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31. Mai 1935

l. Es wäre richtiger zu sagen, daß der Zyklus des Kali Yuga sich auf unserem Planeten seinem Ende nähert und daß wir jetzt durch ein Übergangsstadium hindurchgehen. Satya Yuga muß mit der Bestätigung der sechsten Rasse beginnen der individuelle Gruppen bereits auf der Erde erscheinen. Aber das nen, wirkliche Zeitalter des Satya Yuga kann auf unserem Planeten erst beginnen, nachdem der Planet von seinem untauglichen Material gereinigt worden ist und neue Kontinente gebildet sind. Wie gewöhnlich erscheinen die ersten Anzeichen der Epoche viel früher, aber die Kontinente, die vorherbestimmt sind, die Mehrzahl der sechsten Rasse anzunehmen, können viele Zeichen der kommenden neuen Epoche offenbaren.

2. Ich würde nicht behaupten, daß „die Frau in den Feuern der Inquisition für die Verbrechen verbrannt wurde, die sie wegen ihrer schwachen und unterjochten Stellung beging». Eine derartige Behauptung würde einseitig und ungerecht sein. Die wirklichen Verbrecher wurden selten durch die Feuer der Inquisition hingerichtet. Die Opfer waren die persönlichen Feinde der Inquisitoren und harmlose Individuen mit medialen und psychischen Neigungen, die sich häufig stärker in Frauen ausdrücken.

Es ist unfair, der Frau die Schuld für die demütigende Stellung zuzuschreiben, die sie in der sozialen Ordnung einnimmt, sogar unter den sogenannten zivilisierten Nationen. Menschen mit geringer intellektueller und geistiger Entwicklung sind geneigt, das Erhabene herabzusetzen. Die unvoreingenommene Weltgeschichte beweist uns, daß in den Zeiten des Altertums jene Nationen blühten, die das weibliche Element verehrten. Wie es heißt: „Alle diejenigen, die diese Rechte geltend machen, besitzen sie nicht unbedingt.» Wahrlich, die Aneignung von Rechten durch brutale Gewalt läuft dem Kosmischen Recht zuwider. Sonst könnten wir leicht die Meinung äußern, daß. die Maschine den hochentwickelten Apparat des Menschen übertrifft. Solche Ansichten sind ziemlich weit verbreitet und verderblich für die soziale und die Weltordnung. In den höheren Welten wird das weibliche Prinzip außerordentlich verehrt, denn die Frau ist die Personifizierung der Selbstaufopferung und des ewigen Gebens auf dem Pfad der schweren menschlichen Evolution. „Die Frau verfolgte den Weg der Errungenschaft», wurde gesagt. Wir sollten nicht vergessen, wie die Hierarchie die Mutter der Welt verehrt!

3. Falsch sind die Behauptungen, die in Büchern zu finden sind, daß alle Religionen und Lehren die niedrige Stufe der Frau behandeln. Solche Diskussionen, wie sie vorkommen, sind Entstellungen und Hinzufügungen, die in späteren Zeiten von denen vorgenommen wurden, die durch Habsucht und Unwissenheit die Macht besaßen. Wahrlich, den Großen Gründern von Religionen und Lehren darf nicht die Schuld für diese himmelschreiende Unwissenheit zugeschrieben werden. Wir sollten bedenken, wie viele unehrliche und habgierige Hände diese Lehren während der Jahrtausende gehandhabt haben!

Buddha hatte die größte Hochachtung für die Frau und erklärte, daß sie, ebenso wie der Mann; die höchsten Grade der Arhatschaft erreichen könnte. Wahrlich, dasselbe Feuer des Geistes, die gleiche Monade, brennt in der Frau wie im Mann. Der psychische Apparat der Frau ist subtiler als der des Mannes. Aus diesem Grunde übertrugen die Hohenpriesterinnen der Isis im alten Ägypten den Hierophanten die Anordnungen der Göttin, aber niemals umgekehrt.

Wenn unsere christliche Kirche die Frau in dem Grade gedemütigt hat, daß der Pfarrer während der Trauung verkündet, daß „die Frau ihrem Manne gehorchen soll», war es im alten Ägypten ganz anders, weil dort die Frau das Haupt des Haushaltes war. Viele seltsame Dinge müssen noch offenbart werden. Wahrlich, wir leben in der Maya unserer Unwissenheit. Dies ist nicht nur die Folge einer Dürftigkeit von greifbaren Beweisen und Tatsachen, sondern das ererbte Leiden des Vorurteils und der Verneinung. Von sehr früher Kindheit an richtet diese Krankheit unser Denken zugrunde wie ein Krebsübel.

Die wahre Geschichte und besonders das wahre Wissen wird viele erstaunliche Seiten und wirkliche Tatsachen offenbaren. Wir sollten uns an die großen Worte erinnern: „Man könnte sagen, daß uns kein einziges Bündnis ohne Entstellung erreicht hat. Endlos sind die Abänderungen und Entstellungen, die in den Übersetzungen der großen Schriftsteller erschienen sind.» Wie schrecklich entstellt sind die Werke der ersten Väter des Christentums. Laßt uns beispielsweise den großen Origenes nehmen. Haben wir nicht ein Beispiel einer solchen Entstellung im Vorwort zu seinen Werken, das von seinem Jünger geschrieben wurde? Wahrlich, je tiefer wir über die Quellen aller Lehren nachdenken, um so deutlicher wird ihre Einheit und Großartigkeit offenbart. Darum sollten wir nicht in unserer Unwissenheit die großen Gründer der Lehren anschuldigen, die sicherlich das große Gesetz des Gleichgewichts der Elemente kannten. Im Altertum stand die letzte und höchste Einweihung im Zusammenhang mit dieser Erleuchtung und diesem Wissen. Das ganze Mysterium, die ganze Schönheit des Seins wurde der Seele offenbart, die vom höchsten Licht erleuchtet wurde. Sogar im entstellten Hinduismus sind einige Hinweise auf die Bedeutung des Weiblichen Elements bewahrt. Und selbst bis auf den heutigen Tag können die allerheiligsten Riten nicht von einem Brahmanen allein ohne Beteiligung seiner Frau verrichtet werden.

Auch Christus bestätigte die Gleichheit der Elemente, aber dunkel waren die Nachfolger seiner Jünger, und diese Dunkelheit nahm sozusagen nicht in arithmetischer, sondern in geometrischer Progression zu.

Auch Zoroaster hielt das Weibliche Element hoch in Ehren, und in seinen Bündnissen kann man beachtenswerte Hinweise über die Herrlichkeit der Kosmischen Liebe finden.

4. Es heißt in den Lehren: „Der Lingam ist das Gefäß der Weisheit», was bedeutet, daß seine lebensverleihende Substanz wichtige Eigenschaften besitzt. Genau, durch das sparsame Umgehen mit dieser Substanz sammeln sich lebenswichtige Kräfte an, und dadurch halten wir die Schöpferkraft in uns aufrecht. Darum wird von jedem, der den praktischen Okkultismus studiert, völlige Enthaltsamkeit erwartet. Erst später nahm dieses Wissen die Form eines häßlichen phallischen Kultes an. Dies erklärt, warum die Arhats ein Leben gänzlicher Enthaltsamkeit führen.

5. Man sollte nicht über Vollkommenheit des Menschen in den beiden ersten Rassen sprechen, da diese Vollkommenheit nur potentiell war. Wenn die Zivilisation auf unserem Planeten in der zweiten Hälfte der dritten Rasse so hoch war, war dies nur die Folge der Tatsache, daß damals die Großen Elohim auf die Erde kamen. (Esoterisch verstanden waren unter ihnen Geister beider Geschlechter.) Sie verkörperten sich als Göttliche Führer und Herrscher, und ihre Nachkommen erhielten einen Funken, der die mentalen Fähigkeiten erweckte. In diesen Nachkommen begannen die Zentren zu funktionieren, während sie im größeren Teil der Menschheit noch untätig waren.

Diese Elohim, die von den höheren Welten oder Planeten kamen, wurden in den damals existierenden menschlichen Formen inkarniert, und sie wurden die Anzünder des Bewußtseins und der mentalen Fähigkeiten der Menschheit. Selbst wenn also die Geistigkeit in den frühen Rassen vorherrschte, könnten sie doch nicht als vollkommen bezeichnet werden, weil ihnen die Fähigkeit des Denkens fehlte. Denken ist die Krone der Welterschaffung, da nur der bewußte Gedanke erschaffen kann. Darum wird der denkende Mensch, der durch das Licht der Geistigkeit erleuchtet ist, „die Krone der Schöpfung» und „Schöpfer» genannt. Nur der Geist, der durch endlose Formen und Existenzen hindurchgegangen ist, kann jene Erfahrung, jene Grundlage der Gefühle und der geistigen Vorstellungsfähigkeit ansammeln, ohne die weder Urteilskraft noch Gedanken, noch Erfahrung möglich sind. Der Verstand, der durch Geistigkeit erleuchtet ist, ist wahrhaftig eine Gottesgabe. Wie alle östlichen Lehren erklären: „Es gibt keinen Gott, der nicht einst Mensch war.» Und auch: „Alle Götter müssen durch die menschliche Evolution hindurchgehen.»

