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6. Mai 1934

Du erklärst, daß du monogam bist. Dies ist zweifellos eine sehr wichtige Eigenschaft für jeden ernsthaften Jünger. Aber für wahren Erfolg sollte die hingebungsvolle Liebe auf einen einzigen Lehrer konzentriert werden. Es gibt mehrere Lehrer der Großen Bruderschaft, die Jünger annehmen und sie führen. Jeder, der den Pfad der Jüngerschaft betritt (und dies bedeutet nicht einfach das Studium von okkulter Literatur), muß sich in der Tiefe des Herzens fest entscheiden, welcher der Großen Lehrer der Bruderschaft ihm am nächsten steht. Dann muß man sich dieser Hohen Führung vollständig übergeben, ohne jede Begrenzungen, ohne jegliche Bedingungen. Aber häufig verschwendet der Berufene und Strebende seine Kräfte im Verlangen nach sofortigem Fortschritt und sucht andere Große Lehrer und Lehren. Dadurch, daß er sich teilt, zweifach, zuweilen dreifach, verliert er seinen Platz auf der Stufenleiter des Aufstiegs. Bedenke alles, was in den Lehren über das Wählen des Lehrers gesagt wird!

Ich will einen Paragraphen aus der Lehre anführen:

„Den Herrn im Herzen zu bestätigen, ist die erste Bedingung auf dem Pfade zur Feurigen Welt. Es ist unmöglich, ohne diese feurige Bedingung zu den vorherbestimmten Pforten zu gelangen. Natürlich muß Führung im Geist und im Herzen erkannt werden, denn die Annahme der Hand des Herrn allein, ohne dem Herrn das Herz zu weihen, genügt nicht. Man muß dieses Gesetz verstehen, das den Lehrer mit dem Jünger vereint, weil ohne die Kundgebung vollständiger Ergebenheit zum Herrn keine Verbindung bestehen kann. Eine vollständige Annahme der Führung bedeutet eine bewußte Beziehung, denn man muß die Wärme des Herzens verstehen und fühlen, die aus den Tiefen des Geistes hervorgeht. Es ist besonders notwendig, dasjenige zu fühlen und erkennen zu lernen, durch das das Wesen des Herrn mit dem des Jüngers verbunden ist. Man muß sich also daran erinnern, daß Schwingungen und Karma auf dem Pfad zur Feurigen Welt Bindeglieder sind.» (Feurige Welt III, 166)

Ja, es ist äußerst gefährlich, seine Kräfte auf den ersten Stufen zu zersplittern. Vergiß die Jahre der Probezeit und der Anpassung des Organismus nicht, alle ernsthaften Jünger, die in den Pfad des Dienstes eintreten, müssen diesen Prozeß durchmachen. Selbst bei den sehr Hohen Geistern wird hierbei keine Ausnahme gemacht. Natürlich ist alles Vorerwähnte nicht auf die theoretischen Okkultisten anwendbar. Aber wie ich Dich verstehe, möchtest Du in die Gruppe wahrer Jünger aufgenommen werden, und wie Du sagst, ist Dein einziger Wunsch, dem Lehrer zu begegnen und unter Seiner Führung zu arbeiten. Ich bin bestimmt noch niemandem begegnet, der, nachdem er, wenn auch nur ganz oberflächlich, mit der Lehre bekannt wurde, die indischen Lasten nicht aufgeben und sich dem Lehrer in Seiner Gemeinschaft anschließen möchte. Meistens verlangen gerade diejenigen, die nur ganz oberflächlich etwas über die Lehre erfahren haben, Eintritt in die Gemeinschaft der Großen Bruderschaft! Aber sie haben nicht die geringste Ahnung, ob ihr physischer Körper die äußerst gespannte Atmosphäre ertragen könnte, die diese Feste umgibt. Man muß sich daran erinnern, daß die Umwandlung des Organismus und der Nervenzentren hier auf Erden stattfinden muß, inmitten der geistigen Kämpfe, inmitten aller Lasten und Schwierigkeiten des Lebens, inmitten aller Kleinigkeiten des Alltags, die uns auf die Probe stellen. Nur dieser Kampf ruft die nötigen Energien hervor zu Verklärung und zum Hinwegkommen über alle groben Gewohnheiten und Neigungen. Das irdische Leben ist wahrhaftig ein Fegefeuer, und ohne hindurchzugehen ist es unmöglich, ins Paradies einzutreten oder zur Bruderschaft zu gelangen. Die Feuer der höheren Energien würden die überladene Aura verbrennen. Die Gemeinschaft der Bruderschaft ist zu weit von der gewöhnlichen Umgebung entfernt. Und darum könnte sie nicht die notwendigen Prüfungsbedingungen beschaffen.

Überdies greifen die Herren niemals in das Karma eines Menschen ein und machen keine Ausnahmen. Nur das Karma kann einen Menschen in ihre Gemeinschaft bringen. Wenn daher dieses Karma bereit ist, kann nichts seine Verwirklichung aufhalten, es sei denn, daß der Mensch selbst es will. Laß dieses Gesetz Dich begeistern. Gebrauche Deine ganzen Aspirationen, um das im Leben auszuführen, was Du aus den Büchern der Lehre gelernt hast, und überlasse das übrige Deinem Karma und dem großen Wissen der Herren!

Nicht immer haben die Großen Seelen, die gewisse Aufträge erfüllen mußten, die Gemeinschaft der Bruderschaft während ihres irdischen Lebens betreten. Zum Beispiel wurde Apollonius von Tyana aufgefordert, die Bruderschaft zu besuchen, aber in seiner Verkörperung als Origenes nahm Er die äußerst schwere Aufgabe an, die Reinheit der Lehre Christi zu bewahren, und hierfür erduldete er Einkerkerung im Gefängnis, statt in der Wohnstätte der Bruderschaft zu weilen und dort an der freudigen Arbeit teilzunehmen.

Sage den Freunden, daß sie das Ende der Welt nicht im Jahre 1936 erwarten sollten, wie es vorausgesagt wurde. Nichts derart Endgültiges wird sich wahrscheinlich ereignen, es werden jedoch wichtige Ereignisse stattfinden. Auf jeden Fall sei davon überzeugt, daß für jene, die mit ganzem Herzen mit dem Großen Lehrer verbunden sind, keine Gefahr besteht, durch kosmische Umwälzungen und Katastrophen vernichtet zu werden. Zur rechten Zeit werden alle zerstreuten Wanderer zusammengebracht - aber nicht unbedingt im Himalaya, da es andere, ebenso wichtige Orte gibt. Man sollte den Weltraum nicht dadurch überlasten, daß man bestimmte Zeiten festlegt, es ist jedoch sehr ratsam, immer geistig auf der Hut und bereit zu sein, fortzugehen. Gedanken an die Zukunft sind die beste Übung, Bereitschaft zu erlangen, jederzeit fortzugehen, aber hierfür sollte so viel mehr Qualität und Sorgfalt in unseren täglichen Arbeiten gezeigt werden.

Man sollte die Errungenschaften des Hatha Yoga nicht überschätzen und glauben, daß „die Adepten des Hatha Yoga denen des Raja Yoga gleichkommen in der Fähigkeit, Kundalini zu erwecken und verschiedene Siddhis zu erlangen», und daß „sie Wonne und Befreiung von der Materie erreichen». Dies ist nicht der Fall! Der Grad der Wonne, den solche Adepten erreichen, ist sehr relativ, und niemals erlangen sie Befreiung von der Materie durch Hatha Yoga (im Sinne der Großen Lehrer). Wie es in der Lehre heißt: „Wir wissen von niemandem, der das Ziel durch Hatha Yoga erreicht hat.»

Selbst die Entwicklung der niederen Siddhis, die Hatha Yogis durch beharrliche und schrecklich schwere, mechanische Übungen erreichen (die westliche Literatur hat keine Ahnung auch nur von der Hälfte dieser Schrecken), ist nicht von Dauer, und in ihrer nächsten Verkörperung können sie all diese Siddhis verlieren. Nur jene Eigenschaften sind wertvoll und dauerhaft, die auf natürliche Weise erfolgen, denn dann sind sie das Ergebnis von innerer geistiger Entwicklung und können nie verlorengehen. Nur auf diese Weise können die allmächtigen Offenbarungen erreicht werden. Übungen in Hatha Yoga sollten nicht über ein leichtes und sehr sorgfältiges Pranayama hinausgehen, das die Gesundheit stärkt, da sie sonst gefährlich sein und zu einem medialen Zustand, Besessenheit und Irrsinn führen könnten.

Mit Recht halten die Hindus mit hoher geistiger Entwicklung Hatha Yoga für äußerst unerwünscht und sagen, daß es im besten Falle nützlich für „korpulente und kranke Menschen» ist. Sogar Vivekananda, der heute oft erwähnt wird, war, obgleich er Beispiele von ihm bekannten, schrecklichen, dämonischen Menschen anführte, die erstaunliche Wunder vollbringen und hoffnungslos Kranke durch einen Blick heilen konnten, sehr gegen die sogenannten Siddhis und diese Wunder.

Die hauptsächliche Prüfung für alle spirituellen Lehrer ist daher der Magnet ihres eigenen Herzens, ihre okkulte Fähigkeit, die Umgebung im geistigen Sinne zu ändern und das Bewußtsein und sogar die Natur ihrer Jünger umzuwandeln. Sie besteht keineswegs in ihrer Fähigkeit, sogenannte Wunder zu vollbringen. Dies erfordert den feurigen Strahl der Synthese, der den geöffneten Zentren, aber nicht den niedrigen Siddhis innewohnt. Kein Pranayama kann die nötige Reinigung und hohe Resultate hervorrufen, wenn das Bewußtsein nicht mit dem Hohen Ideal übereinstimmt. Die höheren Formen von Yoga bedürfen keines Pranayamas. Jeder Kuli in Indien kennt Pranayama. Der Durchschnittshindu verrichtet es täglich, aber trotzdem ist er weit von geistiger Errungenschaft entfernt. Verlaß Dich darum nicht einfach auf Pranayama!

Die höchste Errungenschaft eines Yogis ist das öffnen des Auges von Dangma und nicht das, was wir Hellsehen nennen. Es ist das Erwachen von Wahrnehmungen, die niemals durch irgendwelche mechanische Mittel entwickelt werden können, sondern die Folge von Ansammlungen der jahrtausendelangen, ununterbrochenen, geistigen Aspirationen und der Selbstaufopferung sind. Und diese Resultate werden in den subtilsten Energien offenbart, die im Kelch aufgespeichert und bewahrt sind. Ein wahrer Yogi sollte sein Allermöglichstes tun, um diese Ansammlungen zu erwecken und die neuen zu bewahren und zu schützen, sonst ist er ein bloßer buchgelehrter Okkultist.

Es ist auch ganz falsch zu glauben, daß „die okkulte Wissenschaft nie eine richtige Vorstellung von der Astralebene erlangt haben würde, ohne die selbstlose Arbeit der Hatha Yogis». Eine solche Behauptung ist gleichbedeutend mit einer Erklärung, daß die Grundlagen der Physik und Chemie Ruhmkorff und Crookes unbekannt gewesen wären ohne die Arbeit der heutigen jungen Studenten! Oder daß ein Landwirt weniger über die Chemie des Erdbodens weiß als ein gewöhnlicher Pflüger.

