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BRIEFE NACH EUROPA

1931-1934


24. April 1931

Ich möchte Dir ein paar Worte von meinem Herzen senden. Die Alte Weisheit sagt, daß aufrichtige Worte niemals blumenreich sein können. Darum sage ich Dir in aller Einfachheit, daß wir über Dein unerschütterliches Streben zur Lehre und über Deine schöpferische Arbeit, die so reich an schönen Gefühlen ist, tief gerührt sind.

Aufrichtigkeit und Einfachheit sind zwei mächtige Magneten. Die große Kunst menschlicher Beziehungen ist auf ihnen begründet. Sehr wenige erkennen die Bedeutung dieser Kunst, die die Grundlage aller Aufbautätigkeit und Evolution ist. Diese vergessene Kunst, die so viel Empfindsamkeit, Wachsamkeit und Synthese des Geistes erfordert, muß unverzüglich ins Leben eingeführt werden. Sie ist die wesentlichste Fertigkeit, und wie können wir die Neue Welt der Schönheit und mächtiger Zusammenarbeit ohne sie bauen?

Es scheint mir, daß Deine Standhaftigkeit und Deine tiefempfundene Annäherung ein Beispiel sein wird, ein Leuchtturm, der andere in der rechten Richtung lenken wird. Du wirst sie freudig rufen, Du wirst sie lehren, Hindernisse und Kampf zu lieben - denn wie werden ihre inneren Feuer sonst entzündet? Du wirst ihre Aufmerksamkeit auf den freudigen Dienst für das Allgemeinwohl lenken, und den Mutigsten wirst Du über die Freude der Selbstentsagung zuflüstern, über die beständige Bereitschaft, sich gänzlich dem Dienst der Großen Hierarchie des Lichts hinzugeben.

Wir senden Dir (und werden es weiterhin tun) Seiten aus den Büchern der Lehre. Sie werden als große Unterstützung zu Dir kommen, um die jungen Seelen zu stärken, einschließlich so liebenswerter wie unser kleiner Freund Serjoscha.

Nimm diese Worte an, die aus einem Herzen kommen, das Dir geöffnet ist. Wir denken oft an Dich, und Du hast einen Platz in all unseren Bemühungen.

Gib allen, die Dir nahestehen, unsere herzlichsten Grüße, denn wer Dir nahesteht - steht uns nahe.


28. August 1931

Du hast recht, „daß es nicht jedermanns Aufgabe ist, Agni Yoga völlig zu verstehen und im Leben anzuwenden». Aber ohne Anwendung im Leben ist Wissen wertlos und wird nicht die erwarteten Resultate ergeben. Die ersten Formeln, die ein Jünger aufnehmen sollte, sind die folgenden: „Alles für das Leben - nichts sollte abstrakt sein. Alles sollte durch menschliche Hände und menschliche Füße getan werden. Ohne die Anspannung aller Kräfte ist keine Umwandlung (oder Vollkommenheit) möglich.» Wir alle wissen, daß in physikalischen und chemischen Experimenten neue Formeln an der Grenze größter Spannung hervorgerufen werden. Wenn wir daher die große Analogie anwenden, die im Kosmos existiert, müssen wir beständig streben und alle unsere Fähigkeiten verstärken.

In erster Linie verlangt die Lehre vom Jünger unabhängiges Handeln. Die Lehre deutet die Richtung an durch die großmütigen, kostbaren Hinweise, aber der Jünger muß seinen Pfad selbst aufbauen, „mit seinen eigenen Händen und Füßen». Darum erwartet keine gebrauchsfertigen Formeln. Aus kleinen Hinweisen errichtet das große Bauwerk.

Nun werde ich Deine Fragen beantworten.

1. Die verschiedenen Zweige des Yoga sind teilweise in europäische Sprachen übersetzt worden. Die besten Werke sind diejenigen von Patanjali, Vivekananda und Avalon. Außerdem würde es für Ärzte ratsam sein, sich mit dem kürzlich veröffentlichten kleinen Buch eines indischen Doktors der Medizin bekannt zu machen. Wir werden versuchen, es für Dich zu bekommen. Aber Agni Yoga ist die Synthese aller Yogas.

2. Moschus ist der Niederschlag der Substanz einer unbewußten psychischen Energie, über die in den Büchern des Agni Yoga so viel gesagt wird. Moschus hat nichts mit Betäubungsmitteln zu tun, die den Intellekt töten. Es ist kein regelrechtes Anregungsmittel im genauen Sinne des Wortes. Er bringt das Nervensystem ins Gleichgewicht, das bei fortgeschrittenen Yogis so stark schwingt. Es ist auch wahr, daß das Verlangen nach Nahrung abnimmt, während man Moschus gebraucht, weil psychische Energie durch das Stärken des Nervensystems auch den physischen Körper ernährt. Dosis: Eine mittelgroße oder kleine Pille einmal täglich, aber einige nehmen zwei solche Pillen auf einmal, was als eine starke Dosis angesehen wird. Es ist schwer, einen Ersatz für Moschus zu finden. Vielleicht kommen Castoreum und das Spermin von Dr. Pell ihm am nächsten. „Niederschlag des unbewußten Feuers» ist auch eine Definition derselben Substanz, der psychischen Energie, darum kann Moschus auch als ein solches Feuer angesehen werden. Der „Phosphor des Geistes» ist noch ein Name für dieselbe psychische Energie. Und Du weißt bereits, daß psychische Energie die mächtigste, durchdringendste, umwandelndste Energie ist, die vor allen Krankheiten und vielen anderen Dingen bewahrt. Natürlich wirkt sie nur dann auf diese wunderbare Weise, wenn sie bewußt beherrscht oder wenigstens erkannt wird. Aber selbst der unbewußte Niederschlag dieser Substanz ist äußerst kostbar.

3. Baldrian bleibt in der Kategorie der „Lebensspender» und ist gleichwertig mit der Bedeutung des Blutes im Körper. Im okkulten Sinne wird Baldrian als das Blut des Pflanzenreiches angesehen. Er sollte beständig als tägliche Nahrung eingenommen werden. Er kann in Gestalt einer Tinktur genommen werden, die mit Alkohol hergestellt wird, aber entschieden ohne ihn mit Zusätzen wie Äther zu mischen. Dosis zehn bis fünfundvierzig Tropfen. Aber am allerbesten ist der Baldriantee, der durch das Ziehenlassen von Baldrianwurzeln in Wasser hergestellt wird - ein- oder zweimal täglich.

Im allgemeinen berücksichtige, daß Betäubungsmittel für die Anhänger des Agni Yoga nicht ratsam sind. Auch Rauchen ist schädlich, ebenso wie der unmäßige Genuß von Alkohol. Sogar Fleisch ist schädlich, da es den Organismus mit verwesten Teilchen füllt. Als Arzt bist Du Dir natürlich darüber klar, wie sorgfältig man seine Gewohnheiten ändern sollte, damit keine schädlichen Reaktionen entstehen. Aber gibt es viele Leute, die es allmählich tun könnten? Agni Yoga ist jedoch für Raucher und Trinker unerreichbar.

4. Zedernteer und andere Teere oder Harze wie Eukalyptus sind die Erzeugnisse der psychischen Energie der Bäume, und darum sind sie außerordentlich nützlich zur Stärkung, Reinigung, Heilung etc. Jeder, der diese Eigenschaften kennt, sollte versuchen, sie auf bestmögliche Art und Weise anzuwenden. Der beste Teer kommt von sibirischen Zedern.

Wenn sie gereinigt sind, können Teere oder ihr öl innerlich angewandt werden. Fünf Tropfen oder mehr. Alles ist sehr individuell. Vielleicht wird Dir Deine Intuition helfen, die erfolgreichen Verbindungen zu finden.

Die Ausstrahlungen von Kiefern sind natürlich unersetzbar. Wie elektrische Maschinen sammeln Kiefern Lebenskräfte an, einen kondensierten Vorrat an Prana oder Naturovaloris. Die Druiden betrachteten einen Kelch mit Kiefernessenz als einen Kelch des Lebens.

Es ist stets nützlich, kleine Kiefern in den Zimmern zu haben oder Kiefernex trakte zu zerstäuben. Auf diese Weise wird die Atmosphäre gereinigt, und die unerwünschten Wesen, die so zahlreich um menschliche Ausstrahlungen herum vorhanden sind, werden vertrieben.

Pfefferminzextrakt ist auch sehr gut für diesen Zweck - entweder in der Luft zerstäubt oder zur Verdunstung in heißes Wasser getan. Eine Tasse mit solchem Wasser sollte auf den Nachttisch gestellt werden. In allen von Dir erwähnten Fällen würde dies nützlich sein.

5. Pfefferminz- oder Mentholpräparate sind vor allen Dingen unersetzlich bei örtlichen Betäubungen wie auch zur Erleichterung bei Entzündungsprozessen, die am Anfang unter Yogis so oft vorkommen. Die meisten Schmerzen des Yogis hängen mit dem entzündeten Zustand der Nervenzentren und der Drüsen zusammen, weil die Nervenkanäle so eng mit den Drüsen verbünden sind. Darum ist sowohl der bekannte „Migränestift» als auch eine Anwendung von Baume Bengue, das sehr viel Menthol enthält, sehr nützlich. Dies ist durch persönliche Erfahrung bewiesen worden.

6. Es ist ratsam, den Kopf vor der direkten Wirkung der Sonnenstrahlen zu schützen. Darum stecken Yogis ihr Haar in einem Knoten oben auf dem Kopf auf. Außer der Hitze enthalten die Sonnenstrahlen gewisse „chemische Verbindungen», die während Perioden der Zunahme von Sonnenilecken schädlich sein können. Im allgemeinen sollte man während des Öffnens der Zentren direkten Kontakt mit den Sonnenstrahlen vermeiden. Übermäßige Körperübungen, wie beim Sport, sind ebenfalls ganz schädlich.

