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12. Dezember 1934

Die Fähigkeit eines Führers, Urteilskraft in bezug auf die Menschen zu zeigen, ist sehr wichtig. Qualität und nicht Quantität ist von Bedeutung, und man sollte dieses Prinzip immer und auf alles anwenden. Ich muß Dich auch bitten, alle Neulinge zu prüfen und zu kontrollieren. Es gibt Fälle, wo sogar Menschen, die nicht schlecht sind, dem Einfluß der dunklen Flüsterer unterliegen, sowohl den irdischen als auch denen aus der Subtilen Welt, und ihre Natur gänzlich ändern.

Es ist auch notwendig zu verstehen, daß sich die unvorbereiteten und geistig schwachen Menschen, die sich mit Spiritismus befassen, allen möglichen Besessenheiten preisgeben, und wer kann sagen, wann jener Grad von Besessenheit erreicht wird, wo das Opfer sich nicht mehr von ihr befreien kann? Genau, die dunklen Kräfte gebrauchen diese gehorsamen Werkzeuge, um durch sie Zutritt zu den geistig reinen Gruppen zu erlangen und sie trügerisch zu vernichten. Irrsinnige! Sie verstehen die schreckliche Gefahr nicht, der sie sich dadurch aussetzen, daß sie den Wesen aus dem Jenseits gestatten, in ihre Aura einzutreten. Die Medien und die schwachen, psychisch veranlagten Menschen besitzen keine geistige Synthese und werden oft zum Opfer der dunklen Flüsterer.

Naive Menschen nehmen gewöhnlich an, daß die dunklen Kräfte immer brutal und verbrecherisch in ihren Methoden und Absichten sind. Dies ist ein gefährlicher Irrtum, nur die kleinen, unbedeutenden Dunklen handeln auf diese Weise. Viel gefährlicher sind jene, die sich in Gestalt des Lichtes nähern und unsere Formeln äußern. Die Dunklen handeln stets dem Bewußtsein ihrer Opfer gemäß, und - man muß ihnen dies hoch anrechnen - oft gehen sie sehr spitzfindig und klug vor und wirken auf die Eingebildetheit und andere Schwächen ein. Gewöhnlich werden solche Opfer unter Menschen gewählt, die voller Egoismus und Eitelkeit und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Die Idee einer selbstaufopfernden Errungenschaft wird von solchen Menschen wahrscheinlich nicht verstanden, infolgedessen ist ihnen reine Geistigkeit unmöglich. Darum können wir die Menschen nur nach dem Feuer ihres Herzens beurteilen, nach ihrer Hingabe und ihrer Bereitschaft, auf jede mögliche Weise Opfer zu bringen und mitzuarbeiten. Es gibt keinen anderen Maßstab.

Natürlich gibt es auch solche, die alles opfern in der Hoffnung auf Belohnung. Gewöhnlich sind sie unter den Fanatikern, zu, finden, aber auch sie sind weit von wahrer Jüngerschaft und geistigem Aufstieg entfernt. Der ausersehene Jünger erwartet niemals irgend etwas, er geht freudig vorwärts, befaßt sich nur mit dem Dienst, wendet alle seine Fähigkeiten an und macht von allen Möglichkeiten Gebrauch. Es ist sehr seltsam, und ich möchte es ein Gesetz nennen, daß derjenige, der sein Möglichstes gibt, gewöhnlich keinerlei Belohnung erwartet. Aber derjenige, der nur sein drückendes Karma bringt, glaubt, daß er sein Leben opfert! Diese bemerkenswerte psychologische Eigentümlichkeit wird in der buddhistischen Lehre beachtet und im einzelnen ausgearbeitet.

Es ist tatsächlich niemals geraten worden, alles fortzugeben und in Armut zu leben! Erinnere Dich daran, wie es ausgedrückt wurde: „Wer hat gesagt, daß man wie ein Verrückter auf alles verzichten sollte? Dadurch bleibt der Wahnsinn!» Lies es noch einmal durch in den Blättern aus Moryas Garten, Der Ruf. Immer und bei allem ist das große rechte Gleichmaß erforderlich. Ohne rechte Entsprechung, Urteilsfähigkeit, Ehrlichkeit und Hingabe ist es schwer, Fortschritte auf dem Pfad zu machen. Dies sind die vier Ecksteine, die das Fundament jedes Bauwerks bilden.

Heutzutage ist es besonders wichtig, die Menschen unterschiedlich zu behandeln, da wir inmitten des großen Kosmischen Kampfes sind. Die Kräfte der Dunkelheit ringen um ihre bloße Existenz. Furcht vereinigt sie aufs engste und macht sie hartnäckig in ihrem Angriff. Die Mehrzahl der „Weißlichen trägt jedoch die grauen Gewänder der Widerstandslosigkeit. Einige tun es in unterbewußter Heuchelei, andere aus Kleinmut, noch andere aus Unwissenheit oder Furcht. Aber die Resultate dieser Widerstandslosigkeit oder Lauheit sind immer dieselben, genau das Schicksal, das in der Offenbarung vorausgesagt wird:

„Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.» Aber wie wenige gibt es, die an die wissenschaftliche Genauigkeit dieses Ausspruchs denken! Doch hierüber braucht man kaum erstaunt zu sein, da es uns von frühester Kindheit an nicht gestattet war, die großen Ausspruche der Heiligen Schrift in Frage zu stellen oder über sie nachzudenken. Kirchenbann drohte jenen, die es wagten, darauf zu bestehen, die entstellten Bündnisse Christi nachzuprüfen! Und der neue, entehrende Stempel „Freimaurer» ist bereit für sie. Aber natürlich ist ein so schändlicher Mißbrauch dieses Wortes nur seitens der Unwissenden möglich.

Viele Fremdworte werden in gewissen Bewußtseinen seltsam entstellt. Es ist wirklich ratsam, gewisse Ausdrücke, die uns fremd sind, vorsichtig zu gebrauchen. Allgemein wäre es amüsant, wenn es nicht so traurig wäre, zu sehen, wie unwissend gewisse Kreise hinsichtlich der Rolle der Freimaurerei in Amerika und Europa sind. Anscheinend wissen sie nicht, daß sehr viele aus der Aristokratie Englands und einiger anderer Länder verschiedenen Freimaurerorden angehören. Und sogar hier in Indien ziehen britische Beamte jedes Jahr an einem bestimmten Gedenktag durch die Straßen mit ihren freimaurerischen Insignien. Alles geschieht ganz öffentlich, und die Zeitungen und Zeitschriften zeigen Photographien von Königen, Prinzen und Edelleuten in ihren freimaurerischen Gewändern zugleich mit ihren Logen und Versammlungsorten. Die Freimaurer von Amerika und England haben außer ihren zahlreichen Logen auch noch ihre eigenen prunkvollen Tempel in den großen Städten. Natürlich gibt es, als Folge der Popularität dieser Bewegung (und sogar ihrer Entweihung), auch einige schädliche Logen. Wie gewöhnlich bei altem, irgend etwas Schönes ist heutzutage eine seltene Ausnahme. Und das Sprichwort: „Ein krankes Schaf genügt, um die ganze Herde zu verderben», bleibt vollkommen wahr. Aber die Köpfe, die vorgeben, kultiviert zu sein, sollten ihre Meinungen auf Tatsachen begründen und sich nicht wie Papageien benehmen, die sinnlos wiederholen, was sie hören. Sie sollten sich lieber mit der Kulturgeschichte unseres eigenen Landes bekannt machen. Einige unserer hervorragendsten Vertreter, unsere besten Denker, waren Freimaurer, wie beispielsweise Novikov, Prinz Kudashev, Sovorov, Golenishchev-Kutuzov (Prinz von Smolensk), Griboyedov, Pushkin, Kieraskov, Bäkunin und andere. Warum sollte daher eine derartige Unwissenheit kundgetan werden? Und wäre es nicht gerechter und wissenschaftlicher zu studieren, was die Freimaurerei war und was sie heute ist? Nachdem sie mit den Grundprinzipien der Freimaurerei bekannt geworden sind, würden viele erstaunt sein, über ihren hohen Sittenkodex zu hören. Ja es ist notwendig, Trägheit, Unwissenheit und begrenztes Denken zu bekämpfen. Dies ist die dringendste und erleuchtendste Aufgabe. Das Leben wird nur durch erhabene Gedanken genährt und darum wird die Erstickung von Gedanken unvermeidlich Verfall zur Folge haben. Ich werde einige Zeilen aus der Lehre zitieren:

