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1936

11. Januar 1936

Ich habe Deinen Brief sehr aufmerksam gelesen und muß sagen, daß ich mich am allermeisten darüber freute, daß Du anscheinend nicht mehr irgendwelchen pseudookkulten Gesellschaften oder Organisationen angehörst. Heuzutage sind solche Organisationen tatsächlich so zahlreich wie Pilze nach dem Regen! Und ich weiß, welche Mixtur sie sind! Einige sind unbedeutend, aber es gibt andere unter ihnen, die außerordentlich dunkel und gefährlich sind. Du hattest recht, beunruhigt zu sein, als Du in dem „Orden», den Du beschreibst. „Rache statt Kampf durch Liebe» sahst. Sicher kann in Lehren des Lichts keinerlei Andeutung von Rache sein. Die erste Grundlage jeder Lehre des Lichts ist tatsächlich die Ausrottung jeder Möglichkeit eines Gefühls der Rache. Was den Widerstand gegen das Böse betrifft, auf den darin hingewiesen wird, ist dies keine Rache, weil er die Verteidigung des Allgemeinwohles voraussetzt, während Rache auf persönlichen Gefühlen basiert. Und Du weißt, daß Selbstsucht die Wurzel allen Unglücks ist. Wer zu Rache fähig ist, kann nie ein Jünger werden. Wer seine Gedanken und Gefühle nicht disziplinieren kann, kann nicht hoffen, schnelle Fortschritte auf dem erwährten Pfad des Lichts zu machen.

Du fragst: „Warum kam der Lehrer damals nicht zu mir? Warum führte er mich nicht mit fester Hand vorwärts?» Aber die Lehrer kommen niemals zu irgendjemanden. Wir selbst müssen nach Ihnen streben. Selbst wenn der Lehrer sich damals Dir genähert hätte, bist Du sicher, daß Du seine feste Hand angenommen hättest? Würdest Du sie nicht für unerträglich schwer gehalten und sie nicht mit einer vielleicht noch schlimmeren Lästerung zurückgewiesen haben? Leicht ist der Pfad der Jüngerschaft nicht. Er hat nichts gemein mit den Lebensbeschreibungen der Magier und Eingeweihten in okkulten Romanen.

Weiter fragst Du: „Warum war ein derartiges Experiment notwendig? Nur um Enttäuschung zu bringen, um mein Mißtrauen gegen Menschen und Organisationen zu erwecken?» Aber Du mußt verstehen, daß uns nie ein Experiment aufgezwungen wird, wir selbst haben es hervorgerufen und nehmen es an, denn das Karma bringt uns in jene Umstände, in denen wir eine neue Lehre erkennen oder eine frühere wiederholen müssen, die wir noch nicht gemeistert haben. Vielleicht mußtest Du lernen, zwischen Erscheinungen zu unterscheiden und Dich nochmals vom Versagen der pseudookkulten Organisationen überzeugen und auch lernen, eine Vorliebe für Rituale und Formen zu überwinden. Viele sind noch immer davon überzeugt, daß es möglich ist, sich den höheren Quellen durch tote Riten und Wiederholungen von sinnlosen Mantrams zu nähern, die ihre Bedeutung jetzt verloren haben, da ihr Wert nur in dem Rhythmus liegt, der in einem feurigen Herzen geboren wurde. Ohne inneres Streben kann Äußerliches keinen wahren Wert besitzen. Rituale können, wenn sie schön sind, dazu beitragen, eine gewisse erhabene Stimmung hervorzurufen, aber es ist unmöglich, sie als eine unabhängige, selbstgenügsame Voraussetzung zu geistigem Aufstieg zu betrachten.

Du schreibst: „Wo ist die Garantie, daß der «Orden», ohne daß irgendjemand es weiß, mich nicht wieder anziehen und zwingen wird, die unsinnigsten Handlungen zu verrichten, die durch höhere, geheimnisvolle Absichten gerechtfertigt werden? Wie kann man eine reine Bewegung erkennen?» Aber eine reine Bewegung wird eben niemais von Dir erwarten, „die unsinnigsten Handlungen zu begehen, die durch höhere Zwecke gerechtfertigt werden». Jede Lehre des Lichts besteht vor allem auf Intelligenz, verwirft jeden Zwang und erwartet nur Reinheit des Denkens, der Absichten, der Worte und Taten. Ebenfalls sind Masken unerlaubt. Masken bleiben den Vertretern der Dunkelheit überlassen, die etwas zu verheimlichen haben, und Du hast recht, wenn Du Dich vor ihnen hütest Im Augenblick sind sie sehr zahlreich wegen der drohenden Daten, die für sie kritisch sind, und sie sind auf beiden Ebenen außerordentlich damit beschäftigt, Gehilfen für ihre Reihen zu werben. Aber wie unglaublich schwer ist das Karma derer, die von ihnen verlockt werden!

Ich bezweifle, daß Hunger eine magische Fähigkeit in Dir entwickeln kann. Natürlich ist Mäßigkeit bei allem nötig; aber Hunger kann nichts verstärken. Großes Gleichgewicht wird von allen Lehren des Lichts angeordnet. Und wenn Du das Vorhandensein dieser Fähigkeit in Dir erkennst, laß sie Dir helfen, Beharrlichkeit im Streben nach dem angedeuteten wohlwollenden Ziel zu entwickeln.

Ich habe alles, was Du schreibst, erwogen, und mein Rat für Dich ist jetzt, daß Du Dich mit den Büchern der Lebendigen Ethik bekannt machen solltest, wenigstens mit den beiden Bänden Blätter aus Moryas Garten und mit Agni Yoga. Wenn Dein Geist auf sie widerhallt, schreibe mir, nachdem Du sie gelesen hast und teile mir sowohl Deine Eindrücke wie auch Deine Schwierigkeiten mit, ich werde Dir antworten. Laß mich auch bitte wissen, welche speziellen Ausdrücke Dir nicht klar zu sein scheinen. Es gibt Ausdrücke in orientalischen Sprachen, die schwer in unsere groben europäischen Sprachen zu übersetzen sind. Zum Schluß kann ich sagen:

„Alles wird offenbar, alles ist erreichbar.» Nur wir selbst können eintreten und annehmen. Und die Hauptbedingungen zu Errungenschaft sind Ehrlichkeit, Mut, Furchtlosigkeit, unbezwingliches Streben, große Geduld und Dankbarkeit für jedes Krümchen. Sicherlich ist Verrat, selbst in Gedanken, unzulässig. Wenn jedoch Aufrichtigkeit und ein feuriges Herz vorhanden sind, wird alles leicht und freudig. Liebe also Deinen erwählten Lehrer von ganzem Herzen, mit Deinem ganzen Sein, und Errungenschaften werden nicht lange aufsich warten lassen.


17. Januar 1936

Ich stimme durchaus zu, daß die Idee des kosmischen Bewußtseins für einige ebenso entsetzlich ist wie Schwefel. Wie können sie an ein kosmisches Bewußtsein denken, wenn sie nicht einmal ganz die Bedeutung des menschlichen Bewußtseins begreifen? Sogar viele „kluge» Menschen sind sich nicht darüber klar, was kosmisches Bewußtsein tatsächlich ist. Daher glauben sie, daß sie sich dadurch schützen und vor irgendeiner Gefahr bewahren können, wenn sie es ignorieren. Außerdem verbinden sie dieses kosmische Bewußtsein in Gedanken wahrscheinlich mit einer besonderen Art von Internationalismus. Es ist wirklich schwer zu verslehen, wie gewisse Dinge in unwissenden Köpfen allem trotzen.

Viel wird über die Notwendigkeit der Entwicklung eines nationalen Bewußtseins gesprochen, mit Recht, denn Vaterlandsliebe ist ein heiliges Gefühl. Nationales Bewußtsein ist der Ausdruck des Charakters einer Nation, und gerade die Qualität dieses Charakters ist das Wichtigste in jeder Offenbarung. Die Menschen und Länder sollten die Grundlage ihres Charakters und ihrer Individualität dadurch schützen, daß sie sie mit allen Blumen, die auf ihrer Wiese wachsen, und mit allen Möglichkeiten, die ihnen offenstehen, entwickeln und bereichern. Aufgabe des nationalen Genius us ist es, die Errungenschaften aller Völker und Zeitalter umzuwandeln und durch das Prisma seines Bewußtseins gehen zu lassen und seine eigene unwiederholbare Synthese dieser Mischung von schöpferischen Kundgaben darzubieten. Aber eine armselige Denkweise versteht nationales Bewußtsein als etwas Abgesondertes und darum Begrenztes, während jeder Separatismus unnatürlich und schädlich ist, weil er dem Gesetz der Einheit des Seins widerspricht. Und da die Gesetze in allem einheitlich sind, hat jeder Separatismus und jede Begrenzung eine Lähmung und schließlich den Tod zur Folge. Das Gesetz des Seins weist auf eine beständige Erweiterung und endlose Entfaltung hin. Nur in dieser Entfaltung, in dieser unaufhörlichen Einbeziehung aller Möglichkeiten gibt es ewiges Leben. Beseitige diese Erkenntnis, und das Leben eines solchen Menschen wird nur dem vergänglichen Bewußtsein einer einzigen Persönlichkeit anhangen.

Ewiges Leben wird gerade durch das kosmische Bewußtsein oder durch die Vergegenwärtigung des eigenen kosmischen Ursprungs erworben.

In unserem Zeitalter ist bereits erkannt worden, daß die Menschheit, wenn sie sich erfolgreich entwickeln will, eine gewisse internationale Zusammenarbeit akzeptieren muß, obgleich sich diese Zusammenarbeit im gegenwärtigen Stadium stärker in technischen und materiellen Errungenschaften als in geistiger Einheit offenbart. Die Wissenschaft schreitet jedoch mit solchen Riesenschritten vorwärts, daß der nächste Schritt bald erkannt werden wird, nämlich die Zusammenarbeit mit dem Kosmos. Dann wird das kosmische Bewußtsein sogar offenkundige Ignoranten nicht mehr in Schrecken versetzen und ein normaler Faktor werden, und keiner, der seinen Platz im Kosmos erkennt, wird in seinem eigenen kleinen Loch bleiben. Erst dann wird geistige Einheit ins Dasein kommen.

