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22. Februar 1936

„Können die Hohen Geister krank und sogar einer Infektion ausgesetzt sein?» Natürlich ist dies möglich, wenn die Umstände ihrer Aufgaben eine ständige Verbindung mit Menschen erfordert. Bedenke, daß ein Hoher Geist beständig einen Teil seiner Kraft denen gibt, die zu ihm kommen und in seiner Umgebung sind, und wie groß auch sein Vorrat an psychischer Energie sein mag, kann er sich trotzdem infolge übermäßiger Großmut des Geistes erschöpfen. Solche Augenblicke der Erschöpfung sind gefährlich, denn das Schutznetz der Aura wird, wenn es der Ausstrahlungen beraubt ist, die aus dem Vorrat stammen, der unsere Zentren ernährt, verletzt und ansteckenden Mikroben ausgesetzt, die dann an einem Schwachpunkt eindringen konnen. Aus diesem Grunde wird in den Büchern der Lebendigen Ethik das Hüten des Schutznetzes so beharrlich betont. Ein Jünger, der einen gewissen Grad geistiger Entwicklung erreicht bat, kann nicht lange in der vergifteten Atmosphäre der Großstädte bleiben und muß sich in die Natur zurückziehen, um Prana anzusammeln und ein mehr oder weniger zurückgezogenes Leben führen. Christus, Buddha und andere Große Lehrer pflegten sich oft in die Wüste zurückzuziehen und blieben niemals lange an einem Ort. Im Markus-Evangelium (5, 25-34) wird angedeutet, daß Christus während der Reinigung und Heilung von Kranken einen Kraftverlust erlitt. Als die kranke Frau den Saum seines Gewandes berührte, wußte er, daß Kraft von ihm ausgegangen war.

Auch Bhagavan Sri Ramakrishna, ein zeitgenössischer geistiger Lehrer in Indien, war während seiner Zeit als Lehrer beständig von Menschen umgeben und kam mit vielen bösartigen Krankheiten in Berührung und verausgabte dadurch seine Kräfte über jedes rechte Verhältnis hinaus. Infolgedessen erkrankte er an einem Halsleiden, einer Form von Krebs, das seinen Tod verursachte. Es ist wichtig zu erwähnen, daß diese Krankheit bei einigen Menschen mit geringem Verstand Verwunderung hervorrief, die den Grad seines geistigen Kalibers zu bezweifeln begannen. Die Unwissenden glauben, daß ein hoher Geist, ungeachtet der Umstände, gegen Krankheit und Gefahr geteil ist, aber wir wissen, daß der Stein, den Devadatta von einem hohen Felsen auf Buddha warf, ihn zwar nicht tötete, aber trotzdem eine Zehe seines Fußes verletzte. Es gibt auch Anzeichen, daß der herr Buddha oft heftige Rückenschmerzen hatte. Auch in den Mahatmabriefen können wir einen Bericht finden, wie sich der Mahatma K.H. während der Gründungszeit der Theosophischen Gesellschaft in Indien mehrere Wochen lang in völlige Absonderung zurückziehen mußte, nachdem Er mit den Auren der Menschen in Berührung gewesen war. Jede Ebene des Daseins ist also ihren eigenen Gesetzen unterworfen und ihre Verletzung zieht entsprechende Folgen nach sich.

Und nun zum Elmsfeuer. Dies ist das Glühen, das die Entladungen atmosphärischer Elektrizität begleitet. Gewöhnlich erscheint es bei einem Gewitter in Form von kleinen Lichtem, die über zugespitzten Gegenständen sichtbar sind, wie Kirchtürme, Schiffsmaste etc. Diese kleinen Feuer rufen zischende Geräusche hervor, eine Art von Knistern. Die Matrosen des Mittelmeers betrachten St. Elm als ihren Schutzpatron und halten diese kleinen Elmsfeuer für ein sichtbares Zeichen seines Schutzes. Obgleich die Elmsfeuer ebenso wie die Erscheinungen des sogenannten nichtversengenden Feuers kosmische Elektrizität zur Grundlage haben, ist die Qualität der letzteren doch ganz anders.

Für ein solches nichtversengendes Feuer gibt es viele Beweise, und ich will Dir die folgende Geschichte eines Augenzeugen geben. Im Jahre 1933 besuchte uns ein tibetischer Lama, Karma- Dorje. Wir sprachen über verschiedene geistige Dinge und er erzählte uns unter anderem über seine Begegnung mit dem berühmten Einsiedler Kshetrapa, der in einer Höhle nicht weit von dem kleinen Dorf Shasregtog in Osttibet lebt. Nach den dortigen Überlieferungen erschien dieser Einsiedler zur Zeit ihrer Urgroßväter, und sein Äußeres bat sich seitdem nicht im geringsten verändert. Wie alle Einsiedler dieser Art trägt a niemals irgendwelche Kleidung, sein Haar bedeckt ihn wie ein Mantel von Kopf bis Fuß. Seine Haut ist dunkel. Die Leute sagen, er sei kein Tibeter, obwohl er alle örtlichen Dialekte kennt. Die Höhle, in der er wohnt. besteht aus mehreren Abteilungen. In der allerletzten steht ein dürrer Baum, und der Boden ist mit einer Art weicher Asche bedeckt. Die Ortsbewohner sagen, daß um seine Höhle herum, sogar während der schwersten Schneestürme, keine Spur von Schnee ist. Sie behaupten auch, daß er ihr Dorf viele Male vor Epidemien bewahrt hat. Zweifellos besitzt dieser Einsiedler viele Siddhis. Er lebt in strenger Einsamkeit und erlaubt nur ein paar Auserwählten, ihn zu besuchen.

Lama Karma-Dorje, der bei einer Unterhaltung zwischen diesem Einsiedler und einigen Besuchern zugegen war, bemerkte die folgende interessante Einzelheit. Bevor Kschetrapa irgendwelche Fragen beantwortete, pflegte er einigen unsichtbaren Mächten etwas zuzuflüstern, als ob er sie sozusagen zu Rate zog, und dann übermittelte er ihre Antwort. Während er in seiner Höhle saß, konnte er auch eine nichtversengende Flamme hervorrufen, die sich zunächst über den Boden ausbreitete und sich dann auf dem dürren Baum hinten in der Höhle niederließ. Lama Karma-Dorje berührte selbst diese Flamme und seine Hände erlitten keine Brandwunden, er fühlte nur eine angenehme Wärme.

Während seiner Unterhaltung mit dem Einsiedler erzählte ihm der Lama, daß er an heftigen Kopfschmerzen litt und bat den Einsiedler, ihm eins seiner Haare als schützenden Talisman zu geben. Kshetrapa schien entrüstet, ergriff rasch einen Stock und schlug ihm heftig auf den Kopf. Durch die Wucht dieses Schlages wurde der Lama aus der Höhle hinausgeworfen und rollte den Berg hinab. Als er wieder zu sich kam, war er zu seinem großen Erstaunen gänzlich unversehrt, der Schlag hinterließ nicht die geringste Spur. Was seine Kopfschmerzen betraf, so verschwanden sie nach dieser ungewöhnlichen Behandlung von da an völlig.

Der europäische Reisende Arnold Hein besuchte im Jahre 1933 diesen Teil von Tibet und erwähnte genau denselben Einsiedler. Auch die berühmte Tibetreisende, Madame David-Neel, besuchte ihn, aber er wollte ihr nicht gestatten, sich ihm zu nähern. Er stand am Eingang der Höhle und bedrohte sie streng mit seinem Stock.

Der Lama, der uns besuchte, war sicher eine Ausnahme unter den sogenannten Sadhus. Nach einem kurzen Aufenthalt bei uns. kam er eines Morgens, um Lebewohl zu sagen. Er sagte uns, er müsse sich beeilen, da sein Lehrer, der in Tibet in der Nähe des heiligen Berges Kailas lebte, nach ihm rufe, er hätte seine Stimme gehört. Nach sechs Monaten kam er wieder zu uns und erzählte, daß sein Lehrer gestorben war und daß er nicht mehr zur rechten Zeit angekommen sei. Jetzt hat sich der Lama auf zehn Jahre in völlige Einsamkeit zurückgezogen, danach will er zurückkommen und lehren.

Karma-Dorje gehorcht dem Geheiß seines Lehrers und hat nie mehr als zwei Pfund Nahrungsmittel und zwei Rupies bei sich, selbst nicht auf seinen längsten Wanderungen. Während seines Aufenthaltes bei uns hatte er viele bemerkenswerte Visionen. Mein Sohn hat ihn gemalt, ich lege eine Photographie des Porträts bei. Diejenigen, die mit dem Typus tibetischer Lamas vertraut sind, werden bestimmt zugeben, daß sein Gesicht ungewöhnlich ist.

Ich lege auch einen Zeitungsausschnitt über einen Fakir bei, der zweiundvierzig Tage lang ohne Nahrung begraben blieb. Ich persönlich heiße solche Praktiken nicht gut. Heutzutage brauchen wir positive menschliche Leistungen auf der irdischen Ebene und sollten uns nicht von ihr losreißen und uns in himmlische Sphären begeben. Die ihr entfliehen, sind in gewisser Weise Deserteure der himmlischen Heerschar von Armageddon.

Ist es möglich, daß Du nie von Sophie Kowalewsky gehört hast, einem mathematischen Genie und der Stolz der Russen? Vor Jahren las ich ihre Autobiographie in französisch, die nur Ihre Kindheit und Jugend behandelte. Die spätere Periode ihres kurzen Lebens wurde von ihrer besten Freundin, einer berühmten schwedischen Schriftstellerin geschrieben. Wie bei uns Russen üblich, wurde ihr Genie in der Mathematik zuerst im Ausland anerkannt. Erst nach ihren außergewöhnlichen Triumphen im Ausland und kurz vor ihrem Tode (obgleich es oft auch hinterher geschieht), wurde sie geehrt und zum Mitglied der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften ernannt. Immer wenn es eine Beurteilung wahrer Werte betraf, glich unser Land einem störrischen. ... Aber die kommende Epoche wird wissen, wie die Träger wahrer Werte geschützt werden sollten.

Ich will kurz aus der Encyclopedia Britannica über Madame Kowalewsky zitieren: „Sophie Kowalewsky (1850-1891), russische Mathematikerin ... wurde am 15. Januar 1850 in Moskau geboren ... 1868 heiratete sie Waldemar Kowalewsky (ein junger Student), und beide gingen nach Deutschland, um ihre (mathematischen) Studien fortzusetzen. 1869 ging sie nach Heidelberg, wo sie bei H. von Helmholtz, G.K. Kirchhoff, L. Königsberger und P. du Bois-Reymond studierte; von 1871-1874 studierle sie privatim bei Karl Weierstraß in Berlin, da Frauen damals (in der Universität) nicht zu den öffentlichen Vorlesungen zugelassen waren. 1874 verlieh ihr die Göttinger Universität einen Doktortitel in absentia ... auf Grund der beachtlich hohen Leistung in ihren drei Dissertationen, die sie eingeschickt hatte, von denen die eine über die Theorie der partiellen Differentialgleichungen eine ihrer hervorragendsten Arbeiten ist.»

Nach ihren Vorlesungen an der Universität Stockholm wurde Madame Kowalewsky 1884 auf Ersuchen von Gustav Mittag Leffler, der auch ein Schüler von Weierstraß war, zum ordentlichen Professor an dieser Universität ernannt. „Diesen Posten behielt sie bis zu ihrem Tode ... Im Jahre 1888 erlangte sie ihren größten Erfolg ...» Die französische Akademie ehrte sie mit dem Prix Bordin, um den sich alle damaligen hervorragenden Mathematiker bewarben. „Das gestellte Problem war: «Die Theorie der Bewegung eines festen Körpers um einen unbeweglichen Punkt in einer wichtigen Einzelheit zu vervollkommnen».» Dieses Problem war sechs Jahre lang von der Berliner Akademie ergebnislos ausgeschrieben worden. Madame Kowalewskys Lösung war so bemerkenswert, daß die Höhe des Preises als Anerkennung des außerordentlichen Verdienstes verdoppelt wurde.

„Unglücklicherweise lebte Madame Kowalewsky nicht lange genug, um den vollen Lohn für ihre Arbeiten zu ernten, denn sie starb (am 10. Februar 1891), gerade als sie den Gipfel ihres Ruhms erreicht und sogar im eigenen Land durch die Ernennung zum Mitglied der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften Anerkennung gefunden hatte.» Beachte besonders die Betonung des Wörtchens „sogar».

Du möchtest wissen, wie Madame Kowalewsky Probleme löste. Bestimmt mit Hilfe der feurigen Macht. In ihrer Autobiographie sagt sie, daß in ihrer Kindheit die Antworten auf manche Probleme augenblicklich bildhaft in ihrem Gehirn erschienen. Zuweilen sah sie auch die Zahlen und Formeln, als ob sie vor ihr geschrieben wären. Allerdings arbeitete sie fleißig, wie man aus ihrer Biographie ersehen kann, aber in ihrem Fall ist es eindeutig, daß die Berührung mit dem feurigen Strahl, der ihren Kelch erweckte und vergessenes Wissen hervorholte, häufig vorkam.