„Ebenso wie das Bewußtsein Bürge von Errungenschaft sein kann, kann es auch als Auflösung offenbart werden. Begrenztes Denken kann sich als Leitung für alle dunklen Erscheinungen erweisen. Darum kann Denken zu einem großen lebenskräftigen Beginnen entwickelt werden, oder es kann jede Quelle zerstören. Begrenztes Denken zerschlägt alle Möglichkeiten, weil der Prozeß der Aulbautätigkeit auf dem Wachstum des Bewußtseins begründet ist. Wie kann man nach dem Höchsten Ideal streben, ohne das Bewußtsein zu erweitem? Sicherlich kann das Höhere Ebenbild durch das feurige und furchtlose Bewußtsein verwirklicht werden, weil es für ein feuriges Bewußtsein keine Grenzen gibt.» (Feurige Welt III, 366)

Daher ist es so wichtig und freudig, die Grundlagen der Lebendigen Ethik, die auf der Realisation und Annahme der Großen Hierarchie beruhen, ins Leben einzubauen.

„Ja, es kann kaum ein schwereres Kreuz geben, denn als ein russischer Genius geboren zu sein! Die Riesen der russischen Kunst, des russischen Denkens, tranken ihr ganzes Leben lang aus einem Giftbecher, weil sie schändlich und kleinlich von allen verfolgt wurden, außer von denen, die gleichgültig waren. Die bitteren Worte von Puschkin - die ihm in einem Augenblick tiefer Verzweiflung entschlüpften - «Der Teufel bewirkte, daß ich in Rußland geboren wurde», haben bis auf den heutigen Tag ihre überzeugende Schärfe und ihren Sarkasmus nicht verloren, da wir immer wieder sehen können, wie die Russen nach jeder Gelegenheit suchen, einander herabzusetzen, zu verleumden, aus dem einzigen Grunde, daß der andere es wagt, besser zu sein.» Dies schreibt einer der begabtesten modernen Schriftsteller, A.X., und wir schließen uns seinen schmerzlichen Worten völlig an. Mit Recht heißt es: „Mehr als die Hälfte der Menschheit handelt unter dem Einfluß von Besessenheit.» Aber die Zeit großer Veränderungen ist nahe und eine große Reinigung wird stattfinden.

Wir wollen die Grundlagen, die uns anvertraut wurden, in Reinheit bewahren, wir wollen uns an das Bündnis erinnern, das wir empfangen haben und uns vor all den listigen Verrätern hüten. Lies Paragraph 231 im Buch Agni Yoga noch einmal: „Wenige, aber feste Stämme sollten den zukünftigen Wald bilden. Doch kleine Sträucher verschlingen einander und erzeugen boshafte Wesen.»

Die Mahatmabriefe an A.P. Sinnett haben bereits ungefähr zwanzig Auflagen erreicht, und - wenn ich nicht irre - sind sie in andere europäische Sprachen übersetzt worden, natürlich mit Ausnahme der russischen. Wir müssen noch immer im Kindergarten zurückgehalten werden. Wir sind nicht erwachsen genug für Gedankenfreiheit. Wir sind noch in unserer Kindheit und brauchen Zäune und Zügel. Dies glauben unsere geistigen Führer. Aber unsere Selbsterniedrigung bestätigt nur die Unreife der Gedanken. Es wurde jedoch vor langer Zeit gesagt, daß nicht die engstirnigen Lästerer das neue Land erbauen werden, sondern der gesunde Menschenverstand des einfachen Volks. Genau, „die Hunderttausende von Iwans werden ihr Land erretten». Wahrhaftig, Iwan ist an der Reihe, und ihm wird die Möglichkeit gegeben werden, seine innere Kraft auszudrücken. Aber dieser Iwan ist nicht derselbe wie in alten Zeiten. Der neue Iwan wird einen neuen, starken Glauben fordern, der dem wirklichen Leben nicht widerspricht.

Und diejenigen, die über diesen Glauben sprechen werden, werden ihn im Leben anwenden müssen, durch persönliches Beispiel, sonst kann er nicht bestätigt werden. Das Bewußtsein eines Volkes, das viel gelitten hat, das seinen Glauben an die Barmherzigkeit und Gerechtigkeit und den Schutz des Himmlischen Vaters verloren hat, könnte unmöglich zu den toten Ketten früherer Zeiten zurückkehren. Wenn irgendein geistiger Aufstieg möglich ist, wird er ganz anders in seiner Bedeutung und seiner Qualität sein als es einigen Köpfen erscheint. Und um verwirklicht zu werden, werden neue Thesen notwendig sein, die auf Vernunft und Logik begründet sind. Man kann der Tatsache nicht blind gegenüberstehen, daß das Bewußtsein der Menschen sehr fortgeschritten ist. Sicherlich, Leiden ist ein großer Lehrer und Umwandler. Erleuchtung kann uns nicht zuteil werden, wenn wir inmitten eines gräulichen, behaglichen Lebens sind.

Man muß sein Bewußtsein für die Lösung vieler Probleme vorbereiten. Es wird dem Bewußtsein schwer werden, das stillsteht und die alten Vorurteile nicht überwunden hat. Eine neue Kirche in der ganzen Herrlichkeit des Verständnisses für die Schönheit des Großen Opfers von Jesus muß die alte ersetzen. Sie wird ein großes ökumenisches Konzil berufen müssen, mit einem neuen, unvoreingenommenen Bewußtsein alle Entscheidungen der früheren Konzile überprüfen und die Werke der ersten christlichen Philosophen und Kirchenväter studieren müssen, die den Zeiten von Jesus am nächsten standen. Darin wird die ganze Schönheit des Opfers von Jesus, das weite Ausmaß Seiner Lehre in ihrem wahren Geist verstanden werden und nicht nur im toten Buchstaben der oft entstellten Heiligen Schrift. Und erst dann wird eine neue Religion eingeführt werden. „Weder auf diesem Berge noch zu Jerusalem werdet ihr den Vater anbeten. Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn der Vater will haben, die Ihn also anbeten. Gott ist Geist, und die Ihn anbeten, die müssen Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.» (Johannes 4, 21-24)

Ich muß Dich auch daran erinnern, daß alle Erzengel und Engel durch die menschliche Evolution hindurchgehen mußten. Und der Erzengel Varahael oder Uriel war und ist ein Mensch. Gleichfalls wandelte der Erzengel Michael, obgleich Er zu den Höchsten Erzengeln gehört, trotzdem auf unserer sündhaften Erde und brachte Errettung. Wenn diese größten Geister, die zur Zeit der Morgendämmerung unserer irdischen, physischen Menschheit den Antrieb zur Schöpfung und Entwicklung von Gedanken gaben und fortfuhren, die Evolution des menschlichen Bewußtseins während der ganzen Spanne dieses äußerst schwierigen und langwierigen Prozesses anzutreiben, es nicht getan hätten, würde unsere irdische Menschheit bis zum heutigen Tag im Stadium der Höhlenbewohner geblieben sein. Genau, die großen Erzengel sind die Sieben Kumaras, über die, einschließlich des Höchsten unter Ihnen, in den östlichen Heiligen Schriften und in der Geheimlehre gesprochen wird. Sie kamen aus den höheren Welten, und Sie brachten das größte Opfer, indem Sie sich als Gründer von Religionen, Königreichen und Philosophien während aller Wendepunkte in der Geschichte des Planeten verkörperten, um die Evolution der Menschheit zu beschleunigen. Der Erzengel Michael überwacht jetzt das Schicksal unseres Planeten. Er ist dazu ausersehen, den Endkampf mit dem Fürsten der Welt auszufechten! (Dies wird auch in der Bibel erwähnt.)