Alles, was Du über einige Personen schreibst, die die Lehre der Lebendigen Ethik aufgegeben haben, ist nicht ungewöhnlich. Wenn es nicht so wäre, würde sich die Welt tatsächlich nicht in einem ausweglosen Zustand befinden und es würden uns keine kosmischen Katastrophen bedrohen. Es ist schmerzlich, solche Aussprüche zu hören wie „Die Idee des Allgemeinwohls ist einfach leeres Geschwätz». Gewiß, für ein zu Asche reduziertes Herz und einen verknöcherten Verstand wird das Allgemeinwohl nichtssagend sein. Aber ein erleuchtetes Bewußtsein versteht seine vollkommene Abhängigkeit vom Allgemeinwohl. Das Allgemeinwohl war und ist die Grundlage jeden Bündnisses. Die Lehre Christi ist exakt die Lehre des Allgemeinwohls, und diejenigen, die dieses Prinzip nicht verstehen und es ableugnen, stellen den Verkünder selbst in Abrede. Es ist besser, mit derartigen Bewußtseinen keine Erörterungen zu beginnen. Ja, nur die Annahme und Assimilierung des Gesetzes der Wiedergeburt hätte die Menschheit zum richtigen Verständnis für das Allgemeinwohl gebracht. Es ist erstaunlich, wie die, die höhnische Bemerkungen über den Begriff Allgemeinwohl machen, trotzdem alle Annehmlichkeiten ausnutzen, die in den Städten für das Allgemeinwohl eingeführt worden sind, wie beispielsweise die ausgezeichneten Verkehrsmöglichkeiten.

Und nun zu Deinen Fragen. Paragraph 279, Feurige Welt II: Morua ist eine Pflanze, die in unserer Region wächst. Es ist eine buschige Pflanze, ihr Duft erinnert sehr an Verbenen. Ich werde Dir ein paar Zweige schicken, aber nicht jetzt während des Winters. Aus Nachlässigkeit gebrauchte ich einen Großbuchstaben, als ich den Pflanzennamen schrieb, und das könnte tatsächlich viele Leser verwirrt haben.

Bestimmt wurde nie und nirgends vorgeschlagen, daß alle in beengten Gemeinschaftswohnungen leben sollten. Dies muß in einem weiteren Sinne verstanden werden. Ganz sicher leben Menschen in Arbeitsgemeinschaften nicht alle zusammen. Sie versammeln sich zu gemeinsamer Arbeit, aber ihr persönliches Leben und die tägliche Routine gehen getrennt vonstatten. Die Idee gemeinsamer Arbeit bedeutet nicht unbedingt physische Nähe. Es besteht keinerlei Notwendigkeit, einander physisch zu bedrängen. Jedes Zeitalter diktiert seine eigenen Forderungen und Bedingungen, und es ist ganz unmöglich, zu den alten Formen zurückzukehren. Auch der Herr Buddha verbot physisches Gedränge in Seinen Gemeinschaften und sorgte dafür, daß jedes Mitglied seine eigene Zelle hatte. In Seinen Gemeinschaften gab es sogar keine gemeinsamen Mahlzeiten, Alle Bhikshus aßen allein. Sie versammelten sich nur zu gemeinsamer Arbeit und geistigen Gesprächen. Gemeinschaften sind nur dann möglich, wenn die Auren der Mitglieder in völligen Einklang gebracht sind, aber das wird sehr selten erreicht. Wenn Du also planst, eine Gemeinschaft zu gründen, tue es so einfach wie möglich, ohne Dich durch irgendwelche Verpflichtungen zu binden, hauptsächlich durch Verrichtung intensivster Arbeit - und wappne Dich mit unendlicher Geduld und Duldsamkeit. Übrigens könnte das Prinzip der Zusammenarbeit doch in vielen Fällen angewandt werden, ohne darauf zu beharren, daß die Mitglieder zusammenleben. Es wäre viel leichter, während einer kurzen Periode von einigen Wochen in den Sommermonaten mit dem Gemeinschaftsleben zu experimentieren.

Du möchtest vielleicht gern die ganze Lebensweise nachahmen, die in der Feste der Weißen Bruderschaft angenommen wurde, aber das ist ganz unmöglich, denn dieses Leben ist so ganz anders als unsere Verhältnisse. Die Bruderschaft arbeitet in Gruppen, und die wachsenden Probleme vereinigen die beratende Versammlung harmonisch zu neuen Zusammenschlüssen. Die Arbeit geht in drei Gruppen vor sich: Erstens, Erforschung der Möglichkeiten, die Bedingungen der irdischen Ebene zu erleichtem. Zweitens, die Suche nach Mitteln und Wegen, den Menschen die erlangten Resultate zu übermitteln. Drittens, das Erforschen der Möglichkeiten, mit den fernen Welten in Verbindung zu treten. Das erste erfordert eifrige Bemühung und Geduld und das dritte Wachsamkeit und Furchtlosigkeit. Aber das zweite verlangt eine derartige Selbstaufopferung, daß der schwierigste Flug wie eine Ruhepause erscheinen würde.

Jetzt befinden wir uns jedoch in der Zeit des ernsten und entscheidenden Armageddon, und darum sind alle Forschungen und wissenschaftlichen Aufgaben vorübergehend eingestellt, und alle Kräfte des Lichtes sind darauf gerichtet, auf beiden Ebenen die unaufhörlichen Angriffe und die entsetzliche Verschlagenheit der Schwarzen Bruderschaft abzuwehren. Auf dem Wachtturm kennt man daher weder Schlaf noch Ruhe. Wer von den Erdbewohnern kann sich diesen Zustand äußerster Spannung vorstellen? Obendrein verbringen viele Brüder die meiste Zeit in der Subtilen Welt, denn gerade dort wird der Teraphim des Sieges erschaffen. Und deshalb ertönt jetzt der Ruf und das Siegeslied der Kämpfer von Shambhala in der Subtilen Welt. Jahrtausendelang hat die große Feste des Lichts sich für diesen Kampf mit den Kräften der Dunkelheit vorbereitet. Das vorhergesagte Armageddon ist schrecklich. Alle unterirdischen Ungeheuer nehmen daran teil, und die Streitkräfte aller Ebenen werden hineingezogen. Weist der Irrsinn, der jetzt stattfindet, nicht auf beispiellose Zeiten hin? Wer denkt über die drohende Gefahr für unseren Planeten nach? Wissen viele, daß die Hauptsorge der Feste des Lichtes darin besteht, den Planeten vor vorzeitiger Explosion zu retten? Tatsächlich drohen unserem Planeten die entsetzlichsten Ausbrüche von unterirdischem Feuer. An vielen Stelle ist die Erdkruste auf dem Meeresboden sehr erodiert, aber wer denkt über diese bedrohlichen Anzeichen nach?

Kein Erdbewohner könnte jene intensive Arbeit ertragen, die jetzt in der Feste vor sich geht. Darum ist es so frevelhaft, wenn die Menschheit in ihrem Wahnsinn ihre Erretter lästert. Die Menschen rufen Christus an, während sie jeden Augenblick seine Bündnisse verraten und die Hierarchie, zu der Er gehört, schmähen. Aber die Verächtlichmachung des geringsten Gliedes in der Kette dieser Hierarchie kann in den Augen Christi keine Rechtfertigung finden. „Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in Deinem Namen Teufel ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet von mir, ihr Übeltäter!» (Matthäus 7, 22-23) Kann man also auf Glück und Rechtfertigung hoffen, wenn man sagt: „Das Allgemeinwohl ist nur leeres Geschwätz»? Ein solcher Mensch wird leer gelassen, denn wahrlich, Leere ist in seinem Herzen und in seinem Kopf. Christus und das Allgemeinwohl sind synonym.

Im Zusammenhang mit der Idee der Gemeinschaftsarbeit möchte ich Paragraph 35 und 36 aus Band III der Feurige n Welt für Dich zitieren:

„So viel ist über Zusammenarbeit gesagt worden, aber so wenig wird sie verstanden! Dies ist einer der am meisten mißverstandenen Begriffe, weil die Idee der gemeinsamen Arbeit in einer menschlichen Gemeinschaft so entstellt worden ist. Das Leben in der Gemeinschaft von Mitarbeitern hat kein Zwingen von Gefühlen, von Verpflichtungen, von Beschränkungen im Auge, sondern eine Bestätigung gemeinsamer Arbeit im Namen des offenbarten Guten. Wenn die menschliche Gemeinschaft das Gesetz gemeinsamer Arbeit als Gesetz des Lebens annehmen würde, in welchem Ausmaß könnte dann das menschliche Bewußtsein gereinigt werden! Denn der Rhythmus einer gemeinsamen Aufgabe kann verschiedene Spezialisten und Einzelwesen vereinigen, deren Eigenschaften verschiedenartig sind. Das Gesetz ist einfach, aber wie viele Entstellungen umgeben es! Die Offenbarung der menschlichen Nähe des Geistes hängt von vielen Ursachen ab, sowohl von geistigen als auch von kannischen, aber unter dem Strahl der Arbeit kann eine Gemeinschaft mit Hilfe des Gesetzes der Zusammenarbeit organisiert werden. Darum ist es nötig, die Mitarbeiter durch Arbeit und durch die Bestätigung zu lehren, daß jeder Mitarbeiter ein Teil des Ganzen ist. Man sollte jedoch falsches Denken über das Persönliche ausschließen. Eine solche Auslegung kann einer Gemeinschaft helfen, sich als einen einzigen Kanal zu bestätigen. So viele traurige Ereignisse können durch Bewußtseinserweiterung und durch das subtile Verständnis vermieden werden, daß es unzulässig ist, das Herz eines anderen zu mißbrauchen. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt sollten die Mitarbeiter also verstehen, daß man nur durch das Gesetz der gemeinsamen Arbeit vorwärtsschreiten kann - es gibt keine anderen Maßnahmen! Das Subtile wird nur durch das Subtile erlangt; und die subtilen Fäden des Herzens ertönen nur in einer Spannung von vielen Jahrtausenden. Mögen die Mitarbeiter also diesen einzigen Pfad besonders erkennen. Genau, das Gesetz der gemeinsamen Arbeit gestattet keine Übergriffe in das Herz eines anderen.

In der Gemeinschaft sollte man sich an die Heiligkeit der Gefühle erinnern. Man sollte besonders daran denken, daß es unzulässig ist, das subtile Gefühl in einem Mitarbeiter gewaltsam hervorzurufen. Man sollte subtile Schwingungen im Herzen nicht durch von außen kommende Forderungen entwickeln. Nur eine innere verdienstvolle Handlung bringt eine gleichförmige Schwingung hervor. Selten ist dieses Leben des Geistes inmitten erdrückender irdischer Schwingungen zu finden. Doch diese Offenbarung - wenn Geist mit Geist in Harmonie widerhallt - ist so schön! In erster Linie sollte man in der Entwicklung des Bewußtseins der Gemeinschaft das Verständnis für Zusammenarbeit bestätigen. In diesem Verständnis kann die Gemeinschaft gestärkt werden, und der Wurm des Selbstbedauerns wird verschwinden.

Auf diese Weise erteilen Wir den Jüngeren Rat, indem Wir die Freude an der Arbeit ohne Übergriffe in das Herz eines anderen bestätigen. Vor langer Zeit ist gesagt worden: «Man kann nicht gewaltsam lieb sein!» Dies ist auch eine kosmische Formel. Aber man kann den Pfad vereinter Arbeit in hohem Grade reinigen. Die Jünger sollten sich also an die Offenbarung der Zusammenarbeit im täglichen Leben der Gemeinschaft erinnern.»

Doch so oft erlauben die Mitarbeiter, daß sich ein grausames Gefühl der Eifersucht entwickelt, das so viele schöne Unternehmen vernichtet!


