Inhalt | Books in English


5. März 1935

Es ist herrlich, daß Du all jene nahezu unvermeidlichen Lasten des irdischen Lebens so wohlgemut annimmst. Was Deinen feurigen Blutandrang betrifft, so wird es mir recht schwer, die wahre Ursache festzustellen, da ich den Zustand Deines Organismus nicht kenne. Bei gewissen okkulten Offenbarungen stimmen die Nerven besonders wenig mit dem Blut überein. Der Rat wird gegeben:

„Während eines solchen Mangels an Übereinstimmung der Nerven mit dem Blutstrom sollte man besondere Ruhe bewahren und den Magen nicht überlasten, da dieser Blutandrang so stark und schmerzhaft sein kann, daß er sogar Ohnmacht verursachen kann.» Wenn die höheren Zentren zu arbeiten beginnen, erfolgt tatsächlich oft eine Umkehrung der Polarität und tut sich häufig durch solche feurigen Offenbarungen kund. Aber man sollte diese Welle nicht abwärts zu den unteren Zentren lenken. Versuche Gelassenheit zu bewahren und vermeide insbesondere jede Art von Gereiztheit. Baldrian ist ausgezeichnet, und in einigen Fällen sollte man ihn zwei- oder dreimal täglich einnehmen, aber natürlich nicht zu stark.

In den östlichen Arzneibüchern des Altertums wurde Moschus als Heilmittel zur Wiederherstellung des Gleichgewichts angesehen, aber natürlich hängt sehr viel von der Dosis ab. Verschiedene Organismen reagieren verschieden darauf. Viele Menschen können Moschus einfach nicht vertragen, da der Blutandrang zunimmt und sich der Puls, selbst bei einer sehr kleinen Dosis, erhöht. Darum möchte ich in Deinem Falle lieber dazu raten, fünf oder sechs Tropfen Strophantin einzunehmen, drei Tage nacheinander, täglich einmal, und dies alle vierzehn Tage zu wiederholen.

Das gleichseitige Dreieck mit der Spitze nach oben ist eins der Zeichen der Weißen Bruderschaft, und höchstwahrscheinlich hast Du es als Bestätigung gesehen, daß Dein Gebet erhört wurde. Jedes aufrichtige Gebet wird angenommen, aber die Antwort kommt nicht unbedingt sofort. Manchmal wird sie aus gewissen kosmischen Gründen verzögert.

Du möchtest gern wissen, wie Du ein gewisses Mädchen von ihrer medialen Veranlagung befreien kannst. Es ist außerordentlich schwierig, da sie die Folge einer gewissen Struktur des Organismus ist, die es dem Ätherkörper (dem niedrigen Astralkörper) erlaubt, ganz leicht und ohne die geringste Kontrolle des Willens auszutreten. Die meisten Phänomene bei spiritistischen Sitzungen werden durch diesen Ätherkörper ausgeführt, der sozusagen ein Verbindungsmittel zwischen der Seele und dem physischen Körper darstellt. Man kann dies mit den Ätherwellen vergleichen, die zwischen drahtlosen Telegraphenstationen wirken. Natürlich nimmt die hohe psychische Energie an allen derartigen mediumistischen Offenbarungen nicht teil. Es ist ganz unmöglich, die Struktur eines Organismus zu ändern. Man kann seinen geistigen Willen entwickeln und auf diese Weise allmählich mit seiner Hilfe den unwillkürlichen Austritt seines Ätherkörpers überwinden. Höchst unerwünschte Bewohner der Subtilen Welt mögen aus solchen ätherischen Ausstrahlungen Nutzen ziehen und sie für ihre eigenen Zwekke gebrauchen. Um diesen unwillkürlichen Austritt zu beherrschen, muß man in erster Linie die Gedanken zum Höchsten lenken und versuchen, sich mit einer reinen Atmosphäre zu umgeben, um jedes Eindringen von dunklen Wesen zu verhindern. Ein Medium muß also einen starken inneren Widerstand gegen alle dunklen Einflüsse entwickeln, aber gerade dies wird ihm äußerst schwer. Wie es in der Lehre heißt:

„Ein Medium ist nur das Wirtshaus für entkörperte Lügner.» Darum kannst Du nichts weiter tun, als diesem Mädchen zu raten, ihr Bewußtsein zu reinigen und standhaft und bewußt zum Höchsten zu streben - es gibt keine andere Möglichkeit. Viel hängt jedoch von der Umgebung ab. Wenn die Familie intelligent genug ist, mag es möglich sein, sie zu beeinflussen und zu bewirken, daß sie den Zustand des Mädchens erkennt, dies würde eine große Hilfe sein. Und nun hinsichtlich des jungen Mannes, der nach einigen mechanischen

Übungen die Bewegung seiner Zentren zu fühlen begann. Es besteht kein Zweifel, daß er sie gefühlt haben mag, da mechanische Übungen besonders jene Nervenbündel anregen, die leicht zugänglich sind. Natürlich kann eine solche Reizung die unerwartetsten Resultate verursachen: In erster Linie den Verlust des Gleichgewichts der Nerven, der sogar zu Irrsinn führen kann. Außerdem kann, Wenn eine gewisse Anfälligkeit für eine spezielle Krankheit besteht, diese Neigung noch stärker werden. So ist im Falle einer schwachen Lunge oft Schwindsucht die Folge; in Fällen ausgeprägter Sexualität mag sexuelle Verirrung erfolgen etc. Aber ich führte vor einiger Zeit Auszüge aus H.P. Blavatskys Schriften über die Folgen solcher Übungen für Dich an.

Bei geistiger Entwicklung erfolgt das Öffnen der Zentren auf ganz normale Art und Weise. Das Öffnen und die Tätigkeit dieser Zentren sollte zunächst in ihren psychischen und geistigen Aspekten offenbart werden. Bei einem beständigen inneren Streben nach dem Höchsten und nach Erweiterung des Bewußtseins ist die Beschleunigung des Öffnens der Zentren durchaus möglich. Es erfolgt entweder mit der Hilfe und Führung der Großen Lehrer des Lichtes oder zuweilen durch den Kontakt mit der gereinigten, feurigen Aura eines hohen Jüngers. Alles muß vom Höheren zum Niedrigen, vom Geistigen zum Physischen vor sich gehen, aber nicht umgekehrt. Wahrhaftig, nur das Höhere kann das Niedrige emporheben, und hierbei wird das hierarchische Prinzip mächtig bestätigt.

Ich muß auch warnend darauf hinweisen, daß eine Empfindung zwischen den Augenbrauen nicht unbedingt das teilweise Öffnen des dritten Auges bedeutet. Es mag einfach die Folge einer Muskelanspannung sein. Es wird angenommen, daß das Organ, das dem dritten Auge entspricht, die Zirbeldrüse ist. Diese Drüse zusammen mit dem Hirnanhang, wird jetzt für sehr wichtig für das richtige Funktionieren des Organismus gehalten. Im Indien des Altertums waren sie auch als Kanüle für alle geistig-manasischen Offenbarungen bekannt.

Bei wahrem Hellsehen kann man nicht sagen, daß man mit einem speziellen Organ sieht, da die Visionen oberhalb des Kopfes oder hinter dem Kopf, oder hinter dem Rücken, oder von der Seite, oder von vorn, oder im Kreise des dritten Auges oder im Sonnengeflecht etc. erscheinen können, und man kann sie alle gleich gut sehen. Wir sollten uns an das Bildnis der Göttin Dukkar erinnern -der Kreis ihrer Aura besteht aus zahlreichen Augen. Wir sollten auch daran denken, daß die Nervenzentren ihre subtilen Gegenstücke haben. Darum wirkt jede Abnormalität und Unausgeglichenheit bei der Entwicklung dieser physischen Leiter unvermeidlicherweise auf alle Körper zurück. Wir sollten also sorgfältig sein und keine Unausgeglichenheit hervorrufen.

Ich begrüße Deinen Artikel über den Pakt aufrichtig. Die Idee des Paktes macht Fortschritte. Die öffentliche Meinung reagiert stark auf diesen edlen Begriff. Ich hoffe, Du hast die Broschüre über die „Sitzungsberichte des Kongresses in Washington» erhalten. Natürlich sind nicht die Hälfte der empfangenen Grüße in diesem Buch veröffentlicht worden, aber es mag uns möglich sein, einen zweiten Band zu veröffentlichen. Die vollständige Geschichte des Paktes wird ein äußerst lehrreiches Buch ergeben, in dem beide Seiten, die des Lichtes und der Dunkelheit, deutlich offenbart werden, und die Nationen werden den Wert des Paktes und die Notwendigkeit für die Ratifizierung des Paktes für die Annahme des Banners erkennen. Wahrlich, das Banner des Friedens ist das größte Erfordernis der Zukunft. Es ist notwendig als großer Prüfstein zur Entwicklung des Bewußtseins der Menschheit.

Nun komme ich zu Deinen Fragen. Was den Paragraphen aus Herz über eine neue Form. des subtilen Körpers anbetrifft, so bezieht sich dies auf die neuen Versuche, den subtilen Körper fast bis zum Punkt des Physischen zu verdichten. In Zukunft wird dies einigen hohen Geistern die Möglichkeit geben, in einer verhältnismäßig niedrigen Höhenlage und für längere Zeit unter den Erdbewohnern zu erscheinen. Außerdem werden solche Körper völlig sichtbar sein, und es wird sogar möglich sein. ohne Hilfe eines Mittlers physisch in Verbindung zu treten.

In der tibetischen Sprache ist „Rigden» ein Teil des Titels des Herrn von Shambhala. „Kalachakra» (das Rad der Zeit oder das Rad des Gesetzes) wird in der Lehre den verschiedenen Herren von Shambhala zugeschrieben. Spuren dieser Lehre sind in fast allen philosophischen Systemen und Lehren Indiens zu finden. Heutzutage ist es vielleicht besser in Tibet bekannt. Aber in Wahrheit ist diese Lehre die Große Offenbarung, die der Menschheit gebracht wurde zur Zeit der Morgendämmerung ihrer bewußten Evolution, in der dritten Rasse des vierten Zyklus der Erde, von den Herren des Feuers, den Söhnen der Vernunft, die die Herren von Shambhala waren und sind.

„Uruvela» war ein heiliger Hain am Uter eines Flusses, wo der Legende nach der Herr Buddha Seine Erleuchtung erlangte Keeley war ein amerikanischer Erfinder am Ende des neunzehnten Jahrhunderts - aus Philadelphia. Er interessierte sich für das Problem der molekularen Schwingungen und der Zersetzung der Materie. Mit Hilfe von sympathetischen Schwingungen versuchte er die Energie, die innerhalb der Moleküle und Atome verschlossen ist, zu befreien. Er hatte Erfolg, aber er war der einzige, der es demonstrieren konnte. Nach der Erklärung von H.P. Blavatsky war es aufseine eigene persönliche Fähigkeit zurückzuführen. Viele betrügerische Spekulanten und Finanzmänner versuchten, aus Keeleys Entdeckung ein Vermögen zu machen, und dies besudelte seinen guten Namen. Als Folge wurde er von den wissenschaftlichen Autoritäten verurteilt und als Scharlatan erklärt. Dies wurde jedoch erst nach seinem Tode offiziell verkündet. Es ist interessant zu bemerken, daß seine Schriften heute außerordentlich schwer zu erlangen sind, und wie üblich, werden sie wahrscheinlich heimlich gelesen. Keeley ist ein weiteres Opfer menschlicher Unwissenheit und Niedrigkeit.