6. Zwillingsseelen, die jahrhundertelang getrennt waren, erkennen einander nicht, wenn sie sich begegnen. Genau, nur jene Seelen, die jahrtausendelang auf der irdischen Ebene durch große geistige und tiefempfundene Gefühle vereint waren, können in den höheren Welten kosmische Einswerdung erlangen. Die Vereinigung der Bewußtseine und der Herzen findet nicht in einem einzigen Leben statt, nicht einmal im Laufe mehrerer Leben. Wahrhaftig, Jahrtausende sind erforderlich, um die Energien anzusammeln, die diese untrennbaren Bande hervorrufen können. Die höchste Schönheit ist nicht so leicht erreichbar!

7. Wirklich, alle Geister, in denen der Funke des Strebens nach dem Schönen und Höchsten nicht erloschen ist, werden in Formen wiedererweckt, die ihrem geistigen Zustand oder der Ansammlung ihres Kelches entsprechen.

Die Vulgarität der Einbildung entspricht gänzlich der niedrigen moralischen Stufe des Menschen. Darum sind wir besonders verantwortlich für das spezielle Schützen der Höchsten Ebenbilder vor aller möglichen Erniedrigung, Lästerung und frevelhafter Auslegung.

Es ist notwendig zu wissen, daß die Kosmische Krone nur in den höheren Welten möglich ist, wo die Probleme der kosmischen, feurigen, schöpferischen Tätigkeit wenig gemein mit ihrer irdischen Entsprechung haben. Diese Krone ist der irdischen Darstellung derselben wenig ähnlich. Man muß berücksichtigen, daß die Arhats hier in der Irdischen Feste der Bruderschaft in Einsamkeit bleiben, wie es der Dienst an der Menschheit verlangt. Jeder von Ihnen unternimmt Seinen speziellen Auftrag und führt äußerst schwierige Aufgaben aus. Die Seelen, die Ihnen am nächsten stehen, die karmisch mit Ihnen verbunden sind, verkörpern sich auf Erden während der Ausführung eines neuen Evolutionsplanes, und während sie das irdische Bewußtsein in die neue evolutionäre Richtung lenken halten sie die Verbindung mit den Arhats aufrecht und erfüllen Ihren Willen. Die Mannigfaltigkeit der Aufgaben macht verschiedenartige Bedingungen erforderlich. Darum bleiben einige Arhats in der verdichteten astralen Form, und nur eine kleine Gruppe von Ihnen bewahrt den physischen Körper, um einen speziellen Auftrag auszuführen. Wahrhaftig, die Last Ihrer Arbeit für das Allgemeinwohl übertrifft jede Vorstellung! Das Prinzip der Selbstentsagung in seiner ganzen Herrlicheit und Schönheit wird von diesen Dienern der Wahrheit und des Allgemeinwohls voll und ganz angenommen. In ungeheurer Spannung, auf ewiger Wache, in großer Geduld und auf Kosten ungeheurer Anstrengung lenken sie den Kurs des Schiffes der Menschheit. Sie opfern Ihr Leben für Ihre Mitmenschen. Sie gleichen die Krängung des Schiffes aus und steuern es den rechten Kanal entlang. Hier ist ein Paragraph aus der Lehre des Lebens:

„Womit kann man Unsere Gemeinschaft genauer vergleichen - mit einem Chor von Psalmensängern oder mit einem befestigten Lager? Eher mit dem zweiten. Man kann sich vorstellen, wie sie sich den Regeln der militärischen Organisation und Führerschaft anpassen muß. Ist es möglich, die Pfade des Vorwärtsgehens der Gemeinschaft ohne Zunickschlagen und Angriff festzulegen? Ist es möglich, eine Festung im Sturm zu nehmen, ohne ihre Lage zu kennen? Die Voraussetzungen für Verteidigung und Angriff müssen erwogen werden. Erfahrenes Wissen und angespannte Wachsamkeit sind erforderlich. Diejenigen, die die Gemeinschaft für ein Bethaus halten, irren sich. Diejenigen, die die Gemeinschaft eine Werkstatt nennen, irren sich. Diejenigen, die die Gemeinschaft als ein exklusives Laboratorium betrachten, irren sich. Die Gemeinschaft ist eine hundertäugige Wache. Die Gemeinschaft ist der Orkan des Boten. Die Gemeinschaft ist das Banner des Eroberers...» (Neues Zeitalter-Gemeinschaft, 183)

Ich sollte noch hinzufügen, daß die Gemeinschaft der Leuchtturm und der einzige Anker der Menschheit ist. Die besten Menschen sind daher verpflichtet, ihre unerträgliche Last zu erleichtern. Und wie ungeheuer sollte unsere Dankbarkeit diesen Hohen Geistern gegenüber sein, die Sich jahrhundertelang aufgeopfert haben und weiterhin ihre wohlverdiente höhere Glückseligkeit opfern, damit Sie das Schicksal der Menschheit erleichtem und den Planeten vor Zerstörung erretten können!

Können wir eine klare Linie ziehen zwischen dem Monotheismus und dem Polytheismus? Können wir auch nur eine einzige Religion nennen, die einen strengen Montheismus verkündet? Wahrlich, die ganze Bedeutung des Lebens ist Einheit in Vielgestaltigkeit. In der christlichen Religion besteht der augenfälligste Polytheismus. Der Begriff von Gott, dem Vater, und seinem inkarnierten Sohn Jesus Christus kann nicht als monotheistisch angesehen werden. Ist nicht die heidnische Dreiheit in die Grundlage der christlichen Religion gelegt worden? Und wie ist es mit den Himmlischen Heerscharen und der Jakobsleiter? Wahrlich, es kann hier wiederholt werden, daß diejenigen, die das Stäubchen im Auge ihres Bruders sehen, nicht den Balken in ihrem eigenen Auge erkennen. Bestimmt hat man das Recht zu behaupten, daß die christliche Kirche den Nutzen des Erbes der verachteten Heiden annahm, aber sehr viele erhabene Vorstellungen entstellte und herabsetzte.

Wer kann sagen, wo die Rechte der Frau beginnen und enden - Rechte, die ihr von der Natur gegeben worden sind? Die gleiche Frage könnte über die Rechte des Mannes gestellt werden. Nur die Evolution gibt die Antwort und deutet die Richtung an. Die Natur zeigt in keiner Weise an, daß die Frau auf ihren Herd beschränkt sein sollte! Wirklich, sie ist die Mutter und die Hüterin der Welt. Daher gibt es kein einziges Lebensgebiet, auf dem der Mann allein herrschen könnte. Gerade diese Herrschaft des einen Elementes hat das dunkle Zeitalter hervorgerufen. Schöpferkraft ist beiden Elementen in gleicher Weise verliehen worden. Im Mann ist sie augenblicklich nur deswegen ausgeprägter, weil die Frau der gleichen Erziehung beraubt war und nicht dieselben Möglichkeiten gehabt hat, ihre schöpferischen Kräfte in großem Maßstab zu gebrauchen. Selbst heute noch herrscht ein unwissender Glaube vor, daß das Gehirn der Frau leichter und kleiner sei als das des Mannes und daß die Frau daher dümmer sei etc. Ich erinnere mich, wie erstaunt die Wissenschaftler waren, als das Gehirn nach dem Tode eines glänzenden Schriftstellers, Anatole France, gewogen wurde, und man fand, daß es erstaunlich leicht war, fast wie das Gehirn eines Kindes! Auch als jemand einmal sagte: „Je entwickelter das Tier ist, um so größer ist sein Gehirn», erinnere ich mich, daß der Lehrer darauf hinwies, daß einige Insekten klüger sind als größere Tiere. Nimm beispielsweise die Ameisen und die Bienen. Das schwere Gewicht eines Gehirns weist nur auf große physische Ausdauer hin, aber nicht auf Verfeinerung. Gänzlich anders sind die Zeichen großer Intelligenz. Die Gehirnwindungen haben große Bedeutung. Jedoch auch hier können wir nur zu einem begrenzten Schluß gelangen, da sehr wenig über die Mysterien des inneren Menschen bekannt ist. Es gab noch eine andere, noch lächerlichere Theorie der Anthropologen, daß, je größer der Schädel, um so intelligenter der Mensch sei. Auch hier bewies die Natur das Gegenteil, da gefunden wurde, daß die Größe des Schädels der isolierten Wilden größer ist als diejenige des durchschnittlichen geistreichen Franzosen. Heute sind viele zu dem Schluß gekommen, daß keinerlei Gründe vorliegen, die mentalen Fähigkeiten der Frau für geringer zu halten als die des Mannes.