Überdies ist der Unterschied zwischen Hatha Yoga und Raja Yoga genau qualitativ und nicht quantitativ, wie Du annimmst. Hatha Yoga kann sich nie über die niedrigen psychischen Phänomene erheben. Und. es hat nie einen Fall gegeben, wo ein Hatha Yogi ein Raja Yogi wurde - ihre Pfade sind gänzlich verschiedenartig. Die wahren „wirksamen Perlen» begreifen Raja-, Jnana-, Bhakti-und Agni Yoga in sich, aber nicht Hatha Yoga, wie einige unwissende Leute glauben. Ebenso wie künstliche Perlen nicht mit echten verglichen werden können. Außerdem ist mir der folgende Gedanke nicht ganz verständlich: „Aber trotzdem gibt Hatha Yoga seinen Adepten wirksame Perlen hoher Errungenschaften, und auf dieselbe Weise muß jeder Okkultist die Errungenschaften von Agni Yoga als einen ähnlichen ungeheuren Sieg des Geistes über das Fleisch verstehen.» Hier ist Agni Yoga wieder auf die gleiche Stufe mit Hatha Yoga gestellt, während diese beiden Yogas genaue Gegensätze sind. Wie es heißt „Wahrlich, Agni Yoga hat nichts gemein mit Hatha Yoga, dies muß gründlich erkannt werden.» Agni Yoga befaßt sich mit der höchsten feurigen Umwandlung aller Zentren, die nicht durch irgendwelche mechanischen Methoden erreicht werden kann, sondern den direkten kontrollierenden Einfluß des Großen Lehrers erfordert. Die Hohe Errungenschaft von Agni Yoga kann nur durch den Geist erlangt werden, der jahrtausendelange geistige Ansammlungen besitzt, die im Kelchzentrum gesammelt sind, während das letztere für den Hatha Yogi nicht unbedingt erforderlich ist. Noch etwas anderes, was charakteristisch für Agni Yoga ist, ist, daß seine Errungenschaften während des täglichen Lebens erlangt werden müssen, während alle anderen Yogas (außer Karma Yoga) Isolierung vom gewöhnlichen Leben verlangen, und darum für die heutige und die zukünftige Evolution nicht hinreichend sind.

Es ist auch falsch, den Anfänger in einem der Yogas einen „Yogi» zu nennen. Yoga, oder Gemeinschaft, wird durch schwere und beständige geistige Übung erlangt und kann, wie bereits erwähnt, nur durch kannische Ansammlungen beschleunigt werden. Darum ist es falsch zu sagen, daß „ein Raja Yogi manchmal ein Fanatiker wird, ein Jnana Yogi ein intellektueller Spekulant Und ein Bhakti Yogi ein religiöser Eiferer, der sich über die «gerechte» Strafe von Ketzern freut.» Es wäre vielmehr richtiger zu sagen, daß „diejenigen, die gewisse Neigungen haben, die sie dazu führen mögen, in ihren späteren Verkörperungen Raja Yogis zu werden, sich zunächst als Fanatiker erweisen, jene mit Neigungen zu Jnana als intellektuelle Pedanten und jene mit Bhaktineigungen als religiöse Heuchler.» Wenn jedoch erst einmal ein hoher Grad von wahrem Yoga erlangt ist (entweder Raja, Bhakti oder Jnana), ist keine wirkliche Entstellung der führenden Prinzipien auf derartig intensive Art und Weise möglich. Ein König des Geistes kann kein Fanatiker, und ein Jnana-Philosoph, der das Auge von Dangma besitzt, kein müßiger, intellektueller Pedant werden, noch kann ein Bhakti - ein Herr des Kosmischen Magneten des allumfassenden Herzens - sich über „gerechte Strafe» freuen. Wenn die Lehre erwähnt, daß im „unerträglichen Athleten Anzeichen des Hatha Yogis sind, Anzeichen des Bhakti Yogis im Heuchler und Anzeichen des Raja Yogis im Fanatiker», weist sie auf die charakteristischen Neigungen hin, die, wenn sie durch geistiges Feuer umgewandelt werden, zu dem einen oder anderen der verschiedenen Typen des Yoga führen würden. Aber nicht umgekehrt!

Man sollte auch in Betracht ziehen, daß Hatha Yoga gefährlich ist, weil er den Astralkörper auf seltsame Art und Weise stärkt und ihn sehr lange in den niederen Astralsphären festhält, was die Evolution des Geistes verhindert. In den Tempeln Indiens gab es - und gibt es auch heute noch - eine Sitte, sich Hatha Yogis für gewisse niedere Phänomene astraler Art zu halten. Sie sollen angeblich ein sehr reines Leben führen, aber selbst dann werden sie niemals in die hohen geistigen Fähigkeiten eingeweiht. Und wenn ein solcher Hatha Yogi den Tempel verläßt, wird er nicht wieder angenommen; denn dadurch, daß er frei von der höheren Kontrolle wird, während er leichten Zutritt zu den niederen Schichten der Subtilen Welt hat, wird ein solcher Yogi ein Opfer und zuweilen sogar ein Instrument der dunkelsten Kräfte. Dies ist auch der Grund, warum die Hohen Priester von Ägypten niemals medial veranlagte Jünger annahmen und sogar lymphatische Diener vermieden. Kein einziges Medium, kein Lymphatiker, kann ein wahrer Agni Yogi werden.

Die Großen Lehrer sind betrübt wegen des Übergewichts von niederem Psychismus auf Kosten wahrer Geistigkeit. Ohne Verständnis für die Lebendige Ethik und ihre Anwendung, ohne Geistigkeit, kann der niedere Psychismus nur zu den schmerzlichsten Folgen führen. Darum ist es, um als Jünger angenommen zu werden, in erster Linie nötig Selbstvervollkommnung zu üben, sich moralisch und geistig zu verfeinem und die Lehre im Leben anzuwenden. Dies wird das Bewußtsein erweitem und das nötige Gleichgewicht herstellen. Die Lehre ist schön und wahr, wenn sie erkannt wird, aber keine Schliche des Pseudo-Okkultismus und der Magie werden zu wahrer Jüngerschaft führen. Um ein Gefäß aus der Hohen Quelle zu füllen, muß man die entsprechenden hohen Schwingungen herstellen. Die Anwendung der Lebendigen Ethik im Leben ist der schnellste Weg, das Ziel zu erreichen.

Groß ist der Auftrag, das Bewußtsein der Menschen durch „Podwig» (große Taten) anzufeuern, was die ganze Essenz der Menschen ändern kann. Vielleicht ist die Idee von Podwig noch nie so notwendig im Leben gewesen wie jetzt. Was für ein schönes Wort - Podwig! Wie ausdrucksvoll! Und beachte, wie bemerkenswert es ist, daß es in keiner anderen westlichen Sprache seinesgleichen gibt. Denke also bitte daran, daß Verbindung mit dem Lehrer durch das Herz erlangt wird, durch gereinigtes Denken und durch die lange unermüdliche Arbeit der Selbstvervollkommung.

Und nun noch eine Warnung! Theoretischer Okkultismus ist äußerst gefährlich. Viele außerordentlich schädliche Bücher überschwemmen den Markt. Vielleicht (und glücklicherweise) sind nicht alle in die russische Sprache übersetzt. Wie es heißt: „Viele von ihnen sind die Schöpfung von Händen, denen es an Schönheit, Wissen und Ehrlichkeit fehlt.»

Der Große Lehrer hat gesagt: „Nur Blavatsky wußte», und es ist unsere Pflicht, das Gedächtnis dieser großen Märtyrerin wieder zu Ehren zu bringen. Wenn Du nur die ganze verleumderische Literatur über Mme. Blavatsky kennen würdest, allen Verrat und die Tücke, die sie umgaben, würdest Du entsetzt sein. Soviel Undankbarkeit, Bosheit und Unwissenheit. Natürlich ist die ganze Abscheulichkeit die Folge der letzteren.

Du fragst, ob Du etwas Überflüssiges in Deinem Artikel über das Banner des Friedens geschrieben hast. Dies ist meine Antwort: Durch zu viele Verbote ist es möglich, in Furcht zu versetzen und Bestrebungen ein Ende zu machen. Manchmal kann eine sogenannte Unvorsichtigkeit, wenn sie mit guter Absicht begangen wird, erfreuliche Resultate erzielen. Mache Dir dies jedoch nicht zur Regel. Sorgfalt und Vorsicht gehören zu den ersten Eigenschaften jeden Jüngers, denn er muß wissen, mit welchen Energien er sich befaßt.

Ich bitte Dich dringend, nicht ärgerlich über meine Bemerkungen zu sein. Ich weiß, daß Du mutig und fähig bist, ein ernsthafter Jünger und Mitarbeiter zu werden. Aus diesem Grunde schreibe ich Dir ohne Sentimentalität und Komplimente. Du erinnerst Dich, wie es in der Lehre heißt: „Die Lehre ist kein besänftigender Sirup... Nur die geistig Starken können das Ziel erreichen und angenommene Jünger werden. Die Lehre der Lebendigen Ethik ist schön in ihrer Vitalität' und ihrer nüchternen Einfachheit und in der Kürze ihrer klaren Formeln».


25. Mai 1934

Du schreibst über die Unfähigkeit der Menschen heutzutage, geistige Ideen zu verstehen. Aber wann gab es bessere Zeiten? Es scheint mir, daß heute viel mehr nach der Wahrheit gesucht wird als je zuvor. Ernste Katastrophen zwingen viele, über gewisse Dinge nachzudenken und tiefer nach dem Grund für die heutigen Ereignisse zu suchen. Wir können von Glück sagen, daß wir vielen schönen Seelen begegnet sind, und einige von ihnen haben sehr viel durchgemacht, ohne ihre Standhaftigkeit zu verlieren, und sie arbeiten weiterhin selbstlos für das Allgemeinwohl.

Du hast recht, in unseren Tagen brauchen wir Synthese. Aber die Mehrzahl kann sie nicht annehmen und verwirklichen, weil Synthese, oder Erleuchtung des Geistes, die seltenste Errungenschaft ist. Diese Synthese ist eine Ansammlung von vielen Energien, die während unzähliger selbstloser Leben kristallisiert worden sind. Aber gibt es viele selbstlose Arbeiter für das Licht? Darum kann die Art von Synthese, über die öffentliche Vorträge gehalten werden und gepredigt wird, nicht die richtigen Ergebnisse erzielen. Wie Du selbst sagst, diese Vorträge werden von Menschen besucht, die noch nicht dafür bereit sind, und oft kommen sie aus bloßer Neugier. Aufrichtige Sucher werden willkommen geheißen, und es liegt an ihnen, soviel anzunehmen wie sie können. Natürlich sollten die geistigen Führer geistige Synthese besitzen und weise geben, indem sie jeden Fall individuell studieren und der Empfänglichkeit gemäß gerade soviel mitteilen, wie nötig ist. Der Führer sollte die rechte Ausdrucksweise für jeden finden. In seinem allumfassenden Herzen sollte ein Platz für jeden sein, der seine Hilfe aufrichtig sucht. Niemand sollte aus seiner Gegenwart weggehen und durch die Weite seiner Auffassungen niedergedrückt sein. Er sollte genau wissen, was ein Mensch aufnehmen kann, denn dann kann er Freude bereiten.

Du schreibst: «Vielleicht ist es in Deinem Land leichter, die Synthese aufzubauen.» Wir wollen hoffen, daß der erwählte Führer solche Synthese besitzen wird, da man tatsächlich nur durch Synthese sicher aufbauen kann. Und das Versagen der heutigen Zeit kommt von einem Mangel an Synthese im Geist der Führer.