12. Dezember 1934

Du schreibst: „Dein Brief wurde uns vorgelesen, aber wir haben ihn nicht ganz verstanden, ich bin einer von denen, die ihn nicht verstanden haben.» Es überraschte mich, dies zu hören! Es schien mir, daß meine Erklärungen ziemlich vollständig waren, besonders wenn wir in Betracht ziehen, daß Du schon einige der Bücher der Lehre hast, in denen die Grenzlinie zwischen geistiger Errungenschaft und den Offenbarungen des sogenannten Psychismus klar angedeutet wird.

Wahrscheinlich kommt diese Unklarheit durch das Mißverständnis über den Ausdruck „Psychismus». Zweifellos weißt Du, daß das Wort „Psyche» griechischen Ursprungs ist, und ursprünglich bedeutete es einfach der Lebensatem oder die Tierseele (eben etwas, was zur tierischen Natur gehört). Bei seiner nächsten Umwandlung wurde diese Bezeichnung der vernünftigen Seele gegeben (der menschlichen Seele), und schließlich wurde sie auf das Höchste, auf die geistige Synthese angewandt, auf die Krone des menschlichen Wesens. Sowohl die östlichen Menschen als auch die westlichen verstehen unter „Psychismus» die Offenbarungen der niedrigen Grade dieser Energie, eben jene Fähigkeiten, die so stark in Medien und psychisch veranlagten Menschen ausgedrückt werden. Als psychisch veranlagte Menschen werden im Westen jene bezeichnet, deren Fähigkeiten etwas höher sind als die des gewöhnlichen Mediums. Aber in beiden Fällen fehlt die höhere psychische Energie, da diese Qualität nur dann offenbart werden kann, wenn die Zentren offen und feurig umgewandelt sind. Viele Mißverständnisse kommen vor, und viele eigenartige Auslegungen und Anwendungen werden gemacht, weil diese psychischen Ereignisse falsch ausgelegt werden.

Der psychische Bereich ist unermeßlich und schließt eine endlose Mannigfaltigkeit von Offenbarungen in sich, von den höchsten bis zu den niedrigsten. Alles, was keine Beziehung zu wahrer Geistigkeit hat, nämlich mit der höheren Mentalebene und Buddhi, wird Psychismus genannt. Alles, was mit Hilfe von mechanischen Übungen ausgeführt oder erlangt wird, gehört zum Bereich des niederen Psychismus, da solche Methoden niemals das Öffnen der höheren Zentren herbeiführen können, am allerwenigsten ihre feurige Umwandlung. Solche Versuche haben Irrsinn zur Folge.

Kontakt mit den unteren Sphären der Subtilen Welt wird sowohl Medien als auch Tieren leicht. Sicherlich, Tiere sehen, fühlen und hören viel mehr als wir. Wie Luke Berk sagt: „Hellsehen ist eine gewöhnliche Fähigkeit, Hunde, Idioten und Menschen sind alle in gleichem Maße dazu geneigt.» Es ist seltsam zu bemerken, daß die sehr große Mehrheit der Medien und der psychisch veranlagten Menschen (mit den seltensten Ausnahmen) keine hohen intellektuellen Fähigkeiten besitzen. Genau, bei Medien verhindert eine gewisse Eigentümlichkeit des Organismus und bei psychisch veranlagten Menschen ein Mangel an Gleichgewicht die richtige Entwicklung der höheren Zentren und macht sie zuweilen gänzlich unwirksam. Darum haben wir Medien nicht gern, fühlen aber Mitleid mit ihnen. Infolge der eigentümlichen Struktur des Organismus ist ein Medium von Geburt an offen für alle äußeren Einflüsse. Der Wille eines Mediums unterwirft sich mit Leichtigkeit den Wesen, die Besitz von ihm ergreifen möchten, die in den unteren Schichten der Subtilen Welt so zahlreich sind, und es besteht die Gefahr, daß ein Medium seine Unterjochung nicht bemerkt. Es wird einem Medium tatsächlich außerordentlich schwer, den Willen zu stärken und den besitzergreifenden Wesen und Flüsterern zu widerstehen. Viele haben mediale Neigungen, da diese jedoch ganz allmählich zunehmen, werden sie nicht immer wahrgenommen, und jene, die sich nicht entwickeln, bis die Geistigkeit völlig erwacht ist, können von Glück sagen.

Aus diesem Grunde sind alle Unterweisungen hinsichtlich der Entwicklung gewisser Siddhis so gefährlich. Bis eine geistige Synthese hervorgerufen worden ist, können solche Siddhis nichts geben und führen schließlich fast immer zu Störungen des Nervensystems, zu Besessenheit und geistigem, wenn nicht physischem Tod. Darum sollten alle Bücher, die diese mechanischen Übungen zur Erlangung psychischer Offenbarungen verbreiten, als äußerst schädlich angesehen werden. Es wäre besser, wenn diese Bücher wenigstens auch alle Gefahren erwähnten, die die Ignoranten erwarten, die sich leichtfertig mit dieser Wissenschaft befassen, die eine sorgfältige subtile und exakte wissenschaftliche Methode erfordert. Gerade wie es in der Lehre heißt: „Ohne Lehrer ist es unmöglich, die psychische Energie zu entwickeln, da dieser Prozeß mit großen Gefahren verbunden ist. Würdet Ihr Kindern erlauben, ohne Führer ein physikalisches Laboratorium zu betreten?»

Man sollte jede wissenschaftliche Methode willkommen heißen, jede kühne Forschung. Tatsächlich werden die gefährlichsten Experimente mit unbekannten Energien ausgeführt. Aber hierfür werden Vorsichtsmaßnahmen getroffen und besondere Bedingungen herbeigeführt, und nicht nur die Masse darf diese Laboratorien nicht betreten und wird nicht informiert, sondern sogar Menschen, die ein gewisses Wissen besitzen. Können wir dann Menschen Zutritt gewähren zu einem Laboratorium, das viel subtiler ist, viel komplizierter, und darum viel gefährlicher? In der Art von Literatur, die wir besprechen, wird jeder Unwissende, jeder geistig Unreine (und daher Ungeschützte) aufgefordert, an diesen Forschungen teilzunehmen. Alle Bücher, die diese Gegenstände behandeln, ohne die ernsten Folgen falscher Methoden und Motive zu erklären, werden nicht mit dem Segen der Großen Lehrer herausgegeben.

Es ist wahr, richtiges Atmen, d.h. die Fähigkeit, rhythmisch und tief zu atmen, ist ein großes Hilfsmittel zur Wiederherstellung unserer Kräfte, sowohl der geistigen als auch der physischen. Du weißt aber, daß das Pranayama, das von diesen Büchern vorgeschlagen wird, nicht nur richtiges Atmen bedeutet, sondern auch Kontrolle des Atems und Konzentration auf die Rotation der Zentren und alles, was sonst mit einer solchen Gymnastik verbunden ist. Dagegen würde ein ehrlicher und fortschrittlicher Arzt für jeden Patienten eine Dosis Medizin verschreiben, die den individuellen Bedürfnissen genau entspricht. Arsenik ist beispielsweise in kleinen Dosen sehr nützlich, wenn es aber übermäßig eingenommen wird, kann es Vergiftung oder Krebs verursachen. Die weitgehende Veröffentlichung solcher sensationellen Leitfäden für die große Masse halte ich für gleichbedeutend mit einem gesetzlich uneingeschränkten Verkauf von Giften. Nein, es ist sogar noch schlimmer, denn Gift vernichtet nur den physischen Körper, während die Verletzung der subtilen Zentren zu geistigem Tod führt.

