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8. September 1934

Wir zwingen nie, und wir drängen die Bücher der Lehre niemandem auf. Alle unsere Institute sind in erster Linie kulturell und pädagogisch, sie halten Vorträge aller Art, Konzerte und, wenn möglich, Kurse über Kunst, Religion und Wissenschaft. Genau, ein erleuchtetes Bewußtsein kann die Begriffe der Lehre der Lebendigen Ethik besser assimilieren. Es ist einem primitiven, unkultivierten und undisziplinierten Verstand unmöglich, die kosmische, allumfassende Natur der Lehre zu fassen, die aus allerfernster Zeit, aus der Quelle des Wissens und des Lichtes selbst kommt. Die Lehre der Lebendigen Ethik umfaßt alle Lebensgebiete, berührt alle Arten von Verbesserungen. Darum sollte jeder, abgesehen von der beständigen moralischen Selbstvervollkommnung, wenigstens eine Kunst oder ein Kunstgewerbe ausüben. Die Idee eines Auftrags für Frauen war mein Traum seit frühester Jugend. Ich nannte sie „Die Gemeinschaft der Heroischen Schwestern» und stellte mir vor, wie sie Licht und Freude in die schweren Lebensbedingungen unseres Landes bringen würden. Die verschiedensten Tätigkeitsgebiete im Leben könnten von dieser Gemeinschaft umfaßt werden. Das heißt, einige Schwestern könnten sich der Heilkunde widmen, andere der Landwirtschaft, und noch andere könnten Lehrerinnen und Vortragende sein und Vorträge über verschiedene Zweige des Wissens halten und auch Sozialprobleme auf volkstümliche Art und Weise behandeln. Natürlich würde das Studium und das Lehren der schönen Künste in einer solchen Gemeinschaft äußerst wichtig sein, verbunden mit der Erforschung der Bedeutung von Farbe, Ton und Geruch und ihrem Einfluß auf die allgemeinen Lebensbedingungen des Menschen. Es würde Aufgabe der Lebendigen Ethik sein, die ganze Wohlfahrtsbewegung der Heroischen Schwestern zu verschönern. Dies waren meine Träume, die sich natürlich mit dem Wachsen meines Bewußtseins erweiterten. Jetzt ist es an der Zeit, an die nächste Zukunft zu denken und danach zu streben, reine Seelen anzuziehen, die bereit wären, diese Aufgabe selbstlos zu unternehmen. Ein ganzes Heer solcher Schwestern und Arbeiter wird nötig sein, um den geistigen Hunger des Volkes zu befriedigen. Jetzt ist es an der Zeit, die Reihen mit fähigen Lehrerinnen zu füllen. Wenn daher in Deiner Gruppe so etwas wie dieses Programm verwirklicht werden könnte, würde es in vieler Hinsicht nützlich sein. In den Büchern der Lehre wird sehr schön ausgedrückt, was sich auf solche Schwestern bezieht: „Sie sollten die Zuneigung der Bevölkerung gewinnen. Die Menschen sollten sagen: Jemand Liebenswertes kam in unser Dorf.»

In der Gruppe, die die Lebendige Ethik studiert, sollte in erster Linie die Idee der guten Werke und des selbstverleugnenden Dienstes für unsere Nachbarn und das Allgemeinwohl eingeprägt werden. Aller Pseudookkultismus, alle Übungen für die Entwicklung des Psychismus sind streng verboten. Der Schüler muß versuchen, sich geistig zu entwickeln und das direkte Wissen zu erwerben, was nur durch das Reinigen des Herzens und der Gedanken von allen Vorurteilen und vorgefaßten Meinungen möglich ist. Genau, wenn das Bewußtsein erweitert und das Herz entflammt von dem Verlangen ist, die großen Aufgaben anzunehmen. Allerdings ist ein solches Programm nur für eine Minderheit möglich, da wenige wahre Schönheit und ihren Gefährten - Einfachheit - verstehen und zu würdigen wissen. Die Mehrzahl zieht es vor, das Bewußtsein mit komplizierten Formeln zu belasten, die sie kaum versteht, und vor allem, sich mit psychischen Phänomenen zu ergötzen. Sie erkennen nicht, daß aller Psychismus ohne die Höhere Führung ein Hindernis auf dem Pfad wahrer geistiger Entwicklung ist. Ich habe bereits über die Gefahr des Psychismus gesprochen, und ich werde noch einmal darauf zurückkommen im Zusammenhang mit Deinem seltsamen Erlebnis, von dem Du wünschst, daß ich es Dir erkläre. Aber jetzt will ich mit der Aufgabe der Frauen fortfahren.

In Anbetracht der Schwierigkeiten, die Du beschreibst, würde ich für diese Aufgabe der Frauen eine besondere Gruppe auswählen. In diese Gruppe würde ich nur diejenigen aufnehmen, die wirklich gefestigt in ihrem Denken sind und die verstehen, daß Hingabe die seltenste Eigenschaft ist. Diese Gruppe könnte das Studium der Lebendigen Ethik fortsetzen. Was die übrigen anbetrifft, so könnte man vorschlagen, daß sie weiter Auskunft und Bildung ansammeln, was durch Vorträge und Studium erreicht werden könnte, die in Übereinstimmung mit einem Sonderprogramm in der Frauenmissionszentrale organisiert werden. Ich glaube nicht, daß man irgend etwas Produktives oder auch nur Nützliches von einer religiösen Gruppe kirchlich gesinnter Menschen erwarten könnte. Genau, enger Dogmatismus hat alle Bündnisse Christi entstellt und ist weit von der Evolution der Zukunft entfernt! Ich glaubte, daß Dein Priester eine der erleuchteten (und leider seltenen) Seelen wäre, die erkannt haben, daß es unmöglich ist, mit totem Dogma beladen in den Evolutionsstrom einzutreten. Wir persönlich sind vielen erleuchteten Priestern begegnet. Aber früher oder später wirst Du sicher in Konflikt mit den engen Kirchengeistlichen geraten. Hierüber besteht kein Zweifel.

Darum würde ich, da so viel unzuverlässiges und geteiltes Denken herrscht, keine speziell religiöse Gruppe gründen. Die Gruppe, die die Lebendige Ethik studiert, würde ich jedoch von den übrigen trennen und nur mit größter Urteilskraft neue Mitglieder aufnehmen. Laß Dich nicht durch Quantität verleiten, sondern denke stets an Qualität. Immer bedenke das Bewußtsein der Menschen. Selbst jene, die in den Pfad der Jüngerschaft eingetreten sind und sich für fortgeschritten halten, sind über den ersten neuen Aspekt der Wahrheit, der ihnen offenbart wird, überrascht, und sie fangen zuweilen sogar an, Dinge, die heilig sind, zu verspotten. Aus diesem Grunde ist die Annahme eines Jüngers so selten, und wie es heißt, hat eine Hand zu viele Finger, um sie zu zählen! Jene, die den Vorbereitungspfad für Jüngerschaft betreten haben, müssen viele Prüfungen durchmachen, ehe sie hoffen können, als annehmbar für wirkliche Jüngerschaft in Betracht gezogen zu werden.

Toter Dogmatismus tötete die leuchtende Lehre Christi, aus diesem Grunde zerfiel die Kirche so leicht in unserem Lande. Und auch in anderen Ländern wird sie geprüft. Der Unterschied besteht nur in der Tatsache, daß die Vertreter anderer Kirchen eine viel höhere Bildung besitzen und erkennen, daß sie die Evolutionsgesetze und die Forderungen unserer Zeit berücksichtigen müssen. Darum geben einige Mitglieder der westlichen Geistlichkeit die mentale Haltung des Mittelalters auf und fangen sogar an, das Gesetz der Wiedergeburt anzunehmen. Kürzlich fand eine Versammlung von Bischöfen statt, bei der entschieden wurde, das Studium der Werke von Origenes zu beginnen - jenes Lichtes des wahren Christentums und Märtyrers der Unwissenheit seiner Zeitgenossen. Ja, eine große Sünde begeht die Kirche, weil sie das Denken der ihr anvertrauten Menschen auf der Stufe der Unwissenheit und der Dunkelheit des Mittelalters zurückhält. Aber für einen vorurteilsfreien Verstand, der nicht durch den ewigen Kirchenbann in Furcht versetzt werden kann (wie kann das mit der „All Vergebung» ihres Gottes in Einklang gebracht werden?), genügt es, die Geschichte der Kirchenkonzile und des Papsttums zu lesen, um allen Respekt für die meisten Vertreter der Kirche gänzlich und auf immer zu verlieren. Wir sollten uns an die Zeiten der Inquisition erinnern! Wir sollten an all die großen Denker denken, die unter ihr litten. Wir sollten auch die Schrecken der Bartholomäusnacht nicht vergessen! Laßt uns die Biographien der Heiligen lesen, die von den Priestern geschrieben wurden und die Verbrechen der Kirche beschreiben! Die wahren Urkunden, nämlich die Briefe der Heiligen an die Kirchenfürsten, sind noch zugänglich. Und in diesen Briefen werden scharfe Anschuldigungen über blutige Verbrechen gemacht. Aber Du magst Einspruch erheben und sagen, daß die westliche Kirche dieser Verbrechen schuldig war, aber nicht unsere Orthodoxe Kirche! Darum werde ich Dich an die Zeiten des Patriarchen Nikon erinnern, der das dreifingrige Kreuz anstelle des zweifingrigen einführte. Dieses Kreuz wurde übrigens von dem wahren Nachfolger Christi, dem großen Erbauer und Gründer des Heiligen Rußlands, dem verehrten Sergius von Radogena, gebraucht. Unter Nikon wurden jene, die das Kreuzeszeichen mit zwei Fingern schlugen, verfolgt, gefoltert und am Brandpfahl verbrannt. Ist es möglich, daß der verehrte St. Sergius auch ein Ketzer war?

