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14. Juni 1934

Alles, was Du schreibst, ist sehr gut, aber wir wollen hoffen, daß das Land nicht lange auf der Stufe von beschränktem Nationalismus stehenbleibt. Natürlich ist dieses Übergangsstadium unvermeidlich, aber je kultivierter die Menschen sind, die das Land vertreten, desto eher werden sie sich mit dieser Frage befassen. Wahrer Patriotismus und Chauvinismus sind absolute Gegensätze. Der erste Begriff ist allumfassend und kann daher wachsen, während der andere ausschließend, einengend und daher tödlich ist. Die Gesetze sind in allem gleich. Wenn einige glauben, daß enger Nationalismus dasselbe ist wie Patriotismus, irren sie sich gründlich. Nur die Kurzsichtigen können einen solchen Nationalismus für stark halten. Wahrer Patriotismus sollte sich nicht nur in hingebungsvoller Liebe für das Vaterland und für alle Offenbarungen des nationalen Genius zeigen, sondern auch in Sorge und Respekt für jeden seiner Bewohner, der zum Bau seiner Kultur beigetragen hat. Die Aufgabe des nationalen Genius besteht darin, die Errungenschaften aller Minoritäten und aller Nationalitäten zu erkennen, die in dem Lande ansässig sind, sie zu verschmelzen und dieses Gemisch von schöpferischem Ausdruck zu einem synthetischen Ganzen zu verbinden.

Völker und Länder müssen lernen, ihren Charakter und ihre Individualität dadurch zu bewahren, daß sie sich mit allen Blumen bereichern, die auf ihren Wiesen wachsen. Aber jede erzwungene Isolierung ist in diesem Zeitalter der Zusammenarbeit und der Vereinigung verderblich. (Selbst wenn diese Vereinigung in ihrem augenblicklichen Stadium hauptsächlich in technischen Errungenschaften stattfindet.) Aber die Zeit ist nicht so fern, wenn beim nächsten Schritt ganze Länder nach kultureller, geistiger Zusammenarbeit und nach Austausch streben werden, wobei jedes Land seine Blumen der Errungenschaft zur Verfügung stellt. Für diesen neuen Schritt bereitet uns die Lehre des Lebens vor. Weise müssen wir also warten, bis die unvermeidliche Periode des übertriebenen Nationalismus überstanden ist, und inzwischen sollten wir unser Möglichstes tun, zu vereinigen und nie zu trennen.

Befolge auch bitte den Rat, diejenigen nicht versuchen zu überreden, deren Bewußtsein sich weigert, mit der Zeit zu gehen, da es ganz hoffnungslos ist. Wir sollten stets den Rat befolgen, der uns gegeben wurde, niemals aufzufordern oder zu zwingen, da nur der Geist, der bereit ist, ein weites Verständnis für alle lebenswichtigen Probleme annehmen kann.

Was den angeblichen östlichen Einfluß auf die Lehre der Lebendigen Ethik betrifft, so laßt uns sachlich sein und uns fragen, ob es irgendeine Lehre oder Philosophie gibt, die ihren Ursprung nicht im Osten hatte. Unsere sogenannte westliche Philosophie ist eine bloße Widerspiegelung der Gedanken des Ostens. Auch das Christentum kam aus östlichen Händen. Um daher die Lehre Christi voll und ganz zu verstehen, muß man entweder ein Orientale von Geburt sein oder aber diese Lehren, auf denen die Lehre Christi aufgebaut ist, grundlegend studieren.

Es ist ganz sicher, daß das Christentum von heute und die ursprüngliche Lehre von Christus Selbst zwei gänzlich verschiedene Dinge sind. Ebenso wie der Lamaismus der heutigen Zeit und die ursprüngliche Lehre von Gautama Buddha absolute Gegensätze sind. Die eine ist vom Geist, die andere ist eine Kreation menschlicher Unwissenheit und Habgier. Dies alles schreibe ich für Dich, aber es ist nicht für die engstirnigen Dogmatier bestimmt, mit denen sich zu streiten zwecklos ist. Viele Seelen brauchen kleine Zäune, um sich zu schützen, ebenso wie furchtsame Pferde Scheuklappen nötig haben. Es gibt ein Sprichwort im Osten, das sagt: „Es ist gut, in einem Tempel geboren zu werden, aber sehr schlecht, darin zu sterben.» Es gibt ebenso viele Abstufungen des Bewußtseins wie Grade in der Unbegrenztheit, darum gibt es auch ebenso viele Gesetze und Aspekte der Wahrheit wie Bewußtseinsgrade.

Du schreibst über den Pakt und das Banner des Friedens, daß diese Idee bei einigen Leuten keinen Anklang finden mag, weil sie gegen Pazifismus sind. Aber warum sollten sie nur eine Seite der Bewegung nehmen? Der Pakt selbst erwähnt in erster Linie die Bedeutung des Banners in Kriegszeiten und bei ähnlichen zerstörenden Ereignissen. Das Rote Kreuz zum Beispiel ist gut in Friedenszeiten, aber seine hauptsächliche Bedeutung hat es während eines Krieges. Ebenso ist das Banner des Friedens als Schutzmaßnahme in erster Linie gerade jetzt nötig, wo die Länder kurz vor drohenden Ereignissen stehen Die hervorragendsten militärischen Autoritäten von Frankreich und Amerika waren die ersten, die das Banner guthießen. Und die offizielle Anerkennung des Paktes wird fortgesetzt. So hat die Republik von Panama den Pakt und das Banner des Friedens offiziell angenommen. Ebenso hofft die Panamerikanische Union (die die Ratifizierung des Paktes vorschlug) diese dringende kulturelle Aufgabe gegen 1935 zu erfüllen.

Und nun hinsichtlich des Kulturbundes. Du schreibst, daß Du den Kulturbund innerhalb einer gewissen Gesellschaft einführen willst, die solche Arbeit gutheißt. Dies ist ausgezeichnet, und diese Arbeit sollte auch wissenschaftliche und Kunstgruppen umfassen. Und es scheint mir, daß solche Gruppen, wenn Du sie gründest, ausgezeichnet entwickelt werden konnten. Mit der Zeit könnten sie zu einer sehr guten Schule erweitert werden, zu einer Art Volksuniversität, und natürlich sollten sie auf einem Prinzip der Selbstversorgung begründet werden. Aber, wie gewöhnlich, sollten diese Dinge in kleinem Maßstab angefangen werden, den Möglichkeiten gemäß. Nichts sollte übertrieben werden, dies ist die grundsätzliche Regel. Darum sollte man nicht auf der Annahme der Lehre der Lebendigen Ethik bestehen. Solange die Menschen nicht schlecht sind und vor allem, solange sie nicht verraten, sind die Dinge annehmbar. Die Zeit wird uns zeigen, „wer es ist». Denke daran, daß der Kanon „Durch Deinen Gott» höher ist als „Durch meinen Gott» Ja, Du hast sozusagen Berge von Arbeit. Aber die Mitglieder der Gesellschaft sollten nicht zu viele Dinge auf einmal anfangen. Alle Aufgaben sollten in gewissen Grenzen gehalten werden, und diese Grenzen werden sich von selbst erweitem, wenn sich die Notwendigkeit dafür ergibt.

Und nun über diejenigen, die sich abwenden. Du weißt, wie alle Lehren des Altertums es betrachteten, wenn das eine Band mit dem einzigen Lehrer zerrissen und Er durch einen anderen ersetzt wurde. Wenn der Verbindungsfaden erst einmal zerrissen ist, kann niemand ihn wieder zusammenfügen. Nur derjenige selbst, der abfiel, kann nach vieler Not und Mühe, sich zu vervollkommnen, wenn er seinen falschen Schritt voll und ganz erkennt, den Lehrer bitten, ihn wieder anzunehmen - aber kein anderer kann es für ihn tun. Darum müssen die Neulinge gewarnt werden, die nach geistigem Fortschritt streben. Sie müssen sich erst entscheiden, ob sie bereit sind, sich der Hohen Führung voll und ganz und bedingungslos zu übergeben. Häufig läuft ein Mensch in seinem Wunsch, sofortige Fortschritte zu machen und großes Wissen zu erwerben, anderen Lehren und Lehrern nach, und dadurch teilt er sich zweimal und manchmal dreimal und verliert das, was er schon erreicht hat. Aber die grundsätzliche Regel jeder Lehre erfordert die Bestätigung eines einzigen Lehrers, und dann Ehrerbietung gegenüber allen Gliedern der Kette der Hierarchie. Der Hohe Hierarch hat Seine eigenen Vertrauten, und keiner der sich nähernden Jünger kann das nächste Glied überspringen oder auslassen, ohne in Gefahr zu sein, seinen Platz in der ganzen Kette zu verlieren. Aber dies alles betrifft nur die ernsthaften Sucher und jene, die fest entschlossen sind, den Pfad des Großen Dienstes zu verfolgen. Die übrigen mögen Nutzen aus den Büchern der Lehre ziehen, ohne vorzugeben, daß sie den Pfad der Jüngerschaft betreten oder spezielle Führung erhalten. Sie brauchen sich nicht einmal der Quelle der Lehre bewußt zu sein! Es wurde gesagt, daß viele die Lehre lesen werden, wenn sie zu Bett gehen, und sie als Schlafmittel gebrauchen. Wir kennen solche Menschen, und niemals denken sie über die Quelle der Lehre nach. Diejenigen, die den schnelleren Weg der Bewußtseinserweiterung wählen, sollten das Gesetz der Hierarchie aufnehmen, sonst ist kein wirklicher Fortschritt möglich. Die Jakobsleiter ist eine große Wirklichkeit und die Grundlage des ganzen Kosmos.