Das dunkle Zeitalter versuchte, aus der Frau eine Konkubine und eine Kinderwärterin zu machen. Aber wenn die Frau ein hohes Ansehen als Mutter hat, ist es nicht nur als Mutter in der Familie, sondern als Mutter und Große Lehrerin des Bewußtseins der Nationen! So heißt es in der Lehre: „Die Frau, die dem Menschen Leben verleiht, hat das Recht, ihr Schicksal zu lenken. Wir wünschen zu sehen, daß die Frau an der Regierung teilnimmt, an den Sitzungen von Ministem, an allen Aufbautätigkeiten.» Aber es heißt auch gleichzeitig, daß „der Kampf zwischen den beiden Elementen heftig sein wird und daß die Frau selbst ihre Rechte wird wiedererlangen müssen, auf die sie freiwillig verzichtet hat».

Aber das verletzte Gleichgewicht hat eine so schreckliche Wirkung auf das Leben des ganzen Planeten ausgeübt, daß er jetzt in Gefahr ist, zerstört zu werden. Und die kosmische Gerechtigkeit und Zieltauglichkeit müssen wieder einmal dadurch zu Hilfe kommen, daß sie immer mehr begabte Frauen hervorbringen. In den jüngeren Ländern, die für die Evolution ausersehen sind, kann man bereits die Art und Weise beobachten, in der die Frau sich ausdrückt. So gibt es in Amerika schon weibliche Minister, weibliche Diplomaten, Gesandte, Staatspräsidenten, Direktoren der größten Firmen, Flieger, Rechtsanwälte, die die kompliziertesten Prozesse gewinnen. Auch eine vertrauenswürdige persönliche Sekretärin des Präsidenten ist eine Frau In Amerika sind die Frauen tatsächlich die hauptsächlichen Förderer der Erziehung und der Kultur. Sogar die meisten „Wunderkinder» sind unter kleinen Mädchen zu finden. Dies alles sind gute Omen des kommenden Zeitalters.

Und nun denke tief über das Folgende nach: Im Evolutionsprozeß wird die Natur die Unvollkommenheiten der physischen Empfängnis, der Geburt und des hilflosen Säuglingsalters beseitigen. (Diese werden schließlich in den Bereich des Sagenhaften übergehen.) Für die Bildung des Körpers des sich inkarnierenden Geistes werden sowohl die Kräfte des Vaters als auch die der Mutter notwendig sein und an diesem Prozeß der Verdichtung teilnehmen, und die Ernährung wird im allgemeinen keinen rauchigen Herd erfordern. Könnte es also möglich sein, daß der Bereich, der der Frau zugänglich ist, noch enger werden könnte, bis sie auf die Rolle des „Zeitvertreibers» des Mannes beschränkt sein wird? Nein, es ist an der Zeit, daß die besten Menschen hierüber nachdenken und beschämt über die Armut der Vorstellungsfähigkeit sein werden, die bis jetzt offenbart worden ist.


6. Juni 1935

Du drückst die Hoffnung aus, daß ich „ohne so lange Zwischenpausen» schreiben werde. Aber offen gesagt, ich fürchte, daß meine Briefe jemandes Frieden stören könnten, da ich oberflächliche Anzeichen ignoriere und mich an die Wirklichkeit halte, die mir vom Lehrer gezeigt wurde. Es ist daher höchst wahrscheinlich, daß meine Erklärungen und unerwarteten Folgerungen von denen nicht angenommen werden, die an jeder Windung des Weges Vogelscheuchen sehen. Aber sicherlich wirst Du meine Briefe solchen Individuen nicht vorlesen. Sprich immer dem Bewußtsein Deiner Zuhörer gemäß.

Ich kann Deiner Behauptung nicht zustimmen, daß „die Geistlichkeit nach außen hin absolute Duldsamkeit geübt hat und daß keinerlei öffentliche Angriffe stattgefunden haben». Ich bin im Besitz von genau der gegenteiligen Information. Bedrohte beispielsweise nicht ein gewisser Priester die Mitglieder der Gemeinschaft des St. Sergius mit dem Kirchenbann, als sie nur gekommen waren, um seinen Segen zu erbitten? Dies ist authentisch niedergeschrieben und bezeugt worden. Bekannte dieser Priester nicht, daß er selbst der Zeitung die Auskunft gab, die Verwirrung unter den Bürgern hervorrief? Und als er gefragt wurde, warum er es tat, antwortete er: „Gerade weil ich es zur Kenntnis bringen wollte.» Nein, die Praxis solcher „Toleranz» wird in unserem Wörterbuch anders definiert! Ich könnte noch einige andere Tatsachen erwähnen, aber wahrscheinlich sind sie Dir besser bekannt als mir. Darum wollen wir diese ganze Erörterung über die Geistlichkeit fallenlassen. Außerdem meine ich, wenn ich „Geistlichkeit» sage, nicht nur die Priester, sondern ganz allgemein alle Fanatiker und Heuchler, die ihre dunklen Taten mit Riten, Kniebeugen und dem Küssen des Kreuzes verhüllen - wie Herr X. und seine Sippschaft.

Wie Du Dich vielleicht erinnerst, habe ich stets versucht, mich von der Kirche und ihren Vertretern fernzuhalten, weil ich wollte, daß meine Söhne den Respekt vor ihrer Religion bewahrten, bis ihr Bewußtsein stark genug sein würde, sich ein reifes Urteil darüber zu bilden, was in ihrer Religion schön ist, und um wohlweislich zu erkennen, was negativ ist, damit genau das letztere ihre Haltung zur Religion im allgemeinen nicht verletzen würde. Und ich glaube, daß es mir gelungen ist, denn meine beiden Söhne sind tief religiös, und im Geist haben sie ihre eigene Kirche.

Keiner unserer Mitarbeiter würde je irgendeinen Tempel verurteilen, sondern vielmehr in jedem eine Kerze anzünden. Aber es ist ganz sicher, daß Fanatiker und Heuchler nicht auf dem gleichen Weg mit denen wandern, die ein erleuchtetes Bewußtsein haben.

Die drohende Zeit ist gekommen - sehr drohend - und ein großes Aussondern findet statt. Eine Bewußtseinsveränderung geht in den Menschen vor sich, ein erwachtes Streben zeigt sich nach einem Neuaufbau des Lebens auf einer neuen Grundlage und in großem Maßstab. Die Nationen erkennen, daß „das Leben ohne einen Helden ermüdend ist». Überall kann man die Sehnsucht nach einer starken Führung sehen, im kulturellen, im sozialen und im staatlichen Leben. Ist es möglich, daß man den herrlichen Tagesanbruch dadurch verpassen möchte, daß man mit Selbstvernichtung und dem Verrat an seinen geistigen Werten beschäftigt ist? Ja, ich möchte sagen, daß ich unter der Lebendigen Kirche eine Kirche verstehe, die den wahren Bündnissen Christi folgt, in ihrer ganzen Duldsamkeit - eine Kirche, die Vereinigung und nicht Uneinigkeit im Sinn hat - wahrlich, eine Kirche, die die Liebe Christi zur Grundlage hat. Aber dort, wo auch nur eine Spur von Intoleranz oder Fanatismus ist, ist Christus nicht. Ich habe über den Patriarchen Tikhon gelesen. Vieles in seiner Persönlichkeit weist darauf hin, daß er verstand, daß „der Neue Himmel und die Neue Erde kommen werden, um das Alte zu ersetzen». Christus lebte in seinem Herzen.

Hast Du Dich gefragt, warum die Geistlichkeit so sehr gegen die vielen religiös-philosophischen Gesellschaften ist? Es ist, weil sie fürchtet, daß die Wahrheit offenbart werden könnte, daß alle Symbole unserer christlichen Kirche genaue Nachahmungen der heidnischen Symbole des Altertums sind. Die gebildeteren westlichen Priester wissen es sehr gut. Aber man kann die Wahrheit nicht ewig verbergen, und jetzt beginnt sie, sich laut zu verkünden. Kürzlich sah ich in einer Zeitung eine Photographie eines griechischen Patriarchen in vollem Staat mit einem Bischofsstab in der Hand. Dieser Bischofsstab ist eine genaue Nachahmung des Merkurstabes, er stellt eine zweiköpfige Schlange dar. Man mag fragen: „Wie um alles in der Welt konnte das Ebenbild einer Schlange - dieses Symbol eines Verführers nach dem christlichen Dogma - auf dem Bischofsstab eines Patriarchen der griechischen Kirche sein?» Wenn ich nicht die Wahrheit gekannt hätte, dann hätte ich denken können, daß jemand kirchenschänderisch das Bild des heiligen Patriarchen entstellt hätte.