„Ahamkara» bedeutet hier den hohen Bewußtseinszustand während des Öffnens und der Vereinigung der höheren Zentren. Dieser Begriff ist das Gegenteil von dem des niedrigen Zustandes der Selbstsucht, der auch zuweilen „Ahamkara» genannt wird. „Pretaloka» entspricht dem Fegefeuer der katholischen Religion.

„Marakara» ist eine sehr düstere Örtlichkeit in den untersten Schichten der Subtilen Welt, die von den Geistern der Dunkelheit bewohnt ist. Mara ist der Fürst der Dunkelheit. Er wird auch der „Zerstörer» und „Tod» (der Seele) genannt.

„Golem» ist eine Legende aus dem Mittelalter. Diese Legende hat viel gemein mit dem berühmten Roman Frankenstein. Hier ist, kurzgefaßt, die Geschichte vom Golem. Es war einmal ein gelehrter Rabbi, der in Deutschland während einer Zeit der Judenverfolgung ein Alchimist war. In seiner Rachsucht wünschte er die Verfolger seines Volkes zu bestrafen. So entschied er sich, künstlich einen Riesen herzustellen, der ungeheure Kraft besaß und über den er absolute Gewalt haben und der tun würde, was er ihm befahl. Mit seinen außerordentlichen Kenntnissen gelang es ihm, einen solchen Riesen herzustellen und ihm einen Funken tierischen Lebens einzuflößen. Nach vielen Zauberriten wurde das große Geheimnis der Lebensformel von dem Rabbi entdeckt. Sie nahm die sinnbildliche Form eines Sternes an, und der Rabbi befestigte ihn auf der Brust des Riesen, der sofort belebt und von seinem Schöpfer ausgesandt wurde, um seinen zerstörenden Auftrag zu erfüllen. Golem stolzierte einher, ungeachtet alles Hindernisse, nur dem Willen seines Schöpfers gehorsam, und vernichtete alles, was ihm in den Weg kam. Viel Unheil und Tod wurde vom Golem unter den Verfolgern der Juden angerichtet. Schließlich marschierte er, nachdem er ein ganzes Dorf vernichtet hatte, von dort aus in eine Wiese, wo er ein kleines Mädchen sah, das Blumen pflückte. Das Tierleben hatte dem Riesen Tierinstinkt gegeben, und er fühlte sich zu dem Kind hingezogen. Er hob die Kleine auf, aber zögerte, sie zu töten. In dem Augenblick bemerkte das Kind den Stern auf seiner Brust und riß ihn ab, und sofort verließ der Lebensfunke den Riesen. Nach der Legende konnte nur eine reine Hand den Stern - das Symbol der großen Lebensformel - beseitigen.

Nun glaube ich, daß ich all Deine Fragen beantwortet habe. Es freut mich sehr zu hören, daß Du Tätigkeit liebst. Wahrhaftig, dies ist eine äußerst wertvolle Eigenschaft und unglücklicherweise eine der seltensten unter den Menschen, die gern viel reden und wenig tun. Die Mehrzahl mag gern träumen und sich auf andere verlassen, und so sehr wenige wünschen, schöpferisch tätig zu sein und aufzubauen. Darum heiße ich Dich besonders willkommen auf dem Pfad tätiger Zusammenarbeit für das Allgemeinwohl.


7. März 1935

Du hast den Ruf angenommen, der das erste Buch der Lehre des Lebens füllt, und Du weißt, daß der Ruf der Liebe die Antwort des Geliebten bringt. Diese Antwort deutet die Notwendigkeit für strenge Errungenschaft im Leben an. In den folgenden Büchern der Lehre werden alle Stufen angedeutet, durch die man hindurchgehen muß und die zum Geliebten führen.

So viel Schönheit und Freude ist in einem Leben zu finden, das der Zusammenarbeit mit den Kräften des Lichtes für das Allgemeinwohl geweiht ist! Und in erster Linie ist diese Freude die Folge einer großen Befreiung von der Anhänglichkeit an die Kleinigkeiten des Lebens. Dies kommt unfehlbar, wenn unser Bewußtsein beharrlich das erwählte Ideal hegt und das Herz vor Hingabe und Dankbarkeit zu dem Einen brennt, der rief. Die wahren Verehrer werfen nicht nur die Last der Anhänglichkeit ab, sondern lernen auch, alle Hindernisse und Leiden zu lieben, denen sie auf ihrem Pfad begegnen. Wahrlich, diese Hindernisse werden unsere Lehrer. Sie weihen uns in die weiteren Mysterien des öffnens der Blume des Geistes ein. Jene, die erklären, daß es möglich ist, geistiges Wachstum ohne Leiden zu erlangen, sprechen eine große Unwahrheit aus. Aber diese Leiden werden in Freude umgewandelt, in einen neuen geistigen Aufstieg, vorausgesetzt, daß das Feuer wahrer Liebe vorhanden ist. Leicht und schnell ist der Pfad des Herzens und der Hingabe, der alle Domen in einen blühenden Garten umwandelt. Aber schwer, gewunden und schmerzlich lang sind alle anderen Wege. Daher ist der Ruf des Großen Lehrers der Ruf der Liebe.

Wenn dieser Pfad erst einmal erwählt worden ist, sollte er fortgesetzt werden. Gib acht, daß Du Dich nicht abwendest, da nichts als Zerstörung entstehen wird. Es gibt viele Menschen, die in ihrem Verlangen, das Äußerste zu erfassen, von einem Ideal zum anderen und von einer Lehre zur anderen eilen. Und dieses Trachten nach dem Neuesten wird wie eine Krankheit, eine Art mentaler Entgleisung oder religiöser Berauschung. Sie wollen immer etwas Neues hören nur um einer vorübergehenden nervösen Erregung willen, und sobald ein aufregender Einfluß erschöpft ist, sind sie bereit für eine neue Leidenschaft.

Dies offenbart eine gewisse mentale Zügellosigkeit, und hier enden all ihre Errungenschaften. Aber es gibt Seelen, die uns an die Perle in der östlichen Sage erinnern. „Diese Auster lebt am Grunde des Meeres und kommt an die Oberfläche, um zur Zeit des Aufstiegs des Sternes Swati einen Regentropfen abzufangen. Sie schwimmt auf der Oberfläche des Meeres und hat ihre Schale weit geöffnet, bis es ihr gelingt, einen Regentropfen zu erhaschen. Dann taucht sie wieder unter und bleibt dort und ruht auf ihrem Meeresbett, bis sich aus diesem Regentropfen eine schöne Perle gebildet hat.» Wahre Jünger sollten dieser Auster gleichen. Sie sollten zunächst das Eine Ebenbild annehmen und aus Seiner Lehre eine schöne Perle des Geistes erschaffen.

Dieses Streben nach dem Einen Ebenbild ist besonders auf den ersten Stufen erforderlich. Erst später, nachdem die Grundlage festgelegt ist, sollten wir versuchen, unserem Tempel Zierden hinzuzufügen, die in anderen Lehren zu finden sind.

Außerdem sollten wir uns nicht einbilden, daß die Errungenschaften des Geistes unbedingt in irgendeiner speziellen Umgebung vollbracht werden müssen und nicht dort, wohin das Schicksal uns gestellt hat. Wahrlich, groß ist die Tat, die Lehre im täglichen Leben anzuwenden, denen Freude und Erleuchtung zu bringen, die sich uns näheren. Es heißt in der Bhagavad-Gita: „Der Mensch erreicht Vollendung durch das beständige Erfüllen seines Dharmas.» Daher sollten wir unseren Geist in der unermüdlichen Arbeit der Selbstvervollkommnung stählen, wir sollten unseren wohlwollenden Einfluß auf die in unserer Umgebung übertragen und unsere Fähigkeiten freudig überall dort anwenden, wo es möglich ist.


8. März 1935

Du bestehst darauf, daß „das Hierarchische Prinzip ebenso utopisch ist wie das Ideal der Demokratie». Ich kann Dir nicht zustimmen. Erstens halte ich keinen dieser Begriffe für utopisch, aber von den beiden ist „das Ideal der Demokratie» schwerer zu erreichen. Und weiter, wenn das Prinzip der Hierarchie die ursprüngliche Grundlage der Schöpfung ist, ist die ideale Demokratie ihre natürliche Krönung. Wie kann daher die Wirkung vor der Ursache kommen? Du wirst bestimmt nicht ableugnen, daß es leichter ist, ein paar Leute zu sammeln, die bereit sind, von der Großen Hierarchie des Lichtes geführt zu werden, als die sehr große Mehrzahl der Menschheit zu der Stufe emporzuheben, die für die ideale Demokratie erforderlich ist.

Du sagst: „Ich weiß, daß die geistige Führerschaft notwendig ist, aber ich weiß auch, daß die Pyramide vom Grund aus gebaut werden muß... Die Grundlage der Pyramide sollte auf den gesunden Prinzipien einer erneuerten Demokratie gelegt werden, und die Menschen sollten dazu erzogen werden... Nur auf diese Weise werden die Nationen, die vorbereitet sind, auf die geistige Führerschaft reagieren können. Nur wenn eine Grundlage vorhanden ist, kann die Pyramide einen Gipfel der Synthese haben.» Auch hier kann ich Dir nicht ganz folgen. Du scheinst die Hierarchische Führerschaft zu bestätigen, aber gleichzeitig glaubst Du, daß zunächst die Grundlage des Verständnisses für diese Führerschaft gelegt werden muß und daß erst dann, danach, die Hierarchische Struktur der Führerschaft angenommen werden kann. Aber wie können die Menschen die Grundlage bauen und das Bauwerk ausführen, wenn ihnen nicht eine gewisse Führung gegeben wird? Jedes Gebäude wird nach dem Plan eines Architekten errichtet, und die gewöhnlichen Arbeiter legen die Steine des Fundaments, ohne den ganzen Plan des Architekten zu kennen. Wahrhaftig, viele Arbeiter nehmen an dieser Aufgabe teil, von den niedrigsten bis zu den höchsten, aber sie alle führen den Plan des Schöpfers aus. Ohne das Hierarchische. Prinzip werden die „Erdbewohner», wie Du sie nennst, tatsächlich immer wieder keine Pyramide der Synthese bauen, sondern einen Turm von Babel. Illustriert unsere moderne, verfallende Zivilisation dieses ewig lebendige Symbol nicht mit erstaunlicher Klarheit?