Ich habe die Bücher von Atkinson oder Yogi Ramacharaka gelesen. Vor dem Weltkrieg überschwemmten seine Bücher den russischen Büchermarkt, der unglücklicherweise arm an Literatur war, die sich mit der östlichen Philosophie und psycho-physiologischen Lehren befaßte. Damals hatte ich nichts an ihnen auszusetzen, aber ich war auch nicht begeistert, da ich stets die ursprüngliche Quelle vorzog. So hallten das leuchtende Bild von Ramakrishna und der klare Verstand von Vivekananda in meinem Herzen wider als ein mächtiger Ruf zur geistigen Synthese. Wenn ich Atkinson jetzt lesen würde, würde ich mir vielleicht eine andere Meinung über diese Bücher bilden. Gewiß, niemand könnte Einspruch erheben gegen Rat, der sich mit der Entwicklung der Aufmerksamkeit, der Willenskraft und der Beseitigung von Fehlem befaßt, aber nur solange all dies parallel mit unserem geistigen Streben und unserer intellektuellen Disziplin läuft. Genau alles, was so allumfassend in der Lehre besprochen wird.

Und nun bin ich an der Reihe, nicht zu verstehen, Wie Du die Auszüge aus den Schriften von N.K. bezüglich der Entwicklung der Aufmerksamkeit mit den Unterweisungen vergleichen kannst, die in den Büchern gegeben werden, die wir eben erwähnt haben. Die Entwicklung der Aufmerksamkeit ist eine Sache, aber sowohl die Konzentration auf die Zentren und ihre Rotation als auch die Atemkontrolle ist etwas ganz anderes. Natürlich können alle Experimente, die mit der Entwicklung der Aufmerksamkeit verbunden sind und die von N. K. empfohlen werden, nicht als künstlich oder mechanisch bezeichnet werden. Wenn dies der Fall wäre, dann könnte Auswendiglernen ebensogut für schädlich gehalten werden!

Später zitierst Du nochmals aus N.K.s Buch: „Wir versuchen die sogenannte Abstraktion zu studieren und ins tägliche Leben zu übertragen.» Sicherlich, nur Ignoranten würden glauben, daß es anders sein könnte! Aber wieder verstehe ich nicht, was dies mit einem unwissenden Herantreten an diese äußerst gefährlichen Experimente zu tun hat, die wir jetzt besprechen. Wir sind nicht gegen die Erforschung von Phänomenen als solche, sondern gegen ein unkultiviertes, unwissenschaftliches Herantreten an sie, sicherlich sind wir gegen Unwissenheit. Man erlaubt Kindern nicht, mit Radium zu spielen.

Weiter zitierst Du die Worte: „Die neuesten Schulen müssen Laboratorien haben, die der Naturwissenschaft gewidmet sind.» Und dies: „Die besten Denker lenken menschliche Gedanken auf verschiedene Art und Weise zur Bewußtseinserweiterung, die die einzige wahre Prophylaxe und Vision für das zukünftige erleuchtete und konstruktive Leben ist.» Auch hier sehe ich keinen Widerspruch zu meinen Erklärungen. Niemand kann über den Vorteil einer guten Erziehung der Kinder streiten. Wenn sie vom frühestmöglichen Alter an gelehrt werden, die verschiedenen Entfaltungen der Natur zu verstehen, die sich vor ihren Augen enthüllen, können sie schließlich die subtilsten Offenbarungen erkennen, wahrlich, nicht in Unwissenheit, sondern mit der vollen Erkenntnis aller erforderlichen wissenschaftlichen Bedingungen. Dies alles wird in den Büchern der Lehre erwähnt. Außerdem, ist nicht die ganze Lehre auf Bewußtseinserweiterung gerichtet? Aber das bloße Konzentrieren auf unsere Nasenspitze oder den Nabel, ohne nach geistiger Synthese oder einem Aufbau geistiger Ansammlungen zu streben, wird zu Schwachsinn und Besessenheit führen.

Gleichfalls würde niemand über die Notwendigkeit für Institute für psychische Forschung streiten, aber wie die Dinge jetzt liegen, offenbaren diese Forschungen nichts Neues. Obgleich die Gesellschaft für Psychische Forschung 1882 gegründet wurde, sind die meisten ihrer Berichte über Phänomene noch immer verwirrt und umstritten. Wir haben die Bücher über diese Gegenstände, und wenn Du die letzte Zusammenfassung all dieser Forschungen liest, wirst Du sehen, daß die psychische Forschung einen völligen Stillstand erreicht hat. Wir kennen einen hervorragenden gelehrten Professor, der an der Spitze einer psychischen Forschungsgesellschaft steht, und er hat ganz offen bekannt, daß sie auf die Art und Weise, wie diese Forschungen jetzt durchgeführt werden, nichts bieten oder offenbaren können, was erhaben oder inspiriert ist. Ihre ganzen Experimente gehen nicht über die vorhergehenden Errungenschaften hinaus. Da er ein hochkultivierter Mensch ist, erkennt er sehr gut, daß diese Fruchtlosigkeit auf unwissende, unwissenschaftliche Methoden der Forscher selbst zurückzuführen ist. Es herrscht ein Mangel an Verständnis für die Tatsache, daß Experimente von Bedeutung ein paar auserwählte Menschen nötig haben, die einen hohen Grad von geistiger Synthese besitzen. Aber ist es möglich, diese Synthese unter gewöhnlichen Medien zu finden? Sie ist ebenso selten unter den Wissenschaftlern, die sich diesen Forschungen widmen. Aber ohne diese Bedingungen werden die Gesellschaften für psychische Forschung sich nur in einer banalen Existenz hinschleppen. In unserer Bibliothek sind viele Bücher über Psychismus, aber ich sehe sie selten durch - nur vielleicht gelegentlich für eine spezifische Auskunft. Ich will mich nicht loben, aber ich muß sagen, daß es mir keinen Augenblick leid tut, daß ich keine Zeit oder Mühe für Atemkontrolle oder Konzentration auf meine Nasenspitze aufgewandt habe.

Du sagst, daß Du kein Medium zu sein wünschst. Aber wie kann ein Mensch ein Medium sein wollen oder nicht? Vergiß nicht, daß Mediumschaft eine angeborene Fähigkeit ist, ein eigentümlicher Zustand des Organismus, der nichts mit der Entfaltung der höheren psychischen Energie zu tun hat. Es gibt viele Medien, die ihre Fähigkeit nicht ausüben, und sie sind besonders zahlreich in den unteren Klassen. Manchmal bleibt diese Eigentümlichkeit unbenutzt, wie ich bereits erwähnt habe, was äußerst günstig ist. Aber wehe denen, die diese Energie erwecken, während sie noch ein kleines Bewußtsein haben oder durch Egoismus vergiftet sind, nichts als Entartung wird die Folge sein. Aus diesem Grunde wurden im Osten in alten Zeiten medial veranlagte Kinder isoliert, damit sie in geistiger Reinheit erzogen und vor schädlichen astralen Einflüssen bewahrt werden konnten. Aber trotz ihrer Reinheit konnte kein einziges von ihnen hoffen, ein Adept oder Arhat zu werden oder im Allerheiligsten Aufnahme zu finden. Die Macht der Großen Lehrer des Lichtes kann einem Medium helfen, seine medialen Fähigkeiten zu überwinden und es zum Grad eines Mittlers emporzuheben, aber nur unter der Voraussetzung, daß ein hartnäckiges und beständiges Streben zur Quelle des Lichtes seitens des Mediums selbst vorhanden ist. Die geringste Abweichung von diesem Pfad des Strebens wird die früheren Errungenschaften zunichte machen.