7. „Das dritte Auge» hat bestimmt sein physisches Substrat im Zentrum des Nervensystems. Schenke den beiden Drüsen des Gehirns - dem Hirnanhang und der Zirbeldrüse - sehr ernstliche Aufmerksamkeit. Die Molekularbewegungen des Hirnanhangs entwickeln psychisches Sehvermögen, für das geistige, höchste Sehvermögen sollten jedoch auch Bewegungen der Zirbeldrüse stattfinden. Die Ausstrahlungen oder Ausströmungen dieser beiden Drüsen ergeben die höchsten Resultate, wenn sie vereinigt sind.

Ich sollte Dir auch raten, den Nervenzentren, die teilweise geöffnet sind und zuweilen nicht bewußt erkannt werden, ernstlich Aufmerksamkeit zu schenken. Sie zeigen oft Symptome von Tuberkulose, Asthma, Rheumatismus und anderen Krankheiten. Eins der wichtigsten Zentren im Prozeß des Yoga ist das Zentrum des Sonnengeflechts, aber ihm wird keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt. Es ruft bei der Entwicklung des yogischen Prozesses schmerzhafte Empfindungen hervor.

Ich fürchte, Du wirst mit meinen kurzen Erklärungen nicht zufrieden sein, aber es ist nötig, eine individuelle Intuition und Initiative zu zeigen, da ohne diese Eigenschaften kein wahrer Fortschritt gemacht werden kann. Wie Du bemerken solltest, erfordert Agni Yoga in erster Linie geistige Entwicklung. Ohne diese sind alle diese Hinweise und in zweiter Linie kommenden Maßnahmen zwecklos. Darum wünsche ich aus Herzensgrund, daß Du nicht nur auf der physischen Ebene erfolgreich sein wirst, sondern auch auf der geistigen. Auf der letzteren wirst Du stets Hilfe empfangen, obwohl Du es nicht sofort erkennen magst.

Vermeide alle Magie und allen Pseudo-Okkultismus! Ohne die richtige Entwicklung und Bewußtseinserweiterung könnten alle weit verbreiteten Vorschläge für das Austreten des Astrosoms und andere Verkörperungen, Beschwörungen und Erscheinungen schädlich sein.

Vor allem fange entschlossen an, Deine geistige Entwicklung und unvoreingenommenen, wirklich wissenschaftlichen Forschungen vorzunehmen. Das übrige wird auf natürliche Art und Weise kommen.

Übrigens, was denkst Du über die Heilung mit farbigen Strahlen?

Abschließend möchte ich Dich an die absolute Unabänderlichkeit des Neuen Zeitalters erinnern. Die feurigen Energien werden in ihrer größten Spannung zur Erde angezogen, und wenn sie nicht angenommen, erkannt und assimiliert werden, werden sie ungeheure Erdbeben und andere kosmische Störungen hervorrufen und auch Revolutionen, Kriege und neue Arten von Epidemien. Wir sind jetzt ganz am Anfang eines Neuen Zeitalters, einer Neuen Rasse, und darum kann unsere Zeit mit den Zeiten von Atlantis verglichen werden, dessen Existenz unserer Wissenschaft immer offenkundiger wird.

Gib acht auf alle ungewöhnlichen und zerstörenden Zeichen in allen Lebenssphären, und viele Dinge werden Dir klarer werden. Du wirst sehen, wo die Funken des Neuen Zeitalters sind, des Zeitalters des geistigen Wissens und der großen Zusammenarbeit von Völkern unter dem Zeichen der Kultur. Die Vergegenwärtigung des Kommens dieser großen Zeit sollte die Kraft jedes empfindsamen Menschen vervielfältigen und ihn zu freudiger Aulbauarbeit für das Allgemeinwohl unter dem Banner führen, das wir das Banner des Friedens und der Kultur nennen.


26. Dezember 1931

Dein Programm für erzieherische Tätigkeiten ist wirklich schön. Alles, worauf Du hinweist, ist äußerst wesentlich, und wenn es in der verfeinerten Vorstellung des Herzens angewandt wird, wird es wundervolle Ergebnisse erzielen. Natürlich nehmen wir an, daß die vorgeschlagenen Direktoren (nicht nur Männer, sondern auch Frauen) nicht nur formelle Beamte sein werden, sondern wirklich geistig fortgeschrittene und erfahrene Ratgeber für Erziehungsfragen.

Außerdem sollte die Idee des Pazifismus nicht als etwas Passives und daher Negatives angesehen werden, sondern als reine, aktive Herbeiführung von Frieden. Darum ist es im allgemeinen ratsam, den ziemlich spezifischen Ausdruck „Pazifismus» durch das schöne Wort „Friedensaufbau» zu ersetzen.

Gewisse Auskunft über die Legenden kannst Du aus dem Aufsatz von N.K. „Die Seele des Volkes» erhalten. Natürlich haben die Menschen in jedem Land in der epischen Dichtung ihre eigenen Helden, die ihnen besonders lieb sind. Darum solltest Du die Vorstellungsfähigkeit der jungen Generation nie begrenzen und die jungen Leute Interesse an allem zeigen lassen, was sie am meisten für Heldentum und für das Gute begeistert. Aber in was für Kostümen oder in welchem Jahrhundert gewisse Heldentaten vollbracht wurden, spielt wirklich keine Rolle! Wenn Du die Bücher der Lebendigen Ehtik studierst, wirst Du viele kostbare Ideen über all diese Probleme finden, da sie sehr ausführlich besprochen worden sind.

Wahrhaftig, Dein Land sollte willkommen geheißen werden, wo schon jetzt eine solche Idee wie „Die Schwestern des Goldenen Berges» verwirklicht wird. Sind die Krankenschwestern, die Du erwähnst, nicht Verkörperer des Allgemeinwohles und eines Neuen Zeitalters? Es ist ausgezeichnet, daß Du Deine kleine Gemeinschaft hast, die sich in geistiger Disziplin übt und in der alle einander helfen, gute Taten zu vollbringen und das Ideal der Freude als „besondere Weisheit» zu erkennen. Du weißt, wie notwendig es ist, Initiative zu entwickeln und jede gute Möglichkeit zu unterstützen, da nichts für jene unmöglich ist, die der Unbegrenztheit unbekümmert entgegensehen, wie schwer das tägliche Leben auch sein mag. Es ist richtig, daß Du Deine Gedanken für die kommenden Generationen kultivierst, da wir die Bündnisse der Vergangenheit nur für die Zukunft bewahren. Und im Namen dieser leuchtenden Bündnisse, die jedes Herz öffnen und unsere Hoffnungen verwirklichen werden, senden wir Dir unsere Grüße. Nur die erhabenste, verfeinertste Kultur wird alle unnötigen, störenden Unterschiede überwinden und jenes schöne Heer des Geistes erschaffen, das durch den aktiven Aufbau des Friedens die leuchtende Zukunft der Menschheit hervorrufen wird.


15. Januar 1932

Noch einmal möchte ich Dir sagen, wie glücklich ich war, über Dein Programm zu hören. Wenn ich daran denke, daß unter Deinen Mitgliedern Land und Stadtlehrer sind, die ein Drittel ihres Gehalts ausgeben, um zu Deinen Versammlungen fahren zu können, bin ich bis ins Innerste gerührt. Nochmals wird bewiesen, daß die besten Gedanken und Taten nicht inmitten der Fülle und des Luxus geboren werden.

Es ist vollkommen richtig, daß Du der Kinder und Jugendliteratur so viel Aufmerksamkeit schenkst. Dies ist ein äußerst wichtiges Problem, da die Mentalität eines Menschen nicht nur in der Kindheit, sondern auch später sehr von den ersten und daher stärksten Eindrücken abhängt. So oft könnte ein gutes Buch die Folgen einer unvollkommenen Umgebung der Familie berichtigen! Sicherlich gibt es sehr viele wertvolle Bücher in der Literatur der Vergangenheit.

Man braucht nur richtig zu wählen, und vor allem muß man das beseitigen, was schädlich ist.

Fast jeder weiß, daß die materielle und geistige Wohlfahrt ganzer Länder von den Grundlagen abhängig ist, die in das Bewußtsein von Kindern eingebaut werden. Trotzdem geschieht fast nichts in dieser Richtung. Ich stimme Dir zu, daß Bücher, die Heldentaten behandeln, äußerst notwendig sind. Solche Bücher können die Mentalität eines Kindes beeinflussen, und sie werden vor dem schrecklichen Übel von heute bewahren, vor der oberflächlichen Haltung gegen heilige Begriffe und vor der minderwertigen Gedankenqualität. Infolgedessen wird die ganze Lebensgestaltung auf Sand gebaut und beim ersten Schock zerbröckeln und zerfallen.