18. Januar 1936

Vielen Dank für Deinen herzlichen Brief und Dein Foto. Allmählich bekomme ich eine regelrechte Bildergalerie von Freunden zusammen und liebe es, sie zu betrachten und die Veränderungen im Gesichtsausdruck zu beobachten. Hast Du bemerkt, daß die Bilder von Lebenden ihren Ausdruck verändern? Auch freute ich mich sehr, über Deine Tätigkeiten zu hören. Säe die nützlichen Samen so weit aus wie Du kannst, aber berücksichtige stets die Bewußiseinsstufe. Kleide die großen Wahrheilen in die annehmbarsten Gewänder. Großes Erbarmen wird offenbart, wenn das Licht verhüllt wird, um die Schwachsichtigen nicht zu blenden. Immerund bei allem sollten wir vom Herzen geführt werden. Es heißt, daß nur ein kleines Bewußtsein hochmütig versucht, seinen ganzen eingebildeten Glanz zur Schau zu tragen, daß sich ein großes Bewußtsein jedoch nicht fürchtet, sich zu verbergen, wenn klar ist, daß viele Begriffe noch nicht aufgenommen werden können.

Natürlich hast Du recht, daß man die Offenbarung Johannes sehr vorsichtig erläutern sollte. Tatsächlich hat jede Heilige Schrift, jede Legende aus dem Altertum sieben Schlüssel oder Bedeutungen. Was die Offenbarung anbetrifft, so sind viele Gelehrte jetzt zu der Überzeugung gekommen, daß es eine andere Version des Buches von Enoch und der Drachenlegende der heidnischen Antike ist. Darum dürfte die Offenbarung viel älter sein. als man früher annahm. Das zwölfte Kapitel hat mehrere Bedeutungen, sehr viel ist bereits hinsichtlich des astronomischen und numerologischen Schlüssels zu diesen Universalen Mythen ausfindig gemacht worden. Nach der Heiligen Lehre bezieht sich der „Krieg im Himmel», der darin erwähnt wird, „auf mehrere Ereignisse dieser Art auf verschiedenen Ebenen des Seins. Das erste ist eine rein astronomische und kosmische Tatsache, die zur Kosmogonie gehört. ... Wenn sich das siderische Urbild (des Kampfes) tatsächlich auf eine prä-manvantarische Periode bezieht und gänzlich auf der Kenntnis ... des ganzen Programms und Fortschritts der Kosmogonie beruht ...», einer Kenntnis, die im Besitz der Großen Lehrer ist ..., hatte der zweite Aspekt des Krieges im Himmel seine Widerspiegelung auf Erden, und der Ort des Geschehens war nicht in den Tiefen des interplanetarischen Weltraums, sondern im Himalaya. „Es ist der Bericht des schrecklichen Streites zwischen den «Söhnen Gottes» (den Söhnen des Lichts) und den «Söhnen des Schattens» der vierten und fünften Rasse. Auf diesen beiden Ereignissen, die in Legenden verschmolzen sind,... ist jede folgende Überlieferung über diesen Gegenstand aufgebaul worden.» Aber ohne Rücksicht auf das, womit sich die astronomische. Bedeutung dieser universell akzeptierten Legende über den Kampf im Himmel befaßt, beruht die menschliche Phase desselben auf wahren historischen

Ereignissen, die zum theologischen Dogma entstellt und erniedrigt wurden (dem Fall der Engel) nur zu dem Zweck, sie den Absichten der Geistlichkeit anzupassen.

In der Geheimlehre sind weitere Erklärungen von gewissen Kapiteln und Versen aus der Offenbarung. Ich werde wieder Auszüge anführen, die für Dich von Interesse sein durften.

„In der Einführung zur Übersetzung des Buches Enoch, die Erzbischof Laurence von einem äthiopischen Manuskript machte, bemerkt der... Verfasser der «Evolution des Christentums»: Als wir die Korrekturbogen des Buches Enoch revidierten, waren wir noch erstaunter über die Ähnlichkeit mit den Schriften des Neuen Testaments. Das Gleichnis vom Schaf, das vom guten Hirten vor gedungenen Hütern und wilden Wölfen errettet wurde, ist offensichtlich vom vierten Evangelisten aus Enoch 89 entlehnt, in dem der Verfasser schildert, wie die Hirten die Schafe vor der Ankunft ihres Herrn töteten (und vernichteten) und so die wahre Bedeutung des bisher rätselhaften Satzes im Gleichnis des Johannes enthüllt: «Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber» - eine Sprache, in der wir jetzt eine klare Bezugnahme auf die allegorischen Hirten des Enoch entdecken. (Buch des Propheten Enoch, Seite 48, herausgegeben 1883; Johannes 10, 8)

Es ist reichlich spät zu behaupten, daß Enoch vom Neuen Testament borgte statt umgekehrt. Der Brief des Judas (14, 15) zitiert wörtlich einen langen Absatz aus Enoch über das Kommen des Herrn mit vielen Tausend Heiligen, und da er den Propheten ausdrücklich mit Namen nennt, bestätigt er die Quelle. Diese «Parallele zwischen dem Propheten und dem Apostel» hat zweifelsfrei festgestellt, daß das Buch Enoch in den Augen des Verfassers einer Epistel, die als göttliche Offenbarung galt, das inspirierte Werk eines vorsintflutlichen Patriarchen war ... Die sich häufende Koinzidenz von Sprache und Ideen bei Enoch und den Verfassern des Neuen Testaments ... weist deutlich darauf hin, daß das Werk des semitischen Milton die unerschöpfliche Quelle war, aus der die Evangelisten und Apostel oder die Menschen, die in ihrem Namen schrieben, ihre Vorstellungen von der Auferstehung, vom Jüngsten Gericht, von der Unsterblichkeit, von der ewigen Verdammnis und der universalen Regierung der Rechtschaffenheit unter der ewigen Herrschaft des Menschensohnes schöpften. Dieses evangelische Plagiat erreichte seinen Höhepunkt mit der Offenbarung Johannes, die die Visionen Enochs dem Christentum anpaßt mit Einschränkungen, in denen wir die erhabene Einfachheit des großen Meisters der apokalyptischen Prophezeiung vermissen, der im Namen des vorsintflutlichen Patriachen prophezeite. (Einführung, 34-35)

Wahrhaftig «vorsintflutlich», aber wenn die Ausdrucksweise des Textes von kaum ein paar Jahrhunderten oder auch Jahrtausenden vor der historischen Ära datiert, ist es doch nicht die ursprüngliche Prophezeiung zukünftiger Ereignisse, sondern wiederum die Abschrift von irgendeiner Heiligen Schrift einer vorgeschichtlichen Religion. ... Im Krita-Yuga verkündet Vishnu in Gestalt von Kapila und anderen (erleuchteten Weisen)... wahre Weisheit (ebenso wie Enoch). Im Treta-Yuga hält er die Bösen zurück in der Gestalt eines universalen Herrschers (des Chakravartin oder des «Ewigen Königs» bei Enoch) und beschützt die drei Welten (oder Rassen). Im Dvapara-Yuga teilt er in Gestalt von Veda-Vyasa den einen Veda in vier Teile auf und verbreitet sie in Hunderten (Sata) von Zweigen (Vishnu Purana).»

Im Buch Enoch (Kapitel 26, 3) sagt Uriel: „Alle, die Barmherzigkeit erfahren haben, sollen Gott, den ewigen König, der über sie herrschen wird, bis in alle Ewigkeit segnen.»

„Ja, in der Tat, der Veda der ältesten Arier ging, ehe er niedergeschrieben wurde, hinaus in jede Nation der Atlanto-Lemurier und säte die ersten Samen aller heute existierenden alten Religionen. Die Schößlinge des niemals verdorrenden Baumes der Weisheit haben ihre dürren Blätter sogar auf das jüdische Christentum ausgestreut. Und am Ende des Kali Yuga, unserem jetzigen Yuga, wird Vishnu, oder der « Ewige König» als Kaiki (Avatar) erscheinen und wieder Rechtschaffenheit auf Erden herstellen. Der Verstand derer, die zu jener Zeit leben werden, wird erweckt und so klar wie Kristall. Die Menschen, die durch die Rechtschaffenheit jener seltsamen Zeit (sechste Rasse) solcherart umgewandelt worden sind, werden als Samen für andere Menschenwesen dienen und eine Rasse hervorbringen, die den Gesetzen des Krita-Yuga der Reinheit folgen werden, d.h. der «Buddhas», der «Söhne Gottes», die von unbefleckten Eltern geboren werden.»

Was ist aber in Wahrheit das Buch Enoch, das der Verfasser der Offenbarung und sogar Johannes, der Autor des vierten Evangeliums, in so hohem Maße in ihren Schriften verwerteten? Es ist schlicht ein Buch der Einweihung, das in allegorischer und vorsichtiger Ausdrucksweise einen Überblick über gewisse archaische Mysterien bot, die in den inneren Tempeln stattfanden. Die sogenannten „Visionen» Enochs betreffen seine Erfahrungen während der Einweihung und das, was er in den Mysterien gelernt hatte.

In allen Legenden aus fernen Zeiten betrifft die Beschreibung der Schöpfung unserer Erde natürlich nur die vierte Runde, die dem Pralaya - oder der Verdunkelung - folgte, die nach der dritten Runde begann. Von den beiden ersten Rassen dieser Runde haben wir eine äußerst begrenzte Kenntnis, und bis jetzt ist noch nichts darüber von den Großen Lehrern offenbart worden, weil es unserem Bewußtsein schwerfallen würde, jene Bedingungen zu verstehen, die heute keinerlei Äquivalent auf Erden haben. Aber in der vierten Runde erschien der Mensch früher als die Tiere.

Das Gebet Christi, das noch immer unbeachtet bleibt, war das Gebet des Herzens für die Wohlfahrt der ganzen Menschheit. Jeder große Geist lenkt die Evolution genau in Übereinstimmung mit den Gesetzen des Kosmischen Magneten oder dem Gesetz der Evolution. Und deshalb ist der Wille eines solchen Geistes so mächtig, weil Er mit dem Willen des Kosmos identisch ist.

Der Fall Luzifers ereignete sich tatsächlich als Folge seines Aufstands gegen das Gesetz der Evolution oder den Willen des Kosmos. Lies die Legende über Luzifer in Auf Östlichen Kreuzwegen noch einmal durch - sie beruht auf Wahrheit.