Später nimmst Du nochmals eine andere Stellung ein. „Um eine Möglichkeit herbeizuführen, das zu erschaffen, was Du einen Brennpunkt nennst, durch den der Lichtstrahl gesandt werden kann, ist es zunächst ratsam, die Peripherie zu koordinieren...» Aber der Brennpunkt, oder Kern, wird immer vor der Peripherie gebaut. Jeder Kreis nimmt sein Zentrum als erwiesen an. Die Peripherie wächst im Verhältnis zum Wachstum des Brennpunktes und mit der Verstärkung des Lichtstrahles, den sie empfängt und der den Radius des Kreises entlangfließt, aber nicht umgekehrt. Ebenfalls sollten wir daran denken, daß im Leben, im Kosmos, nichts isoliert ist - alles wird übereinstimmend aufgebaut. Alle konstruktiven Elemente sind immer vorhanden und treiben den Fortschritt an. Einerlei wo der Brennpunkt erscheint, dort bildet sich die Peripherie, obgleich diese Peripherie nicht genau nach irdischen Maßstäben festgelegt werden kann.

Du sagst, daß auf unserer Erde keine Ideale erreicht werden. Auch hier kann ich nicht mit Dir übereinstimmen. Gewiß, die Ideale werden anders verstanden, und man kann sogar sagen, daß es ebenso viele Ideale wie Bewußtseinsgrade gibt. Doch wir haben die Ideale, die tatsächlich in den großen Lehren verkörpert sind. Diese Ideale sind wahrhaftig in Menschenwesen verkörpert worden und werden es auch heute noch. Ist die Existenz der großen Weißen Bruderschaft auf unserer Erde nicht die Erfüllung des höchsten Ideales, das der menschlichen Vorstellungsfähigkeit zugänglich ist? Wir sind viel reicher, als wir denken, und nur unsere Blindheit hindert uns, viele Herrlichkeiten des Lebens zu sehen.

Du bestehst darauf, daß „die Russen fähiger sind, die Synthese zu erkennen, als Westeuropäer, da die Russen sich nicht auf ihre kleine irdische Persönlichkeit begrenzen...» Allerdings ist das Potential der russischen Seele groß, aber trotzdem schlummert sie heute noch. Bis jetzt sind wir Unwissenheit begegnet und einer schrecklichen gegenseitigen Gehässigkeit - diesem ersten Zeichen einer niedrigen Bewußtseinsstufe, der die Fähigkeit für Synthese fehlt. Zweifellos ist Iwan (zu Hunderttausenden) sehr begabt, aber wenn er seine Gaben nicht rechtzeitig erweckt, können wir mit Recht sagen, daß keine Hoffnung für die Errettung unserer Rasse besteht und daß die „Arche» des neuen Noah nicht nutzbar gemacht werden wird. Allerdings würde die Zerstörung unseres Planeten ein unbegreifliches, beispielloses Unglück sein, aber da die Menschheit so grausam und so erpicht darauf ist, einander auszutilgen, verdient sie im großen und ganzen ein besseres Schicksal? Was kümmert's sie, wenn der Fortschritt der Masse um Millionen von Jahrhunderten verzögert wird? Die Vorstellungsfähigkeit der meisten Menschen geht sowieso nicht über morgen hinaus!

Du erhebst Einspruch gegen meine Bestätigung der Bedeutung der Persönlichkeit. Aber wie können wir die Persönlichkeit ignorieren, wenn gerade sie die Individualität aufbaut? Ich behaupte, daß es sehr nützlich ist, seine Persönlichkeit so intensiv wie möglich auszudrücken, aber nicht in ihren negativen Aspekten.

Gewiß, die wahre Vorstellung von einer Persönlichkeit und einer Individualität ist nur einem gereiften Bewußtsein möglich. Aber in einem kleinen Bewußtsein kann dieser Begriff die folgende selbstgefällige, heuchlerische, eingebildete Form annehmen: „Meine Individualität ist so groß, daß sie kaum durch meine augenblickliche Persönlichkeit ausgedrückt werden kann, die ich von meinen physischen Vorfahren geerbt habe. Darum möchte ich mich lieber auf meine wirkliche Individualität konzentrieren, ohne Rücksicht auf meine augenblickliche äußere Form.» Wir pflegten solchen „tiefgründigen» Erklärungen entgegenzutreten. Diese unwissenden und destruktiven Vorstellungen veranlassen den eingebildeten Heuchler, sich über seine illusorischen früheren Errungenschaften hämisch zu freuen. Nein, jeder von uns muß streben, seine augenblickliche Persönlichkeit schöner als die vorhergehende zu machen. Wir müssen an die Schönheit unseres jetzigen Lebens denken und es als das Schleifen des feinsten Diamanten für das Halsband des Lebens betrachten, das von unserem Geist geschmiedet worden ist. Darum sollte jeder seine Persönlichkeit bestätigen, denn wie kann er sonst seine Individualität ausdrücken?

Wahrhaftig, alle Grundlagen der Lebendigen Ethik müssen im Leben angewandt werden, da das Leben sonst unmöglich ist. Bei den neuen Verbindungen der Planeten wird eine günstige Ausstrahlung geistiger Strahlen erscheinen, die es den Menschen ermöglichen wird, ihre schlummernden Energien zu erwecken. Und wahrhaftig, das Gefühl der Ehrerbietung und der höchsten Hingabe muß wieder von der Menschheit empfunden werden, wenn sie ihre Evolution fortsetzen soll. Ebenfalls wird Zusammenarbeit auf allen Lebensgebieten mehr und mehr möglich werden. Genau, die Wissenschaft wird der Religion eine hilfreiche Hand reichen, und die Hinweise der Großen Lehrer werden den Glanz und die Macht der Strahlen der Laboratorien annehmen.

Wahrhaftig, sowohl die menschliche Trennung vom Kosmos als auch alle menschliche Uneinigkeit treiben das Bewußtsein ins Chaos. Ja, Du verstehst diesen akuten Augenblick im Leben des Planeten ganz richtig. Die Lehre und viele Zeichen werden freigebig ausgesandt, genau angesichts der drohenden Gefahr, der die Menschheit gegenübersteht.

„Ist es tatsächlich möglich, daß nicht in jeder Bewegung des Planeten ein Alarmsignal gehört wird? Ist nicht in jeder Bewegung aller Wesen ein qualvoller Schrei? Ertönt nicht bei jeder Bewegung der Geister, die in knechtischer Unterwürfigkeit dem Erdboden gleichgemacht worden sind, eine Auflehnung?

Es ist besser, wenn ein Abszeß aufgeschnitten wird, und es sollte möglich sein, die Öffnung hinterher zu schließen. Doch erst muß der Eiter abgezogen werden, darum ergreifen Wir keine halben Maßnahmen. Wir erwarten weitgehende Handlungen, und zur Zeit eines Alarmsignals kann man unmöglich über ein bißchen Garn nachdenken.» (Neues Zeitalter-Gemeinschaft, 57)

Du hast auch die Zeilen aus Unbegrenzlheit richtig verstanden über die feurigen Energien, die aus dem Weltraum strömen und zerstört werden, wenn sie keine hinreichende Anzahl Leiter auf Erden finden.

Du behauptest, daß Selbstdisziplin häufig die schwerere Art von Disziplin ist. Aber offen gesagt, jede Disziplin führt schließlich zu Selbstdisziplin. Disziplin, die von jemandem auferlegt wird, ist rein äußerlich und führt natürlich nicht zu irgendwelchen geistigen Errungenschaften. Obgleich gewöhnlich angenommen Wird, daß es leichter ist, auf dem Pfad mit dem Lehrer zu wandeln (und wie Du schreibst, „Wir haben ein konkretes und herrliches Beispiel vor uns»), stehen wir trotzdem, wenn wir uns der Geschichte zuwenden, einer erstaunlichen Tatsache gegenüber: Je größer der Lehrer, desto geringer die Anzahl der Jünger. Bestätigen die Tatsachen von heute nicht stark dieses Gesetz der Entsprechung im umgekehrten Verhältnis? Beweist diese Tatsache nicht, daß es schwer ist, dem Lehrer zu folgen? Wahrlich, der Pfad der Jüngerschaft ist nicht leicht! Natürlich kann ein irdischer Lehrer, der die feurige und gereinigte Aura besitzt, den Fortschritt eines Jüngers durch seine bloße Gegenwart beschleunigen. Aber hierfür ist sowohl eine vollständige Harmonisierung der Bewußtseine erforderlich als auch die tiefe Hingabe des Jüngers zu seinem Lehrer. Dann sind tatsächlich Wunder möglich. Aber, wie ein großer Lehrer sagte: „Es sind zu viele Finger an einer einzigen Hand, um die Zahl der Jünger zu zählen.»

Die Aura unserer Erde ist sehr trübe. Wenn sie einst gelb war, kommt sie jetzt einer schiefergrauen Farbe näher. Es war schrecklich, diese Atmosphäre zu beobachten, besonders das Verbreiten einer absoluten Dunkelheit. Ich war mehrere Tage lang in einem Zustand nervösen Zitterns nach diesem Erlebnis. Es bereitete mir Schmerzen, das Unheil zu fühlen, das unserem Planeten droht. Aber nun habe ich es überwunden, und ich kann alle Zeichen ruhig annehmen, die andeuten, wie alle Sicherheitsanker des Schiffes der Menschheit unter dem Angriff der dunklen Kräfte einer nach dem anderen zerstört werden.

Du solltest nicht glauben, daß das Problem der Zwillingsseelen nicht von Plato gelöst wurde. Der große Plato war in die Mysterien des Seins eingeweiht. Aus diesem Grunde konnte er sein großes Wissen nicht den unvorbereiteten Köpfen vorlegen, nur Hinweise über die Wahrheit wurden ausgegeben. Wie es heißt:

„Wer eine kostbare Formel entdeckt, kann sie nicht aus dem Fenster rufen, weil der sich daraus ergebende Schaden die beste Nützlichkeit vernichten würde.»

Du schreibst, daß das Karma der Frau wohlverdient ist. Es ist schwer zu sagen, daß die Frau ihre Demütigung verdient hat. Natürlich kommt alles in Zyklen, und im Zeitalter, wo rohe Gewalt herrschte, war die Frau nicht imstande, sich auszudrücken. Erst als die höhere psychische Energie sich wieder einmal in der Menschheit offenbarte, forderte das weibliche Prinzip seine gesetzmäßigen Rechte. Der Pfad der Frau ist voller Selbstentsagung und ununterbrochenem Geben gewesen. Wie es heißt: „Jene, die ihre Rechte bestätigen, besitzen diese Rechte nicht unbedingt.» Das Gleichgewicht der Elemente ist eine Grundlage des Lebens, und die Verletzung dieses Gesetzes führt zur Zerstörung. Und nun werden die Großen Lehrer die Rechte der Frau bestätigen. Darum wird die kommende Epoche nicht nur ein Zeitalter großer Zusammenarbeit sein, sondern auch das Zeitalter der Frau. Die Frau wird sich mit Mut bewaffnen müssen, und in erster Linie wird sie ihr Herz von unweisem Geben zurückhalten müssen, denn in allem muß das Goldene Gleichgewicht bewahrt werden. Die Frau muß sich bestätigen, und darum ist das Schwert des Geistes gerade in die Hände der Frau gelegt worden. Im Osten wird diese Epoche als das Zeitalter Maitreyas bezeichnet, als das Zeitalter des Großen Erbarmens und das Zeitalter der Mutter der Welt.