Und nun, weise die Neulinge bitte darauf hin, daß jede Lehre den Goldenen Mittelweg anrät. Alles Erzwungene oder Übertriebene wird verurteilt. Als daher erwähnt wurde, daß die Menge der Nahrung und des Schlafes herabgesetzt werden könnte, wurde klar und deutlich gesagt, daß der Geist selbst, wenn er dazu bereit ist, dem Organismus andeuten wird, was erforderlich ist. Man könnte Schlaf und Nahrung bis aufs äußerste herabsetzen, aber die endgültigen Folgen würden sehr traurig sein: eine Schwächung des Organismus, Irrsinn und sogar Tod. Ein Mensch, der normalerweise sieben oder acht Stunden schläft, genügend ißt, aber inbrünstig strebt, seine Gedanken zu reinigen, kann ausgezeichnete Ergebnisse erzielen. Natürlich, es ist darauf hingewiesen worden, daß man in den Bergen viel weniger schlafen oder essen kann, weil die Notwendigkeit dafür dort beträchtlich abnimmt, aber in der verunreinigten Atmosphäre der Großstadt wird dringend geraten, genügend Nahrung zu sich zu nehmen, und natürlich muß verstanden werden, daß nicht die Menge der Nahrung wichtig ist, sondern die Qualität und die Menge nahrhafter Elemente und Vitamine. Trotzdem ist Vegetarismus vorzuziehen, hauptsächlich weil das Essen von Fleisch die Ursache von vielen ernsten Vergiftungen und Krankheiten ist.

Es gibt ein buddhistisches Sprichwort: „Wenn Geistigkeit einfach durch das Essen von Pflanzenstoffen erlangt werden könnte, hätten der Elefant und die Kuh das Ziel längst erreicht.» Und es heißt auch: „Askese ist zur Befreiung wertlos. Es ist viel schwerer, einen geduldigen Menschen zu finden als einen, der von Luft und Wurzeln lebt und sich in Baumrinde und Blätter kleidet. Wenn ein Mensch durch Hunger oder Durst geschwächt ist, wenn er zu müde ist, um seine Gefühle und Gedanken zu kontrollieren, wie ist es denkbar, daß er das Ziel erreichen kann, das nur durch einen klaren Verstand und ein erweitertes Bewußtsein erlangt werden kann?» Und wieder: „Damit die Saiten der Vina harmonisch tönen, sollten sie weder zu straff noch zu lose sein. Wahrlich, jede Bemühung, die zu anstrengend ist, ist erfolglos, und wenn sie nicht stark genug ist, hat sie Passivität und Trägheit zur Folge.»

Gebrauche also Dein Gefühl für ein rechtes Gleichmaß. Kenne die Grenzen für Anspannung und halte Deine Fähigkeiten im Gleichgewicht!

Der Verzicht auf irdische Exzesse sollte im Geist, in unserem Bewußtsein vollbracht werden. „Wer fastet, während sich seine Gedanken genießerisch ums Essen drehen, ist schlimmer dran als derjenige, der tatsächlich Fleisch bei seinen Mahlzeiten ißt.» Es ist stets gut, daran zu denken, daß der Geist, der bereit ist, alle Exzesse mit Leichtigkeit aufgibt. Er denkt nicht einmal darüber nach, alles kommt ihm ganz selbstverständlich vor. Die hauptsächliche Errungenschaft besteht also in der Reinigung und Erweiterung des Bewußtseins, und alles andere kommt erst in zweiter Linie.

Es ist auch äußerst töricht zu glauben, daß man die Versorgung mit psychischer Energie durch zuviel Arbeit und zuwenig Schlaf erhöhen kann. Die richtige Entwicklung der psychischen Energie von hoher Qualität ist nur durch Bewußtseinserweiterung und durch die Hilfe aus der Hohen Quelle möglich. Alle anderen erzwungenen Methoden und Übungen führen nur zu den niedrigen Offenbarungen dieser Energie, andernfalls enden sie mit der Entwicklung medialer Fähigkeiten, Besessenheit und sogar Tod. Aus diesem Grunde ist es so wichtig, jeden auf den Weg der Goldenen Mitte und auf Sorge für die Gesundheit hinzuweisen.

Die Idee, reine Pflanzennahrung zu sich zu nehmen, beruht nicht auf Feingefühl, sondern hat rein medizinische Gründe. Diejenigen, die in den Pfad des Dienstes und wahrer Jüngerschaft eintreten, sollten peinlich genau hinsichtlich der Reinheit in allem sein. Du solltest auch darauf hinweisen, daß Schlaf absolut erforderlich ist. Wenn der Körper nicht hindert, kann der Geist besonders gut durch die belebende Substanz der Subtilen Welt ernährt werden. Von dieser Nahrung beraubt, ermattet der Geist.

Ich war überrascht, über die Zahl der Mitglieder zu hören. Wenn sie alle den ersten Erfordernissen der Lebendigen Ethik gerecht werden, ist es sehr erfreulich. Wir sollten jedoch daran denken, daß Qualität wichtig ist, nicht Quantität. „Die Fähigkeit, Menschen zu beurteilen, ist die erste Prüfung für jeden Führer. Darum sollten wir vorsichtig mit den Neulingen sein, besonders mit denen, die nur die Formeln der Lehre hersagen.» Ein großes Heer war niemals eine Garantie für Sieg, das Wichtige ist der Geist, der es vereinigt.

Oft sehen wir an den Briefen, die wir erhalten, daß viele Menschen einige Hinweise der Lehre falsch auslegen. Fast alles, was im weiten, allumfassenden Sinn gemeint ist, wird persönlich genommen, den häuslichen Erfordernissen gemäß. Und ein grausamer, verderblicher Mangel an rechtem Gleichmaß ist die Folge. Ich erkenne, daß einige Ideen schwer verständlich sind, da die Lehre gemäß gewisser Erfahrungen und Ereignisse des täglichen Lebens gegeben wurde und wird. Dies ist der Grund, warum einige Hinweise nicht vollständig klingen und nur von denen verstanden werden können, die den Schlüssel zu ihnen haben. Wenn Du Schwierigkeiten hast, zögere bitte nicht zu fragen, und ich werden nur zu gern erklären, was ich kann.

Menschen, die vorgeben, die richtige Auslegung der Lehre streng zu überwachen, machen sich oft gerade des Gegenteils schuldig.

Sei nicht überrascht, wenn die sehr Wütenden und Intoleranten den Besessenen gleichen. Man sollte sich daran erinnern, daß gerade die Fanatiker die Besessenen sind. Die Grade der Besessenheit sind verschieden, und manchmal gibt es sogar Fälle, die nicht sehr schlimm sind. So kannten wir einst eine sehr freundliche alte Dame, die unter absoluter Kontrolle (oder Besessenheit) ihres Onkels, eines englischen Bischofs, war. Sie hielt beständig Ansprachen genau derselben Art und im gleichen Umfang wie der Bischof, als er noch lebte. Es war durchaus möglich, daß sie sogar einigen Menschen half, aber für sie selbst war dieser Zustand recht schädlich, da das Wachstum ihres Geistes völlig gelähmt war, sie war nur das gehorsame Instrument des Onkels, der Besitz von ihr ergriffen hatte.


30. Juni 1934

Während die Lehre des Lebens einen neuen Aspekt der einen, ewigen Wahrheit offenbart, hat sie nicht die Absicht, die großen Lehren früherer Zeiten zu ersetzen. Sie verleiht ihnen eine feurige Reinigung und Bestätigung. Hat nicht Christus gesagt, daß Er nicht kam, um das Gesetz oder die Propheten zu zerstören, sondern um sie zu erfüllen? Wahrlich, jeder neue Lehrer wird ein Gesetzgeber und gleichzeitig ein feuriger Reiniger des Gesetzes. Wenn wir die geschichtlichen Offenbarungen der Großen Lehrer studieren, werden wir sehen, daß Sie dann erschienen, wenn die früheren Lehren ihre ursprüngliche Reinheit verloren hatten und gänzlich entstellt waren.

Wahrhaftig, die Lehre des Lebens weist keine vorhergehenden Lehren zurück, sondern vertieft sie und befreit sie von uralten, weltlichen Ansammlungen.

Der Paragraph aus der Lehre, der Dir gesandt wurde, bietet ein ganzes Arbeitsprogramm. Genau, es ist ratsam, die Lehre mit anderen Testamenten zu vergleichen, die Spuren der Zeit werden auf der gleichen Wahrheit zu finden sein. Wir sollten jedoch weder kritisieren noch geringschätzen, sondern versuchen, schöne Vergleiche und Verbindungen zu finden.

Es ist notwendig, mit den Grundlagen aller großen Lehren bekannt zu werden. Diese Kenntnis wird zur Assimilierung der Lehre des Lebens und der Lehre Christi beitragen. Wir sollten daran denken, daß alle großen Lehren aus der Einen Quelle hervorgehen, und es ist unmöglich, eine anzunehmen und eine andere zu verwerfen. Der Osten weiß die Bedeutung der Aufeinanderfolge der Lehren völlig zu würdigen und ehrt nur jene Lehrer, die Glieder in der Kette der Hierarchie sind. Ein Lehrer, der die Aufeinanderfolge der Lehren ableugnet und nur seine eigene Lehre bestätigt, wird im Osten „ein Baum ohne Wurzeln» genannt. Und niemand würde einem solchen Lehrer zuhören wollen. Wir sollten also weder kritisieren noch herabsetzen, sondern vergleichen und schöne Verbindungen und. neue Erweiterungen der Wahrheit finden.

Jemand erklärt: „Im Neuen Zeitalter muß eine Mutter das Kind einer anderen ebenso lieben wie ihr eigenes.» Diese Behauptung ist viel zu stark und darum nicht überzeugend. Es ist unmöglich, von einer irdischen Mutter übermenschliche Gefühle zu verlangen. Wir sollten ihr ihr natürliches Recht lassen, ihr eigenes Kind mehr zu lieben. Aber wir können hinzufügen, daß eine wahre Mutter auch für das Kind einer anderen Platz in ihrem Herzeh finden wird. Alle Kinder sollten ihrem allumfassenden Herzen lieb sein. Die ausschließende Liebe ist schrecklich, aber die umfassende Liebe wird ihre Abstufungen haben.

Es gibt sieben Hauptzentren, und sie entsprechen den sieben Prinzipien des Menschen. Aber für die vollständige Krönung muß der Mensch alle neunundvierzig Feuer entzünden, was alle Feuer aller Zentren und ihre Zweige einschließt. In der Lehre werden einundzwanzig Zentren erwähnt, weil ihr Öffnen die Öffnung der übrigen Zentren und ihrer Zweige mit sich bringt. Alle geistigen Zentren sind vom Herzen abhängig. Das Herz ist der große Sammler und Umwandler aller Energien. Wegen der Rolle, die es spielt, kann es die Sonne des Organismus genannt werden.