Lehre die Kinder, sowohl die Bedeutung jeden Gedankens und jeder Handlung zu verstehen als auch jeder Naturerscheinung, die ihre unfehlbaren Gesetze hat. Sage ihnen, daß die Übertretung dieser Gesetze streng bestraft wird. Weise darauf hin, daß die Vitalität und die Schöpferkraft, sowohl der Menschen als auch anderer Geschöpfe des Naturreiches, von der unsichtbaren Welt und den unsichtbaren Schwingungen der großen geistigen Weisen der Vergangenheit und der Gegenwart abhängig ist. Kinder sind bereit, das Unsichtbare als Wirklichkeit anzunehmen, weil ihr Verstand noch nicht durch zerstörende Zweifel verdorben ist. Außerdem werden heutzutage so viele Experimente mit Strahlen ausgeführt, die den subtilen Einfluß des Unsichtbaren beweisen. Selbst ein Beispiel wie photographische Negative wird für den Verstand des Kindes höchst überzeugend sein. Die kompliziertesten Szenen können auf einem Negativ sein, aber wenn es nicht chemisch entwickelt wird, werden sie nicht sichtbar. Ebenso registriert ein empfindlicher Film die feinsten Sterne, die nicht durch das stärkste Fernrohr wahrgenommen werden können. Dasselbe trifft auf wissenschaftliche Berichte von anderen Erscheinungen zu, die für das physische Auge nicht sichtbar sind. Man muß den Verstand des Kindes ganz eindringlich mit der Existenz der subtilen Sphären, die uns umgeben, beeindrucken und die Furcht vor dem Tode und vor dem Kontakt mit der Subtilen Welt ausrotten. Die Subtile Welt ist ebenso unvermeidlich wie unser irdisches Leben, und wenn erkannt wird, daß sie die Veredlung der irdischen Welt ist, wird sie uns unaussprechliche Schönheit eröffnen. Darum mußt Du die Kinder lehren, sich nicht vor dem Tod, der eine Illusion ist, zu fürchten noch vor sogenannten „Geistern». Gewöhnlich fürchten sich Kinder, die ein offenes psychisches Sehvermögen haben, nicht vor dem, was sie sehen, bis die Erwachsenen sie entweder durch eine spöttische Haltung beeinflussen oder durch ihre Geschichten über Geister und Jene tödliche Kälte des Grabes». Diese „tödliche Kälte» ist nichts als eine einfache chemische Reaktion des Kontaktes des Subtilen mit dem Groben.

Ich freue mich, daß Du gewisse Wahrnehmungen der Subtilen Welt hast. Es scheint, daß Deine Erklärungen richtig sind, da der Seher, der nach seinem eigenen Geist urteilt, es besser versteht. Die Symbole sind sehr individuell, und sie entsprechen dem Bewußtsein eines Menschen. Sehr oft hat das gleiche Symbol für jeden von zwei Menschen eine gänzlich verschiedene Bedeutung. Höre auf Dein Herz, und Du wirst Dich nicht irren!


24. November 1932

Ich danke Dir für Dein Vertrauen. Der Bericht über Dein Leben bewegte mich sehr, da alle Deine Bestrebungen mir außerordentlich teuer sind. Was für Arbeit könnte höher sein als das Heilen von körperlichen und geistigen Störungen? Und besonders während dieser schrecklichen Zeit der Uneinigkeit und der drohenden Zeichen von neuen, noch unbekannten Epidemien, Ich bin überzeugt, daß Du eine geistige Methode für die Behandlung von Krankheiten des Körpers finden wirst. Darf ich Dir ein glückliches Gelingen Deiner Aufgaben wünschen! Ich heiße die Idee unseres lieben Felix Denissovitsch willkommen, Dir eine so verantwortungsvolle und wichtige Aufgabe zu übertragen, viele zerstreute kleine kulturelle Gesellschaften zusammenzubringen und unter dem einen Bund des Banners des Lichtes zu vereinigen. Natürlich stimme ich von ganzem Herzen mit Deinen Ideen hinsichtlich des Kulturbundes überein. Der Dom der Kultur ist allumfassend. Der Kulturbund gleicht einem großen Tempel, in dem jeder seinen Platz findet, der Selbstvervollkommnung üben und der Menschheit dienen möchte. Jeder mit dem rechten Verlangen nach Selbstvervollkommnung - sei es in der Wissenschaft, in der Kunst oder auf anderen Gebieten - trägt bereits einen Stein zum Bau des großen zukünftigen Kulturbundes bei. Möchten sich alle solche Maurer sammeln, und keine Grenzen sollten bestehen, keine engen Begrenzungen in Deiner Arbeit! Jeder, der sein Bestes beitragen möchte, jeder, der an seine Mitmenschen denkt, hat einen Platz in diesem Tempel. Es ist durchaus wünschenswert, verschiedene Gruppen von kulturellen Arbeitern einzubeziehen und es würde ausgezeichnet sein, wenn verschiedene Nationen eingeschlossen werden könnten. Alle Gesellschaften sollten ihren ursprünglichen Namen beibehalten und nur den Namen „Kulturbund» hinzufügen. Wenn dies aus irgendeinem Grund nicht wünschenwert ist, können sie einfach nur ihren Anschluß an den Bund bekanntmachen.

Auf diese Weise werden alle Persönlichkeiten von den verschiedenen Organisationen Mitglieder des Weltkulturbundes werden.

Nun werde ich die verschiedenen Gesellschaften erwähnen, die als annehmbar für den Anschluß an den Kulturbund angesehen werden können.

Erstens - Friedensgesellschaften; zweitens - Gesellschaften für geistige Entwicklung, was das Studium der Religion und der Philosophie einbegreift; drittens - Vertreter der Wissenschaft; viertens - Kunst; fünftens - Mutterschaft und Erziehung; sechstens - Kunstgewerbe und Arbeit; siebtens - Zusammenarbeit und Industrie; achtens - Versicherungswesen; neuntens - Landwirtschaft und Baukunst; zehntens - Gesundheit und Sicherheit. Es ist leichter auszuschalten als hinzuzufügen, darum wird Dir ein so weiter Spielraum gegeben. Mache Dir ein großes Programm zunutze, und sei nicht entmutigt durch geringfügige Meinungsverschiedenheiten. Die Fähigkeit, Zugeständnisse zu machen, ist absolut notwendig, besonders am Anfang. Darum übe Geduld und Duldsamkeit. Mit Geduld, mit Freundlichkeit und Duldsamkeit ist es möglich, die halsstarrigen Gegner zu ändern. Deine „Tasse Tee» billige ich durchaus - einfache, reine Nahrung wird nie ein Hindernis sein, und wie Du sagst, es könnte eine gewisse Vertraulichkeit herbeiführen.

Du erkennst natürlich, daß jeder Anfang seinen vereinigenden Brennpunkt haben sollte, und gesegnet sind jene, die dies verstehen und annehmen werden, da dies Deine eigene Stellung stärken würde. Es ist so wichtig, die Errungenschaften zu stärken. Also viel Glück! Fange an zu vereinigen und wende dabei das Prinzip der Toleranz in seiner weitgehendsten Bedeutung an, den Kanon „Durch Deinen Gott». Aber hüte Dich vor Verrätern, denn groß ist die Anstekkung, die sie verbreiten. Es ist unsere Pflicht, alle zu beschützen, die sich uns im Vertrauen unter dem Dom des Tempels der Kultur angeschlossen haben! Schwäche und Widerstandslosigkeit gegen das Böse steht uns nicht zu. Wenn nötig, erheben wir das Schwert des entrüsteten Geistes und verteidigen das, was uns anvertraut worden ist.

Eine große Aufgabe ist Dir übertragen worden. Laßt uns aufrichtig in dieser schweren, aber freudigen Aufgabe zusammenarbeiten! Hell ist die Zukunft. Freudig ist die Arbeit im Namen der Schönheit!


1933

Ich beeile mich, Deine Fragen über Besessenheit zu beantworten. Alle Deine Fragen sind richtig. Man sollte wissen, daß es sehr viele solche Fälle gibt. Es gibt viele Arten und Grade von Besessenheit. Und die besitzergreifenden Wesen selbst können sehr verschiedenen Ranges sein.

Wir kannten zum Beispiel eine fromme alte Dame, die von ihrem Urgroßvater - einem Bischof - besessen war. Die alte Dame war durchaus nicht schlecht. Sie war eine Wohlfahrtsarbeiterin und predigte die Ideen ihres Urgroßvaters, des Bischofs, der seine Aufgabe anscheinend während seines Lebens nicht vollbrachte. Trotzdem sind solche Fälle sehr traurig, da ein Besessener stets seinen eigenen Willen allmählich verliert und ein Opfer des besitzergreifenden Wesens wird. Das ganze Leben eines solchen Opfers wird ohne jeglichen wahren Errungenschaften und Ansammlungen verbracht. Die Menschen fürchten sich so sehr, ihre Individualität und Willensfreiheit zu verlieren. Trotzdem besitzen die meisten von denen, die so überzeugt von ihrer Individualität sind, sie gar nicht (im wahren Sinne des Wortes) und sind besessen - sogar häufiger als gewöhnliche Leute. Die meisten Menschen glauben, daß Individualität einfach stark ausgedrücktes Selbstbewußtsein ist. Es wäre ganz interessant, eine Anzahl von Menschen zu fragen, was sie unter Individualität verstehen. Die Antworten würden äußerst merkwürdig ausfallen!

Was den Kulturbund und die Frauenvereinigung anbetrifft, so solltest Du nicht über die langsame Entwicklung enttäuscht sein. Nichts sollte erzwungen werden. In erster Linie ist nur eine sehr kleine Gruppe erforderlich. Prüfe die neuen Mitglieder sehr sorgfältig. Es ist eine große Kunst zu wissen, wie man mit den Menschen ihrem Bewußtsein gemäß reden sollte, um ihnen nicht mehr und nicht weniger zu geben, als sie im Augenblick aufnehmen können.

Was Verleumdung und üble Nachrede anbetrifft, so solltest Du sehr ruhig darauf reagieren, weil Du weißt, daß sie fast immer durch Neid hervorgerufen werden, aber Du solltest versuchen, ihren Ursprung in Erfahrung zu bringen. Den Feind zu kennen, ist bereits der halbe Sieg. Du mußt stets daran denken, daß ein wahrer Individualist nie auf Schmähungen hören wird, er wird vielmehr einen Menschen nie nach ihnen beurteilen, noch wird er selbst anderen eine Schmach antun.