Zum Schluß laß mich sagen, es ist durchaus möglich, daß das „Mißverständnis zwischen uns», wie Du schreibst, „nur durch einen Unterschied in der Terminologie entsteht...» Wahrhaftig, nur vollkommenes Verständnis gewährt die Vereinigung der Bewußtseine. Wie es heißt: „Wenn wir zwei Gesprächspartner nehmen, die gleich entwickelt sind, mögen sie einander doch nicht verstehen können, wenn dem Bewußtsein des einen von beiden auch nur einige kleine, unbedeutende Bindeglieder fehlen. Dieser kleine Unterschied kann sich in einer andersartigen Bewegung der Zahnräder des Denkens widerspiegeln und die Bewegung gänzlich anderer Hebel zur Folge haben.»


12. März 1935

In einer Hinduzeitschrift habe ich eine Anzeige über ein Yogazentrum in Europa gelesen. Jetzt gibt es in Indien ebenfalls ähnliche Gruppen nach europäischem Muster, in denen die Mitglieder öffentlich in der Entwicklung des niederen Psychismus und der angeborenen medialen Fähigkeiten ausgebildet werden. In diesen Zeitschriften zeigen sie großzügig Kurse zur Entwicklung der im Menschen schlummernden Kräfte an, mit der Idee, einträgliche Stellungen, Beförderung etc. zu erlangen. Dies ist schrecklich! In diesem Zusammenhang erhielt ich kürzlich einen Brief von einem Amerikaner (er wurde mir nachgeschickt), in dem er mir von einigen seiner Erfahrungen erzählte. Er besuchte eine dieser Schulen, die in Amerika von einem Hindu gegründet wurden, und er befolgte alle erforderlichen Übungen genau, bis seine Gesundheit gänzlich ruiniert war. Dies schreibt er: «Mir waren keine anderen Annäherungen zum Yoga bekannt, und ich hatte keine weiteren Beziehungen. Daher erkannte ich die Gefahren nicht, denen ich tatsachlich ausgesetzt wurde. Aber nachdem ich zwei Jahre lang die Übungen gemacht und meine Gesundheit vollkommen eingebüßt hatte, mußte ich das Ganze aufgehen. Später versuchte ich viele Male, mich mit einer Arbeit zu befassen oder eine Stellung anzunehmen, aber jedesmal mißlang es mir wegen meiner zugrunde gerichteten Gesundheit. Aber schließlich brachte mich eine ganze Kette von unerklärlichen Ereignissen zum Hause von Frau S. Sie erzählte mir über Agni Yoga, und augenblicklich erkannte ich, daß ich endlich das gefunden hatte, wonach ich so lange suchte...» Später beschreibt er seinen geistigen Zustand, und er beendet seinen Brief mit den folgenden Worten: „Nachdem ich meine ganze Kraft dem Großen Dienst gewidmet hatte, habe ich mich diese letzten paar Monate völlig wohl befunden, sowohl physisch als auch geistig.» Wie Du sehen kannst, gelang es den Dunklen in diesem Falle, die Gesundheit zu ruinieren, aber sie konnten das Feuer des Geistes nicht löschen.

Ja, viele derartige Schulen sind in der ganzen Welt verbreitet, und sie sind äußerst erfolgreich, soweit es ihre Finanzen betrifft. Ich selbst kannte eine solche Schule in New York. Der Leiter war ebenfalls ein Hindu, und sie war äußerst luxuriös eingerichtet, da er sich um die gelangweilten Millionäre beiderlei Geschlechtes bemühte. Jeder Student hatte eine Zimmerflucht mit der ganzen nötigen Ausstattung für die Übungen. Sie zahlten fünfhundert Dollar im Monat und mehr, je nach der Zahl der Zimmer, die sie bewohnten. Ich kannte ein Frau, die dort studiert hatte, persönlich, und sie pflegte mir ihre Errungenschaften zu demonstrieren. Zum Beipiel konnte sie auf dem Kopfstehen! Jedoch Zirkusakrobaten können viel schwierigere Kunststücke verrichten und bleiben doch nur Akrobaten. Natürlich sind alle diese Übungen im Grunde dazu bestimmt, die Blutzufuhr zu den Gehirnzentren zu erhöhen und sie dadurch anzuregen. Aber wir wissen von Fällen, wo die Menschen durch den Versuch, auf dem Kopf zu stehen, blind geworden sind. Man sollte verstehen, den Blutdruck sehr vorsichtig zu regeln, wenn man diese mechanischen Übungen verrichtet. Alle möglichen Schwierigkeiten ergeben sich infolge dieses regelwidrigen Druckes. Um den übermäßigen Blutdruck zu vermeiden, der dem Öffnen einiger Zentren folgt, verbringen wirkliche Yogis diese Zeit in den Bergen. Es ist daher nicht schwer, sich vorzustellen, wie gefährlich alle diese erzwungenen Übungen sind, die in großen Städten unternommen werden, wo es so sehr an dem reinen Prana fehlt.

Es gibt einige aufgeklärte Menschen, die wissen, daß alle Yogas im Grunde auf Feuer beruhen. Agni Yoga ist eine Synthese aller Yogas. In allen Hinduschriften des Altertums ist das herannahende Feurige Zeitalter vorausgesagt worden. Es wird gesagt, daß Agni - das Feuer, das allen Yogas in verschiedenen Graden zugrunde liegt - die Atmosphäre unseres Planeten ungeheuer durchtränken wird und alle Zweige des Yogas zu einer feurigen Synthese verschmolzen werden. Wahrlich, Agni Yoga ist eine feurige Taufe. Wie gewöhnlich neigt geringes Wissen dazu abzuleugnen und ist außerordentlich dogmalisch in seinen Behauptungen. Hieran sollte man sich stets erinnern. In den Vedas ist Agni der Gott des Feuers, einer der ältesten und verehrtesten aller Götter Indiens. So heißt einer der Abschnitte in den ältesten Schriften der Hindus - den Puranas -das Agni Purana. Der Hindu versteht also, was die Bezeichnung „Agni» bedeutet, sie hallt in seinem Herzen wider.

Es gibt viele, die, nachdem sie den Raja Yoga von Vivekananda gelesen haben, das Praktizieren von Raja Yoga für ganz leicht halten. Aber sie vergessen einen sehr wesentlichen Punkt: Während Vivekananda die Hilfsmittel zur Entwicklung gewisser Zentren durch Atemkontrolle besprach, bestand er in erster Linie auf der vollständigen Reinigung der Gedanken und des Herzens - mit anderen Worten: auf der Erneuerung des inneren Menschen. Erst hinterher hielt er es für möglich, mit den mechanischen Übungen zu beginnen. Aber gibt es viele, die diese Grundbedingung, die Vivekananda aufstellt, in Betracht ziehen, während sie diese Übungen aufnehmen? (Die letzten Endes Hatha-Yoga-Übungen sind.) Die Ausübung von Raja Yoga ohne die innere Umwandlung ist ganz unmöglich. Außerdem hat die Wissenschaft des Atems, die von den wahren Raja Yogis betrieben wird, wenig gemein mit dem weit verbreiteten Pranayama. Die Hatha Yogis sind mit der Kontrolle des lebenswichtigen Atmens der Lunge in Anspruch genommen, während die Raja Yogis des Altertums ein solches Atmen als mentales Atmen verstanden. Nur die Errungenschaft dieses mentalen Atmens führt tatsächlich sowohl zu den höheren Formen des Hellsehens und zur Wiederherstellung der Funktionen des dritten Auges als auch zu anderen Errungenschaften des Raja Yoga.

Und nun hinsichtlich der Gedankensendungen. Man sollte tatsächlich nur die reinsten Gedanken senden, die vom Herzen kommen, da sonst die unerwartetsten Folgen entstehen können.

Es wäre ausgezeichnet, wenn Du besondere Klassen in Deinen Gruppen einrichten könntest, die der Entwicklung von organisiertem Denken gewidmet werden. Dies sollte nicht auf abstrakter Psychologie begründet werden, sondern auf praktischen Grundlagen wie der Ausbildung von Beobachtung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Konzentration etc. In allen Schulen des Altertums in Indien wurde die Entwicklung der Beobachtung in erster Linie gefordert. Nur jene Jünger wurden angenommen, die diese Qualität in hohem Grade besaßen. Es würde äußerst ratsam sein, solche Prüfungen der Beobachtung und der Aufmerksamkeit einzuführen. Dies kann in der gewöhnlichsten Umgebung geübt werden und mit den gebräuchlichsten Gegenständen. Jeder Gegenstand kann viel lehren, und eine höchst vielseitige Beobachtungsfähigkeit kann in den Menschen entwickelt werden. Natürlich gibt es gewisse Anleitungen über diesen Gegenstand in der theosophischen Literatur. Vielleicht könntest Du anfänglich das kleine Buch von Ernest Wood verwenden, und dann wird das Leben selbst Dir die besten Beispiele zeigen.

Es ist nützlich, mit der geschichtlichen Entwicklung des menschlichen Denkens bekannt zu werden. Ich würde auch das Studium der Broschüre über „Symbolik» von H.P. Blavatsky empfehlen. Die Ähnlichkeit der Symbole der verschiedenen Religionen ist äußerst lehrreich.

Ja, die Atmosphäre um H. herum ist aus vielen Gründen außerordentlich stikkig und schwer. Aber, wie gesagt wurde: „Es ist notwendig, das wahre Gesicht ans Licht zu bringen. Das Aufdecken von Gesichtern ist an sich schon eine Reinigung des Weltraumes.» Es ist absolut erforderlich, die Abszesse zu öffnen und den Eiter abzulassen. „Gewiß, die Neue Welt hat neue Bedingungen und verlangt neue Handlungen. Es ist unmöglich, auf die alte Weise in die Neue Welt einzutreten. Darum betone Ich die Erneuerung des Bewußtseins so sehr. Nur die Offenbarung eines neuen Bewußtseins kann die Welt erretten.» Diese Erneuerung des Bewußtseins ist tatsächlich das hauptsächliche Ziel der Lehre der Lebendigen Ethik. Aber man sollte verstehen, daß es nicht durch Konzentration auf die eigene Nasenspitze kommen kann.

Ich möchte gern, daß Du immer auf das spezielle Buch und den Paragraphen hinweist, in dem Dir die Bedeutung unverständlich ist. Oft kann ein Satz mehr als eine Bedeutung haben, und dann kann der Schüler unterwiesen werden, sich an diejenige zu halten, die in dem gewissen Paragraphen beabsichtigt ist. Zum Beispiel: „Die Dichtigkeit des Astralen» kann die Dichtigkeit der Schichten der Subtilen Welt in der Nähe unserer Erde bedeuten, die durch gewaltsam entkörperte Seelen verursacht wurde, oder es kann auch die Verdichtung der Elemente des subtilen Körpers bedeuten.


22. März 1935

Die Antwort, die Jesus der Salome gab, war wirklich wunderbar. Sie fragte Ihn: „Wann wird Dein Reich kommen?» Und Jesus sagte: „Wenn zwei eins sein werden und männlich weiblich sein wird, und wenn es weder männlich noch weiblich geben wird.» Die Lehre des Lebens predigt dasselbe: Die Notwendigkeit für das Gleichgewicht der Zwillingselemente, ihre gleichen Rechte und richtigen Vereinigungen. Dies würde die Errettung der Menschheit bedeuten und das Reich des Geistes bringen. Wahrlich, das Reich des Geistes wird nicht ohne wahres Verständnis für die Grundlagen des Seins kommen.

