, und je klarer der Charakter der sich inkarnierenden Individualität, desto deutlicher sind seine Äußerungen in den Wünschen der werdenden Mutter.

In meinen Antworten auf die Paragraphen, auf die Du hingewiesen hast, werde ich die Paragraphennummern in Feurige Welt III beibehalten, damit es Dir leichter fällt, sie aufzusuchen.

62. Natürlich, die Subtile Welt ist die Astralwelt mit all ihren Unterteilungen in niedrige und höhere Sphären, dann kommt die Feurige Welt, und schließlich die Höchste Welt.

82. Der Leitstern des Menschen ist die Ausstrahlung des Samens des Geistes, oder angesammeltes direktes Wissen, das ihn dem Licht entgegentreibt. Und dieser Leitstern brennt besonders hell nach den Bedrängnissen des Lebens. Nur in höchster Spannung können unsere Energien verfeinert und in höheres Streben umgewandelt werden. Das Streben gestaltet tatsächlich den Charakter oder das Karma des Menschen. Es ist notwendig, sich entschlossen daran zu erinnern, daß Karma in erster Linie aus den Motiven, dem Streben und den Gedanken des Menschen aufgebaut wird, während Handlungen nur nebensächliche Umstände sind.

Die guten Ansammlungen vieler Leben bilden also das Karma, das vom Leitstern des direkten Wissens gelenkt wird.

86. Feurige Taufe bedeutet die geistige Verklärung oder die Assimilation des reinen Feuers des Weltraums. Während der Feurigen Taufe findet das öffnen gewisser Nervenzentren statt. Die Ansammlung der feurigen oder primären Energie ermöglicht dem Menschen, in die höheren Sphären emporzusteigen, wenn er in die Subtile Welt hinübergeht. Je mehr wir von dieser Energie besitzen, desto höher wird sie uns tragen. Diese Energie wird durch beharrliches Streben nach Selbstvervollkommnung, Arbeit und vollständiger Hingabe zum erwählten Lehrer angesammelt.

97. Wenn der Arzt sieht, daß der Tod eines Patienten unvermeidlich ist, kann ein künstlicher Versuch, sein Leben zu verlängern, schwere Leiden des Dahinscheidenden verursachen und seinem subtilen Körper ernsten Schaden zufügen. Darum sollte man Aufmerksamkeit und Sorgfalt für die Sterbenden zeigen.

158. Zahlreiche kosmische Energien werden aus der Subtilen Welt hervorgerufen und wirken unsichtbar auf unserer physischen Ebene. Ganz abgesehen von dem beispiellosen Druck der elektrokinetischen Erscheinungen, der Radiowellen und andere unsichtbare Strahlen, die jetzt von der Menschheit angewandt werden, bringt jedes Erdbeben, jeder Aufruhr, jede Explosion und alle Schrecken des Krieges die untersten Schichten der Subtilen Welt und die physische Ebene einander näher. Kriege und Revolutionen sind die schrecklichsten, mächtigsten Evokationen der niedrigen Energien aus der Subtilen Welt. Die niedrigen Wesen werden durch die Ausdünstungen von Blut und Zersetzung ernährt. Man kann sich leicht vorstellen, was für Wesen die Atmosphäre um zerstörerische Handlungen herum erfüllen. Nur starke Geister, die durch ein festes Schutznetz aus psychischer Energie abgeschirmt sind, können dieser Ansteckung widerstehen. Es gibt auch tatsächlich nicht wenige, die schwarze Magie in kleinen, unzulässigen Zeremonien betreiben.

105. Die Djinn sind die Elementargeister. In allen östlichen, besonders in arabischen Sagen dienten die Djinn den Zauberern, die sie zu beherrschen verstanden. So wurde laut einer Legende Salomos Tempel von den Djinn erbaut. Jede Legende enthält ein gewisses Stückchen Wahrheit.

Auch im Leben helfen die Feinde oder Diener der Durnkelheit ein erleuchtetes Unternehmen aufzubauen. Die Gesetze sind überall ähnlich. Dunkelheit betont Licht. Das Böse hebt den Begriff des Guten hervor etc.