Zu der Zeit, wo die Großen Brüder des Luzifer, die mit ihm zu unserer Erde kamen, um eine ewige Bewegung aufzubauen; zu der Zeit, wo sie sagen: „Warum sollten Wir eine einzige Erde haben, wenn alle Welten ausersehen sind», um auf diese Weise den rechten Pfad für die Menschheit zu schaffen, damit durch weitgehende Zusammenarbeit mit den fernen Welten ein wahrer Austausch hergestellt wird, und eben zu dieser Zeit zieht Luzifer es vor, sich gegen die Nachbarn abzusperren. Aber in der Einheit des Seins, im Gesetz des Austauschs, hat jede Trennung nur Auflösung und Tod zur Folge. Luzifer konnte jedoch nur hindern, aber er vermochte nicht, den Lebensstrom abzuschneiden. Gerade sein Aufstand und die Ausführung seines Plans für Unabhängigkeit der irdischen Materie brachte ein Gegenmittel vom Körper der Weißen Bruderschaft heraus, einer Organisation, die anderen Planeten unbekannt ist wegen ihrer obligatorischen Kampfbereitschaft. Wie es heißt: „Der Kampf der Verzweiflung verwandelte den Lichtträger, und die rubinrote Aura wurde mit blutroter Glut erfüllt. Seine Anhänger begannen tatsächlich verderbte Mittel anzuwenden», die die Daten nur verzögern, aber das Schicksal nicht erschöpfen. Darum hätten die Rüstung und die Schwerter der Bruderschaft mit Freuden viel früher in die Teile der Laborapparate umgeschmiedet und die Leiter des Lichts, die die Verbindung zwischen Himmel und Eide darstellt, viel näher aufgestellt werden können. „Wie lebhaft ist die Erinnerung daran, daß der letzte Große Lehrer einen empörenden Tod erlitt für das, was der Menschheit scheinbar bereits seit langem bekannt war!»

Du magst fragen, wie diese Psychologie der Isolierung hervorgerufen wurde. Nun, in jedem großen Feudalherrn kannst Du ein identisches Beispiel sehen.

Luzifer ist der Fürst dieser Welt (der Erde) im vollsten Sinn des Wortes. Sein Geist besitzt potentiell alle dieselben Energien, die zur Erde gehören.

Unter normalen Bedingungen würde der Herr der Erde die Materie dadurch veredeln, indem er ihre Teilchen mit der Idee der Einheit erfüllt. Der Geist des Herrn des Planeten geht durch die menschliche Form als erster Lehrer der Macht über die Materie, und dadurch wird er zum Kenner der Eigenschaften dieser Materie. Mit einer würdigen Haltung würde er ein wertvoller Freund aller neuen Gestaltungen sein, es gäbe keine antagonistischen Handlungen, nur ein Suchen nach denen, die gegenseitig nützlich sind. Aber der Herr der Erde denkt anders, ihm liegt nichts an Freundschaft des Geistes. Du kannst Dir wohl vorstellen, wie gut der Herr der Erde alle ihre Labyrinthe kennt! Und eine zu große Erleuchtung hindert seine Pläne! Seine Diener sind nicht abgeneigt, etwas zu lernen, was ihnen selbst nützlich ist. Sie haben sogar ihre eigenen Versammlungen, in denen sie besprechen, wie die neuen Entdeckungen zum Schaden des Wachstums der Geistigkeit verwendet werden können. Aber seine Schwierigkeit besteht darin, daß die Bewegungen der Geistes sehr schnell vor sich gehen und das Reservoir der Quelle der Weißen Bruderschaft groß ist. Man kann jedoch seine Erfindungsgabe nicht leugnen, besonders jetzt, wo die Daten gekommen sind. Jetzt erkennst Du, wie ernst und drohend das wütende Armageddon ist - der Kampf der Kräfte des Lichtes gegen die Horden der Dunkelheit.

Du verstehst Besessenheit ganz richtig. Tatsächlich besteht keine wirkliche Besessenheit, solange ein Kampf vor sich geht Ein besessener Mensch kämpft nicht mehr und erkennt nicht einmal, daß er besessen ist. Das reine Herz braucht sich nicht vor Besessenheit zu fürchten. Aufrichtigkeit laßt keine Besessenheit zu.


21. Januar 1936

Man sollte daran denken, oder vielmehr wissen, daß es kein einziges Buch gibt, das frei von Fehlem und Unklarheiten oder einfach von Druckfehlem und Auslassungen ist Sogar in den Büchern der Adepten begegnet man sogenannten Wider-Sprüchen, aber für die Wissenden sind das keine „Widersprüche», sondern einfach die Folge unvollständiger Erklärungen. Das Universum ist höchst kompliziert, und es ist unmöglich, seine ganze große Vielfältigkeit in ein paar Worten auszudrücken, die auf jeden speziellen Fall angewandt werden können. So ist auch bei einer harmonischen Seele vieles, was nicht angemessen in Worte gekleidet werden kann.

Es ist unmöglich, eine Apothekerwaage zu nehmen, um den Grad der Individualisierung festzustellen, der in jedem einzelnen Fall in dieser oder jener Gruppe der niedrigeren Naturreiche erreicht worden ist. Deswegen muß man den Durchschnittsgrad ihres Zustands nehmen. Die Gruppenseele muß in diesem Fall als Übereinstimmung der ersten Gefühle verstanden werden, und gerade eine solche Übereinstimmung kann durch den Ausdruck gemeinsame Seele oder geistige Übereinstimmung ausgedrückt werden. Sogar die Großen Lehrer nennen Ihre Gruppe oft ein einziges Ego.

Du bist also erstaunt, daß der Verfasser des Buches, das Du kritisiert hast, das Karmagesetz „blind, doch intelligent» nennt! Bei jedem kosmischen Gesetz sollte man immer auch an die Gegenbehauptungen denken. Dieses Gesetz wird vom Verfasser „blind» genannt wegen seiner Unveränderlichkeit und Beharrlichkeif, wenn es kosmisch und unumgänglich wirkt. Das Karmagesetz wird intelligent in den Handlungen eines Menschen mit erwachtem Verstand, aber die niederen Naturreiche sind einem Gesetz unterworfen, das für sie „blind» ist.

Für die Herren des Karmas sind. obgleich sie die Evolution der Welt lenken, bestimmt in erster Linie kosmische Gesetze maßgebend, und sie lenken ihren Willen zur Evolution des Kosmos oder zu großer Zieltauglichkeit, oder sie passen ihn dieser an. Darum ist Deine Frage: „Ist es möglich, daß die Herren des Karmas blind sind?» einfach unangebracht. Hinsichtlich der Behauptung des Verfassers, daß „das Karma während des ersten und letzten Viertels der Runde evolutionärer Entwicklung nicht wirkt», liegt auch hier kein Irrtum vor, sondern einfach dieselbe Erklärung ohne Beweiskraft. In allen Lehren wird sehr wenig über den Zustand der Menschen in den ersten drei Runden gesagt, oder gar über die ersten beiden Rassen unserer Runde. Doch aus den Andeutungen kann man folgern, daß die Menschen in den ersten beiden Rassen der vierten Runde, auch wenn sie mit Geistigkeit erfüllt waren, nicht das besaßen, was wir Vernunft nennen, und daher können wir annehmen, daß sie dem unvermeidlichen Karmagesetz blind folgten. Im letzten Viertel unserer Runde, in der die Menschheit hinreichend verfeinert sein wird und durch das Öffnen der höheren Zentren den verdichteten astralen Zustand und ihre uranfängliche Geistigkeit erlangt - jedoch mit einer entwickelten und erleuchtelen Intelligenz - wird sie ihr irdisches Karma für diesen speziellen Zyklus oder diese Runde beenden und die Erde verlassen, um einen neuen Zyklus der Existenz auf einem anderen Planeten zu beginnen. Oder sie mag nach der Periode der Verdunkelung der Erde ihre Evolution im neuen irdischen Zyklus oder der fünften Runde fortsetzen.

In den Seiten dieses Buches findest Du auch eine Erklärung über die Anzahl der Inkarnationen, die der Reihe nach im gleichen Geschlecht erfolgen. Auch diese kategorische Behauptung kann, da sie keine Beweiskraft besitzt, zu Mißverständnissen führen. Aber wenn ich es ableugnen würde, müßte ich gewisse Punkte offenbaren, die der Öffentlichkeit noch nicht unterbreitet werden können.

Warum erscheint es Dir unfair, „daß der Mensch sein Karma beschleunigen kann, und daß es ihn dann nicht ertappen wird»? Mir scheint es genau das Gegenteil zu sein, denn wenn es anders wäre, würden wir nie aus diesem magischen Kreis ausbrechen können. Und nun magst Du fragen: „Wie kann ein Mensch sein Karma beschleunigen?» Ich will antworten: „Dadurch, daß er seine Gedanken und Motive verbessert.» Viele Male ist in der Lehre erwähnt worden, daß gerade unsere Motive und Gedanken unser Karma hervorrufen. Taten tragen erst an zweiter Stelle dazu bei. Gedanken erschaffen tatsächlich unsere innere Substanz. Gedanken werden als Energien in unserem Kelch und in unserer Aura angesammelt, und wenn diese Energien gereinigt und verfeinert worden sind, ist es klar, daß sie nur mit dem harmonieren und nur das anziehen können, was ebenso rein ist. Darum kann alles, was böse und niedrig ist, uns nicht mit voller Kraft treffen. Wenn Du also einem Menschen begegnest, dem Du in einem vergangenen Leben Schaden zugerügt hast, werden die Wirkungen seiner bösen Energie Dich nicht in vollem Maße verletzen können, wenn Deine Aura hinreichend gereinigt worden ist, auch wenn er Dir gegenüber feindlich gesinnt ist. Seine böswillige Energie wird sich dann wie ein Bumerang gegen ihn selbst wenden. Darum ist der Rat, seine Gedanken und Motive zu reinigen, zu verbessern und zu verfeinem, so praktisch. Der Geist trägt seine eigene Errungenschaft und Rüstung in sich. Die Reinigung und feurige Verklärung unseres inneren Wesens machen uns zu Herren des Karmas. Tatsächlich erfolgt die Vollendung des Karmas auf einem Planeten, wenn alle Elemente oder Energien, die in unsere Essenz eindringen, harmonisch zu einem einzigen Streben vereinigt sind und die Vollkommenheit erreicht haben, die für den speziellen Planeten vorherbestimmt ist.

Und nun hinsichtlich der Androgyne. Beachte, daß diese Erklärung in Anführungszeichen steht und aus meinem Brief an den Verfasser dieses Buches genommen worden ist. Wie ich Dir bereits schrieb, wurde der dritte Band der Geheimlehre zusammengestellt, ohne von H.P. Blavatsky selbst überprüft worden zu sein. Außerdem kann man sich nicht ganz auf die Notizen ihrer Jünger verlassen, die oft nicht von H.P.B. durchgesehen wurden. Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, welchen Überraschungen man in ähnlichen Notizen begegnet. Darum beabsichtige ich in meinem Testament zu erwähnen, daß ich nicht für irgendwelche Notizen verantwortlich bin, von denen behauptet wird, daß sie meinen Erklärungen entnommen worden sind, wenn sie nicht das Kennzeichen meiner eigenen Verbesserungen und eine entsprechende Unterschrift tragen.

Ich frage mich, warum Dir nicht klar ist, daß Christus die Unwißbare Erste Ursache «Seinen Vater» nennen konnte. Ohne Rücksicht darauf, wie transzendental die Erste Ursache ist, ist sie doch tatsächlich Vater-Mutter von allem, was existiert.