Die Duade, die aus dem siebenten und sechsten Prinzip besteht, wirkt nicht als bewußtes Wesen auf der physischen Ebene der Existenz. Um wahre Unsterblichkeit zu erreichen und eine bewußte Offenbarung auf allen Ebenen zu erlangen, nämlich ein Arhat, ein Buddha oder ein Dhyan Chohan zu werden, muß man daher die drei Prinzipien (das vierte, fünfte und siebente) hier auf Erden verbinden und verschmelzen, und zwar im sechsten Prinzip. Das siebente Prinzip ist nur die ewige Lebenskraft, die überall im ganzen Kosmos existiert. Darum wäre es vielleicht besser zu sagen: Absolute Intelligenz und das vollkommene Herz entsprechen, da sie ein und dieselbe Quelle sind, dem höheren Aspekt des Menschen, in dem sein Geist, sein Intellekt und all seine Gefühle feurig umgewandelt und im Herzen zentralisiert werden - in kurzen Worten, wenn der Intellekt ein Herz wird und das Herz ein Intellekt. So verstanden, wird der Leser imstande sein, viele Verwirrungen zu vermeiden.

Du verbindest das sechste Prinzip mit dem Herzen, und dies ist ganz richtig, da nichts dem Herzen entgehen kann. Alle Energien werden dort umgewandelt. Aber viele sind gewohnt, das sechste Prinzip, nämlich Buddhi, mit dem Gehirnzentrum zu verbinden, und sie mögen Dir entgegentreten. Trotzdem wird gerade das sechste Prinzip in seinem höchsten Aspekt im Herzen offenbart.

Hin und wieder hören wir die Bemerkung: „Ebenso wie die anderen Heiligen Schriften bietet das Buch Agni Yoga keine bestimmten und vollständigen Hinweise in bezug auf das, was man tun sollte und wie man es tun sollte.» Dies ist ein großer Irrtum. Gerade Agni Yoga gibt, ebenso wie die anderen Heiligen Schriften, die bestimmtesten und klarsten Anweisungen, wie man handeln sollte. Aber die Menschen ignorieren stets die Hauptsache und suchen nach nebensächlichen Verordnungen, ebenso wie sie in ihrem täglichen Leben nach der Mischung des Apothekers und nach Patentmedizinen suchen. Man vergißt, daß sich sogar ein gewöhnlicher Arzt in erster Linie um den Allgemeinzustand seines Patienten kümmert und seine Dosis Medizin entsprechend dem Zustand des Organismus anwendet. Alle Lehren, einschließlich Agni Yoga, weisen immer auf "das Wesentliche hin, und es bleibt jedem überlassen, die in zweiter Linie kommenden, untergeordneten Maßnahmen den Besonderheiten seines individuellen Organismus gemäß zu wählen. Es wäre ein großer Fehler, jedem die gleichen Verordnungen zu geben. Wenn die Grundlagen erst einmal verstanden sind und im Leben angewandt werden, wird das übrige ganz natürlich folgen.

Die Schwierigkeit kommt durch die Unfähigkeit der Menschen, zu erkennen, daß die Grundlage der Errungenschaft nicht in mechanischen Mitteln liegt, sondern in der Umwandlung des inneren Menschen, dessen Sphäre im Bereich der Gedanken ist. Alle Lehren der ganzen Welt betonen beständig die Bedeutung von „Reinheit von Gedanken, Wort und Tat». Dies sind die drei Grundlagen für diejenigen, die sich über das Niveau der gewöhnlichen Menschheit erheben und sich den „Göttern» anschließen möchten. So sprach Zoroaster, und so haben alle Großen Lehrer vom ersten bis zum letzten gesprochen.

Darum sollten wir gerecht sein und uns fragen: „Werden in den Büchern der Lehre nicht die Qualitäten erwähnt, die für die Umwandlung des inneren Menschen erforderlich sind? Werden diese Qualitäten nicht von allen Seiten und allen Gesichtepunkten besprochen?» Überdies werden sogar die mitwirkenden Hilfsmittel in den Büchern gegeben. Sieh die Bücher sorgfältig durch, und Du wirst recht viele Hinweise finden, sogar Verordnungen des Apothekers! Es ist auch ratsam, alle Qualitäten, die von einem Jünger erwartet werden, besonders herauszuschreiben. Du wirst überrascht sein, zu finden, wie zahlreich sie sind! Wahrhaftig, viele Leben sind erforderlich, um diese Vervollkommnungen zu erlangen. Aber dann - haben wir nicht die große Unbegrenztheit vor uns?

Und nun will ich die Frage über das Lesen von anderen Büchern im allgemeinen beantworten. Anscheinend beunruhigt diese Frage jedermann. Natürlich ist nichts dagegen einzuwenden, Bücher über viele Zweige des Wissens, der Kunst und Spiritualität zu lesen, denn man sollte seine Kenntnisse stets erweitem.

Aber es ist ganz wesentlich, zu lernen, hinsichtlich der Qualität zu unterscheiden. So warne ich immer vor pseudookkulten Büchern. Und wenn man die Möglichkeit hat, alle Schätze der Bücher der Lehre des Lebens zu erlangen, die alle Lebensprobleme behandeln und neue Wege des Wissens zeigen, und wenn man die Gelegenheit hat, sowohl mit den Mahatmabriefen bekannt zu werden (die jetzt in einer vollständigen Ausgabe auf englisch veröffentlich sind) als auch mit recht vielen Werken von H.P. Blavatsky, dann wird das Lesen von unbedeutenderen Büchern Zeitverschwendung sein. Mit wenigen Ausnahmen sind die anderen Bücher oft ein bloßes Echo - häufig ein falsches - der oben erwähnten. Zum Beispiel ist Esoterischer Buddhismus von A.P. Sinnett gänzlich auf den Briefen der Mahatmas begründet, die Sinnett von den Mahatmas durch H.P. Blavatsky erhielt. Aber alle diese Briefe sind viel vollständiger in dem Buch Mahatmabriefe.

Ich persönlich rate stets zum Lesen der östlichen Philosophie, vorausgesetzt natürlich, daß sie nicht in der Übersetzung entstellt ist.

Es wäre ausgezeichnet, wenn alle Mitarbeiter mit den Grundlagen des Buddhismus, den Upanischaden, der Bhagavad-Gita, den Lehren von Konfuzius, Laotse, Zoroaster, Hermes und anderen bekannt werden könnten. Naturlich ist es ein großes Hindernis, daß so wenig Bücher ins Russische übersetzt worden sind. Wenn sie richtig verstanden werden, können diese Lehren das Bewußtsein stärken und bei der Aufnahme der Lehre der Lebendigen Ethik behilflich sein. Ich empfehle stets das Lesen der Bücher von Vivekananda und des Evangeliums von Ramakrishna. Ich liebe auch die vier Bände, die dem Leben von Ramakrishna und Vivekananda gewidmet sind. Wenn man diese Bücher liest, ist man entzückt über die Verfeinerung des Gefühls und der Gedanken des Ostens. Fein sind die Werke von Schwester Nivedita über Indien und Vivekananda, der ihr Lehrer war. Überhaupt gibt es so viele schöne Ostliche Bücher.

Natürlich gibt es viele Menschen, die, wenn sie verschiedene Theorien gelesen haben, die sich mit den Grundlagen der verschiedenen Yogas befassen, sie mit den Büchern der Lehre des Lebens vergleichen und wegen der augenfälligen Verschiedenheiten enttäuscht sein werden. Aus diesem Grunde ist das. Lesen von falschen Büchern, die sich mit okkulten Gegenständen befassen, so gefährlich für Anfänger, die noch nicht gefestigt in ihrer Kenntnis der wahren Lehre sind. Viel Kümmer wird durch geistige Irrtümer herbeigeführt. Ich werde mit einem Paragraphen aus der Lehre über die Bewertung von Büchern schließen:

„Die Irrtümer in Büchern gleichen einem schrecklichen Verbrechen. Fehler in Büchern müssen als eine ernste Verleumdung gerichtlich verfolgt werden. Die Lüge eines Redners wird der Zahl seiner Zuhörer gemäß verfolgt werden. Die Lügen eines Verfassers sollten der Zahl der verkauften Bücher entsprechend verfolgt werden. Die Bibliotheken der Menschen mit Falschheiten zu füllen, ist ein ernstes Vergehen ...

Wahrhaftig, man sollte neue Ansichten und Anordnungen nicht hindern, aber falsche Angaben dürfen den Menschen nicht irreführen, denn Wissen ist die Rüstung der Gemeinschaft, und die Verteidigung des Wissens ist Pflicht aller Mitglieder.

Nicht mehr als ein Jahr darf verfließen, ehe die Bücher auf Richtigkeit geprüft worden sind, sonst wird die Zahl der Opfer groß sein. Es ist besonders notwendig, das Buch zu überwachen, wenn sein innerer Wert erschüttert worden ist. Die Regale der Bibliotheken sind voller Abszesse der Falschheit. Es sollte nicht gestattet sein, diese Parasiten aufzubewahren... Es ist ungehörig und unmöglich, ein falsches Buch zu lesen.

Warum sollte man einem lügenden Narren die beste Ecke am Kamin überlassen? ... Das Problem des Buches muß in Angriff genommen werden.» (Neues Zeitalter-Gemeinschaft, 94) Es gibt noch andere Seiten in der Lehre über den gleichen Gegenstand, und eines Juges will ich sie ebenfalls anführen. Besonders sollte man Kinder bewahren, da sowohl viele geistige als auch physische Leiden von Kindern gerade die Folge von unpassenden, falschen Büchern sind.