Es wäre sehr wünschenswert, wenn die Mitglieder des Frauenvereins ihre Arbeit mit den Aufgaben der Selbstvervollkommnung und Selbsterziehung beginnen könnten und mit vereinten Kräften versuchen würden, sie im Leben anzuwenden. Im kommenden Zeitalter der Mutter der Welt werden sehr viele gebildete Frauen gebraucht - Frauen, die in verschiedenen Zweigen des Wissens, der Kunst, des Kunstgewerbes etc. ausgebildet sind. Jede Frau sollte auch eine ausgebildete Krankenschwester sein oder wenigstens elementare Hygiene und Medizin verstehen. Wäre es außerdem nicht wunderbar, wenn sie auch geistiges Heilen erlernen könnten?

Warum sollte man Menschen in Gruppen und Vereinen sammeln, wenn kein Verlangen nach Selbstvervollkommnung und danach besteht, seinen Mitmenschen bereitwillig Hilfe zu geben? Bestimmt versammeln sie sich nicht zum Zweck wertlosen Geschwätzes und traditioneller Gesellschaften. Alle neuen Mitglieder sollten die bedrohliche Zeit erkennen und ihr ganz vorbereitet begegnen. Es ist nötig, das Bewußtsein zu erweitem, Ereignisse zu beobachten und zu erkennen, wie ungewöhnlich die Zeit ist. Darum glaube ich; daß solche Gruppen in erster Linie aus denen bestehen sollten, die bereits mit den Prinzipien der Lebendigen Ethik bekannt sind. Und vor allem, bitte sie nicht dringend einzutreten. Menschen, die auf diese Weise überredet werden, werden wertlos sein. Wie immer und wie bei allem ist Qualität von Bedeutung, nicht Quantität!

Es wäre möglich, viele Tätigkeiten vorzuschlagen, aber wenn sie nicht durch das Bewußtsein der Mitglieder realisierbar sind, führen sie zu nichts. Es ist wichtig, daß die Mitglieder unabhängiges Denken entwickeln, um fruchtbar zu sein. Wir sehen es täglich. Wir sehen, wie lange selbst die fortgeschrittenen Jünger brauchen, bis sie die gegebene Lehre erkennen. Sie stärkt unsere Gedanken, die natürlich schon eine ganze Zeit von der Liebenden Hand gelenkt wurden, ohne den Prozeß der Assimilation im geringsten aufzuzwingen.

Sei also bitte nicht enttäuscht über den langsamen Fortschritt. Die Zeit wird kommen, wo unsere Arche nicht groß genug sein wird, um allen, die Errettung suchen, Zuflucht zu gewähren. Und mehr Unreine werden kommen als Reine. Und Du, der Noah von heute, wirst Dich in einer recht schwierigen Lage befinden! Deine Arbeit ist äußerst wertvoll, und wir wissen sie sehr zu schätzen. Es wäre wünschenswert, mehr solche Arbeiter zu haben!


27. Januar 1933

Herzlichsten Dank für Deinen Brief, in dem Du so wunderschöne Bestrebungen ausdrückst. Ich will versuchen, alle Deine Fragen zu beantworten.

l. Deine Ansicht, daß der Kulturbund bei „starken Individualisten» auf Widerstand stoßen könnte, kann bestimmt nur die ganz Unwissenden betreffen, die nicht erkennen, was der Idee des Kulturbundes tatsächlich zugrunde liegt. Wenn Du aber erklärst, daß der Kulturbund die Verfeinerung des Bewußtseins durch wirkliche geistige Erleuchtung im Sinn hat und die wahre Individualität daher nicht beunruhigen kann, könnte kaum jemand auf entgegengesetzten, unwissenden Vorstellungen bestehen. Keine Verfeinerung der Gedanken ist tatsächlich möglich, ohne eine ausgesprochene Individualität. Die Schwierigkeit ist, daß die Menschen Individualität stets mit Selbstsucht verwechseln. Die letztere schließt Zusammenarbeit aus und ist daher asozial.

Es ist äußerst wesentlich zu lernen, zwischen diesen gänzlich entgegengesetzten Begriffen - Selbstsucht und Individualität - zu unterscheiden. Selbstsucht ist die schrecklichste Plage der Menschheit, der Ursprung der Zerstörung, und in erster Linie ist sie Selbstvernichtung. Selbstsucht ist ein toter Separatismus. Die alte Wahrheit über die Einheit des Kosmos und die Tatsache, daß seine Menschheit ein vollständiges Ganzes ist, wird sehr unzulänglich erkannt, aber sie sollte schließlich das Bewußtsein der Menschen erreichen. Was würde geschehen, wenn jemand versuchte, ein Organ des Körpers vom ganzen Organismus zu trennen oder zu isolieren? Individualität ist ein Leben enthaltendes Gefäß. Individualität ist Schönheit, sie ist die Krone des Menschen, die Synthese all seiner Ansammlungen. Aber wie kann er etwas ansammeln, wenn er sich von allen anderen Lebensträgem trennt? Individualität ist wie Honig, der von der Menschenbiene von den besten Blumen und auf verschiedenen Wiesen gesammelt wird.

Aber welchen Honig kann ein Mensch sammeln, der sich in die Dunkelheit der Selbstsucht verschließt?

Die Gedanken über den Kulturbund sind mehr als zeitgemäß. Auf der einen Seite finden wir erstaunlich leblose Kundgebungen von Selbstsucht, während auf der anderen der schreckliche, gröbste Materialismus herrscht, der das schöpferische Feuer des Geistes ableugnet, der entpersönlicht und dadurch gleichmacht, daß er den Menschen zum Nichts reduziert. Der Kulturbund sollte Erziehungsprobleme im Lichte dieser neuen Geistigkeit einführen. Auf diese Weise würde er der heranwachsenden Generation ein neues Verständnis für Erziehung geben und eine wirkliche Würdigung für die wahren Werte des menschlichen Geistes, der in den meisten Fällen gänzlich vergessen wird. Und darum laß den Kulturbund aus sehr kleinen Gruppen bestehen. Mit der Zeit werden sie sich entwickeln, aber diese Gruppen sollten die ungeheure Bedeutung ihrer Aufgabe erkennen. Drohend und erbarmungslos ist unsere Zeit, und die bewußten Elemente jeden Landes sollten alle möglichen geistigen Mittel gebrauchen, um der gewaltsamen Vernichtung widerstehen zu können. Zweifellos sucht jeder nach einem Ausweg aus dieser Verwirrung, aber die Mehrzahl läuft mechanischen Lösungen hinterher und vergißt, daß die wahre Wandlung nur durch Bewußtseinserweiterung und die Annahme geistiger Führerschaft kommen kann. Wie es heißt: „Nur durch Bewußtseinserweiterung können die Probleme des Lebens gelöst werden. Man kann sehen, wie mechanische Hypothesen die Hoffnungen der Menschen umgarnen. Dies ist das, was die Menschen des Altertums als Maya kannten, das durch den geringsten Schlag zerstört werden konnte.»

2. Du schreibst, daß die Mitglieder Deiner Gruppen sehr verschieden sind. Aber Du solltest Dir darüber keine Sorgen machen, noch solltest Du es kritisieren. Jeder tritt auf seine eigene Art und Weise an die Aufgabe heran. Wieder kann ich die Worte der Lehre anführen: „Einige wählen das Leichteste, andere ziehen das Schwerste vor. Einige können nicht reden, sind jedoch äußerst scharfsichtig. Andere haben die Gabe der Worte und fliegen ihnen nach. Einige erkennen das Wichtigste, aber es gibt andere, die es vorziehen, an der äußersten Grenze zu bleiben. Wir können diese Unterschiede endlos aufzählen, aber nur das Feuer des Herzens wird den Menschen rechtfertigen. Wir werden daher nie müde werden, immer wieder über Verschiedenartigkeit zu reden. Der Gärtner versteht seine Pflanzen zu mischen, sonst wäre er nicht der Herr des Gartens.»

Schenke den Worten Aufmerksamkeit: „Nur das Feuer des Herzens wird den Menschen rechtfertigen.» Darum sollte man dort besonders achtgeben, wo die Feuer der Hingabe entzündet sind. Es macht nichts, wenn sie am Anfang etwas fanatisch sind. Wenn die Jünger die Lehre des Lebens besser verstehen, wird sich ihr Bewußtsein erweitem, und sie werden mit wirklicher Hingabe entzündet, die tatsächlich eine Vergeistigung des Fanatismus ist. Kostbar sind die entzündeten Feuer! Die Jünger haben ganz recht mit ihrem Wunsch, alles Lesen aufzugeben und sich nur auf die Bücher der Lehre zu konzentrieren, um ihr Denken nicht zu zersplittern. Für den ernsthaften Schüler, der ein Jünger des Hohen Hierarchen werden möchte (und nicht einfach unter den Zuhörern bleiben will), ist eine derartige völlige Versenkung in die ersten Stufen der Hingabe äußerst notwendig und sollte fortgesetzt werden, bis die vollständige Realisation erreicht worden ist. Wie kann ein Jünger sonst eine Vereinigung mit dem Bewußtsein des Lehrers erreichen? Wie kann er sonst den Silberfaden erschaffen, der ihn mit seinem Lehrer vereint? Wie Du bereits weißt, eröffnet diese Vereinigung mit dem Lehrer alle Möglichkeiten. Und diese Vereinigung wird durch beharrliche Bemühungen hervorgerufen und durch unfehlbares Streben nach dem Einen Brennpunkt. In ähnlicher Weise wird eine zarte Pflanze umzäunt, damit nichts ihr Wachstum hindern kann.

Jene, die die Worte der Lehre auswendig lernen, haben nicht so unrecht. In der Schule lernen die Schüler Dinge auswendig, um ihr Gedächtnis zu stärken. Die Lehre kann jedoch, wenn sie in unserem Bewußtsein brennt, durch kurze, feststehende Formeln bestätigt werden. Einigen wird es leichter, den Sinn zu erfassen, wenn sie das Original auswendig lernen. Hindere niemanden, den Pfad seine Karmas zu verfolgen. „Es ist besser, nicht zu zwingen, wenn die eigenen Feuer eines Menschen brennen» - so sagt die Lehre.