Wir sollten die Geschichte der Kirchenkonzile sorgfältig lesen, und wir werden viele interessante Dinge sehen, die charakteristisch für die Bewußtseinsstufe jener Geistlichen sind, die die Dogmen diktierten, die sogar heute noch vollständig in Kraft bleiben. Dabei würden wir finden, daß das Gesetz der Wiederverkörperung vom Konzil zu Konstantinopel im sechsten Jahrhundert nach Christus verworfen wurde, trotz der Tatsache, daß das Evangelium selbst Worte Christi enthält, die sich klar und deutlich auf das Gesetz der Wiedergeburt beziehen. Wenn die Menschen sich die Mühe machen würden, die grundlegende Lehre Christi ernstlich zu studieren, und womöglich in der ursprünglichen Sprache der Evangelien, statt sich mit Schulbüchern zufriedenzugeben, würden sie eine neue Bedeutung in den Worten entdecken, und das wahre, große Ebenbild Christi würde ihrem geistigen Blick offenbart werden. Vor langer Zeit wurde von allen Großen Lehrern gesagt, daß Unwissenheit das schlimmste Verbrechen ist. Und dies stimmt tatsächlich. Was, wenn nicht die Dunkelheit der Unwissenheit, brachte die Inquisition hervor? Die Inquisition ist der schrecklichste, untilgbare Fleck auf den goldenen Meßgewändern der christlichen Kirche. Die Inquisition war eine entsetzliche Karikatur der Göttlichen Gerechtigkeit. Sie wurde vom Fürsten der Dunkelheit angestiftet, zwecks der völligen Verderbnis und Zerstörung des Glaubens der Menschen an die Reinheit, Gnade und Gerechtigkeit der Kirche.

Wir sollten an all jene Großen denken, die unter der Inquisition gelitten haben oder die ihr erleuchtetes Wissen unter der Maske der Torheit oder unter den kompliziertesten Symbolen verbergen mußten, zu denen der Schlüssel - unglücklicherweise für die Menschheit - fast verloren ist. Wir sollten uns auch an die zahlreichen großen Bücher erinnern, voller Licht und Güte, deren Verlust nicht wiedergutzumachen ist und der von den besten Denkern aller späteren Zeiten als das größte Unglück angesehen wurde. Es ist üblich, sich über den Brand der Bibliothek von Alexandria zu entrüsten, aber viele Heuchler werden es vorziehen, über die lange Reihe von Feuern zu schweigen, die von der Inquisition angezündet wurden, die jahrhundertelang beständig die Perlen des menschlichen Genius am Brandpfahl verbrannte.

Lang ist die Liste der Verbrechen gegen die Wohlfahrt der Menschheit. Lang ist die Liste der Märtyrer für Wissen und Licht, und diese Liste wird zur Schande der Menschheit in unserem „erleuchteten» Zeitalter weiterhin verlängert.

In der Lehre wird erwähnt, daß die Priester in jeder Alchimistenretorte die Hörner des Teufels sahen! Und auch heute sehen sie die Zeichen des Antichristen in den Büchern der Lehre des Lichtes. Wahrlich, jeder sieht sein eigenes Spiegelbild.

Darum sollten wir unser Bewußtsein durch zunehmende Erleuchtung entfalten und reinigen. Das Unglück war natürlich, daß alle Lichtträger in unserem Land in Bann getan wurden. So wurde unsere große Landsmännin H.P. Blavatsky gezwungen, das Licht der Lehre nach Amerika und Europa zu bringen, da das Bewußtsein der russischen Gesellschaft nicht bereit dafür war.

Die Internationale Regierung, die in den Büchern erwähnt wird, ist die Große Hierarchie des Lichtes; und für uns Christen, die wir unsere religiöse Terminologie von den Juden nehmen, ist es natürlich die Jakobsleiter, die im zweiten Buch der Blätter aus Moryas Garten (Erleuchtung) ausdrücklich erwähnt wird. Und für den Osten ist es das Große Shambhala oder Shabistan oder Mount Meru.

Es gibt auch noch andere Namen, denn sie variieren dem Volk und dem Land gemäß. Was die Freimaurerei anbetrifft, so war sie anfänglich eine große und herrliche Bewegung, die oft von Großen Seelen geführt wurde, und in solchen Fällen wurde sie von den Vertretern der Kirche besonders verfolgt.

Aber ebenso wie die Kirche sich von der Lehre Christi abgewandt hat, hat sich auch die Freimaurerei von der früheren Größe ihrer Bündnisse abgewandt. Bei beiden verbleiben nur die Form, die toten Dogmen und die Riten. Darum sollte eine Erweckung des Geistes der frühen Kirche, voll von der reinen Essenz der Lehre Christi, den heutigen Verfall ersetzen. Genau, eine Reinigung, die die Bündnisse Christi wiederherstellt, sollte stattfinden.

Man sollte die Kirchenväter fragen, warum sie, als Vertreter der lichtvollen Lehre, gegenseitige Unehre und Zwietracht erlauben. Jede Kirche schließt die andere aus. Und wer, wenn nicht sie, sollte heute Einigkeit bringen? Sie hätten die große Erleuchtung, ich sollte sagen, eine planetarische Erleuchtung, ausüben sollen. Wenn sie dies täten, würde große Duldsamkeit folgen, die all die vielgestaltigen Aspekte und Offenbarungen der Allmächtigen, Alldurchdringenden, Allgegenwärtigen, Allumfassenden Gottheit in sich aufnehmen wird, die keine einzige Welt, keinen einzigen Sohn, keine einzige Offenbarung von Sich ausschließt.

Die Lehre der Lebendigen Ethik zerstört also nichts, sie verwirft nichts, sondern ruft auf zur Reinigung des Herzens und der Gedanken. Doch Unwissenheit sträubt sich, da sie zur Dunkelheit gehört, immer wütend gegen das Licht. Der erste Impuls des Wilden ist, alles zu vernichten oder zu töten, was ihm nicht klar ist. Unduldsamkeit ist das Zeichen der Unwissenheit. Duldsamkeit ist die Krone des Großen Wissens. Nach diesen Zeichen solltest Du den Wert Deines Gesprächspartners entscheiden.

Und nun werde ich mich der Reihenfolge nach mit Deinen Fragen befassen.

Du fragst, wie Du die Worte verstehen solltest: „Tritt zur Seite, Du Flammender, o Du Flammender, warum wendest Du Dein Antlitz ab?» (Der Ruf, 9 und U.) Diese Worte könnten genau auf die Fälle angewandt werden, die Du erwähnt hast. Fürchten sich diese Menschen nicht vor dem Lichtträger? Sagen sie nicht: „Tritt zur Seite, Du Flammender! Verbirg die Himmelspforten nicht!» Und wieder die Antwort des Feurigen Boten: „Mein Anblick macht Dir Schmerzen, Deine Flügel sind noch nicht ausgebreitet!» Wahrlich, schlau erdacht sind die Fallen des Aberglaubens und des Vorurteils - diese Schößlinge der Unwissenheit, die die Flügel des Geistes verwickeln. Grauen erfaßt die Seele, die den Pfad des Lichtes nicht kennt und im Zwielicht, das sie umgibt, nicht sehen kann. Genau: „Wissen kommt nicht leicht, wenn der Geist bekümmert ist.» Es gibt viele solche kranken Seelen. Und niemand kann ihnen helfen, denn das Reinigen muß vom Grunde des Herzens und des Geistes kommen. Aber laß sie zum letzten Mal in den Büchern der Lehre über Verrat und Frevel lesen, und dann sollten sie ihren eigenen Pfad wählen.

Und nun hinsichtlich des Zustandes, den Du erwähnst. Natürlich deutet die Vision der Lichtbildungen den Beginn der Tätigkeit gewisser Zentren an. Der Rat ist, sehr vorsichtig zu sein. Ein kurzes Pranayama, ohne die Kontrolle des Atems zu übertreiben, sollte nicht schaden. Aber Pranayama sollte nicht auf die Art und Weise verrichtet werden, die von einigen angenommen wird, welche mit den Vorschriften bekannt geworden sind, die in einigen der Bücher gegeben werden, von verschiedenen Pseudo-Yogis geschrieben, und die sie auch zuweilen mit Gymnastik verbinden. So etwas kann plötzlich zu den unerwartetsten, schrecklichsten Resultaten führen! Darum bitte ich Dich dringend, sehr vorsichtig zu sein. Ich habe nie irgendwelche Übungen verrichtet, nicht einmal einfaches Pranayama. In Wahrheit habe ich immer instinktiv einen Widerwillen gegenüber allen künstlichen Methoden empfunden, wenn ich mich mit den heiligen Feuern des Herzens befaßte. Vergiß nicht, daß intensives Pranayama das niedere Stadium des Psychismus und medialer Fähigkeiten entwickelt, die beiden genauen Gegenpole von wahrer Geistigkeit. Um den Schaden aller künstlichen Methoden zu betonen, werde ich die Worte von H.P. Blavatsky aus dem dritten Band der Geheimlehre für Dich anführen:

„Die Wissenschaft des Hatha Yoga beruht auf der Unterdrückung des Atems oder Pranayama, und unsere Meister sind einstimmig gegen diese Übungen. Denn was ist Pranayama? Buchstäblich übersetzt bedeutet es, Tod des (Lebens-) Atems»... Mehrere ungeduldige Chelas, die wir persönlich in Indien kannten, widmeten sich der Praxis des Hatha Yogas trotz unserer Warnungen. Von diesen entwickelten zwei die Schwindsucht, einer von ihnen starb, andere wurden fast idiotisch, noch ein anderer beging Selbstmord, und einer entwickelte sich zu einem regelrechten Tantriker, einem Schwarzmagier, aber seine Laufbahn wurde -glücklicherweise für ihn - durch Tod abgeschnitten.»