Wenn die Leser der Lehre des Lebens oder der Lebendigen Ethik tiefer über alle Lebensprobleme nachdenken würden, über alle neuen Wissenschaftsbereiche, die darin besprochen werden, wenn sie sich nur entscheiden würden, sie gründlich zu studieren, dann wäre genug Material vorhanden - nicht nur für ein einziges Leben, sondern für mehrere. Aber gewöhnlich lesen die Menschen mit ihren Augen und nicht mit dem Herzen, und aus diesem Grunde gleiten die erstaunlichsten Hinweise, die größten Offenbarungen, einfach über ihr Bewußtsein hinweg, ohne die geringste Spur zu hinterlassen. Da ich den Schlüssel zu vielen der Erklärungen in den Büchern der Lehre habe, erkenne ich dies mit betrübtem Herzen. Diese Bücher geben der ganzen Mentalität Richtung, sie weisen auf neue Gebiete hin, sie dienen als neue Wegweiser für alle wissenschaftlichen Forschungen. Diese Bücher sind so lebenswichtig, so wesentlich, weil sie in die Zukunft führen. Die Bücher, der Lehre sollten eine unaufhörliche Wissensquelle für den Wissenschaftler sein, dessen Bewußtsein nicht durch Vorurteile verdunkelt ist.

Ein Mensch, der frei von Vorurteilen ist, der die Zukunft voraussieht, nimmt bereits an der Erschaffung dieser Zukunft teil und erleichtert dadurch das Leben der Gegenwart. Technisches Wissen und allerlei Vergleiche sind ganz nützlich, aber es kommt eine Zeit, wo alle derartigen Wissensquellen nur für gewisse technische Untersuchungen nützlich werden. Das wahre Wissen kommt jedoch nur, wenn die in der Lehre gegebenen Hinweise aufgenommen und angewandt werden, wenn dieser Prozeß keinen einzigen Tag lang aufhört, wenn die feurigen Formeln der Lehre vorwärts führen und auf die nächsten Schritte der Bewußtseinserweiterung und weitere Errungenschaften hinweisen und den Vorhang zur Großen Unbegrenztheit immer weiter öffnen.

Niemand sollte also glauben, daß das Lesen von verschiedenen Büchern verboten ist, dies würde töricht sein. Aber die Menschen sollten lernen, hinsichtlich der Qualität der Bücher zu unterscheiden. Es ist äußerst nützlich, über alle neuesten Errungenschaften der Wissenschaft im Bilde zu sein, um wieder einmal zu erkennen, wie nahe diese jüngsten Entdeckungen den Bestätigungen des Heiligen Wissens kommen.

Ich habe schon länger davon geträumt, eine Zeitschrift (von unserer Hauptzentrale) zu veröffentlichen, die sich mit allen Errungenschaften des Lebens befassen würde. Ich wollte den breiten Massen der Leser einen vollständigen Überblick über die laufenden Errungenschaften der Wissenschaft, der Kunst und des sozialen Lebens geben und dadurch die Gedankentendenz andeuten. Bis jetzt besteht keine Möglichkeit, dies durchzuführen, aber später wird auch dies geschehen.

Und unterdessen sage ich nochmals, daß niemand glauben sollte, es sei verboten, seine Gedanken aus Quellen zu nähren, die für unsere spezielle Denkweise geeigneter sind. Es gibt keine Verbote, sondern nur Warnungen vor falscher Auskunft.


6. Juli 1934

Was Du über das Theater schreibst, ist außerordentlich traurig, aber in anderen Ländern sind die Verhältnisse auch nicht besser. Das Radio und das Kino ersetzen wahre Kunst, und der direkte Einfluß der heiligen, feurigen GeistesSchöpferkraft verschwindet. Dasselbe trifft auf die Photographie zu, denn so unschätzbar sie auf vielen Gebieten ist, so verdrängt sie doch die Kunstwerke, die Gemälde in Durchschnittsheimen und Gebäuden immer mehr. Leider müssen wir auch dieses Stadium in der langsamen Evolution des menschlichen Geistes durchleben. Aber mit dem Wachsen und der Verfeinerung des Bewußtseins und richtiger Erziehung der jungen Generation und wenn dem Genius des Menschen Respekt erwiesen wird, wird schließlich alles seinen richtigen Platz finden. Viel Arbeit muß jedoch getan werden. Genau, es ist notwendig, das Niveau des Geschmacks und des Verständnisses des Durchschnittsmenschen auf allen Gebieten der schöpferischen Tätigkeit so weit wie möglich emporzuheben. Und hierfür ist das Theater natürlich ein ausgezeichnetes Mittel. Aber es ist vergebens, eine wahre Entwicklung kultureller Errungenschaften zu erwarten, wenn keine hochkultivierten Menschen an der Spitze der Regierungen stehen. Die Richtung wird stets von den Führern gegeben, und trotz der sogenannten Demokratie und der vielgepriesenen Individualität folgt fast jeder dem Maßstab, der von den Herrschenden festgesetzt wird, als wäre er hypnotisiert. Und wahrhaftig, größtenteils ist dieser Standard nicht sehr hoch.

Schön sind die Dramen von Kalidasa und die Schauspiele von Tagore, aber ich möchte Dir auch vorschlagen, die Legenden und die schönen historischen Episoden aus dem Leben Deines eigenen Landes nicht zu ignorieren. Jedes Land hat seine eigenen Schätze, die in Erinnerung behalten werden sollten. Jede Nation sollte ihre Grundlagen kennen, jene Grundlagen, die ihren speziellen Charakter hervorgebracht haben. Wir nähern uns jetzt - oder vielmehr, wir sind bereits eingetreten - in die drohenden, heroischen Zeiten, in denen viele Nationen geprüft werden. Darum scheint es mir, daß alles Heroische, alles, was das Bewußtsein einer Nation emporhebt und die Errungenschaften des Geistes hervorruft, heutzutage besonders ermutigt werden sollte. Du weißt, daß ich sehr gegen engen Nationalismus oder Chauvinismus bin, aber ich bin immer tief gerührt über die Achtung, mit der die Bevölkerung der Nationen das betrachtet, was in ihrem eigenen Lande schön und heroisch ist. Halte dies nicht irrtümlicherweise für einen Aufruf zum Militarismus! Nein, aber die Ereignisse sind derart, daß wir alle bereit sein sollten, Kämpfer des Geistes zu werden und den Mut zu finden, unsere geistigen Errungenschaften mit geistigen Waffen zu verteidigen. Es ist ein Trost, über das geistige Suchen der jungen Generation zu hören, und wir sollten diesen Augenblick nicht verpassen, sondern bereit sein, ihr das zu geben, wonach ihr Geist sich sehnt. Die Lehre des Lebens ist gerade die richtige und allumfassende Antwort auf alle Fragen des Geistes! Kein einziges Gebiet, kein einziges Lebensproblem ist in diesem Bündnis vernachlässigt worden. Im Gegenteil, jede Situation wird von vielen Seiten und vielen Gesichtspunkten aus behandelt, und Rat wird zur äußerst praktischen Anwendung erteilt. So viele schöne Gespräche sind möglich mit suchenden Seelen! Nur treibe diejenigen nicht fort, die anklopfen. Trotzdem muß große Urteilskraft angewandt werden, um die Annäherung der Zweifelnden zu verhindern.

Es ist auch erfreulich zu hören, daß Du das Nahen der Neuen Ära fühlst. Ja, sie kommt, und nichts kann sie aulhalten. Die Weltkarte ändert sich. Viele Länder werden ernste Notzeiten durchmachen, aber schon jetzt gibt es einige Lichtblicke inmitten der Dunkelheit. Ich werde eine Seite aus der Lehre anführen:

„Die im Leben vorhandenen Formen sind das Gepräge des Geistes eines Volkes. Man kann den Niedergang und Aufstieg eines Volkes nicht nur nach geschichtlichen Tatsachen beurteilen, sondern auch nach den begleitenden Ausdrucksformen der Schöpferkraft. Wenn Grobheit und Unwissenheit im Besitz des Geistes sind, wird sich dies in den Gesetzen und Sitten des Lebens widerspiegeln. In dieser Einheit können alle grundlegenden Züge des Lebens verfolgt werden. Natürlich geben die festgelegten Lebensformen verschiedenen Perioden der Weltgeschichte eine ausgeprägte Färbung. Was charakterisiert die ersten drei Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts? Kriege, Schrecken, Grausamkeit, Vergröberung und die furchtbarsten Ableugnungen! Inmitten all dieser Dunkelheit ist es jedoch möglich, Formen des Lichtes zu erkennen. Es kommt nicht darauf an, wenn sie nicht zahlreich sind, solange sie über die Erdoberfläche verstreut sind. Das Gleichgewicht des Lichtes wird nicht quantitativ hergestellt, sondern potentiell, nicht durch Anhäufung, sondern durch Tapferkeit des Geistes. Laßt uns also auf dem Pfad zur Feurigen Welt mit der Bedeutung großer Formen erfüllt sein und besonders das Licht der Augen hochschätzen, das der Menschheit die Fähigkeit der Schönheit verleiht.» (Feurige Welt III, 79) Laßt uns also die Formen des Lichtes erschaffen. Wir sollten nicht über ihre geringe Anzahl betrübt sein, sondern das Potential groß sein lassen.


21. Juli 1934.

Dein Streben zum Lehrer ist schön, und wenn es an Intensität und Verständnis für das große Ebenbild zunimmt, kann viel erreicht werden. Begrenze Dich nicht durch irgendeine Zeit oder Deine eigenen Prämissen und Umstände, sondern vertraue von ganzem Herzen der Hohen Weisheit, und alles wird so kommen, wie es sollte - so wie es für Dich am besten ist. Manchmal wird das Gefürchtetste, das Unzulässigste, zur hauptsächlichen Quelle unseres Glückes.

Du schreibst, daß es Dir klar ist, daß „nicht der Jünger den Lehrer erwartet, sondern der Lehrer den Jünger», aber ich muß diese sehr kategorische Erklärung erläutern. Für jede schöpferische Tätigkeit, für jede Offenbarung, sind Wechselbeziehung und Übereinstimmung nötig. Wenn daher keine Erwartung vorhanden ist, kann keine Antwort gegeben werden. Wo keine Erwartung ist, ist auch kein Streben, aber uns ist gesagt worden, daß wir uns des wachsamsten und intensivsten Strebens befleißigen sollten.