Zum Schluß muß ich Dich daran erinnern, daß Kritik leicht, Kunst jedoch schwer ist. Und ein Jünger, der die Bücher der Lebendigen Ethik mit seinem Herzen gelesen hat, muß erkennen, wie wichtig es ist, auf seinem Pfad das wohlwollende Auge zu üben. Nichts wird je allein durch Kritik erschaffen.

Das Buch, das Du so sehr mißbilligst, hat vielen suchenden Herzen Freude bereitet und ich habe viele rührende und ausgezeichnete Berichte darüber gehört. Was die Fehler betrifft, oder vielmehr einige nicht sehr überzeugende Behauptungen, so sind nicht viel mehr darin als in anderen Schriften, mit welchem Gebiet sie sich auch befassen mögen.

Ehe wirbereit sind vorwärts zu gehen, muß das menschliche Bewußtsein das aufnehmen, was bereits gegeben worden ist. Die Menschheit befindet sich heute tatsächlich am Rande eines Abgrunds - Sein oder Nichtsein. Darum ist es wichtiger, die Prinzipien der lebendigen Ethik im Leben auszuführen, als die genaue Zahl von Inkarnationen zu kennen, die im gleichen Geschlecht erlaubt sind, oder alle Grade geistiger Verwandtschaften in den niederen Naturreichen zu kennen oder schließlich zu wissen, ob die Menschen der siebenten Rasse zwei Rückgrade oder drei Nasenlöcher besitzen werden etc.

Darum kritisiere nicht, sondern analysiere statt dessen Jede Frage von vielen Gesichtpunkten aus und erinnere Dich an die ganze Mannigfaltigkeit und Kompliziertheit des Universums.

In Deinem letzten Brief sagst Du, „Du weißt, daß ich ungeachtet dessen, was Du mir auch sagen magst, nicht beleidigt, sondern nur dankbar sein werde. Dies sind keine bloßen Worte, sondern es ist die Wahrheit. Ich sage es oft, denn ich habe bemerkt, daß die Menschen dies gern sagen, aber trotzdem bei der ersten Bemerkung gekränkt sind.» Die Unterstreichung stammt von Dir. Ich sage: „Gesegnet bis Du, wenn Du diese Erkenntnis erlangt hast.» Darum wird diese spezielle Antwort von mir „Deine Flamme nicht auslöschen», selbst wenn sie „qualmig» sein sollte. Es ist keine große Ehre, einen Garten voller Beleidigungen zu pflanzen. Gekränkt sein ist derselbe Egoismus, der unsere Annäherung zum Licht verhindert.


25. Januar 1936

Von ganzem Herzen heißen wir Deine Absicht willkommen, ein Buch über das von Dir erwähnte Thema zu schreiben. Du hast recht, die Frage der Religion ist äußerst wichtig. Man kann sagen, daß sie der Grundstein der kommenden Epoche der vorherbestimmten Spiritualität sein wird. Darum müssen wir dem Bewußtsein der jungen Generation unverzüglich das wahre Verständnis für diesen äußerst wesentlichen Begriff einflößen. Schon das Wort Religion soll vom lateinischen religare kommen und bedeutet binden, genau, eine Verbindung mit der Höheren Welt. Durch die Verletzung dieser Verbindung beraubt sich die Menschheit nicht nur des wahren Wissens, sondern sogar ihrer Existenz, denn die lebensverleihende Quelle der Wohltätigkeit nährt alle Welten. Wir stimmen auch völlig dem Arbeitsplan zu, den Du im Sinn hast und sind sicher, daß Du mit höchster Warmherzigkeit und Nachdenklichkeit an alle Ideen herantreten wirst, die Du erwähntest.

Wenn die Vertreter der Kirchen nur die Zeit verstehen könnten, vor der sie stehen! Die Zeit großer Reinigung und schöpferischer Tätigkeit des Geistes, in der sie, wenn sie vereint sind, mit einem neu entwickelten Bewußtsein die großen Evangelien von Christus untersuchen könnten. Und wenn sie sie studieren und mit den allerältesten Religionen vergleichen, könnten sie die tiefe Esoterik der Lehre Christi verstehen, die ganz auf der „ursprünglichen Offenbarung» begründet ist - der Quelle aller Lehren aller Zeiten. Die Kirchenväter sollten wahre geistige Seelsorger des Volkes werden, die die Grundlagen der Lebendigen Ethik, der sie in jeder Lehre des Lichtes begegnen, ins Leben übertragen. Es ist gefährlich, hinter dem wachsenden und sich entwickelnden Bewußtsein zurückzubleiben. Es ist gefährlich, die Entdeckungen und Errungenschaften der Wissenschaft abzuleugnen, die infolge sich häufender Ereignisse noch isolierte Offenbarungen bleiben. Aber die Zeit ist nicht fern, wo diese Offenbarungen vereinigt und als unbestreitbare Tatsachen gelten werden.

Sollen wir dem Beispiel jener unwissenden Kardinale folgen, die bereit waren, Galilei auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen wegen seiner Behauptung bezüglich der Erdrotation? Darum ist es notwendig, in den Bündnissen genau das sehen zu können, was mit den neuesten Entdeckungen der Wissenschaft übereinstimmt, und nicht das zu unterstützen, was entstellt und verschiedenen Zwecken angepaßt worden ist. Es ist notwendig, die Bündnisse mit äußerster Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und einem erleuchteten Bewußtsein zu studieren und alle späteren Auslegungen zurückzuweisen, die die Grundlagen in einem solchen Grade verdunkelt haben, daß „statt der schönen Bilder nur staubbedeckte Masken übrigbleiben werden». Und darum heiße ich Deine Arbeit und Deine Tätigkeiten besonders willkommen, die dem Bewußtsein der Masse nach und nach vorsichtig die gereinigten Grundlagen der großen Bündnisse eingeben.

Allerdings sind Fehler auf dem Pfad des Lichts unvermeidlich, denn wer ist vollkommen? Aber alles hängt von der Qualität dieser Fehler als auch von unserer Haltung zu ihnen und von der Stärke unserer Verbindung mit der Hierarchie ab. Nur wer sich vom Licht abwendet und dadurch die Verbindungen mit der Hierarchie abschneidet, fällt in des Abgrund. Entsetzlich ist daher der Pfad der Verräter.

In Deinem letzten Brief übersah ich Deine letzte wichtige Frage bezüglich des Leidens des Herzens, darum will ich mich jetzt damit befassen.

Leiden kann in allen Fällen als ein Segen betrachtet werden, weil es unsere Gefühle verfeinert und uns großes Erbarmen lehrt. Freude allein kann den Gefühlen keine Tiefe verleinen. Darum ist die Verbindung dieser beiden Gegensätze für die Vollendung des Pfades notwendig. Ein versteinertes Herz ist seines Namens „Sonne der Sonnen» nicht würdig. Ein erstarrtes Herz, das nicht mit all seinen Fasern auf die Freuden und Leiden seiner Umgebung reagiert, kann nicht einem Jünger angehören, der auf dem Pfad des Lichtes wandelt. Mit der Vervollkommnung der ganzen Stufenleiter der Gefühle kommt tatsächlich eine derartige Verfeinerung, daß das Herz eines hohen Jüngers auf der letzten Stufe zuweilen sozusagen eine offene Wunde zu sein scheint, und häufig fühlt er seinen brennenden Schmerz auch physisch. Doch diese Empfindsamkeit steht nicht so sehr mit uns selbst in Beziehung als mit anderen und dem Allgemeinwohl, das für eine gewisse Sorte von Menschen leeres Geschwätz ist. Besonders schmerzhaft ist jede Art von Grobheit.

Ich glaube, daß viele Menschen nicht ganz erkennen, was mit einem „erstarrten Herzen» gemeint ist. Möglicherweise stellen sie sich vor, daß wir, obwohl wir häufig den Schlägen des Lebens begegnen, da wir ein erweitertes Bewußtsein und eine klare Kenntnis unserer Verbindung mit der Hierarchie des Lichtes haben, lernen, diese Boten ruhig hinzunehmen, weil wir erkennen, daß wir sie entweder verdienen oder daß sie uns helfen werden. Dies wird der gestählte Geist sein, den nichts erschrecken kann, dessen Herz jedoch feuriger zur Hierarchie und zum Dienst für das Allgemeinwohl strebt.

Wahrlich, wie es in der Lehre heißt: „Gelassenheit des Bewußtseins entwickelt sich im Verhältnis zur Vergegenwärtigung der Höheren Welt. Es gibt keine größere Freude und Schönheit als die Bestätigung der Existenz der Höheren Welt. Gebet ist die Folge der Erkenntnis von der lebendigen Verbindung mit der Höheren Welt. Die bloße Vorstellung einer solchen Verbindung macht einen Menschen stark und strebsam.»

So pflegte Vivekananda seine Jünger oft zu fragen, ob sie sich die ganze Sanftheit und Zartheit des Herzens der Großen Lehrer vorstellen könnten. Aber das Erbarmen und die Hilfe der Großen Lehrer wird infolge ihres großen Wissens oft in Formen ausgedrückt, die weder unserem Verständnis noch unseren Wünschen entsprechen. Daher die häufige Bemerkung, die ich leider selbst gehört habe: „Der Große Lehrer ist irgendwo in der Feme und hört die flehenden Bitten nicht, die ich an Ihn richte.» Es gibt keinen größeren Irrtum als diese Annahme. Um gehört zu werden, muß man jedoch Aufrichtigkeit im Streben des Herzens zeigen.

Es ist auch möglich, daß einige die Errungenschaft des Zustandes von Vairagya für ein erstarrtes Herz halten. Für sie bedeutet Vairagya exakt Versteinerung, während es in Wahrheit das Aufgeben von Anziehung zu materiellen Dingen bedeutet, und eine solche Entsagung sollte hauptsächlich in Gedanken stattfinden. Die Loslösung von niedrigen, fleischlichen Manifestationen bedeutet nicht das Nichtvorhandensein von Gefühlen. Das Freisein von Interesse an Nahrung bedeutet also nicht, daß ein Mensch das Hungergefühl verloren hat etc. Wenn jedoch der Zustand von Vairagya erreicht worden ist, mißt der Mensch dem Bedeutung bei, dem Bedeutung zukommt und lernt beurteilen, wo das Wichtige ist und was an erster Stelle steht. „Ein erstarrtes Herz ist kein Herz mehr, sondern ein Stück Abfall.»