Darum würde ich in bezug auf den Fall sagen, den Du erwähnt hast: „Laßt uns alle Unwissenheit ablegen und statt dessen einer wahren Auslegung der Tatsachen Aufmerksamkeit schenken. Wir sollten uns fragen, wem man mehr Schuld beimessen muß - demjenigen, der seiner Überzeugung gemäß die verehrte Persönlichkeit mit den besten Symbolen umgeben hat, oder dem, der in Unwissenheit und Bosheit nicht nur einen unschuldigen Menschen verleumdet, sondern auch gegen die höchsten Symbole gelästert hat, deren Bedeutung er sich nicht einmal vorstellen konnte? Sind nicht alle, die das Licht des Wissens bringen, die das ethische und kulturelle Niveau emporheben, Brüder und Schwestern der großen Bruderschaft der Menschheit? Wahrhaftig, N.K. und ich nennen jeden, der Licht bringt, „Bruder» oder „Schwester» gemäß dem Bündnis Christi. In Indien ist es Sitte, jeden unbekannten Menschen mit dem Wort „Bruder» zu grüßen. Und es ist so schön!

Wirklich, in der Zeitschrift, die Du erwähnt hast, würdest Du niemals der schändlichen Mißachtung, dem unwissenden und gemeinen Urteil begegnen, das ich in den Aufsätzen gefunden habe, die mir von den H.- und T.-Zeitungen zugeschickt wurden. Ich war traurig, als unsere ausländischen Mitarbeiter mir schrieben, nachdem sie diese schändlichen Verleumdungen gelesen hatten, sie hätten nie geglaubt, daß gewisse Gruppen von Emigranten noch so unwissend sind: „Man kann nicht umhin, den Geschichten zu glauben, daß die russischen Kosaken Talglichter essen und daß man auf den Straßen der Städte Bären sehen kann...» etc.

Es ist an der Zeit, daß die besten Denker verstehen, daß das Bewußtsein der ganzen Welt erweitert wird und sich mit Riesenschritten einem neuen Aufbau nähert. Es ist unmöglich, mit dem Schund von gestern in die Neue Welt einzutreten! Schön ist die Zukunft. Aber man muß wissen, wie man sie annehmen sollte. Das Neue Zeitalter trägt auf seinem Banner das Zeichen der großen Zusammenarbeit im ganzen Leben, die umfassend auf wahrem Wissen und auf Duldsamkeit beruht. Aber Zusammenarbeit in Unwissenheit und Fanatismus ist nicht möglich.

Ich habe die Aufsätze von N.K. an alle gesandt, die sich nach dem Wort des Lichtes sehnen - und tue es auch weiterhin - und ich mache keinen Unterschied zwischen Heiden und Christen, Sektierern und Orthodoxen. Das Wort des Lichtes kann überall ertönen und unter allen Bedingungen. Wenn Herr X. und seine Sippschaft im Gedächtnis der Menschen bleiben, wird es in Verbindung mit ihren Vorgängern sein, die alle hinrichteten, die anders dachten als sie.

Und nun möchte ich gern wissen, wie das Buch Heilige Wache vorwärtskommt. Ich glaube, daß es möglich sein wird, es in einem anderen Land zu veröffentlichen. Es ist interessant zu bemerken, daß dieses Buch von der Zensur in Harbin verboten wurde. Ich möchte, daß jemand mir mitteilt, welche speziellen Artikel die Zensoren in Furcht versetzen. Es ist äußerst seltsam! Und dies in unserem Zeitalter der Bildung! Nein, wir leben nicht in einem Zeitalter der Bildung, sondern in einer Ära subtiler Inquisition und unverantwortlicher Spionage, in der die Sklaven des Geistes wahre Maschinenmenschen werden, die bald von irgendeinem Affen regiert werden können. Es ist an der Zeit zu erkennen, daß dort, wo der Geist des Heldenmutes verlorengegangen und durch Widerstandslosigkeit gegen das Böse, durch Verzagtheit und Furcht ersetzt worden ist, kein Raum für Wiedergeburt und Fortschritt ist. Tiefe Weisheit ist in dem Sprichwort: „Gott hilft dem Mutigen.»

Es ist zu schlimm, aber auf eine gewisse Mentalität könnten die Worte Christi jetzt in ihrer ganzen Stärke angewandt werden: „Jesus aber sprach zu ihnen: «Ein Prophet gilt nirgends weniger denn im Vaterland und daheim bei den Seinen».

Auch im Zusammenhang mit der Unterscheidung der Großen Geister kann ich nicht umhin, an ein östliches Gleichnis zu denken: „Einmal wurde ein großer Rishi oder Weiser von seinen Jüngern gefragt, wie man die Avatare, die göttlichen Inkarnationen, erkennen könnte. Und er antwortete: «Einem gewissen Gemüsehändler wurde die Gelegenheit gegeben, einen schönen Diamanten zu kaufen. Er sah ihn an und erklärte, daß er zehn Pfund Auberginen für ihn bieten könnte und nicht ein Viertelpfund mehr!»

Charaktere wie J.L. und V.I. haben sich sogar als noch schlimmer erwiesen als dieser Kaufmann. Die empörende Verleumdung von H. und T. wurde in anderen Ländern verbreitet, und jemand, der den Schriftstellernamen „Mahatma» gebrauchte, druckte den ganzen Schmutz in seiner örtlichen Zeitung ab. Natürlich stieß dieser „Zeitungsmahatma» auf starken Widerspruch seitens unserer Freunde, und er mußte in derselben Zeitung zugeben, daß er N. K. als einen großen Künstler anerkenne und nur meinte, daß der große Künstler nicht versuchen sollte, die Religion unserer Vorväter zu verbessern - und daß er nun seiner Fehde ein Ende machen würde. Wie stets triumphierte auch hier die „Tactica Adversa». Daraufhin wurden viele Artikel in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht - über den Pakt, über die Institute und über alle kulturellen Tätigkeiten von N.K. Verleumdung entzündet die Flamme großer Taten, und Funken von diesem intensiven Feuer werden in die entferntesten und unerwartetsten Winkel getrieben und entzünden neue Aspirationen, neue Wohnstätten des Geistes.

Und nun möchte ich gern jene fragen, die N.K. beschuldigen, daß er „die Religion unserer Vorväter verbessern will», was genaugenommen die Dogmen unserer Kirche betrifft, die wir für so unveränderlich halten sollten. Wissen wir nicht aus der Geschichte der Kirchenkonzile über viele Veränderungen, die von den Kirchenvätern selbst in die Dogmen eingeführt wurden? Es wäre nützlich, alle Argumente unter den Priestern während dieser Konzile ins Gedächtnis zurückzurufen. Wäre es daher nicht logischer, diese „äußerst gebildeten» Priester und ihre blinden Nachfolger zu beschuldigen, die „Religion unserer Vorväter» zu verbessern? „Quod licet Jovi, non licet Bovi!» Und gegen diese Eingebildetheit könnten viele Beispiele aus den Lehren des großen Antonius zitiert werden. Aber ich will meinen Brief nicht zu lang machen.

Ich schreibe dies alles mit Schmerz im Herzen, denn ich liebe mein Vaterland und leide wegen seiner Unzulänglichkeiten. Viel ist dein russischen Volk gegeben worden, und es verdient den Namen „Gottessucher». Es gab uns solche Leuchten wie St. Sergius von Radonega, der nicht nur die Grundlagen für den russischen Staat legte, sondern auch tatsächlich den ganzen Charakter des Volkes formte. Durch seine mühselige Arbeit, durch den Magneten seines Geistes und auch den seiner Mitarbeiter wurden geistige Feuer entzündet, die das Bewußtsein des Volkes jahrhundertelang nährten. Aber die Nachfolger haben erlaubt, daß der ererbte Schatz dahinschwand. Als sie sich von dem von Gott gesandten Führer und seinem Hierarchischen Prinzip abwandten, verarmte das Bewußtsein des Volkes und nicht abzuschätzendes Unglück befiel es. Die Priester haben kein Recht, die Schuld für den Verfall der Kirche den Weltlichen und Intellektuellen zur Last zu legen! Sie sollten in erster Linie sich selbst die Schuld zuschreiben, da sie die Hüter der geistigen Schätze sind, die ihnen von St. Sergius anvertraut wurden. Wo ist der Geist des Heldenmutes, wo jene strenge Enthaltsamkeit und Reinheit, und wo sind die wahren Errungenschaften des Lebens, die durch Vaterlandsliebe erleuchtet sind, die charakteristisch für alle wahren Jünger des verehrten Sergius waren?