Darum übertreibe die Bedeutung von Pranayama nicht. Die Wissenschaft des Atems, die vom wahren Raja Yogi ausgeführt wird, hat wenig mit Pranayama zu tun. Die Hatha Yogis haben Interesse an der Kontrolle des Lebensatems der Lunge, während die Raja Yogis des Altertums es als mentales Atmen verstanden, denn nur die Kontrolle dieses mentalen Atems ruft einen hohen Grad des Hellsehens und die Wiederherstellung des Funktionierens des dritten Auges hervor, zusammen mit allen wirklichen Errungenschaften des Raja Yogis.

Du weißt, wie sehr die Großen Lehrer gegen die Entwicklung von Psychismus sind.

Ich zitiere:

„Während der eine seine Seele für das Wohl der Welt opfert, sitzt der andere auf dem Wasser. Während der eine sein Herz für die Errettung seiner Mitmenschen opfert, tappt der andere m den Offenbarungen der Subtilen Welt herum. Die Heiligen des Großen Dienstes haben keinen Psychismus, weil sie stets im Geist zur Hierarchie streben und ihr Herz auf die Seelenqual der Welt widerhallt. Psychismus ist ein Fenster in die Subtile Welt, doch der Lehrer sagt zum Schüler:

«Wende Dich nicht so oft dem Fenster zu, schau ins Buch des Lebens. Oft erweist sich Psychismus als ein schwächender Einfluß, doch der Große Dienst beruht auf direktem Wissen. Darum warnen Wir vor Psychismus, vor dem Zurückblicken in die Vergangenheit, ohne ein bestimmtes Ziel für die Zukunft zu haben. Die geistig schwachen Anhänger des Psychismus sind oft ein Leckerbissen für die Anhänger des Teufels.

Wahrlich, im Großen Dienst ist das Gefühl einer großen Verantwortung. Doch man sollte sich an diesen Kelch gewöhnen, denn ohne ihn zu leeren, kann es keinen kürzeren Pfad geben. Das Herz, das zur Hierarchie strebt, fühlt, wie notwendig und heilsam der Kelch des Opfers ist. Für einige ist er nur der Gegenstand des Spottes und der Verurteilung, aber für andere ist er ein kostbarer 291 Schatz. Es ist Unser großer Wunsch, daß das wahre direkte Wissen entwickelt wird.» (Feurige Welt II. 14)

„Das Gebiet des Psychismus ist so kompliziert, so schrecklich und verbirgt so viele Überraschungen für die an Selbsttäuschung leidenden «Adepten». Viel bewußte und noch mehr unbewußte Täuschung ist in den Visionen der Medien und aller undisziplinierten psychisch veranlagten Menschen zu finden. Ohne die Hohe Führung kann man in dieser Sphäre nicht sicher sein. Nur ein Jünger, der unter der direkten Führung der Großen Lehrer steht, kann diese Visionen richtig beurteilen. Um richtig zu sehen und zu verstehen, muß man lernen, das niedere Manas zu kontrollieren und darf ihm nicht gestatten, sich einzumischen. Es gibt viele Beispiele von Visionen, wo das höhere Manas die große Wahrheit offenbarte, aber das Gefühl der Selbstsucht rief den niedrigen Aspekt derselben hervor. Und das niedrige Manas brachte durch sein Dazwischentreten nicht nur seine eigenen Hinzufügungen, sondern entstellte auch den ganzen Sinn der offenbarten Wahrheit.»

Man muß also immer auf den Schaden hinweisen, den psychische Offenbarungen anrichten. Im Indien des Altertums durften Fakire und Medien nicht das Allerheiligste des Tempels betreten. Gleichfalls nahmen die Hierophanten Ägyptens keine Medien und psychisch veranlagten Menschen als Jünger an. Sie vermieden sogar lymphatische Diener. Geistige Errungenschaft besteht in der Ansammlung und Entwicklung des direkten Wissens. Ich habe schon früher über mediale Veranlagung geschrieben, aber diese Frage ist so grundlegend, daß man sie von allen Gesichtspunkten aus behandeln und immer wieder darauf zurückkommen muß. Man muß erkennen, daß mediale Veranlagung nichts mit dem öffnen der Zentren zu tun hat. Erinnere Dich daran, daß Medien in den Büchern der Lehre als Gasthäuser für entkörperte Lügner bezeichnet werden! Dasselbe gilt für Psychismus, der weit von der feurigen Umwandlung der Zentren entfernt ist. Darum sollten wir nach wahrer Jüngerschaft und nach Dienst streben, die in strenger, beständiger, heroischer Errungenschaft offenbart werden und in selbstloser Arbeit für das Allgemeinwohl. Alles andere wird zur gehörigen Zeit kommen, ohne irgendwelche künstlichen Methoden, die unsere wahre geistige Entwicklung nur verzögern können.

Du schriebst so rührend, daß Dich die Idee der „Mutter» so anzieht. Darum schreibe ich gern an Dich wie an eine Tochter. Ich mache mir Sorgen, daß Du Dir in Deinem inbrünstigen Eifer und durch Unwissenheit unheilbaren Schaden zufügen könntest. Das Streben unseres Herzens nach dem Großen Ebenbild ist erhaben über alle physischen Übungen. Wir sollten unsere ganzen Bemühungen nicht auf künstliche Gymnastik richten, sondern zum tatsächlichen Dienst für das Feurige Herz von Ihm, Der in titanischer Anspannung beständig beobachtet und Der nun an der Spitze der Kräfte des Lichtes steht, die gegen die Dunkelheit kämpfen. Armageddon ist nicht mehr ein weit entferntes Märchen, es ist eine drohende, entsetzliche Wirklichkeit! Darum sind diejenigen, die dienen und in Uneinigkeit verfallen, Verbrecher. Ist es möglich, daß die Menschen gänzlich blind und taub werden und daß sie all die drohenden Zeichen des Großen Kampfes nicht sehen? Das Werk von St. Ives d'Alveidre, Die Agarta, ist nicht ein „beachtenswerter» oder wahrer Bericht. In Wahrheit besuchte er die Agarta seiner Einbildung in den Gaukelbildern der Subtilen Welt. St. Ives war ein typisch psychisch veranlagter Mensch und ein Mediuni. Daher widersprechen seine Beschreibungen der Wahrheit so sehr. Genau, seine Agarta hat keinerlei Beziehung zur Weißen Bruderschaft. Voller Täuschung ist der Bereich des Psychismus. Es gibt viele in der Subtilen Welt, die gern die Großen Lehrer personifizieren.

Ich muß Dir auch sagen, daß die Zeilen, die Du über H.P. Blavatsky sandtest, mich sehr schmerzten. Ich spürte in ihnen ein Echo der niedrigen Ansichten, die so charakteristisch für Personen eines gewissen Typs sind. Ich muß Dir sagen, daß H. P. Blavatsky ganz bestimmt ein feuriger Bote der Weißen Bruderschaft war. Ganz sicher war sie der Träger eines anvertrauten Wissens. Von allen Theosophen hatte nur H.P. Blavatsky das Vorrecht, die Lehre direkt von den Großen Lehrern in einem der Ashrams in Tibet zu erhalten. Sie war der große Geist, der die bittere Aufgabe annahm, der Menschheit, die in totem Dogma verloren und auf ihrem Weg zum Atheismus war, den Antrieb zu geben, die großen, heiligen Lehren des Ostens zu studieren. Genau, nur durch H.P. Blavatsky war es möglich, sich der Weißen Bruderschaft zu nähern, da sie das Verbindungsglied in der Hierarchischen Kette war. Aber einige in ihrer Umgebung waren ihrem feurigen Geist und Herzen sehr unterlegen, doch in ihrem Eigendünkel gedachten sie, die Höhen allein zu erreichen, und ignorierten sowohl die Hierarchische Kette als auch ihr Verdienst. In ihrer Eifersucht verleumdeten, kritisierten sie und zogen über sie her, über sie, die ihnen alles gegeben und die ihr Vertrauen auf sie gesetzt hatte. Aber all diese arroganten Menschen, die sich Illusionen hingaben, erreichten nichts, denn das Gesetz der Hierarchie ist unveränderlich. Zum Nutzen der allgemeinen Arbeit korrespondierten die Mahatmas mit einigen ihrer Mitarbeiter, keiner von diesen Menschen wurde jedoch zur Jüngerschaft zugelassen. In den Schriften von H.P. Blavatsky und in den Mahatmabriefen wirst Du die Erklärung finden, daß H.P. Blavatsky das hierarchische Verbindungsglied war, das, wenn es vernachlässigt wurde, zu völligem Versagen führen würde. Und einige dieser Menschen, die sich so großen Illusionen hingegeben hatten, die in die Subtile Welt hinübergegangen sind und von ihren Anhängern umgeben sind, sind nun wahrscheinlich sogar noch weiter von der Feste der Weißen Bruderschaft entfernt denn je. Dagegen wurde unsere große Landsmännin wegen ihres feurigen Strebens fast sofort nach ihrem Tode wiedergeboren (in Ungarn), und nun sind es zehn Jahre her, daß sie in ihrem physischen Körper in der Hauptfeste ankam und nun unter dem Namen des Bruders X für die Errettung der Welt arbeitet. So handelt die Kosmische Gerechtigkeit. H.P. Blavatsky war eine große Märtyrerin im wahren Sinne des Wortes. Der Neid, die Verleumdung und die Verfolgung der Unwissenden töteten sie, und ihre Arbeit blieb unvollendet. Der abschließende Band der Geheimlehre konnte nicht gegeben werden. So berauben sich die Menschen des Höchsten.