Einer meiner Briefschreiber begegnet oft den eigenartigsten Ansichten in bezug auf die Lehre der Lebendigen Ethik. Diese kommen von den sogenannten „Donovs». Ich bestehe aber immer auf Toleranz allen geistigen Bewegungen gegenüber und rate, die Bücher der Lebendigen Ethik niemandem aufzuzwingen, und vor allem, sich auf keine Argumente einzulassen. Bei manchen Menschen wird jeder Meinungsaustausch zu einer Auseinandersetzung und einer persönlichen Kränkung. Das letztere beweist allerdings, daß nur ein sehr niedriger Bewußtseinsgrad und wenig Wissen vorhanden ist. Buddha sagte: „Achte Deinen eigenen Glauben, aber verleumde nicht den Deines Bruders.» Auch Brahmo Samaj sagte, daß keine einzige Religion verleumdet, lächerlich gemacht oder gehaßt werden sollte. Darum sollte ein geistiger Lehrer, dessen Jünger seinen Ursprung auf die Solare Hierarchie zurückführen, anderen Lehren gegenüber große Duldsamkeit zeigen. Unser Bewußtsein wird nach unserer Duldsamkeit bemessen.


4. Februar 1936

Es ist sehr gut, daß Du auf die Gefahr der Besessenheit hingewiesen hast. Du solltest auch erwähnen, daß die Mehrzahl der Geisteskranken häufig einfach besessen ist. Du könntest auch einige Hinweise in bezug auf den Schaden geben, den der niedere Psychismus anrichtet, der ebenfalls zu Besessenheit führen kann. Viel ist in Feurige Welt gegen Psychismus gesagt worden. Gleichzeitig solltest Du auf die höheren Pfade, die Pfade des Herzens und die Ansammlung von geistiger Synthese hinweisen. Man kann darauf aufmerksam machen, daß das Problem der Medialität in der nahen Zukunft richtig gelöst werden wird, wenn die Menschheit Fortschritte im Verständnis für die subtilen Energien macht. Bedingungen und Methoden werden zum Schutz der Medien vor äußeren Einflüssen gefunden werden, und dann könnten sie zur Mitarbeit zum Zweck wissenschaftlicher Forschung herangezogen werden.

Es ist sehr nützlich, die Tatsachen über Mediumismus und Psychismus zu offenbaren, denn die Menschheit ist bei ihrer Suche nach dem Ungewöhnlichen und ungewöhnlichen Experimenten in ihrer Unwissenheit in die schwärzeste Magie und Zauberei eingedrungen. Ich habe kürzlich über ein gewisses Medium geschrieben und die Worte von Manley P. Hall zitiert, einem talentierten amerikanischen Vortragsredner und Schriftsteller über Okkultismus. Ich will sie nochmals für Dich anführen:

„Es wird wahrscheinlich nützlich sein, an dieser Stelle den Unterschied zwischen einem Medium und einem Hellseher zu beschreiben. Für den Durchschnittsmensehen besteht kein Unterschied, aber für den Mystiker sind diese beiden Phasen geistigen Sehens durch die ganze Spanne der menschlichen Evolution getrennt.

Ein Hellseher ist jemand, der die Schlange des Rückgrats zum Gehirn emporgehoben und durch sein Wachstum das Recht verdient hat, mit Hilfe des dritten Auges oder der Zirbeldrüse die unsichtbaren Welten wahrzunehmen. ... Hellseher werden nicht geboren, sie werden gemacht. Medien werden nicht gemacht, sie werden geboren. Der Hellseher kann erst nach Jahren, zuweilen nach mehreren Leben der Selbstvorbereitung ein solcher werden, das Medium andererseits kann in ein paar Tagen Resultate erzielen.» Aber es sollte natürlich hinzugefügt werden, daß das Medium auf die unteren Schichten der Subtilen Welt begrenzt ist. Die höheren Ebenen sind dem Medium tatsächlich nicht zugänglich, denn seine höhere Triade nimmt nicht an ihren Offenbarungen teil - Mediumschaft hemmt die richtige Evolution und sollte als Rückentwicklung betrachtet werden.

Ich habe auch über den Schaden der Konzentration auf ein spezielles Zentrum geschrieben, die in den Büchern der Pseudo-Okkultisten vorgeschrieben wird, denn eine solche Konzentration regt ein einziges Zentrum auf Kosten der anderen an und versetzt die ganze Anordnung ihrer Polarisation in Chaos. Dieser Prozeß verursacht wirklichen Schaden in der Sphäre der Schwingungen, denn er verletzt das Gleichgewicht der bestehenden Schwingungsordnung. Erinnerst Du Dich, was in der Lehre über die Einwirkung des Meisters auf alle Zentren des Jüngers gesagt wird, über alle sieben Kreise des Hellsehens und Hellhörens? Die Großen Lehrer beobachten den Zustand des Organismus des Jüngers sorgfältig, und sie werden niemals ein einziges Zentrum auf Kosten eines anderen öffnen. Richtige Entwicklung oder Evolution liegt nur in Harmonie und Gleichgewicht. Das Öffnen von einem oder zwei Zentren führt nur zu niedrigem Psychismus oder Medialität. Auch automatisches Schreiben sollte als ein gewisses Stadium der Besessenheit angesehen werde, denn während des Vorgangs des automatischen Schreibens wird gewöhnlich ein gewaltiger Druck auf das Zentrum der Hand und sogar auf das Gehirnzentrum ausgeübt. Wenn es oft geschieht, richtet es großen Schaden an und könnte in Lähmung enden. Kein einziges Medium kann als ein Agni Yogi angesehen werden. Nur Geistigkeit und Podvig führen uns zur Annahme des feurigen Kelches. „Medialität gleicht einem Fremdkörper im feurigen Kelch eines Agni Yogi.»

Viel wird in der Lehre über Psychismus gesagt. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis Du sie wirst lesen können, darum will ich zwei sehr wichtige Abhandlungen für Dich zitieren:

„Wahrlich, ein Medium hat keine offenen Zentren, und auch die Psycho-Vision für die Verbindung mit den höheren Welten ist ihm unerreichbar. Der Mensch irrt sich hinsichtlich der Fähigkeiten des Mediums, und Wir sind oft bekümmert, wenn Wir sehen, wie verlockend psychische Kundgaben für die Menschen sind. Eine Materialisation zieht sie an wie ein Magnet. Wir ziehen den Kanal des Geistes vor, und für heilige Aufträge gebrauchen Wir nur den Kanal des Geistes.

Ein Arhat wartet zuweilen jahrhundertelang, bis Er eine heilige Botschaft gibt. Die Offenbarung gewisser Botscharten verlangt besondere Verbindungen. Wir Arhats halten uns an das Prinzip der Zieltauglichkeit. Das Experiment der Mutter des Agni Yoga zeichnet sich nicht durch geistige Brillanz aus, sondern durch seinen kosmischen Anwendungsbereich.

Der Welt ist das Weiße Feuer bekannt. Die Welt kennt das Unsichtbare Licht Wo Wir die subtilsten Energien offenbaren wollen, wirken Wir nur durch die subtilsten Energien. Wo der Arhat das Heiligste anvertrauen muß, offenbaren Wir die äußerste Vorsicht. Wo der Arhat das ewige Gesetz kennt, freut Er sich und sendet Frohlocken in die Unbegrenztheit.

Macht einen Bericht über Meinen Auftrag für die Mutter des Agni Yoga als höchste Übereinstimmung auf dem Planeten. Die Übereinstimmung von Geist und Materie ist die seltenste kosmische Offenbarung. Die Menschheit könnte mit Recht sagen: «Das Höchste wird uns vorenthalten.»

Die subtilsten Energien sollten mit großer Vorsicht gehandhabt werden.» (Unbegrenztheit I, 106)

„Die Zerstörung der Verbindung mit den höheren Energien isoliert die Menschheit tatsächlich vom Kosmos. Wie ist es möglich, im Kosmos zu existieren, ohne jeglichen Begriff von der Weltevolution? Eine bewußte Beziehung zur Weltevolution schließt also indirekt ein Verstehen der Hierarchie als ein lebensspendendes Prinzip in sich. Genau, Psychismus und Mediumismus wenden den Menschen von den höheren Sphären ab, denn der subtile Körper wird so stark mit niederen Ausstrahlungen durchdrungen, daß sich das ganze Wesen ändert. In Wahrheit ist in der Bewußtseinsreinigung ein äußerst schwieriger Prozeß enthalten. Der Mensch unterscheidet nicht genau zwischen dem feurigen Zustand der Geistigkeit und und dem Psychismus. Wir müssen also die Schrecken des Psychismus überwinden. Tatsächlich werden die Reihen jener Instrumente durch die Diener der Dunkelheit gefüllt. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt muß man also mit dem Psychismus kämpfen.»

„ Der Abgrund der Verständnislosigkeit ist der Pfad, auf dem die Menschheit jetzt vorwärtsschreitet. Wirklich, das heutige Denken verwirft psychische Forschungen. Man kann jedoch sehr viel weiter und tiefer gehen, wenn man die Scheidewand und Verbindung zwischen den drei Körpern kennt. Denn wenn der physische Körper gebildet ist, ist der Astralkörper fast gebildet worden, und der subtilste, der Mentalkörper, ist nur von den Auserwählten gebildet worden. Diejenigen jedoch, die in höhere, feurige Energien eingeweiht worden sind und die feurige Umwandlung der Zentren kennen, können feurige Offenbarungen bestätigen. Alle anderen Offenbarungen müssen in zwei Kategorien eingeteilt werden. Die erste, wenn der Geist den Abgrund nicht überschreiten kann, weil der Mentalkörper noch nicht hinreichend gebildet ist, so daß der Geist nicht über die Grenzen der niederen Schichten hinaus erscheinen kann; die andere Kategorie, wenn ein Zentrum sich teilweise offenbart. Man muß sich auch daran erinnern, daß die Feurige Welt einem Geist unerreichbar ist, solange die feurigen Zentren nicht begonnen haben, sich umzuwandeln. Doch über allem steht der Geist, der seine eigenen Feuer entzündet, denn sein Mentalkörper ist dementsprechend schöpferisch tätig. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt muß man empfindungsmäßig zwischen psychischen Offenbarungen unterscheiden.» (Feurige Welt III, 365 und 369)

Ich freue mich, daß auch Du in die Korrespondenz die Lehre betreffend mit einbezogen worden bist. Bringe Licht - was kann schöner sein als solche Arbeit? Deine Antwort... ist richtig. Wie können wir denn sonst vor dem welträumlichen Feuer gerettet werden? Außerdem werden während der Katastrophen in der Zukunft gerade die Länder und auch einige Inseln am schwersten leiden, die der vulkanischen Zone am nächsten sind. Der Norden ist tatsächlich in dieser Hinsicht sicher. In Indien kamen während der letzten zwei Jahre zweihunderttausend Menschen durch Erdbeben um. Die ganze Zeit waren wir uns der unterirdischen Bewegung in unserer Umgebung bewußt. Es ist wahr, daß unsere einzige Rettung und der Schutz vor allen Katastrophen und allem Bösen die Hierarchie des Lichtes ist. Hierfür muß jedoch eine unzerstörbare Verbindung hergestellt worden sein. Und wahrlich, Worte der Ehrerbietung genügen nicht - das Feuer des Herzens tut not.