Darum hast Du recht, wenn Du diese Feuer der Hingabe nicht erstickst, laß sie brennen. Schon ihr Brennen ist bereits eine Reinigung der umgebenden Atmosphäre. Und wer weiß, wie viele andere kleine Feuer sie entzünden mögen, selbst ohne es zu wissen! Stark ist die Macht der Feuer des Herzens, obgleich sie unsichtbar sind.

Im Osten versichern uns die Menschen, daß die Gegenwart eines Bhakti Yogis an einem bestimmten Ort auf eine Entfernung von vielen Meilen reinigt und heiligt, und alle benachbarten Dörfer werden geistig erhoben. Wir sollten also jede Offenbarung selbstloser Liebe zu würdigen wissen.

3. Nun zu Deiner Frage, wie man die richtige Auskunft über die Ereignisse erlangen kann. Ich werde sie mit den Worten aus der Lehre beantworten:

Der Guru mag seinen Jünger fragen: „Was tust Du?» „Was möchtest Du?» „Was quält Dich?» „Was bereitet Dir Freude?» Diese Fragen werden nicht andeuten, daß der Guru den Zustand seines Jüngers nicht kennt. Im Gegenteil, mit vollem Wissen wünscht der Guru zu sehen, was der Schüler selbst für das Wichtigste hält. Aus Mangel an Erfahrung mag der Jünger den unbedeutendsten aller Umstände andeuten. Daher fragt der Lehrer nicht einfach aus Höflichkeit, sondern als Prüfung des Bewußtseins seines Jüngers. Man sollte seine Antworten auf die Fragen des Lehrers also sorgfältig erwägen. Nicht die sogenannten freundlichen Redensarten, sondern eine beständige Bewußtseinserweiterung beschäftigen den Lehrer.

„Der Schüler muß sich auch an die Teilbarkeit des Geistes erinnern. Man muß im Bewußtsein streben, um die Gegenwart des Lehrers im Geist zu erkennen.» (Feurige Welt I)

Du solltest die Lehre über die Teilbarkeit des Geistes lesen. Wie alles andere hat sie ihre verschiedenen Grade, aber manchmal, in ihrer krönenden Entwicklung, erreicht sie einen kosmischen Maßstab, und dann hat sie tatsächlich sehr viele Anwendungsmöglichkeiten. Nicht immer ist es möglich, das physische Gehirn mit allen Einzelheiten zu beeindrucken, da das Herz es in der verunreinigten irdischen Atmosphäre nicht ertragen könnte. Trotzdem fühlt man die Essenz der Ereignisse heftig. Zum Beispiel kennen N.K. und ich fast immer die schwierigen Augenblicke im Leben unserer Mitarbeiter. Manchmal ist es ein konkretes Wissen, zu anderen Zeiten sind es gewisse schmerzhafte Beeindruckungen, die genau den Daten gewisser Ereignisse entsprechen. Oft wissen wir die Ergebnisse ganz lange im voraus. Ebenso oft haben wir das Gefühl, daß unsere physische Energie uns yerläßt. Manchmal ist es so stark, daß wir sogar Schwindel und eine vorübergehende Abwesenheit empfinden. Dann wissen wir bestimmt, daß unsere Energie anderswo gebraucht wurde. Mannigfaltig sind die Erscheinungen der Teilbarkeit des Geistes!

Viele Mysterien gibt es im Leben des Jüngers. Die wahre Jüngerschaft verfeinert alle Reaktionen eines Jüngers. Wahrhaftig, er wird eine goldene Harfe unter der Hand des Lehrers. So viel Freude bereitet das vereinigte Bewußtsein. Wir haben viele Fälle - vielmehr, sie ereignen sich unaufhörlich - wo wir den Beweis einer solchen Einheit mit unseren alten Mitarbeitern sehen. Oft hören wir ihre Stimme und wissen um ihre Schwierigkeiten. Wir sehen auch die Skulptur ihres Geistes. Unsere Briefe entsprechen stets ihren Bedürfnissen - und Du weißt, wie weit sie von uns entfernt sind.

Viele Wunder ereignen sich um uns herum, wir brauchen sie nur zu beobachten. Wahrhaftig, wunderbar ist das Leben eines Jüngers. Aber es ist nicht so leicht, denn er trägt eirie ungeheure Verantwortung, und er begegnet so vielen Schwierigkeiten, besonders in den Tagen von Armageddon, wo alle dunklen Kräfte versuchen ihn anzugreifen. Aber mit der Entwicklung des Bewußtseins werden gerade diese Schwierigkeiten zur Freude, weil das Herz so voller Hingabe zum Lehrer ist und er diese Hingabe tatsächlich durch die Überwindung aller Schwierigkeiten beweisen möchte. Selbstentsagung wird so natürlich, so voller Freude. Der ganze Geist ist schon von irdischen Dingen getrennt und erkennt, wo sein wahres Heim ist. Das einzige, was übriggeblieben ist, ist ein inbrünstiges Verlangen, die Aufgabe so gut wie möglich zu erfüllen, um das Vertrauen des Lehrers zu rechtfertigen, ohne sich um die Ergebnisse zu sorgen" Im Osten sagen sie: „Wir müssen arbeiten, ohne an die Ergebnisse zu denken.» Ich verstehe dies so: Wir müssen lernen, unsere Arbeit so gut zu tun, wie wir können, aus Liebe und nicht um der Belohnung willen. Nur dann wird unsere Arbeit schön sein. Der Schlüssel zu allen Errungenschaften ist in solcher selbstlosen Liebe für jede Arbeit, die wir unternehmen.

4. Nun über Deine Bemerkung, daß „die Lehre sich über das ganze Leben erstreckt und nicht nur in einer Anzahl von Büchern enthalten ist». Ich muß zustimmen, das Leben ist der beste Lehrer, und ohne das Leben kann man nichts lernen. Aber irgend jemand muß unsere Augen öffnen, und ohne das führende Prinzip würde sich die ganze Evolution um endlose Jahrhunderte verzögern. Darum sind die Bücher der Lehre so notwendig. In kurzen Formeln sind hier tiefes Wissen und die mannigfaltige Erfahrung der Jahrtausende gesammelt. In den Büchern der Lehre wird ein fleißiger Jünger sowohl Antworten auf die kompliziertesten Lebensprobleme linden, die von verschiedenen Gesichtspunkten aus erklärt sind, als auch viele konkrete Bestätigungen in allen Zweigen der Wissenschaft. Und das richtige Herantreten an die Wissenschaft kommt erst nach dem festen vielseitigen Verständnis für die Lehre. Erst dann können wir uns auf das Wesentliche konzentrieren, ohne lange Jahre auf dem falschen Pfad zu verbringen.

Die Bücher der Lehre, die natürlich sowohl alle Perlen des Ostens als auch die Geheimlehre und die Mahatmabriefe einbegreift, geben dem Geist und dem Verstand wirkliche Nahrung, und es ist zweifelhaft, ob ein einziges Leben genügt, um sie alle gründlich zu studieren. Wenn wir daher die Geheimlehre kennen, wenn auch nicht vollkommen, freuen wir uns, wenn wir sehen, daß die neuen Entdekkungen in der Wissenschaft zunehmend das bestätigen, was uns in diesen Bänden gegeben wurde. Darum ziehe ich persönlich vor, mich gründlich mit der Lehre bekannt zu machen. Dies wird uns vor Zurückbleiben bewahren oder vor etwas noch Schlimmerem - daß unsere eigenen Berechnungen falsch sind. Wir sind bereit, alle Zweige der Wissenschaft willkommen zu heißen, besonders wenn sie frei von orthodoxen wissenschaftlichen Begrenzungen sind. Vorurteil und Aberglaube können in der Wissenschaft sogar stärker sein als in der Religion! Aber es ist möglich, von solchen Vorurteilen und von Aberglauben frei zu werden, wenn man den Weg der Lehre verfolgt, der klar und deutlich den Aufstieg zur Synthese des wahren Wissens zeigt.

Versuche also bei Fragen des Aberglaubens und der Vorurteile sorgfältig zu unterscheiden! Und bitte, folgere nicht, daß ich im allgemeinen gegen andere Bücher bin. Aber ich muß zugeben, daß es nicht viele gute Bücher gibt, und selbst die besten enthalten oft neben schönen Seiten sehr viel schädlichen Unsinn. Darum ist es äußerst wichtig, ein offenes, unvoreingenommenes Bewußtsein zu kultivieren und unterscheiden zu können.

Es scheint mir, daß ich alle Deine Fragen beantwortet habe. Bitte denke daran, daß ich stets bereit bin, so viel zu beantworten, wie ich kann. Wenn Du nicht zustimmst - erhebe Einspruch. Meinungsaustausch ist immer nützlich, da er die Gedanken schärft.

Wir sollten also von allem Zwang Abstand nehmen und ein Maximum an Toleranz, Sorgfalt und Wohlwollen offenbaren. Jeder sollte sich seinen Fähigkeiten gemäß entwickeln. Nur sorgfältige Berührungen sind erlaubt, sonst könnten wir eine Nachtigall in Furcht versetzen, die unseren Garten besucht!


10. Mai 1933

Du solltest Schlaf nicht vermeiden. Schlaf ist nützlich und absolut notwendig zur Ernährung unseres subtilen Körpers. Nur während des Schlafes kann er leicht austreten und intensiv mit den feinsten Energien ernährt werden, um nichts über die großen Lehren zu sagen, die wir während dieses Zustandes erhalten. Wir lernen, nicht nur mit verschiedenen Sphären zu verschmelzen, sondern auch die Aufträge unserer Lehrer auszuführen, und oft nehmen wir an Kämpfen mit den dunklen Kräften teil. Warum sollten wir uns eines so großen Vorrechtes berauben, das in erster Linie den Jüngern der Großen Weisen Bruderschaft gegeben wird? Alles Künstliche ist gegen die Lehre des Lichtes. Wenn es nötig ist, unsere Nahrung zu verringern, wird unser Organismus es andeuten. Dasselbe gilt für Schlaf. Oft ist die Arbeit in der Subtilen Welt bedeutungsvoller als diejenige in der physischen.