Außerdem, was erreichte die westliche Kirche durch den Verkauf von Ablässen und die Einführung der Inquisition? Was für eine außerordentliche Unwissenheit war hinter der Verurteilung von Galilei und anderen Märtyrern des Lichtes und des Wissens? Zierten sie sich durch das Verbrennen von Giordano Bruno und Jeanne d'Arc? Und. nun ist Jeanne d'Arc von derselben Kirche heiliggesprochen worden! Und wird jetzt die Bartholomäusnacht nicht für gleichbedeutend mit Massenmord angesehen? Sollten wir fortfahren, auf der Unfehlbarkeit der Kirche zu bestehen?

Groß sind die Verbrechen der Kirche gegen die Bündnisse Christi. Es ist an der Zeit, die blutigen Zeiten der wahren Geschichte durchzulesen und in der sich daraus ergebenden Entrüstung des Geistes genug Energie zu erlangen, um alle Hypotheken von Unwissenheit und Habgier zu beseitigen und zur Reinheit des Lebens der ersten Väter des Christentums zurückzukehren. Die Macht des Geistes solcher Helden im spirituellen Bereich würde enorm sein, und sie würden von den Menschen, die nach Licht und nach der Führung des Geistes suchen, außerordentlich geehrt werden. Aber keine vergoldeten Bischöfe können die langmütige Seele des Volkes verlocken. Es erwartet das wahre Licht Christi, wahre Taten im Namen Christi, in aller Nüchternheit, Reinheit und Einfachheit.

Auf diese Weise können unsere Landsleute im Geist neu belebt werden, obgleich einige von ihnen sich ihrer moralischen Verderbtheit schämen mögen. Alle jene, deren Geist erneuert worden ist, sollten sich unter dem Banner von St. Sergius versammeln, dem von Gott gesandten Führer des russischen Landes. Dies ist die einzige Rettung. Alle Voraussichten, die mir gegeben wurden, sind eingetreten, und zwar treten sie äußerst genau ein. Aus diesem Grunde sage ich, daß die drohende Stunde gekommen ist und daß es Zeit ist, sich im Geist zu vereinen, da sonst statt eines Forstes nur Brennholz und Späne vorhanden sein werden und der erste Wind die Funken ihrer Vernichtung mit sich bringen wird.

Ich bitte Dich, tiefer über die Ereignisse nachzudenken und die Führende Hand zu erkennen. Wir sollten an der großen versprochenen Auferstehung des Geistes teilnehmen. Mit Nachdrück sind wir des Sieges des Lichtes über die Dunkelheit versichert worden. Das bedeutende Jahr des furchtbaren Armageddon steht nahe bevor. Alle Kämpfer des Lichtes sollten sich unter dem angedeuteten Banner vereinigen! Die Große Garantie des Sieges ist in unseren Händen.

Ich sende Dir wundervolle Kapitel aus der neuen Monographie über N.K., die von dem Dichter Richard Rudzitis geschrieben wurde. Vielen wird die Verfeinerung und Reinheit des Herzens dieses Schriftstellers zum Nutzen gereichen, der so stark auf das leuchtende Bild von N.K. reagiert. Aber die Herzen vieler sind schamlos geworden, und ihr Wortschatz ist auf ein sehr niedriges Niveau herabgesunken. Wir sollten lernen, jeden talentierten Arbeiter zu würdigen. Es ist an der Zeit, diese sinnlose Verschwendung von Menschen zu beenden, die wirkliche Brennpunkte der höchsten Energien sind und in denen die ganze Bedeutung der Evolution enthalten ist - die das Leben der ganzen Nation und des Landes sind. Es ist an der Zeit, unser Denken zu ändern. Wirklich, wir stehen am Rande eines Abgrundes! Und nur ein „Wunderbares Banner kann uns hinübertragen und uns zu den Pforten der Wundervollen Burg bringen». Mögen wir uns nicht von dem Vorherbestimmten abwenden! Laßt uns das Wohlwollen annehmen, das uns gesandt ist!

Vater Sergius, Du Wundervoller, mit Dir gehen wir, mit Dir siegen wir! Und nochmals bitte ich Dich, Dich nicht über diesen Brief zu argem. Wir lieben Dich, und wir möchten gern harmonisch und erfolgreich mit Dir zusammenarbeiten, aber dies erfordert eine gewisse Einheit des Bewußtseins, und darum gebe ich Dir mein Credo. Ich schlage vor, daß Du den Aufsatz von G. Grebentchikoff „Ich protestiere» noch einmal liest. „Rußlands Roerich führt seine Mitarbeiter aller Nationalitäten, Glaubensrichtungen und Stellungen, die für jedes Opfer bereit sind, damit sie seinen ewig schönen Ruf zum Licht vollbringen können. Wäre es möglich, daß Roerich es nicht verdient, daß die Russen selbst - was auch jeder von ihnen glauben mag und wo sie auch leben mögen - sich von seinen Verleumdern abwenden und dieser Verschmutzung der Atmosphäre ein Ende machen? Roerich ist unser nationaler Stolz, eine der Leuchten der heutigen Kultur, einer der sehr wenigen, die beständig einen hohen Standpunkt aufrechterhalten haben, sowohl geistig als auch kulturell...»

Und hier ist noch eine Erklärung des Dichters Richard Rudzitis: „Nicholas Roerich ist nicht nur als Künstler bekannt, sondern auch als kultureller Führer, als einer, dessen Name sowohl in westlichen als auch in östlichen kulturellen Kreisen mit Respekt ausgesprochen wird. Wahrlich, eine universale Weite charakterisiert die Intelligenz seines Geistes. Das Gebiet seiner Tätigkeiten und seiner Ideen ist erstaunlich umfassend und harmonisch. Wir sind besonders durch die Tatsache beeindruckt, daß er nicht einfach ein philosophischer Prediger noch ein Träumer ist, sondern daß es keine einzige Idee von ihm gibt, die nicht verwirklicht werden könnte. Und er legt feste Grundlagen für die Erfüllung seiner Ideen. Er hat sehr viele mächtige kulturelle Bewegungen, Institute und Gesellschaften gegründet, die in Ihrem hervorragenden Aufbau an die großen Erbauer der Wehgeschichte erinnern.»

Dies sind die Stimmen gewissenhafter Zeugen der Aktivitäten von N.K.


11. Juni 1935

Vor ein paar Tagen erhielt ich die wunderbaren Kapitel Deines neuen Werkes, und etwas später kam das vollständige Buch an. Vielen herzlichen Dank für diese wunderbare Gabe. Schon die Aufmachung des Buches ist eine Freude für die Augen. Es ist ein Genuß, es zu lesen, und je mehr ich lese, desto mehr entzückt es mich, und dies ist ein ausgezeichnetes Zeichen. Es erfüllte mein Herz mit Freude, als es auf die empfindsamen Saiten der Seele eines Poeten widerhallte. Das Erkennen und Fühlen von Schönheit ist ein so hohes und seltenes Gefühl! Wie hoch sollten wir die Menschen schätzen, die diese feinen Schwingungen in den Weltraum senden! Wirklich, nur wer die Kunst liebt, weiß all die feinsten Nuancen der menschlichen Seele zu würdigen.

Es ist besonders befriedigend, daß Du die Universalität von N.K.s Persönlichkeit so stark betont hast und daß Du findest, daß seine schöpferische Arbeit mit dem Rhythmus der kosmischen Aufbautätigkeit harmoniert. Wie richtig, wie ausgezeichnet ist diese Ansicht: „Von der Schönheit der Welt sammelt er die heilige ursprüngliche Frische des Geistes in sein Herz, bis es schließlich bis an den Rand gefüllt ist wie der Kelch des Grales.» Wahrlich, N.K. ist der Träger des Kelches von Heldentaten im Namen der Wahrheit und der Schönheit. Du hast auch feinfühlig auf seine Fähigkeit hingewiesen, „in jedem die positiven, schöpferischen Aspirationen zu erkennen und zu begrüßen, jeden Funken des Lichtes in ihm zu bestätigen und ihn zu erhalten und zu einer noch leuchtenderen Flamme anzufachen».

Wirklich, dieses „wohlwollende Auge» ist grundlegend in seinen Beziehungen mit den Menschen und für seine Bemühungen, ihnen Hoffnung auf Erfolg und Freude an schöpferischer Arbeit zu geben. Dieses „Auge des Herzens» hilft ihm tatsächlich, die ganze Schönheit des schöpferischen Lebens zu umfassen und es einfach und klar anzuwenden, ohne Herkömmlichkeiten und Begrenzungen, so daß es in empfindsamen Herzen widerhallen kann. Sein beständiges tiefes Schönheitsgefühl und sein Enthusiasmus machen seine Schöpferkraft unerschöpflich.