Alle Großen Lehrer, die in verschiedenen Ländern und Nationen unter verschiedenen Ebenbildern erschienen sind, sind die Pforten zum Geist. Jeder von ihnen ist das Alpha «und Omega, und dies trifft sogar auf jeden Menschen zu, der das Christusprinzip in sich gefunden und bestätigt hat. Du wirst Dich an den Ausdruck erinnern: „Der Mikrokosmos gleicht dem Makrokosmos.» Wir alle wissen, daß die Bezeichnung „Christus» dem heidnischen Wortschatz entnommen wurde und ursprünglich „Eingeweihter» oder „Hierophant» bedeutete. Der Christus ist unser gereinigtes und höchstes Ego. Ich werde einen Vers aus dem Brief an die Galater (4, 19) zitieren: „Meine lieben Kinder, welche ich abermals mit Ängsten gebäre, bis daß Christus in euch eine Gestalt gewinne.» Aus diesem Ausspruch wird klar, daß der Ausdruck „Christus» in jenen Tagen einen besonders hohen Bewußtseinsstand bedeutete. Eine Erklärung des Begriffes „Christus» ist auch in den Büchern „Dobrotolubye» zu linden, und auch die Worte „die ich abermals mit Ängsten gebäre» bestätigen das Gesetz der Wiedergeburt.

Die scheidende Rasse fügt den erwählten Nachfolgern nicht nur dadurch Schaden zu, daß sie ihre Geburt hindert, sondern auch durch die Tätigkeit der dunklen Kräfte, die in allen ihren Unternehmungen im täglichen Leben gegen die Kräfte des Lichtes kämpfen. Nur ein unkultivierter Verstand glaubt tatsächlich, daß die Großen Geister eine leichte Existenz haben, ein verfeinertes Bewußtsein weiß, daß das Gegenteil der Fall ist. Wahrlich, je größer der Geist, desto schwerer ist sein Pfad. Es heißt: „Ein Heiliger wird von Dämonen bedroht, aber der Erzengel kämpft mit dem Satan selbst!»

Doch trotz aller Schwierigkeiten auf dem Pfad verstärkt jeder Sieg die neue geistige Freude. Im Buddhismus ist es üblich, die gute Qualität eines Menschen oder seiner Arbeit nach der Anzahl seiner Feinde und Hindernisse zu beurteilen. Auch in den wunderbaren Büchern „Dobrotolubye» werden Feinde gepriesen, da nichts unsere verborgenen Fähigkeiten und Qualitäten mehr erwecken kann als sie. Die Feinde sind auch „die Ausbrenner Christi» genannt worden, da in den Tagen des Altertums viele Krankheiten durch Ausbrennen behandelt wurden.

Man kann ganz sicher sein, daß der traditionelle Religionsunterricht ohne Kenntnis der Einen Quelle, ohne die vergleichende Geschichte der Religionen aller Nationen nur eine falsche Vorstellung von der geistigen Evolution der Menschheit gibt und ein Gefühl für religiöse Intoleranz entwickelt. Unduldsamkeit ist eine schreckliche Plage der menschlichen Rasse und widerspricht allen Bündnissen der Gründer der bestehenden Religionen. Was Kinder anbetrifft, so mag die östliche Philosophie zu schwierig für sie sein, aber die Biographien der Großen Lehrer und Heiligen und ihre praktischen Ratschläge werden stets einen Widerhall im Herzen des Kindes finden und die nötige Ehrerbietung für geistige Werte und für die Leistungen anderer Länder bestätigen.

Es ist nötig, auf den Schaden hinzuweisen, den die weitverbreitete, zunehmende Manie für Sport anrichtet. Zweifellos ist sie von einer Erniedrigung des Geschmacks begleitet. Natürlich ist Sport am Platz, aber in Grenzen, und wenn er sich im rechten Gleichmaß mit Schönheit befindet. Aber alle Arten von Boxen können nur tiefen Widerwillen hervorrufen.

Es ist äußerst notwendig, von frühester Kindheit an die Denkfähigkeit zu entwickeln. Genau, wie es heißt: „Die Wissenschaft des Denkens muß in den Schulen eingeführt werden, nicht als abstrakte Psychologie, sondern als praktische Grundlage für Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Konzentration und Beobachtung. Abgesehen von diesen vier grundlegenden Zweigen der Wissenschaft des Denkens, bedürfen allerdings auch andere Eigenschaften der Entwicklung, zum Bei spiel Genauigkeit, Findigkeit, Geschwindigkeit, Synthese, Originalität und andere.

Wenn auch nur ein Teil der Bemühungen, die in den Schulen für Sport gemacht werden, auf die Kunst des Denkens angewandt werden würde, dann würden die Ergebnisse erstaunlich sein.» Aber wahrhaftig, in der heutigen Zeit ist diese göttliche Fähigkeit etwas, vor dem sich die Mittelmäßigen fürchten. Am allermeisten fürchten sich die Menschen vor dem Denken. Man braucht sich kaum zu wundern, daß die Führer der mittelalterlichen Kirche in ihrer schlauen Bewußtheit diese Fähigkeit eiligst für eine „Gabe des Teufels» erklärten. Sie wußten, daß ihr „Paradies» arm und leer werden würde, sobald die Intelligenz sich offenbarte. Und wer würde ihnen dann den Reichtum der Erde zu Füßen legen, der durch den Schweiß der Menschen erworben wurde?

Es ist auch notwendig, auf ein Hauptübel des modernen Religionsunterrichtes hinzuweisen, nämlich auf das Einflößen eines Gefühls der Verantwortungslosigkeit in das menschliche Bewußtsein. Genau, eine entartete Kirche flößte dem Bewußtsein ihrer Herde jahrhundertelang ein tierisches Gefühl für Verantwortungslosigkeit ein. Von Kindheit an durften die Menschen glauben, daß sie die schrecklichsten Verbrechen begehen dürften, weil der Priester durch die ihm gegebene Macht den Menschen durch Beichte und Vergebung von Sünden freisprechen kann. Was könnte den Irrenden dann hindern, nach der Freisprechung wieder dieselben Sünden zu begehen und wieder Vergebung zu erhalten, vielleicht für eine noch höhere Gebühr?

Denke daran, wie es heißt: „Ist das Vergeben eines reuigen Sünders für eine Gebühr nicht das abscheulichste Verbrechen? Ist die Bestechung der Göttlichkeit mit Gold nicht schlimmer als die ersten Formen des Fetischismus? Diese schreckliche Frage muß von jedem Gesichtspunkt aus besprochen werden.» Es ist wirklich entsetzlich, da dieses Geschwür in allen Religionen über die ganze Welt verbreitet ist. Erinnere Dich an den päpstlichen Ablaß des Mittelalters. Aber selbst heute tritt das alte Gesetz nochmals ins Leben, und ein Katholik braucht sich nicht einmal zu bemühen, eine Pilgerfahrt nach Rom zu machen, um Buße für seine Sünden zu tun. Er braucht nur eine gewisse Summe für den Ablaß zu senden, und die Vergebung wird ihm Eintritt in den Himmel gewähren.

Ich habe dies alles einem meiner Briefschreiber geschrieben, und darum will ich, um dieses Übel ausführlich zu betonen, aus diesem Brief von mir zitieren:

„...Wahrhaftig, durch das Einflößen der Idee in die Köpfe der Kinder, daß die Kirche als mächtiger Fürbitter für eine Träne der Reue und eine Gebühr dem Irrenden den Eintritt durch die Pforten des Paradieses gewähren kann, begeht die Kirche die größte Sünde. Dadurch, daß die Kirche das Verantwortungsgefühl vom Menschen nimmt, schließt sie ihn von seiner Göttlichen Quelle aus. Die Kirche hat den großen Begriff der Göttlichen Gerechtigkeit in Verruf gebracht. Durch den Verlust des Verständnisses für Verantwortlichkeit und Gerechtigkeit wird der Mensch unausweichlich seine Involution beginnen, da diejenigen, die das kosmische Gesetz nicht befolgen, zu Entartung bestimmt sind.

Der ganze Kosmos ist auf dem Gesetz der Verantwortung aufgebaut oder, wie es häufiger genannt wird, auf dem Gesetz von Ursache und Wirkung oder dem Karmagesetz. Und es ist ganz unmöglich, dieses Gesetz zu ignorieren oder zu vernachlässigen, ohne letzten Endes Selbstzerstörung herbeizuführen. Alle Lehren des Altertums lehrten ausnahmslos dieses Gesetz großer Verantwortung, diese Verpflichtung des Göttlichen in uns. Dies wird deutlich in den Worten von Moses gezeigt: « Aug um Auge, Zahn um Zahn», die falsch ausgelegt und als Beispiel für die Rachsucht des jüdischen Volkes gehalten werden. Wir sollten auch an die Worte Christi denken:, Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage Euch: Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: «Racha!, der ist des höllischen Feuers schuldig...»

Auch die Bedeutung der Arbeit sollte noch mehr betont werden, da sie der wichtigste Faktor, der Grundstein unserer Existenz ist. Es ist zweckmäßig, sich an diese weise Auslegung einer biblischen Legende zu erinnern:

„Laßt uns also sehen, wie entstellt die Legende über Adams Verlassen des Paradieses ist. Gott verurteilte ihn, indem er ihm befahl, im Schweiße seines Angesichts zu arbeiten! Ein seltsamer Gott, der dadurch bestraft, daß er Arbeit gibt! Ein intelligentes Wesen würde Arbeit nicht für ein Übel halten, da Arbeit der Pfad zum Licht ist. Was liegt also dieser Legende zugrunde? Als der Mann mit Hilfe der Intuition der Frau die Fähigkeit der Herrschaft über die Naturkräfte erlangte, gab der Göttliche Lehrer eine Wegzehrung. Die hauptsächliche Wegzehrung befaßte sich mit der Bedeutung intensiver Arbeit. Diese ist ein Segen und kein Fluch. «Schweiß» wird als Symbol der Spannung erwähnt.

Es ist absurd zu glauben, daß Schweiß nur eine physische Erscheinung ist. Während mentaler Arbeit fließt eine besondere Ausströmung aus, die für die Sättigung des Weltraumes wertvoll ist. Wenn körperlicher Schweiß die Erde befruchten kann, dann erneuert derjenige des Geistes das Prana dadurch, daß er in den Sonnenstrahlen chemisch umgewandelt wird. Arbeit ist die Krone des Lichtes. Es ist notwendig, daß Schulkinder sich an die Bedeutung der Arbeit als einen Faktor der Welterschaffung erinnern. Als ein Ergebnis von Arbeit wird Standhaftigkeit des Bewußtseins entstehen.» (Neues Zeitalter-Gemeinschaft, 117)

Jemand sagt, daß „der Mensch, nachdem er in die Subtile Welt hinübergegangen ist, nicht die Hölle vorfindet, vor der er sich so sehr gefürchtet hat, ehe er die Erde verließ...» Man müßte das Adjektiv „durchschnittlich» vor dem Wort „Mensch» hinzufügen. Wahrhaftig, die Hölle existiert. In der Subtilen Welt leiden nicht nur Verbrecher entsetzlich, sondern auch jene, die ihre geistige Entartung erlaubt haben oder die mit irgendwelchen Gelüsten erfüllt sind. Dies wird in den Heiligen Schriften aller Völker gelehrt.