Ich verehre den großen Geist und das feurige Herz unserer Landsmännin sehr, und ich weiß, daß ihr Name im Rußland der Zukunft angemessen geehrt werden wird. H.P. Blavatsky sollte wirklich unseren nationalen Stolz hervorrufen. Große Märtyrerin für Licht und Wahrheit! Möge ihr unsterblicher Ruhm zuteil werden!

Über den Kelch des Ostens habe ich schon geschrieben. Weißt Du, daß „Mahatma» im Osten Große Seele bedeutet - eine Seele, die ihre irdische Aufgabe erfüllt hat und nun für das Wohl der ganzen Welt arbeitet? Darum kann man nicht sagen, daß ein gewisser Mahatma eine Abneigung gegen Christen hat, da ein Mahatma, der alles Wissen in sich aufnimmt, kein Sektierer sein kann.

Wenn Du den „Brief über Gott» in den Mahatmabriefen aufmerksam liest, wirst Du auch sehen, daß der Mahatma die frevelhafte und vermenschlichte Vorstellung eines Persönlichen Gottes zurückweist, eines Gottes, der grausam und ungerecht ist, der alle sogenannten Ketzer mit ewiger Verdammnis straft und der alle Verbrechen rechtfertigt, die in Seinem Heiligen Namen begangen werden! Wahrlich, ein solcher Gott kann nicht die Billigung und den Respekt eines Mahatmas haben. Aber es ist unmöglich, das Buch Die Mahatmabriefe atheistisch zu nennen, denn wie könnten Diejenigen, Die die Unsterblichkeit des Geistes verkünden und Die Selbst Unsterblichkeit erlangt haben, irgend etwas mit totem Atheismus zu tun haben? Aber die Menschen sind noch nicht bereit für das Buch - darin hast Du durchaus recht. Aber bitte, weise darauf hin, daß es keine Äußerung einer Verurteilung der Mahatmas geben darf. Groß wird das Erstaunen sein, und ich könnte sagen, eine Demütigung für viele werden, wenn sie entdecken, wer der Führende Mahatma in Wahrheit ist. Große Ebenbilder haben viele Aspekte und Namen.

Zum Schluß möchte ich Dich bitten, Dich nicht über meinen Brief, der vielleicht streng ist, zu argern, aber mein Herz schmerzt, wenn ich sehe, wie wenige es gibt, die erkennen, wie drohend die Zeit ist, die wir erleben. Sie scheinen nicht zu verstehen, daß tatsächlich für viele die letzte Gelegenheit gekommen ist, und sie fahren weiterhin fort, in der Dunkelheit der Unwissenheit zu kriechen und dort nach Widersprüchen zu suchen, wo keine sind, die die Hörner eines Teufels und den Stempel des Antichristen sehen, denn ihr Bewußtsein ist erdgebunden. Sie können nicht unabhängig denken, und blind stoßen sie sich in den Begrenzungen, die das Phantom der ewigen Verdammnis ihres „barmherzigen» Gottes errichtet hat. Wahrlich, wie es heißt: „Alle Wasser von Urdur und Uruvela können die Flecken nicht von den Gewändern Christi und Buddhas fortwaschen, die von frevelhaften Händen zurückgelassen worden sind.» Glaube mir, der Geist der Inquisition ist noch immer stark. Wenn Christus heute auf Erden erschiene, würde Er möglicherweise dem Tod am Kreuz oder am Brandpfahl entrinnen, aber Er würde kaum einer lebenslangen Zuchthausstrafe entgehen, mit dem Stempel des Antichristen auf Ihm. Ich schlage vor, daß Du Dostojewskis „Der Großinquisitor» nochmals liest.

„Die Menschheit schenkt nur jenen Begriffen Beachtung, die in einem mittelmäßigen Bewußtsein aufgespeichert sind, denn sie kleidet jede Form ihrem Bewußtsein entsprechend. Warum sind alle höheren Begriffe nicht eingeprägt worden? Warum so viele Entstellungen? Warum so viele Geringschätzungen? Weil die Essenz der menschlichen Forschung und des menschlichen Strebens in Wahrheit abwärts gerichtet worden ist. Aber das Problem der Neuen Welt besteht darin, das Bewußtsein aufzurütteln und der Welt das vorherbestimmte Ebenbild der Schönheit zurückzubringen. Schöpferkraft des Geistes muß in der Tat im Aufstieg verstärkt werden. Genau, nicht um das Höhers zu erniedrigen, sondern um ihm zu gestatten, sich emporzuheben. Daher wird das erste Erfordernis sein, das Göttliche Ebenbild der Göttlichkeit entsprechend zu erschaffen. Wenn das menschliche Bewußtsein aufhören wird, Göttlichkeit auf irdische Weise darzustellen, dann werden die Errungenschaften des Geistes feurig sein.» (Feurige Welt III, 266)

Die Mitarbeiterinnen sollten die kleine Flamme der Dankbarkeit Dir gegenüber hegen. Du hast auf ihren Pfad hingewiesen und sie mit der Lehre des Lichtes verbunden und dadurch ihrem Geist Inspiration und Freude gegeben. Hingabe ist die seltenste Eigenschaft, sie hilft uns schneller das Ziel zu erreichen als irgend etwas anderes. Sie sollten sich in der Lehre des Lichtes bestätigen, aber wenn ihnen irgend etwas nicht klar ist, laß sie fragen. Ich werde gern alles erklären, was ich kann. Es ist äußerst wichtig, die Zweifel gleich am Anfang anzuhalten. Wenn der große Begriff der Hingabe ihrem Geist lieb ist, sollten sie aus den Büchern alles aufschreiben, was über diese königliche Eigenschaft gesagt wird. Wenn sie diese Notizen oft wieder durchlesen, können sie diese Offenbarung wahrer Geistigkeit in sich stärken. Es heißt in der Lehre: „Hingabe ist die Grundlage der Geistigkeit.»

Ich rufe alle, die bereit sind, ihre ganzen Fähigkeiten und ihre ganze Energie dem Dienst für die Menschen zu widmen. Denn die Zeit ist nahe, wo jeder intelligente Helfer unentbehrlich sein wird. Es ist so wichtig, den Menschen Ehrerbietung für Wissen, für jeden Lehrer einzuflößen, und jeden von ihnen sollten sie als einen Beauftragten im Leben des Lichts und des Fortschritts betrachten.


12. September 1934

Du glaubst, daß der Verfasser von dem „Brief über Gott» bestürzt sein würde, wenn er wüßte, daß Sergius von Radonega die asketischen Errungenschaften seines langen Lebens im Namen dieses „himmlischen Tyrannen» vollbrachte. Darf ich Dir mit einem Absatz aus dem Buch Herz antworten?

„Vermeidet Argumente über das, was nicht abzuleugnen ist. Kürzlich machte Ich Mir Gedanken über die Meinungsverschiedenheiten unter den Anhängern von Jeanne d'Arc, Sergius und Moses. Jeder erklärte, daß sein Beschützer nicht mit den anderen übereinstimmte. Dagegen war es, weil Ich die Wahrheit kannte, traurig, diese Erfindungen zu hören, die erdichtet wurden, um Zwietracht zu säen.» (Herz, 21)

Vielleicht sind Dir diese Worte nicht klar, darum will ich versuchen, sie zu erklären. Man darf und sollte einen individuellen Beschützer wählen, zu Dem das Herz sich besonders hingezogen fühlt, aber wenn wir Ihn wählen, haben wir kein Recht, einen anderen Lehrer geringzuschätzen oder abzuleugnen. Es kann tatsächlich vorkommen, daß verschiedene Namen denselben Menschen bezeichnen. Die Großen Ebenbilder hatten und haben viele Aspekte und Namen. Weißt Du, was für große Namen in das Buch der Leben der Führenden Mahatmas eingetragen worden sind? Wahrlich, nur die Mahatmas, und besonders die Führer unter Ihnen, kennen die Wahrheit. Darum hüte Dich in Deiner Unwissenheit davor, eine Gotteslästerung zu begehen!

Und nun, wenn Du den „Brief über Gott» aus dem Buch Die Mahatmabriefe sorgfältig und vorurteilslos lesen willst, wirst Du sehen, daß der Mahatma nur eine frevelhafte, zu menschliche Vorstellung eines persönlichen Gottes zurückwies und einen Gott, der grausam und ungerecht ist, der jeden Ketzer mit ewiger Verdammnis straft und der alle Verbrechen rechtfertigt, die in seinem Namen zu seiner Verherrlichung begangen werden. Dies ist der Gott des kirchlichen Dogmas, der, da er durch das Opfer seines Sohnes versöhnt ist, nur diejenigen in sein Reich hereinläßt, die an dieses Opfer glauben. Überdies, wenn wir die Tatsache in Betracht ziehen, daß die Menschheit, ganz von Anfang ihrer Existenz an in großen Mengen außerhalb des Schoßes der christlichen Kirche geboren wurde und noch geboren wird, müssen wirzugeben, daß von diesem Standpunkt aus die Mehrzahl der Menschheit zu ewiger Verdammnis verurteilt ist. Aber kann es dann ihre Schuld sein, daß es dem „Barmherzigen Vater» beliebte, seinen einzigen Sohn zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Land und zu bestimmten Menschen zu senden? Warum sollten die übrigen bestraft werden? Kann es möglich sein, daß alle diese Milliarden von Seelen dazu verurteilt sind, ewig im Höllenfeuer zu brennen, nur weil ihnen vorenthalten war, das Evangelium des Sohnes zu hören? Die Mahatmas wissen nichts von einem Gott dieser Art, noch könnten Sie einen solchen Gott hochachten. Aber es ist ganz unmöglich, die Mahatmas Atheisten zu nennen; denn wie können Sie, die geistige Unsterblichkeit verkünden und sie Selbst erlangten, irgend etwas mit totem Atheismus gemein haben? Lies aufmerksam - bekämpfen Sie nicht sogar den Agnostizismus? „Pantheistisch mögen wir genannt werden - Agnostiker niemals», und wieder: „Da wir Gnosis gefunden haben, können wir ihr nicht den Rücken kehren und Agnostiker werden.»