Das große Bündnis „Wenn der Jünger bereit ist, erscheint der Lehrer» wird jedoch selten verstanden. Nicht viele fragen sich, was Bereitschaft tatsächlich ist. Sollte diese Bereitschaft nicht in gewissen Eigenschaften bestehen? Die Schwierigkeit ist, daß die Menschen nicht erkennen wollen, daß in der Grundlage dieser Bereitschaft und aller Errungenschaften das Verfolgen eines großen Ideals ist, das eine feurige Umwandlung all unserer Gefühle, unseres ganzen Charakters notwendig macht. Die Menschen möchten lieber verschiedene Exzesse aufgeben und gedankenlos mechanisch ihr Pranayama verrichten, als auch nur auf eine einzige Gewohnheit zu verzichten, die einer geistigen Errungenschaft im Wege steht. Aber, wiegesagt wird, haben mechanische Mittel keinen Wert. Die Umwandlung des inneren Menschen kann nicht automatisch erreicht werden, und diese Umwandlung ist das hauptsächliche Ziel aller wahren Lehren. Darum muß man stets berücksichtigen, daß alle Großen Lehrer an dem inneren Menschen interessiert sind, dessen Bereich die Sphäre der Motive und Gedanken ist. Darum braucht kein einziger hoher Raja oder Agni Yogi mechanische Mittel oder physische Übungen. Und das einzige, was für sie von Bedeutung ist, ist die Konzentration auf das erwählte Große Ideal, auf das standhafte und beständige Streben, es zu erreichen. Solche Konzentration wird unaufhörlich fortgesetzt. Was ein solcher Yogi oder Jünger auch tun mag, seine Gedanken sind stets mit seinem Ideal beschäftigt. Alles wird im Namen dieses Ideals getan, und in seinem Herzen fühlt er stets die Liebe und die Gegenwart dieses Bildes. Dies ist die wirkliche Konzentration, die in der esoterischen Philosophie angedeutet wird, die sich nur mit der inneren Welt befaßt, der Welt der reinen Noumena.

Dasselbe trifft auf das Gebet eines Jüngers zu, es ist gerade dieses gleiche unaufhörliche Streben des Herzens, und in der Gegenwart des erwählten Bildes zu sein. Im Zusammenhang hiermit erinnere ich mich an eine Geschichte über den großen Konfuzius. Er war einmal sehr krank, und seine Freunde, die glaubten, daß er im Sterben liege, flüsterten ihm zu, er solle beten. Der Weise lächelte und sagte: „Mein Gebet hat schon vor langer Zeit angefangen.» Und tatsächlich war sein ganzes Leben unaufhörlicher Dienst für das große Ideal, was das wahre Gebet zum Höchsten ist!

Wenn eine solche beständige Gegenwart des erwählten Bildes in das Leben eines Jüngers tritt, wenn kein weiteres Abweichen vorkommt, dann besteht wahre Bereitschaft; der Lehrer erscheint, und der Jünger, der beobachtet wurde, wird angenommen. Aber natürlich können auch einige Mitteilungen durch einzelne Menschen vorkommen, und zuweilen werden wunderbare kleine Bücher durch reine Medien gegeben, die die Grundlagen des Lebens erklären, aber wahre Jüngerschaft ist etwas ganz anderes. Fast niemand erkennt, was für eine außerordentliche Last der Lehrer auf sich nimmt, wenn er einen Jünger annimmt. Darum können die Großen Lehrer, die die Welt überwachen, die die universalen Prozesse zum Guten lenken und an ungeheuren kosmischen Kämpfen teilnehmen, nur diejenigen annehmen, über die Sie keinerlei Zweifel mehr hegen. Nur diejenigen können angenommen werden, die viele feurige Prüfungen durchgemacht haben und die ihre Bereitschaft und Hingabe nicht in einer behaglichen Umgebung bewiesen haben, sondern am Rande des Abgrundes; daher die geringe Anzahl von angenommenen Jüngern.

Wenn der Lehrer einen Jünger angenommen hat, erschafft Er eine unsichtbare Verbindung mit ihm und schließt ihn in Sein Bewußtsein ein. Mit anderen Worten, von dem Augenblick an weiß der Lehrer alles über den Jünger. Er kann jeden Gedanken und jedes Gefühl kennen, sogar das vorübergehendste, und demgemäß kann Er Seinen Jünger führen. Was den Jünger anbetrifft, so wird sein Leben vom Augenblick der Annahme an gänzlich neu. Seine schlummernden Energien werden erweckt, und ihre Entwicklung und Umwandlung wird beschleunigt. Eine förmliche Batterie von unsichtbaren, aber mächtigen Strahlen wird ihm zugelenkt. Diese Strahlen werden immer wahrnehmbarer im Verhältnis zum Streben und dem Wachsen des Bewußtseins des Jüngers und der Verfeinerung seines Organismus. Der Zweck ist, das innere Ich umzuwandeln und die drei Körper für unabhängige Arbeit auf ihren entsprechenden Ebenen zu verfeinem und zu trennen. Groß ist die Spannung eines Jüngers. Seine physische Kraft nimmt vorübergehend ab, und er muß eine gewisse Lebenshaltung verfolgen, ohne seine regelmäßigen Pflichten aufzugeben. Natürlich können all diese Strahlen nur dann assimiliert werden, wenn der Jünger aufs äußerste strebt. Alles erfordert Gegenseitigkeit, Übereinstimmung und Einklang. Darum gibt es keine Errungenschaft ohne Erwartung!

Es ist möglich, daß Du wieder darauf bestehst, daß „nicht der Jünger den Lehrer erwartet, sondern der Lehrer den Jünger», und sagen wirst, daß ich Dich nicht verstanden habe. Mit meinem Herzen verstehe ich Dich, aber eine gewisse Betonung ist nötig. Du selbst magst mit unentwickelten Seelen zu tun haben und mit ihnen reden müssen, und wenn Du mit ihnen über den Lehrer und Jüngerschaft sprichst, mußt Du streng betonen, daß nichts ohne Streben und feste Entschlossenheit erreicht werden kann. Viel ist über den Schaden gesagt worden, den Halbwegigkeit anrichtet. Der Lehrer erwartet nur den, der entschlossen und unfehlbar damit in Anspruch genommen ist, voll und ganz zu streben und dem Ziel entgegenzugehen. Und wenn das letzte Hindernis, das den Jünger von seinem Guru trennt, überwunden ist, streckt der Lehrer Seine Hand aus. Viele drängen sich am Fuße des Berges und hoffen den Pfad zu verfolgen, aber es ist sicher, daß der Lehrer nicht auf all diese wartet! Denn hoch ist der Gipfel, und schmal ist der Pfad, und viele werden sich fürchten und aufgeben, ohne auch nur den halben Weg zu durchwandern. Erst nachdem der Jünger einen gewissen Punkt überschritten hat, darf er hoffen, die Aufmerksamkeit seines Gurus zu erregen. Denn es wäre wahrhaftig Zeitverschwendung und ein großer Mangel an Vergleichbarkeit, wenn Er sich mit den Sprüngen unbeständiger Wanderer des Geistes abgeben würde.

Es gibt auch ausersehene Jünger, jene, die in vielen vorhergegangenen Leben Jünger waren. Und in der gegenwärtigen Inkarnation ist ein solcher Jünger ganz von Geburt an unter der hohen Führung seines Lehrers. Die Umstände seiner Geburt werden vom Lehrer bestimmt, und er kennt seinen Lehrer von früher Kindheit an. Daher gibt es für solche Jünger kein Abweichen, und die Ereignisse ihres Lebens tragen sie wie ein unzügelbarer reißender Strom dem vorherbestimmten Ufer entgegen.

Ich zitiere eine Seite aus der Lehre für Dich:

„Wahrlich, man sollte das Symbol des Gipfels beim Aufstieg des Geistes als Ziel annehmen. Jeder Jünger sollte sich daran erinnern, daß das Vermeiden des Gipfels den Wanderer vom Pfad hinwegführt. Jede übermäßige Last wird den Wanderer hindern. Der Gipfel ist spitz, und jede unnötige Anhänglichkeit an die irdische Welt bringt den Wanderer zum Stillstand. Es ist schwer, auf dem Abhang haltzumachen, deshalb sollten wir uns an den Gipfel erinnern, wenn wir den Aufstieg beginnen. Es ist schwer, den Gipfel zu erreichen, wenn der Geist die Grundlagen der Hierarchie nicht versteht... Die Abhänge sind steil, und man sollte auch daran denken, daß nur der Fuß des Berges weit ist...» (Feurige Welt III, 22 und 19) Auf mein Anerbieten, Dir zu helfen, einige schwierige Punkte der Lehre klarer zu verstehen, hast Du geantwortet, daß Du mich nicht mit Fragen persönlicher Art belästigen willst und daß es eine unfruchtbare Zeitverschwendung für mich wäre.

Ich muß Dir sagen, daß Du Dich irrst. Du solltest nicht glauben, daß das Reinigen der Lehre von falscher Auslegung etwas Persönliches oder Unfruchtbares sein kann. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie viele verkehrte Ansammlungen sich um die Lehren herum angehäuft haben. Genau, die Großen Lehrer bestehen auf dieser Reinigung. Darum sollte derjenige, der verstehen kann, der ernsthaft in den Pfad der Jüngerschaft eintreten möchte, lernen, sein Verständnis zu vertiefen.

Viele Hinweise sind in der ganzen Lehre verstreut, und der forschende Intellekt eines ernsthaften Lesers kann Interesse gewinnen und den Pfad der vorbereitenden Jüngerschaft betreten. Und dann bin ich gern bereit, zu antworten, und es wird keine Zeitverschwendung sein. Ich habe jedoch wirklich keine Zeit, die Fragen der Neugierigen und Müßigen zu beantworten. Überdies, warum sollte man Menschen, deren Verstand nicht bereit ist, Wissen übermitteln? Es wird ihnen keinen Nutzen bringen, sondern ihren Verstand nur noch mehr verwirren. Weißt Du, welche Fragen ich am häufigsten höre? „Was sind die sieben Bestandteile, aus denen die Emulsion der Yogis zusammengestellt wird? Was ist das Wasser von L.? Wie viele Mohrrüben sollte man täglich essen?... etc.» Und dies alles, wenn die Bücher der Lehre voll von den tiefsten Mysterien und den Grundlagen des Lebens sind und sich mit ihnen befassen! Aber sehr wenige haben Interesse daran.