Und nun will ich Dir von einem Ereignis aus meinem eigenen Leben erzählen. In meiner frühen Jugend studierte ich Musik, für die ich eine besondere Begabung hatte. Einmal mußte ich eine öffentliche Prüfung ablegen. Es wurde verlangt, einige Musikstücke vorzuspielen, darunter auch ein Präludium und eine Fuge von Bach. Aber die familiären Verhältnisse waren so, daß es mir unmöglich war, die schwierigste Komposition, nämlich die Bachfuge, zu üben. Es war nur noch ein Tag bis zu meiner Prüfung. In großer Verzweiflung ging ich zum Klavier, wußte aber vorher, daß es unmöglich war, in einem Tag die Bachfuge auswendig zu lernen. Ich entschied jedoch, mein äußerstes zu versuchen. Nachdem ich das Stück mehrere Male vom Blatt gespielt hatte, beschloß ich zu prüfen, wieviel ich behalten hatte - und da kam das Wunder. Die ganze Fuge von Anfang bis Ende hatte ich ganz deutlich im Gedächtnis, und meine Finger liefen wie von selbst über die Tasten, ohne den geringsten Fehler. Ich spielte sowohl das Präludium als auch die Fuge mit ungewöhnlicher Eingebung. Aber außer der Ungewöhnlichkeit, daß ich sie so augenblicklich auswendig lernte, wurde ich, als ich die Fuge in der Prüfung vor einer ganzen Versammlung von Professoren spielte, wieder mit einer besonderen Inspiration erfüllt und erhielt begeisterten Beifall. Dieses Ereignis war ebenfalls die Offenbarung des feurigen Strahls. Der Strahl berührte den Kelch, und das Altbekannte, das im Unterbewußtsein untergetaucht gewesen war, kam an die Oberfläche.

Nun wollen wir zu Madame Kowalewsky zurückkehren. Sie war nicht nur ein mathematisches Genie, sondern auch eine ausgezeichnete Schriftstellerin. Ich erinnere mich noch immer, wie glänzend ihre Autobiographie geschrieben ist. Ihre Romane «Der Nihilist», «Vera Worontzowa», «Die Schwestern Rajewski» und das unvollendete Werk „Vae victis» beweisen ihr großes literarisches Talent. Ihr Vater, ein General der Artillerie, Corvin-Krukowski, war ein reicher Grundbesitzer. In Kaluga hatte Madame Kowalewsky eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder. Ihre Schwester war sehr schön und ebenfalls eine begabte Schriftstellerin. Dostojewski besuchte die Familie häufig und bewunderte das literarische Talent ihrer Schwester außerordentlich. Er war Gegenstand der kindlichen Verehrung von Sophie, aber leider gehörte seine Liebe ihrer älteren Schwester, die seine Gefühle wiederum nicht teilte. In ihrer Autobiographie beschreibt Madame Kowalewsky rührend das Leiden und die Eifersucht des Kinderherzens. Sie war ziemlich unglücklich in ihrem Privatleben. Ihre Heirat mit Kowalewsky fand nur dem Namen nach statt, nur um ihr eine gewisse Freiheit und Möglichkeit zu verschaffen, zum Studium ins Ausland zu gehen. Aber ihre Ehe endete dramatisch.

Deine anderen Fragen will ich später beantworten. Der Kampf zwischen den Kräften des Lichtes und der Dunkelheit nimmt zu und nimmt entsetzliche Dimensionen an.


17. März 1936

Es ist schwer, die Dauer des Aufenthalts in der Subtilen Welt zwischen den Inkarnationen eines Menschen von durchschnittlich kultureller Entwicklung auch nur annähernd anzugeben, weil die Evolutionszyklen in beschleunigter Aufeinanderfolge vor sich gehen, und wenn die Zwischenpause zwischen den Verkörperungen in der vornergehenden Rasse und am Anfang der fünften Rasse lang waren, sind sie jetzt betrachtlich herabgesetzt. Man darf nicht von Jahrhunderten, sondern muß von Jahrzehnten oder sogar nur von Jahren sprechen. In ähnlicher Weise konnte man während des letzten Jahrhunderts beschleunigte Verkörperungen unter den Jüngern der Großen Lehrer beobachten. Dies hatte besondere Gründe. Das Bewußtsein der Menschheit muß sich schnellstens umstellen. Darum ist es ratsam, noch nachdrücklicher auf die außergewöhnlich drohende Zeit hinzuweisen, die wir jetzt erleben, und auch die Annäherung der feurigen Energien an die irdischen Sphären zu erwähnen zur Reinigung unseres Planeten von seiner dichten Atmosphäre, die durch menschliche Verbrechen erzeugt worden ist. Du kannst darauf hinweisen, daß diese Annäherung der feurigen Energien zweifellos eine neue Konvergenz der Welten erlauben wird und daß die Menschen mit eigenen Augen ungewöhnliche Phänomene in der Natur sehen werden. Parallel mit dieser Konvergenz werden Wiederverkörperungen beschleunigt, und immer häufiger werden Kinder geboren werden, die sich an ihr früheres Leben erinnern, was leicht nachgeprüft werden kann, weil Zeugen noch am Leben sein werden. Auch phänomenale Kinder werden häufiger geboren werden, und auch die Wissenschaft wird durch neue bemerkenswerte Entdeckungen bereichert. Die Veränderung der Weltraumstrahlen wird eine Bewußtseinserneuerung verursachen und neue Annäherungen der Welten ermöglichen. Wahrlich, die Neue Welt wird in der Herrlichkeit der neuen Strahlen kommen.

Wenn Du Dich nicht so sehr vor Angriffen fürchtest, erwähne bitte Armageddon. Es ist absolut notwendig, daß die Menschen erkennen, wie ernst und gefährlich die heutige Zeit ist. Die Mehrheit stellt selbst die bloße Möglichkeit eines derartigen Kampfes in Abrede. Solche Unwissenheit richtet viel Schaden an.

Es ist wirklich bedauerlich, daß so wenige Menschen den Ernst der heutigen Zeit voll und ganz erkennen, denn der Kampf zwischen der Welt des Lichtes und der Dunkelheit ist tatsächlich entsetzlich.

l. Man sollte nicht behaupten, daß «...das Astrallicht schwächer ist als das Sonnenlicht», denn die beiden können nicht miteinander verglichen werden. Das irdische Sonnenlicht ist stark und grob, aber der Glanz des Astrallichtes in den höheren Sphären übertrifft bestimmt unsere irdische Vorstellung von Licht. Ich werde die folgenden Zeilen aus Aum zitieren:

„Das Licht der Subtilen Welt hat keine Beziehung zu dem irdischen Verständnis des von der Sonne ausstrahlenden Lichtes. In den niederen Schichten rufen verdunkelte Bewußtseine Dunkelheit hervor, aber je höher das Bewußtsein und die Gedanken, um so leuchtender ist die wunderwirkende Strahlung. Tatsächlich, die Bewohner der Subtilen Welt sehen sowohl die Erde als auch die Himmelskörper, aber die irdischen Lichter werden von ihrem Bewußtsein anders umgewandelt Ebenso ist es mit den Gedanken der Subtilen Welt; obgleich sie auf derselben Energie basieren, ist ihr Arbeitsgang originell. Das Gesetz des Gleichgewichts normalisiert mentale Ausschweifungen.» (Aum, 146)

Vage Gedanken werden nichts hinterlassen als zittrige Umrisse. Bei allem ist erforderlich, Klarheit, Kraft und Wiederbelebung durch Feuer anzuwenden.

2. Alles ist seinen eigenen Gesetzen und Bedingungen unterworfen. So waren die kosmischen Bedingungen günstig, als die Hohen Wesen von anderen, höheren Planeten zur Erde kamen, um der Menschheit zu helfen. Einer dieser Hohen Geister kehrte zu seinem eigenen Planeten zurück, um eine Kommunikationsverbindung mit der irdischen Feste der Bruderschaft herzustellen und Bedingungen für Gedankenübertragungen zu finden und neue Elemente zu senden, die in der Atmosphäre unseres Planeten noch nicht zu finden sind, die jedoch dazu beitragen, die angehäufte Dunkelheit zu entladen. Alle derartigen Möglichkeiten werden durch beharrliche Experimente, Forschung und Zusammenarbeit zwischen den Größten Geistern auf beiden Planeten erreicht. Wahrlich, unbegrenzt sind die Möglichkeiten und Entdeckungen!

Natürlich handeln die Planetengeister unseres Sonnensystems in völliger Übereinstimmung, denn gemeinsam erschaffen sie alle den Willen des Kosmischen Magneten und stehen in Kontakt miteinander. Jede Möglichkeit erfordert aber das Vorhandensein von bestimmten kosmischen Bedingungen. Es besteht kein Zweifel, daß gewisse Verkehrsbedingungen durch spezielle planetarische Verbindungen oder kosmische Daten erleichtert werden. Daher ist es durch die Annäherung von feurigen Energien zur Erde auch möglich, Erhabene Besucher aus den höheren Sphären unserer Planetenkette zu den Sphären in der Nähe der Erde anzuziehen. In der Schlacht von Armageddon ist die Teilnahme aller Kräfte der unsichtbaren Welten erforderlich. Die größten Geister stehen in Verbindung miteinander und handeln in völliger Zusammenarbeit, ohne zu diesem Zweck an einem speziellen Ort sein zu müssen.

Und nun zu Jehova. Jehova hat nicht immer die Bedeutung des Planetengeistes von Saturn. Alle derartigen Symbole haben viele Bedeutungen, und oft deckt ein einziger Name viele Begriffe oder ersetzt einen anderen. Esoterisch bedeutet Jehova Elohim. Es ist auch wahr, daß die jüdische Nation unter den Strahlen von Saturn gegründet wurde, aber vorläufig kann ich dem Papier nicht mehr als dies anvertrauen.

Der Kampf ist sehr bedrohlich und Verrat ist häufig und verschiedenartig. Alle Verrätereien bestätigen nur das ewige Gesetz des unmittelbaren deutlichen Beweises der zweifachen Quellen. Wo das höchste Licht ist, dort ist auch der höchste Grad der Dunkelheit. Wie es heißt: „Ihr schenkt dem Weltbrand Aufmerksamkeit, aber das ist nur der Anfang. Alle Dunklen werden von der Dunkelheit angezogen, aber jene, die einen Lichtfunken in sich haben, werden feurig. Die Zeit ist groß!»

In der Lehre des Lebens heißt es: «Sieg wird innerhalb einer gewissen Zeit offenbar werden, aber alle Phasen des Kampfes sollten angenommen werden. Wir sollten nicht vergessen, daß sich die besten Kräfte auf Unserer Seite sammeln werden. So wird es möglich sein, den nächsten Schritt anzugehen. Die Diener der Dunkelheit werden selbst zum Erfolg beitragen. Man muß verstehen, wie nahe die Daten sind, um die neuen Möglichkeiten nicht hinauszuschieben. Gegen die Kräfte des Lichts ist kein Widerstand möglich. Wenn die Kräfte der Dunkelheit die widerliche Arbeit auf sich nehmen - so laßt sie sie verrichten. Die größten Namen und Begriffe sind bereits hineingezogen worden. Alles kann nur durch Erweiterung vorwärtsgehen. ... Gewiß, der Kampf ist fürchterlich. ...

Sicherlich, jeden Tag werden die Neuen Kräfte, die Unsichtbaren heraufbeschworen. Durch solche Annäherungen an die irdischen Sphären können die unerwartetsten Spannungen entstehen. Laßt uns den Kampf mit der vereinten Kraft all Unserer Mitstreiter annehmen. Einigkeit wird das unbesiegbare Banner sein. ... Wer wird die Spannung der Kräfte des Lichtes verstehen? Wer wird die Weite des Schlachtfelds nicht in Betracht ziehen? Die vereinten Ashrams, die Bollwerke des Geistes sind jetzt mehr erforderlich als je zuvor. Was in einem gewissen Land vor sich geht... kann mit zwei Namen bezeichnet werden: Ein Kreuzzug für die eine Seite, und teuflische Wut für die andere. Die dies für Zufall halten, irren sich. Die Lehre trat nie ohne Kampf in die Welt. Darum laßt sie wie üblich hereinkommen, sonst werden die Menschen sie vergessen. Aber stelle Dir die Dimensionen des Kampfes vor, an dem alle Planeten beteiligt sind. ... Laßt uns also mit der ganzen Kraft des Geistes und mit allem feierlichen Ernst am Kampf des Lichtes gegen die Dunkelheit teilnehmen.» Wenn die Verbindung mit der Hierarchie des Lichtes stark ist, wird sich alles zum Guten wenden. Um eine neue Stufe ersteigen zu können, muß man den Kampf annehmen und die Schwierigkeiten überwinden. Das Leeren des Giftbechers ist auf den letzten Stufen unvermeidlich, und Verrat muß den Pfad des Lichtes nachdrücklich bewußt machen. Darum laßt uns auch diese Einweihung annehmen.