Ich zitiere aus der Lehre:

„Der Führer steht auf dem Gipfel, den er unmöglich verlassen kann. Nur eingeborener Führer kann die Grenze zwischen entgegengesetzten Vorstellungen finden. Von den verborgenen Grenzen aus wird Sieg aufgebaut. Jeden Tag, jede Stunde enträtselt der Führer Geheimnisse. Hier findet er Herablassung und hier einen Mangel an Ständhaftigkeit, natürlich kann sich das eine aus dem anderen ergeben, aber zwischen den beiden ist ein Schwert der Gerechtigkeit. Denn Herablassung ist vom Licht, aber Mangel an Charakter gehört zur Dunkelheit. Schmal ist der Platz, wohin das Schwert gelegt werden kann. Ebenso schmal ist die Grenze zwischen Mut und Grausamkeit. Nur das Herz des Führers kann die Grenze fühlen.

Das Rätsel der Gerechtigkeit ist nicht nur in großen Dingen, das ganze Leben ist mit diesen Rätseln erfüllt. Darum teilt der Führer die Dinge niemals in «groß» und «klein» ein. Die Aufmerksamkeit des Führers ist immer gleich wachsam in bezug auf all seine Entscheidungen. Der Führer fragt nicht um Rat, er ist jedoch ganz bereit, Rat anzunehmen. Er kommt nie zu spät, aber er wird nie jemanden überlasten, weil er zu lange bleibt. Er kennt den Vorteil, unerwartet zu erscheinen, und er kann im voraus berechnen, wieviel Zeit für alles erforderlich ist. Verleumdung bedrückt ihn nicht, und er versteht es, jedes Wort nutzbar zu machen. Er kann nicht bestochen werden, da irdischer Reichtum ihn nicht lockt. Er versteht die Bedeutung von Farbe und Ton, denn er ist ein Heiler menschlicher Herzen. Er freut sich über Wahrheit, aber Illusion weist er zurück. Der Pfad des Führers ist also der Pfad der Wahrheit.»

So viele Hinweise werden den Führern in den Seiten der Lebendigen Ethik gegeben. Jedes Buch spricht über Duldsamkeit, über die Fähigkeit zu umfassen und zu verstehen - sind diese nicht tatsächlich die Grundlage der Synthese?


26. Mai 1934

Inliegend sind die Antworten auf Deine Fragen.

1. Die Menschheit wurde von den frühesten Zeiten an in der „Ersten Offenbarung» mit der Idee der Einheit des Kosmos bekannt gemacht, und in vielen heiligen Traditionen, in Bildern und Schriften aller Völker des Altertums wird die Erinnerung daran aufrechterhalten.

2. In alten Zeiten gab es in allen Nationen, und gibt es auch heute noch, zwei Arten von Religion - eine für die Eingeweihten und eine für die Massen. Mit anderen Worten, eine esoterische und eine exoterische. Und das ist ganz verständlich in Anbetracht des Entwicklungsstadiums der Massen in jenen Tagen.

3. Für die Eingeweihten waren alle Götter nur Personifizierungen gewisser kosmischer Kräfte. Dies erklärt zuweilen die seltsamen Aspekte dieser Götter und auch die Tiersymbole.

4. Moses war tatsächlich ein großer Führer, und mit Recht sagst Du, daß er der Schöpfer Israels war. Moses war jedoch nicht verantwortlich für die Idee des Monotheismus, diese Idee hatte seit dem frühesten Altertum existiert. Darum ist der Glaube, daß das jüdische Volk diese Idee in die Welt brachte, nicht ganz richtig.

Da Moses ein Jünger der ägyptischen Priester war, war er in ihr heiliges Wissen eingeweiht: Einheit des Kosmos, Einheit in seiner ganzen Vielgestaltigkeit. Und diese Idee der Einheit bestätigte er als Monotheismus gerade für die Massen und gab ihnen Jehova als einen Aspekt der Göttlichkeit. Es lagen auch andere Gründe vor, warum das Bild von Jehova als das Herrschende Element oder als Gott für das jüdische Volk gewählt wurde. Wir sollten uns daran erinnern, wie fortgeschritten die Wissenschaft der Astrologie im alten Ägypten war. Jehova stand mit Saturn in Beziehung, und Israel als individuelle Nation wurde unter diesem Planeten geboren.

Trotz der Tatsache, daß die Idee des Monotheismus in der exoterischen Religion der Juden sehr ausgesprochen ist, ist ihr heiliges Pantheon ebenso zahlreich wie das anderer Menschen, einschließlich der Christen: Die Hierarchie der Kräfte, die Jakobsleiter und alle Planetengeister, die von der katholischen Kirche angebetet werden.

5. Moses war ein Jude, und alle Geschichten über seinen ägyptischen Ursprung sind völlig falsch. Selbst von einem rein psychologischen Standpunkt ist eine solche Ansicht unter aller Kritik. Die ganze Bewegung, die ganze Entwicklung des Epos von Moses widerspricht ihr stark.

6. Moses war ein Führer und Herrscher im vollsten Sinne dieser Worte, und er mußte die schwere Aufgabe übernehmen, eine Nation aus einem Nomadenstamm zu schaffen, der sehr lange unterjocht gewesen war und daher viele negative Eigenschaften entwickelt hatte. Aus einem solchen Stamm mußte er eine Nation aufbauen und ihr die Grundlagen konstruktiver Aufbauarbeit und die Begriffe einer organisierten Regierung geben. Alle Anspielungen auf die Grausamkeit und Rachsucht seiner Gesetze sind nicht ganz stichhaltig. Wenn man seine Gesetze objektiv studiert, ist man erstaunt, wie weise und barmherzig sie sind. In vieler Hinsicht sind sie großmütiger als unsere heutigen Gesetze. Und wenn wir als Realisten sprechen, sollten wir nicht einmal versuchen, die Grausamkeit von Moses zu kritisieren, wenn wir unsere Zeiten betrachten, die voll der grausamsten Verbrechen und Schrecken sind.

Überdies, würdest Du die Vernichtung von wilden, tierähnlichen Menschen grausam nennen? Denn unter den Israeliten, die aus Ägypten herausgebracht wurden, waren viele derart unzivilisierte und bestialische Geschöpfe - auch die Bibel behauptet dies. Der Führer mußte das beste Element retten, aus dem er die zukünftige Nation aufzubauen hoffte. Daher war Strenge nötig, um der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit willen. Strenge und Bannherzigkeit beruhen auf dem gleichen Begriff.

7. Auch hinsichtlich des oft zitierten Sprichworts: „Auge um Auge und Zahn um Zahn» (2. Moses, 21, 24), das immer als Beispiel von Rachsucht angesehen wird, glaubst Du nicht, daß es sich mit dem unvermeidlichen Karmagesetz befaßt? Und erwäge die folgenden Worte Christi: „Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichtes schuldig sein. Ich aber sage Euch: Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: «Racha!» der ist des Rats schuldig; wer aber sagt: «Du Narr!» der ist des höllischen Feuers schuldig.» (Matthäus 5, 21-22). Diese Worte, die Christus äußerte, werden wir für noch strenger halten als die Worte von Moses, wenn wir nicht dasselbe Karmagesetz in Betracht ziehen. Darum sollten wir gerecht sein.

Und im gleichen Kapitel (17-18) sagt Christus: „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.

Denn ich sage Euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüttel vom Gesetz, bis daß es alles geschehe.» Und die Juden lebten, wie wir wissen, nach dem Gesetz von Moses.

Die folgenden Verse (38-39) im gleichen Kapitel mögen etwas inkonsequent erscheinen: „Ihr habt gehört, daß da gesagt ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den ändern auch dar.»

Aber auch diese Erklärung Christi müssen wir wieder mit dem Karmagesetz in Verbindung bringen. Ich werde es noch näher zu erklären suchen.

Nun wollen wir uns die Lage von Moses vorstellen, wenn er dem Bösen nicht widerstanden und den schlimmsten und gröbsten Elementen erlaubt hätte, die Besten zu vernichten, nämlich diejenigen, die sich die Ideen der Moral und der Ordnung aneignen konnten. Was wäre aus seiner Aufgabe geworden? Seine Pflicht als Führer und irdischer Gesetzgeber bestand darin, sein Volk zu schützen und Ordnung aufrechtzuerhalten. Darum war der Widerstand gegen das Böse grundsätzlich notwendig. Alle Lehren des Altertums verkündigen aktiven Widerstand gegen das Böse. So pflegte der wohlbekannte Weise und Gesetzgeber Chinas, Konfuzius, zu sagen: „Gutes für Gutes, aber für das Böse - Gericht.»

Im Kosmos herrscht ein unaufhörlicher Kampf zwischen offenbartem Chaos und dem Nicht- Offenbarten. Es ist der Kampf der Kräfte des Lichtes mit den dunklen Kräften. Christus selbst widerstand dem Bösen tatkräftig, wenn wir uns entscheiden, dem Evangelium Glauben zu schenken. Wir wollen uns daran erinnern, wie er die Händler aus dem Tempel trieb und an all seine strengen Anschuldigungen gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer. Würden wir Ihn der Widersprüche beschuldigen? Und wieder, wenn wir versuchen, die Worte objektiv zu lesen, die Christus zugeschrieben werden, dann werden wir eine Lehre erkennen, die streng in ihrer Bannherzigkeit ist. Darum nehme ich diese Worte vom Standpunkt des Karmas an: „Widerstrebe dem Bösen nicht, sondern wer dich auf die rechte Backe schlägt, dem biete auch die andere dar.» Wenn dieses Karmagesetz - „Auge um Auge und Zahn um Zahn» - unvermeidlich ist und Gerechtigkeit verlangt, folgt keineswegs, daß wir selbst persönlich versuchen sollten, es auf diese Weise zu erfüllen. Wenn wir es tun, werden wir nie aus dem Zauberkreis des Karmas herauskommen. Wahrhaftig, wir müssen unseren persönlichen Feinden vergeben, denn wer weiß, ob der Schlag, den man empfängt, nicht ein Rückschlag ist, der nach dem Karmagesetz wohlverdient war? Wenn wir einen solchen Schlag mit einem anderen erwidern, und mit einem Gefühl der Rache im Herzen, dann überwinden wir dieses Karma nicht, sondern setzen es fort und verstärken es sogar auf die schlimmste Art und Weise für uns selbst. Überdies vermindern wir die Menge des Bösen im Weltraum, wenn wir unseren Feinden vergeben, und wir werden immun gegen viele Schläge. In ähnlicher Weise sollten wir die Worte verstehen: „Liebe deine Feinde ...» Jedoch trotz all diesem müssen wir dem Bösen widerstehen, wenn wir nicht gänzlich von ihm überwältigt werden wollen.

Es gibt viele Möglichkeiten, dem Bösen zu widerstehen. In erster Linie durch die Macht des Geistes - gewiß, Widerstand, der ohne Haß geleistet wird, okkult verstanden, ist hundertfältig stärker. Alle diese Erklärungen Christi beweisen, daß Er ein Eingeweihter war und daß Er die Macht des Rückschlages kannte. In ähnlicher Weise sollte man die Worte aus dem fünften Buch Mose verstehen:

„Die Rache ist Mein und auch die Belohnung.» Der Apostel Paulus gebraucht genau denselben Ausdruck in seinem Römerbrief. Wieder sehen wir, daß Christus nicht kam, um das Gesetz zu zerstören, sondern um es zu erfüllen.