Ich war auch glücklich zu sehen, wie Deine schöpferische Arbeit von Ideen der Lehre durchdrungen ist. Eine solche Assimilation der Lehre ist wertvoll, aber man begegnet ihr sehr selten. Ich weiß, daß einige Menschen die Bücher der Lehre viele Jahre lang lesen, ohne eine einzige große Idee in ihr Bewußtsein aufzunehmen. Man kann die Gedanken rezitieren, aber das Wichtige ist nicht eine bloße Wiederholung, sondern ihre Assimilation, nachdem sie durch das eigene Prisma hindurchgegangen sind. Aber hierfür muß man ein Poet und imstande sein, unabhängig zu denken, und wie viele sind mit dieser Rüstung versehen? Aus diesem Grunde möchte ich so gern, daß Du über die Themen der Lehre schreibst. Dein Herz wird eine vollkommene schöne Symphonie erschaffen. Die Saiten Deiner Lyra können die ganze Schönheit der subtilsten Nuancen ausdrücken, die oft übersehen und, wegen der Tiefe und Kürze der Formeln, nicht verstanden werden.

Also - erschaffe! Drücke Dein ganzes Wesen in der Freude der schöpferischen Tätigkeit aus. Dies ist die einzige Bedeutung, der alleinige Sinn unserer Existenz!


11. Juni 1935

Ich werde versuchen, Deine Frage in bezug auf den Geist und die Seele zu beantworten. In der okkulten Literatur bleibt diese Frage infolge der unvollständigen Erklärungen kompliziert und unklar. Die östlichen Lehren sind verschiedener Ansicht hinsichtlich der Zahl der Prinzipien und ihrer Unterteilungen und Verbindungen, die mit der Definition des Geistes und der Seele zu tun haben. Aber in Wahrheit ist es schwer, die Seele vom Geist zu trennen, da alle diese Einteilungen tatsächlich verschiedene Aspekte einer einzigen grundlegenden Energie sind, die sich auf verschiedenen Ebenen und durch verschiedenartige Nervenzentren oder Körper offenbart. In allen Lehren findet man die Unterteilung des Menschenwesens in drei grundlegende Prinzipien: geistig, psychisch und physisch - oder Geist, Seele und Körper. In den östlichen Lehren findet sich eine Erweiterung dieser drei grundlegenden Prinzipien für besondere Zwekke, und wir finden das vierte, fünfte, sechste und siebente Prinzip. Diese Entwicklung wurde von den Mahatmas in der Geheimlehre anerkannt. Somit ist das höchste oder grundlegende Prinzip, das potentiell die Synthese aller anderen enthält, die feurige Energie des Lebens oder des Geistes, die über den ganzen Kosmos verbreitet ist. Als ihr Brennpunkt ist das sechste Prinzip, oder Buddhi, erforderlich (das oft „die geistige Seele» genannt wird, zum Unterschied von der menschlich-tierischen Seele). So wird die Monade gebildet, die das ursprüngliche, unbewußte, inkarnierte Ego ist. Dann folgt das fünfte Prinzip - das Manas, Selbstbewußtsein, „der Denker» (höhere Intelligenz). Diese drei Prinzipien bilden die höhere Dreiheit oder das bewußte, unsterbliche Ego. Im Devachan bleibt das Ego am Leben nach der Auflösung der anderen Prinzipien, die die irdische Persönlichkeit des Menschen bilden oder, wie die Menschen im Osten es ausdrücken würden, das niedere Ego des Menschen oder das Ich. In der Lehre wird dieses Höhere Ego oder die Dreiheit oft als Same des Geistes behandelt, der nicht imstande ist, sich direkt oder unabhängig auf Erden zu offenbaren. Um sich zu offenbaren, braucht diese Dreiheit ein viertes Prinzip, das Kama genannt wird, durch das sich das Verlangen in zwei Aspekten ausdrückt: Kama-Manas, oder der niedrige Intellekt (wörtlich: der Intellekt der Wünsche), und Kama-Rupa, oder die subjektive Form (die Form mentaler und physischer Wünsche und Gedanken). Dies ist der Denker in Tätigkeit. Kama in Verbindung mit Manas (dem höheren) und Buddhi bildet den höheren Subtilen Körper (der Astralkörper wird oft, damit man ihn nicht mit seinem ätherischen Double verwechselt, „der niedere Astralkörper» genannt), oder die geistige Seele des geistig entwikkelten Menschen. Kama-Manas ist eine Art Brücke, die das höhere Manas mit Kama-Rupa verbindet und dadurch Manas mit der Form verbindet, um den kama-manasischen Körper oder die menschliche Seele zu bilden. Wenn diese Brükke zwischen Manas und seinem niederen Aspekt, Kama-Manas, hergestellt worden ist, d.h. wenn der Mensch beginnt, Eindrücke von dem höheren Buddhi-Manas zu erhalten, können wir sagen, daß der Mensch geistig entwickelt ist und sich der Unsterblichkeit nähert. Zur Erlangung wahrer Unsterblichkeit, anders gesagt, zur Aufrechterhaltung des Bewußtseins auf allen vier Ebenen der Existenz und um ein Arhat zu werden, ist es also erforderlich, im physischen Körper das vierte, fünfte und siebente Prinzip zu verbinden und sie im sechsten -Buddhi - zu verschmelzen. Alle Qualitäten der grundlegenden Energie, die getrennt durch ihr Feuer umgewandelt worden sind, müssen in der höchsten Qualität der psychischen Energie harmonisiert und ausgedrückt werden.

Im Osten wird die Technik der Verbindung zwischen dem niederen und höheren Manas Antahkarana oder Brücke oder Pfad genannt. Durch diesen Pfad lenkt das niedere Ego seinerseits all jene Eindrücke und Gedanken zum höheren Ego, die (dank ihrer hohen Qualität) von unserem ewigen Wesen assimiliert werden können. Und auf diese Weise werden sie unsterbliche Ansammlungen unseres Kelches.

Daher ist die wahre Individualität des Menschen in seinem Kausalkörper oder der geistigen Seele, während seine niedrige Seele seine Persönlichkeit ist, d.h. die wechselnden irdischen Manifestationen. Es ist also klar, daß die Seele einem wachsenden Begriff und Veränderungen unterworfen ist. Im Zusammenhang mit all diesem sende ich Dir einige Auszüge aus dem Buch Grundlagen des Buddhismus. Das persönliche oder niedere Ego oder die menschliche Seele besteht also aus fünf Prinzipien, während der Geist oder das höhere Ego, die wahre Individualität oder die geistige Seele, eine Dreiheit des siebenten, sechsten und fünften Prinzips bildet.

Die Rolle der Persönlichkeit in der Entwicklung des Menschen ist sehr wichtig, da dies die Grundlage seiner ganzen Evolution ist. Nur diese Manifestation in verschiedenen Verbindungen und unter beständig wechselnden Bedingungen gibt uns eine Möglichkeit, alle unsere Energien oder Prinzipien durch die Tätigkeit unserer Nervenzentren zu entwickeln, zu verfeinern und zu harmonisieren. Das vierte Prinzip spielt also eine ungeheure Rolle, denn in ihm liegt Verlangen, der Antrieb des Lebens. Wenn man die schweren Prüfungen des Lebens erfolgreich durchgemacht hat, wird es in beständiges Streben oder Willen umgewandelt, ohne den weder Fortschritt noch schöpferische Tätigkeit möglich ist. Wir sollten daher jede irdische Manifestation zu würdigen wissen, da sie uns eine Möglichkeit gibt, irgend etwas zu verbessern und zu den Ansammlungen unseres Kelches hinzuzufügen, der das Amrita für uns sammelt.

Ein intelligenter Mensch kann die Menschen mit großen Ansammlungen leicht erkennen. So wird eine reiche Individualität stets einen synthetischen Verstand haben, während Geister mit kärglicher Erfahrung häufig unter den Spezialisten zu finden sind. Der Geist, der einen gut versorgten Kelch besitzt, erkennt die Substanz der Dinge mit Leichtigkeit. Von ihm kann man wirklich sagen, daß er die Frucht ißt, während andere nur die Blätter zählen, die jedes Jahr wechseln.