Darum sollten wir nach erhabenen Offenbarungen streben, weil es nicht nur töricht ist, mit den unteren Sphären der Subtilen Welt in Verbindung zu treten, sondern auch äußerst gefährlich. Ich werde noch einige Paragraphen aus der Lehre zitieren:

„Viel ist bereits über Psychismus gesagt worden, trotzdem wird diese Plage der Menschheit unzureichend verstanden. Psychismus stumpft jedes Streben ab, und eine höhere Errungenschaft bleibt unerreichbar. Die Tätigkeitssphäre eines Menschen, der vom Psychismus verschlungen worden ist, ist begrenzt innerhalb eines Zauberkreises, in dem alle Energien, die das Wachsen des Geistes verzögern, ihren passenden Platz finden. Psychismus umfaßt die Offenbarung der niedrigsten Energien, und die Feuer der Zentren werden durch diese Nieder schläge ausgelöscht. Bei Psychismus ist unvermeidlicherweise eine Störung des Nervensystems zu finden. Außerdem verschließt das Losreißen von lebenswichtigen Funktionen den Pfad zur Selbstvervollkommnung. Schöpferkraft ist abgestumpft, und ein passiver Zustand wird hergestellt, der den Menschen zu einem Instrument für den Zufluß von Kräften aller Art macht. Infolge der Erschlaffung des Willens ist die Kontrolle geschwächt, und dadurch nimmt die Anziehung von verschiedenen niederen Wesen zu. Wer sich der Feurigen Welt zu nähern wünscht, muß daher mit diesen Kräften des Bösen kämpfen.

Feurige Energien, die durch irgendein Zentrum in Spannung versetzt werden, können oft erhöhte Tätigkeit der Energien dieses Zentrums verursachen. Eine begrenzte Energietätigkeit gibt einem Zentrum die Fähigkeit, sich teilweise zu offenbaren. Diese Spannungen führen zu jenen begrenzten Offenbarungen, die Bewußtseine, die wenig Unterscheidungsvermögen besitzen, irreführen. Mit Recht hat Ur. auf jene Erscheinungen hingewiesen, die durch die Spannung eines einzigen Zentrums hervorgerufen werden, was zu Psychismus führt. Wirklich, jedes öffnen, jede Sättigung oder Reizung der Zentren gibt der feurigen Energie eine scharfe Lenkung; aber nur Übereinstimmung zwischen dem Zustand des Organismus und dem geistigen Erwachen ruft als unfehlbare Wirkung das öffnen der Zentren in höchster Spannung hervor. Ein begrenzter Druck wird eine begrenzte Errungenschaft hervorrufen, die sich als eine sehr gefährliche Erscheinung erweisen kann. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt wollen wir danach streben, die höhere Spannung der feurigen Energie wahrzunehmen.

...Psychismus und Mediumismus wenden den Menschen von den Höheren Sphären ab, denn der subtile Körper wird so sehr mit niederen Ausstrahlungen erfüllt, daß sich das ganze Wesen ändert. In Wahrheit ist in der Bewußtseinsvereinigung ein äußerst schwieriger Prozeß enthalten. Der Mensch unterscheidet nicht genau zwischen dem feurigen Zustand der Geistigkeit und dem Psychismus. Wir müssen also die Schrecken des Psychismus überwinden. Tatsächlich werden die Reihen jener Instrumente durch die Diener der Dunkelheit gefüllt. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt muß man also mit Psychismus kämpfen.» (Feurige Welt III, 309, 308, 365)

Diese Paragraphen, zusammen mit denen, die ich in meinen früheren Briefen sandte, weisen klar und deutlich auf den Standpunkt der Großen Lehrer hin.

„Die Zeit ist jetzt so drohend, so gefährlich, weil tatsächlich der Endkampf zwischen Licht und Dunkelheit vor sich geht. Daher muß sich jeder aufrichtig und fest entscheiden, auf welcher Seite er mit seinem Namen unterschreibt. Jeder muß sein geistiges Gepäck prüfen und sich endgültig dieser oder jener Seite anschließen. Die Wahl muß getroffen werden, sonst kann man nichts als Entartung erwarten. Unser Pfad ist der Pfad, auf den von allen großen Weisen hingewiesen wurde - der Pfad geistiger Verklärung, der Pfad der Entwicklung des Herzens, ohne Magie und ohne Zwang. Wahrlich, es kann keinen lauwarmen Mittelweg geben, wenn das Schwert des Lichtes die Dunkelheit spaltet.»

Ich weiß, daß viele mich für streng halten werden. Aber ich muß sagen, daß nur die schreckliche Gefahr, der sich einige gute, empfindsame Seelen aussetzen durch den Verkehr mit anderen Welten ohne richtiges Wissen, mich dazu zwingt, so fest und eindringlich zu reden. Jede falsche Verteidigung und jeder Augenblick der Leichtsinnigkeit ist heutzutage verbrecherisch. Die Sphären, die der Erde am nächsten sind, sind außerordentlich überfüllt worden infolge des Massentötens durch Krieg, Revolution etc. Und nun sehnen sich die Opfer danach, mit einer Lebenskraft in Berührung zu kommen, um eine Illusion des Lebens zu erhalten. Zweifellos ist die Tatsache, daß es in der heutigen Zeit so viele unausgeglichene Menschen gibt, die Folge von solcher Blutsaugerei oder Besessenheit.

Darum halte Dich bitte an die Reinheit der Lehre in Deinem Leben, und das Schönste und Freudigste wird Dir zur rechten Zeit zuteil werden. Aber der Organismus, der durch Kontakt mit den niederen Sphären entweiht ist, kann die höheren Energien nicht assimilieren.


12. Dezember 1934

Der Ruf ist Dir gesandt worden, und Du hast ihm Gehör geschenkt. Du liebst die Bücher der Lehre und hast also den Ruf angenommen. Aber außer der Annahme des Rufes muß derjenige, der für heroischen Dienst bereit ist, sich aufs äußerste bemühen, sich zu vervollkommnen. Warum sollte man glauben, daß große Taten nicht dort vollbracht werden sollen, wo wir leben, sondern sonstwo unter anderen Umständen? Wahrlich, groß ist die Tat, die Lehre in unser tägliches Leben zu bringen, den Menschen in unserer Umgebung und denen wir begegnen, Freude zu bereiten und Wissen zu übermitteln. Wie Krishna in der Bhagavad-Gita sagt: „Der Mensch erreicht Vervollkommnung durch beharrliche Erfüllung seines Dharmas» (d. h. Pflicht, Karma). Ist es nicht eine große Errungenschaft, für Selbstvervollkommnung zu arbeiten, für die gütige Beeinflussung unserer Umgebung, zusammen mit einer beständigen Bereitschaft, unsere Kräfte in jedem Notfall anzuwenden?

Karma, oder kosmische Gerechtigkeit, bringt jeden in Umstände, unter denen er entweder lernen oder etwas wiedergutmachen kann. Aber für die Erfüllung von heroischem, selbstverleugnenden Dienst muß der Geist außerordentlich gestärkt werden. Darum ist der Pfad der Jüngerschaft niemals leicht. Viele Hindernisse müssen überwunden werden, denn wie können wir sonst unsere Kräfte erproben und unseren Geist stählen? Ohne dieses Stählen des Geistes können wir wirklich nicht ein Leben der Errungenschaft vollbringen und Mitarbeiter der Großen Weißen Bruderschaft werden. Groß sollte die Selbstverleugnung aller wahren Aspiranten sein. Im Ägypten des Altertums mußten die Neophyten schreckliche, künstlich hervorgerufene Gefahren und Versuchungen durchmachen, und nur sehr wenige unter ihnen waren imstande, die Probe zu besteher Heutzutage sind alle künstlichen Prüfungen abgeschafft, und der Jünger muß imstande sein, den Schwierigkeiten und Hindernissen des täglichen Lebens zu begegnen. Und natürlich werden seine inneren Motive stets in Betracht gezogen, gemeinsam mit seiner Wachsamkeit, seinem Mut, seiner Urteilskraft, Vorsicht, Ehrlichkeit und Hingabe. Und ebenso wie in alten Zeiten sind sehr wenige erfolgreich bis zum Ende.