Du zitierst die tief philosophische Erklärung des Großen Mahatmas: „Was Gott anbetrifft - da niemand ihn oder es jemals oder irgendwann gesehen hat können wir ihn, wenn er. oder es nicht gerade die Essenz und die Natur dieser grenzenlosen ewigen Materie ist, ihre Energie und ihre Bewegung, ihn weder als ewig noch als unbegrenzt, noch als selbstexistierend betrachten. Wir weigern uns, ein Wesen oder eine Existenz zuzugeben, von der wir absolut nichts wissen, denn (a): In der Erscheinung jener Materie, deren unableugbare Eigenschaften und Qualitäten wir so gründlich kennen, ist kein Raum für ihn. (b) Wenn er oder es nur ein Teil dieser Materie ist, ist es lächerlich zu behaupten, daß er die treibende Kraft und der Herrscher dessen ist, von dem er nur ein abhängiger Teil ist, und (c) wenn sie uns sagen, daß Gott ein selbstexistierender, reiner Geist ist, unabhängig von der Materie - eine außerkosmische Gottheit antworten wir, daß wir, die Möglichkeit einer solchen Unmöglichkeit zugegeben, nämlich seiner Existenz, trotzdem der Ansicht sind, daß ein rein immaterieller Geist nicht ein intelligenter, bewußter Herrscher sein noch irgendwelche der Eigenschaften haben kann, die ihm von der Theologie zugeschrieben werden, und daß ein solcher Gott wieder nur zu einer blinden Kraft wird.

...Mit anderen Worten, wir glauben nur an Materie, an Materie in ihrer sichtbaren Natur und Materie in ihrer Unsichtbarkeit als den unsichtbaren, allgegenwärtigen Proteus mit seiner unaufhörlichen Bewegung, die sein Leben ist, das die Natur aus sich selbst schöpft, da sie das große Ganze ist, außerhalb dessen nichts existieren kann.»

Du bist entrüstet über diese Verherrlichung der Materie. Aber weißt Du nicht, daß Materie und Geist in der esoterischen Wissenschaft ein und dasselbe sind -daß die Materie nur die Differenzierung des Geistes ist? Weißt Du nicht, daß Materie tatsächlich Energie ist, da das eine nicht ohne das andere existieren kann? Darum wird Materie, isoliert vom Geist, als Illusion angesehen. Weißt Du nicht, daß alles von dem Einen Element kommt und daß dieses Element als das Göttliche Prinzip angesehen wird, dreieinig in seiner Offenbarung? Weißt- Du nicht, daß der Geist, der von der Materie getrennt ist, des Ausdrucks beraubt ist, mit anderen Worten, der Existenz? Wahrhaftig, wir können uns nicht von der Materie trennen, weder beim Handeln noch beim Denken. Wir befassen uns entweder mit dem subtilen oder dem dichteren Aspekt dieser gleichen Materie. Ich will die gleichen Gedanken für Dich aus den sehr alten Heiligen Schriften der Hindus, der Agni Purana, übersetzen.

„Diese Natur ist unbegreifbar und übersteigt alle Dimensionen und alles Fassungsvermögen. Endlos sind die Keime von Welten und Systemen, die unaufhörlich unter dem Flügel der Mutter Universum geboren werden. Puman, oder das subjektive Element (Brahma der Vedantisten) in seinem Potential, existiert in der Tiefe der kosmischen Natur, ebenso wie Feuer in einem trockenen Stück Holz verborgen ist und wie öl im Herzen des Kunjutbaumes existiert. Dieses Puman, oder subjektive Element, liegt in der Natur verborgen als psychischer Zeuge oder geistiges Element, völlig neutral und frei von irgendwelcher Tätigkeit.

Diese Verbindung von Puman mit der Natur wird durch eine spezielle Kraft herbeigeführt, die als Vishnu-Shakti (Energie) bekannt ist, die alle Keime und grundlegenden Qualitäten aller Wesen und der Materie enthält, die infolgedessen aus dieser Vereinigung der Kosmischen Natur mit ihrem Gemahl Puman hervorgehen muß. Die Kraft, die hier besprochen wird, ist ein aktiver Mittler zur Erfüllung ihrer Vereinigung, wenn sie sich in entgegengesetzten Zuständen befinden und getrennt sind, oder es ist eine Kraft, die diesen Kontakt, aus dem das Universum geboren wurde, als notwendiges Resultat zersetzt und zerstört...

Götter und andere himmlische Geschöpfe werden aus dieser gegenseitigen Tätigkeit des Natur-Universums und der dynamischen Tätigkeit der Kraft Vishnus geboren, die durch den Impuls des ersteren in Bewegung gesetzt wird.»

Du kannst denselben Gedanken in der hennetischen Philosophie finden, wenn auch in einer anderen Terminologie. Ja, die Vorstellung der Gottheit, der Unbegreiflichen Quelle allen Seins, war majestätisch in alten Zeiten. Dieses kosmische Gesetz gab jedem Funken, der aus ihr hervorging, alle ihre Qualitäten und erlaubte freie Wahl bei der Anwendung dieser Qualitäten, entweder zum Aufbau oder zur Zerstörung.

Und nun wollen wir auf die Erklärung des Mahatmas zurückkommen, daß „niemand Gott irgendwann gesehen hat». Natürlich erkennst Du, daß sie aus dem Evangelium genommen worden ist, daß dies die authentischen Worte des Apostels Johannes sind, den noch nie jemand einen Ketzer oder Atheisten zu nennen gewagt oder auch nur zu nennen gedacht hat. Wir lesen also im Johannesevangelium (l, 18): „Niemand hat Gott je gesehen», und die gleichen Worte kommen in seinem ersten Brief vor (4, 12). Genau, durch diese Worte gibt Johannes uns zu verstehen, daß Gott Seiner Natur nach nicht sichtbar sein kann. Wieder sagt Johannes: „Gott ist Geist, und die Ihn anbeten, müssen Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.» (Joh. 4, 24) Und nochmals: „Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht begriffen.» (Johannes l, 5) Wir wissen jedoch, daß Licht Materie plus Bewegung ist. Es gibt viele Hinweise in der Bibel über „den Unbekannten Gott» und die feurige Natur dieses Gottes. Im fünften Buch Mose (4, 24) sagt Moses:

„Denn der Herr, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer und ein eifriger Gott.» Also wirklich : «Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.» (Matthäus 5, 8) Es ist auch zweckmäßig, an die Worte des Apostels Paulus in seinem zweiten Brief an die Korinther (3, 6) zu denken: „Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.» Darum sollten wir den toten Buchstaben und das mittelalterliche Dogma zurückweisen und das Feuer des Geistes in uns anfachen, so oft wir mit diesem Heiligsten Begriff in Beziehung treten. Wir sollten uns sagen: „Gott ist grenzenlos, unbegrenzt und unfaßbar, sonst wäre Er nicht Gott.» Der Gott der Mahatmas ist ein Kosmischer Gott oder vielmehr der Kosmos Selbst. Heißt es nicht, daß Er Allgegenwärtig, Alldurchdringend, Allwissend ist? Und auch:

„Dehn in Ihm leben, weben und sind wir.» (Apostelgeschichte 17, 28) Dies alles wird in der Bibel gesagt. Gleichfalls wird in der Lehre erklärt, daß „die Menschen die Bedeutung von Gott und Bodhisattva nicht verstehen». Wahrhaftig nicht!

Aber der große Origenes sagte: „Unser Verstand allein kann Gott Selbst nicht begreifen, aber er kann Ihn intuitiv als Vater aller Wesen durch die Schönheit seiner Schöpfungen und die Herrlichkeit der Natur erkennen.»

Auch die Mahatmas stellen sich Gott in der Göttlichkeit der Natur vor, sowohl in ihrer Sichtbarkeit als auch in ihrer geistigen Unsichtbarkeit.

„Eine Personifizierung ist stets für die Anbetung seitens der Massen erforderlich, und sie rufen das Höhere Ebenbild ihrem eigenen Bewußtsein gemäß hervor, während die Höheren durch alle Offenbarungen zum Prinzip streben.»

Und Origenes fährt fort: „Darum können wir Gott nicht als eine spezielle Inkarnation oder überhaupt als verkörpert ansehen. Gott ist Nicht Zusammengesetzte Geistige Natur, die alle Zusammensetzungen ausschließt. Er ist Intelligenz und gleichzeitig die Quelle und der Ursprung aller Intelligenz in der Natur und in der Schöpfung. Gott, Der Ursprung von allem ist, sollte nicht als ein zusammengesetztes Ganzes verstanden werden, da es sonst den Anschein haben könnte, daß die Elemente, die alles hervorgerufen haben, was für zusammengesetzt gehalten wird, schon vor ihrem wahren Ursprung existierten.»