170. Welträumliche Kämpfe finden tatsächlich überall in der ganzen Weite des offenbarten Kosmos statt, aber ihre Offenbarungen sind von verschiedenen Graden. Das Feuer des Weltraums ist das verbindende Element zwischen allen Welten im ganzen offenbarten Weltraum. Daher beeinflußt jede Offenbarung, jeder Kampf, wo er auch stattfinden mag, alle Welten oder den ganzen Weltraum auf die eine oder andere Art. Es heißt in der Lehre: „Eine Feder, die vom Flügel eines kleinen Vogels fällt, ruft einen Donnerschlag in den fernen Welten hervor.» So wird die unzerreißbare Verbindung angedeutet, die zwischen allen Offenbarungen existiert.

175. Jeder Planet geht wiederholt durch verschiedene Zyklen hindurch. Feurige Zerstörungen und Aufbau haben bereits sowohl unseren Planeten als auch andere wiederholt heimgesucht, aber der Grad der Intensität unterscheidet sich in Übereinstimmung mit dem geistigen Zustand der Bewohner. Alle Reaktionen können wahrend des hohen Zustandes eines Planeten und seiner Bevölkerung nützlich sein. Lemuria ging durch Feuer unter.

595. Das Wermutöl ist, wenn es eingerieben wird, nützlich bei geschwollenen Drüsen. In der Schweiz geben die Ärzte einem Patienten, der an geschwollenen Drüsen leidet, ein sehr leichtes Getränk aus Wermut.

Das Nordlicht, das Du beobachtest hast, wurde besonders in Dwinsk (Dünaburg) gesehen. Das rötliche Licht ist ein sehr charakteristisches Merkmal des Nordlichts. Das leuchtende Nordlicht glüht in allen Farben des Regenbogens.

Und nun ein paar Zeilen aus der Lehre:

„Wenn wir uns den größten geistigen Arbeiterauf Erden vorstellen, wird Er natürlich eine unvergleichbare Macht in der Subtilen Welt vertreten. Der Kontakt mit gereinigtem Feuer des Weltraums wird Ihn in die Feurige Welt emportreiben. Es gibt keine Grenze, die den Aufstieg eines Geistes hindern könnte, der keinen Zweifel hegt. Zweifel ist wie ein Riß in einem Ballon. In der Unbegrenztheit wird also alles in Bewegung aufrechterhalten. Ich sage dies, um Dich daran zu erinnern, daß die natürliche Haltung eines Menschen aufrecht ist. Zweifel ist nichts anderes als eine Tasche voller Löcher - man kann keine Diamanten darin aufbewahren. Zweifel weilt nicht in Unserem Ashram - die Strömung nach oben ist stark. Viele Bemühungen sind erforderlich, um sich nicht von der Erde loszulösen. Die irdischen Ketten werden bewußt und freiwillig angelegt. Opfer wird aus Liebe gebildet, und die Erfahrungen aus früheren Leben verleihen Liebe für die Leidenden. Erfahrung pflegt entweder Liebe zu entzünden oder Haß zu schärfen. Aber wer wird der erste sein, der sich auf dem Brandpfahl des Hasses niederläßt? Vielleicht der Hasser selbst. Liebe sollte weise und tätig sein. Wenn man versucht, dies zu verstehen, ist es leicht, zu straucheln oder scheinheilig zu werden. Nur Arbeit für das Wohl der Welt wird Gleichgewicht hervorrufen. Arbeit schenkt Freude und Verständnis für die Unbegrenztheit. Sie verleiht auch die Erkenntnis der Bewegung der Welten.

Einer wird fragen: Worin besteht das beste Pranayama? Wodurch kann ein besserer Rhythmus entwickelt werden? Wodurch wird der Wurm der Verzweiflung überwunden? Durch Arbeit. Nur durch Arbeit wird der Zauber der Vollkommenheit gebildet. Und bei der Arbeit wird die Feurige Taufe kommen.»

Wir sollten in die Zukunft streben. Augenblicklich erleben wir ernste Tage. Die schrecklichen Taten werden ihr schmerzliches Karma bringen. Der Riese von heute mag morgen ein Zwerg werden. So wird inmitten von Stürmen und Aufruhr Karma hervorgerufen und Daten erfüllen sich. Die Weltereignisse offenbaren ein Mosaik, das nur von den Berggipfeln aus wahrgenommen werden kann.