Wir wissen, daß «der Verrat sich langsam abnutzt». Infolge gewisser Umstände ist dies wohl das weiseste Urteil. Das Leben ist so kompliziert. Die Menschen bilden ihr Urteil gewöhnlich nur auf Grund der ihnen bekannten Beweise und Umstände und ignorieren dabei gänzlich eine Anzahl der wichtigsten Faktoren, die den Ablauf dieser oder jener Aufgabe oder irgendeines Ereignisses entweder komplizieren oder auflösen. Aber das Bewußtsein der Großen Lehrer, das auf drei Ebenen oder Welten wirkt, kennt den Ursprung von Ursachen ebenso gut wie ihre Folgen. Darum sollten wir in vollem Vertrauen auf die höhere Weisheit die verschiedenen Phasen aller Ereignisse in Ruhe beobachten. Wir wissen auch, daß Gefahr für viele Menschen und Dinge die Rettung ist, und bezüglich gewisser Ereignisse können wir sogar sagen, je größer die Gefahr, desto besser. Gefahr wird dazu beitragen, viele Dinge auf schnellste Art und Weise zu überwinden. Aber wir sollten uns an die guten Zeichen über unserem Land erinnern und uns nicht fürchten. Viele Beobachter neigen dazu, sich in ihren Berechnungen sehr zu irren, oder wie das Sprichwort heißt: „Aufs falsche Pferd zu setzen».

Laßt uns auf der Seite sein, über die der Schild des Lichts ausgebreitet ist, und wir werden nicht irregehen.


19. März 1936

Ein Ashram bedeutet einen heiligen Ort, einen Tempel, ein Kloster, eine Schule der heiligen Weisheit. Deshalb kann die irdische Feste der Großen Bruderschaft ein Ashram genannt werden. In der Subtilen Welt gibt es auch Ashrams der Weißen Bruderschaft. Ebenso wie auf Erden, sind sie nicht sehr zahlreich, denn dort werden ebenfalls große Disziplin und angespannte Arbeit verlangt, und wo sind jene, die willens sind, sich vermehrter Arbeit statt der versprochenen „Ruhe» hinzugeben?

Warum sollte man glauben, daß die feurigen Strahlen nur über einem Ashram in der Subtilen Welt sein können? Wahrlich, über jedem irdischen Ashram oder Geistesbollwerk erheben sich die Strahlen, und unter besonderen Bedingungen sind sie sichtbar.

Jeder Widerstand gegen den Fortschritt des Denkens oder den Fortschritt in irgendeinem Wissensbereich sollte als ein Anzeichen von Armageddon betrachtet werden. Aber so viele Grundlagen sind entartet, daß wir uns mit allen Tatsachen gelassen abfinden sollten. Es ist unmöglich, den mächtigen Marsch der Ereignisse aufzuhalten.

Du erwähnst Deine Korrespondenz mit S. Ich glaube, sie wird Dir nicht viel Freude bereiten, um nach meiner eigenen Erfahrung zu urteilen. Es ist nicht nur zwecklos, Zeit für solche Korrespondenten zu verschwenden, es ist sogar schädlich. Vor langer Zeit fanden solche Menschen „die Wahrheit» in der irdischen Sicherheit, daher existiert der Begriff von der unbegrenzten Wahrnehmung und grenzenlosem Wissen nicht in ihrem Lexikon.

Die Aufgabe, die Du im Sinn hast, wird ein kostbarer Beitrag werden, aber Du wirst tüchtig daran arbeiten müssen. Es ist sehr wichtig, den Unterschied zwischen Spiritismus, so wie er heutzutage betrieben wird, und einer echt wissenschaftlichen Forschung und wirklichem Studium der psychischen und parapsychischen Phänomene zu betonen. Aber sei vorsichtig bei Deinen Erklärungen bezüglich des Mondes, weil alles, was ich aus der Geheimlehre über die Mondkette zitiert habe, von der Wissenschaft nicht angenommen wird. Und selbst wenn eine kleine Anzahl von unvoreingenommenen Denkern solche Theorien mit einem gewissen Grad von Toleranz behandeln können, hält die Mehrheit sie für den höchsten Grad von Lästerung. Darum würde ich in der Arbeit, die Du Dir vorgenommen hast, nicht zu viel über den Mond sagen. Außerdem offenbaren die großen Meister jetzt nicht alle Geheimnisse, die mit dem Mond in Zusammenhang stehen. Es gibt eine akzeptierte Regel, daß den Menschen nur das gegeben wird, was ihr Bewußtsein anzunehmen bereit ist, wenn auch nur verschwommen, und Hinweise auf das, worauf man in wissenschaftlichen Werken und Forschungen bereits gestoßen ist. Es ist nicht zulässig, den Menschen etwas zu geben, von dem sie nicht die geringste Ahnung haben, oder etwas, wofür sie nicht einmal die passenden Worte kennen. Darum wird nur das gegeben, was die Vordenker der Menschheit begreifen können. Und wir müssen sagen, daß es großmütig gegeben wird. Doch selbst der hundertste Teil von dem, was zur Verfügung gestellt wird, ist noch nicht aufgenommen worden. H.P. Blavatsky schrieb, daß die Offenbarung hinsichtlich der Mondkette zur ihrer Zeit unter den Lesern und Jungern einen ganzen Sturm der wildesten Phantasien und widersprüchlichsten Ansichten erweckte, von denen einige sogar veröffentlicht worden sind. Aber trotz aller dringlichen Bitten um weitere Information, bewahrten die Mahatmas völliges Schweigen.

Du hast recht damit, daß die Planetenkette mit all ihren Globen oder Sphären oder Prinzipien (nenne sie wie Du willst), ein vollständiges Ganzes ist. Tatsächlich durchdringen alle Globen einander konzentrisch und stellen genau festgelegte Bewußtseins - oder Existenzebenen dar. Richtig, ein Planet ist ein lebendiger Organismus, denn im Kosmos befindet sich kein einziges Atom ohne Leben, Bewußtsein oder Geist, und in den philosophischen Schriften des Altertums stößt man auf den Vergleich der Erde mit einem riesigen Tier, das sein eigenes, ihm eigentümliches Leben hat und darum sein eigenes Bewußtsein oder Offenbarung des Geistes.

Eigentlich gibt es kein passives Element im Kosmos, alles existiert durch die gegenseitige Durchdringung und Wechselwirkung der Weltraumenergien, die von den unendlichen Milliarden von Brennpunkten ausgehen, die den Kosmos erfüllen und unaufhörlich in ihm gebildet werden. Alles bewegt sich, alles verändert sich, folglich lebt alles. Denke auch daran, daß die höheren Prinzipien des Planeten in den menschlichen Monaden enthalten sind. Darum können wir sagen, daß die höherer. Prinzipien des Mondes ihn verließen, als die menschlichen Monaden ihn während der evolutionären Vollendung aufgaben, um sich der neuen Planetenkette anzuschließen. Das Leben eines Planeten kann als eine Verbindung aller Elemente verstanden werden, die mit ihm erschaffen wurden. Um so größer ist die Verantwortung aller denkenden Bewohner des Planeten.

Gegenwärtig ist der Mond eine Leiche, aber eine lebendige Leiche, denn Zersetzung ist nichts als niedriges Leben. Außerdem mußt Du daran denken, daß nach Vollendung der Evolution auf der einen Planetenkette und vor dem Anfang des Lebens auf einer neuen Kette für all seine Wesen ein Pralaya oder Nirvana kommt. Alle Prinzipien der Mondkette werden auf die irdische übertragen. Auch war die Mondkette niedriger als unsere irdische. Ich werde noch ein paar Zeilen aus der Geheimlehre zitieren: „...die (lunaren) Monaden, die in den Evolutionszyklus (auf der Erdkette) auf Globus A in der ersten Runde eintreten, befinden sich in sehr verschiedenen Entwicklungsstadien...»

Darum erreichen nur „die am höchsten entwickelten Monaden ... das menschliche Keimstadium in der ersten Runde, werden irdische, obgleich sehr ätherische Menschenwesen gegen Ende der dritten Runde, bleiben auf ihm (dem Globus) während der Periode der Verdunkelung als Samen für die zukünftige Menschheit in der vierten Runde, und werden auf diese Weise die Pioniere der Menschheit zu Beginn der vierten Runde. Andere (weniger entwickelte) erreichen das menschliche Stadium während der späteren Runden, das heißt der zweiten, dritten oder der ersten Hälfte der vierten Runde. Und schließlich die am allermeisten Zurückgebliebenen, das heißt jene, die nach dem Wendepunkt in der vierten Runde noch Tierformen besitzen - werden während dieses Manvantaras überhaupt keine Menschen werden. Sie werden erst am Ende der siebenten Runde die Grenze zur Menschheit erreichen, um ihrerseits nach dem Pralaya - von älteren Pionieren, den Nachkommen der Menschheit oder der Saat-Menschheit, in die neue Kette eingeführt zu werden ... das heißt von den Menschen, die am Ende dieser Runden an der Spitze von allen stehen werden.»

Beachte auch, daß in dem Diagramm, das meinem früheren Brief (v.16. November 1935) beigefügt war, „der vierte (Globus) auf derselben Ebene, auf der er sich befindet, keinen Schwester-Globus hat - ungleich der anderen Globen - und dadurch bildet er das Zünglein an der «Waage», die Halle der Gerechtigkeit, wo der Ausgleich gefunden wird, der den zukünftigen Kurs der Monade während des Restes ihrer Inkarnationen in dem Zyklus entscheidet. Und darum können, nachdem dieser zentrale Wendepunkt im Großen Zyklus überschritten ist, das heißt nach dem Mittelpunkt der Vierten Rasse in der Vierten Runde auf unserem Globus - keine weiteren Monaden in das Menschenreich eintreten. Die Tür ist für diesen Zyklus geschlossen, der Ausgleich gefunden.» Darum sollten wir keine weiteren Auswanderer vom Mond erwarten.

Und nun die bildliche Vorstellung oder die Vision des Bildes vom Lehrer. Es ist wahr, daß es zunächst mit einem mentalen oder intellektuellen Bild beginnt, das die höchstmögliche Klarheit erreichen sollte, und nachdem es deutlich auf das Zentrum des dritten Auges übertragen worden ist, wirst Du es mit geschlossenen Augen sehen können. Zuweilen mag das Bild sozusagen von einer leuchtenden Kontur umgeben sein, manchmal kann es auch aus Licht und Schatten ohne klar definierte Linien bestehen. Anfänglich sehen manche auch das Bild zittrig und mit verzerrten Konturen. Aber allmählich verschwindet dieses Zittern und das Bild wird stabil. Um dieses Zittern zu beenden, schließen buddhistische Mönche die Augen und kreuzen die Ströme derselben, das heißt, sie konzentrieren ihren Blick auf einen Brennpunkt, was sehr hilfreich ist. Das Schielen der Augen nach innen wurde so üblich bei allen Konzentrationen, daß sogar viele Buddhas und Bodhisattvas mit nach innen schielenden Augen und dem auf die Nasenspitze gerichteten Blick dargestellt werden. Du kannst diese Methode versuchen, aber natürlich ohne Zwang und ohne übertriebenes Schielen der Augen. Du solltest keinerlei Gefühl von Spannung oder Unbehagen aufkommen lassen. Darum würde ich eine solche Übung niemals länger als fünf Minuten ausführen und mit einer Minute anfangen. Aber sei nicht entmutigt, wenn die Resultate nicht so schnell kommen wie Du gern möchtest. Alle diese Errungenschaften gehören zum Bereich des höheren Psychismus.

Lies die Biographien der großen geistigen Arbeiter und Du wirst erkennen, mit wieviel Schwierigkeiten sie das Öffnen der Zentren und die höhere Verbindung erreichten. Selbst ein so großer Heiliger wie St. Antonius mußte zuweilen Jahre warten, bis seine Fragen beantwortet wurden. Allerdings sind einige menschliche Organismen heute so sehr in ihrer Verfeinerung fortgeschritten, daß viele Offenbarungen die ungeheure Aufbietung an Kraft, Spannung und Geduld nicht mehr brauchen, die in vergangenen Jahrunderten erforderlich war. Doch selbst heute erlangen nur Medien ein leichtes Hindurchdringen in die nächsten Schichten der Subtilen Welt. Wir sollten sie aber nicht beneiden, denn die höchsten Sphären sind für sie unzugänglich, abgesehen von einigen seltenen Ausnahmen. Und wie die Hierophanten von Ägypten im Altertum keine Medien als Jünger annehmen wollten, lassen auch die heutigen Brahmanen keinen einzigen Fakir in ihre wenigen übriggebliebenen Ashrams zu.

Abgesehen hiervon haben die Bedingungen von Armageddon großen Einfluß auf alle Erscheinungen, und während einige Phänomene sogar zunehmen, werden andere, subtilere komplizierter. Wenn daher die Wogen des Kampfes stark sind, ist es zuweilen sehr schwer, die Mitteilungen zu hören, und hinterher macht sich starke seelische Pein fühlbar. Anstatt betrübt zu sein, solltest Du Dich daher über jeden kleinen Stern, den Du siehst, freuen, da diese Zeichen wirklich bedeutungsvoller sind als all die lebhaften Visionen der Medien, denn sie deuten die richtige Entwicklung an.