In jede neue Inkarnation bringt der Mensch diese Ansammlungen, die man als „Charakter» oder „Neigungen» bezeichnen kann. Die rein technischen oder physischen Fähigkeiten sind oft ererbt, was auch eine Folge des Karmas ist. Es kann vorkommen, daß ein Geist mit großen Ansammlungen infolge von Karma, das nicht unbedingt persönlich ist, sondern vielleicht Gruppen- oder sogar nationales Karma sein mag, in einem unpassenden Körper wiedergeboren wird, in einem Körper, der der Bedeutung des Geistes nicht entspricht. Ein solcher Mangel an Harmonie offenbart sich zuweilen in Idiosynkrasien, die die Menschen nicht verstehen können. Sogar bei Kindern kann man seltsamen Dingen begegnen, zum Beispiel Schreien oder Weinen ohne jeden offensichtlichen Grund, und dies läßt sich durch die Unzulänglichkeit des Instruments erklären, das der Geist erhalten hat. Dieses „Instrument», d.h. der Körper des Menschen, wird durch die vereinten Anstrengungen der Menschheit gebildet, und da die Menschheit auf einer niedrigen Stufe stehengeblieben ist, ist es verständlich, daß hohe Geister es schwer finden, sich in dem unpassenden Körper auszudrücken.

Darum ist es wichtig, das allgemeine Niveau der Menschheit emporzuheben, um den hohen Geistern eine Möglichkeit zu geben, sich voll und ganz auszudrükken.

Unter den augenblicklichen Bedingungen ist es sehr schwer, den wahren Wert eines Menschen zu erkennen. Das Photographieren von Auren ist daher notwendig, da es die wahre Natur einer Persönlichkeit offenbaren kann. Eine solche Bestätigung würde viele Menschen zum Denken veranlassen und sie zwingen, ihren „Reisepaß» zu verbessern.

Ja, das Karmagesetz ist höchst kompliziert, nur ein Arhat kann all seine Wirkungen erkennen. In Wahrheit gibt es nichts als Karma! Das ganze Sein ist eine endlose Kette von Ursachen und Wirkungen, jede Wirkung wird die Ursache der nächsten Wirkung, und so weiter bis ins Unendliche. Der Mensch beendet sein Karma auf diesem Planeten, um es in anderen Welten fortzusetzen. Das Ende von einem Zyklus des Karmas kommt für den Menschen, wenn alle Elemente oder Energien, die sein Wesen bilden, die ganze Vollkommenheit erlangt haben, die auf diesem Planeten möglich ist.

Hier sind einige Seiten aus Grundlagen des Buddhismus von N. Rokotoff:

„Die Idee eines persönlichen Gottes, der die Menschheit errettet, erscheint den Buddhisten absurd Die Idee von Gott hat ihre eigene Auslegung für Buddhisten in Übereinstimmung mit dem Karmagesetz und dem Verständnis für die Notwendigkeit von persönlichen Anstrengungen für seine eigene Befreiung...

Wer formt unser Leben? Ist es Ishvara, ein persönlicher Schöpfer? Wenn Ishvara der Schöpfer ist, müßten sich alle Lebewesen stillschweigend der Macht des Schöpfers unterwerfen. Sie würden Gefäßen gleichen, die von der Hand des Töpfers geformt sind, und wenn dies der Fall wäre, wie wäre es dann möglich, Tugend zu üben? Wenn die Welt von Ishvara erschaffen worden wäre, sollte es nichts Derartiges wie Leid oder Unglück oder Sünde geben, denn sowohl reine als auch unreine Taten müssen von Ihm herrühren. Wenn dies nicht der Fall wäre, dann müßte außer Ihm noch eine andere Ursache vorhanden sein und Er würde nicht der Selbstexistierende sein. Man sieht also, daß der Gedanke von Ishvara zunichte gemacht ist...

Wenn die äußerlich wechselnde Existenz des Menschen die Hypothese eines beständig unveränderlichen Wesens ausschließt, dann läßt sich das Universum, dieser Inbegriff der Komplexe, gänzlich ohne die Notwendigkeit oder sogar die Möglichkeit erklären, ein unveränderliches und ewiges Wesen einzuführen...»

„Zwei Lehren wurden besonders von Buddha verurteilt: (l) die ewig unveränderliche Seele und (2) die Vernichtung der Seele nach dem Tode. Diese beiden Lehren wurden vom Gesetz des Kausalbegriffes abgelehnt, das festlegt, daß alle Dharmas gleichzeitig Ursachen und Wirkungen sind. Buddha verneinte die Existenz einer unveränderlichen Seele im Menschen und in allem, da Er im Menschen und im ganzen Universum nur Unbeständigkeit und das Vorübergehende sah.

Die These von der Kontinuität des Stromes der Phänomene und die Formel der Kausalität der Empfängnis schließen die Existenz einer unveränderlichen Seele aus, sowohl der individuellen als auch der universalen.

Der Begriffsinhalt des Wortes «Seele» ist für den Buddhisten absolut unzulässig, denn der Gedanke, daß der Mensch ein Wesen sei, das von allen anderen Wesen und von der Existenz des ganzen Universums getrennt sein könnte, kann weder durch Logik bewiesen noch von der Wissenschaft unterstützt werden. In dieser Weh ist niemand unabhängig. Alles, was existiert, hängt von Ursachen und Umständen ab... «Jedes Ding hängt von einem anderen Ding ab, und das Ding, von dem es abhängt, ist seinerseits nicht unabhängig» (Bodhicaryävatära, V. 6, Seite 26-31).

Buddha lehrte beständig, daß es kein unabhängiges «Ich» gibt und daß keine Welt von ihm getrennt ist. Es gibt keine unabhängigen Dinge, es gibt kein getrenntes Leben - alle sind nur unauflösbare Wechselbeziehungen. Wenn es kein getrenntes «Ich» gibt, können wir nicht sagen, daß dieses oder jenes mir gehört, und auf diese Weise wird der Ursprung des Verständnisses für Besitz zerstört.

Wenn das Verständnis für eine dauernde und unabhängige Seele zurückgewiesen werden soll, was im Menschen gibt ihm dann das Gefühl einer fortdauernden Persönlichkeit? Die Antwort wird sein - Trishnä, oder das Sich-Sehnen nach Existenz. Ein Wesen, das Ursachen hervorgerufen hat, für die es verantwortlich ist, und das dieses Sehnen besitzt, wird seinem Karma gemäß wiedergeboren werden.

Von ein und derselben Gruppe von Elementen (Dharmas) werden unbegrenzte Verbindungen von Skandhas von Elementen geboren, die zu einer gegebenen Zeit als eine Persönlichkeit manifestiert werden und nach einer bestimmten Periode als eine andere, eine dritte, eine vierte etc. bis ins Unendliche. Es handelt sich nicht um eine Seelenwanderung, sondern um eine endlose Umwandlung von einer Gruppe von Dharmas oder Elementen, das heißt, eine fortgesetzte neue Gruppierung der Elemente - Substrate, die die menschliche Persönlichkeit bilden.

Auf die Qualität der neuen Verbindung von Skandhas - den Elementen der neuen Persönlichkeit - hat der letzte Wunsch vor dem Tode der vorhergehenden Persönlichkeit einen großen Einfluß, er gibt dem befreiten Strom Richtung.

Im Buddhismus wird ein Mensch als eine Individualität betrachtet, die durch zahlreiche Existenzen gebildet worden ist, aber in jeder neuen Erscheinung auf der irdischen Ebene nur teilweise offenbart wird.

Die individuelle Existenz, die aus einer ganzen Kette von Leben besteht, die begonnen, fortgesetzt und beendet werden, um wieder von neuem anzufangen, bis ins Unendliche, wird mit einem Rad oder einem Jahr mit zwölf Monaten verglichen, das beständig wiederholt wird. Die Kette der zwölf Nidanas wird nicht mehr eine Kette, sondern das Rad des Lebens mit zwölf Speichen. Wenn es erst einmal in Bewegung gesetzt worden ist, wird das Rad des Lebens, das Rad des Gesetzes, niemals stillstehen: «Das Rad des wohlwollenden Gesetzes zermalmt bei seiner unveränderlichen Umdrehung unermüdlich die wertlose Spreu und trennt sie vom goldenen Korm. Die Hand des Karmas lenkt das Rad, und seine Umdrehungen bestimmen den Schlag seines Herzens».