Aber jene Jünger, die ein großes Potential von Ansammlungen aus früheren Leben besitzen, können alle Schwierigkeiten willkommen heißen. So lernen die engsten Jünger, am Rande eines Abgrunds entlangzugehen. Wenn die äußerste Grenze der Erduldung erreicht ist, kommt stets die wunderbare Hilfe. Großes Vertrauen, große Hingabe und Dankbarkeit gegenüber der Hierarchie des Lichtes wohnen im Herzen des wahren Jüngers, und dies ist der hauptsächliche Grund, warum es möglich ist, so wunderbaren Schütz und Führung zu geben. Wenn der Silberfaden, der das Herz des Jüngers mit dem Lehrer verbindet, intakt ist, scheint nichts in Furcht zu versetzen, und alles Notwendige wird gewährt. Die Hilfe kommt jedoch stets im letzten Augenblick, wenn alle unsere Fähigkeiten und Bemühungen bis aufs äußerste angespannt sind. Denn auf welche andere Art und Weise könnten unsere Energien sonst in höhere Feuer umgewandelt werden? Selbst nach dem physischen Gesetz werden alle Energien nur an der Grenze ihrer höchsten Spannung umgewandelt.

Die Umwandlung unserer Energien in höhere Feuer ist tatsächlich das Ziel unserer Existenz. Und nur durch die Erlangung dieser Umwandlung wird unser Organismus würdig und fähig, die subtilsten Energien zu assimilieren, die von der Hierarchie des Lichtes gesandt werden. Darum sollten wir den heroischen, schönen Dienst annehmen und ihn auf die tägliche Arbeit anwenden. Die Möglichkeit, uns den Herren des Lichtes zu nähern, sollte unsere tägliche Freude werden, wahrlich, diese Möglichkeit ist in uns und nur wir selbst können ihre Verwirklichung beschleunigen.

Sowohl alles Elend als auch alles Glück ist in uns. Die Großen Lehrer sind immer bereit, eine hilfreiche Hand auszustrecken, aber man muß wissen, wie man sie annehmen sollte. Erinnere Dich daran, wie es in der Lehre ausgedrückt wird hinsichtlich derer, die die Höchste Hilfe erbitten, sie jedoch nicht annehmen können:

„Jeder Mensch, der von Beistand träumt, hat bereits selbstsüchtig die Richtung und das Ausmaß desselben bestimmt. Kann ein Elefant in einem niedrigen Keller Platz finden? Aber der Hilfesuchende erwägt weder den Umfang noch die Angemessenheit der Hilfe. Lilien sollten zur Winterzeit blühen, und in der Wüste muß eine Quelle hervorsprudeln, sonst ist das Verdienst des Lehrers gering ... Meine Quelle blieb jenseits der Grenze Deiner Vision, und du wandtest Dich nicht um, um Meine Blumen zu betrachten. Du bedecktest Deinen Weg mit Selbstsucht und fandest nur Zeit, Deine gepflegten Fußsohlen vor den Domen zu schützen, die Du selbst gepflanzt hast. Meine Hilfe flüchtete wie ein aufgescheuchter Vogel. Mein Bote eilte zurück... Meine Hilfe ist zurückgewiesen...

Doch der Wanderer fährt weiter stumpfsinnig fort, um Hilfe zu bitten, und lenkt seine Aufmerksamkeit auf die Stätte seiner zukünftigen Vernichtung. Darum raten Wir stets zu Wachsamkeit, Beweglichkeit, Unvoreingenommenheit. Sonst kann man nicht mit der Wirklichkeit Schritt halten.» (Agni Yoga, 164)

Wir sollten also, in vollem Vertrauen auf die Weisheit der Führenden Hand, unser inneres Instrument weiter verfeinern und vervollkommnen. Wir können es nur durch die Reinigung und Erweiterung des Bewußtseins erreichen, und dann wird uns der heroische Dienst in seiner Schönheit herrlich offenbart werden. Wahrhaftig, die Bücher der Lehre sind voll mit den vollständigsten Hinweisen, wenn wir nur lernen wollen, wie wir sie anwenden sollten! Ist nicht jeder auf das Leben angewandte Hinweis ein Schritt näher zum Großen Lehrer? Ein entscheidender Augenblick kommt im Leben eines jeden! Wahrlich, „wir kennen weder den Tag noch die Stunde»! Darum sende ich Dir den brennenden Wunsch meines Herzens: Arbeite freundschaftlich, sorge dafür, daß eine harmonische Atmosphäre in Deinen Versammlungen und Gemeinschaften bewahrt wird. Diese Versammlungen sollten nicht zahlreich sein, aber erleuchtet und inspiriert von der brennenden Liebe zum Lehrer, der Dich berief.

Die Zeit ist so drohend, daß nur große Hingabe und Solidarität Dir helfen werden, bis zu dem großen Tag der vorherbestimmten neuen Ära durchzuhalten. Einigkeit und gegenseitiger Respekt unter den erleuchteten Köpfen und Herzen wird diese Aufgabe außerordentlich erleichtern.


20. Dezember 1934

Möchtest Du wirklich in ein enges Sektierertum verfallen? Natürlich, wenn man die Lehre des Lebens vom christlichen Standpunkt aus betrachten will, steht es einem völlig frei, dies zu tun, da tatsächlich sehr viel in der Lehre ist, was aus den Erfahrungen von vielen christlichen Mystikern bestätigt werden kann. Ist die Quelle nicht ein und dieselbe? Die Errungenschaften der christlichen Mystiker und des engen Dogmatismus der Kirche sind jedoch Gegensätze. Wer den Pfad der Mystiker und der frühen Kirchenväter verfolgen möchte, kann dies parallel mit dem Vertiefen seines Verständnisses für die Lehre des Lebens tun. Jeder sollte die geeignetste individuelle Annäherung wählen, aber er sollte sich vor der Lästerung gegen andere Aspekte derselben großen Wahrheit hüten. Darum ermutige alle, auf ihrem eigenen individuellen Pfad zu wandeln.

Am allerwenigsten liebe ich jene Aufsätze über praktischen Okkultismus, die die Bedeutung einer erhabenen Reinigung des Herzens nicht erwähnen, ehe sie anfangen, mit gefährlichen Energien zu experimentieren. Ich kann Dir nicht sagen, wie sehr ich diese ganze Technik verabscheue, die zu nichts als Zerstörung führt. Wahrlich, wenn statt sich auf die Nasenspitze oder den Nabel zu konzentrieren, alle Bemühungen darauf gerichtet würden, nach geistiger Synthese zu streben, und nach der Aufgabe, seinen Mentalkörper zu stärken, könnten die Errungenschaften bedeutungsvoll und nützlich sein, bestimmt viel bedeutender, als den Duft von Veilchen auszuatmen, der in jeder Parfümerie erworben werden kann.