Außerdem kennen wir die Gesetze von Moses nicht genau und nicht vollständig. Wir sollten nicht vergessen, daß die ganze Bibel umgearbeitet worden ist, ganz abgesehen von vielen Ungenauigkeiten und Weglassungen in den zahlreichen Übersetzungen. Vielleicht ist es nicht nötig, das Alte Testament zu erwähnen, da selbst im Neuen Testament so viele Widersprüche sind, zum Beispiel der Unterschied zwischen den englischen und den russischen Fassungen.

8. Die Kabbala ist, wie jedes andere religiöse und philosophische System, ein Echo der Heiligen Lehren des Ostens - der Vedas, der Upanischaden, der Lehren von Ägypten, Chaldäa, Assyrien; von Orpheus, Pythagoras etc. In jedem Fall ist das Substrat der Kabbala den anderen Systemen sehr ähnlich. Die Grundlagen der Kabbala hatten ihren Ursprung im fernen Altertum. In der Geheimlehre von H.P. Blavatsky wird daraufhingewiesen, daß die Juden ihre Vorstellungen von der Weltentstehung aus Indien, Chaldäa und Ägypten entnahmen. Darum muß Moses, da er ein Jünger der ägyptischen Priester war, die Karmalehre gekannt haben. In der Geheimlehre war auch angedeutet, daß das jüdische Volk ursprünglich aus Indien kam. Einer der Unterstämme der Tamilen kam aus Indien und vermischte sich durch Heirat mit den semitischen Stämmen, denen sie während ihrer Wanderungen begegneten.

Weiter wird in der Geheimlehre gesagt: „Weil die Juden die Lehre Christi nicht annahmen, schlossen sie sich selbst von weiterer geistiger Evolution aus.» So liegt der Fall, und er muß mit anderen ähnlichen Fällen verglichen werden. Natürlich belasteten die Juden ihr Karma ernstlich, weil sie die Reinigung der alten Lehre nicht annahmen, die Christus brachte, weil sie erlaubten, daß Er getötet wurde, und durch die Verfolgung Seiner Jünger. In ähnlicher Weise rief das indische Volk auch sein trauriges Schicksal hervor, weil es die Lehren Buddhas nicht annahm, und durch die Verfolgung Seiner Jünger. Buddha brachte Indien Befreiung durch seine Zurückweisung des Kastensystems, aber weil Indien den Buddhismus ablehnte, erwählte es Sklaverei. Die theoretische Annahme der Lehren Buddhas und Christi ist eine Sache, aber es ist etwas gänzlich anderes, sie in die Tat umzusetzen und durch das Herz zu erkennen. Der wahre Anhänger von Christus und Buddha erkennt die eine einzige Grundlage und die universale Lehre, die hinter Ihnen steht und Sie nährte. Nur ein solcher Anhänger betritt den Evolutionspfad.

Die Lehre Christi ist auch über alle Maßen entstellt. Und nun ist es an der Zeit, daß die christliche Welt ihr Karma erwählt.

9. In ihrem Wunsch, ihre Kastenvorrechte zu bewahren, fahren die Brahmanen fort, den unwissenden Gemeinschaften weiterhin den schrecklichsten Aberglauben einzuprägen. In diesem Gemisch von Aberglauben und Riten, die ihre ursprüngliche Bedeutung verloren haben, ist es recht schwer, die Funken von dem zu erfassen, was einst großes Wissen war. Aber die Brahmanen leugnen das Gesetz der Wiedergeburt nicht ab und fürchten sich nicht davor, da sie davon überzeugt sind, daß sie sich, weil jeder Brahmanen ein „zweimal Geborener» ist, nie in einer niedrigeren Kaste wiederverkörpern werden. Im Altertum bedeutete der Ausdruck „zweimal geboren» geistige Geburt oder Einweihung, aber später wurde es ein Titel, der eine allgemein zugehörige Qualität jedes Brahmanen bezeichnete.

Die Mehrzahl der Brahmanen sind gesetzlich festgelegte Parasiten auf dem kranken Organismus Indiens. Die Degeneration dieses Landes ist die direkte Folge des schrecklichsten, grausamsten Kastensystems. Aber heute protestieren die gebildeteren Klassen Indiens schon gegen die Begrenzungen der Kaste. In einigen Teilen Indiens dürfen die niedrigen Kasten schon die Tempel besuchen. Die Frauen Indiens erwachen ebenfalls, und dies kann ein Hauptfaktor in der Erneuerung des ganzen Landes werden.

10. Nun hinsichtlich der „Schutzengel». Es ist wahr, daß jedes Menschenwesen seinen eigenen Schutzengel hat. Und wir dürfen sie nicht nur als konkrete Wesen aus höheren Sphären verstehen, sondern häufiger als unseren eigenen Geist, unsere höhere Triade oder unser wahres individuelles Ego, das leider sehr selten imstande ist, die Persönlichkeit zu veranlassen, auf seine Stimme zu hören. Zuweilen ist diese Stimme als unser Gewissen bekannt.

Es ist auch durchaus wahr, daß viele Menschen Freunde und Verwandte haben, die vor ihnen hinübergegangen sind und manchmal in ihr Leben eingreifen und versuchen, sie zu lenken und ihnen zu helfen.

Die wirklichen Schutzengel sind die Großen Geister, die Hierarchie des Lichtes, die Große Heilige Bruderschaft, die die menschlichen Bedürfnisse und Evolution stets überwacht. Einige dieser Schutzengel (aber natürlich in den seltensten Fällen) werden die Führer von außergewöhnlichen Individuen. Ihr Strahl sucht beständig nach neu erwachten Bewußtseinen und feurigen Herzen, um sie zu unterstützen und zu lenken. Aber in unserem Zeitalter sind die Schutzengel der breiten Mehrheit unglücklicherweise dunkle, besitzergreifende Wesen aus den unteren Sphären, deren Stimme viel leichter aufgenommen werden kann, da sie niemals mit unseren irdischen Wünschen im Widerspruch steht. Aber wehe denen, die eine solche Annäherung erlauben!

Hier ist ein Paragraph aus der Lehre:

„So viele Entstellungen, so viele Ungenauigkeiten sind in die Lehren eingelassen worden. Wahrlich, jede Reinigung ist ein großer Dienst. Jedes Streben, die Wahrheit zu erneuern, so wie sie der Menschheit gegeben worden ist, ist feuriger Dienst. Die schwarzen Fäden, die Ihr gesehen habt, stellen nicht nur die Dunkelheit der irdischen Atmosphäre dar, sondern auch das Netzwerk, das den menschlichen Verstand und das menschliche Herz bedeckt. Es ist schwer, sich vorzustellen, wie viele Köpfe durch verschiedene böse Auslegungen umwölkt worden sind. «Jeder Mensch ist voller Spannung auf der Suche nach neuen Auslegungen, aber et entfernt sich immer weiter von der Wahrheit. Zerstückelung wird so eifrig in den Religionen, in der Wissenschaft und in allenschöpferischen Tätigkeit bestätigt. Jede Welt hat ihre Wechselbeziehung zu einer anderen Welt. Jede Wahrheit geht aus einer anderen Wahrheit hervor. Wahrheit wird nur dem offenen Herzen offenbart. Das angespannte Bewußtsein, das den kosmischen Pulsschlag fühlt, gibt also seinen eigenen Pulsschlag mit leuchtenden Gedanken weiter. Wahrlich, groß ist der Feurige Pulsschlag, der dem feurigen Herzen offenbart wird.» (Feurige Welt III, 125)


2. Juni 1934

Du sagst, daß Du müde bist, daß Du gegen Depression kämpfst und nicht sicher bist, ob Du sie überwinden kannst. Aber natürlich wirst Du es tun! Denke daran, daß diese Stimmungen nicht immer aus unserem Innern kommen, sondern sehr oft die Folge der beispiellosen Spannung der umgebenden Atmosphäre sind. Sobald der Strom wechselt, sollten sich auch die Stimmungen ändern. Ganz richtig schreibst Du, daß „ein überwältigter Kämpfer hoffen kann, unerwartete und wunderbare Hilfe zu erhalten». Du solltest es jedoch dieser ganz wunderbaren Macht erlauben zu beurteilen, wann die Hilfe kommen sollte. So oft haben wir selbst uns in den schwierigsten Umständen befunden und glaubten, wir könnten es nicht länger ertragen. Aber dann lernten wir, daß sogar noch viel mehr erduldet werden konnte, und erst nachdem wir unsere eigenen Fähigkeiten gänzlich erschöpft hatten, empfingen wir Hilfe, und immer auf die unerwartetste Weise.

Aus den Lehren des Lebens weißt Du schon, daß wir nur durch Hindernisse wachsen und nur so unsere Fähigkeiten verschärfen können. Und offen gesagt, wie können wir unseren Geist sonst stählen? Bitte, bilde Dir nicht ein, daß die Jünger und Diener des Lichtes auf einem Pfad wandeln, der mit Rosen bestreut ist. Nein, ihr Weg ist voller Domen, und je mehr wir uns dem Licht nähern, desto schwerer und verantwortungsvoller sind die Befehle, die wir erhalten. Der Pfad der Lehre, der Pfad des Dienstes, ist in erster Linie der Pfad der Selbstverleugnung und des Opfers. Aber freudig ist dieser Pfad, wenn das Herz voller Liebe zur Hierarchie des Lichtes ist - die Dornen werden wie wohlriechende Freesien! Ein Beispiel solchen Dienstes wird von N.K. gegeben. Wenn Du nur seine Last kennen würdest, dann wärest Du entsetzt, da seine Last wirklich gewaltig ist! Aber er ist so voller Liebe, Hingabe und Streben, daß er alles mit großer Freude annimmt und bereit ist, sich voll und ganz dem Allgemeinwohl zu geben.

Und ist es nicht eine Freude zu erkennen, daß wir unsere Pflicht gegenüber der Menschheit erfüllen? Was für eine schöne und mächtige Vorstellung ist in der Pflichterfüllung! Alle Helden erfüllen ihre Pflicht. Und Du solltest, da Du ein Kämpfer bist, diese Idee der Pflicht besonders zu würdigen wissen. Darum bin ich davon überzeugt, daß Du Depressionen, alles Geflüster der Dunkelheit, alle Furcht und Zweifel überwinden wirst. Du schreibst, daß Du Deine Waffe hast; wenn Dein Bewußtsein es daher wirklich für eine Waffe hält und nicht nur für ein Symbol, dann wirst Du den Sieg davontragen. Die Lehre ist, wenn sie richtig verstanden und angewandt wird, unsere beste Waffe.

Natürlich sind die materiellen Bedrängnisse schwer, aber sie sind nichts im Vergleich mit geistigen Wunden. Den materiellen Nöten kann, wenn der Geist stark ist, zuweilen sofort abgeholfen werden, aber die geistigen Wunden erfordern viele Jahre der Heilung. Ich hoffe, Du nimmst mir diese „Moralpredigt» nicht übel, aber ich sehne mich danach, Dir einzuschärfen, daß auch Dir nicht die Möglichkeiten fehlen, Deine materiellen Angelegenheiten zu bessern. Weißst Du, was die nahe Zukunft bringen mag? Und ich bitte Dich ernstlich, während dieser kommenden Jahre mutig zu sein. Wahrhaftig, es sind nur noch ein paar Jahre, bis die großen Veränderungen stattfinden sollten. Vieles wird sich ändern und wir müssen unsere Kräfte erhalten. Die ganze Welt jammert und klagt und macht die unglaublichste materielle Krise durch, die die Folge von gänzlicher geistiger Verderbnis ist. Und nur diejenigen, deren Geist stark ist, können hoffen, dies zu überwinden. Das prophezeite Armageddon ist keine Erfindung, sondern eine furchtbare Wirklichkeit. Darum sei stark! Gott ist auf der Seite der Tapferen.