Hier haben wir wahres philosophisches Denken. Es ist dem aller Philosophien des Altertums sehr ähnlich, und ich möchte sagen, es ist identisch mit ihrem Denken.

Wahrlich, wenn unsere Kirchenväter dem Beispiel einiger der westlichen Geistlichkeit folgen und die Werke von Origenes studieren würden, jenes großen Lichtes des Christentums, würden die Symbole und Sakramente des Christentums in ihrem wahren Licht offenbart werden, und die kirchlichen Dogmen würden abfallen wie eiserne Ketten, und die Kirche - der Körper Christi - würde auferstehen. Sogar kleine Kinder fangen an logischer zu denken als unsere grauhaarigen Lehrer!

Ja, die Väter der westlichen Kirche haben erkannt, daß das Bewußtsein ihrer geistigen Herde anderer Nahrung bedarf und die naiven Erklärungen nicht mehr annehmen kann, die vielleicht früher einmal nötig waren, um die halbwilden Stämme, die zum Christentum bekehrt worden waren, in Schranken zu halten. Um ihren Einfluß nicht zu verlieren, beeilen sich einige Vertreter der westlichen Kirche, ihr Wissen zu vermehren und die falschen Vorstellungen aufzugeben. Denke nur, wie viele klare Hinweise im Evangelium über Wiedergeburt und über das Karmagesetz von Christus Selbst gegeben wurden! Aber die Geistlichkeit geht diesem Argument ganz aus dem Weg. Es ist kaum möglich, daß sie sich der Tatsache nicht bewußt sind, daß das Gesetz der Wiedergeburt erst im sechsten Jahrhundert vom Konzil zu Konstantinopel zurückgewiesen wurde. Ist es möglich, daß ihr Verständnis seit jener Zeit nicht fortgeschritten ist? Eins dieser Konzile besprach auch das Thema: „Besitzt die Frau eine Seele?» Man stößt auf viele ähnliche Perlen, wenn man diese geschichtlichen Berichte der Dunkelheit und Unwissenheit liest. Und nun, angesichts der schrecklichen Krise, durch die die Menschheit hindurchgeht, infolge der Verbreitung eines schreckenerregenden, alles verderbenden Atheismus, der die Folge des toten Dogmatismus und des Verfalls der Moral der Geistlichkeit ist - wahrhaftig, wegen all diesem sollte die ganze Priesterschaft erneuten Widerstand leisten gegen jede Art von Unduldsamkeit, Unwissenheit und Unsittlichkeit. Sie sollten wahre geistige Führer werden und ihrer Zeit voraus sein und nicht beladen mit den Ketten dunkler Unwissenheit dahinkriechen. Wie es in der Lehre heißt: „Die Verfälschung des Christentums begann sich nach Origenes zu verbreiten.» Und wieder: „Entsetzen ergreift den Menschen angesichts des religiösen Aberglaubens jener Zeit. Origenes schritt auf den noch heißen Kohlen der Welt des Altertunis. Da er die Gebote Jesu kannte, litt er, als er die Unwissenheit der Massen sah. Da er die Sakramente der Mysterien des Altertums kannte, litt er, als er den Mangel an Verständnis für die Einheit der Quelle sah. Da er die Einfachheit der Lehre Jesu kannte, litt er, als er die Errichtung von Kirchen sah.» Und wieder: „Da er ein Verteidiger des Wissens war, war er entrüstet über den Verfall des Wissens unter der Priesterschaft.» (Erleuchtung, 245)

Es ist wichtig, daran zu denken, daß die erleuchtetsten Priester in allen Zeitaltem von der herrschenden Kirche verfolgt wurden. Wieviel Verleumdung umgab unseren Zeitgenossen Vater Johannes von Kronstadt, Verleumdung, die von seinen eigenen Anhängern verbreitet wurde! Wir sollten uns an jene schöne spirituelle Gruppe erinnern, die „Optima Pustin». Wie viele Verfolgungen erlitt sie von jenen hohen kirchlichen Würdenträgern! Wir sollten uns auch an viele andere Dinge erinnern, die nicht in einen bloßen Brief zusammengedrängt werden können.

Und nun wollen wir uns mit den Worten befassen, die Dich so entrüsteten. „Ich will auf die größte, die Hauptursache von fast zwei Drittel der Übel hinweisen, die die Menschheit verfolgt haben, seit diese Ursache zur Macht kam. Es ist Religion, einerlei welcher Form und in welcher Nation. Es ist die Priesterklasse, die Priesterschaft und die Kirche.» Diese Feststellung ist absolut wahr, wie wir sehen werden, wenn wir uns den geschichtlichen Berichten zuwenden. Genau, für die Forscher der Geschichte der Religion und der Kirche im allgemeinen ist dies die unbestreitbare und entsetzliche Wahrheit. Zu allen Zeiten, unter allen Völkern ist die Frage der Religion die hitzigste und gefürchtetste gewesen und ist es auch heute noch, und kein anderes menschliches Problem ist so eng mit Blutvergießen verbunden. Keine Kriege waren so grausam wie die für die Religion.

Erinnere Dich an den militanten Fanatismus der Mohammedaner. Wir sollten nicht vergessen, daß die Buddhisten in Indien von den Brahmanen verfolgt und vernichtet wurden. Sogar heute sind Kämpfe, die Blutvergießen zwischen den Mohammedanern und Hindus mit sich bringen, nicht selten. Auch in einigen chinesischen Provinzen sind buddhistische Lamas grausam verfolgt worden.

(Und werden es auch heute noch.) Und Du mußt zugeben, daß die Inquisition der abscheulichste Schandfleck in den Annalen des Christentums ist. Die Inquisition wurde bestimmt nicht nur zum Zweck der Verfolgung von Hexen und Zauberern eingeführt (meistens Medien und Ketzer), sondern zur Vernichtung aller anders gesinnten Menschen, aller persönlichen Feinde der Vertreter der Kirche, da diese sich entschieden hatten, absolute Macht zu erlangen. In erster Linie waren unter den Feinden der Kirche die erleuchtetsten Arbeiter für das Allgemeinwohl und die wahren Anhänger der Testamente Christi. Und die einfachste Art und Weise, den Feind zu vernichten, war, ihn zu beschuldigen, mit dem Teufel verbündet zu sein. Die sogenannten „Hüter der Reinheit der christlichen Prinzipien» versuchten auf jede mögliche Art und Weise, dem Bewußtsein der Masse diese teuflische Philosophie einzuimpfen. Kein Wunder, daß die Visionen der Nonnen und Mönche in jenen Tagen den Stempel eines satanischen Einflusses trugen und voller teuflischer Bilder und aller möglichen häßlichen Versuchungen waren.

Die Verfolgung der elenden Hexen, Zauberer, Medien und Besessenen war nur eine Tarnung. Die Inquisition wurde eingeführt, um unumschränkte Herrschaft über die arme in Furcht und Schrecken versetzte Bevölkerung herzustellen. Das wirkungsvollste Mittel, dies zu erreichen, war Raub und die Ausrottung all jener, die danach strebten, Licht in die Dunkelheit des Mittelalters zu bringen, vor allem die Vernichtung derer, die zu unabhängig waren, die es wagten, über das Allgemeinwohl zu reden, die gegen dieses Reich des Teufels protestierten das in den Vertretern der Inquisition personifiziert war. Die Einführung der Inquisition war eine schreckliche Karikatur der Göttlichen Gerechtigkeit. Sie wurde vom Fürsten der Dunkelheit eingegeben zur Verderbnis und Zerstörung des Glaubens der Menschen an die Reinheit und Gerechtigkeit der Kirche.

Es ist eibaulich, sich an die Zeiten der Inquisition, der Bartholomäusnacht und an die ganze Geschichte des Papsttums und der christlichen Konzile zu erinnern, in denen die geistlichen Väter einander Ohrfeigen gaben und sich tatsächlich die Haare ausrissen! Vor einer solchen Kirche und ihren Dogmen kann man keinen Respekt haben - nur Entrüstung und Schrecken empfinden über derartige unübertroffene Verbrechen, über so ungeheuerlichen egoistischen Ehrgeiz, über Habsucht und unglaubliche Unwissenheit, die im Namen von Ihm begangen wurden, Der gegen alle Gewalttätigkeiten war, und Der uns gebot, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst.

Laßt uns an all jene Großen denken, die unter der Inquisition litten oder die ihr erleuchtetes Denken unter der Maske der Torheit oder unter den kompliziertesten Symbolen verheimlichen mußten, zu denen der Schlüssel zum Unglück für die Menschheit fast verloren ist. Wir sollten an die Berge von vernichteten Manuskripten denken, von Werken voller Licht und Güte, deren Verlust nicht wiedergutzumachen ist und der von den besten Denkern aller Zeitalter als das größte Unglück angesehen wird! Es ist üblich, sich über den Brand der Bibliothek von Alexandria zu entrüsten, aber viele Heuchler werden es vorziehen, über die lange Reihe von Feuern zu schweigen, die von der Inquisition angezündet wurden, die jahrhundertelang beharrlich diese Perlen des menschlichen Genius am Brandpfahl verbrannte. Lang ist die Liste der Märtyrer des Wissens und Lichts, und solche herrliche Namen wie Giordano Bruno, Johannes Hus und Jeanne d'Arc werden auf ewig im Bewußtsein der Menschheit bleiben als diejenigen, die am Brandpfahl Zeugnis für die Existenz des Reiches des Teufels zur Zeit der Inquisition ablegten.