Die Lehre sagt, daß wir an der Grenze des Schlafes in die Welten oberhalb der Erde eintreten. Und dies sollte ganz natürlich vor sich gehen. Wir brauchen uns nur darin zu üben, auf der Hut zu sein, aufmerksam zu sein, und die Subtilen Welten werden sich vor uns öffnen, und im rechten Augenblick werden wir hören und sehen, je nach Notwendigkeit. Als ich mein eigenes Experiment beschleunigen wollte, das unter der Aufsicht des Lehrers ausgeführt wurde, pflegte ich zu sägen: „Was soll ich tun? Welches Verfahren ist für diesen Zweck am besten?» etc. Ich erhielt immer die gleiche Anwort: „Sei einfach gelassen.» In dieser Gelassenheit und in diesem Gleichgewicht liegt das ganze Geheimnis der Errungenschaft. Und jetzt, m den Tagen der ungeheuren Kämpfe zwischen den Kräften des Lichtes und den Dunklen, hören wir immer wieder dasselbe: „Seid vorsichtig, hütet Eure Gesundheit, dies ist das Wichtigste!»

Du solltest auch daran denken, daß die Ströme jetzt sehr schwer sind, und alle empfindsamen Orgartismen reagieren darauf durch periodische Seelenquäl, Schwindel und Depression. Aber da Du den Grund für solche Depression kennst, solltest Du geduldig die Veränderung der Ströme erwarten oder vielmehr ihre neue Wechselbewegung. Und daher, mein Lieber, halte diese Zeiten periodischer Seelenqual und Depression nicht für ein Untertauchen Deines Geistes, nämlich für Versagen und Unbeständigkeit. Viel häufiger ist es einfach die Folge dieser abwechselnden Ströme. Es wird angedeutet: „Diese Ströme sind wie das Klirren von Schwertern!» Wir sollten uns stets an das große Glück erinnern, Mitarbeiter der Kräfte des Lichtes zu sein. Der Name des Großen Lehrers wird uns stets schützen, wenn er voller Liebe ausgesprochen wird.

Die Lehre hat nie erwähnt, daß es wünschenswert oder möglich ist, ohne Schlaf auszukommen. Das einzige was beiläufig erwähnt worden ist, war, daß es in einer Höhe von sechstausendachthundert Metern möglich ist, fast ohne Schlaf auszukommen. Aber wo gibt es Menschen, die in solchen Höhen leben oder leben können? Als wir während unseren Wanderungen in Zentralasien solche Höhen überschritten, erlebten wir die Wahrheit des Gesagten, aber das Leben in den Tälern macht Schlaf erforderlich. Als wir zum Beispiel in Städten weilten, wurde uns gesagt, nicht weniger als sieben oder acht Stunden zu schlafen. Dasselbe gilt fül Nahrung. Auf den Höhen sollte die Menge der Nahrung herabgesetzt werden, und dies geschieht ganz natürlich, weil der Organismus nicht viel braucht. Aber in den verunreinigten Städten ist Nahrung nötig.

In einer Höhe von zweitausendzweihundertundneunzig Metern, während eines großen Experiments mit feurigen Energien, wurde angedeutet, daß wir Fett ansetzen sollten, damit die Nerven nicht zu ungeschützt wären. In Lehren des Altertums wurde auf „Die Goldene Mitte» oder Gleichgewicht hingewiesen. Und von denen, die an das große Wissen herantreten wollten, wurde erwartet, daß sie nicht in Extreme verfielen. Nichts wird so sehr entstellt wie dieser Begriff des Gleichgewichts. Es scheint mir, daß dies hauptsächlich daher kam und noch kommt, daß es den Menschen schwer wird, Disziplin zu üben. Es ist viel leichter, in Extreme zu gehen und erschöpfendes Fasten zu beginnen, sich mit Fesseln zu beschweren - ganz allgemein, strenge Einfachheit zu üben - als Wachsamkeit und Selbstkontrolle zusammen mit vollständiger Aufrechterhaltung der Kräfte zu erreichen. Aber ohne Selbstkontrolle ist nichts möglich.

Und wieder muß ich hinzufügen, daß es, während Nahrung und Schlaf absolut notwendig sind, verschiedene Normen für verschiedene Organismen gibt. Es ist ratsam, eine Abnahme der Kräfte als Warnsignal zu betrachten, und diese Abnahme mag sich erst nach einiger Zeit zeigen und dann ganz plötzlich erscheinen. Darum vermeide Abnahme der Kräfte und versuche, mit ganzer Macht die kostbare Substanz der feurigen Energie zu bewahren.

19. Juni 1932

Ich erhielt Deine „Ansprache an Frauen» und muß sagen, daß sie meinen großen Beifall findet. Gerade dies ist nötig, und wie Du sagst, wird sie Anklang im Bewußtsein der Menschen finden. Natürlich muß diese Ansprache soweit wie möglich verbreitet werden, damit recht viele die Idee aufnehmen können. Die Zeit ist so kurz, und zuweilen fürchte ich, daß wir nicht alles vollbringen werden können. Die Neue Welt kommt, und wir müssen Gruppen von Menschen vorbereiten, die die neuen Begriffe einführen können. Das Erwachen der Frau findet in der ganzen Welt statt. Schon seit 1920 haben die Frauen des Femen Ostens angefangen für ihre Rechte zu kämpfen, und dasselbe trifft auch für die Frauen Indiens zu. Trotz der Schwierigkeiten erzielen indische Frauen wundervolle Ergebnisse.

In dem Satz, auf den Du mich aufmerksam machst, möchte ich lieber, daß Du das Wort „kämpfend» durch das Wort „angreifend» ersetzt, wenn Du nichts dagegen hast. Erstens weil das Wort „angreifend» in diesem speziellen Falle größeren Schwung hat, und zweitens, weil ich persönlich den Begriff des Kämpfens so gern habe und ihn nicht im negativen Sinne gebrauchen kann. In allen religiösen Lehren werden die Menschen, die den Pfad antreten, Kämpfer genannt. Alle Bodhisattvas und sogar die heiligsten Bilder von Buddha haben ein Schwert in der Hand oder bei sich - als unveräußerliches Attribut.

Laßt uns unsere eigenen Heiligen ins Gedächtnis rufen - Michael, den Archistrategen, und St. Georg, den Siegreichen. Auch der große Erzieher und Schützer Rußlands, St. Sergius von Radonega - segnete er nicht den Fürsten Dimitrij zu Beginn des großen historischen Kampfes gegen die Tartaren, und sandte er nicht seine eigenen Mönche zur Hilfe? Wahrhaftig, sind nicht alle Heroischen Weisen Kämpfer für das Allgemeinwohl? Und hören wir nicht häufig etwas über die leuchtenden Pfeile, die gegen die Dunkelheit und die satanischen Horden abgeschossen werden? Der Kampf gegen das Chaos ist tatsächlich die Grundlage des Lebens des Kosmos. Und dieser Kampf nimmt im Verhältnis zum Aufstieg zu an Spannung und ändert sich nur hinsichtlich der Qualität und der Motive. Nichts kann mit der Unerbittlichkeit des Kampfes gegen das unsichtbare Chaos verglichen werden.

Ich werde eine Seite aus der Lehre anführen:

„Einige Leute mögen denken - wie leicht es für die Herren ist, wenn Sie die Grenzen irdischer Lasten überschritten haben! Doch wer dies sagt, kennt den Umfangsbereich der Wirklichkeit nicht. Genau wie es auf Erden ist, so ist es auch im Himmel. Die irdischen Lasten nehmen ein Ende, doch unvergleichliche kosmische Sorgen treten an ihre Stelle. Wahrhaftig, wenn es schwer auf Erden ist, dann ist es im Himmel noch viel schwerer. Wir wollen die Augenblicke des Devachans nicht zählen, wenn Illusion die Arbeit von morgen verbergen mag. Aber im Wirken inmitten des Chaos kann es nicht leicht sein. Ihr leidet unter Dunkelheit und Chaos. In allen Wohnstätten ist es ebenso schwer infolge der vielen Aspekte der Dunkelheit und desselben Chaos. Doch glücklicherweise fühlt Ihr nur die Angriffe des Chaos und seht seine düsteren Bewegungen nicht. Wahrhaftig, es ist schwer für die Menschen infolge ihrer Unwissenheit und durch ihren Dienst, den sie den Dunklen leisten. Doch es ist schwerer, wenn man sieht, wie die Bewegungen der Massen von Materie in Chaos umgewandelt werden. Wenn das zerstörende unterirdische Feuer vorzeitig versucht, die irdische Kruste zu durchbrechen, oder wenn Schichten von Gasen den Weltraum vergiften, übertrifft die Schwierigkeit jede irdische Vorstellung. Nicht Lasten, sondern nur Vergleiche helfen jetzt, über die Schwierigkeiten zu reden. Denn Unwissende glauben, daß Gesänge und Harfen das Los Himmlischer Bewohner sind. Ein solcher Irrtum muß beseitigt werden. Nirgends sind Andeutungen gemacht worden, daß es nur auf Erden schwer ist; als Vergleich muß gesagt werden: wenn man hier von Dämonen belästigt wird, so wird der Erzengel von Satan selbst bedroht. Auf diese Weise muß man Tätigkeit und den unaufhörlichen Kampf mit dem Chaos verstehen. Man muß ihn als den einzigen Pfad erkennen und ihn als Zeichen des Vertrauens des -Schöpfers lieben lernen.» (Feurige Welt II)

Aus diesem Grunde habe ich das Wort „Kämpfer» so gern und bewundere jede heroische und mutige Tat. Von Natur aus bin ich selbst ganz mutig und ein rechter Kämpfer. Nirgends heißt es, daß wir dem Bösen nicht widerstehen sollten. Und trieb nicht Christus Selbst diejenigen aus, die die Heiligkeit des Tempels verspotteten und verletzten?