Zu Deiner Orientierung muß ich Dir sagen, daß es, okkult gesprochen, falsch ist zu sagen, daß „eine Energie ein Teil einer anderen wird». Es ist richtiger zu sagen, daß die Eigenschaften der Energie umgewandelt werden können mit Hilfe eines bindenden Elements, dem Antrieb einer dritten Kraft oder einer neuen Zutat, die die Qualität in eine andere umwandelt. So wird die gegenseitige Wirkung der Energien des Weltraumes hergestellt. Alles im Weltraum beruht auf Gegenseitigkeit. Ich möchte Dir raten, das Tagebuch eines Arztes von dem berühmten Dr. Pirogoff zu lesen. Ich selbst habe es nicht gelesen, aber H.P. Blavatsky stimmte seinen Werken in ihrer Zeit sehr zu und zitierte ihn oft in ihren Büchern. Sein unvoreingenommener Verstand, der den Pfad wissenschaftlicher Forschung verfolgte, brachte ihn in den Bereich des Okkulten.

Der Neuaufbau der Welt kann nicht ohne Zusammenstöße und Katastrophen stattfinden. Alle Bemühungen der Großen Weißen Bruderschaft sind darauf konzentriert, die Flut des Irrsinns bis zu der Zeit zurückzuhalten, wo die Verbindung der Himmelskörper günstiger ist, um auf diese Weise eine weitreichende Errettung zu erleichtern. Okkult gesehen ist es sehr schädlich und gefährlich, genaue Formeln und Daten in den Weltraum zu werfen. Die genauen Daten werden von den Kräften des Lichtes tatsächlich besonders geschützt. Aus diesem Grunde heißt es: „Die Wege des Herrn sind unerforschlich», und „Wacht darum, denn Ihr wißt weder den Tag noch die Stunde», und darum sind Wunder auch immer unerwartet. Die Diener der Dunkelheit haben viele Ohren, und soviel der vorhergesagten Wohlfahrt ist durch unwissende und leichtsinnige Ankündigung von Daten vereitelt worden.

Ich werde aus der Lehre zitieren:

„Der Planet vollendet einen Zyklus, der alles zur Summierung führt. Die Zeit kommt, wo jedes Prinzip sein ganzes Potential offenbaren muß. Diese Kreise werden in der Weltgeschichte als Niedergang oder als Wiederaufbau angesehen. Aber diese Rhythmen müssen als Triumph des Lichtes oder der Dunkelheit betrachtet werden. Die Zeit ist gekommen, wo sich der Planet einem solchen Kreise der Summierung nähen, und nur die gesättigtste Spannung des potentiellen Willens wird in Sieg enden. Der Kreis der Summierung erweckt alle Energien, denn am Endkampf werden alle Kräfte des Lichtes und der Dunkelheit teilnehmen, von den Allerhöchsten bis hinab zum Abschaum. Empfindungsfähige Geister wissen, warum soviel vom Höheren neben dem Schuldigen und Trägen offenbart wird. In dem Konflikt vor dem Kreise der Summierung werden Streitigkeiten zwischen allen welträumlichen, irdischen und überirdischen Kräften stattfinden. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt müssen sich die Mitarbeiter an die Verordnung des Kosmos erinnern.

Die Welt durchlebt jene Stadien, durch die alle entscheidenden Augenblicke in der Geschichte der Menschheit bekanntgemacht worden sind. Perioden der Zerstörung gehen dem Aufbau voraus. Schöpferkraft, die angespannt worden ist, ruft alle Energien ins Leben. Jenes Zeitalter, in das die Menschheit eingetreten ist, wird unfehlbar alle Möglichkeiten von Kräften offenbaren, denn dieses Zeitalter ist ein entscheidendes, und ein Wendepunkt in der Weltgeschichte nähert sich. Bestimmt, der Zustand des Planeten hat sich nicht durch Zufall ereignet, und jede Spannung bestätigt jenen Strom, der alle Sphären verschlingt. Wenn der Konflikt unerbittlich ist, wird der Sieg entscheidend sein. Denn alle Kräfte und Sphären nehmen an diesem kosmischen Kampf teil. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt muß man das Schwert des Lichtes ergreifen, um das Neue Zeitalter aufzubauen. (Feurige Welt III, 350, 352)

Die Zeit ist also sehr gespannt, und große Ereignisse stehen bevor. Aber wie können diejenigen sich fürchten, die sich der Höchsten Führung anvertraut haben, deren Bewußtsein ungeteilt ist, und die m völliger Bereitschaft darauf vorbereitet sind, alles für den Dienst an der Menschheit zu opfern? Wahrlich, die Hingebungsvollen sollen errettet werden. Man muß sich also unwiderruflich entscheiden, ob man den Kräften des Lichtes allumfassend dient oder aufgrund eines engen Sektierertums ein Diener der Kräfte der Dunkelheit ist. Es gibt dort keinen lauwarmen Mittelweg, wo das Schwert des Lichtes zuschlägt. Die Zeit ist äußerst drohend.

Vorläufig müssen die heiligen Daten geheimgehalten werden. Wenn alles, was vorherbestimmt ist, vorzeitig angekündigt werden würde, dann würden die Menschen es ganz bestimmt wütend verurteilen.

Ja, man muß außerordentlich vorsichtig sein, wenn man mit so vielen Organisationen Fühlung nimmt. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, was für eine Mannigfaltigkeit von Menschen in sie eintritt. Die Gründer dieser Organisationen mögen gute Menschen sein, aber die Anhänger könnten Dich wegen ihrer großen Anzahl in vieler Hinsicht überraschen. Darum sei vorsichtig. Beispiele von Unzuverlässigkeit solcher Anhänger sind Dir nicht fern.

Das Große Bündnis ist und war stets: „Nicht Quantität, sondern Qualität!» Das Heilige wird nur den Hingebungsvollsten anvertraut, die jahrtausendelang geprüft Worden sind.

Die Gesichter von vielen offenbaren ihr wahres Ich, und es ist wichtig zu wissen, wie man sie unterscheiden kann. Für jene, die den Pfad des Großen Dienstes für die Menschheit erwählt haben, ist Urteilsfähigkeit ein Prüfstein, sie ist die erste Forderung und Bedingung auf dem Pfad wahrer Jüngerschaft. In einem gewissen Stadium geistiger Entwicklung sind wir daher imstande, die eingeprägten Zeichen des Geistes derer okkult zu sehen, die uns umgeben und die an uns herantreten. Ohne diese Fähigkeit erlangt zu haben, ist es vergeblich zu hoffen, angenommen zu werden, denn wie kann man einem Jünger trauen, wenn er nicht fähig ist, das Licht von der Dunkelheit oder den Freund vom Verräter zu unterscheiden? Der ganze Aulbau des Lebens würde durch solche Unwissenheit vernichtet werden. Gewiß, direktes Wissen ist bei der Unterscheidung äußerst hilfreich. Aber wie viele besitzen es? Sicherlich, es ist die seltenste Eigenschaft und kommt als Folge von jahrtausendelangem, unermüdlichen Streben nach Wissen und Licht. Ich glaube wirklich nicht, daß wir auch nur hundert solcher Glücklichen aufzählen können! Es wurde einmal gesagt, daß es nicht mehr als tausend Geister über die ganze Weite unseres Planeten gibt, die Kenntnis der Wahrheit besitzen. Und denke nur, dies aus zwei Milliarden Menschenwesen! Für jene, die sich für fähig erklären, unterscheiden zu können, ohne zu irren, ist dies durchaus nicht ermutigend.

Viele glauben auch, daß sie kosmisches Bewußtsein besitzen, daß sie die höchsten Grade der Einweihung durchgemacht haben etc. etc. Die Eingebildetheit der Menschheit ist eine äußerst tragische Seite in der Geschichte der Menschheit. Und erst wenn die Menschen die wahren Archive der Geschichte des Planeten sehen können, wird diese Tragödie deutlich sichtbar werden. Die Zeit wird kommen, wo sie erkennen werden, daß unsere Menschheit selbst heute noch auf der Stufe der Höhlenbewohner stünde, wenn eine kleine Gruppe der Höchsten Geister nicht das große Opfer gebracht hätte, sich viele Zeitalter hindurch während der großen Wendepunkte der Geschichte des Planeten unter den Menschen zu verkörpern, um dem menschlichen Bewußtsein einen neuen Antrieb zu geben, und wenn ihre Bemühungen nicht von einer kleinen Anzahl ihrer Jünger und den Mitarbeitern dieser Jünger fortgesetzt worden wären!