Nun wollen wir auf Deine Fragen zurückkommen. Du fragst: „Was bedeutet Mahavan und Chotavan?» Buchstäblich bedeutet es großer Rhythmus und kleiner Rhythmus. Mahavan und Chotavan sind die kosmischen Rhythmen, Rhythmen des Feuers des Weltraumes, und zu gewissen Zeiten werden diese Rhythmen von denen gefühlt, die den Pfad des Agni Yoga verfolgen. Sie werden eine kurze Zeitlang empfunden, sonst wären sie zu schwer zu ertragen, da sie einander mit großer Geschwindigkeit und Heftigkeit folgen. Alle diese Rhythmen und den Rhythmus des doppelten Dodekaeders habe ich erlebt, aber es ist sehr schwer, sie zu beschreiben. Ich kann nur sagen, daß jede Zelle des Organismus durch diesen Rhythmus in Schwingung versetzt wird, während das Herz (was interessant zu beobachten ist) seinen gewöhnlichen, aber etwas verstärkten Schlag fortsetzt.

Glaubst Du, daß diese Auskunft auf den ersten Stufen helfen kann? All diese feurigen Erfahrungen und Rhythmen kommen, wenn ein Jünger das Stadium der Assimilation des Feuers des Weltraumes erreicht. Wenn die Menschen, nachdem sie über diese Rhythmen gehört haben, sie nur technisch betrachten, werden sie dem Tambourmajor gleichen, der in der Lehre als ein „äußerst erfolgreicher Rhythmiker» erwähnt wird. Darum lies Paragraph 401 im Buch Agni Yoga sorgfältig durch.

Nun zu Deiner nächsten Frage: „Wie sollte man das Ersetzen von Blutsverwandtschaft durch die geistige verstehen?» Es scheint mir, daß dies so augenscheinlich ist, so klar! Im Leben können wir sehen, daß uns einige Menschen, sogar einer anderen Nationalität, oft durch ihre geistige Entwicklung näher stehen als Blutsverwandte. Hierfür gibt es viele Erklärungen, manchmal ist es karmisches Gesetz, zuweilen ist es, daß man zu einem ähnlichen Element gehört, oder es mag eine Gleichartigkeit von potentiellen Energien im Keim des Geistes existieren.

Aber selbst wenn wir einfache Beispiele aus dem täglichen Leben nehmen, können wir von einem vernünftigen Menschen erwarten - zum Beispiet von jemand, der sein Geschäft verbessern möchte -, daß er nicht mit tüchtigen Leuten zusammenarbeitet, die mit solcher Arbeit vertraut sind, sondern mit Verwandten, die eine deutliche Unfähigkeit zeigen und manchmal sogar Schaden anrichten könnten?

Jeder von uns hat direkte Verpflichtungen seiner Familie gegenüber, aber wir sollten sie nicht übertreiben. Häufig zeigen Familien absolute Uneinigkeit und gegenseitigen Antagonismus und sind Herde geistiger Verderbtheit. Wäre es richtig und vernünftig, Kraft zu verschwenden und die hohen Ideale für ein künstliches Aufrechterhalten von Banden zu opfern, die in den meisten Fällen ungesetzlich sind, da sie gegen das höhere Gesetz verstoßen? Genau - ungesetzlich, weil viele Verbindungen auf Erden, die nach menschlichen Gesetzen gerechtfertigt sind, vom Standpunkt des kosmischen Gesetzes für ungesetzlich gehalten werden würden. Genau - schreckliche Verbrechen, die. Degeneration ganzer Nationen und der Niedergang der Zivilisation sind die Folge von vielen solchen falschen Ehen. Die Frage der kosmischen Rechtmäßigkeit der Familie ist sehr tief, sie berührt das Sein selbst.

Das Verständnis für die Einführung von richtigen gesetzmäßigen Verbindungen ist eine große Wissenschaft der Zukunft, und diese Wissenschaft wird auf unveränderlichen kosmischen Gesetzen begründet werden.

Viel ist über Seelenverwandtschaft gesagt worden, doch wer kennt und versteht diese Wahrheit in der vollen Herrlichkeit des unveränderlichen kosmischen Gesetzes? Die Lehre sagt, daß Menschen sich den Elementen gemäß vereinigen sollten. Nur Eltern, die zum gleichen Element gehören, können ausgegliechene Nachkommen haben. Dagegen sehen wir im Leben, daß Feuer oft mit Wasser vermischt wird und Luft mit Erde. Wahrlich, Unfruchtbarkeit und Degeneration ganzer Nationen sind die Folge solcher Mischungen. Die Zeit wird kommen, wo diese Wahrheit von der Menschheit verstanden und äußerst wesentlich werden wird. Die Lebensformen, alle Funktionen der Menschheit, müssen nach kosmischen Gesetzen aufgebaut werden, wenn die Menschheit ihre Existenz und Entwicklung auf diesem Planeten fortsetzen möchte, sonst droht uns das Schicksal von Atlantis.

Und jene Heuchler, die, nachdem sie über das Ersetzen von Blutsverwandtschaft durch geistige Verwandtschaft gelesen haben, ihre Entrüstung äußern und die Lehre verleumden, „weil Familienverpflichtungen herabgesetzt werden», können wir an die Worte Christi erinnern, dessen Lehre sie anzunehmen vorgeben: „Es ist niemand, so er verläßt Haus oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder Äcker um meinetwillen, der nicht hundertfältig empfange, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker ... und in der zukünftigen Welt das ewige Leben» (Markus 10, 29-30). Nebenbei, was für eine klare Bestätigung des Gesetzes der Wiedergeburt ist in diesen Worten und in ähnlichen Worten im Lukasevangelium enthalten (Lukas 18, 29-30). Bedeutungsvoll ist auch die Bestätigung: „Ihr werdet aber überantwortet werden von den Eltern, Brüdern, Gefreundten und Freunden; und sie werden euer etliche töten» (Lukas 21, 16).

Laß die Fragesteller auch die folgenden Worte Christi erklären: „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu erregen wider seinen Vater und die Tochter wider ihre Mutter und die. Schwiegertochter wider ihre Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist mein nicht wert» (Matthäus 10, 34-38).

Es scheint mir, daß die Erklärung, Blutsverwandte durch geistige zu ersetzen, nach diesen Worten ziemlich bescheiden klingt! Es gibt keine größere Sünde, als dem menschlichen Geist etwas aufzubürden. Und wie oft sehen wir, daß gerade unsere Nächsten uns solche Bürden auferlegen. Der Geist will keine Auferlegung dulden, und wehe denen, die ihn bedrängen!

Möchtest Du die Lehre lieber denen erklären und mit denen besprechen, die sie hassen, oder sie mit Deinen Anhängern besprechen nach dem weisen Wort:

„Ihr sollt das Heiligtum nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, auf daß sie dieselben nicht zertreten mit ihren Füßen und sich wenden und euch zerreißen» (Matthäus 7, 6). Auch dies weist auf die Notwendigkeit hin, Blutsverwandtschaft durch die geistige zu ersetzen!

Alles ist schön und gut, wenn die Familie aus geistig vereinten Mitgliedern besteht. Aber wenn nicht, hat niemand das Recht, es zu verurteilen, wenn eins der Mitglieder sich außerhalb seiner eigenen Familie nach Unterstützung umsieht. Nur die geistigen Bande, die Bande des Herzens sind von Bedeutung und können uns jahrtausendelang vereinigen, während die Bande des Blutes vorübergehend sind und ihre Verpflichtungen als eine teilweise karmische Schuld angesehen werden können. Wie viele Väter kennen sogar ihre Söhne und Töchter nicht einmal! Darum sollten wir keine Heuchler sein.

Aus diesem Grunde sollten wir auch hinsichtlich dieser Frage nicht sentimental sein, sondern erkennen, worin die wahre Pflicht eines Familienvaters besteht.

Wenn unser Verständnis hinsichtlich wahrer gesetzlicher Ehen zur Reife kommt, wird sich die Frage der Bluts und Geistesverwandtschaft von selbst lösen. Aber unterdessen sollten wir die Notwendigkeit betonen, den inneren Menschen zu vervollkommnen, gerade diese Vervollkommnung wird uns helfen, viele Lebensprobleme zu lösen.

Und nun, was sind die sieben astralen Qualitäten? Sie entsprechen genau den fünf Sinnen, die im irdischen Körper funktionieren, zuzüglich des sechsten (dem direkten Wissen oder der sogenannten Intuition, die noch selten ist) und des siebenten (Synthese oder Geistigkeit). Die astralen Gefühle existieren in gleicher Weise wie die physischen, aber als ihre subtilen Gegenstücke. Es ist unmöglich, sie zu trennen, Einheit offenbart ihre Harmonie. Es besteht eine vollständige Entsprechung zwischen dem subtilen und dem physischen Körper. Darum muß das Axiom „wie oben, so unten» stets berücksichtigt werden.

Aber wahrhaftig, ebenso wie die äußeren Gefühle oder Energien nur offenbart werden, wenn gewisse für sie geeignete Bedingungen vorhanden sind, werden auch die inneren geistigen Fähigkeiten offenbart, wenn die astralen oder geistigen Bedingungen auf der inneren Ebene hervorgerufen werden. Die äußere Welt ist nur eine Widerspiegelung der inneren.