Darum muß jede Mutter ihre Kinder im Geist großer Taten, des Heldentums und der Selbstentsagung für das Allgemeinwohl erziehen. Dies ist keine Billigung von Krieg im gewöhnlichen Sinn. Aber wir dürfen uns nicht täuschen - wir leben inmitten der schrecklichsten und verderblichsten Kriege aller Art. Der geistige Krieg jedoch stellt viel größere Anforderungen als irgendein anderer Krieg. Aus diesem Grunde ist es so wichtig, Mut und Furchtlosigkeit zu kultivieren, die Eigenschaften, die die Jünger der Meister des Lichtes in erster Linie entwickeln sollten. Wenn jedoch eine starke Verbindung mit der Hierarchie besteht, kommen Mut und Furchtlosigkeit absolut natürlich, da die Hand des Hierarchen stets die letzte Gefahr zurückhalten und den Weg zum Sieg zeigen wird. Aber, ich wiederhole, dies ist nur dann der Fall, wenn wir beständig an das Bild des Meisters denken. Mehr als einmal habe ich die Gelegenheit gehabt, diesen wundervollen Einfluß zu erleben. In einem Augenblick der Gefahr wurden wir plötzlich erstaunlicherweise gelassen, und wir wußten, daß alles vollkommen enden würde.

Ich persönlich ziehe eine mutige Selbstaufopferung in Erfüllung seiner patriotischen Pflicht einer solchen Haltung vor wie die der zeitgenössischen Jugend eines gewissen Landes, die kürzlich in einer Erklärung ausgedrückt hat, im Kriegsfalle nicht für ihr Land zu kämpfen. Du magst fragen: „Wie ist es dann mit dem Banner des Friedens?» Und Du könntest sogar glauben, daß ich ein geheimer Verfechter von Krieg bin! Nein, für mich ist Krieg unsagbar schrecklich. Ich kann mir keine Offenbarung schlimmerer Unwissenheit vorstellen! Aber da wir in einer Welt leben, in der physische Macht noch hochgeachtet wird, müssen wir den jungen Generationen die Idee der Ungesetzlichkeit des Tötens und der Gewalttätigkeit einflößen. Dennoch müssen wir lehren, sich nicht zu fürchten, seine Pflicht für sein Vaterland zu erfüllen, da dies schön und tapfer ist. Wer möchte ein hilfloses Schaf vor einem Wolf oder Tiger sein? Aber Tiger und Wölfe lauern in jedem ungeschützten Winkel. Bis wahre Zusammenarbeit unter den Menschen besteht, werden wir unter der Bedrohung beständiger Kriege und Einfälle sein. Nur der Weltkulturbund könnte, wenn er richtig verstanden wird, die vielen Probleme für die Zukunft lösen, die heute unlösbar zu sein scheinen.

Die Frauen sollten sich an Mut erinnern, den sie im Kampf für ihre gesetzmäßigen Rechte so nötig haben. Aber wir sollten unter Mut nicht Gewalttätigkeit verstehen wie im Fall der Frauenrechtlerinnen, die Fenster einzuwerfen und Briefkästen zu verbrennen pflegten! Solche Maßnahmen sind sehr häßlich, es gibt andere Möglichkeiten, wirklichen Mut zu offenbaren. In erster Linie wird er in standhaftem Streben nach Wissen und Schönheit bestehen, das auf das Allgemeinwohl gerichtet ist.

Nun wollen wir über direktes Wissen sprechen. Jemand hat gesagt: „Häufig hat eine einfache Frau ein besseres Gefühl für direktes Wissen als die Graduierten einer Universität.» Hierzu muß ich bemerken: „Eine, solche Frau ist vielleicht «einfach» in dem Sinne, daß sie keine soziale Stellung oder Erziehung besitzt, aber nicht einfach in dem Sinne, daß es ihr an geistiger Gelassenheit fehlte.» Die Menschen verwechseln oft großes direktes Wissen, das das Resultat vieler Erfahrungen in vielen Verkörperungen ist, mit einem gewissen Psychismus. Der letztere offenbart sich in mehr oder weniger richtigen Vorahnungen, Träumen und gewissen Wahrnehmungen von der Astralebene, die dem Bewußtsein entsprechen. Andererseits weiß direktes Wissen unfehlbar, kennt gerade die Essenz der Dinge, die Richtung der Evolution ebenso wie auch die Zukunft. Direktes Wissen ist die Synthese der Geistigkeit, und natürlich besitzt sie nur ein entwickelter Geist mit einem angesammelten Kelch, ohne Rücksicht darauf, wie bescheiden seine Stellung im Leben ist. Oft wird die bescheidene Stellung absichtlich gewählt für einen gewissen Auftrag. Wer auf die Stimme seines Herzens hört, wird sein direktes Wissen um so leichter erwecken. Das Herz ist der beste Lehrer in allen Lebensproblemen.

Und nun wollen wir uns dem Gegenstand der Abtreibung zuwenden. Dieses Problem zu behandeln, ist jetzt ganz zeitgemäß. Überall erscheinen heutzutage die abscheulichsten Artikel darüber, und einige von ihnen werden mit Billigung der Geistlichkeit geschrieben. Über diesen Gegenstand werde ich einige Paragraphen aus der Lehre zitieren.

„Der Geist wird im Augenblick der Empfängnis mit dem Embryo verbunden. Am Anfang des vierten Monats, wo die ersten Nerven- und Gehirnkanäle gebildet werden, fängt er an einzutreten. Die Bildung der Wirbelsäule bringt den nächsten Grad der Inbesitznahme des Körpers hervor. Wunderbar ist der Augenblick der Geburt, wo das Bewußtsein des Geistes hell aufblitzt und dann mit der Materie verschmilzt. Es gibt sogar Fälle, wo bei der Geburt Worte ausgesprochen werden. Die endgültige Besitznahme des Körpers findet im siebenten Lebensjahr eines Kindes statt.» Es wird auch gesagt: „Ebenso wie Hunger zur Nahrung führt, wird der Geist zur Verkörperung gelenkt, da nur die Materie die neuen Impulse geben kann.»

Daher ist es nicht schwer, sich vorzustellen, wieviel Leiden der Geist, der zur Verkörperung bereit ist, durch die gewaltsame Unterbrechung des Lebens, das bereits begonnen hat, erduldet oder durch das Verhüten einer Verkörperung, die sogar vom Karma geplant wurde. Was für ein schweres Karma bereiten die unwissenden und verbrecherischen Eltern für sich.

Ich will es wagen, einige Worte über die Kunst von N.K. hinzuzufügen. Seine Kunst wird wegen ihrer Reinheit, ihrer Durchsichtigkeit und einer endlosen Mannigfaltigkeit an Farbenverbindungen geschätzt, die mit einer ungewöhnlichen Kraft und Tiefe des Tones verbunden sind. Jedes Bild ist eine schöne Symphonie von Farbkonsonanzen. Wir wissen, daß die Farben, die Schattierungen und ihre Harmonie einen okkulten Einfluß auf den Beschauer ausüben. Es ist bekannt, daß schöne Gemälde Heilkraft besitzen, und wir haben viele Gelegenheiten, dies zu bezeugen. Aber natürlich muß man für eine derartige Reaktion „ein offenes Herz und ein offenes Auge» besitzen. Wie es heißt: „Es ist möglich, in völliger Dunkelheit zu bleiben, selbst wenn man den schönsten Schöpfungen der Kunst gegenübersteht, wenn Dunkelheit in uns wohnt.»

Aber nicht weniger Aufmerksamkeit sollte der ganz außergewöhnlichen Gabe von N.K. in der Komposition geschenkt werden, die übrigens sehr selten ist. Alle seltsamen Abweichungen im Leben der Kunst - um es milde auszudrücken - die wir periodisch bemerken, kommen hauptsächlich infolge eines Mangels an dieser Gabe der Komposition. Aber jede Schöpfung von N.K. ist auffallend durch ihre Harmonie in der Verbindung all ihrer Teile, und diese Harmonie ist wirklich überzeugend. Nichts kann hinzugefügt werden, nichts kann fortgenommen werden. Alles ist gerade richtig. Diese Harmonie von Form und Farbe, diese Meisterschaft ist jene Gabe, die charakteristisch für einen großen Schöpfer ist. Die Schöpfungen von N.K. sind mir auch so lieb wegen der Schönheit ihres Gedankens, der in majestätischen, aber einfachen und zuweilen äußerst ergreifenden Bildern ausgedrückt wird.

Für mich, einen beständigen Zeugen seiner Kunst, ist sie eine Quelle endloser Verwunderung - diese unerschöpflichen Gedanken, verbunden mit kühnen und unerwarteten Farbkombinationen! Ebenso bemerkenswert ist die Leichtigkeit und Sicherheit, mit der er seine Bilder hervorruft. Sie sprechen wirklich, sie leben auf seiner Leinwand, und sehr selten braucht er etwas zu ändern oder die erste Skizze aufzugeben. Wirklich, wenn man seinen Arbeitsprozeß beobachtet, weiß man nicht, was erstaunlicher ist - die Schönheit des Bildes oder die Virtuosität seiner Ausführung.