27. November 1937

Ich konnte Deinen Brief nicht früher beantworten, weil ich mich niedergedrückt fühlte. Groß ist die Spannung der Atmosphäre. Der Wahnsinn der Nationen erreicht seine Grenze und die kosmischen Ströme wüten. Die Pundits in unserer Region sagen schreckliche Erdbeben voraus, und die Menschen fürchten sich jetzt, in ihren Häusern zu schlafen. Seit kurzem wurden fast überall in Nordindien Erderschütterungen verschiedener Stärke gespürt. Zerstörungen und Todesfälle kommen vor, aber trotz aller Befürchtungen bleibt unser Tal unversehrt. Drei Daten im November sind astrologisch durch die unheilvollsten Omen gekennzeichnet. Auch die Sonnenfinsternis, die Anfang Dezember erwartet wird, wird nichts Gutes zur Folge haben. Es ist interessant zu beobachten, daß die Aktivität der psychischen Energie während der Finsternisse sehr abnimmt, und im Augenblick der totalen Finsternis hört sie fast ganz auf.

Und nun will ich mich mit Deinen Fragen befassen. Ich will auch versuchen, meine Ansicht in bezug auf die Stelle im Johannesevangelium, über die Du Dir den Kopf zu zerbrechen scheinst, noch einmal zu erklären: „Brechet diesen Tempel, und am dritten Tage will ich ihn aufrichten.» (2, 19) Wir wissen, welche Bedeutung die Anhänger Christi der Möglichkeit seiner Auferstehung am dritten Tag zuschrieben, und sie hatten durchaus recht, da eine der Aufgaben Christi darin bestand, seinen Jüngern das Überleben der Seele und die Unsterblichkeit des Geistes zu beweisen. Niemand wird leugnen, daß gerade die wiederholten Erscheinungen Christi nach seinem Tode ein großer Faktor bei der Stärkung und Verbreitung seiner Lehre war. In der gnostischen Literatur sind bedeutende Einzelheiten über diese Offenbarungen zu finden.

Und darum muß ich, nachdem ich das angedeutete Kapitel wieder durchgelesen habe, nochmals sagen, daß ich weder in der Antwort Christi noch in der Auslegung dieser Worte durch die Evangelisten irgendetwas Unlogisches finden konnte. Ich kann den Gedanken nicht akzeptieren, daß Christus einen derart primitiven Beweis oder ein solchen Experiment bieten konnte, um sein Recht oder seine Autorität zu bestätigen. Niemals würde irgendein Großer Lehrer Zuflucht zu Wundern nehmen, um seine Macht zu behaupten. Alle Wunder, die sie vollbrachten, hatten immer das selbstlose Ziel im Auge, den Leidenden und den Armen zu helfen. Jene, die Ihn fragten, dachten in irdischen Maßstäben. Aber die Großen Lehrer wenden überall und bei altem stets hohe Maßstäbe an und heben dadurch das Bewußtsein ihrer Jünger empor.

Und wenn wir annehmen würden, daß Christus die Zerstörung und Wiederherstellung eines steinernen Tempel im Sinn hatte, könnten wir ebensogut fragen, warum er einen Zeitraum von genau drei Tagen dafür brauchte.

Wir wissen, daß sogenannte Wunder nur vollbracht werden können, wenn die notwendigen kosmischen Bedingungen vorhanden sind, aber wir wissen auch, welch eine enorme Menge Primärer Energie zur Ausführung einer verhältnismäßig unbedeutenden Offenbarung oder eines Wunders verschwendet wird. Darum hätte die Wiederherstellung des ganzen Tempels eine gewaltige Energieverausgabung erforderlich gemacht, was irgendeine Katastrophe zu Folge hätte haben können. Die Lehre erklärt, daß jede gewaltsame Manifestation eine schwere Atmosphäre erregter Elektronen hervorruft. Und die Kenntnis des letzteren Umstandes zwingt den Großen Lehrer, sogenannte Wunder zu venneiden, oder anders gesagt, vorsichtigen Gebrauch von den Kosmischen Kräften zu machen. Höheres Wissen erlegt eine Pflicht auf, die höchste Vorsicht zu üben.