Und nun hinsichtlich Einsamkeit. Bei der Bewußtseinserweiterung, bei der Erweiterung des Gedankenhorizonts, wird ein Mensch unvermeidlicherweise Einsamkeit empfinden. Jeder gebildete und kultivierte Mensch hat, wenn er über das allgemeine Niveau emporsteigt, immer größere Schwierigkeiten, sich dem Denken anderer Menschen anzupassen. Was kann man daher in bezug auf diejenigen sagen, die ihren mentalen Horizont zu den fernen Welten erheben? Jene, die lernen, nicht oberflächlich zu urteilen und das Augenscheinliche nicht für die Wirklichkeit anzusehen, jene, die die Folgen erkennen, in die die Menschheit sich verwickelt hat, können die wahren Ursachen von Ereignissen erfassen. Jene, die verstehen und wissen, daß das sogenannte Unsichtbare alle wahren Ursachen verbirgt, alle mächtigen Faktoren unserer Existenz, und die die ganze Schönheit der höheren Welten kennen - was für Gedanken, welchen Teil ihrer Pläne, der Schönheit ihrer Schöpferkraft können sie mit Menschen teilen, die sich nicht über die irdische Ebene erhoben haben? Wer wird sie verstehen? Und müssen sie nicht ihre Kenntnisse verbergen, um unfreundliche Gefühle zu vermeiden und keinen Schaden anzurichten? Sie dürfen nur die Art von Persönlichkeit zeigen, die von ihren Gefährten gewürdigt werden kann - von jenen, die unbedeutende Zeichen für die Wirklichkeit halten.

Es ist gut ausgedrückt, daß „derjenige, der eine kostbare Formel entdeckt, sie nicht aus dem Fenster schreien kann, weil der daraus entstehende Schaden größer sein würde als der Nutzen.» Schwer, sehr schwer ist es, dem Bewußtsein unserer Gesprächspartner gemäß zusammenzuarbeiten und sich zu unterhalten. Oft erfordert es eine ungeheure Anspannung. „Wenn es schwer ist, ein kleines Schwert in eine große Scheide zu stecken, wieviel schwerer würde es sein, ein großes Schwert in eine kleine Scheide zu stecken!» Der Geist eines solchen Menschen ist so sehr mit dem Wunsch, erfüllt, den Menschen durch das Licht der großen Lehre Freude zu bereiten, aber er muß schweigen und sich dem Bewußtsein seiner Umgebung anpassen, damit sie seine Mitarbeit annehmen, die nur ihre Wohlfahrt im Sinne hat. Dies ist die große Einsamkeit.

Wahrlich, der Agni Yogi ist sowohl „die Lampe der Wüste» als auch „der Löwe der Wüste».

Schließlich will ich noch hinzufügen, daß wir trotz dieser Einsamkeit jedem gratulieren können, der die Bewußtseinserwciterung erreicht hat. Nichts sonst kann das Gefühl der grenzenlosen Kontinuität der Möglichkeiten geben. Und nur das Wissen des Geistes kann dem Menschen einen Platz in der Unbegrenztheit geben, wo es keine Einsamkeit gibt, sondern nur eine große Anziehung zur Herrlichkeit der Feurigen Welt.

Uns ist ein gewisses Kriterium gegeben, nach dem wir den Grad unserer Annäherung zur Hierarchie des Lichtes beurteilen können. Es ist jenes heilige Zittern des Herzens in erhabener Ehrerbietung und Liebe zur Hierarchie des Lichtes, die in all unseren Worten und Taten ausgedrückt werden sollten, die diesen großen Begriff betreffen.

Denke daran, daß die genaue geographische Ortsangabe der Hauptfeste nie gegeben werden kann, nicht einmal die der individuellen Ashrams. Gleichfalls sind alle zugänglichen Gemälde der Großen Lehrer nur von annähernder Ähnlichkeit oder haben überhaupt nichts gemein mit dem wahren Bildnis der Meister. Viel Unsinn ist über diesen größten Begriff, Bruderschaft, verbreitet worden.

Häufig erhalte ich Information über die Wiederverkörperung von H.P. Blavatsky. Mehrere englische Theosophen haben sie in einem kleinen englischen Mädchen identifiziert, das in Indien geboren wurde. Außerdem erhalte ich selbst oft Briefe, in denen die Menschen mich als H.P. Blavatsky anreden und um Erlaubnis bitten, mich zu besuchen! Aber ich versichere Dir, daß ich nicht die Inkarnation von H. P. Blavatsky bin. H.P. Blavatsky inkarnierte sich vor etwa vierzig Jahren, und 1924 erschien sie wohlbehalten in ihrem physischen Körper in der Häuptfeste.

Deine Ehrerbietung für H.P. Blavatsky rührt mich sehr. Es wäre wunderbar, wenn Du einen Artikel über. diese Frau mit dem Löwenherzen schreiben könntest. Es wäre gut, wenn jemand den ersten Anstoß zur ehrerbietigen Erinnerung an sie geben würde.


1. August 1934

Die hauptsächliche Kraft des Moschus liegt sozusagen in seinem „feurigen Laboratorium», das die Kräfte der Zentren verstärkt und dadurch die schwächeren Organe mit Feuer nährt. Man muß verstehen, daß der feinere Organismus positiv reagiert, wenn er mit Feuer gesättigt wird, während jene, die durch irdische Anziehungen beeinflußt werden, das Gegenteil erleben mögen. Zeichen einer vorübergehenden Krankheit mögen vorkommen, aber wenn Moschus in solchen Fällen regelmäßig eingenommen wird, können diese seltsamen Reaktionen verhindert werden. Die feurige Eigenschaft des Moschus ist seine größte Macht. Man muß auch verstehen, daß die Wirkung von Moschus in einem feurigen Organismus durch die feurigen Zentren verstärkt wird. Die Macht der feurigen Zentren sollte mit größter Sorgfalt behandelt werden. Die Umwandlung von Zentren, die die psychische Energie so mächtig anspannt, verstärkt auch jede Art Reaktion der feurigen Substanzen! Darum müssen wir, wenn wir über Moschus sprechen, die innere Reaktion beachten, die jede feurige Substanz anspannt.

Subtiles Verständnis wird also subtile Methoden erforderlich machen. Dies ist das hauptsächliche Problem für die Verwirklichung der feurigen Umwandlung. Alle unsere Aspirationen müssen auf Vereinigung des Inneren mit dem Äußeren gerichtet sein, wenn wir uns jedoch nur auf die äußeren Reaktionen verlassen, werden wir nur unvollständige Resultate erzielen. Deine Bemerkung:

„Wenn der Neuling gierig Moschus gebraucht und täglich große Dosen dieses kostbaren Präparats einnimmt, wird er kaum bedeutende Ergebnisse erzielen, da dies nur eine mitwirkende Hilfe ist», ist also ganz richtig.

Doch da dieses Präparat wegen seiner Unersetzbarkeit und Unschädlichkeit zum allgemeinen Gebrauch verabreicht wird, um das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, und auch weil es ein Schutzmittel gegen viele Krankheiten, einschließlich Krebs, ist, sollte man versuchen, diese kostbare Substanz zu bekommen, die jetzt viel billiger ist. Überdies hinterlassen die meisten Herzmittel, mit Ausnahme von Strophantin, schädliche Sedimente, und wenn sie längere Zeit gebraucht werden, können sie den Organismus vergiften.

Moschus steht nach allen Quellen des Altertums mit der Sonne in Beziehung und nicht mit der Venus. Und es ist falsch zu behaupten, daß Moschus definitiv zu der den Geschlechtstrieb anregenden Kategorie gehört. Es ist wahr, daß die mächtige ausgleichende Wirkung dieses Präparats alle normalen Funktionen des Organismus wiederherstellt, aber es könnte nicht als ein sexuelles Anregungsmittel bezeichnet werden. Obgleich wir wissen, daß die weiblichen Moschustiere die männlichen durch den Geruch ihrer Sekretionen finden, die sie während der Paarungszeit an Büschen und auf Felsen hinterlassen, dürfen wir nicht vergessen, daß das, was in einem Tier nur einen Instinkt verstärkt, in einem Menschenwesen eine bewußt verstärkte Wirkung der feinen Zentren hervorrufen kann. Und Moschus hat gerade diese Eigenschaft. Darum ist Moschus für mentale Arbeit besonders nützlich.

Die Forschungen in der Ayurvedischen und tibetischen Medizin deuten an, daß Moschus als Zutat in fast allen tibetischen und den meisten indischen Medizinen verwendet wird. In Indien ist er seit dem frühesten Altertum gebraucht worden. Die indische Medizin ist älter als die arabische.

Und nun einige interessante Auskünfte über die Bedeutung von Aromen. In dem Buch Fünf Jahre Theosophie ist ein ausgezeichneter Aufsatz von einem Doktor der Medizin, L. Salzer. Er heißt: „Odorigen und Jiva» Er bespricht die Rolle und Bedeutung des Geruchs.

Natürlich begegnen wir in verschiedenen amtlichen Arzneibüchern oft einer Erklärung wie der folgenden: „Seine Wirkung ist derjenigen der ätherischen öle ähnlich.» Wir müssen sagen, daß diese Behauptung außerordentlich unfair ist, da jede aromatische Substanz ihren eigenen spezifischen Eihfluß hat, aber sie sind noch nicht hinreichend analysiert worden. In Zukunft werden die sogenannten ätherischen öle - diese charakteristischen Eigenschaften von gewissen Pflanzen - für äußerst bedeutungsvoll erachtet werden. Aber bis jetzt ist dies noch nicht erkannt worden, und solche Aufsätze wie „Odorigen und Jiva» sind Wegweiser zur Zukunft.

Ich werde Auszüge aus diesem Aufsatz anführen:

„Daß diese duftenden Substanzen keineswegs untätige Körper sind, kann aus ihrer großen Neigung zur Verflüchtigung gefolgert werden, da in der Physik bekannt ist, daß Verflüchtigung auf einen Zustand von atomischer Tätigkeit zurückzuführen ist. Prevost hat zwei Phänomene beschrieben, die durch duftende Substanzen erfolgten. Erstens, daß sie, wenn sie auf Wasser getan werden, anfangen sich zu bewegen; und zweitens, daß eine dünne Schicht Wasser, die sich auf einer vollkommen sauberen Glasplatte ausbreitet, zurücktritt, wenn eine so duftende Substanz wie Kampfer darauf getan wird. Monsieur Ligeois hat weiter gezeigt, daß die Teilchen einer Duftsubstanz, die auf Wasser getan wird, eine schnelle Teilung erfahren und daß die Bewegungen von Kampfer oder Benzoesäure gehemmt oder gänzlich aufgehalten werden, wenn eine duftende Substanz in Kontakt mit dem Wasser gebracht wird, in dem sie sich bewegen.