13. Februar 1936

Jeder Kämpfer des Lichts nimmt die beschleunigte Bezahlung alter Rechnungen mutig an. Die Leiden derer, die den Pfad des Lichts betreten haben, werden in wundervolle Blumen des Geistes umgewandelt. Sicher ist es nicht leicht, geistige Befreiung von irdischen Anziehungen zu erreichen. Aber wenn das große Ziel des Dienstes vor uns liegt, und wenn das Herz vor Hingabc zum Großen Lehrer brennt, dann wird das Beschwerlichste in die Freude der Selbslentsagung umgewandelt.

Ich kann verslehen, daß Du über die Versuche gewisser Menschen bekümmert bist, die nur ihre eigene Weltanschauung bejahen. Ich rate Dir, solche Versuche mit aller Ruhe hinzunehmen. Laß die Menschen selbst urteilen. Es ist unmöglich, das Bewußtsein zu zwingen, darum offenbare Duldsamkeil und Zurückhaltung. Nichts wächst so langsam wie das Bewußtsein. Zur Aufnahme jeder neuen Vorstellung muß man sie nicht nur von allen Seilen beleuchten, sondern sie auch unaufhörlich wiederholen, „bis ein Muster im Gehirn festgelegt ist», wie ein Denker es ausdrückte. Jene, die nicht imstande sind, die ganze Tiefe und den kosmischen Maßstab der in der Lehre des Lebens offenbarten Gedanken zu würdigen und die ihren Pfad bestandig wechseln, sind noch nicht dazu bereit, die Feurige Lehre anzunehmen. Darum stünde es nicht nur in gar keinem Verhältnis, Zeit mit dem Versuch zu verschwenden, sie zu überzeugen, sondern es wäre sogar auch falsch, sich an einem unbeständigen Bewußtsein zu vergehen. In der Lehre ist darauf hingewiesen worden, daß man nicht einmal für jene. die zugestimmt haben, viel Zeit verschwenden sollte. Erst müssen sie zeigen, daß sie den ersten Ruf angewandt haben. Es hat keinen Zweck, ein Gefäß wieder und wieder in einen leeren Brunnen zu tauchen. Aber sobald sich ein Mensch als wertvoll erweist, muß man ihm gegenüber die größte Duldsamkeit und Geduld anwenden, damit sein Bewußtsein durch vorsichtiges Berühren für Mitarbeit vorbereitet wird. Ein Bewußtsein sollte äußerst vorsichtig erweitert werden. Nur organische Entwicklung und Vielseitigkeit der Ansammlungen kann das wahre Wachstum unserer Schatzkammer sichern.

Ich stimme völlig mit Dir überein, daß die Zulassung von unbeständigen Elementen in eine esoterische Gruppe oder einen Vorstand eine ernste Gefahr darstellt. Darum müssen wir dieses Übel bekämpfen und die verderblichen Elemente taktvoll entfemen. Versuche nur jene anzunehmen, die wohlerprobt sind, diejenigen, die die Grundlage der Lehre mit ganzem Herzen aufgenommen haben mit einer wirklich aufrichtigen Hingabe zur Hierarchie des Lichts. Ohne diese ist kein wahres Verständnis für die Lehre möglich, denn nur dieser Silberfaden des Herzens verbindet unser Bewußtsein mit dem Bewußtsein des Lehrers. Denjenigen, die die Notwendigkeit des Verständnisses für den führenden Begriff Lehrer zurückweisen, sollte gesagt werden, daß die heutige Vorherrschaft einer alles durchdringenden Verderbtheit die Folge der Verneinung von Autorität in allen Lebensbereichen ist. Ich werde nie müde werden, die Worte der Lehre zu wiederholen: „Aber was kann ohne den führenden Begriff existieren? Das ganze Universum ist mit diesem Prinzip durchtränkt. Worauf kann die Evolution sonst begründet werden? Darum weist jeder, der die Hierarchie nicht anerkennt, die Evolution zurück. Von allen Prinzipien, die zur Bewußtseinserweiterung führen, ist das Prinzip der Hierarchie das mächtigste.»

Unser schwarzes Zeitalter ist wahrhaftig voll von jeder Art von Vernoinung und besonders der Verwerfung der Grundlagen des Seins. Der Verlust des Verständnisses für den lebenswichtigen und führenden Begriff des Lehrers hat einerseits chaotisches Denken und Zügellosigkeit zur Folge gehabt, und andererseits hat es dem Fanatismus gestattet, aus den größten Lehrern Idole zu machen und sie hinter einer vergoldeten Schranke einzuschließen und mit Unnahbarkeit und Nebensächlichkeiten zu umgeben, die gänzlich bedeutungslos geworden sind. So ist die lebendige, tiefempfundene Verbindung mit der Höheren Welt entweiht worden infolge der vermehrten Unwissenheit der späteren Anhänger.

Natürlich wiederholen die jenigen, die behaupten, daß „kein Lehrerden Menschen befreien kann, nur der Mensch selbst», eine von vielen solchen Formeln aus östlichen Lehren und den Büchern der Lebendigen Ethik. Ganz recht, alles muß „durch menschliche Hände und Füße» getan werden. Niemand kann unser Bewußtsein zwingen, eine Wahrheit anzunehmen, für die wir noch nicht bereit sind. Nur unser inneres Streben kann die nötige Umwandlung hervorrufen. Die ganze östliche Weisheit behauptet, daß die Kenntnis und der Besitz der Wahrheit nur durch persönliche Bemühungen und durch beständige Arbeit an sich selbst erlangt werden kann. Genau dieselbe Weisheit erklärt jedoch, daß „der Lehrer eine Leuchte der Verantwortung genannt werden kann. Die Bande der Lehre gleichen einem Rettungsseil in den Bergen». Wer die Führung durch den Lehrer angenommen hat, beschleunigt seinen Pfad. Und durch die Erleichterung und Beschleunigung seines eigenen Pfades erleichtert er gleichzeitig den Pfad seines Nächsten. Ich werde meinen Lieblingsparagraphen aus dem Buch Agni Yoga zitieren:

«Ich erinnere Mich an einen Hinduknaben, der den Lehrer fand. Wir fragten ihn:

«Ist es möglich, daß sich die Sonne für dich verdunkeln würde, wenn du sie ohne Lehrer sähest?» Der Knabe lächelte: «Die Sonne würde die Sonne bleiben, aber im Beisein des Lehrers würden mir zwölf Sonnen scheinen.' Indiens Sonne der Weisheit wird scheinen, weil am Ufer eines Flusses ein Knabe sitzt, der den Lehrer kennt.» (Agni Yoga, 84) Und wir könnten hinzufügen: „Wenn ein Barbar einen Angriff auf einen Lehrer macht, sage ihm, wie die Menschheit die Zerstörer von Bibliotheken bezeichnet.»

Und wieder heißt es: „Durch wen kann man seine Gedanken stärken? Nur durch den Guru. Er gleicht einem Felsen, in dessen Nähe man vor dem Sturm Schutz finden kann. Ehrerbietung für den Guru ist der Pfad zur Höheren Welt. Aber Chaos kann Aulbau nicht dulden. Man sollte seine Aufmerksamkeit den Grundlagen der Gedanken zuwenden, um nicht dem Wirbelwind ausgesetzt zu werden.»

Unsere arme Menschheit mit ihrer einseitigen Voreingenommenheit im Materialismus (auch die Kirche dient materiellen Grundlagen und Forderungen) braucht die Erkenntnis der Höheren Welt und den führenden Begriff des Guru-Hierarchen mehr denn je. Die Krankheit der Menschheit ist chaotisches Denken und Mangel an Selbstdisziplin. Die Sklaven von gestern lehnen sich in erster Linie gegen den führenden Begriff, gegen Disziplin und Zusammenarbeit auf. Nur ein König des Geistes erkennt die Bedeutung der Hierarchie, denn um zu herrschen, muß man erst gehorchen lernen. Das Prinzip des Führenden Begriffs muß im Bewußtsein der Menschheit bestätigt werden, wenn sie Fortschritte machen will. Natürlich ist aller Fanatismus schrecklich, da er das Ergebnis von Unwissenheit ist und in blindem Eifer endet. Er ist tatsächlich der genaue Gegensatz zu wahrer Hingabe und Ehrerbietung.

Jeder Hindu weiß, was Hingabe zum Guru bedeutet. Und wir wissen, daß sich alle majestätischen Begriffe und die ganze Schönheit des östlichen Denkens gerade aus der Reihenfolge und Nachfolge in der unendlichen hierarchischen Kette entwickelt haben, die aus Gliedern besteht, die durch die grenzenlose Hingabe eines Jüngers zu seinem Guru gebildet wurde. Der Osten sieht daher einen Lehrer, der das hierarchische Prinzip zurückweist, als einen dürren, wurzellosen Baum an. Den Geist von Ehrerbietung für den großen Begriff Lehrer zu berauben, ist gleichbedeutend mit geistigem Selbstmord. Die großen Lehrer versorgen uns mit Nahrung, ohne sie würden nicht nur wir sterben, sondern auch der ganze Planet.

Tatsächlich würden wir, wenn die Großen Lehrer ihre Strahlen gewaltsam ausströmen würden, in einen Aschenhaufen verwandelt, wenn wir keine Aufnahmefähigkeit besäßen. Alles erfordert Gegenseitigkeit, Entsprechung und rechtes Gleichmaß. Das ganze Leben ist auf gegenseitigen Austausch und Zusammenarbeit begründet. Daher ist ein isolierter Mensch, der sich auf sein eigenes Ich begrenzt, zum Tod bestimmt, sowohl physisch als auch geistig. Wenn also jemand nur einen einzigen Stützpfeiler bestätigt, wird das Bauwerk nicht standfest sein und dem Druck des nahenden Wirbelsturms nicht standhalten.

Frage darum alle Unbeständigen und Streitsüchtigen, ob sie alle Bücher der Lehre gelesen haben. Und wenn sie sagen „Ja», prüfe sie. Viele Überraschungen mögen Dich erwarten. Unglaublich ist die Unwissenheit und der Mangel an Verständnis für die einfachsten Grundlagen der geistigen Entwicklung. Und denke nur daran, daß die Religionsgründer der ganzen Welt alle Zeitalter hindurch die Verbindung mit der Höheren Welt als Grundlage des Daseins bezeichnet haben! Und unser schwarzes Zeitalter endet mit den Rufen, diese einzige heilsame Verbindung abzubrechen!

Das Losreissen unseres Planeten von der Höheren Welt hat ihn an den Rand des Verderbens gebracht. Dringendste Maßnahmen müssen getroffen werden, damit die Menschheit zum Verständnis für die Grundlagen des Seins und die Herrlichkeit der menschlichen Bestimmung zurückkehren kann.


7. Februar 1936

Du erinnerst Dich wahrscheinlich daran, wie Schure in seinem Buch Die Großen Eingeweihten versucht, aus Rama, dem reinsten Hinduhelden des Ranwyana von Ayodhya, einen Kelten und einen Druiden zu machen. Der gleiche Schriftsteller verkleidet den Juden Moses in einen Ägypter! Man muß Schure mit Urteilskraft lesen!