Du schreibst: „Es heißt, daß die Welten durch das Wort und den Willen des Höchsten erschaffen wurden. Warum sollten dann die Worte Christi nicht wörtlich verstanden werden - in Übereinstimmung mit dem Gespräch, das stattfand?» Aber wer wurde die erste Behauptung, die Du erwähnst, wörtlich verstehen? Das Wort des Höchsten sollte als eine Schwingung oder Bewegung Göttlicher Energie verstanden werden, und der Wille ist der Impuls der Anziehung oder Abstoßung, der durch die Bipolarität der Elemente erzeugt wird. Aber wer kann berechnen, wie viele Äonen allein für die Bildung unserer winzigen Erde nötig waren? Würde sich dieses „Wort Gottes» nicht über Millionen von Äonen erstrecken, allein für die Bildung unseres Planeten?

Vielleicht kannst Du jetzt begreifen, warum der Gedanke an die Wiederherstellung eines steinernen Tempels durch Christus als Beweis seiner Macht schwerlich mit dem Großen Ebenbild zu verbinden ist, dessen Bewußtsein die Synthese der drei Welten enthält.

Und was die Annahme betrifft, daß die Menschen in ihrem physischen Körper auferstehen werden, so scheint mir, daß nur totale Ignoranten solche Dinge glauben können. Außerdem sagt die Heilige Schrift wiederholt, „auch wird das Verwesliche nicht erben das Unverwesliche». Außerdem kann der physische Körper allein nicht als Tempel des Geistes angesehen werden, vielmehr ist der subtile oder geistige Körper tatsächlich der wahre Träger des unsterblichen Geistes.

Später stellst Du die Frage: Welcher Augenblick beim Hinübergehen aus der physischen in die Subtile Welt sollte als eine Auferstehung betrachtet werden, da die Arhats hinübergehen, ohne das Bewußtsein zu verlieren?

Als Christus über die Auferstehung sprach, hatte er nicht sein bewußtes Hinübergehen in die Subtile Welt im Sinn, sondern seine tatsächliche Erscheinung in einem subtilen Körper unter physischen Bedingungen. Natürlich war eine solche Erscheinung des physisch toten Menschen im materialisierten subtilen Körper ein schlagender Beweis für seine Auferstehung und stärkte dadurch den Glauben der Jünger an seine Lehre.

Die Auferstehung Christi einzig und allein auf das Verschwinden seines Körpers aus dem Grab zu begründen, wäre wirklich mehr als absurd.

Auch protestiere ich mit der ganzen Kraft meines Geistes gegen die Annahme, daß „Christus heimlich den Befehl gegeben haben könnte, seinen Körper zu beseitigen und dann zu erklären, er lebe oder sei auferstanden.» Ein solcher Akt wäre des Höchsten Geistes unwürdig gewesen. Wir müssen verstehen, daß die Großen Lehrer der Menschheit niemals irgendjemand irreführen, und jede ihrer Taten ist in absoluter Harmonie mit all ihren Erklärungen. Nach dem Zeugnis seiner Jünger sagte Christus ihnen wiederholt, daß er in der Menschen Hände überantwortet werden und am dritten Tage wieder auferstehen würde - wer Ohren hat zu hören, der höre!

Du stellst ganz richtig fest, daß die Evangelien beträchtlich später geschrieben wurden als zu Christi Zeiten und sogar nach der Zeit seiner nächsten Jünger. Außerdem müssen wir die Zensur vieler Kirchenväter in Betracht ziehen. Merescnkowski gibt in seinen Büchern Jesus, der Unbekannte und Der Gesegnete Augustin viele wertvolle Informationen hinsichtlich der Authentizität der Evangelien. Die Episode, die H.P. Blavatsky im Zusammenhang mit der Auswahl und Bestätigung der authentischen Evangelien durch die geistigen Väter erwähnte, fand ich in einer Broschüre von H.S. Olcott. Leider habe ich sie zu gut versteckt. Ich wollte sie für Dich übersetzen. Ich werde mich bemühen, sie zu finden.

Bitte glaube nicht, daß ich Dich um jeden Preis überreden möchte. Durchaus nicht. Ich drücke einfach meine Meinung und mein Verständnis aus und teilweise meine Kenntnisse in bezug auf diese Fragen. Nur unser Herz kann uns führen, wenn wir versuchen, diesen Pfaden zu folgen, darum folge Deiner eigenen Überzeugung.