Es ist erbaulich, die Biographien der Heiligen der katholischen Kirche zu lesen, die von ihrer eigenen Geistlichkeit geschrieben wurden. Authenische Schriften der Heiligen an die Häupter der Kirche sind bewahrt worden, die ihre blutigen Verbrechen streng verurteilten. Zu denken, daß gerade diese Verbrecher das Bewußtsein der Masse erweckten und formten! Die Geschichte der Religion versorgt uns mit einigen der dunkelsten, blutigsten Kapitel in der Geschichte der Menschheit.

Du wirst mir sagen, daß die Inquisition nicht von unserer orthodoxen Kirche hervorgebracht wurde, sondern von der westlichen Kirche. Dann würde ich Dich an die Zeiten des Patriarchen Nikon erinnern, der das dreifingrige Kreuz anstelle des zweifingrigen einführte. (Das übrigens von jenem wahren Anhänger des Evangeliums Christi gebraucht wurde, dem großen Erbauer und Gründer des Heiligen Rußlands, dem verehrten St. Sergius von Radonega.) Unter dem Patriarchen Nikon wurden alle, die sich mit zwei Fingern bekreuzigten, verfolgt, gefoltert und verbrannt. Sollte der verehrte Sergius auch als Ketzer angesehen werden? Wir sollten die authentischen Berichte der Kirchenkonzile sorgfältig lesen, und wir werden viele interessante Dinge sehen, die charakteristisch für die Bewußtseinsstufe jener Kirchenväter waren, die die Dogmen diktierten, die noch heute vollständig in Kraft sind; Wenn die Menschen sich die Mühe machen würden, die grundlegende Lehre Christi ernstlich zu studieren, und womöglich in der ursprüngfichen Sprache der Evangelien, statt sich mit Schulbüchern zufriedenzugeben, würden sie eine neue Bedeutung in den Worten entdekken, und das wahre, große Ebenbild Christi würde ihrem geistigen Blick offenbart werden - gerade das Bild, dem der verehrte St. Sergius sein ganzes hartes Leben weihte und das die Ursache der Feindschaft der Priester jener Zeit war.

Und nun, was ist die größte Sünde der Kirche? Die Tatsache, daß sie ihren Anhängern jahrhundertelang ein Gefühl der Verantwortungslosigkeit eingeimpft hat. Von Kindheit an sind die Menschen gelehrt worden, daß ein Mensch die schlimmsten Verbrechen begehen und doch von aller Last befreit werden kann. (Wenn er zur Beichte geht und der Priester ihm Absolution gewährt.) Dieses Verfahren, eine Sündenlast für eine Gebühr loszuwerden, kann ewig fortgesetzt werden, abgesehen davon, daß dem Sünder vielleicht zunehmend höhere Gebühren berechnet werden. Warum sollte man nicht sündigen, wenn Vergebung mit einer Münze erkauft werden kann? Wie viele Kirchen sind auf den Tränen von Waisen erbaut und gegründet worden! Genau, woher ist das Geld zur Errichtung der großen Dome oft gekommen? Wie viele Kerzen, die vor den Heiligenbildern angezündet wurden, sind von den Händen von Verrätern dort hingestellt worden? Wahrlich, wie es heißt: „Groß würde die Bestechlichkeit Christi sein, wenn Er bereit wäre, Verrat wegen einer Kerze zu verschweigen.» Solche Kerzen sind ein Greuel. Christus bedarf keiner solchen Anbeter; besudeln ihre Kerzen nicht die heiligen Meßgewänder?

Welch ein Mangel an Verständnis ist in dem Gebet: „Ich, der unwürdige Priester, vergebe dir jetzt deine Sünden durch die Macht, die mir von Gott verliehen worden ist.» Ja, die Vergebung, die dem reuigen Sünder gegen sein Geld gewährt wird, ist das größte Verbrechen. Die Bestechung der Göttlichkeit mit Gold - ist sie nicht schlimmer als die schrecklichsten Formen des Fetischismus? Diese entsetzliche Frage sollte von jedem Gesichtspunkt aus besprochen werden. Wahrlich, dieser abscheuliche Abszeß ist über die ganze Welt verbreitet, in allen Religionen. So gibt es in Tibet eine Räuberbande, die Gollocks, die an Lamaismus glaubt, eine Religion, die ebenso weit von den Bündnissen Buddhas entfernt ist wie unsere Kirche von der Lehre Christi. Diese Gollocks gehen alljährlich nach Lhassa auf Wallfahrt, um für die Vergebung ihrer Verbrechen zu beten. Auf dieser speziellen Reise enthalten sie sich der Beraubung der hilflosen Bevölkerung, weil sie hoffen, von dem hohen Priester ihrer Sekte empfangen zu werden. Aber nachdem sie gegen Zahlung von Geld volle Vergebung für ihre Verbrechen erhalten haben, geben sie sich der Ausschweifung voll hin und kehren bei jeder Gelegenheit zu ihrer gewohnten Gewalttätigkeit zurück. Sind sie nicht von ihrer Schuld befreit, und können sie sich nicht im folgenden Jahr wieder reinigen? Es ist nur die Frage einer Gebühr! Auch in Indien pflegen Sünder zu ihrem Brahmanen zu eilen, um ihm als Sühne eine Ziege darzubieten. Auch andere wertvolle Opfergaben werden gebracht, je nach dem Grad der Sünde, und die Missetäter erhalten ebenso leicht Absolution und Reinigung. Du magst sagen, daß dies nur zurückgebliebene Rassen betrifft. Aber findet nicht genau dasselbe statt, sogar unter hochentwickelten, intelligenten Klassen Amerikas und Europas? Sogar noch schlimmer. Kürzlich erneuerte die katholische Kirche den Brauch, Ablaß zu gewähren. Und jetzt brauchen sich die Katholiken nicht einmal zu bemühen, eine Pilgerfahrt nach Rom oder sonstwohin zu unternehmen, um Buße für ihre Sünden zu tun. Sie brauchen nur eine gewisse Summe für einen Ablaß zu senden, und dann wird die Überweisung ihrer Gebühren Eintritt in den Himmel erlauben. Zweifellos muß eine Abstufung der Preise für diesen Ablaß bestehen, da Sünden so verschieden sind. Wahrlich, durch richtige Schätzung kann ein Vermögen gesammelt werden! Ach, kann nichts diesem ein Ende machen? Kehren wir nicht im Eiltempo zur Dunkelheit des mittelalterlichen Geistes zurück?

Wahrhaftig, durch das Einflößen dieser Ideen der Kirche in die Köpfe der Kinder, daß die Kirche als mächtiger Fürsprecher den Irrenden für eine Träne der Reue und eine Gebühr Eintritt durch die Pforten des Paradieses gewähren kann, begeht die Kirche die größte Sünde. Dadurch, daß die Kirche das Verantwortungsgefühl vom Menschen nimmt, schließt sie ihn von seinem Göttlichen Ursprung aus. Die Kirche hat den großen Begriff der Göttlichen Gerechtigkeit in Verruf gebracht. Durch den Verlust des Verständnisses für Verantwortung und Gerechtigkeit wird der Mensch sich unausweichlich seines Rechtes begeben, denn jene, die die kosmischen Gesetze nicht befolgen, sind zur Entartung bestimmt.

Der ganze Kosmos ist auf dem Gesetz der Verantwortlichkeit aufgebaut oder, wie es häufiger genannt wird, auf dem Gesetz von Ursache und Wirkung, dem Karmagesetz. Und es ist ganz unmöglich, dieses Gesetz zu ignorieren und es zu vernachlässigen, ohne schließlich Selbstzerstörung herbeizuführen. Alle Lehren des Altertums lehrten ausnahmslos dieses Gesetz der großen Verantwortlichkeit, dieser Verpflichtung der Göttlichkeit in uns. Dies wird deutlich in den Worten von Moses angedeutet: „Auge um Auge, Zahn um Zahn», was falsch ausgelegt und als Beispiel für die Rachsucht des jüdischen Volkes angeführt wird. Wir sollten jedoch an die Worte Christi denken: „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha! der ist des Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr! der ist des Höllischen Feuers schuldig.» (Matthäus 5, 21-22) Erscheint Dir dies nicht noch strenger als das Gesetz von Moses, wenn wir uns weigern, das gleiche unvermeidliche Karmagesetz darin zu sehen?

Zweifellos kennst Du auch die Worte Christi: „Wahrlich, Ich sage euch: Es ist niemand, so er verläßt Haus oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder Äcker um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfältig empfange, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.» (Markus 10, 29-30) Wie kann man „jetzt in dieser Zeit» noch mehr Mütter und Väter etc. haben ... wenn man das Gesetz der Wiedergeburt nicht zuläßt? Genau, hier wird der Gegensatz betont zwischen „in dieser Zeit hier» (eine Zeit irdischer Existenz „mitten unter Verfolgungen») und dem Leben in der zukünftigen Welt.