Ich stimme nicht zu, daß es der griechischen Kunst an Geistigkeit fehlt. Ich glaube, daß die Geistigkeit des Griechenlands im Altertum höher war als die unsrige, was durch seine hohe Philosophie und die Beiträge seiner größten Arbeiter, Schöpfer und Denker bewiesen wird. Ihre Philosophie drückte große Ideen in herrlichen Formen aus. Es scheint mir, daß wir diejenigen sind, die Geistigkeit verloren haben und dadurch die Fähigkeit und das Verständnis, Schönheit zu würdigen. Infolge der Tatsache, daß Kunst den Charakter ihres Volkes ausdrückt und die Beschaffenheit der Natur, in der sie ihren Ursprung hatte und entwickelt wurde, wird sie sehr oft nicht von anderen Völkern verstanden, die in einer andersartigen Umgebung leben und schaffen. Zum Beispiel mag die Marmorstatue der Griechen in unserem nördlichen Klima unangebracht sein, aber sie war herrlich unter der hellen Sonne, auf den purpurnen Sandflächen und mit einem Hintergrund von türkisfarbenen Gewässern und den dunklen Zypressen Griechenlands.

Kunst bleibt in all ihren Offenbarungen und all ihren traditionellen Formen im Grunde geistig. Sie erweckt unsere Sehnsucht nach Schönheit, nach dem Höchsten, und hier liegt ihre hauptsächliche und große Bedeutung. Wie Du richtig schreibst: „Die wahre Aufgabe der Kunst besteht darin, den Menschen zum Verständnis für Schönheit zu führen.» Wahrhaftig, das wahre Streben nach dem Schönen wird uns zum Verständnis für die höhere Schönheit der Gesetze führen, die das Universum regieren und in der Absoluten Vernunft und dem Vollkommenen Herzen ausgedrückt werden.

Und nun, erfülle Deine große Aufgabe, körperliche Gesundheit wiederherzustellen und die Samen geistigen Wissens überall zu säen, wo es möglich ist. Die Hauptsache ist - tue es dem Bewußtsem Deiner Patienten gemäß! Zu viel zu geben ist noch gefährlicher als zu wenig. Befrage Dein Herz!

Schreibe bitte über Dich selbst und denke daran, daß unsere Gedanken oft bei Dir weilen. Sage den Freunden, sie sollten alle Zweifel zerstreuen, da diese unsere gefährlichsten Feinde sind! Und was für Zweifel können wir hegen, wenn die reine Lehre uns so klare und äußerst schöne Lösungen gibt, in der nichts und niemand geringgeschätzt wird, sondern alles emporgehoben und unendlich erweitert. Möge der Segen der Kräfte des Lichtes bei Dir sein.

8. Februar 1934

Deine ausgezeichnete Arbeit bereitete uns große Freude. Es ist gerade das, was heute besonders nötig ist. Wir müssen das Bewußtsein der Menschen erwekken, das durch verstaubte Vorurteile träge geworden und durch die drohenden Ereignisse niedergedrückt ist. Der erste Lichtstrahl des Neuen Zeitalters schimmert bereits in der Feme, und es ist notwendig, ihm mit dem neuen erwachten Geist entgegenzusehen. Ich freue mich auf die Fortsetzung Deiner Arbeit, die gedruckt und weit verbreitet werden sollte.

„...Es kann vorgeschlagen werden, sich an eine solche Arbeit zu gewöhnen. Die Mitarbeiter können Teile der Lehre auswählen, die ihnen vertraut sind, und sie mit anderen Bündnissen vergleichen. Auf diese Weise kann der Stempel der Zeiten auf denselben Wahrheiten beobachtet werden. Die Aufgabe, diese Evolution zu erforschen, wird an sich eine sehr benötigte Arbeit sein. Wir sind gegen Verurteilung, aber der Vergleich wird sozusagen das Polieren des Steines sein. Durch Liebe für den Gegenstand kann man neue Vergleiche und schöne Berührungspunkte finden. Solche Meditationen sind wie Blumen am Wege.» (Feurige Welt II, 432) Behalte dieses Programm im Gedächtnis!

Du schreibst: „Kein Wunder, daß Christus es nicht für möglich hielt, diese Wahrheit (das Gesetz der Wiedergeburt) den unentwickelten, menschlichen Köpfen direkt und offen zu offenbaren.» Aber ich denke, es wäre richtiger zu sagen, daß, obgleich das Gesetz der Wiederverkörperung ein Grundstein jeder alten Religion des Ostens war und die Juden natürlich keine Ausnahme bildeten, dieses Gesetz schon in den Tagen von Jesus von der Priesterschaft arg entstellt war und seine Reinheit nur bei individuellen Sekten aufrechterhalten wurde. Im Neuen Testament haben wir viele Beweise hinsichtlich dieser Kenntnis der Juden. Christus selbst bestätigte es. Zum Beispiel im Matthäusevangelium (17, 10-13): „Und Seine Jünger fragten Ihn und sprachen: Was sagen denn die Schriftgelehrten, Elias müsse zuvor kommen? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Elias soll ja zuvor kommen und alles zurechtbringen. Aber Ich sage Euch: Es ist Elias schon gekommen, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben an ihm getan, was sie wollten. Also wird auch des Menschen Sohn leiden müssen von ihnen. Da verstanden die Jünger, daß Er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte.» Und im Johannesevangelium (9, 1-3): „Und Jesus ging vorüber und sah einen, der blind geboren war. Und Seine Jünger fragten Ihn und sprachen: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er ist blind geboren? Jesus antwortete: Es hat weder dieser Mann gesündigt noch seine Eltern, sondern daß die Werke Gottes offenbar würden an ihm...» Wahrhaftig, wie könnte ein Mensch, der von Geburt an blind war, für seine Sünden verantwortlich sein ohne das Gesetz der Wiedergeburt! Es sind weitere klare Hinweise vorhanden, aber Du solltest sie selbst entdecken.

Du schreibst, „daß der östliche Mensch so passiv wurde wegen seiner Kenntnis der Wiedergeburt und daß dies schließlich zur Verlangsamung des Tempos des Lebens führte und. Stillstand und Leblosigkeit zur Folge hatte». Dies stimmt nicht ganz. Viele andere Gründe sind verantwortlich für diesen Stillstand. Natürlich fehlt im Osten fast alles, was härtet und die Kraft des Menschen entwickelt: Härte der Natur, Härte der klimatischen Bedingungen und der Kampf ums Dasein im Zusammenhang damit fehlt im Osten fast ganz. Andererseits waren Klima und andere Bedingungen günstig für ein meditatives Leben. Aber das wirkliche Übel Indiens, das Stillstand und Degeneration zur Folge hatte, liegt nicht „in ihrer Kenntnis der Wiedergeburt», sondern in dem toten Kastensystem. Dieses System mit dem Verlust einer wirklichen Kenntnis der Vergangenheit und mit der Verderbtheit der herrschenden Klasse wirkte wie ein eiserner Schraubstock auf eine äußerst fähige Nation von wimmelnden Millionen. Wer nicht in Indien gelebt hat, ist nicht imstande, sich den Schrecken dieser Sklaverei ganz vorzustellen. Augenblicklich gibt es, abgesehen von den vier hauptsächlichen Kasten, eine ungeheure Anzahl von allerlei Unterabteilungen - ebenso viele wie es Beschäftigungen und Berufe gibt. Jede Kaste ist durch alle möglichen absurden Verbote begrenzt, und je höher die Kaste, desto mehr Verbote. Daher kommt die wohlbekannte Degeneration der höheren Kasten.

Selbst wenn wir die unübertroffenen Höhen ihrer größten geistigen Lehren in Betracht ziehen und andererseits die Habgier und die Unwissenheit der meisten der heutigen, Priesterschaft, selbst dann ist es schwer zu verstehen, wie eine solche Absurdität, eine derartig himmelschreiende Grausamkeit, solche verbrecherischen Ungeheuerlichkeiten der Formen stattfinden konnten! Aber dies ist die traurige Wirklichkeit. Abgesehen vom Kastensystem führen Kinderehen zu Degeneration. Es ist nicht ungewöhnlich, ein neun Jahre altes Mädchen zu sehen, das mit einem sechzigjährigen Mann verheiratet und schon die verkrüppelte Mutter eines totgeborenen Kindes ist. Ja, es gibt viele Wunder in Indien, aber auch viele schreckliche Dinge! Es ist, als ob dies das Gesetz beweisen würde:

„Je heller das Licht, um so tiefer die Dunkelheit!» Dies erklärt, warum Du nirgends sonst einer solchen Geistigkeit und solcher Verfeinerung begegnest wie hier. Wenn es diesem schönen Land gelingen könnte, die schreckliche Plage zu heilen, die es zerstört, würde die Entwicklung dieses Landes die ganze Welt in höchstes Erstaunen setzen. Einige Zeichen einer Erweckung sind vorhanden. Die Frau Indiens erwacht, und ihr Herz reagiert auf das Leiden der Degenerierten, darum ist sie dazu ausersehen, ihr Land zu erwecken.

Es wird mir stets eine Freude sein, Dir zu helfen, falls einige Fragen und Mißverständnisse vorliegen. Deine Arbeit, in der Du die Grundlagen des Seins so klar behandelst, ist sehr kostbar, und wir hoffen, daß Du weiterhin auf diese Weise schreiben wirst. Die Lehre des Lebens weist auf so viele neue, unberührte Themen hin!

Es freut uns zu sehen, daß Du so fähig bist, die Lehre anzuwenden. Gebrauche sie freigebig und allgemein. Diese Samen werden für eine große Aussaat gegeben. Außerdem ist vieles nur in Hinweisen gegeben und nur beiläufig offenbart, aber die großen Massen müssen vorbereitet werden, und ausführlichere Erklärungen sind nötig, um ihre Aufnahmefähigkeit zu erreichen.

Das Studium der Werke von H.P. Blavatsky würde Dir außerordentlich helfen, viele Dinge zu verstehen.

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