Ich bin durchaus nicht überrascht, daß Dir die Geheimlehre Kummer macht. Sie ist kein leichtes Buch - man muß mit den östlichen philosophischen Gedanken gut bekannt sein, um sich nicht zwischen den vielen Ausdrücken und Namen zu verlieren, die oft ein und dasselbe bedeuten. Die Unermeßlichkeit der Aufgabe einerseits und eine unvermeidliche Zurückhaltung andererseits machen das Buch noch schwerer verständlich. Ich rate Dir, während des Lesens Auszüge oder Notizen zu machen, dies könnte sehr hilfreich sein. Denke auch daran, daß die Söhne der Flamme, die Söhne der Vernunft, die Söhne Brahmas, die Solaren Vorfahren, die Großen Kumaras. Manu, die ersten Lehrer und Könige, die Gründer von Religionen, Führer und Philosophen etc. alle dieselben Sieben Großen Individualitäten sind, die sich in ihren verschiedenen Aspekten auf unserer Erde offenbaren und heute tatsächlich den Kern der Weißen Bruderschaft bilden.

Jetzt will ich die Bedeutung der Paragraphen aus den Büchern der Lehre erklären, die Du erwähnt hast:

Agni Yoga, 315: Der Gipfel, der hier erwähnt wird, ist der Mount Everest, oder wie er auf tibetisch genannt wird, Jemo-Kang-Kar, Sie, die über den Weißen Schnee herrscht. Der höchste Punkt auf Erden und auch die beiden irdischen Pole haben eine ungeheure Bedeutung wegen des Reservoirs von elektro-magnetischen Kräften, das auf ihnen angesammelt ist. Wenn der kritische Augenblick kommen wird, der entscheidet, ob unsere Erde weiterhin existieren wird oder nicht, werden diese Punkte eine entscheidende Rolle in der Errettung unseres Planeten spielen. Wie Du weißt, waren alle Versuche, den Gipfel des Mount Everest zu erreichen, bis jetzt erfolglos und haben den Verlust vieler Menschenleben verursacht.

Aum, 122: Hier wird über eine rein physische Einölung der Atemkanäle gesprochen. Es wird uns geraten, die Nasengänge (die Nase) jeden Abend mit einem Präparat von Vaseline und Menthol einzureiben. Dieses ausgezeichnete Desinfektionsmittel erfrischt den Atem und verhindert Erkaltungen.

Aum, 129: Über das dreifache Zeichen. Wenn die Dreifaltigkeit oder Dreieinigkeit der ganzen Existenz erkannt wird, wenn alle drei Substanzen - die physische, astrale, mentale - völlig gebildet worden sind und sich darum in einer klaren Trennung offenbaren können, dann ist es höchst erbaulich, einen solchen Organismus zu studieren.

Aum, 250: Hier wird eine besondere Art von Hellsehen besprochen, bei der man einen Menschen, der bei vollem Licht vor einem sitzt, ansieht und imstande ist, seine früheren Bilder hervorzurufen. N.K. und ich haben solche Experimente gemacht, aber die Anspannung war zu stark für die physischen Augen, weil die subtilsten Energien sichtbar werden und dadurch schmerzhaft auf die Augen einwirken und sie außerordentlich schwächen. Es ist recht schwer, diesen Prozeß des Hellsehens zu erklären, aber die Resultate waren erstaunlich. In ähnlicher Weise habe ich viele Inkarnationen meiner eigenen Familie, von Menschen, die mir nahestehen und sogar von Menschen, die ich nur wenig kannte, gesehen. In all diesen Fällen wurde der psychischen Energie eine gewisse Anweisung gegeben, und dann begann sie unabhängig zu wirken. Alle sogenannten Wunder werden durch psychische Energie vollbracht.

Und nun über den Fürsten der Welt. Gewiß, der Kampf mit den Kräften des Lichts erfüllt ihn mit Verzweiflung. Er weiß, daß er nicht siegen kann, und darum zieht er es vor, den Planeten explodieren zu lassen, damit er noch eine Zeitlang in der Atmosphäre der Explosion bleiben kann. In der Nähe der Bruchstücke (natürlich nicht der physischen) eines explodierten Planeten wird seine Atmosphäre noch längere Zeit bewahrt, was dem Fürsten der Welt ermöglichen würde, darin zu bleiben. Tatsächlich sind die höheren Schichten des Weltraums ihm nicht zugänglich, und darum muß er entweder inmitten der Überreste und der sie umgebenden Atmosphäre umherschweben oder zum Saturn gehen. Aber die Bedingungen auf dem Saturn sind sehr bedrückend, und wie viele Äonen müßten vergehen, ehe unser Planet wieder einen Zustand erreicht, der für die Entwicklung eines vollbewußten Lebens günstig wäre!