Und weiter: „Und Seine Jünger fragten Ihn und sprachen: Was sagen denn die Schriftgelehrten, Elias müsse zuvor kommen? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Elias soll ja zuvor kommen und alles zurechtbringen. Doch Ich sage euch: Es ist Elias schon gekommen, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben an ihm getan, was sie wollten. Also vird auch des Menschen Sohn leiden müssen von ihnen. Da verstanden die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte.» (Matthäus 17, 10-13) Und weiter: „Und Jesus ging vorüber und sah einen, der blind geboren war. Und seine Jünger fragten Ihn und sprachen: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er ist blind geboren?» (Johannes 9, 1-2) Offenbarten diese Fragen der Jünger nicht, daß sie das Karmagesetz kannten und daß Christus es nicht zurückwies? Ebenso muß man das Gleichnis von den Pfunden verstehen (Lukas 19). Warum haben sich dann die Kirchenväter so beharrlich geweigert, das große kosmische Gesetz anzunehmen, das allein alle scheinbaren Ungerechtigkeiten erklären kann, alle Unterschiede bei den Voraussetzungen der Geburt und alles Unglück, das uns befällt? Es gibt nur eine einzige Antwort. Überall finden wir das selbstsüchtige Motiv - die Macht nicht aufzugeben und sein materielles Wohlergehen und sein Prestige zu vermehren. Auf diese Weise ist die unwissende Masse in der ganzen Welt jahrhundertelang zwischen der Furcht vor ewiger Verdammnis und dem Höllenfeuer und der Hoffnung auf ewigen Frieden mit dem Genuß im Paradies gehalten, während die Schlüssel zu den Himmelspforten, wie uns gesagt wird, der Priesterschaft von Gott Selbst übergeben worden sind!

Aber bis der Mensch die ganze Herrlichkeit seines Ursprungs versteht, weiß, daß er ein unsterblicher Teil des Göttlichen Egos ist und seine Formen ewig wechselt, und bis der Mensch seine Verantwortung erkennt und versteht, daß niemand seine Sünden vergeben oder ihn für seine Verdienste belohnen kann, daß er selbst der Schöpfer von Ursachen und Wirkungen ist. daß er der Säer und der Schnitter ist von allem, was er hervorgerufen hat - bis er dies alles erkennt, wird er der Verbreiter und Fortpflanzer des Wahnsinns, der Kriminalität und der Korruption bleiben, die unseren Planeten mit furchtbarer Zerstörung bedrohen.

Die Unverantwortlichkeit, die dem Bewußtsein eingeimpft wird, ist bereits erblich. Um den Menschen vor dem Verderben zu bewahren, ist es notwendig, daß große erleuchtete Denker vereinigt sind und daß sie das verdunkelte Bewußtsein der Menschheit nachdrücklich erwecken. Die fortgeschritteneren geistigen Lehrer müssen sofort mit der Reinigung der Bündnisse Christi beginnen, im Licht der Lehre des letzten großen Verteidigers Christi, Origenes, dem Märtyrer.

Mit dieser Reinigung wird die Neue Große Weissagung in ihrer ganzen Herrlichkeit hervorleuchten, Synthese bringen, und Duldsamkeit wird eine Umwandlung aller Bündnisse herbeiführen.

Zum Abschluß werde ich Paragraphen aus der Lehre anführen:

„Die Menschheit schenkt nur jenen Begriffen Beachtung, die in einem mittelmäßigen Bewußtsein aufgespeichert sind, denn sie kleidet jede Form ihrem Bewußtsein entsprechend. Warum sind alle Höheren Begriffe nicht eingeprägt worden? Warum so viele Entstellungen? Warum so viele Geringschätzungen? Weil die Essenz der, menschlichen Forschung und des menschlichen Strebens in Wahrheit abwärts gerichtet worden ist. Aber das Problem der Neuen Welt besteht darin, das Bewußtsein aufzurütteln und der Welt das vorherbestimmte Ebenbild der Schönheit zurückzubringen. Schöpferkraft des Geistes muß in der Tat im Aufstieg verstärkt werden. Genau, nicht um das Höhere zu erniedrigen, sondern um ihm zu gestatten, sich emporzuheben. Daher wird das erste Erfordernis sein, das Göttliche Ebenbild der Göttlichkeit entsprechend zu erschaffen. Wenn das menschliche Bewußtsein aulhören wird, Göttlichkeit auf irdische Weise darzustellen, werden die Errungenschaften des Geistes feurig sein.

Wahrhaftig, das erhabene Bewußtsein strebt dem Feurigen Prinzip zu, während das niedrige das Höhere Ebenbild seiner eigenen Erscheinung entsprechend erschafft. Die Fassungskraft des kleinen Bewußtseins wird das geschaffene Bildnis bestimmen, daher sind so viele augenfällige Entstellungen vorhanden! Wie ist es möglich, ein kleines Bewußtsein mit einem Universalbegriff zu erfüllen, wenn Allumfassung den Geist in Raserei versetzt? Ich sage - beunruhigend, schmerzlich ist das menschliche Denken! Ein welträumlicher Horizont ist nur demjenigen zugänglich, der die Universalität des Prinzips kennt, denn der königliche Geist kann ebenso mit dem Höheren Prinzip verschmelzen, wie der Mikrokosmos mit dem Makrokosmos verschmilzt. Daher kann ein kleiner Geist nicht mit dem Feurigen Prinzip verschmelzen. Feurige Macht offenbart den ganzen Hochofen, der demjenigen offenbar wird, der den Puls der Feurigen Welt fühlt. Dieses lebensverleihende Prinzip erbaut Leben auf Fohat. Wir wollen uns also daran erinnern, daß nur ein kleines Bewußtsein in Abrede stellt, der feurige Geist jedoch alles begreift. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt wollen wir uns an das große Prinzip erinnern.» (Feurige Welt III, 266 und 269)

Die Menschen dienen also dem Gott, den sie selbst in ihrem eigenen Ebenbild erschaffen haben, und legen Ihm ihre eigenen Untugenden bei. Aber die Mahatmas dienen dem Göttlichen Unaussprechlichen Prinzip und ehren jenes Prinzip durch die Reinheit ihres Lebens und ihren selbstaufopfernden Dienst für das Wohl der ganzen Welt.

Und da ich mich, wie ich hoffe, an ein Bewußtsein wende, das nicht andersartig gesinnt ist, sondern jung und feurig, werde ich noch einen Paragraphen aus der Lehre anführen:

„In dieser Zeit der Weltobstruktion gibt es nur einen einzigen Pfad zur Regenerierung des Denkens. Genau, es ist wichtig, das Bewußtsein zu erwecken. In der Tat, wenn der Geist zurückschauen und erkennen kann, daß das Denken von gestern bereits vergangen ist, dann findet die Umwandlung statt, die Urteilskraft mit sich bringt. Tatsächlich kann die ablaufende Zeit dem Geist andeuten, wie alle Energien weitergehen und von neuem bearbeitet werden. Aber wehe denen, die der Zukunft durch Zurückblicken begegnen wollen! Denn der Geist, der mit den Überresten von gestern überbürdet ist, ist mit einem schweren Gewicht beladen. Mit einer solchen Last kann man den Berg nicht besteigen, kann man nicht durch die Pforten des Lichtes schreiten, kann man nicht mit dem leuchtenden Feuer vereinigt werden. Wenn also die Kirchenväter in die Vergangenheit berufen, berufen die Diener des Lichtes in die Zukunft. Las Erwachen des Bewußtseins, die Klärung der Lehre und die Berufung in die Zukunft werden eine große Regenerierung des Denkens zur Folge haben. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt verlegt Meine lenkende Hand Energien.» (Feurige Welt III, 264)

Denke an das, was in einem der ersten Bücher gesagt wurde: „Wer das Neue Land zu erreichen wünscht, muß nicht nur alle Vorurteile ablegen, sondern das Land auch auf eine neue Art und Weise betreten.» (Erleuchtung, 172) Ja, es ist unmöglich, auf dem Auswurf der Vergangenheit zu bauen. Eine Verlagerung hat im Bewußtsein der Masse stattgefunden und muß in Betracht gezogen werden. Die Menschen sehnen sich nach Licht, nach geistiger Nahrung, aber diese Nahrung muß wirklich rein sein, und die Meßgewänder der neuen geistigen Lehrer müssen wirklich makellos sein. Die Lehrer müssen dem Pfad des Herrn Christus folgen, wie es auch unser großer, verehrter Sergius tat. Wahrhaftig, Sergius, der sich mit dem Feuer unterhielt und die feurige Taufe empfing, kannte und kennt die Natur des Göttlichen Elements. Genau, der große Sergius war nicht nur ein Theologe, sein ganzes Leben war eine mächtige Nachfolge Christi, sowohl in seinem selbstaufopfernden Dienst für sein Vaterland als auch für die Welt. Ja, der ehrwürdige Sergius wandte die Bündnisse Christi an, aber nicht das Dogma der Kirche. Und was seine Weigerung, die Stellung des Erzbischofs zu bekleiden, anbetrifft, war es nicht, weil Er wußte, wie sehr die Lehren der Kirche im Wider-Spruch mit der Wahrheit standen?

Viele Mysterien, die dem Intellekt unbegreiflich sind, werden offenbart, wenn man Gemeinschaft mit dem Göttlichen Element des Feuers hat. Aber diese Mysterien hegt der Geist im Herzen. „Ihr sollt das Heiligtum nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, auf daß sie dieselben nicht zertreten mit ihren Füßen und sich wenden und euch zerreißen.» (Matthäus 7, 6) Laßt uns also achtgeben, daß wir keine Lästerung begehen, laßt uns demütig unser Haupt beugen vor dem Sakrament des großen Göttlichen Elements, das uns Sterblichen in. der Herrlichkeit der sichtbaren und unsichtbaren Schöpfung offenbart wird. Wir sollten dieses Göttliche Element anbeten durch die Reinheit unseres Lebens und unserer Motive, wir sollten unser Herz mit Liebe und Hingabe zu dem Einen erfüllen. Der uns Licht gab, und wir selbst wollen uns dem Dienst an der Menschheit weihen.

Vater Sergius, Du Herrlicher, mit Dir gehen wir, mit Dir werden wir siegen!

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