Ich freute mich sehr, daß Du die Werke von Vivekananda und Ramakrishna zu würdigen weißt. Ihre Bücher waren und sind auch heute noch unsere größten Freunde. Leider haben diese beiden Geister uns bereits verlassen. Vivekananda starb 1901 und Ramakrishna schon vorher. Kannst Du englisch lesen? Und welche Bücher von Vivekananda und Ramakrishna hast Du? Es tut mir leid, daß meine Bibliothek nur aus ausländischen Büchern besteht, hauptsächlich englischen. Ich habe fast gar keine russischen Bücher. Aber wenn Du englisch lesen kannst, werde ich Dir gern die Bücher von Vivekananda senden, die ich habe, obgleich ich keine Bücher von ihm besitze außer seinen Vorträgen. Er starb ziemlich jung, er war erst vierzig Jahre alt, aber er erfüllte eine ungeheure Aufgabe. Er setzte die wirkliche Verbindung des Ostens mit dem Westen ins Werk. Dies war das erste Mal, daß Indiens majestätischen Begriffe, seine Weltanschauung und die hohen Prinzipien der Lebendigen Ethik dem Westen klar und liebevoll bekannt gemacht wurden. Und vielleicht beeindruckte er das Bewußtsein unserer Landsleute mehr als unsere eigene große Helena P. Blavatsky. Du weißt, daß das Sprichwort „ein Prophet gilt nichts in seinem eigenen Lande» auf unser Volk besonders zutrifft. Aber die Zeit wird kommen, wo die Russen die ganze Herrlichkeit erkennen werden, die von H.P. Blavatsky der Welt gebracht wurde, und der großen Frau, die für diese Ideen litt, den ihr gebührenden Respekt erweisen werden.

Hast Du jene Perle der Hinduliteratur, die Bhagavad-Gita gelesen? Sie wurde von dem Dichter Baltrushaitis ins Russische übersetzt. Einer meiner russischen Freunde in Amerika borgte sie, und wie es so oft geschieht, vergaß, sie zurückzugeben.

Du hast recht, soweit es sich um schlechte Resultate handelt, gibt es kein schlimmeres Verbrechen als Unwissenheit! Pseudopatriotismus und Pseudoreligion verfallen, und um diese sterbenden Vogelscheuchen zu ersetzen, kommt ein zukünftiges Zeitalter eines neuen, freudigen, aufbauenden Lebens, das auf der großen Zusammenarbeit der Völker begründet ist. Es wird eine neue Wiederbelebung und Reinigung der Testamente aller großen Lehrer stattfinden. Es wird Rußlands Schicksal sein, eine wirkliche Mutter zu werden, und nicht nur die Stiefmutter der Menschen, die es bevölkern. Wahrer Patriotismus und Chauvinismus sind Gegensätze. Der eine Begriff beruht auf Duldsamkeit und nimmt daher zu, während der andere auf Haß begründet ist und infolgedessen erstirbt.

Die Gesetze sind überall gleich.

Hast Du zufälligerweise gehört, daß sogar das Banner des Friedens, das N.K. emporhob, für unpatriotisch erklärt wurde? Bist Du überrascht? Aber dies ist tatsächlich geschehen, wir erhielten einen beschuldigenden Brief diesbezüglich. Jemand entdeckte in dieser großen Idee eine Vernachlässigung der Probleme unseres Landes! N.K. wurde beschuldigt, ein Internationalist zu sein, gleichgültig gegenüber den Leiden seines Vaterlandes. Dieser Brief mußte erwidert werden; Einige Auszüge aus unserem Brief werde ich für Dich zitieren, da es meine Antwort auf alle ähnlichen Pseudopatrioten im allgemeinen ist, mit denen auch Du Dich befassen mußt.

„Nur umfangreiche Aufbauarbeit im weltumspannenden Maßstab, die vom nationalen Genius inspiriert wird, kann die Bedeutung eines Landes und seine Stellung unter anderen Ländern heben. Kann man sich vorstellen, daß die Schreibtischkritiker, die murren, tadeln und spotten, überhaupt helfen können? Können sie mehr tun als diejenigen, deren Energie für die Entwicklung der Kultur angewandt wird? Wird dieser kulturelle Aufschwung nicht eine wahre Hochachtung für ein Land erwecken? Denn jedes feste Bauwerk muß in erster Linie ein mächtiges Zentrum haben. Aber ein Zentrum, das einen engen Nationalismus reflektiert, kann nicht erfolgreich im Weltaufbau sein. Wo gibt es ein solches Land in der Welt, das sich nur aus einer einzigen Rasse entwickelt hat?

Und wenn einige Menschen glauben, daß enger Nationalismus dem Patriotismus gleichkommt, sind sie in großem Irrtum befangen. Und selbst wenn einige kurzsichtige Menschen ihn auf den ersten Blick für Macht halten, werden sie entdecken, daß eine solche Bewegung bei weiterer Entwicklung in Selbstzerstörung auslaufen wird. Jede freigesetzte Macht ist ein Bumerang, und darum müssen wir sehr sorgfältig sein hinsichtlich der Art und Weise, wie wir diese Mächte in den Weltraum senden. Denn nach dem Gesetz des Rückschlages werden sie uns früher oder später entweder vernichten oder emporheben, je nach dem Gebrauch, den wir von ihnen machen.

Wahrer Patriotismus ist so ganz anders als Chauvinismus. Er ist selbstlose Liebe für unser Vaterland, verbunden mit Respekt für andere Nationen, die auf verschiedene Weise zum Wachstum und zur Entwicklung unserer eigenen Nation beigetragen haben. Die wahre Macht und Schönheit eines Landes lebt in seiner Vielgestaltigkeit, in einer Weite, die die grundlegende Einheit des Vaterlandes nicht ausschließt. Und wer diese Einheit in Vielgestaltigkeit zu offenbaren versteht, ist wirklich ein großer Führer. Der enge Nationalismus Deutschlands hat dieses Land degradiert, und wenn er wieder zum Leben erwacht, kann er es zerstören. Patriotismus ist ein hohes, äußerst edles und heiliges Gefühl, aber enger Nationalismus oder Chauvinismus ist selbstzerstörerisch. Es genügt nicht, die Zeitungen zu lesen und den politischen Führern zuzuhören, um die Entwicklung der Ereignisse zu verstehen. Vielleicht ist es sogar besser, dieser Auskunft nicht viel Aufmerksamkeit zu schenken, da sie oft noch größere Verwirrung hervorruft. Heutzutage gleicht die menschliche Mentalität und das ganze Leben einem Schiff, das ohne Segel und Steuer inmitten chaotischer stürmischer Elemente dem Schicksal preisgegeben ist. Um das hervorgerufene Chaos zu verstehen, um die Richtung zu erkennen, die zur Errettung und zur großen Zukunft führt, und besonders um die richtigen Daten zu erkennen, sollte man eine große geistige Vision besitzen und die Hohe Führung oder sogenannte Hieroinspirafion kennen...

Und nun hinsichtlich eines gewissen Priesters. Es ist eine Lüge, dreimal eine Lüge, daß er N.K. persönlich gekannt hat. Er ist N.K. niemals begegnet, aber er stand in einem kurzen, ziemlich bedeutungsvollen Briefwechsel mit ihm. Es mag nötig sein, einige Auszüge aus diesem Briefwechsel zu zitieren, um ein Bild von der Persönlichkeit des Priesters zu geben. Aus Paris erhielten wir seine Bronschüre.

Nachdem ich sie gelesen hatte, bat ich N.K., ihm einen freundlichen Brief über dieses kleine Buch zu schreiben und ihm zu sagen, daß wir gern einige seiner anderen Werke lesen möchten. Außer seinem äußerst herzlichen Brief sandte er ihm sein Buch „Das Reich des Lichtes» und ein paar Abdrucke seiner Bilder. Die Antwort war niederschmetternd und überwältigend. Sie war ein förmlicher Widerhall eines engstirnigen Sektierers, geistig arm und aufs äußerste grausam. Ohne N.K. persönlich zu kennen und ohne die geringste Vorstellung von seiner selbstlosen Arbeit im Namen des Guten, der Schönheit zu haben - im Namen der Geistigkeit, ohne Rücksicht darauf, wie sie ausgedrückt wird - erlaubte sich dieser ehrwürdige Priester am Ende seines Briefes den folgenden Vorwurf: „Ihr Pfad, N.K., ist kein evangelischer. Die Menschen vergöttern Sie (und in Amerika wird dies leicht zur Quelle von finanziellem Einkommen), aber Sie hindern derartige Menschen nicht... (die letzten Worte sind im Original unterstrichen). Ihr Buch entrückt einen Menschen nicht der Welt der relativen geistigen Werte und Begriffe, und was den Kult Ihres Namens anbetrifft, den Sie ermutigen, so ist er für uns mehr als beunruhigend...» (wieder unterstrichen).

Wer sind diese „uns»? Jene unwissenden Pharisäer, die mit dem Namen Christi Handel treiben? Dieser Priester (ein Mönch-Priester der russisch-orthodoxen Kirche) erkannte nicht, daß N.K. gerade durch seine Natur ein Erbauer des Lebens ist, ein Führer der Kultur, und daß die traditionellen Maßstäbe eines Mönches nicht am Platze sind!

In Erwiderung auf diesen grausamen, abstoßenden Brief schrieb N.K. eine wunderbare Antwort, voller echter Duldsamkeit und Freundlichkeit. In diesem Brief sprach N.K. auch über seine kulturellen Tätigkeiten. Nirgends, mit keinem einzigen Wort beleidigte er den Mann; Dieser Brief wurde, wie von einem so „freundlichen und rechtschaffenen» Priester zu erwarten war, beantwortet, aber mit der ganzen Verleumdung, die er von allen neidischen Verleumdern sammeln konnte. Er zögerte nicht, alles herunterzureißen, was uns heilig ist, und alles, was seiner Ansicht nach eine Offenbarung des Teufels und der Spott eines Antichristen ist! Da er erkannte, daß wir die östliche Lehre verehren, zitierte er einige Auszüge aus den Werken gewisser Orientalisten, um zu beweisen, daß diese Lehren ketzerisch sind. Diese Werke werden heute nicht nur von den Sanskrit-Gelehrten für veraltet gehalten, sondern auch von allen hochgebildeten Orientalisten ignoriert, die sie für unwissend halten, und soweit es ihre sehr entstellten Übersetzungen aus dem Sanskrit betrifft, für äußerst unzuverlässig betrachtet. Und hier offenbarte unser Korrespondent seine Schwäche. Erst in den letzten zehn Jahren hat der Westen begonnen, etwas Größeres im Sanskrit zu entdecken (dieser äußerst schwierigen Sprache), und nun werden einige himmelschreiende, haarsträubende Verstümmelungen in den ersten Übersetzungen offenbar. So zitiert er zum Beispiel aus Bunges Die Geschichte des Heidentums:

„Die wahre Substanz der Welt ist nicht Göttlichkeit, nicht die Urkraft, sondern die absolute Leere, gänzliche Nichtigkeit. Alles kam aus Nichts, durch Nichts und wird wieder zu Nichts zurückkehren, denn ganz von Anfang an war Nichts.