Du schreibst, Du „verstehst die Zwecklosigkeit des Kampfes gegen das Göttliche Prinzip» und bist erstaunt, daß ein so großer Geist wie der Fürst der Welt dem unveränderlichen Gesetz widerstehen konnte. Aber sogar vier Fünftel der zwei Milliarden Menschenwesen verstehen dies nicht. Außerdem - was für eine unglaubliche Kraft des Geistes muß man besitzen, um seinen Irrtum zuzugeben und einen neuen Pfad zu beginnen, der durch Äonen eines schrecklichen Karmas überlastet ist.

Wir wissen von der Grenzenlosigkeit der Selbstvervollkommnung, daher konnte der Geist, der auf die Stufe des Fürsten der Dunkelheit gefallen ist, kaum alle nötigen Voraussetzungen für Vollkommenheit gehabt haben. Wenn ein Geist die Erkenntnis vom Potential seiner grenzenlosen Macht und Unveränderlichkeit erreicht, wenn er viele kosmische Mysterien und Kräfte meistert und weiß, daß er ein Schöpfer dieser oder jener Welt werden kann, wenn er die Unwissenheit der Masse in seiner Umgebung erkennt, dann ist tatsächlich eine ungeheure Kraft des Herzens erforderlich, um vielen Versuchungen zu widerstehen, vor allem dem Hochmut des Geistes. Man sollte immer daran denken, daß kein einziges menschliches Gefühl verschwindet, im Gegenteil, alle Gefühle wachsen endlos und müssen deshalb in höhere Wahrnehmungen vom Guten ungewandelt werden oder sie mögen sich im Bösen höher entwickeln. Warum ist es so schwer zu erkennen, daß der Fürst der Welt, durch kosmisches Recht der Herr der Erde, nicht imstande war, ein Gefühl des Hochmuts und der Eifersucht auf andere Geister des Lichts zu überwinden? Nach den esoterischen Überlieferungen sagten die Großen Brüder des Luzifer, die Erzengel der christlichen Kirche, die mit ihm zu unserer Erde kamen, damals als sie die ewige Bewegung entwickelten: „Warum sollten wir uns auf die Erde begrenzen, wenn alle Welten ausersehen sind und wenn auf diese Weise der richtige Pfad für die Menschheit geschaffen wird, einen wirklichen Austausch durch weitgehende Zusammenarbeit mit den fernen Welten herzustellen?» Zu dieser Zeit zog Luzifer es vor, sich von seinen Nachbarn abzusondern. Aber in der Einheit des Seins, durch das Gesetz des Austauschs, führt jede Art von Isolierung zu Vernichtung oder Tod. Daher konnte Luzifer den Strom des Lebens nur erschweren, aber es war ihm nicht möglich, ihm ein Ende zu machen. Seine Brüder, die beständig auf Wache sind und am oberen Ende der Jakobsleiter stehen, sind die wahren Erretter der Menschheit.

Nicht aus den Schriften von Kryschanowsky, sondern aus den gnostischen Schriften kann man die Vorstellung von Luzifer als Träger des Opfers für die Entwicklung der Erkenntnis von Gut und Böse im Menschen erlangen. Viel Verwirrung existiert in bezug auf diese Legende. Man sollte die Geheimlehre aufmerksam lesen, dann wird einem ein Licht aufgehen.

Wir sollten also kein poetisches Bild vom Fürsten der Welt erschaffen. Vielleicht wird seine Erlösung nach vielen Äonen beginnen, aber augenblicklich hat er den Gipfel des Hasses für die Menschheit erreicht und ist nahezu bereit, die Apotheose seiner Herrschaft der Zerstörung zu enthüllen.

Die offenbarte Welt beruht auf Bipolarität in allem, was existiert, und darum ist es nur natürlich, daß begrenztes menschliches Denken, das nach den Ursachen für die Existenz der beiden Gegensätze sucht und sich die göttliche Quelle nur in ihrem positiven Aspekt vorstellt, unweigerlich zu der Schlußfolgerung kommen muß, daß zwei Elemente existieren, die einander ununterbrochen bekämpfen Gott und der Teufel. Und so wurde der planetarische Geist, der Fürst der Welt, zur Personifizierung von allem Bösen und allen Unvollkommenheiten, die in der Natur existieren.