Man kann daher sehen, wie das gleiche Ego der Größten Individualität in einer ganzen Reihe von Großen Ebenbildern erschienen ist. Sehr wenige bedeutende Inkarnationen sind den Erdbewohnern tatsächlich noch verblieben. Wahrlich, diesen Bodhisattvas, wie Sie im Osten genannt werden, verdanken wir alles, was am kostbarsten, am höchsten und am notwendigsten in der Welt ist, denn Sie haben das menschliche Bewußtsein genährt und dadurch unser Leben umgewandelt und verlängert.

Ich werde einige Auszüge aus N. Rokotoffs Grundlagen des Buddhismus, die die Bodhisattvas betreffen, anführen:

„Das Wort Bodhisattva umfaßt zwei Begriffe: Bodhi - Erleuchtung oder Erweckung, und Sattva - die Essenz. Wer sind diese Bodhisattvas? Die Jünger Buddhas, die freiwillig auf ihre persönliche Befreiung verzichtet haben, und, dem Beispiel ihres Lehrers folgend, in den langen, ermüdenden, dornigen Pfad der Hilfe für die Menschheit eingetreten sind. Solche Bodhisattvas erscheinen auf Erden inmitten der verschiedensten Lebensumstände. Physisch in keiner Weise unterscheidbar von den übrigen Menschen, sind sie jedoch gänzlich anders in ihrer Psychologie und sind beständig die Herolde des Prinzips des Allgemeinwohles ... Was für Eigenschaften muß ein Bodhisattva besitzen? In der Lehre von Gautama Buddha und in der Lehre des Bodhisattvas Maitreya, die Er nach der Überlieferung des vierten Jahrhunderts Asanga gab, wurde der höchste Grad von Energie, Mut, Geduld, Beständigkeit des Strebens und Furchtlosigkeit in erster Linie hervorgehoben. Energie ist die Grundlage von allem, da sie allein alle Möglichkeiten enthält. Buddhas sind ewig tätig, Unbeweglichkeit ist Ihnen unbekannt. Wie die ewige Bewegung im Weltraum, offenbaren sich die Taten der Söhne von Eroberern in den Welten...

Mächtig, tapfer, fest in Seinem Schritt, nie weist Er die Last einer Errungenschaft für das Allgemeinwohl zurück... Der Bodhisattva kennt drei Freuden:

Die Freude des Gebens, die Freude des Helfens und die Freude ewiger Erkenntnis. Geduld immer, in allem und überall. Die Söhne Buddhas, die Söhne der Eroberer, Bodhisattvas in ihrer tätigen Barmherzigkeit, sind die Mütter für das Allexistierende» (Mahayana - Sutra).

Führen diese Bodhisattvas nicht jene hundert, die auf unserem Planeten zu finden sind? Doch mühselig ist das Los dieser Bodhisattvas, niemand hat soviel Verleumdung und Verfolgung erduldet (und Sie erdulden noch immer) wie diese wahren Erretter der menschlichen Rasse. Aus ihrer Zahl kamen die Gründer großer Königreiche, großer Religionen und Philosophien, viele Alchimisten und mehrere Heilige. Aber suche Sie nicht unter den engen Dogmatikern! Sie sind Gründer der lebendigen Religion des Herzens, aber nicht des unterjochenden Dogmas. Sie sind die Gründer und die Feurigen Reiniger von Religionen. Nun muß ich haltmachen. Ich bin zu weit abgewichen und muß zu Deinem Brief zurückkehren.

Du fragst hinsichtlich der Ableugner der Hierarchie des Lichtes. In Indien werden jene Lehrer, die die Aufeinanderfolge der Hierarchischen Kette zurückweisen, als „wurzellose Bäume» bezeichnet, und niemand beachtet sie.

Du kannst Deinen Fragestellern sagen, daß die wahre Lehre die Grundlagen der uralten Bündnisse niemals verwirft, und daß diese Grundlagen auf Ehrerbietung für die Große Hierarchie beruhten. Ohne die Verbindung mit der Hierarchie des Lichtes gleicht unser Schicksal dem eines Kätzchens in der See. Was kann ohne den Führenden Begriff existieren? Wahrlich, der Begriff der Hierarchie ist ein Kosmischer Begriff und ein Kosmisches Gesetz. Das ganze Universum wird unter diesem Feurigen Gesetz gespeist und aufrechterhalten. Darum ist jede Lehre, die dieses Prinzip ableugnet, eine falsche Lehre.

Was Einweihungen anbetrifft, so kann ich sagen, daß es viele Grade von Einweihung im Leben gibt, und jeder, der etwas mehr weiß als sein Nachbar, ist bereits in etwas eingeweiht. Bitte unterscheide auch gründlich zwischen den Weißen Brüdern, den Mitgliedern der Gemeinschaft im Himalaya und den gewöhnlichen weißen Brüdern, die Menschen sind, die der Lehre des Lichtes folgen.

Die Mehrzahl der Großen Brüder gebraucht jetzt einen verdichteten subtilen Körper. Und Jene, Die noch in ihrem physischen Körper sind, werden jetzt in der Hauptfeste gesammelt. Alle Ashrams in Tibet sind verborgen in abgeschlossenen, unpassierbaren Engpässen. Die schrecklichen Ausdünstungen der irdischen Atmosphäre ist für die Anwesenheit der Großen Lehrer unter den Menschen nicht geeignet. Überdies macht ihre Arbeit im Augenblick ihre physische Gegenwart nicht erforderlich. Solche Bezeichnungen, wie „Eingeweihter», „Adept», „Weißer Bruder», werden schrecklich entweiht. Es wäre gut, über die Worte des Großen Lehrers K.H. nachzudenken: „Ein Adept ist die seltenste Blume einer ganzen Reihe von Generationen Suchender.» Doch wahrhaftig, wie viele Male ist diese Blume unter der Schar der sich selbst aufopfernden Weisen geboren worden? Wir sollten hier also die größte Vorsicht offenbaren und die größten Begriffe nicht entweihen! Es ist wirklich unmöglich, sich die ganze Majestät eines Arhats der Hierarchie des Lichtes vorzustellen! Unser begrenzter Verstand und unsere Vorstellungsfähigkeit können es nicht erfassen. Nur das Zittern des Herzens wird den geistigen Jubel eines hingebungsvollen Jüngers andeuten, der den nahenden Strahl des Lehrers des Lichtes fühlt!

Zum Abschluß werde ich einen Paragraphen zitieren, der die Notwendigkeit für Urteilskraft bestätigt:

„Der offenbarte Kampf fordert zu einer Unterscheidung zwischen den Pfaden auf, die zum Licht, und denen, die zur Dunkelheit führen. Während der kosmischen Spannung aller Kräfte ist dieses Unterscheidungsvermögen unentbehrlich denn der Weltraum ist mit feurigen Pfeilen angefüllt. Jedes Bewußtsein muß mit Bestätigung des feurigen Kampfes erfüllt sein. Wahrhaftig, wahrend einer solchen feurigen Spannung von offenbarten Pfeilen muß die Menschheit unverzüglich jene Richtung zur Rettung annehmen, die ihr seitens der Kräfte des Lichtes angedeutet worden ist. Zur Unterstützung des Planeten werden feurige Ströme gesandt, sie müssen mit Geist und Herz empfangen werden. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt ist es besonders wichtig, die Kraft zu erkennen, die für die Rettung der Menschheit verausgabt wird.» (Feurige Welt III, 378)

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