Was das Karma anbelangt, können wir darauf bestehen, daß ein gewisser Fall oder eine Situation, in der sich ein Mensch befindet, ganz sein Karma ist? Wenn wir so zu denken beginnen, werden wir uns bald weigern, einander zu helfen und unsere Weigerung damit erklären, daß wir nicht in fremdes Karma eingreifen wollen. Es gibt sogar etliche Menschen, die sich Illusionen hingeben und sich weigern könnten, ihren Mitmenschen zu helfen, weil sie sich fürchten, ihr eigenes Karma zu komplizieren. Aber wäre dies nicht ein Zeichen größter Selbstsucht? Wer, außer einem Arhat oder einem hohen Yogi, kann wissen, wann und wo man nicht helfen sollte? Häufig kann eine Begegnung mit einem überbürdeten Menschen tatsächlich unser Karma sein, und wenn wir uns weigern, ihm zu helfen, laden wir uns selbst eine Last auf. Wir müssen jedesmal eine hilfreiche Hand ausstrecken, wenn unser Herz uns dazu treibt, und das Gesetz der rechten Entsprechung berücksichtigen und uns daran erinnern, daß geistige Hilfe die höchste ist. Ganz richtig sagte Dir Dein Herz, daß wir nicht dogmatisch sein sollten. Das Leben ist so kompliziert. Darum solltest Du Dich stets und bei allem in erster Linie durch ZIELTAUGLICHKEIT leiten lassen.

In meinem letzten Brief erwähnte ich, daß der Lamaismus ziemlich dieselbe Beziehung zum wahren Buddhismus hat wie unser Kirchenchristentum zur Lehre Christi. Vor einiger Zeit wurde ich über die beiden hauptsächlichen Lehrsysteme befragt. Ich gebe hier meine Antworten mit ein paar Zusatzbemerkungen wieder.

l. Mahayana und Hinayana sind die beiden fundamentalen Schulen des Buddhismus. Die wörtliche Übersetzung lautet «Großes Werkzeug» und „Kleines Werkzeug». Mahayana oder „Großes Werkzeug» ist über den ganzen Norden verbreitet -in Tibet, in der Mongolei und bei den Kalmücken und Burjäten. Es gibt auch Anhänger dieser Richtung in China und Japan. Hinayana existiert hauptsächlich im Süden - in Ceylon, in Indochina. Es gibt auch einige Spaltungen in China und Japan. Mahayana hat seinen Ursprung im Südwesten Indiens im zweiten Jahrhundert vor Christi Geburt. Der Gründer des Mahayana war der große Lehrer Nagarjuna. Fast gleichzeitig, vielleicht sogar etwas früher, wurde diese Lehre von Asvagosha im Nordwesten Indiens eingeführt. Er war Dramatiker und Vater der Sanskritliteratur.

Der Hauptunterschied zwischen Mahayana und Hinayana ist, daß der erstere, abgesehen von Gautama Buddha, die Hierarchie des Lichtes anerkennt, an deren Spitze viele Bodhisattvas und Taras stehen. Außer Maitreya sind unter diesen Bodhisattvas der Bodhisattva Chenresi, der Tibeter Avalokileshvara (der Schutzpatron Tibets) und der Bodhisattva Manjusri (der Schützer des Buddhismus) besonders beliebt. Natürlich gibt es auch viele andere. Unter den Taras (den weiblichen Gottheiten) wird die vieläugige und vielarmige Dukkar für die höchste gehalten. Sie wird mit der Mutter der Welt verglichen (der Lakshmi und Kali von Indien) und zuweilen mit der Weißen Tara. Auch die Gelbe und die Grüne Tara werden verehrt, die wegen der Farbe ihrer Strahlen so genannt werden.

Der zweite Unterschied zwischen den beiden Lehren ist, daß während der Arhat des Hinayana nach individueller, persönlicher Erlösung strebt, der Bodhisattva des Mahayana sich die Errettung der Welt zum Ziel setzt, um deretwillen er einen Eid ablegt, Nirvana nicht zu betreten, bis dieses Ziel erreicht worden ist. Die Lehre von den Paramitas oder die Erringung der Höchsten Tugend ist besonders charakteristisch für den Mahayana.

Die Anhänger des Hinayana anerkennen keine andere Hierarchie als den Buddha Gautama und seinen einzigen Nachfolger, den Bodhisattva Maitreya. Es ist einleuchtend, daß sie weder die Autorität des Dalai Lama noch des Taschi Lama anerkennen. Es bestehen noch andere, unbedeutendere Unterschiede, aber sie sind nicht so wesentlich. Es stimmt auch, daß der Hinayana eine exoterische Richtung einschlägt, während der Mahayana eine esoterische Lehre ist. In Tibet ist der Mahayana in zwei parallele Sekten gespalten. Die Gelbmützen oder Gelugpa sind in Tibet und in der Mongolei am bekanntesten. Diese Sekte wurde von dem großen Reformator Tsong-Kha-pa im vierzehnten Jahrhundert gegründet. Die andere - ältere - ist die Sekte der Rotmützen oder Nyingmapa. Der Dugpa ist einer ihrer Zweige und ist in ganz Sikkim und Klein Tibet verbreitet. Ihr Gründer war ein Hindu, der Lehrer Padma Sambhava. Sowohl der Dalai Lama als auch der Taschi Lama und die ganze Regierung von Tibet gehören der Gelugpa-Sekte an.

Abgesehen von diesen beiden Sekten, gibt es in Tibet einen sehr lebendigen, sehr alten Glauben, der unter dem Namen Bön bekannt ist. In der heutigen Zeit hat dieser alte Glaube sehr viel vom Buddhismus entlehnt. Die Bön-Lamas und auch die Mehrheit der Lamas von der Rotmützensekte sind jedoch der Zauberei und der schlimmsten schwarzen Magie und der Tantralehre zugetan.

2. Gibt es Religionen und Gemeinschaften im Osten, die die Lehre über Maitreya annehmen? Der Bodhisattva Maitreya wurde der Welt von Gautama selbst als der kommende Buddha angekündigt. Aus diesem Grunde akzeptiert auch der Hinayana diesen einen Bodhisattva. Maitreya entspricht dem Kalki Avatar im Hinduismus (dem Avatar auf dem Weißen Pferd - siehe die Offenbarung Johannes) und den Messiassen allen Nationen. Alle Messiasse sind naturgemäß Avatare von Vishnu, daher gehören sie ein und demselben Ego an. In den exoterischen Legenden besteht der Unterschied zwischen Maitreya und dem Kalki Avatar darin, daß der Kalki Avatar am Ende des jetzigen Kali-Yuga zur endgültigen Vernichtung der Bösen, zur Erneuerung der Menschheit und zur «Wiederherstellung der Reinheit» erscheinen wird, wahrend Maitreya schon früher erwartet wird.

Bildsäulen zu Ehren des Bodhisattvas Maitreya wurden in Indien und Tibet zu Anfang unserer christlichen Ära errichtet, und es gibt keinen einzigen buddhistischen Tempel, in dem jetzt nicht ein Bildnis dieses Bodhisattvas ist, entweder auf Thangkas oder als riesige Figur, die gelegentlich die Höhe von drei Stockwerken eines Tempels erreicht. Natürlich glauben alle Buddhisten, daß Maitreya in Shambhala erscheinen wird, und die Erleuchtetsten wissen, daß Maitreya und der gegenwärtige Herr von Shambhala ein und dieselbe Individualität ist.

Ich werde eine interessante Stelle aus der Geheimlehre zitieren, die aus den Puranen entnommen ist.

„Da das Satya-Yuga stets das erste in der Reihe der vier Zeitalter oder Yugas ist, kommt Kali immer zuletzt. Das Kali-Yuga hat jetzt die Oberherrschaft in Indien und scheint dem westlichen Zeitalter zu entsprechen. Jedenfalls ist es merkwürdig, wie prophetisch der Verfasser des Vishnu Purana in fast allem war, als er ... einige der dunklen Einflüsse und Sünden dieses Kali-Yuga voraussagte. Denn nachdem er sagte, daß die Herren der Ufer des Indus, von Chandrabhaga und Kasmira «Barbaren» sein würden, fügt er hinzu: «Zu dieser Zeit werden Monarchen über die Erde herrschen - Könige mit grobem Geist, heftigem Temperament und stets zu Lüge und Bosheit geneigt. Sie werden Frauen. Kinder und Kühe töten; sie werden das Eigenturn ihrer Untertanen wegnehmen und den Weibern anderer nachstellen. Sie werden begrenzte Macht haben ... ihr Leben wird kurz sein, ihre Wünsche unersättlich. ... Menschen aus verschiedenen Ländern, die sich mit ihnen vennischen, werden ihrem Beispiel folgen. Die Barbaren (in Indien) werden unter der Gönnerschaft der Fürsten mächtig sein, während reinere Stamme mißachtet werden und die Menschen umkommen... Reichtum und Frömmigkeit werden abnehmen... (Tag für Tag) bis die Welt vollständig verderbt ist. Nur Besitztum wird Rang verleihen, Reichtum wird die Quelle der Hingabe sein. Leidenschaft das einzige Band der Vereinigung zwischen den Geschlechtern, Lüge das alleinige Mittel zum Erfolg bei Prozessen und Frauen werden nur Lustobjekte sein. ... Äußerliches wird der einzige Unterschied der verschiedenen Lebensordnungen sein... wenn ein Mensch reich ist, wird er für rein angesehen werden; Unehrlichkeit ... wird das allgemeine Mittel zum Lebensunterhalt sein. Schwäche der Grund für Abhängigkeit; Gelehrsamkeit wird durch Bedrohung und Anmassung ersetzt werden. Freigebigkeit wird Frömmigkeit sein, gegenseitige Zustimmung (wird) Heirat (ersetzen). Schöne Kleider (werden für) Würde (gehalten werden).... Wer am stärksten ist, wird herrschen... die Menschen, die die schwere Last. Kara-Bhara (die Last der Steuern), nicht ertragen können, werden in den Tälern Zuflucht suchen ... So wird der Verfall im Kali-Yuga beständig fortschreiten, bis das Menschengeschlecht sich seiner Vernichtung nähert (Pralaya) ... Wenn das Ende des Kali-Yuga nahe ist, ... wird ein Teil jenes Göttlichen Wesens, das durch seine eigene geistige Natur existiert, zur Erde herabsteigen ... als Kalki Avatara, begabt mit den acht übermenschlichen Fähigkeiten ... Er wird Rechtschaffenheit auf Erden wieder herstellen, und der Verstand derer, die am Ende des Kali-Yuga leben, wird erweckt und klar wie Kristall sein. Die Menschen, die auf diese Weise erneuert werden, werden die Samen von Menschenwesen bilden und werden eine Rasse hervorbringen, die die Gesetze des Krita-Yuga (des Zeitalters der Reinheit) befolgen wird. Wie geschrieben steht: «Wenn die Sonne und der Mond und der Mond-Asteroid Tishya und der Planet Jupiter in einem Hause sind, wird das Krita- (oder Satya) Yuga wiederkehren».»

„ ... Zwei Personen, Devapi aus dem Geschlecht der Kuru, und Maru (Moru) aus der Familie Ikshvaku, leben während der ganzen vier Zeitaller und wohnen in Kalapa (Shambhala). Sie werden zu Beginn des Krita-Yuga hierher zurückkehren ... Maru (Morya), der Sohn von Shigra, ist noch am Leben durch die Macht des Yoga und wird der Wiederhersteller des Kshatriyageschlechtes der Sonnendynastie sein ...»

„Ob die letztere Prophezeiung richtig oder falsch ist, die «Segnungen» des Kali-Yuga sind gut beschrieben und passen wunderbar und stimmen sogar mit dem überein, was man in Europa und anderen zivilisierten und christlichen Ländern im neunzehnten Jahrhundert und bei Anbruch des zwanzigsten Jahrunderts unserer großen Ära der ERLEUCHTUNG sieht und hört ...»

„ ... Im Matsya-Purana, Kapitel 272, wird über die Dynastie der ... Moryas (oder Maitreyas) gesprochen. Im gleichen Kapitel... wird erklärt, daß die Moryas eine Tages über Indien herrschen werden, nachdem sie das Kshatriya-Geschlecht nach vielen Jahrtausenden wieder hergestellt haben. Nur wird diese Herrschaft rein geistig und «nicht von dieser Welt» sein. Es wird das Reich des nächsten Avatara sein.»

Die eingeweihten Hindus wissen also viel über ihre Mahatmas, die im Transhimalaya leben, aber vor Neugierigen hüten sie dieses Wissen gut. Zu ihrer Zeit waren H.P. Blavatsky gegenüber viele feindlich gesinnt, weil sie die heiligen Namen bekannt machte. In Indien herrscht tatsächlich noch immer eine große Ehrerbietung für alles Heilige, besonders für diese Höchsten Lehrer der Menschheit. Kein einziger Hindu würde den Namen seines Guru einem Nichteingeweihten gegenüber aussprechen, für so heilig wird er gehalten.