Da wir also sehen, daß duftende Substanzen, wenn sie in Kontakt mit flüssigen Körpern kommen, eine eigentümliche Bewegung annehmen und gleichzeitig den flüssigen Körper in Bewegung setzen, können wir mit Recht schließen, daß die spezifische formbildende Fähigkeit des Protoplasmas nicht auf das Protoplasma selbst zurückzuführen ist, da sie überall gleich ist, sondern auf die innewohnenden, spezifischen duftenden Substanzen.»

Und noch eine weitere nützliche Information: Die Menschen des Altertums erwähnten die Wissenschaft der „Charakteristischen Eigenschaften oder Signaturen». Da der Mensch die charakteristischen Eigenschaften (nämlich Form, Geruch und Spezies) einer Pflanze kennt, könnte er sein Wissen für medizinische und andere Zwecke anwenden „ohne die Notwendigkeit für blinde Experimente und zufällige Entdeckungen». Dasselbe gilt für das Mineral- und Tierreich. Dies wird die „Wissenschaft der Entsprechungen» genannt. Und da die ganze Natur nach einem bestimmten Plan aufgebaut ist, kann ein unvoreingenommener Forscher die „Entsprechungen» in allem entdecken. Paracelsus verstand diese Wissenschaft, seine Wunder waren die Ergebnisse der Anwendung dieser Prinzipien; Die Astrologie ist der erste Schritt im Bereich dieser Wissenschaft. Übrigens wurde Madame Blavatsky einmal von ihrem Guru auf den Aufsatz „Odorigen und Jiva» aufmerksam gemacht, ich glaube, weil er wünschte, daß er in der Zeitschrift Lucifer veröffentlicht würde. Wenn die Russen, statt die Bücher von L. zu übersetzen, die Aufsätze von H.P. Blavatsky übersetzen würden, dann würde der Nutzen groß sein! Was die Liebhaber von Wundern betrifft, so gibt es genügend im ersten Band von Olcotts Old Diary Leaves und in der Okkulten Welt von A.P. Sinnett. Natürlich könnte viel Licht auf die ganze Bewegung sowohl durch die Mahatmabriefe als auch durch die Briefe von H.P. Blavatsky an A.P. Sinnett geworfen werden.

Beachte, daß Soma kein ätherischer Körper ist. Soma ist eine subtile Sekretion der Drüsen, die eine Art Schutznetz für die Zentren hervorrufen kann. Darum kann die Umwandlung der Zentren mit einem solchen Schutz fortgesetzt werden, da die Isolierung der Zentren diese Umwandlung weniger gefährlich macht. Sogar unter Schnee leben und wachsen einige Pflanzen. Manchmal entwickeln sich die wunderbarsten Pflanzen unter dem reinen Schnee. Soma bietet also Schutz vor Feuer.

Man sollte nicht sagen, daß der Ätherkörper die Präzipitation von psychischer Energie ist. Wie ist dies möglich, wenn der Ätherkörper nach dem Tode eines Menschen im Bereich irdischer Anziehung verbleibt und sich schnell zersetzt, während gerade die Ansammlungen von psychischer Energie den Geist nach dem Tode auf die Ebene tragen, die von ihm vorausbestimmt ist.

Der Ätherkörper oder die subtilen Fluida (die vom physischen Körper herrühren) sind Ausstrahlungen der physischen Zentren. Der Ätherkörper bestätigt den physischen und stärkt den astralen, da er ein Bindeglied zwischen diesen beiden Körpern ist.

Übertreibe die Bedeutung des Pranayama nicht. Die Wissenschaft des Atmens, die von wahren Raja Yogis ausgeführt wird, hat wenig gemein mit gewöhnlichem Pranayama! Die Hatha Yogis haben nur Interesse an der Kontrolle des lebenswichtigen Atmens der Lunge, während die Raja Yogis des Altertums Pranayama als mentales Atmen betrachteten. Wahrhaftig, nur die Beherrschung dieses mentalen Atmens verleiht das höchste Hellsehen, indem es die Funktion des dritten Auges wiederherstellt, und führt zu den wahren Errungenschaften des Raja Yogis.

Und nun ein paar Antworten auf Deine Fragen:

1. Für die Wissenschaft der Zukunft ist es viel wichtiger zu wissen, daß Moschus alle Nervenzentren mit feuriger Energie nährt, als seine okkulte Geschichte zu kennen.

2. Alles im Kosmos wird nach einem einzigen Plan erbaut, daher die große Entsprechung zwischen allen Organismen der verschiedenen Naturreiche. Wenn daher über die Energie des Herzens der Natur gesprochen wird, muß man in jedem Organismus der Natur die magnetische, belebende Substanz suchen, die den Niederschlägen der Energie des Herzens entspricht. In der Lehre werden mehrere besonders klare Beispiele der Präzipitationen dieser feurigen Substanz erwähnt. Die Deodar oder Zeder, Moschus und Bernstein gehören alle zu den Lebensspendern.

3. Wenn physisches Feuer der beste Reiniger ist, wieviel stärker ist die Substanz, die das lebensverleihende Feuer in uns verstärkt! So viele Male erwähnt die Lehre, daß psychische Energie ein Universalheilmittel für alle Krankheiten ist. Die Entdeckung des Kristalls der psychischen Energie würde vielen Krankheiten ein Ende machen. Alle bösartigen Krankheiten wie Krebs sind nur in einem Organismus möglich, dessen psychische Energie gänzlich erschöpft ist. Es wäre interessant, das Blut eines mit Krebs infizierten Organismus mit dem eines normalen, gesunden Menschen zu vergleichen. Viele nützliche Entdeckungen könnten auf diese Weise gemacht werden. Solche Versuche werden jedoch bereits durchgeführt.

4. Alles, was auf Reinheit und Güte gerichtet ist, sollte ermutigt und geschützt werden. Aber man muß verstehen, daß kein einziger Lehrer der Bruderschaft, nachdem er viele Jahre in der Hauptfeste verbracht hat, während der Zeit von Armageddon unter Menschen leben kann. Wenn sogar fortgeschrittene Jünger nicht lange in den Tälern leben und gewisse Auren nicht ertragen können, wieviel schwerer ist es für die Lehrer der Weißen Bruderschaft! In den Mahatmabriefen wird erwähnt, wie sehr krank der Große Lehrer K.H. nach dem Kontakt mit den Tälern und den Menschen wurde. Der Große Lehrer K.H. wurde auf Befehl des damaligen Herrschers von Shambhala auf lange Zeit nach Tibet zurückberufen, um sein Schutznetz wiederherzustellen. Gewiß, die Mahatmas können Sich Selbst vollständig vor den Einflüssen der Masse schützen, aber dann würden sich viele wegen solcher Schutzmaßnahmen plötzlich in der Subtilen Welt befinden, aus diesem Grunde wenden die Mahatmas diese Fähigkeit nicht an. In ähnlicher Weise rauchte der Große Lehrer M., während Er zum Zweck der Begegnungen mit H.P. Blavatsky Sikkim besuchte, fast immer ein besonderes Präparat von Ozon zum Schutz. Dies verbreitete übrigens ein Gerücht, daß Mahatma M. Tabak rauche. H.P.B. erwähnte in ihrer Beschreibung der Begegnung mit M. M. eine indische Pfeife, vergaß jedoch hinzuzufügen, was für eine Art Pfeife es war und womit sie gefüllt war. Auf diese Weise entstehen Gerüchte.

5. Und nun, was ist das Feuer von Aryavarta? „Aryavarta» bedeutet das Land der Arier. Dies ist der alte Name für Nordindien, wo sich nach dem Untergang von Atlantis die ersten Neuankömmlinge aus Zentralasien ansiedelten. Dieser Name bezieht sich hauptsächlich auf die Gebirgstäler der Bergkette des Himalaja aber nicht auf alle Flachländer Indiens. Unser Ashram liegt im ältesten und heiligsten Aryavarta. Das Feuer von Aryavarta bezeichnet den großen Geist und das Potential dieser Nation. Das indoarische Volk nennt sich auch Aryavartas.

Der Balsam der Mutter der Welt ist ein wunderbares Medikament, das von meinem Sohn Svetoslav hergestellt wurde, und basiert auf einem Rezept des frühesten Altertums, jedoch mit zusätzlichen neuen Zutaten. Es ist vor allem unersetzlich bei der Behandlung von alten bösartigen Wunden.

6. Was bedeutet „... Santana mit deinem Herzen überqueren»? „Santana» bedeutet Strom. Der Buddhismus vergleicht die Kette unserer Leben in ihrem unaufhörlichen Dahinfließen mit einem Strom. Darum bedeutet „Santana mit deinem Herzen überqueren», alle Leben mit unermüdlichem Streben des Herzens zu durchwandern.

Während des Lesens des Buches, das Du erwähnt hast, vergiß nicht, was ich Dir in meinem letzten Brief über Visionen und Träume gesagt habe. Der ganze blumige Stil und die Inszenierung der Einweihungsszenen, die Du beschreibst, wird Dir klar sein. Die Großen Lehrer würden ihre kostbare Zeit nicht für solche kindischen Darstellungen verschwenden. Wahre Einweihung bedarf keiner Riten. Sie kommt, wenn der innere Mensch bereit ist, und nur der Große Lehrer ist anwesend, da Er jenen umwandelnden Strahl lenkt, der vom Jünger assimiliert werden muß.

Denke an das, was im zweiten Buch der Blätter aus Moryas Garten (§ 239) über den höchsten und letzten Akt aller Mysterien gesagt wird. Erinnere Dich stets an die Worte: Wo majestätische Einfachheit fehlt, dort ist keine Schönheit. Darum kann die Große Gegenwart dort nicht sein. Vergiß auch nicht, daß alle Zeremonien auf Erden und für die Erde erschaffen sind - genau, für das irdische Bewußtsein, während die höchsten Mysterien insgeheim abgehalten wurden und jeder Zeremonie entbehrten.

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