Die letzte Post brachte mir eine Anfrage und Kritik zu dem Aufsatz „Der Solare Pfad». Der Kritiker lenkt meine Aufmerksamkeit auf die Tatsache, daß dieser Artikel der Lehre der Lebendigen Ethik widerspricht, daß viele Behauptungen in diesem Aufsatz den Predigten von Krishnamurti ähneln, der die Hierarchie ableugnet, und daß er zuweilen eine „fast genaue Wiederholung der Behauptungen von Anhängern Steiners enthält». Ich werde diesen Brief beantworten müssen und dem jungen Kritiker raten, er sollte lernen, mit seinem Herzen und mit Verstand zu lesen, nicht nur mit den Augen, wenn er wahres Wissen erlangen möchte. Er zögert nicht, Vivekananda anzugreifen, denn er zerbricht sich den Kopf über Vivekanandas Ansichten über den Erwerb von Reichtum, während die Bücher der Lebendigen Ethik den Wunsch nach persönlichem Besitz verurteilen. Der Kritiker ignoriert jedoch die Tatsache, daß Vivekananda, wenn er über die Pflichten des Haushalters spricht, zuerst das Erwerben von Wissen betont, und dann erst von Reichtum. Und in diesem Wort dann liegt die wahre Bedeutung. Mit Wissen, in dem Sinn, wie es ein Hindu versteht, wird Reichtum zu Segen, weil er dann nicht persönlichen Zwecken dient, sondern dem Allgemeinwohl. Die Menschen schenken also dem toten Buchstaben Aufmerksamkeit, ohne an den Sinn des Geschriebenen zu denken.

Warum glaubst Du, daß ich gegen die Veröffentlichung der Biographie von V.I. Kryschanowsky bin? Was Heiligkeit betrifft, habe ich mein eigenes Kriterium, aber zweifellos verdient sie Respekt, denn ihre Bücher brachten einen gewissen Nutzen, wie Du mit Recht schreibst. Es ist auch wahr, daß die „Magi-Serie» mit mehr Talent und einem größeren Reichtum an richtiger Auskunft geschrieben wurde als die Werke vieler späterer Schriftsteller, die über okkulte Gegenstände schrieben.

Ich bin froh, daß Du Dich von der geringen Qualität einiger Medien überzeugt hast. Ich kann die Richtigkeit der Auskunft bestätigen, die von Herrn L. gegeben wurde. Die Menschen verbieten gewöhnlich anderen die Dinge, die sie selbst besonders interessieren. Heute sind Zauberei und minderwertiger Spiritismus weiter verbreitet denn je. Darum ist es wichtig, die Bücher der Lebendigen Ethik zu verbreiten, die auf den Schaden hinweisen, den solche Praktiken anrichten.

In einem Deiner Briefe schriebst Du mir über einen Wissenschaftler, der mit Gedankenübertragung experimentiert. Derartige Experimente sind mehr als zeitgemäß. Ich schlage vor. daß Du selbst Dich mit diesen Experimenten vertraut machst, und wenn sie es verdienen, einen Aufsatz darüber für Deine Zeitschrift schreibst. Heutzutage arbeiten viele fortschrittlichen Denker in dieser Richtung. Professor Rhine hat bereits seit dreißig Jahren an der Duke Universität in Amerika mit seinen Studenten ähnliche Experimente durchgeführt und bemerkenswerte Resultate erzielt. Kürzlich veröffentlichte er ein Buch über seine Experimente und Beobachtungen, wir haben es bestellt. Wenn wir es gelesen haben und Dinge von Interesse darin finden sollten, werden wir unsere Eindrücke Dir mitteilen.

Du schriebst, daß der Wissenschaftler, den Du erwähntest, von einem rein naturwissenschaftlichen Standpunkt aus an diese Experimente herantritt. Ich würde ihn deswegen nicht tadeln. Ich würde zunächst über die Ergebnisse seiner Experimente nachdenken, so wie er sie beschreibt. Dann könnte man den geistigen Faktor und die Realisierung von psychischer Energie in ahnliche Experimente einführen und später die Resultate der beiden Methoden vergleichen. Ein solcher Vergleich kann sehr aufschlußreich sein. Bei einem solchen Experiment wäre es ratsam, eine spezielle Gruppe von Medien eines bestimmten Typs zu bilden, was nicht so einfach ist, denn oft sind mediale Fähigkeiten in einem latenten Zustand und lassen sich erst nach wiederholten Belastungen erkennen. Übrigens haben die Experimente von Professor Rhine die höchst interessante Tatsache erbracht, daß Medien weit davon entfernt sind, die besten Kanäle für Gedankenübertragung auf Entfernung zu sein.

Wahrhaftig, die Zeit ist jetzt gekommen, daß die Wissenschaft ein neues Verständnis für den Geist ankündigt. Die moderne Kirche hat uns der höheren Welt entfremdet, aber die moderne Wissenschaft wird uns ihr näher bringen.

Ich werde für Dich einen Paragraphen aus den Büchern der Lebendigen Ethik anführen: „Viele Experimente mit Gedankenlesen sind Euch bekannt. Menschen im Westen, denen davon berichtet wird, haben keine Ahnung, wie angeboren diese psychologische Eigenschaft im Osten ist. In ihrer Unwissenheit nennen sie es sogar Aberglauben. Dagegen können Gedanken, wenn sie eine organische Schöpfung sind. bloßgelegt werden. Selbst unzulängliche physikalische Apparate können die Spannung von Gedanken auffangen. Sogar das Thermometer und elektrische Apparate reagieren auf aufkommende Gedanken. Gedanken ändern sogar die Körpertemperatur. Der psychische Apparat beherrscht in einem solchen Grad den physischen, daß es sogar richtig ist, den psychischen Apparat als Teil des physischen zu identifizieren. Es gibt einen Apparat, der den Gedankenfluß aufzeichnet. Dieser Fluß wird auch in einer Ausstrahlung reflektiert (in der Aura) und kann durch die Vergleichsmethode im einzelnen beschrieben werden. ... Wenige Versuche werden gemacht, um Technik mit dem Psychischen zu verbinden. Ihr wißt jedoch, wie eine wissenschaftliche Einstellung zum Psychischen das ganze Dasein erleichtert und umwandelt. ... Ich wiederhole, daß es unaufschiebbar ist, den Möglichkeiten des psychischen Apparates Aufmerksamkeit zu schenken. (Neues Zeitalter - Gemeinschaft, 175)

Wir erhielten einen Brief aus Charbin, der uns mitteilt, daß es dort verboten war, eine Feier zum fünfundzwanzigsten Todestag von Leo Tolstoi abzuhalten. Könnte man weiter gehen? Wahrhaftig, zurück zum Mittelalter!


18. Februar 1936

In dem kleinen Buch, das ich Dir geschickt habe, Die Okkulte Anatomie des Menschen von Manly P. Hall, sind mehrere interessante Bemerkungen über das Blut. Es beweist wissenschaftlich, daß „das Blut eines jeden Menschen individuell ist. Wenn es kristallisiert, bildet es geometrische Muster, die bei jedem Menschen verschieden sind ...» Er drückt es so aus: „Die Geschichte der Seele des Menschen steht in seinem Blut geschrieben. Die Stellung, die er in der Evolution innehat, seine Hoffnungen und Befürchtungen, sind alle den ätherischen Formen eingeprägt, die durch seinen Blutstrom fließen ..., sodaß durch eine Blutanalyse ein viel sicheres System zur Ermittlung von Verbrechen entwickelt werden könnte als ... durch irgendeine der vorhandenen Methoden. Es ist interessant, daß der Koeffizient des Blutes einiger Nationen nach einer bekannten Tabellarisierung fast gleich ist, während der Vergleich des Blutes anderer Nationen sich scharf unterscheidet, wie zum Beispiel das Blut der Russen und der Engländer.

In bezug auf die Frage über den Kult der Katze und gewisser Vögel in Ägypten ist es ganz klar, daß die Vergöttlichung von Tieren um der Massen willen mit einem bestimmten Ziel unterstützt wurde. Größtenteils beruhte sie auf rein praktischen Gründen und geschah zum Zweck des Schutzes. So wurde das Töten des heiligen Vogels, des Ibis, in Ägypten mit dem Tode bestraft. Wir wissen aber, daß der Nil voller Krokodile war und die Täler Ägyptens von giftigen Schlangen wimmelten, deren Opfer Tausende zählten. Und nur dieser Vogel, der Ibis, tötete diese Schlangen und vernichtete die Krokodileier und verhinderte dadurch die übermäßige Fortpflanzung dieser Ungeheuer.

Ähnlich ergab sich die Anbetung der Kuh in Indien und das Verbot, sie zu töten, aus der Notwendigkeit, die Vernichtung dieses äußerst nützlichen Tieres zu verhindern. Es ist bekannt, daß eine solche Vergöttlichung im Altertum nicht existierte und daß die Bevölkerung vom Fleisch dieser Tiere lebte.

In Ägypten waren Katzen sehr nützlich gegen das Eindringen von Ratten und Mäusen. Außerdem besitzt die Katze sehr viel Tiermagnetismus und wurde für die niederen Evokationen gebraucht - auch in Ägypten gab es nicht wenig Geisterbeschwörung. Der Kampf zwischen der weißen und schwarzen Magie existiert seit unvordenklichen Zeiten. Diese beiden gegensätzlichen Lager waren bereits in Atlantis scharf abgegrenzt.

Du weißt, daß in den Büchern der Lebendigen Ethik ein Paragraph über heilige Tiere steht:

„Es ist richtig verstanden worden, daß sogenannte heilige Tiere keine Götter waren, sondern eine natürliche Folge, die sich aus örtlichen Umständen ergab. Selbst heute reden die Menschen oft über irgendeine heilige Verpflichtung und meinen damit keine religiösen Zeremonien, sondern eine zweckmäßige moralische Handlung. Die Umstände im Altertum erforderten oft besondere Aufmerksamkeit für gewisse Tiere oder Bäume oder Pflanzen. Heiligkeit bedeutete Unverletzlichkeit. Auf diese Weise wurde Seltenes und Notwendiges geschützt. Genau denselben Schutz nennen die Menschen heute „Naturschutz». Man sollte sich also sehr sorgfältig auf Begriffe beziehen, die nicht klar sind. So viel ist dem religiösen Bereich hinzugefügt worden, daß oberflächliche Beobachter völlig unfähig sind, schon wegen des Alters das Grundsätzliche von den Ablagerungen ringsum zu unterscheiden. Der Tempel ist selbst heute ein Versammlungsort, wo neben Zeremonie Tausch und Verkauf stattfindet und wo lokale Angelegenheiten besprochen werden. Dieselbe Anhäufung von Verwirrung findet noch immer statt. Darum laßt uns nicht übertrieben streng in bezug auf den Begriff heilige Tiere und andere, längst vergessene veraltete Symbole sein.» (Aum. 112)

Wie Du siehst, diesen Zeilen ist nichts hinzuzufügen.

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