Nun wirst Du verstehen, wie heilig der Name Maitreya oder Kalki Avatar oder Muntazar in den Herzen im Osten ertönt. In Wahrheit drehen sich alle Religionen um diesen einen Begriff des Avatars und des kommenden Messias. Dieser Glaube, oder vielmehr dieses direkte Wissen, ist das Feuer, das das geistige Leben unseres Planelen aufrecht erhält und nährt. Lösche dieses Feuer aus, und der Planet wird in die Finsternis der Zerstörung versinken. Wahrlich, es gibt nichts Lebenswichtigeres, Mächtigeres und Schöneres als diesen Begriff vom Großen Avatar. Alle Prophezeiungen, alle Visionen und die ältesten und heiligsten Legenden aller Nationen verbergen unter verschiedenen Symbolen und Allegorien ein großes Buch von den Leben des Größten, der mit der apokalyptischen Schlange kämpft.

Was «die Suche nach dem lebendigen Buddha» betrifft, kann heutzutage nur ein Lachein hervorrufen. Sicherlich glauben nur die Unwissenden wortwörtlich, daß jeder Dalai Lama eine Inkarnation des Bodhisattva Avalokiteshvara, und jeder Taschi Lama eine Inkarnation des Buddha ist. Das muß alles metaphysisch verstanden werden. Die Inkarnation der großen Geister in dieser oder jener Persönlichkeit muß als ein verstärktes oder sogar beständiges Senden eines Strahles von einem Hohen Geist zu einem von ihm erwählten Nachfolger verstanden werden. Bei der Geburt desjenigen, der ausersehen ist einen Auftrag zu erfüllen, sendet der Hohe Geist, der seinem Karma am nächsten steht, ihm seinen Strahl, damit er ihm sein ganzes Leben lang folgen kann. Dieser Strahl wird von dem neugeborenen Kind empfangen, ebenso wie die Strahlen der Sterne, unter denen es geboren ist. Es wächst unter diesem Strahl auf, und mit der allmählichen Entwicklung geschieht eine völlige Assimilierung dieses Strahls durch seinen Organismus. Über diese Leitung kommt das, was wir die Inkarnation des Strahles oder höchste Hiero-Inspiration nennen.

Du solltest wissen, daß die Materie oder die Energien, die einen Hohen Geist umhüllen, unzerstörbar sind und infolge des Gesetzes der Anziehung oder der Affinität in gewissen Fällen in die Substanz des subtilen Körpers eingehen können, die um den erhabenen Geist herum gebildet wird, der zu einer neuen Inkarnation bereit ist. Natürlich sind die jetzigen Dalai Lamas und Tashi Lamas so weit von der erhabenen Vorstellung geistiger Führer entfernt, daß nur die unwissende Menge glauben kann, sie seien Rohe Inkarnationen. Aber die Tradition, was die Inkarnationen von ein und demselben Ego in diesen Vertretern der geistigen Macht anbelangt, ist noch immer stark. Im Zusammenhang mit dieser Suche nach Inkarnationen geschehen viele erbauliche Dinge. Zweifellos stoßen die Menschen dabei sehr häufig auf die neue Inkarnation ihres eigenen Lamas. Aber das ist nicht überraschend, denn diese Lamas waren oft ganz gewöhnliche Menschen.

Während wir durch Tibet reisten, begegneten wir vielen interessanten Dingen. Wir hatten eine alte Prophezeiung bei uns und einmal zeigten wir sie einem hochgebildeten Burjaten, einem Graduierten der Universität von Petrograd. Nachdem er sie gelesen hatte, wurde er sehr aufgeregt und erzählte uns, daß dies genau dieselbe Prophezeiung sei, die er einst von den Lippen eines kleinen mongolischen Kindes gehört hatte. Er erzählte uns, daß in einem kleinen Dorf, nicht weit von Urga, ein Knabe geboren wurde, der, als er noch kein Jahr alt war, plötzlich in Gegenwart mehrerer Menschen dieselbe Prophezeiung äußerte. Natürlich wurde dieser Knabe für eine Inkarnation gehalten. Wir wissen nichts weiter über sein Schicksal.

Man sollte nicht glauben, daß in dem Buch Tiere, Menschen und Götter alles auf unwahrscheinlichster Phantasie beruht. Es enthält mehr Wahrheit als man glaubt. Zum Beispiel lebte die Zauberin noch, die in diesem Buch erwähnt wird, als wir in der Mongolei waren. Auch die unerwartete Ankunft des Großen Herrn von Shambhala in Gompa ist keine Erfindung, wir haben selbst eine Version davon gehört. Im Osten kann man noch immer solchen Wundern begegnen, aber sie werden nur denen offenbart, die bereit sind, alles aufzugeben, um sie zu finden.

Mein Brief ist zu lang geworden, darum will ich ihn beenden. Beobachte alle Deinen subtilen Reaktionen und schreibe sie auf, so wirst Du Deine Aufmerksamkeit schärfen und vieles wird erreichbar werden.


30. März 1936

Ich freute mich sehr, von der Idee Deines Freundes zu hören, einen genossenschaftlichen Verlag zu gründen. Diese Arbeit ist meinem Herzen sicherlich näher alles irgendetwas anderes. Nichts ist größer und schöner, als das Emporheben und Erweitern des Bewußtseins der Leser. Ein Verlag kann wirklich zum Lehrer und Erwecker der Gedanken der jungen Generation werden. Natürlich können sowohl alle literarischen, philosophischen, wissenschaftlichen und andere humanitäre Schriften als auch Lehrbücher von den Verlegern angenommen werden, vorausgesetzt, sie sind von hoher Qualität und Nützlichkeit. Die Pläne müssen so gestaltet werden, daß sie keinen Verlust einbringen. Es ist auch notwendig, den Kaufpreis eines Buches bezahlbar zu machen und auch ein ästhetisches Äußeres zu wahren. Ich glaube bestimmt, daß Dir auch dies gelingen wird. Ich denke immer an die Sorge des Lehrers, das notwendige Buch in die bescheidensten Hände zu legen, d.h. in das ärmste Haus. Natürlich sollten alle Einnahmen vom Verkauf der Bücher der Lebendigen Ethik von den Verlegern für weitere Veröffentlichungen verwendet werden.

Mit großer Freude las ich Deine Worte: „Ich glaube, nein, ich bin davon überzeugt, daß die uns anvertraute Arbeit die Hauptaufgabe unseres Lebens ist, sie sollte in der Tat höher als das Leben selbst angesehen werden.» Ja, mit einem solchen Bewußtsein kann man Berge versetzen! Und als wir heute den eben erhaltenen Zeitungsartikel von Sudrabkaln über die ausgezeichneten lettischen Schriftsteller und das wachsende Interesse an seriösen Büchern und auch über die neue Welle der Romantik und des Heldentums, die jetzt in Lettland so deutlich wird, lasen, freuten wir uns von Herzen. Eine wahrlich ungeheure heilige Arbeit ist von der lettischen Gesellschaft begonnen worden. Mächtig sind die Samen, die uns und Dir zur Aussaat anvertraut sind. Weit ist das Feld, und weiter als das weiteste muß die Aussaat sein. Damm bewahre vor allem Einigkeit und Großmut unter den Mitgliedern, wenn Du Deine heilige Aufgabe tust. Es ist mir klar, wie schwer sie ist und wie oft man sich aufopfern muß, trotzdem kann keine Einigkeit herrschen ohne Toleranz und die Bereitschaft nachzugeben. Ich weiß, daß wir zuweilen sogar dann nachgeben müssen, wenn wir erkennen, daß der Arbeit für das Allgemeinwohl Schaden zugefügt wird, um nicht durch unseren Widerstand noch größeren Schaden anzurichten. Das Leben ist sehr kompliziert, und nur ein erweitertes Bewußtsein erlaubt uns, über allen Schwierigkeiten und sogar über Verrat aufzubauen.

Und nun zu Armageddon. Du hast ganz recht, Armageddon steht symbolisch für den letzten Entscheidungskampf zwischen Licht und Dunkelheit. Aber man sollte ja nicht glauben, daß dieser Kampf bald vorüber sein kann. Er wird viele Jahre fortdauern, doch seine Heftigkeit wird in den verschiedenen Teilen des Planeten unterschiedlich sein. Wo der menschliche Geist schneller zur Führung des Geistes erwacht, wird der Große Aufbau beginnen. Mit jedem Jahr wird der Einfluß der Lichtkräfte zunehmen, aber der menschliche Geist muß die Gaben des Geistes annehmen können, die gesandt werden. Die größten Möglichkeiten klopfen an die Tür der Menschheit, aber immer steht die Wahl frei. Wahrlich, die kommende Zeit wird die größte Prüfung für die ganze Menschheit sein.

Das Wort Armageddon ist die griechische Entsprechung für das hebräische har meggidon (der Bergdistrikt von Megiddo). In den hebräischen Schriften wurde der große Endkampf zwischen den Kräften des Lichts und der Dunkelheit mit diesem Namen ausgedrückt und in allen Prophezeiungen des Altertums, in den Heiligen Schriften aller Völker als der „Große Tag des Gottesgerichts» (des Jüngsten Gerichts) vorausgesagt. Viel steht darüber in der Apokalypse, und darin (Offenbarung Johannes Kapitel 16, 16) wird dieser Name erwähnt. Außerdem sind die Daten dieses Kampfes und der Anfang der Neuen Epoche oder des Neuen Zyklus auch in genauesten Berechnungen bei den Ägyptern und den Hindus zu finden.

Der Name dieses Kampfes ist symbolisch in Erinnerung an eine schreckliche tatsächliche Schlacht, die in Megiddo stattfand (einer alten Stadt in Palästina), unweit des Ortes, an dem die Kanaaniter unter der Führung von Sisera vollständig vernichtet wurden. Diese entsetzliche, totale Vernichtung blieb lange Zeit eine schreckliche Erinnerung für die Nationen, die Augenzeugen waren. Nach den heiligen Schriften kommt jetzt der Zeilpunkt für die endgültige Vernichtung des Heeres von Gog auf den Bergen Israels. Und Israel bedeutet nicht unbedingt die Juden. Es bezeichnet präzise: „Die Auserwählten». Ähnlich müssen die Berge Israels als andere Berge verstanden werden, ebenso wie das Neue Jerusalem nicht unbedingt das Jerusalem in Palästina bedeutet. Die heilige Sprache gebraucht stets Symbole. Es gibt das himmlische Jerusalem - die Wohnstätte der Hierarchie des Lichtes - und das irdische Jerusalem, das als jener Ort verstanden werden sollte, der während aller irdischen Katastrophen unversehrt und unverletzt blieb.

Du fragst, ob es erleuchtete Besessenheit geben könnte. Ja, aber außerordentlich selten. Doch Du hast natürlich insofern recht, als die Bezeichnung Besessenheit kaum auf die Verzückung des Geistes oder auf das Erfülltsein mit Göttlicher Wonne angewandt werden kann. So entdeckt man in der russischen Literatur, daß dieser Ausdruck für Zustände gebraucht wird, die ihrem Sinn nach genau das Gegenteil sind. In Wirklichkeit sind die Eigenschaften dieser Zustände sehr verschieden. So findet bei der Besessenheit von dunklen Kräften eine Besitzergreifung der niederen Zentren statt, während die Assimilierung der Kräfte der Wonne oder der Hiero-Inspiration nur dann stattfinden kann, wenn die höheren Zentren geöffnet sind, vorausgesetzt. eine vollständige geistige und physische Reinheit ist vorhanden und eine besonders harmonische Erhebung der Schwingungen des ganzen Organismus, sonst ist der Tod unvermeidlich.

So heißt es in der Lehre: „Die Macht der höheren Energien darf nicht durch schwache Körper übertragen werden, jedoch kann man die Kontakte mit den höheren Flügeln durch Überwindung des gewöhnliches Zustandes der Disharmonie weniger gefährlich machen. Wir wollen die verschiedenen Mittel, sich in einen erhabenen Zustand zu versetzen, nochmals ins Gedächtnis zurückrufen. Von alters her haben die Menschen versucht, sich durch besondere Mittel vor Gefahr zu schützen, wenn sie mit den Höheren Kräften in Kontakt kamen. Aber das beste Hilfsmittel wird beständiges Nachdenken über die Höchsten Kräfte sein. Auf eine solche Weise gewöhnt sich die psychische Energie an die Möglichkeit der Reaktion auf die Höheren Kräfte, und die Nervensubstanz wird dementsprechend verstärkt, damit sie nicht erschüttert wird. Natürlich kann selbst unser bester Freund einen Schock verursachen, wenn er unerwartet eintritt.» (Aum, 8)

Alles, was oben erwähnt wird, betrifft die höhere Hiero-lnspiration. Aber in den seltensten und ganz außergewöhnlichen Fällen und unter speziellen Bedingungen gab es Fälle, wo ein Höherer Geist in einen vollkommen reinen Körper eintrat So kann man in der Wundertätigkeit im Altertum Hinweise finden, daß ein Hoher Geist während der heiligsten Mysterien vorübergehend in den Körper eines Priesters von hohem Rang eintrat, der eine langwierige und besondere Vorbereitung für dieses Ereignis unternommen hatte. Dies war jedoch ein sehr seltener Fall und geschah nur zu besonders wohlwollenden Zwecken.