Aber der erhabene Gedanke des Ostens löste das Problem der Existenz des Bösen vor langer Zeit. Das Eine Element, das Eine Göttliche Prinzip oder das Absolute, das das Potential allen Seins enthält, darum auch alle Gegensätze, enthält auch den ewigen Prozeß der Entfaltung oder der Vervollkommnung. Auf diesem Prozeß oder auf dieser Bewegung beruhen alle Offenbarungen und die ganze Evolution. Bewegung oder Evolution ruft die Relativität aller Vorstellungen hervor, aus der die beiden Gegensätze sich entwickeln. Nur durch ununterbrochenen Wechsel und den Vergleich der Gegensätze kann die Realität verstanden werden.


30. November 1937

Der Mangel an Information und Disziplin, der von „einem gewissen Vertreter der Weißen Bruderschaft», den Du erwähnst, gezeigt wird, veranlaßt mich, seine Identität zu bezweifeln. Tatsächlich kann man nur in den Handlungen irdischer Menschen einen solchen Mangel an Stabilität bemerken, eine Arbeit aufzugeben, um nach etwas anderem zu greifen, kurz, eine erbärmliche Unbeständigkeit und eine chaotische Unordnung. Aber alle Handlungen und Hinweise, die von der Großen Bruderschaft kommen, zeichnen sich durch ihre strenge Harmonie und Folgerichtigkeit aus. Und sogar unter den irdischen Mitarbeitern der Weißen Bruderschaft würde niemand versuchen, in die wohltätige Arbeit einzugreifen, besonders wenn er weiß, daß diese Arbeit in gewisser Weise mit den Aufgaben der Weißen Bruderschaft in Beziehung steht.

Kürzlich sind sehr viele Vertreter, Boten und Lehrer aller Art erschienen, die behaupten, zur Solaren Hierarchie (?!) zu gehören und sogar zu den Weißen Brüdern selbst! Alle diese Betrüger verursachen nichts als Verwirrung und Verführung unter den unwissenden und naiven Suchern nach billigen Sensationen.

Aber jeder wahre Bote oder Lehrer und jede Lehre kann nur auf Wahrheit und ihrem persönlichen Verdienst und Wert begründet sein. Es gibt kein anderes Kriterium auf Erden. Wahrheit versinkt nicht im Wasser und kommt nicht im Feuer um. Die Welt ist mehr als einmal Zeuge der Verleumdung des Höchsten und der Lobpreisung falscher Werte gewesen, aber die Lebenszeit der letzteren war von kurzer Dauer.

Allen, die die großen Wahrheiten verspotten, können wir nochmals sagen: „Habt Ihr nicht Christus gekreuzigt? Habt Ihr Ihn nicht verspottet, als Er am Kreuz litt? Habt Ihr nicht Seine Nachfolger verbrannt und verfolgt? Habt Ihr nicht Tausende und Abertausende der besten Geister gefoltert, die Euch das Licht des Wissens brachten? Habt Ihr nicht die Evolution der menschlichen Gedanken zurückgehalten und die Menschheit dadurch in den Wahnsinn der Selbstvernichtung getrieben? Wurde nicht über Euch gesagt: Ihr habt Eure Kleider gewechselt, aber man kann Euch an Euren Taten erkennen?»

Übrigens wurde kürzlich ein durchaus nicht schlechteres Buch auf englisch veröffentlicht: „Gott ist mein Abenteuer» von Landau, einem polnischen Schriftsteller. Darin beschreibt der Verfasser seine Begegnungen mit allen bekannten geistigen Führern von heute. Es ist nützlich, dieses Buch zu lesen, denn es vermittelt eine Vorstellung davon, welche Art Geistigkeit heute von den Massen des Westens und von Amerika verlangt wird. Besonders beliebt ist ein gewisser früherer Geistlicher, Dr. Buchman, der erklärt, Gott sei ein Millionär und man sollte deshalb kostspieligen Versammlungen in eleganten Hotels und auch teuren Ausflügen per Auto etc. nicht ausweichen. Die reichen und gelangweilten Müßiggänger freuen sich sehr, daß es jemanden gibt, der sich um sie kümmert und das ganze

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