Alles ist Nichtigkeit der Nichtigkeiten im Himmel und auf Erden, denn Himmel und Erde sind gleich nichtig. Über den Wolken des sich zersetzenden Universums herrscht das ewige Nichtexistierende ...» Und weiter kommen ähnliche Absurditäten, die aus Religiöses Bewußtsem des Heidentums», einem Aufsatz von Professor Vedensky, genommen worden sind. Ich werde nur das Ende anführen: „Wenn es für den Buddhisten überhaupt irgendein Ziel im Leben gibt, ist es nur ein negatives - Flucht vor diesem illusorischen und sinnlosen Leben voller Bitterkeit und Leiden in ein Nirvana des Nichtexistierenden...»

Auf diese offensichtlichen Entstellungen und ähnliche unwissenden Ausführungen antwortete N.K. folgendermaßen:

„Hinsichtlich Ihrer Ausführungen darf ich sagen, daß der Verfasser eines dieser Bücher offenbar keine fremde Sprachen kannte und vermutlich nur sehr begrenzte und entstellte Übersetzungen zu Rate zog (wie Bunge und Keppen).» Auch kannte er das „Summa Summarum» der östlichen Kontemplation der Welt nicht, das erstens erklärt: „Aus Nichts kommt nichts» und zweitens: „Es gibt keine Leere» Öffnen diese beiden Erklärungen nicht den Weg zu Gott? Wir sollten nicht vergessen, daß der Größte Begriff im Osten aufgrund tiefer Ehrerbietung nicht ausgesprochen wird. Man kann diese unglücklichen, entstellten Begriffe wählen und ihnen folgen oder aus vielen Quellen außerordentlich schöne Seiten finden, voll von dem alldurchdringenden Geist, allbarmherzig zu all seinen Kreaturen. „Was Nirvana anbetrifft, so bedeutet es nach der ursprünglichen östlichen Vorstellung das Transzendentale oder den höchsten Zustand der Existenz, der vom gewöhnlichen menschlichen Verstand nicht erfaßt werden kann, mit anderen Worten, es ist ein vollständiger Gegensatz zur Nicht-Existenz. Derart ist die Unwissenheit unserer westlichen Übersetzer und Kommentatoren, von denen wir abhängig sind!...»

Dieser Brief von N.K. wurde nur mit einem kurzen Brief erwidert. Wahrscheinlich fühlte der Priester, daß er seinem Gegner nicht gewachsen war. Er drückte den Wunsch aus, N.K. zu begegnen, und dann schämte er sich nicht hinzuzufügen: „Glauben Sie mir, ich möchte gern fühlen, daß sie höher und besser wären als ich.» Ein wirkliches Gebet eines Pharisäers: „Ich danke Dir, Gott, daß ich nicht bin wie andere Leute ... oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich habe» (Lukas, 18, 11-12). Folgt nicht aus den Worten dieses „geistlichen Vaters», daß er selbst an dem leidet, dessen er N.K. in seinem ersten Brief beschuldigte? Heißt es nicht, daß derjenige, der einen Balken in seinem eigenen Auge hat, einen Splitter im Auge seines Bruders sieht?

Auch diesen letzten kurzen Brief ließ N.K. nicht unbeantwortet. Er sandte einen warmen, weisen Brief. Ich werde nur das Ende davon anführen (am Anfang dankte N.K. ihm nur für seine Bücher):

„Vielleicht begegnen wir einander eines Tages und unterhalten uns freundlich und offen. Nochmals betone ich, daß ich mich freue, gewisse Dinge in Ihren Büchern zu finden. Nach besten Kräften versuche ich, die urgenetischen Quellen der Großen Testamente zu behandeln, um alle möglichen späteren Ansammlungen zu vermeiden, die zuweilen an Entweihung und Verspottung der heiligen Dinge grenzen.» In all Deinen Werken erforsche ihre Grundlagen und vertiefe das Gute». Dies waren die Worte des Vater Johannes von Kronstadt, die er mir gab. Sicher kennen Sie die ganzen dunklen Verleumdungen, die über Vater Johannes verbreitet und von leichtsinnigen Menschen wiederholt wurden. Aber ist nicht Verleumdung gerade ein Zeichen wahrer Größe des Geistes? Und so, in der Hoffnung, Sie persönlich kennenzulernen, sende ich unterdessen meine besten Wünsche...»

Dies war das Ende einer bezeichnenden Korrespondenz. Aber es bleibt ein sehr merkwürdiges Beispiel der Unwissenheit, der Scheinheiligkeit und der Grausamkeit unserer geistigen Führer. Dieser Priester sprach die Wahrheit, als er zugab, daß die Geistlichen für den Verfall der Kirche verantwortlich sind. Da Du die Bücher von Vivekananda und Ramakrishna bewunderst, wird es Dich interessieren zu wissen, was dieser „erleuchtete» Priester sagte: „Im Augenblick sehe ich eines der reinsten, geistigsten und edelsten okkulten Bücher durch (warum okkult?), das Evangelium von Ramakrishna mit einem Vorwort von Swami Abhedananda. Man liest das Vorwort und ist erstaunt über die Abwesenheit wahrer geistiger Werte. Zum Beispiel: «Bevor Ramakrishna anfing, sich mit Menschen zu befassen und sie überhaupt zu lehren, widmete er, wie ein wissenschaftlicher Forscher, zwölf Jahre dem Studium der Dogmen und Zeremonien aller Religionen, verrichtete ihre Gottesdienste und Riten voller Glauben und tiefer Ehrerbietung, um aus Erfahrung zu erkennen, wohin alle Religionen führen ... Und schließlich erkannte er durch das Befolgen all ihrer Methoden die einzige Gegenwart der Gottheit in ihnen allen». Dies allein sollte Ihnen genügen zu verstehen, wie bestürzt ich war, daß eine derartige Absurdität mit der Offenbarung Christi verglichen werden könnte...»

Offen gesagt, der letzte Satz des Priesters sollte in die Kategorie „Absurdität» eingefügt werden. Und es wäre besser gewesen, wenn er, bevor er andere Religionen und Lehren kritisierte und in den Bann tat, dem ehrlichen Beispiel von Ramakrishna und Vivekananda gefolgt wäre und versucht hätte, die wahre Grundlage jeder Lehre und Religion dadurch zu ergründen, daß er ihre Gottesdienste besuchte, ehe er seine Meinung äußerte. Aber ohne ein Prophet zu sein, kann man vorhersagen, daß der „erleuchtete» Priester nicht den Geist der Güte und Toleranz besitzt, den Vivekananda besaß und den er so schön im folgenden ausdrückte: „Wenn ich in den Tagen von Jesus von Nazareth in Palästina gelebt hätte, würde ich Seine Füße gewaschen haben, nicht mit Tränen, sondern mit meinem Herzblut!» Vivekananda fühlte die wahre Schönheit des Bildes Christi, das noch nicht von den Geistlichen entstellt war. Aber während er Christus von Herzen Huldigung erwies, vergaß er die großen Bilder seiner eigenen Religion nicht. Welcher von diesen beiden ist größer? Der Geist dieses Priesters ist so weit entfernt von der allumfassenden Äußerung der Bhagavad-Gita: „Auf welchem Pfad Ihr auch zu Mir kommt, durch den Pfad will Ich Euch segnen, denn alle Pfade sind die Meinigen.»

In dieser schönen Erklärung wird deutlich darauf hingewiesen, daß die Form der Religion belanglos ist, daß vielmehr die Idee das Wesentliche ist. Wahrhaftig, unsere geistigen Führer sind weit von solcher Weisheit, Großmut, Duldsamkeit und allumfassender Weite entfernt! Jeder weiß, daß „wie es im Makrokosmos ist, ebenso auch im Mikrokosmos ist». Sollte unser Herz darum nicht dem Kosmischen Herzen in seiner allumfassenden Weite gleichen? Könnte man sich eine so schreckliche Ungerechtigkeit vorstellen, daß der Weiseste, Barmherzigste Gott Seinen Sohn nur zu einer speziellen Nation senden würde? Dann bleiben die Milliarden von Menschen, die „Kinder unseres himmlischen Vaters» (wenn wir an die Worte Christi glauben), sowohl hinterher als auch vorher Ausgestoßene, trotz der Tatsache, daß viele von ihnen eine viel höhere Moral besaßen und besitzen als jene, deren Vorrecht es war, unter dem Schutz der christlichen Kirche geboren zu werden.

Du solltest nicht befürchten, daß die Worte dieses Priesters Schaden anrichten könnten. Im Gegenteil, es ist immer gut, wenn jemand seine eigene Natur offenbart. Wir brauchen uns nicht vor Beschuldigungen der Ketzerei zu fürchten. Das Bild des wahren Christus - dem Lehrer - wohnt in unserem Herzen und Sinn, und wir schließen uns voll und ganz Vivekananda in seinen Worten über Christus an. Wir sehen jedoch den Menschen-Gott in Christus und keinen engen Sektierer, der jeden zum Rang des „Antichristen» verurteilt, der die kirchlichen Begrenzungen und Entstellungen Seiner Lehre nicht annimmt. Wir haben viele Anhänger, sogar unter den offiziellen Vertretern der verschiedenen Kirchen. Es ist unmöglich, jeden Fortschritt aufzuhalten, und es ist ebenso unmöglich, die Mentalität der Priesterschaft des Altertums, den Schöpfern der christlichen Dogmen, zu teilen, die bei ihren Synoden zum Beispiel ganz ernsthaft erörterten, wie viele Geister auf eine Nadelspitze gestellt werden könnten oder ob die Frau eine Seele besäße oder nicht und ähnliche Perlen von tiefer geistiger Offenbarung. Obendrein rauften diese heiligen Männer des Altertums bei ihren Konzilen einander den Bart und gaben sich schallende Ohrfeigen! Wir sollten nicht vergessen, daß das Gesetz der Wiedergeburt von diesen weisen Männern erst im sechsten Jahrhundert beim Konzil von Konstantinopel verworfen wurde. Nein, es ist an der Zeit, alle Lehren durchzusehen, die später entstellten Ansammlungen zu beseitigen und zu den reinen, ursprünglichen Quellen zurückzukehren.

Es wäre ratsam, daß die Kirchenväter sich an das Bündnis Christi und seines Lieblingsjüngers erinnerten: „Liebet einander!» Dann würde alles richtiggestellt werden. Es ist auch dringend notwendig, die Werke des großen Origenes, die wahre Leuchte des Christentums, durchzusehen und zu studieren. Seine Werke werden jetzt von einigen der westlichen Geistlichen in Amerika studiert. Diese Väter verstehen, daß das Bewußtsein ihrer geistigen Herde neue Nahrung braucht und daß es nicht mehr mit den naiven -Ideen befriedigt werden kann, die vielleicht früher einmal nötig waren, um halbwilde Stämme, kürzlich bekehrte Christen, zu zähmen. Um ihren Einfluß nicht gänzlich zu verlieren, beeilen sich einige Mitglieder der Geistlichkeit des Westens, ihr Wissen zu verbessern und zu vertiefen. Wenn unsere „geistigen Väter» ihrem Beispiel folgen würden, könnten wir viele gute Resultate erwarten!

Überlege einmal, wie viele klare Hinweise über Wiedergeburt, über das Karmagesetz im Neuen Testament und gerade in den eigenen Worten Christi gegeben werden. Aber unsere „geistigen Väter» vermeiden diese Fragen grundsätzlich! Möge Gott ihr Richter sein!