Es gibt viele Grade der Erfüllung mit dem Göttlichen Geist oder mit Wonne. Tatsächlich haben alle dieselbe Grundlage, es besteht nur ein unendlicher Unterschied in der Qualität. Ebenso gibt es nur ein einziges Feuer, doch wir kennen das schwarze und das silberfarbige Feuer. Die unterirdischen und überirdischen Feuer stehen miteinander in Beziehung, sind in ihren Wirkungen aber weit von einander entfernt. Ebenso kann die gleiche psychische Energie das Menser eines Mörders erheben oder das Skalpell eines Chirurgen führen, der das Leben eines Patienten rettet. Es kann sogar eine bedingte Unsterblichkeit des Bösen geben, aber eine solche Unsterblichkeit ist schlimmer als Vernichtung.

Das wirkliche Reich des Bösen ist unsere irdische Ebene. In den überirdischen Sphären kann das Böse nur innerhalb seiner eigenen Grenzen existieren. Das Licht in der überirdischen Sphäre verbrennt die Dunkelheit. Dort werden die dunklen Wesen durch die Berührung mit dem Licht vernichtet. Dies erklärt, warum die Dunklen mit ganzer Macht versuchen, alle Anfänge von Licht auszulöschen, hier auf Erden und innerhalb der Grenzen, die ihnen in den niedrigen Schichten der Subtilen Welt zugänglich sind. Wahrlich, die Erde ist die Halle der Gerechtigkeit und der Anpassung an die Maßstäbe der Kosmischen Waage.

Besessenheit gehört als etwas Zwanghaftes stets zur Dunkelheit, während die Höheren Kräfte uns mit dem Geist erfüllen oder dem den Strahl der Hiero-lnspiration senden, der ihn in sich aufnehmen kann. Es gibt keine höhere Errungenschaft als die Assimilierung des Strahles der Feurigen Welt.

„Wenn ein Mensch alle umgebenden Einflüsse kennt, kann er Selbsttätigkeit beginnen. Er lernt zu unterscheiden, wo die höhere Hiero-lnspiration vorhanden ist und wo niedrige Zerstörung. Es ist nicht leicht, alle schlauen Listen zu erkennen, aber es ist günstig, wenn das Herz bei der Wahrnehmung der Nützlichkeit für die Höhere Welt erzittert. Kontakte mit der Höheren Welt erstrecken sich über das ganze Leben, selbst bei kleinen alltäglichen Angelegenheilen können die Funken höherer Spannung erkannt werden. Es gibt keine Handlungen, die nicht verstärkt werden, wenn sie die höhere Welt berühren. Man sollte solche Spannung lieben, denn ohne sie gibt es keinen Großen Dienst!» (Aum, 186)

Man kann das Buch Enoch in englischer Übersetzung in der Bodleian Bibliothek in Oxford einsehen. Ich weiß nicht, ob es in andere Sprachen übersetzt worden ist oder nicht. Zu ihrer Zeit waren die Vertreter der Kirche sehr dagegen. Ja, die dunklen Wolken sammeln sich, aber irgendwo bricht schon der erste Lichtstrahl durch. Darum ist die Bewußtseinserweiterung durch die Assimilation der Grundlagen der Lebendigen Ethik so dringend. Und ebenso ist ein Verständnis für die ungewöhnliche Zeit erforderlich, durch die wir hindurchgehen, eine Zeit, in der das Schicksal vieler Nationen entschieden wird.


30. März 1936

In einem Deiner früheren Briefe fragtest Du nach der Bedeutung des Satzes:

„ ... Angaben über Kalachakra werden schweigend übergangen.» Kalachakra (das Rad der Zeit oder das Rad des Gesetzes) ist die Lehre, die den verschiedenen Herren von Shambhala zugeschrieben wird. Spuren dieser Lehre sind in fast allen philosophischen Systemen und Lehren Indiens zu finden. Augenblicklich ist sie vielleicht besonders in Tibet bekannt. Man kann auch in der westlichen Literatur Hinweise auf Shambhala finden. Schließlich stammte auch die Legende vom Gral aus dem Osten und ist eigentlich eine der zahlreichen Versionen genau des gleichen Shambhalas. Die Chroniken des Westens haben auch über den Empfang von Nachrichten aus „Der Mysteriösen Wohnstätte» durch Konstantin den Großen und auch des byzantinischen Kaisers Manuel berichtet. Auch Dschingis-Khan erhielt Botschaften vom Weisen des Großen Berges. Im zwölften und dreizehnten Jahrhundert hatte auch die westliche Kirche durch ihre Päpste Kenntnis von der Existenz einer Mytseriösen Geistlichen Wohnstätte und Bruderschaft im Herzen Asiens, deren Oberhaupt der damals berühmte Prester Johannes war, wie sich dieser Große Geist nannte. Dieser Prester Johannes sandte den Päpsten und anderen Kirchenoberen von Zeit zu Zeit ermahnende und warnende Briefe. Den historischen Berichten zufolge sandte einer der Päpste eine Gesandtschaft zu Prester Johannes nach Zentralasien. Man kann sich den Zweck einer solchen Gesandtschaft gut vorstellen. Natürlich kehrte sie nach verschiedenen Mißgeschicken und Schicksalsschlägen zurück, ohne die Zitadelle gefunden zu haben. Doch Prester Johannes fuhr fort, seine Mahnbriefe zu senden.

Der Heilige Gral wird jetzt im Osten gehütet. Kürzlich tauchten ziemlich viele Forscher auf, die nach der geheimnisvollen Persönlichkeit des Prester Johannes und auch nach der Symbolik der Gralslegende suchten. Es gibt eine Theorie, wonach der Heilige Kelch oder Gral der Heilige Stein ist, und eine solche Version hat ihre Gründe. (Lies die Legende über den „Stein» in Auf Östlichen Kreuzwegen.)

Viele haben nach dieser Feste gesucht und versuchen noch immer, sie zu erreichen, aber vergeblich, denn nur jene, die berufen sind, können sie erreichen. Die Wellgeschichte kennt eine Anzahl von hervorragenden Individuen, deren Schicksal es war, dem Fortschritt der menschlichen Evolution einen neuen Anstoß zu geben, und diese hatten die Feste des Großen Wissens vorher besucht. So verbrachte Paracelsus einst mehrere Jahre in einem der Ashrams der Transhimalaya-Feste und erlangte großes Wissen, das er später in vielen Bänden erläuterte, oft symbolisch, denn große Verfolgungen dieser Leuchtfeuer des Wissens waren im Gange. Alle seine Werke sind ins Deutsche, Französische und Englische übersetzt worden. Viele Wissenschaftler und Arzte sammeln ihr Wissen aus diesen Büchern, aber wie gewöhnlich wird die Quelle oft wohlweislich nicht erwähnt. Die Kalachakralehre oder die Lehre von Shambhala wird heule nicht nur verschwiegen, sondern gewisse „geistige» Menschen verbieten sogar ihren Anhängern und Freunden diese Bücher zu lesen.

Wir sollten auch unser eigenes Genie. H.P. Blavalsky, nicht vergessen, die so verleumdet wurde. Sie verbrachte drei Jahre in einem der Ashrams von Tibet und kehrte dann mit großem Wissen und einer erleuchteten Botschaft über die Mahatmas in die Welt zurück. Wäre sie nicht so viel Bosheit und Neid seitens ihrer Zeitgenossen begegnet, würde sie noch zwei weitere Bände der Geheimlehre geschrieben haben, in denen Seiten aus dem Leben der Großen Lehrer der Menschheit einbczoden worden wären. Aber die Menschen zogen vor, sie zu löten, und ihre Arbeit blieb unvollendet. Die Weltgeschichte wiederholt sich, und wiederum kriechen die dunkleit Kräfte aus ihren Höhlen hervor und versuchen die strahlende Botschaft zu unterdrücken, doch Licht überwindet Dunkelheit!

Die Kalachakralehre ist die Große Offenbarung, die der Menschheit zur Zeit der Morgendämmerung ihrer bewußten Evolution in der dritten Wurzelrasse der vierten Runde der Erde gebracht wurde von den Herren des Feuers oder den Söhnen der Vernunft (unter denen auch die Herren von Shambhala waren oder sind).

Sicherlich heilt die Christliche Wissenschaft durch psychische Energie, und zweifellos gelingt es einigen Anhängern, erstaunliche Heilungen zu erzielen. Doch wie bei allem anderen müssen richtige Urteilskraft und Anwendung vorhanden sein, sonst kommen neben ungewöhnlichen Heilungen auch Fehlschläge vor. Alles ist gut an seinem eigenen Platz, aber es ist nicht immer möglich, eine chirurgische Operation zu vermeiden. Auch ansteckende Krankheiten können nicht durch Suggestion geheilt werden. Alles erfordert rechte Entsprechung und Zieltauglichkeit. So machen einige Fälle homöopathische Methoden notwendig, während andere mit allopathischen Mitteln behandelt werden müssen. Aber die Hauptvoraussetzung ist, der Heilkundige, der durch seine psychische Energie wirkt, muß gut unterrichtet und reinen Herzens sein.

Dein Fragesteller möchte wissen, „wie man den Gebrauch von Moschus durch die Yogis mit dem Gesetz der Liebe und des Nichtzufügens vor. Leid vereinbaren kann, das von den Okkultisten gepredigt wird». Auch etwas anderes bereitet ihm Sorge:

„Wenn Moschus das Produkt eines tierischen Organismus ist, muß es voller Tiermagnetismus sein, und darum tritt zusammen mit dem Nutzen, Tiermagnetismus in den Organismus des Yogi ein und verunreinigt ihn etc.». Wir können antworten, daß die sehr hohen Yogis, die unter anderen, von ihnen erschaffenen Bedingungen fern von unserem irdischen Tun und Treiben leben, ohne Tiere zu töten Gebrauch von Moschus machen können. Genau dies wird in den Büchern der Lebendigen Ethik betont. Und was die Jünger anbetrifft, die unter gewöhnlichen irdischen Bedingungen leben, müßten, um Tiermagnetismus zu vermeiden, Anhänger der Nacktkultur werden und in wärmere Länder auswandern, wenn sie sich entschlossen haben, das Gesetz exakt zu befolgen, kein Leid zuzufügen. (In dem Sinne, in dem Dein Korrespondent es meint.) Nimm zum Beispiel Wolle - sie müßte abgelehnt werden, weil sie zuviel Tiermagnetismus enthält. Oder auch Seide wäre ausgeschlossen, um die Seidenraupe zu retten. Sogar Leinengewänder müßten verboten werden, denn man dürfte den Flachs nicht dem Leiden aussetzen, das er während des Bearbeitungsprozesses durchmacht. Die einzige Möglichkeit wäre also, sich mit dürren Blättern zu bedecken, da es nicht erlaubt wäre, sie zu pflücken. Natürlich müßte man Lederschuhe und sogar Bastschuhe vergessen. Der Gebrauch von Lederschuhen würde die Tötung von Tieren geradezu unterstützen, und Rinde für Bastschuhe zu beschaffen, wäre für den Baum sehr schmerzhaft. In ähnlicher Weise würde die Nahrung auf Milch beschränkt werden müssen (vorausgesetzt, die Kuh hat genug Milch für ihr Kalb gehabt), auf Früchte, Nüsse und Samen, die natürlich nicht vom Baum oder Strauch genommen werden, sondern erst, nachdem sie verfault sind, denn sonst würden einem lebendigen Organismus Schmerzen zugefügt.

Ich erinnere mich an eine Geschichte, wie Bernard Shaw einmal den berühmten Hinduwissenschaftler Jagadis Bose besuchte und sich zu rühmen begann, daß er Vegetarier sei und sein großes Feingefühl es ihm verbiete, irgendeinem lebendigen Ding auch nur indirekt Schmerzen zuzufügen. Bose erwiderte nichts, aber demonstrierte dem Schriftsteller sofort visuell durch ein Experiment, welche Schmerzen Karotten und Kartoffeln erdulden, wenn sie geschnitten oder mit Behagen von den Kinnbacken solch „feinfühliger» Menschen zerkaut werden.

Aber möglicherweise wäre das alles nicht allzu schrecklich für einen „feinfühligen» Menschen, denn vielleicht würde er die Bedeckung mit dürren Blättern und die vorgeschriebene Nahrung akzeptieren. Viel schwerer würde es ihm jedoch fallen, sich das Atmen zu verweigern oder seine Nase und seinen Mund zu bedecken, wie einige Fanatiker der Jainsekte in Indien es tun, die sich fürchten, daß sie beim bloßen Atmen eine kleine Mücke töten könnten. Dein Fragesteller weiß doch sicher, daß der Weltraum um ihn herum voller Lebewesen ist, die er jede Sekunde verschluckt und mit jedem Schritt zerdrückt. Die fanatischen machen gelegentlich, während sie mit den Augen auf den Boden gerichtet gehen, plötzliche lustige Sprünge, um nicht auf die Larve eines Insekts zu treten.