25. März 1935

Es bereitete mir Freude, Deinen Brief zu lesen. Am meisten schätze ich Menschen mit Selbstbeherrschung, Menschen, die ihr Karma in die Hand nehmen und die durch aufrichtiges Forschen Befreiung von allen aufgezwungenen Dogmen und Vorurteilen erlangen. Darum heiße ich Dich willkommen auf Deinem erwählten Pfad, Licht in das Bewußtsein der Menschen zu bringen. Dein Vorgehen ist ganz richtig. Man sollte niemals zwingen, sondern nur das geben, was assimiliert werden kann. Alle Lehrer, vom geringsten bis zum höchsten, hatten und haben Jünger verschiedener Grade. Um erfolgreich zu sein, muß man in erster Linie das Bewußtsein der Zuhörer in Betracht ziehen.

So viele Seelen sehnen sich danach, die Lehre Christi in einem neuen Licht zu verstehen. Wenn die Werke von Origenes nicht erhältlich sind, schlage ich daher die bemerkenswerten Bücher von „Dobrotolubye» vor. Wenn man die lebenswichtigen Ratschläge und die Erklärungen des Evangeliums seitens der großen geistigen Arbeiter der ersten Jahrhunderte des Christentums liest, erkennt man deutlich, wie verwirrt unser moderner Verstand ist. Unter dem Ausdruck „Christus» verstanden diese großen Weisen das höchste Göttliche Prinzip in uns genau als das, was es wirklich ursprünglich in den großen Mysterien des Altertums bedeutete. Die Ausdrücke „Krestos» und „Kristos» wurden den Wörterbüchern der heidnischen Mysterien entnommen. Krestos, oder Neophyt, der alle Leiden durchmachte und alle Prüfungen im letzten Ritus der Einweihung bestand, wurde nach der Salbung Christus, „der Gereinigte». Seine endliche Persönlichkeit wurde mit seiner unendlichen Individualität verschmolzen, und dann wurde er ein unsterbliches Ego. Die gleiche Vorstellung des Wortes „Christus» findet man auch in dem Brief an die Galater (4, 19) sowie auch im ersten Brief an die Korinther (3, 16), im Johannesevangelium (15, 4) und im Lukasevangelium (17, 21).

Die Bücher Dobrotolubye wurden mir vom Athos zugesandt, aber ich glaube bestimmt, daß einige unserer „Altgläubigen» sie haben mögen. Einige Seiten sind den östlichen Lehren und der Lehre der Lebendigen Ethik im Geist sehr ähnlich. Bemerkenswert sind die Erklärungen des großen Antonius hinsichtlich des Königlichen Pfades oder des Pfades des Gleichgewichts. Der Mittelpfad, oder die Goldene Mittelstraße, wurde auch von allen großen Lehrern der Menschheit befürwortet. Wie schön ist die Aufgabe des Reinigens der Lehre Christi im Geist der frühesten großen christlichen Arbeiter im geistigen Bereich und ihrer Auslegung mit einem neuen Verständnis! Es wäre ausgezeichnet, die Geschichte und alle Beschlüsse der ersten Kirchenkonzile zu erforschen und zu erfahren, wie sich die Mehrzahl der Vertreter der Kirche im Laufe der Zeit von der Wahrheit abgewandt hat. Ja, natürlich wäre es sehr wertvoll, das Werk von Origenes Über die Elemente zu bekommen. Es gibt so viele Kommentare über alle unklaren Teile der Evangelien und des Alten Testaments. Die Aufgabe der Reinigung dessen, was als Lehre Christi angenommen wird, und die richtige Art und Weise, sie im Geist einheitlich mit allen anderen großen Lehren des Ostens in Beziehung zu bringen, würde ein äußerst kostbarer Beitrag zu unserer armseligen oder nicht erhältlichen religiösen Literatur sein. Das Feuer des Herzens kann durch das Durcharbeiten der modernen theologischen Werke erstickt werden. Dies gilt nicht nur für die christliche Theologie, sondern auch für andere Religionen. Nur wenn man zu den Urquellen zurückkehrt, kann man die Schönheit und Einheitlichkeit der großen Offenbarungen entdecken.

Deine Frage hinsichtlich der Tiere ist ziemlich kompliziert. Sicherlich kann das Töten harmloser Tiere um der Nahrung willen im Prinzip nicht entschuldigt werden, wenn die ganze Natur uns mit genügend anderer Nahrung versorgt, die blutlos ist. Aber das Leben ist so kompliziert.

Es ist unmöglich, sofort alle Bedingungen der höheren Welten auf der Erde einzuführen. Unsere Erde und ihre Bevölkerung ist noch nicht bereit, höhere Gesetze und höhere Bedingungen anzunehmen. Darum muß man die gegenwärtigen Gebräuche und Umstände dulden und gleichzeitig danach streben, sie soviel wie möglich zu bessern und zu veredeln. Aber um sich in diesem Labyrinth der äußerst komplizierten und zuweilen unlösbaren Probleme nicht zu verirren, müssen wir die folgende Regel berücksichtigen, die unser führendes Prinzip werden sollte: „Von zwei Arten des Übels wähle das geringere, von zwei Arten des Guten wähle das größere.»

Unsere größte Sorge sollte daher für die Menschen sein, und die Tiere sollten an zweiter Stelle kommen. Ich verstehe Deine Gefühle vollkommen, aber denke daran, daß viele Begriffe ihre wahre Anwendung erst nach und nach finden werden mit der Bewußseinserweiterung und der Verfeinerung des menschlichen Organismus. Ich erinnere mich auch, daß mir gesagt wurde, als ich einmal be-merkte, daß die Pflanzen nicht so sehr auf Schmerz reagierten wie die Fische:

„Nicht unbedingt, da das Bewußtsein einiger Blumen nicht unter dem vieler Fische und Insekten steht.» Nach dieser Erklärung können wir kaum daraul bestehen daß eine Pflanze oder Gemüse keine Schmerzen empfinden, wenn sie abgeschnitten oder abgepflückt werden. Dies ist auf der Grundlage der modernen wisseiischaftlichen Experimente mit Pflanzen bewiesen worden, die im Institut in Kalkutta von dem Hinduwissenschaftler Jagadis Bose durchgeführt wurden. Diese Experimente haben gezeigt, daß die Empfindsamkeit fies Nervensystems von Pflanzen erstaunlich ist.

Wir können nichts tun als das große Gesetz annehmen, das in die Grundlage des Lebens des ganzen Kosmos gelegt worden ist, das Gesetz des Großen Opfers.

Alles in der Natur lebt tatsachlich auf Kosten von etwas anderem. Aber mit dem Wachsen des Bewußtseins wird dieses Opfer subtiler und erhabener, bleibt aber trotzdem ein Opfer. Und nur in den höchsten Welten wird dieses Gehen und Verzichten in eine Quelle höchster Freude umgewandelt. Opfern die Größten Geister nicht Ihre Kräfte, wenn sie Ihre geistigen Ausstrahlungen senden, die uns im wahrsten Sinne des Wortes am Leben erhalten? Opfern Sie nicht Ihre wohlverdiente Freude dauernder, unveränderlicher Schöpfung in den Sphären, die ihnen rechtmäßig gehören, um statt dessen in den irdischen Sphären zu bleiben, um die Evolution der Menschheit zu lenken? In ihrem jetzigen Stadium ist die Menschheit ein schrecklicher Vampir, der sowohl die Kräfte der Großen Geister, die ewige Wache halten, als auch die Energien eines jeden verzehrt und raubt, der in seiner geistigen Entwicklung ein wenig höher steht als die Mehrheit. Oft verursacht dies völlige Erschöpfung und zuweilen sogar einen vorzeitigen Tod. Aber ohne das Fließen dieser geistigen Kraft, die von den Höchsten Geistern gesandt wird, wäre die Menschheit längst verloren gewesen. Darum muß man in erster Linie an Menschenwesen denken und ihnen helfen, einander nicht zu erschöpfen und zu töten. Dadurch, daß wir die Menschen bessern, werden wir auch das Schicksal der Tiere besser gestalten.

Darum sollten wir die Tiere lieben und Erbarmen mit ihnen haben, aber wir sollten keine Idole aus ihnen machen und sie nicht über den Menschen stellen. Wir sollten das Gesetz des Ewigen Opfers annehmen, dieses ewige Mischen und Wirbeln von einander ersetzenden Energien, das im Schmelzofen des Kosmos, in seinem ewigen Streben nach Vollkommenheit, alles umwandelt.

Du kannst die wahren Sucher darauf hinweisen, daß die Feste des Großen Wissens seit den fernsten Tagen existiert hat und die Evolution der Menschheit unermüdlich überwacht, indem sie den Strom der Weltereignisse beobachtet und in einen heilsamen Kanal lenkt. Alle Großen Lehrer stehen mit dieser Wohnstatte in Verbindung. Sie alle sind ihre Mitglieder. Vielseitig sind die Tätigkeilen dieser Feste des Wissens und des Lichtes. Die Geschichte aller Zeiten und Völker war Zeuge dieser Hilfe, die niemals öffentlich bekanntgemacht wurde, die aber stets jedem Land am Wendepunkt seiner Geschichte gegeben wird. Der Annahme oder Zurückweisung folgte unfehlbar entweder das Aufblühen oder der Niedergang des Landes.

Diese Hilfen in Gestalt von Warnungen oder Ratschlägen oder sogar vollständigen Lehren, wurde unter den unerwartetsten und verschiedensten Aspekten offenbart. Solche Warnungen markieren die Geschichte mit einem roten Buchstaben. Mit wenigen Ausnahmen wurden alle solche Warnungen nicht angenommen. Wir wollen uns an den schwedischen König Karl XII erinnern, der eine Starke Warnung erhielt, keinen Krieg mit Rußland anzufangen. Aber er tat es doch, und dies beendete die Entwicklung dieses Landes auf lange Zeit. Die Veröffentlichung des Tagebuches der Gräfin d'Adhemar, einer Hofdame der unglücklichen Marie Antoinette, offenbarte die Tatsache, daß der Königin viele Warnungen gegeben worden waren. Die Warnungen wurden entweder brieflich übermittelt oder bei persönlichen Begegnungen, die von derselben Gräfin arrangiert wurden. Die Botschaft betonte stets, daß das Land, die königliche Familie und viele Freunde in Gefahr seien. Und jede dieser Warnungen kam vom Grafen Saint Germain, einem Abgesandten der Bruderschaft im Himalaya. Aber alle diese hilfreichen Mahnungen und Ratschläge wurden für beleidigend und betrügerisch gehalten. Saint Germain wurde verfolgt und lief mehr als einmal Gefahr, in die Bastille zu kommen. Die tragischen Folgen dieser Zurückweisungen sind wohlbekannt.