Heute erleben wir eine furchtbare geistige Krise, einen schrecklichen, alles verderbenden Atheismus, der sowohl von engem, leblosem Sektierertum und erstickendem Dogmatismus kommt als auch vom Niedergang der Moral unter den Vertretern der Kirchen. Wir haben nie gegen irgendeine Religion oder Kirche gesprochen und werden es auch nie tun, da es besser ist, irgendeine Religion oder Kirche zu haben als gar keine. Aber wir werden stets gegen einen Mangel an Toleranz, Moral und Wissen protestieren. Priester sind nötig, aber sie sollten wahre geistige Führer und fortschrittlich sein und nicht weiterhin in den Ketten der dunklen Unwissenheit des Mittelalters existieren. Der Geist der Inquisition ist noch sehr stark. Glaubst Du, daß Christus, wenn Er jetzt wieder auf die Erde käme, Kreuzigung vermeiden könnte? Würde Er im besten Falle davonkommen, ohne gelyncht zu werden oder ohne lebenslängliche Zuchthausstrafe mit dem Titel eines Antichristen?

Drohende Ereignisse nahen, und es ist besonders tragisch, die zunehmende Uneinigkeit in allen Lebenssphären zu beobachten. So viel Unangemessenheit, niedrige Verleumdung, Neid und Haß unter denen, die die Arbeit des Vereinigens leisten sollten! Es ist an der Zeit zu verstehen, daß die Frage der Errettung der ganzen Menschheit und des Planeten selbst uns jetzt bevorsteht. Und Rettung liegt in den Händen der Menschen selbst. Aber sie entfachen die Feuer des Hasses und der persönlichen Mißhelligkeiten und vermehren dadurch nur die Gefahr einer schrecklichen Zeit. Niemand wünscht zu glauben, daß das vorhergesagte Armageddon etwas anderes ist als eine Erfindung, aber wahrhaftig, es ist eine furchtbare Wirklichkeit und eine große Gefahr.

Trotzdem sollten wir den Mut nicht verlieren, denn jene, die den Ruf gehört haben und die bis zum Ende im Leiden ausharren, werden gerettet werden. Erinnere Dich an die Kürze der Zeit und laß Dich durch dieses Wissen stärken. In all Deinen Taten, in allen Kontakten denke an das Prinzip, das Du gelehrt worden bist: „Duldsamkeit, Großmut und Streben in die Zukunft!»


7. Juni 1934

Die Zeit, die die Menschheit jetzt erlebt, ist eine Übergangsperiode von der Evolution des Intellektes zur Evolution der Geistigkeit. Diese Zeit wird durch die Erlangung des Übergewichts des Geistes über den Intellekt gekennzeichnet seih. Dieser Übergang wird während des Rassenwechsels vollendet werden. Die sechste Rasse nimmt also jetzt ihre rechtmäßige Stellung ein. Wie Du weißt, wird jeder Rassenwechsel von kosmischen Umwälzungen begleitet. Eine solche Reinigung ist für die Entwicklung der Neuen Rasse notwendig. Diese kosmischen Umwälzungen werden als Folge der Verlagerung der Erdachse stattfinden. Die Wissenschaftler von heute weisen äußerst nachdrücklich auf diese Verlagerung hin, die seit einiger Zeit stattgefunden hat und Katastrophen zur Folge haben kann.

Genau, die sechste Rasse muß das Neue Zeitalter beginnen, und diese Vorbereitungszeit ist sehr anstrengend. Aber es wäre falsch zu glauben, daß die sechste Rasse in einem speziellen Lande oder einer besonderen Nationalität zur Welt gebracht wird. Sie ist weit verbreitet. Gewiß, es ist stets ein Hauptkern der sechsten Rasse vorhanden, und zur Zeit einer Katastrophe werden ihre Mitglieder zu besonderen Orten in Sicherheit gebracht.

Die große feurige Reinigung naht. Aus diesem Grunde ist es so wichtig, die Gedanken und das Herz zu reinigen und zu versuchen, die Feuer des Weltraumes zu assimilieren.

Zur Zeit des Rassenwechsels kommt immer eine Große Offenbarung, und wie gewöhnlich können nur diejenigen sie vollständig aufnehmen, deren Bewußtsem zum nächsten Entwicklungsgrad gehört, nämlich zur kommenden Rasse. Die übrigen ziehen Nutzen daraus, soweit sie dazu fähig sind. Es ist jedoch falsch zu glauben, daß die übrigen Rassen vertilgt werden. Die Besten werden gerettet, und einige mögen sogar blühen und gedeihen. Nur der Abfall, jene, die die Evolution nicht fortsetzen können, werden aussterben oder völlig degenerieren. Wir können Beispiele einer solchen Degeneration unter vielen primitiven Völkern sehen. So sind die Ureinwohner von Australien degenerierte Nachkommen der Unterrassen, die seinerzeit zu der großen dritten Rasse gehörten. Diese Rasse war uns in ihren Errungenschaften überlegen, denn die Großen Söhne der Vernunft verkörperten sich in ihr.

Und nun, warum glaubst Du, daß unser Planet nicht zerstört werden könnte? Leider bedroht uns gerade diese Gefahr. Wahrhaftig, die Großen Kräfte des Lichtes versuchen über alle Maßen, unseren Planeten zu retten. Bitte lies die beiden Geheimschriften „Gold» und „Dunkelheit» aus dem Buch „Auf östlichen Kreuzwegen» von Josephine St. Hilaire sorgfältig. Diese Legenden wurden aus einer Hohen Quelle empfangen.

„Wahrlich, der menschliche Geist wird als Zünder und Triebkraft für Vulkane in Erscheinung treten.»

„Wahrlich, gerade diese Dunkelheit fängt an, ihre früheren Verwahrungsorte zu verlassen. Auf dem Wege zerfrißt sie alle Elemente, und das Gas treibt die Elemente der Zerstörung in diese Risse.»

Und diese Dunkelheit wurde mir gezeigt. Die furchtbare Seelenqual, die ich erlebte, war so intensiv, daß ich fast krank wurde, und während der nächsten paar Tage konnte ich mein Gleichgewicht nicht widdergewinnen.

Du wirst Dich erinnern, wie die Lehre sagt, daß das ganze Schicksal des Planeten in den Händen der Menschen liegt und auch, daß der Mensch die Erdbeben verursacht, Verstehe diese Feststellungen buchstäblich. Denn gerade die niedrigen Gedanken und Begierden der Menschheit (nicht nur auf der Erde, sondern auch in den unteren Schichten der Subtilen Welt) rufen diese schreckliche erstickende Atmosphäre um die Erde herum hervor, die die Verschmelzung des Feuers des Weltraumes mit dem unterirdischen Feuer fördert. Nur reine, feurige Seelen können diese Atmosphäre entladen und als eine Art Blitzableiter wirken. Aus diesem Grunde ist die Epoche des Feuers so gefährlich: Sie bringt sowohl Reinigung als auch schreckliche Katastrophen, nämlich die Zerstörung ganzer verderbter Gemeinden und eine Zunahme von Epidemien - und dies wird alles vom unterirdischen Feuer verursacht. Nur jene, deren Aura gereinigt genug ist und die das Feuer des Weltraumes zu assimilieren vermögen, werden Widerstand leisten können. Aus diesem Grunde ist es so dringend notwendig, die Grundlagen der Lebendigen Ethik im Leben anzuwenden und unsere Energien durch Reinheit von Gedanken und Taten umzuwandeln. Die Wogen des Feuers des Weltraumes werden in den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts besonders stark sein. Aber auch die unmittelbar bevorstehenden Jahre werden viele Explosionen bringen. Die große Prüfung unseres Planeten steht nahe bevor. Bedrohlich ist diese Zukunft! Wir wollen hoffen, daß die Menschheit durch große Katastrophen ihre Lektion lernen und geistige Führerschaft annehmen und auf diese Weise ihr Schicksal ändern wird.

Gewiß, die Herren des Lichtes ergreifen alle Maßnahmen zur Rettung des Planeten vor diesem schrecklichen Schicksal. Und wenn die Menschheit Vernichtung erwählt, wird ihr besserer Teil (und gibt es viele solche?) zu den höheren Planeten hinübergebracht werden. Die Durchschnittsmasse wird zu einem anderen Planeten gehen, der unserem eigenen ähnlich ist, der sich der Erde nähern wird, falls die Explosion stattfindet. (Im Augenblick ist dieser neue Planet noch nicht sichtbar.) Was den Rest der Menschheit betrifft, so wird sie dem Fürsten der Welt folgen und mit ihm zum Saturn verbannt werden. Aber ach, niemand erkennt, welch eine Verzögerung in der Evolution bei der Mehrheit unserer irdischen Menschheit im Falle der Zerstörung unseres Planeten stattfinden wird. Wie viele Zeitalter werden vorübergehen müssen, ehe die neue „Erde» geeignete Körper wird schaffen können!

Darum ist es notwendig, das Bewußtsein der Menschheit zu erwecken und ihr verständlich zu machen, daß sie selbst eine äußerst kritische und gefährliche Situation hervorruft. Der Osten wußte seit langem von dieser gefährlichen Periode. In Heiligen Schriften des Altertums wird auf Zeiten hingewiesen, die sich auf die Annäherung der feurigen Energie beziehen und die den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts entsprechen. Es ist interessant zu bemerken, daß die Berechnungen der Hohenpriester des alten Ägyptens zeigen, daß das Jahr 1936 äußerst bedeutungsvoll ist, und weiter, daß genau auf die Jahre hingewiesen wird, während denen das Schicksal unseres Planeten entschieden werden sollte. Dieses Geschick wird entweder eine schöne Zeit Großen Gleichgewichts sein, oder es wird das Ende und die endgültige totale Explosion bedeuten. Das Schicksal unseres Planeten ist also in den Händen der Menschheit, Darum versuche in Deinen Schriften die Rolle zu betonen, die der Mensch in bezug auf die Verunreinigung oder Reinigung der Atmosphäre spielt. Wahrhaftig, der Mensch ist sowohl der Entzünder als auch der Löscher des unterirdischen Feuers. Erwähne auch die Hierarchie des Lichtes, die uns unermüdlich beobachtet und hilft.

Ja, unzählige Welten werden in der Unbegrenztheit sowohl geboren als auch zerstört, und wer kann alle Gründe für diese Zerstörungen angeben? Ist die Vernachlässigung der kosmischen Gesetze und die Entstellung aller höheren Lebensprinzipien nicht die hauptsächliche Ursache von kosmischen Katastrophen? Die kosmischen Gesetze sind unveränderlich, und alles, was sich nicht im Rhythmus mit der evolutionären Umwandlung bewegt, wird zerstört. Als Abfall geht es zurück, um wieder von neuem hergestellt zu werden. Die Menschen sollten versuchen, die Ereignisse auf dem Planeten zu verstehen. Aus einem der Bücher der Lehre führe ich einige Paragraphen an, die bedeutungsvoll für unsere Zeit sind: „Während der Neuorganisation welträumlicher Bestätigungen, die durch die Ansammlung irdischer Strukturen hervorgerufen worden sind, müssen alle Maßnahmen für die Entfernung von dunklen Anhäufungen getroffen werden. Jeder irdische Neuaufbau erscheint als ein Widerhall der überirdischen Sphären. Unsere Feurige Periode ist mit besonderen Energien erfüllt, die vor den vorherbestimmten Daten ins Leben treten müssen. Denn die Feurige Periode kann feurige Erscheinungen hervorbringen, wenn sich jene Zeit nähert: in der die Menschheit sich gewachsen zeigen kann, ihnen zu begegnen. Auf diese Weise muß man den Feurigen Wiederaufbau verstehen, der das neue Zeitalter eröffnen wird. Aber man muß den Geist im Verständnis welträumlicher Feuer bestätigen. Denn nur feurige Assimilierung kann die erforderliche Energie hervorrufen. Die Offenbarung feuriger Daten nähert sich. Laßt diejenigen, die dazu fähig sind, sehen, denn eine Große Zeit nähert sich!