Schließlich können wir Deinem Fragesteller raten, die Bücher der Lebendigen Ethik besser kennen zu lernen und den Geist der Lehre zu verstehen. Vegetarische Nahrung wird nicht einfach aus sentimentalen Gründen angeraten, sondern in der Hauptsache wegen ihrer größeren Dienlichkeit für die Gesundheit, und außerdem wird erwähnt, daß einige Fische sogar weniger Schmerzen fühlen als Pflanzen. Was die Furcht anbelangt. Tiermagnetismus in unseren Organismus aufzunehmen, kann man mit den Worten Buddhas antworten: Wenn hohe Errungenschaft nur dadurch erlangt werden könnte, daß man sich des Fleischgenusses enthält, würden der Elefant und die Kuh sie längst erlangt haben. Und außerdem - Askese hat keinen Wert als Mittel zur Befreiung von den Bindungen an die Erde. Es ist schwerer, einen geduldigen Menschen zu finden als einen, der sich von Luft und Wurzeln ernährt oder sich in Baumrinde und Blätter kleidet.

Und was das Karma anbetrifft, so wird Dein Fragesteller viele wertvolle Erklärungen im Buddhismus finden. Er wird erfahren, daß Karma in erster Linie durch unsere Gedanken und Motive entweder gereinigt oder belastet wird. Taten kommen erst an zweiter Stelle - genau, Gedanken rufen Karma hervor. Wenn es anders wäre, könnte der Mensch in seinen gegenwärtigenumständen niemals aus dem magischen Kreis des Karmas ausbrechen. Ein hoher Yogi braucht sich vor keinem Tiermagnetismus fürchten, nichts kann ihn verunreinigen, denn alles wird von seinem inneren Feuer verzehrt. Aber wir, die bescheidenen Erdbewohner, verunreinigen uns unermeßlich mehr durch unpassende Gedanken als durch das Schlucken eines Stückchen Fleischs oder durch den Gebrauch von tierischen Sekretionen für medizinische Zwecke.

Anscheinend hat Dein Fragesteller die Worte Christi vergessen: „Was zum Mund eingeht, verunreinigt den Menschen nicht, sondern was zum Munde ausgeht, das verunreinigt den Menschen.» (Matthäus 15, 11)

Wir sollten uns auch daran erinnern, daß gut geräuchertes Fleisch viel weniger Tiermagnetismus enthält als die Aura von zahmen Tieren, die wir in unseren Zimmern im Hause halten. Wahre Errungenschaft besteht nicht darin, daß wir uns künstlich vor schädlichen und hinderlichen Einflüssen bewahren, sondern darin, daß wir durch die Macht des Geistes erhaben über alle Hindernisse sind. Und erst wenn dies erreicht ist, hat der Mensch das Recht, sich in bessere Bedingungen zurückzuziehen, um die hohe Energie nicht in Notwehr zu verschwenden, sondern sie voll und ganz dem Dienst der Menschheit zu geben.

Laßt uns also die Bedingungen, unter denen wir leben, intelligent beobachten und ohne jede falsche Sentimentalität den Geist der alten wie auch der neuen Bündnisse erkennen. Und wenn wir das Gleichgewicht aufrechterhalten, werden wir die weisen Ratschläge in ihrem vollen rechten Gleichmaß und ihrer Zieltauglichkeit anwenden können.

Leider kann ich der Post nicht die Information anvertrauen, die der widerspricht, die Du erhalten hast. Wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn wir uns mit diesen Fragen befassen! Ungeheure Arbeit wird geleistet. Eine große Neubewertung findet statt. Intellektuelle Arbeit tritt in den Vordergrund und wird langsam besser gewürdigt als vieles andere. So werden wir denn die erleuchtete Erneuerung erleben. Darum sollten wir die Hunderttausende nicht so sehr verurteilen, die auf ihre eigene Art und Weise das große Land aufbauen.

Mein Herz ist voller Freude über jedes Verständnis für die Grundlagen der Lehre. Wahrlich, nur Hingabe, verbunden mit beständigem Streben führt uns zu der Wohnstätte.

Doch das ist wirklich die seltenste Qualität, und es ist kein Wunder, daß sie als Zeichen der kostbarsten Ansammlungen betrachtet wird.

„Wer sich der Hingabe schämt, wer die Hierarchie zurückweist aus Furcht, seine Individualität zu verlieren, ist armselig, und leer ist sein Kelch.» Und auch „Für den, der sich ein leichtes Leben wünscht, ist es besser, nicht zu leben. Derjenige sollte nicht an die Höhere Welt denken, der hartnäckig Belohnungen für seine Verdienste fordert. Wer auf Reichtum in der materiellen Welt zählt, ist ein armer Schlucker in der Höheren Welt.» Alle diese einfachen Wahrheiten sind von kleinmütigen Herzen und zusammengeschrumpften Gehirnen nicht annehmbar. Aber das erweiterte Bewußtsein und das feurige Herz freuen sich über jedes Hindernis als Mittel zur Stählung der Klinge des Geistes. Es ist kein leichtes Leben, aber ein Leben, das mit Schwierigkeiten angespannt und durchdrungen ist, bringt Errungenschaft. Darum ist es ganz wichtig, Hindernisse lieben zu lernen und im Dienst für das Allgemeinwohl eine besondere, eine weise Freude zu finden.

Ich glaube, Du wirst den Pfad, den Du erwählt hast, entschlossen verfolgen. Darum freue ich mich über Deine Jugend und Deine Qualitäten. Du wirst Deinem Vaterland viel Gutes bringen können. Du solltest nie vergessen, daß alles auf unerforschliche Weise geschieht. Prüfe die Ereignisse aufmerksam, die Wolken ballen sich zusammen, aber irgendwo glüht die Morgendämmerung.


15. April 1936

Deine Betrachtungen über Karma sind ganz richtig. Wenn die Menschen weniger über Karma nachdachten und mehr über die Reinheit und Vervollkommnung ihrer Gefühle und Gedanken, wären sie viel erfolgreicher. Die bloße Furcht, neues Karma hervorzurufen, ist an sich schon schädlich, denn sie lahmt unsere Energie, deren Ansammlung die Überwindung eben dieses Karmas garantiert. Viele ganz ungeheuerliche Verdrehungen können im Zusammenhang mit dem Verstehen von Karma beobachtet werden. Im Osten begegnet man einigen Fanatikern, die sich aus Furcht, ihr eigenes Karma durch Eingreifen in das Schicksal ihres Mitmenschen zu komplizieren, weigern ihm zu helfen und manchmal sogar ruhig dabeistehen, wenn jemand ertrinkt oder im Feuer umkommt, ohne zu erkennen, daß gerade die Weigerung zu helfen, ihr Karma schwer belastet. Wer kann sagen, wann und wo wir eine alte Schuld zurückzahlen? Nur ein Arhat weiß, wann und wo er sich nicht einmischen sollte. Was uns selbst betrifft,, so sollten wir jedesmal eine hilfreiche Hand ausstrecken, wenn unser Herz uns dazu treibt Aber natürlich muß bei allem ein rechter Maßstab angewandt werden. Darum sollten wir uns nicht davor fürchten, neues Karma hervorzurufen, sondern uns seine Qualität angelegen sein lassen. Unbedeutendes Karma wird unbedeutende Möglichkeiten bieten, wogegen allein das Karma der großen Verantwortung, obgleich es sehr druckend ist, große Errungenschaft in der Zukunft bringt. Darum dürfen die Menschen Handlungen und Verantwortungen nicht ausweichen, sondern sollten vielmehr überlegen, wie sie ihre Motive und Qualitäten vervollkommnen könnten.

Ein Zyklus ist bereits beendet. Wir sollten in die Zukunft streben. Eine neue Seite der Weltgeschichte wird jetzt geschrieben. Bitte erkenne mit Deinem Herzen, daß das Bewußtsein der Nation zu gemeinsamer Arbeit erwacht, zur Teilnahme an Aufbautätigkeit, zu neuer Vaterlandsliebe und zu gereiftem Wissensdurst. Es gibt viele schöne Zeichen. Beobachte diese Wegweiser. Ein „Palast von beispielloser Schönheit» ist versprochen, und die Zeichen des Wohlstands bleiben unveränderlich über dem Land. So wird das Vorherbestimmte inmitten von Chaos und Zerstörung geschützt, und vieles schlägt schon die rechte Richtung ein. Die Ereignisse jagen sich. Sei mutig und lenke Dein Herz in Liebe und Vertrauen zum Großen Lehrer. Die Kräfte des Lichts werden alles zum Guten wenden. Unerforschlich sind die Wege.

Du hast auf schöne Art und Weise darauf hingewiesen, daß die Verbesserung der Bedingungen für das Volk nicht nur die Folge von Veränderungen der Regierungsnonnen, sondern auch die Veränderungen (und ich würde es Vervollkommnung nennen) im menschlichen Denken ist. Viele alte Begriffe sind für das neue nationale Bewußtsein nicht passend und ungeeignet, in das Wörterbuch der Zukunft aufgenommen zu werden. Die Neue Welt verlangt neue Begriffe, neue Formen und neue Definitionen. Alle Ereignisse weisen deutlich in Richtung der Evolution hin. Die Epoche gemeinsamer Arbeit, des genossenschaftlichen Zusammenschlusses und der kollektiven Solidarität aller Arbeiter ohne irgendwelche Klassenunterschiede wird jetzt erschaffen. Und das notwendigste Problem, vor dem die Menschheit jetzt steht, ist genau die synthetische Verbindung des Geistigen mit dem Materiellen, des Individuellen mit dem Universalen und der privaten mit der öffentlichen Wohlfahrt. Erst wenn die Einseitigkeit der engen, materiellen, irdischen Experimente erkannt wird, wird der nächste Schritt kommen - das Streben, die materielle Welt mit der Subtilen Welt zu vereinigen. Die neuen Errungenschaften in der Wissenschaft, die neuen Untersuchungen und die Entdeckungen der Gesetze der psychischen Energie werden keinen Verzicht auf das „Himmelreich» von der Menschheit fordern, sondern eine neue Offenbarung und neues Verständnis dafür.

Die Entdeckung der Gesetze der psychischen Energie wird tatsächlich dazu beitragen, dem Leben eine neue Richtung zu geben, denn die Einheit der Welt wird offenbar werden. Die zukünftige Welt, die Höhere Welt, wird in der Ausstattung der Strahlenlabors auftauchen. Ganz recht, in den Laboratorien werden die Vorteile der höheren Energie bewiesen werden, und dadurch wird nicht nur die Bestätigung der Überlegenheit der Ausstrahlungen von Menschen im Vergleich mit allen anderen bisher bekannten kommen, sondern parallel dazu wird auch der Unterschied in der Qualität solcher Ausstrahlungen klar aufgezeigt werden. Auf diese Weise wird die Bedeutung der Geistigkeit voll und ganz demonstriert. Die Technik wird dem Geist untergeordnet, was die Wahrnehmung höherer Gesetze und dadurch die Erreichung höherer Ziele zur Folge haben und zur Umwandlung der ganzen stofflichen Natur führen wird. Die umgewandelte Natur und der umgewandelte Geist der Menschen werden ihrerseits die Erschaffung neuer, besserer Formen der Lebensstruktur veranlassen. Und erst dann wird das jüngst aurkommende Streben nach dem hierarchischen Prinzip richtig verstanden werden, ein Streben, das seinen Ausdruck momentan in einer blinden Leidenschaft für „Führung» findet. „Führung» - der Gewählte und Diener der Massen ist gewöhnlich der Synthese beraubt, weil die Massen in Wirklichkeit keine Synthese zulassen. Darum ist die Marotte für Führung eine Karikatur wahrer Führung. Der Führer, oder der Führende, muß der Träger geistiger Synthese sein.

Schön sind die Worte, die Du schreibst: „Nicht nur Unterordnung, sondern auch Macht und Führung sollten als Dienst angesehen werden, und nur als solche können sie gerechtfertigt werden.» Wahrhaftig, alle Macht sollte in erster Linie Dienst sein. Macht ist Opfer. Und wenn die Führer der Zukunft mit dem Geist wahren Dienstes erfüllt sein werden, wird eine neue Stufe der evolutionären Struktur des Lebens nahen. Dann werden die Führer in voller Übereinstimmung mit dem Kosmischen Magneten herrschen, der Zusammenhalt und Verbindung mit der Höheren Welt in der Ordnung des Seins ist.

Du kannst also sehr wohl betonen, daß der Charakter der künftigen Lebensordnung auf der Verwirklichung des Großen Dienstes für das Allgemeinwohl durch die Menschen begründet sein wird. Nicht ich, sondern Wir - da liegt der Schlüssel zu zukünftiger Errungenschaft!