Wir können uns auch an Napoleon erinnern, der in den ersten Jahren seines Ruhmes gern über seinen Leitstern sprach. Aber sein Verstand wurde durch zuviel Erfolg umwölkt, und in seinem Stolz nahm er nicht den ganzen Rat an und verletzte eine hauptsächliche Bedingung, als er Rußland angriff. Die Vernichtung seiner Heere und sein trauriges Ende sind ebenfalls wohlbekannt.

Wir wissen auch, daß Washington von einem geheimnisvollen Professor beraten wurde, von dessen Rat er im Leben mit historisch belegtem Erfolg Gebrauch machte. Zur Zeit der Unabhängigkeitserklärung Amerikas, als es sich vorbereitete, sich von England zu trennen, fand ein bemerkenswertes Ereignis statt. Während der Verhandlungen bei diesem historischen Kongreß kam ein Augenblick des Zögerns und der Ungewißheit. Plötzlich trat ein großer, unbekannter Herr mitten aus der Versammlung hervor und hielt eine feurige Rede, die mit den Worten endete: „Laßt Amerika frei sein!» Die Begeisterung der Versammlung wurde angefeuert, und die Unabhängigkeitserklärung wurde unterschrieben. Aber als die Abgeordneten den Herrn begrüßen wollten, der ihnen geholfen hatte, die große Entscheidung zu treffen, war der Unbekannte verschwunden. So ist die ganze Weltgeschichte hindurch die Hilfreiche Hand der Großen Gemeinschaft des Lichtes zu sehen. Im zwölften und dreizehnten Jahrhundert wußte die westliche christliche Kirche von der Existenz einer geheimnisvollen Geistigen Wohnstätte im Herzen Asiens, die von Prester John geleitet wurde, wie sich dieser große Geist nannte. Dieser Prester John sandte den Päpsten und anderen Häuptern der westlichen Kirche von Zeit zu Zeit mahnende und warnende Briefe. Wir wissen als historische Tatsache, daß einer der Päpste eine Gesandtschaft zu Prester John in Zentralasien sandte. Man kann sich den Zweck einer solchen Gesandtschaft gut vorstellen! Und natürlich kehrte die Gesandtschaft, außerstande, die Große Wohnstätte zu finden, nach allerhand Mißgeschick und Wechselfällen zurück.

Ja, die Geschichte weiß von einer Anzahl hervorragender Persönlichkeiten, deren Schicksal es war, eine bedeutende Rolle in der Förderung der menschlichen Evolution zu spielen, die diese Feste des Großen Wissens vorher besucht hatten. So verbrachte Paracelsus eine gewisse Zeit in einem der Ashrams der transhimalayaischen Feste und erlangte großes Wissen. Später schrieb Paracelsus viele Bände, aber er mußte oft die unverständlichsten Ausdrücke gebrauchen, um den Verfolgungen zu entgehen, die in jenen Tagen mächtig gegen jeden erleuchteten Träger des Wissens gerichtet waren. Entsetzlich sind die Verbrechen der Unwissenheit gegen das Wissen! Dunkel sind die Seiten der wahren Weltgeschichte! Wir sollten auch Cagliostro nicht vergessen, der nur durch die Fürsprache eines geheimnisvollen Unbekannten der Hinrichtung entkam. Als der letztere vor dem Papst in Rom erschien, wurde die Hinrichtung aufgeschoben, und später verschwand Cagliostro aus seinem Gefängnis. Wir sollten auch unsere eigene H.P. Blavatsky nicht vergessen, die so verleumdet wurde. Sie verbrachte drei Jahre in einem der Ashrams in Tibet und kehrte dann mit großem Wissen und glänzenden Beweisen hinsichtlich der Mahatmas zurück. Wäre sie nicht so sehr von Bosheit und Neid umgeben gewesen, würde sie zwei weitere Bände der Geheimlehre geschrieben haben, in die sie auch einen Bericht über das Leben der Großen Lehrer einbezogen hätte. Aber die Menschen zogen es vor, sie zu töten, und ihr Werk blieb unvollendet. So wiederholt sich die Weltgeschichte, und so wird das Karma der Menschheit hervorgerufen. Und so arbeite auf dem Pfad, den Du erwählt hast, und der Segen der Hierarchie des Lichtes wird mit Dir sein. Aber bitte fahre ebenso weise fort, wie Du begonnen hast.


12. April 1935

In Beantwortung Deines Briefes kann ich nur meine Bestätigung wiederholen, die noch immer in ihrer ursprünglichen Stärke und Wahrheit stehenbleibt: Die Große Ankunft kann nicht auf gewöhnliche Art und Weise offenbart werden, und sie kann nicht im physischen Körper stattfinden. Man sollte verstehen, daß die Großen Herren dieses oder jenes Ebenbild annehmen oder aufrechterhalten, den Bedürfnissen der Welt entsprechend. Warum ist es so schwer, sich vorzustellen, daß eine Große Individualität keinen physischen Körper nötig hat, um sich ganz in unserer Nähe zu offenbaren? Überdies zeigen die Tatsachen der Vergangenheit mit Beispielen aus modernen Zeiten, wie seltsam die Erscheinung Großer Geister von unwissenden Menschenwesen aufgenommen wird. Im besten Falle ist ihnen der Beiname Scharlatan oder Spion oder beide gegeben worden. Im allgemeinen schreiben die Menschen anderen ihre eigenen Laster zu. Es wäre äußerst erbaulich, die historischen Tatsachen des Lebens vom Grafen Saint Germain zu lesen, dem Gesandten der Weißen Bruderschaft. Aber auch wenn Christus Selbst unter uns erschiene, würde es Ihm möglich sein, dem Gefängnis oder sogar der Hinrichtung zu entgehen? Bitte lies Dostojewskis „Der Großinquisitor» noch einmal. Man muß verstehen, daß die Größte Individualität jetzt nicht offenbart werden kann, inmitten des chaotischen Denkens und der Schwingungen der verdorbenen Masse. Die Großen Herren wenden bei allem das große Gesetz der Zieltauglichkeit an. Bitte erkenne, daß die Ankunft in einer physischen Form angesichts des Niveaus der heutigen Menschheit ganz unmöglich ist und nur verhängnisvoll für die ganze Evolution wäre. Die Große Individualität - unsichtbar sichtbar - wird herrschen, ausgerüstet mit den Strahlen des mächtigen, aber unsichtbaren Laboratoriums.

Es ist ebenso seltsam, in Deinem Brief zu lesen, daß „wenn der Herr Maitreya ein Buddha werden sollte, Er Sich höchstwahrscheinlich in einem physischen Körper offenbaren wird». Jene Individualität, die in der östlichen Vorstellung das Ebenbild des Maitreya annahm, wurde vor langer Zeit ein Buddha. Darum ist auch der Grund, den Du für Seine physische Inkarnation vorbringst, hinfällig.

Ich könnte wieder alle Prophezeiungen bestätigen, die in dem Buch Shambhala erwähnt werden. Natürlich wurde auf das Jahr 1936 als ein Jahr eines großen Beginns und großer Veränderungen hingewiesen. Aber die Herrschaft des Herrn von Shambhala bedeutet nicht, daß Er kommen und physisch am letzten Kampf teilnehmen wird. Dies ist der Irrtum, den die unwissendsten Buddhisten begehen. Der Herr von Shambhala wird nach den ältesten Chroniken den Fürsten der Dunkelheit selbst bekämpfen. Dieser Kampf Findet in erster Linie in den subtilen Sphären statt, während der Herr von Shambhala hier durch seine irdischen Kämpfer handelt. Was Ihn Selbst anbelangt, so ist es nur in den außergewöhnlichsten Fällen möglich, Ihn zu sehen, und bestimmt würde Er nie in einer Menschenmenge oder unter den Neugierigen erscheinen. Was Seine Offenbarung in einem Feurigen Ebenbild betrifft, so würde dies für alle und alles verhängnisvoll sein, da Seine Aura mit Energien von ungeheurer Macht geladen ist. Im Matthäusevangelium (24, 27-39) wird die Ankunft und der Tag des Jüngsten Gerichts, den unser Planet erwartet, ziemlich genau beschrieben. Du hast reichlich Zeit. vor diesem Ereignis alt zu werden, aber kleinere Katastrophen können schon eher stattfinden.

Ich möchte Dir raten, nicht mit dem dritten Band anzufangen, wenn Du die Geheimlehre zu lesen beginnst. Nichts als Verwirrung wird die Folge sein. Der dritte Band wurde nach dem Tode von H.P. Blavatsky zusammengestellt, und es liegen einige Unklarheiten vor. Die Erklärung, daß der Lehrer Shankaracharya den Körper des toten Maharaja benutzte, sollte als exoterisch verstanden werden, d. h. als etwas, was mehr auf Volksgeschichten begründet ist als auf Tatsachen. Daß H.P. Blavatsky erlaubte, daß ihr Körper von einigen Lehrern als Träger gebraucht wurde, wird in den Alten Tagebuchblättern von H.S. Olcott beschrieben. Aber ein wirklicher Jünger versteht gut, wie solche Phänomene verstanden werden sollten, wenn es die Großen Lehrer betrifft. Wahrhaftig, dieses Phänomen hat weder etwas mit dem Besitz noch Besitzergreifen des Körpers zu tun. Die Großen Lehrer mißbilligen alle derartigen Übertretungen oder ähnliche Phänomene energisch. Auch über den Begriff der Avatare herrscht viel Mißverständnis, Und nun hinsichtlich unserer Verkörperungen. Die vorzeitige Kenntnis ist äußerst schädlich für den wachsenden Geist. Darum verheimlicht sie die Natur, die stets nach dem Gesetz der Zieltauglichkeit vorgeht. Häufig kann eine frühzeitige Kenntnis unserer vorhergegangenen Inkarnationen weiteren Aufstieg aulhalten, da der Geist entweder in den Abgrund der Verzweiflung fallen kann (wenn er etwas Böses aus der Vergangenheit entdeckt) oder in Eingebildetheit, eines der ernstesten Hindernisse auf dem Pfad der Jüngerschaft. Darum sollte man dieses weise Verhüllen der Vergangenheit wirklich segnen. Außerdem wird der Geist selbst zur rechten Zeit und bei allmählichem Fortschritt diesen Schleier beseitigen können und die Bedeutung seiner früheren Verkörperungen verstehen. Oft begegnet man unaufrichtigen oder eingebildeten Menschen, die sich große Verkörperungen zuschreiben. Dies erklärt, warum es so viele Julius Cäsare, Tamerlans, Aspasias, Semiramisse, Kleopatras etc. gibt, die unsere Erde gleichzeitig besuchen, Und nun hinsichtlich der Chakras. Wie Du weißt, gibt es im ganzen neunundvierzig Chakras oder Zentren. In Agni Yoga werden einundzwanzig erwähnt. Das Öffnen und die Umwandlung dieser einundzwanzig Zentren verursacht das Entzünden der übrigen, da viele Zentren doppelte Zweige haben. Für eine hohe geistige Entwicklung ist nicht nur das Öffnen der Zentren erforderlich, sondern auch ihre Umwandlung, da ein bloßes Öffnen von einem oder zwei Zentren zu nichts weiter führt als zu niedrigem Psychismus und vielen Gefahren. Im allgemeinen ist das richtige Öffnen der Zentren ohne Hilfe des Lehrers ganz unmöglich. Natürlich meine ich den Höchsten Lehrer, da nur ein solcher Lehrer den wahren Zustand des Organismus in all seinen Hüllen kennt. Nur Er kann den Blutdruck regulieren, der während des Öffnens der Zentren so gefährlich wird, ganz zu schweigen von ihrer feurigen Umwandlung. Darum wird in den Büchern der Lehre in erster Linie auf ein langes Vorbereitungsstadium des Organismus hingewiesen, genau, eine physische und geistige Prophylaxe. Absolut notwendig ist die Reinigung der Gedanken und des Herzens. Dann kommt die Bewußtseinserweiterung, die Verfeinerung aller Sinne und die Kultivierung des Herzens, das das Organ der Synthese ist. Es kann uns geistige Entwicklung verleihen und daher nicht nur das Öffnen der Zentren verursachen, sondern auch womöglich die Aufmerksamkeit des Großen Lehrers erregen, der uns dann beobachten würde. Schließlich mag Er, wenn unsere geistige Qualität diese gefährliche Prüfung gestatten sollte, auch den nächsten Schritt zulassen - die feurige Umwandlung der Zentren. Ohne eine gereinigte Geistigkeit können wir alle bekannten Übungen zur Anregung der Nervenzentren unternehmen, aber im besten Falle einen erbärmlichen Psychismus erreichen oder mediale Fähigkeiten entwickeln (wenn dieses Potential existiert). Und dann können wir leicht das Opfer eines besitzergreifenden Wesens werden. Du hast Interesse daran zu wissen, wo die Chakras sich befinden. Es ist üblich, als die sieben hauptsächlichen Chakras zu erwähnen: l. Muladhara-Kundalini, das sich am Ende der Wirbelsäule befindet. 2. Svadhisthana-Chakra, im Unterleib, zwischen dem Ende der Wirbelsäule und dem Nabel. 3. Manipura-Chakra oder das Sonnengeflecht. 4. Anahata-Chakra oder der Kelch. 5. Vishuddha-Chakra oder das Kehlzentrum. 6. Ajna-Chakra oder das Dritte Auge. 7. Brahmarandra-Chakra oder die Glocke, oben auf dem Kopf. Aber natürlich hat das Gehirn allein mehr Zentren als diese. Die Zentren in den Schultern, Wangen, in der Lunge, in den Handgelenken, den Nieren etc. werden selten erwähnt. Sogar in der Hinduliteratur existieren Widersprüche in bezug auf den Sitz des dritten Auges. Einige verbinden es mit der Zirbeldrüse, andere mit dem Sonnengeflecht etc. Aufgrund persönlicher Erfahrung kann ich sagen, daß man, wenn man das Stadium des wirklichen Hellsehens erreicht, vor allem durch das Zentrum der Glocke sieht. Es ist möglich, mit dem Zentrum des Sonnengeflechts zu sehen, und wir können wirklich sagen, daß jedes Zentrum sehen kann. Wir können sogar das Innere unseres eigenen Organismus sehen. Und dies alles ist bei einer hinreichenden Ansammlung von Geistigkeit möglich, gemeinsam mit den erforderlichen Bedingungen des Pranas und der Höhenlage.