Vor der großen Neugestaltung der Welt wird eine Offenbarung aller dunklen Kräfte zum Zwecke einer besseren Umwandlung entfaltet. Was in der Welt stattfindet, kann kein Evolutionsschritt genannt werden, aber man kann tatsächlich sagen, daß das, was offenbart wird, das Niedrigste, das Heftigste ist, dasjenige, was am meisten von den Kräften der Dunkelheit durchdrungen ist. Aber groß ist die Arbeit, die alles zusammenträgt, was den großen Wiederaufbau fördert. Ebenso wie die verdichteten Schichten der irdischen Sphären für den Kampf vorbereitet werden, steht eine Offenbarung der Kräfte des Lichtes auf Wache. Das Stadium, das der Planet durchmacht, kann mit einem Schmelzofen Kosmischen Feuers verglichen werden. Alle dichten Energien sind in Spannung entflammt, und das Feurige Recht steht auf Wache. Feurige Schöpferkraft versammelt alle feurigen Energien - auf diese Weise wird die Welt durch die Spannung von zwei Polaritäten wiederaufgebaut. Es ist nötig, diese ungestümen Energien deutlich zu unterscheiden.

Ein feuriges Zeitalter hat begonnen. Ebenso wie gegenwärtig physische Erscheinungen studiert werden, werden die feurigen Erscheinungen der Zentren erforscht werden. Agni Yoga wird als Vorläufer des Großen Zeitalters offenbart -ja, ja, ja!» (Feurige Welt III, 166-168)

Du kennst das Prinzip der Kräfte des Lichtes, niemals in das persönliche Karma einzugreifen, darum werden alle Warnungen als Hinweise gegeben. Ein Mensch muß unabhängig entscheiden, wie diese Hinweise angewandt werden sollten und worauf er sie zurückführen sollte, denn wie könnte er sonst lernen? Genau, die dunklen Kräfte benutzen alle Methoden, um sich in die reinen Unternehmungen einzuschleichen und sie zu zerstören.

In ihrem Wunsch, die reinen Anfänge zu zerrütten, pflegen die dunklen Kräfte in den Tempel zu kommen und die Formeln der Lehre auszusprechen. Und nachdem sie jeden Verdacht beschwichtigt haben, pflegen sie die Toren zu verlocken, indem sie ihnen anbieten, die Entwicklung ihrer psychischen Energie zu beschleunigen. Natürlich müssen sie, um ihr böses Vorhaben zu erfüllen, das schützende aurische Netz zerreißen. Dieses abscheuliche Ziel wird durch verschiedene Vorschriften und Methoden erreicht, die von der Schwächung des Organismus ihrer Opfer abhängig sind. Auf diese Weise dringen die Dunklen durch den Riß im Schutznetz ein. Aus diesem Grunde wird in der Lehre so viel über das schützende Netz und über die Notwendigkeit gesagt, die Aura rein zu erhalten, um zu verhindern, daß die Dunklen sich nähern. Und die beste Maßnahme ist völlige Hingabe zu einem einzigen Lehrer. Jede Abweichung (wenn auch nur vorübergehend) vom erwählten Pfad kann uns in die Macht der Dunkelheit werfen.

Ich werde eine Seite aus der Lehre anführen und schlage Dir vor, sie weitgehend zu verbreiten:

„Die Kräfte der Dunkelheit drängen auf verschiedenartige Weise vorwärts, da sie in Schichten, die in der Nähe des Lichtes zu finden sind, bestätigt werden. In den Subtilen Sphären ist diese Nähe natürlich unmöglich, aber in den irdischen Schichten, wo die Atmosphäre so verdichtet mit infizierten Gasen ist, versuchen die Kräfte der Dunkelheit fest entschlossen, dem Licht nahezukommen. Ein Impuls der Zerstörung treibt die Kräfte der Dunkelheit zu diesen Fackellichtem der Wahrheit. Die Feinde, die ein Schwert erheben, sind nicht so gefährlich wie diejenigen, welche unter der Maske des Lichtes eindringen. Es gibt bewußte und unbewußte Instrumente der Dunkelheit. Zuerst erschaffen die Unbewußten sozusagen im Einklang mit dem Guten, und diese Träger des Bösen infizieren jeden reinen Anfang. Aber bewußte Diener des Bösen dringen mit Eurem Gebet in den Tempel ein, und wehe den Urteilslosen! Dunkle Fallen sind ihnen gestellt worden. Es ziemt sich nicht, Verbrecher gegen den Geist in das Allerheiligste eintreten zu lasseh. Djinn können auf der irdischen Ebene helfen, und sie mögen sogar einen Tempel bauen, aber die geistige Ebene ist ihnen unzugänglich. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt wollen wir uns also an die Diener der Dunkelheit erinnern, die danach streben, in das Allerheiligste einzudringen.

Es ist besonders notwendig, für Offenbarungen kosmischer Energien mit Vorsicht zu Werke zu gehen. Mißbrauch von Energien ist eine Gefahr, die mit jeder Bestätigung kosmischer Kraft verbunden ist. Nur eine bewußte und sorgfältige Haltung kann schreckliche Folgen abwenden. Kräfte, die von der Subtilen Welt hervorgerufen werden, verlangen Zurückhaltung, die nur ein starker Geist offenbaren kann. Sonst wird diese ungezähmte Kraft eine Bestätigung des Kosmischen Chaos. Wenn sich feurige Daten nähern, ist es sehr notwendig, dies zu wissen, denn ungeheuer wird die Offenbarung von Invokationen sein.» (Feurige 23 Welt III, 165, 158)

Überall entstehen schwarze Logen mit den schändlichsten schwarzen Messen und Evokationen. Die Zeitungen sind voll von diesen Berichten, aber die öffentliche Meinung scheint sich nicht über dieses ganz große Verbrechen und Unglück aufzuregen.

Groß ist der Irrtum zu glauben, daß es möglich ist, die Versorgung mit psychischer Energie durch übermäßige Anspannung in der Arbeit zu erhöhen oder dadurch, daß man sich des Schlafes oder der Nahrung beraubt. Die richtige Entwicklung einer hohen Qualität von psychischer Energie ist nur durch Bewußtseinserweiterung und mit Hilfe der Großen möglich. Aber das Band des Herzens, das den Jünger mit seinem. Lehrer verbindet, sollte stark sein! Alle anderen erzwungenen Methoden und Übungen können nur zu den niedrigsten Offenbarungen der psychischen Energie führen oder zur Entwicklung von medialen Fähigkeiten und schließlich zu Besessenheit, und sie können sogar Tod verursachen. Darum haben alle Lehren stets den Goldenen Mittelweg oder Gleichgewicht betont. Auf die Gesundheit sollte sorgfältig geachtet werden. Schlaf ist absolut notwendig, denn während des Schlafes wird unsersubtiler Körper durch die vitale Substanz der Subtilen Welt ernährt, die Kontakt mit den höheren Energien hat. Wenn der Geist dieser Nahrung beraubt wird, ermattet er. In der verunreinigten Atmosphäre der Städte ist es erforderlich, nicht weniger als sieben oder acht Stunden zu schlafen, auch sollte die Nahrung eine hinreichende Menge von Vitaminen enthalten. Alle Extreme sind schädlich.

Die Spannung, die in der Lehre erwähnt wird, ist keine physische Überanspannung, sondern Wachsamkeil und Beweglichkeit des Bewußtseins. Diese beeinflussen ihrerseits unsere Vitalität, da das erwachte, erweiterte Bewußtsein den Menschen zweimal so stark macht. (Wachsamkeit des Bewußtseins bedeutet jedoch nicht, daß man versuchen sollte, ohne Schlaf auszukommen.) Auch die Zentren können nur in den Fällen geöffnet werden, wo das Bewußtsein erweitert ist. Aber das Öffnen der Zentren ist nicht die endgültige Errungenschaft, hinterher kommt ihre feurige Umwandlung. Der Pfad der Jüngerschaft ist nicht so leicht, wie viele glauben. Er wird für diejenigen erleichtert, die danach gestrebt haben, ihren Kelch zu füllen. Darum erwarte nicht bei jeder Art von psychischen Erscheinungen geöffnete Zentren. Selbst wenn die Zentren ein wenig geöffnet sein sollten, gibt es so endlose Abstufungen dieser teilweise geöffneten Zentren. Darum erinnere Dich an das, was in der Lehre über „die Kreise des scharfen Gehörs und Gesichts» gesagt wird.

Du kannst die Lehre „Die Lebendige Ethik» nennen, wenn Du die östliche Terminologie lieber vermeiden möchtest, die sich für einige Menschen sonderbar anhört. Ich habe bereits das Studium der Lehren des Origenes erwähnt. In Amerika war der Pfarrer R. N. unser großer Freund und ein großer. Verehrer von N.K. Er war ein wunderbarer Prediger, und in seinen Predigten brachte er die Begriffe der Wiederverkörperung und des Karmas vor. Viele Anhänger besuchten seine Vorträge. Das Evangelium Christi ist voller Hinweise über diese Gesetze. Warum sollten wir sie dann ignorieren? Es ist sehr wesentlich, .alle Beschlüsse der Kirchenversammlungen sorgfältig durchzusehen. Wieviel Unwissenheit, Habgier und sogar Kriminalität würde entdeckt werden! Wenn wir einen flüchtigen Blick in die ganze Kirchengeschichte und das Papsttum werfen, sind wir erschrocken! Und man fragt sich, ob diejenigen, die angeblich dem Großen Licht folgten, auf das Christus hinwies, nicht von den dunklen Kräften geführt wurden! Und wird Christus nicht heutzutage noch gekreuzigt? Diese Aufgabe (die Reinigung der Religion) ist nicht leicht und mag viele Feinde ans Licht bringen, aber am Ende vielleicht mehr Freunde. Darum muß man sorgfältig erwägen, ob man bereit ist, diese Last auf sich zu nehmen oder nicht. Aber selbst wenn diese Aufgabe begrenzt würde, kann viel für die Änderung des menschlichen Bewußtseins getan werden. Wenn jemand sich entscheidet, dieses Werk zu beginnen, sollte er sich gründlich dafür vorbereiten. Er sollte unwiderlegbare Beweise sammeln, damit jede Frage von dem Gesichtspunkt aus beantwortet werden kann, was am lebenswichtigsten, am verständlichsten und am wohlwollendsten ist. Alles Abstrakte muß ausgelassen werden. Es ist wesentlich, daß er die lebenswichtigen Prinzipien aller Großen Lehren betont. Sicherlich wird ihn großer Segen begleiten. Aber ich wiederhole, daß er viel feindlichem Widerstand begegnen wird. In Amerika sollten derartige Aufgaben viel leichter sein, da es in diesem Lande nicht so viele Vorurteile gibt, die die Denkfähigkeit in anderen Ländern binden und entstellen Aber selbst in den Vereinigter, Staaten hatte unser Freund R.N. kein leichtes Leben. Die engstirnigen Geistlichen waren sehr gegen ihn.

Und nun muß ich Dir sagen, daß Du nicht beunruhigt über Deine deprimierte Stimmung sein solltest. Oft reflektieren diese Stimmungen nur die unglaubliche Spannung der umgebenden Atmosphäre. Ein Stromwechsel wird eine entsprechende Änderung Deiner Stimmung bringen. Darum sei ruhig und warte sorgfältig, bis diese schweren Ströme wechseln. In der Zwischenzeit wird Dir neue Kraft zukommen.

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