Und nun einige Bemerkungen. Gewöhnlich gibt es zwei Arten von Auserwählten - aus zwei Welten. Die Auserwählten der Höheren Welt werden bestätigen, während die Nachkommen der Masse ableugnen werden, denn was die Masse hervorbringt, ist nicht wirksam. Versuche, alle Hoffnungen und Bestrebungen der Masse zusammenzutun, und es wird auf einen Haufen bunter Lumpen hinauslaufen. Die Masse ist noch nicht fähig, ihre Wünsche zusammenzufassen. In diesem Zusammenhang lies die Paragraphen 445-447 im Band II der Feurigen Welt noch einmal.

Das herrschende Prinzip des Universums ist Harmonie und Liebe - Gott ist Liebe. Wenn wir daher das sehr alte Sprichwort „Wie oben, so unten» in konkreter Form ausdrücken möchten, sollten wir uns gerade in diesem Prinzip der Liebe vereinigen, uns ihm unterordnen und es als unser einziges, grenzenloses Richtmaß betrachten. Aber wenn wir trotzdem den Versuch machen, menschliche Begriffe auf den Aufbau des Universums anzuwenden, wird es der „Eidokratie» näherkommen (im platonischen Sinne als «Beispiel» oder Ideal und moralischer Prototyp) oder der idealen Demokratie als einer unbegrenzten Monarchie. Gewiß, da kein Organismus, kein Bauwerk ohne das hierarchische Prinzip existieren kann, muß auch die himmlische Eidokratie ihre eigene Hierarchie haben, aber diese Hierarchie verschwindet in der Unbegrenztheit.

Die esoterische Wissenschaft erklärt, daß die Welt von der Kosmischen Vernunft regiert wird, die ein Aggregat der Denker der Höchsten Hierarchien ist. Der Ausdruck persönlich ist absolut unpassend für dieses Prinzip, und ebenfalls der Begriff der Macht.

In der Himmlischen Hierarchie wird niemand ernannt, alles wird erreicht. Im Kosmos herrscht wahrlich eine unveränderliche Unterordnung des Niedrigen unter das Höhere, darin liegt die Grundlage der Evolution. Lies das Buch Unbegrenzlheit noch einmal aufmerksam durch.

Es besteht keine Notwendigkeit, die Ausstrahlungen von Menschen zu sehen. Das sollte durch naturwissenschaftliche Photographie geschehen. Es ist tatsächlich sehr schwer, auf der irdischen Ebene die menschliche Aura nach Belieben zu sehen, denn alles macht besondere Bedingungen erforderlich. Es ist unmöglich, alle Umstände der Subtilen Welt auf die irdische Sphäre zu übertragen. Es wäre unerträglich, plötzlich die Aura von allem zu sehen, was uns umgibt!

„Einige Menschen träumen davon, daß die Herrscher der Zukunft die Gedanken der Menschen, mit denen sie in Berührung kommen, lesen und durch Hellhören nicht nur die Meinungen von Menschen hören können, die in ihrer Nähe sind, sondern sogar von denen in weiter Feme. ... Eine vollkommene Kenntnis der universalen Gesetze muß die notwendige Qualität zukünftiger Führer sein ...»

Es ist möglich, daß wir solche Herrscher haben werden, wenn unser Planet in die siebente Runde der siebenten Rasse eintritt, aber in der nahen Zukunft werden wir mit viel bescheideneren Forderungen zufrieden sein müssen. Sogar Buddha beanspruchte (nach dem Pali Sutra) niemals jene Allwissenheit, die ihm von seinen Jüngern und Anhängern zugeschrieben wurde: «Jene, die dir sagten ... daß der Lehrer Gautama alles weiß, alles sieht und Seine Beherrschung grenzenloser Fähigkeiten der Voraussicht und unbegrenzten Wissens geltend macht und sagt: «In Bewegung oder Unbeweglichkeit, im Wachen oder im Schlaf, stets und in allem lebt Allwissenheit in Mir», diese Menschen sagen nicht, was Ich gesagt habe, sie beschuldigen Mich trotz aller Wahrheit.»

Sogar ein vollkommener Arhat kann, wenn er in einer irdischen Umgebung ist, von allen seinen Errungenschaften nur Gebrauch machen, solange er sich in einem bestimmten Zustand befindet. Dies erklärt, warum die Großen Lehrer Zurückgezogenheit brauchen.

Darum sollten wir bescheiden in unseren Erwartungen von den Führern, Herrschern und Richtern der Zukunft sein. Es wird ausgezeichnet sein, wenn sie gut entwickeltes direktes Wissen besitzen, das ihnen helfen wird, die wahre Essenz jeder Arbeit und eines jeden Ereignisses richtig abzuschätzen, und wenn sie stets von der Stimme des Herzens, ausgeglichen durch den Intellekt, geführt werden. Wir bestätigen, daß die Krone der Stärke des zukünftigen Führers in seiner Verbindung mit der Hierarchie durch psychische Energie sein wird. Psychische Energie ist also der Schlüssel zu allen Errungenschaften und zur Lösung aller Probleme, denn die psychische Sphäre betrifft alle Ebenen des Seins.

Etwas konkreter Rat könnte jedoch gegeben werden, indem man daraufhinweist, daß Gerechtigkeit einen hohen Grad von Edelmut in der Regierung bekundet. Richter sollten Prüfungen in bezug auf die Wahrnehmung des menschlichen Herzens unterzogen werden. Man könnte auch auf die Notwendigkeit der Gesetzesanpassung und einer Beschleunigung der Prozesse bei den Gerichtshöfen hinweisen. Nichts ist schrecklicher als tote Gesetze, denn im Kosmos ist jedes Gesetz in erster Linie zieltauglich. Es gibt ebenso viele Gesetze wie Bewußtseinsgrade.

Aufmerksamkeit sollte kurz auf die Möglichkeiten gelenkt werden, die sich der Menschheit auftun, wenn die Gesetze der psychischen Energie entdeckt werden, und auch in welchem Ausmaß die Entdeckung der Voraussetzung zur Hilfe durch psychische Energie das ganze Leben erneuern, die Gestaltung des Lebens erleichtem und Lösungen für die kompliziertesten Probleme liefern wird.


16. April 1936

Ich habe Deine Fragen durchgesehen und mir scheint, daß meine Antworten Dich diesmal noch weniger befriedigen werden, aber ich bitte Dich nochmals in Betracht zu ziehen, daß vieles dem Papier nicht anvertraut werden kann. Die Heilige Lehre hört in dem Augenblick auf heilig zu sein, wo sie in gemeinverständlichem Stil und in volkstümlicher Sprache niedergeschrieben wird.

Und nun zu Deinen Fragen:

1. Nicht nur sind die Schlüssel zu vielen Mysterien des Tierkreises verloren gegangen, sondern strenggenommen auch die zu fast allen Mysterien des Daseins. Es heißt in der Geheimlehre, daß der Schlüssel in diesem Werk nur einmal umgedreht wurde, zum vollständigen Wissen jedoch siebenmal umgedreht werden muß. Doch nach den Fragen zu urteilen, die einige Leute stellen, nachdem sie die Geheimlehre gelesen haben, können wir sagen, daß es ihnen noch nicht einmal gelungen ist, den Schlüssel einmal umzudrehen. Das Wissen aller sieben Schlüssel ist das Wissen des Arhats. Aber schon die zweite Umdrehung des Schlüssels betrifft esoterisches Wissen und muß vom Jünger selbst entdeckt werden, und wenn die Intuition eines Jüngers ihm hilft, die Wahrheit zu finden, muß der Lehrer sie bestätigen. Das ist die Regel.

2. Stimme ich dem Aufsatz zu „Wie sollte Solarenergie gebraucht werden?» Der Artikel selbst ist interessant und enthält viele richtige Informationen. Es ist durchaus wahr, daß der moderne Mensch sogar das richtige Atmen vergessen hat, darum werden einige Übungen in rhythmischem Atmen nichts als Nutzen bringen, vorausgesetzt, daß die Luft rein ist. Die Gefahr öffentlicher Unterweisung in solchen Übungen besteht jedoch darin, daß unwissende Menschen anfangen mögen, sie zu übertreiben, dies kann einen Blutzufluß zu einem speziellen Zentrum führen, das sich oft in einem erkrankten Organ befindet und dadurch eine wesentliche Verschlechterung seines Zustandes herbeiführen kann. Bei allen mechanischen Übungen muß eine sorgfältige Regulierung des Blutdrucks stattfinden, denn viele Schwierigkeiten entwickeln sich auf Grund einer unausgeglichenen Spannung. Um die Wahrheit zu sagen, ziehen sich die Yogis, um die Gefahr für den Blutdruck zu vermeiden, die dem Öffnen der Zentren unausweichlich folgt, aus überfüllten Ortschaften zurück und nehmen Zuflucht in den Bergen, wo sie sich auf großen Höhen aufhalten. Der Vorgang des Öffnens der Zentren ist also von großen Gefahren begleitet und kann nicht ohne langwierige Vorbereitung des Organismus stattfinden. Manchmal ist es sogar nötig, ein Übermaß an Blut abzuziehen, aber dies ist natürlich nur dann möglich, wenn der Jünger unter der speziellen Beobachtung eines Großen Lehrers ist, der den Verlauf der inneren Prozesse des Jüngers kennt.

Da ich alle diese Gefahren kenne, bin ich gegen eine weitgestreute, verlockende Reklame, die verspricht, wie man durch mechanische Übungen zum Übermenschen werden kann! Unwissende Menschen werden tatsächlich von diesen Methoden angezogen und erwecken damit häufig das in ihnen schlummernde Potential oder den niederen Psychismus. (Geistigkeit wird niemals durch irgendwelche mechanische Methoden erlangt.) Auf diese Weise werden sie Opfer aller möglichen besitzergreifenden Wesen unterschiedlichster Art. Augenblicklich ist sowohl die östliche als auch die westliche Welt mit billigen Büchern überschwemmt, die verkünden, wie man seine verborgenen Kräfte entwickeln kann. Aber keine einzige dieser äußerst schädlichen Veröffentlichungen weist gleichzeitig auf die Gefahren hin, die mit den weitverbreiteten Methoden verbunden sind. Darum ist es schade, daß der Verfasser des ausgezeichneten Artikels, den Du geschickt hast, die Nowendigkeit zur Vorsicht nicht erwähnt.

3. Wenn Synarchie als gemeinsame Herrschaft der besten Denker verslanden wird, die geistige Synthese besitzen, wer kann dagegen sein? Die Universale Synarchische Vereinigung wird in den höheren Welten verwirklicht.

4. Was ist Tactica Adversa? Bevor die Großen Geister einen gewissen Plan ausführen, sehen sie die schlimmsten Umstände und Bedingungen, mit denen sie möglicherweise zu kämpfen haben, voraus und ziehen sie in Betracht. Wenn also der aktive böse Wille wie auch der unschlüssige freie Wille der Leuchtkäfer oder der „Lauwarmen» berücksichtigt worden ist, ist ein Mißlingen nicht möglich. Der Plan wird dann ohne Rücksicht auf irgendwelche Umstände ausgeführt. Die Bösen und die Dunklen errichten tatsächlich einen Tempel, während sie glauben, sie bauen ein Gefängnis. Wirklich, die Djinn bauen Tempel. Darum können wir sagen - gesegnet seien die Feinde.

5. Natürlich wirst Du verstehen, daß besondere Gründe vorliegen müssen, wenn in einigen Paragraphen der Lehre nur die Anfangsbuchstaben gewisser Namen benutzt werden. Aber um Dich nicht ganz zu enttäuschen, kann ich Dir sagen, daß S.G. die Anfangsbuchstaben des Grafen St. Germain und L. von Louis XVI. sind. Die anderen kann ich nicht enthüllen.

6. Die Internationale Regierung ist die Unsichtbare Regierung, die Hierarchie des Lichtes - die Jakobsleiter.

7. Die Flügel von Alaya? Alaya - die Universalseele - ist in ihrem mystischen Sinne identisch mit Akasha und in ihrer Essenz mit Mulaprakriti, denn sie ist die Wurzel aller Dinge. Jede individuelle Seele entspricht der Universalseele.

Es scheint, daß ich Deine Fragen so weit beantwortet habe, wie man sie der Post anvertrauen kann. Wenn es Dir nicht zu schwer fallen wird, möchte ich mir gern eine Vorstellung von Deiner Arbeit machen können, denn dies wird mir den Schlüssel zu einem besseren Verständnis Deines Bewußtseins geben und ich kann dann in Zukunft meine Antworten besser mit Deinen Fragen in Einklang bringen.

Das Bewußtsein wächst und die Suche des Geistes und Herzens erweitem sich. Trotz der Angriffslust der alten, verbrauchten Bewußtseine bahnt sich ein neues Fassungsvermögen seinen Weg. Alle Dämme können diesen Strom nur vorübergehend zurückhalten, und er wird um so mächtiger sein, wenn er durchbricht. Alles im Kosmos lebt und ändert sich. Die Grundlage und die Essenz des Bewußtseins sind ewige Bewegung. Eine neue Welt folgt diesem Bewegungsprinzip und strebt in Übereinstimmung mit dem Kosmischen Magneten, der den Weg durch die Gebote des Seins andeutet.

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