In den Bildern der Mutter der Welt (in der tibetischen Sprache Dukkar, die Vieläugige) aus alter Zeit besteht ihre Aura aus Augen. Jeder Strahl endet in einem Auge. Die Menschen des Altertums wußten also vieles, was vor uns verborgen ist.

Unter den Großen Lehrern wird die Offenbarung des Auges von Dangma ebenfalls besonders geschätzt. Dies ist kein Hellsehen, wie es gewöhnlich verstanden wird, sondern das direkte Wissen, das während Tausenden von Leben und selbstaufopfernden Erfahrungen im Kelch angesammelt wird. Das Ziel dieser Ansammlungen ist, ein großes Schicksal zu vollenden und ein Vollarhat oder Mensch-Gott zu werden.

Was ist Aryavarta? Es ist der nördliche Teil von Indien, die Täler in den Himalayas, wo sich die Auswanderer aus Zentralasien nach der Katastrophe von Atlantis ansiedelten. Übersetzt bedeutet es „Das Land der Arier». Unser Ashram liegt also im ältesten und heiligsten Gebirgstal von Aryavarta.

Es wäre äußerst nützlich, wenn Du aus den Büchern der Lehre die Qualitäten aufschreiben würdest, die für Jüngerschaft erforderlich sind. Du wirst sie nötig haben.

Ich kann auch noch hinzufügen, daß, wenn es in der Lehre heißt, daß die dunklen Kräfte ihrer Natur nach nicht imstande sind, in Einigkeit zu handeln, in derselben Lehre erwähnt wird, daß die Dunklen ihrer Hierarchie viel mehr Gehör schenken als die sogenannten „Irrlichter». Zweifellos ist dies jetzt der Fall, da die Dunklen unter dem Impuls der Furcht handeln. Sie wissen, daß Dunkelheit ihre einzige Rettung ist. Obgleich man daher der Natur nach weit von Einigkeit entfernt sein mag, ist Furcht ein großer Einiger. Die Panik, die die Menschen zwingt, in ein und derselben Richtung fortzudrängen, ist eine wohlbekannte Tatsache. „Die Dunklen schlummern nicht. Sie halten einen viel stärkeren Kontakt mit ihrer Hierarchie aufrecht als die sogenannten Kämpfer des Lichtes. Die Dunklen wissen, daß ihre einzige Rettung innerhalb der Dunkelheit liegt, aber die Irrlichter wandern sehr viel umher, streiten viel und lieben ihre Hierarchie nur wenig. Es ist notwendig, die Lehre zu kennen und in ihrer Allumfassung zu verstehen. Es ist erforderlich zu lernen, die Gegensätze wahrzunehmen, da sonst kein Fortschritt möglich ist.»

Ich habe meine Meinung hinsichtlich des geschriebenen Aufsatzes, den Du erwähnt hast, bereits ausgedrückt. Wir beabsichtigen jedoch nicht, Zwang auf die Ideen von irgend jemandem auszuüben. Wir geben, wir lenken - das ist alles. Jeder nimmt soviel auf wie er will und kann.

Die Feurige Welt ist eine der höchsten Stufen der Welten oder Sphären in der Kette unseres Planeten.

Gewiß, die Monade entspricht der Idee des Geistes. Aber wenn über sie als Geistigkeit und als Geist im Leben, in der Manifestation gesprochen wird, wird sie immer als höchstes Ego verstanden. Die Monade besteht in Wahrheit aus dem sechsten Prinzip und dem universalen siebenten und ist auf den Ebenen der Manifestation keine bewußte Wesenheit. Um eine bewußte Offenbarung auf allen Ebenen zu erlangen oder, anders gesagt, um die wahre Unsterblichkeit zu erreichen (d.h. ein Arhat, Buddha oder Dhyan Chohan zu werden) müssen wir die drei Prinzipien vereinigen, das vierte, fünfte und siebente, während wir hier auf der Erde sind, und sie im sechsten Prinzip verschmelzen. Das siebente Prinzip ist einfach eine ewige Lebenskraft, die über den ganzen Kosmos verbreitet ist. Vergiß auch nicht, daß jedes Prinzip seine eigenen höchsten und niedrigsten Offenbarungen oder Qualitäten hat. So entspricht der subtile Körper, der den höheren Geist kleidet, den höchsten Gefühlen. Das bedeutet, alle Leidenschaften und Wünsche sind durch reines Feuer in die subtilsten Gefühle und Wahrnehmungen umgewandelt. Es gibt also viele Grade bei subtilen und mentalen Körpern.

Ich freute mich zu erfahren, daß Du nicht allein bist, daß Du einen Mitarbeiter gefunden hast, der außerdem mit Kunst in Verbindung steht. Grüße ihn von mir. Sicherlich darfst Du es ihm erlauben, alles, was Jüngerschaft betrifft, aus meinen Briefen abzuschreiben.

Ja, ich sollte nicht vergessen Dir zu raten, nicht gegen die Theosophen zu sein. In ihrem Bewußtsein stehen sie tatsächlich viel höher als viele, viele Menschen. Oft kommen gerade aus ihren Reihen die Anhänger des Agni Yoga. Darum sollten wir nichts gegen sie haben, sondern versuchen, überall etwas Gutes zu finden. Aber das deutlich Schädliche sollte bemerkt werden, und man muß dafür sorgen, daß es aufhört. Wir sind nicht vielen russischen Theosophen begegnet und haben auch nicht viel über sie gehört. Aber ich muß sagen, daß eine offenkundig feindliche Haltung eine Ausnahme war. Man sollte auch nicht all die Werke verurteilen, die von den Nachfolgern von H.P. Blavatsky geschrieben wurden. Unter diesen Schriften sind gute und wertvolle Seiten. Das Leben ist so kompliziert, darum sei vorsichtig mit Deiner Kritik.

Deinen letzten Brief werde ich etwas später beantworten müssen, da er gewisse Punkte enthält, die eine besonders klare Antwort erfordern, was mehr Zeit beansprucht, als ich augenblicklich zur Verfügung habe. Ich habe auch keine Zeit, mich mit Deiner Übersetzung zu befassen. Ich werde es aufschieben müssen. Es wird mich sehr freuen, wenn Du die Lehre im täglichen Leben anwenden kannst. Ich rate Dir wirklich, mehr über geistige Vervollkommnung nachzudenken als über die Weltentstehung. Ohne Reinigung des Herzens und ohne Bewußtseinserweiterung durch die Methoden der Lebendigen Ethik kann kein wahres Wissen erlangt werden. Die Beseitigung einer Deiner unerwünschten Gewohnheiten wird Dir daher mehr Nutzen bringen, als das Auswendiglernen von allen existierenden Systemen der Kosmogonie. Wahres Verständnis erlangen wir tatsächlich durch die enge Beziehung zum Hierarchen und die Vereinigung unseres Bewußtseins mit dem Bewußtsein des Hierarchen. Aber eine solche Vereinigung kann nur dann stattfinden, wenn unsere innere Essenz in einem solchen Grade gereinigt ist, daß sie die Schwingungen, die der Große Lehrer sendet, wahrnehmen und darauf reagieren kann. Ich werde nie müde werden, immer wieder auf die Notwendigkeit hinzuweisen, die Lehre im täglichen Leben anzuwenden, und nochmals schlage ich vor, daß Du Dich der Arbeit der Selbstvervollkommnung widmest. Wie es in Agni Yoga heißt, stelle Deine drei schlimmsten Laster fest und versuche, Dich von ihnen zu befreien. Ein ungeheurer Sieg wird Dir zuteil werden.

Gestatte Dir nicht, in Illusionen zu versinken. Jeder Jünger sollte sich in erster Linie von allen möglichen Illusionen befreien, besonders von denen, die er durch seinen eigenen Willen hervorgerufen hat. Illusion ist unser Zerstörer. Illusion oder Maya wird in der Hinduliteratur zuweilen als gleichbedeutend mit Mara verstanden. Und Mara bedeutet Dunkelheit. Darum kämpfe mit ganzer Kraft gegen Illusionen.

Und so - strebe, vervollkommne Dich und freue Dich!

<< Zuruck    Weiter >>