Alle diese Wechsel von Formen oder Existenzen führen zu einem einzigen Ziel - zur Erlangung von Nirvana; es bedeutet die volle Entwicklung aller Möglichkeiten, die im menschlichen Organismus enthalten sind. Aber der Buddhismus lehrt die Erkenntnis und Schöpfung des Guten unabhängig von diesem Ziel, da das Gegenteil absoluter Egoismus sein würde, und eine solche Spekulation ist schon im voraus zur Enttäuschung verurteilt. Wie es heißt: Nirvana ist die Zusammenfassung von Uneigennützigkeit, vollständiger Entsagung von allem Persönlichen um der Wahrheit willen. Ein unwissender Mensch träumt von Nirvana und strebt nach Nirvana ohne jede Erkenntnis seiner wahren Essenz. Gutes schaffen in der Hoffnung, Erfolge zu erzielen oder ein diszipliniertes Leben führen, um Befreiung zu erlangen, ist nicht der von Gautama bestimmte edle Pfad. Ohne Gedanken an Belohnung oder Errungenschaft muß man durch das Leben hindurchgehen, und ein solches Leben ist das größte. Der Zustand von Nirvana kann vom Menschen in seinem irdischen Leben erlangt werden... Der Buddhismus anerkennt keinen Unterschied zwischen der physischen und der psychischen Welt. Die Wirklichkeit, die der Tätigkeit des Denkens zugeschrieben wird, ist gleichbedeutend mit der Wirklichkeit von Gegenständen, die von den Sinnen erkannt werden.

Der Buddhismus betrachtet alle existierenden Phänomene als ein und dieselbe Wirklichkeit. Physisch und psychisch sind diese Phänomene Dharmas, Gegenstände unserer Erkenntnis. In uns und äußerlich kommen wir nur mit Dharmas in Berührung, da in uns und außerhalb nur Dharmas existieren. Das Wort «Dharma» ist eins der bedeutungsvollsten und eins der am schwersten zu übersetzenden Worte in der buddhistischen Terminologie. Dharma ist ein mannigfacher Faktor, ein Faktor des Bewußtseins, mit einer innewohnenden Eigenschaft eines genau festgesetzten Ausdrucks. Unsere Organe geben uns Empfindungen, die durch den Vorgang der Erkenntnis in Dharmas umgewandelt werden. Ideen, Bilder und alle intellektuellen Prozesse sind in erster Linie Dharmas.

Was Farbe, Form und Ton für Auge und Ohr sind, sind Dharmas für das Bewußtsein. Sie existieren für uns durch ihre Wirkungen. Die blaue Farbe existiert nur, wenn wir die Empfindung von Blau empfangen.

Es ist üblich, die Lehre von Buddha selbst Dhanna zu nennen, da Dharma auch Gesetz bedeutet. Subjektive und objektive Phänomene ändern sich beständig. Sie sind wirklich, aber ihre Realität ist vorübergehend, weil alles Existierende nur ein Teil einer sich entfaltenden Entwicklung ist - Dharmas erscheinen in einem Augenblick, um sich im nächsten zu ändern. Diese Lehre des ewigen Fließens aller Dinge war ein so grundlegendes charakteristisches Zeichen der Lehre, daß sie sogar «die Theorie der sofortigen Zerstörung» genannt wurde.

Dharrmas (transzendentale Träger von bestimmten Qualitäten) werden in den Strom ewigen Wechsels hineingezogen. Ihre Verbindungen legen die Spezifizierungen von Gegenständen und Individuen fest. Nur das, was über den Begriff von Verbindungen hinausgeht, ist unveränderlich. Die Lehre des Altertums kannte nur einen Begriff, der ein Ganzes ausmachte, der absolut und ewig war Nirvana.

Jedes Dharma ist eine Ursache, denn jedes Dharma ist Energie. Wenn diese Energie jedem bewußten Wesen innewohnt, offenbart sie sich auf zweifache Art und Weise: Nach außen hin als unmittelbare Ursache von Phänomenen, im Innern durch die Umwandlung desjenigen, der sie erzeugt hat, und durch das Insich-Bewahren der Folgen, die in der nahen oder fernen Zukunft offenbart werden.

Wir finden, daß der physische und psychische Organismus eines Menschen nur die Verbindung von fünf Gruppen von Aggregaten oder Skandhas ist, die in physische Qualitäten eingeteilt werden:

Form - Rupa; Empfindung - Vedanä; Wahrnehmung - Samjnä; Kräfte - Samskära; Bewußtsein - Vijnäna. Alle fünf sind gleich unbeständig und dualistisch. Samskära sind die Neigungen und schöpferischen Fähigkeiten, die die augenblicklichen Dharmas durch die vorhergegangenen erklären und andeuten, welche der gegenwärtigen Dharmas diejenigen der Zukunft vorbereiten.

«Samskära sind Ansammlungen, die von früheren Empfindungen zurückgeblieben sind und den zukünftigen Empfindungen ihren Duft verleihen». Aus dieser Definition von Samskära (Skandhas) ist es klar, daß diese Gruppe von Elementen als diejenige erscheint, die alle Eigentümlichkeiten anderer Skandhas absorbiert. Vijnäna-Skandha, und zum Teil Samjnä, verleihen den anderen Verbindungen ihre Färbung oder ihren Charakter, und daher erscheinen sie als Ursache und bestimmen die nächste Existenz im Sinne der Bestrebungen und Neigungen.

Rupa gleicht einem Teller, Vedanä gleicht der Nahrung, die sich auf dem Teller befindet, Samjnä gleicht einer Soße, Samskära dem Koch und Vijnäna dem Esser.

Kein Element wird von einer Existenz zu einer anderen hinübergetragen, aber niemand erlangt eine neue Existenz, die nicht ihre Ursache in der vorhergehenden Existenz hat. Wenn das alte Bewußtsein aufhört zu existieren - ist dies der Tod. Wenn das Bewußtsein zur Existenz zurückkehrt, findet eine neue Geburt statt. Man sollte verstehen, daß das augenblickliche Bewußtsein nicht vom alten Bewußtsein geboren wurde, sondern daß sein gegenwärtiger Zustand die Folge von Ursachen ist, die in der vorhergehenden Existenz angesammelt wurden.

Von einem Leben zum anderen findet keine Übertragung statt, aber es besteht eine scheinbare Widerspiegelung, Solidarität.

Der Mensch, der sät, ist nicht derjenige, der erntet, aber er ist auch kein anderer Mensch.

Der Inhalt des Bewußtseins besteht aus Dharmas. Dharmas sind Gedanken. Diese Gedanken sind ebenso wirklich wie die vier Elemente der Sinnesorgane, weil ein Ding schon von dem Augenblick an existiert, wo es erdacht wird. Der Mensch ist ein zusammengesetztes Ganzes von Verbindungen, und in jedem Augenblick wird seine Natur von der Menge und der Qualität der Teilchen bestimmt, aus denen er zusammengesetzt ist. Jeder Wechsel in seinen Verbindungen. macht ein neues Wesen aus ihm. Aber dieser Wechsel schließt Kontinuität nicht aus, weil die Bewegung des Skandhas nicht zufällig oder außerhalb des Gesetzes erfolgt. Die Aggregate, die in die ewige Ebbe und Flut hineingezogen werden, ändern sich in der einen oder anderen Richtung, da die Bedingungen jeder neuen Verbindung durch eine Ursache bestimmt werden, und diese Ursache ist die Qualität der vorhergehenden Ursache. Jede folgende Verbindung erntet die Früchte früherer Verbindungen und sät den Samen, der in den zukünftigen Verbindungen Frucht tragen wird.

Der Mensch ist eine Zusammensetzung von Verbindungen und gleichzeitig das Bindeglied. Er ist das zusammengesetzte Ganze, weil er in jedem Augenblick sehr viele Skandhas enthält; er ist das Bindeglied, weil zwischen den beiden aufeinanderfolgenden Zuständen gleichzeitig Unterschied und Solidarität vorhanden sind. «Wenn kein Unterschied bestände, würde Milch nicht zu geronnener Milch werden. Und wenn keine Solidarität bestände, wäre keine Milch nötig, um geronnene Milch zu erhalten».

Wir wollen es durch ein weiteres Beispiel erklären: Physiologisch findet im menschlichen Organismus alle sieben Jahre ein vollständiger Wechsel statt. Und doch, wenn der Mensch A. vierzig Jahre alt ist, ist er absolut identisch mit dem achtzehnjährigen Jüngling A. Trotzdem ist er aufgrund von beständiger Zerstörung und beständigem Wiederaufbau seines Körpers und der Veränderungen in seinem Verstand und des Charakters ein anderes Wesen. Der Mensch ist im hohen Alter die genaue Folge der Gedanken und Taten jedes vorhergegangenen Stadiums seines Lebens. Ebenso erntet die neue Persönlichkeit, da sie die vorhergehende Individualität ist, wenn auch in einer anderen Form, in einer neuen Verbindung der Skandhas von Elementen, mit Recht die folgen ihrer früheren Existenzen.

Das Bewußtsein und sein ewig wechselnder Inhalt bilden ein Ganzes: «Es gibt kein dauerndes Ich, das unveränderlich bleibt... Es ist notwendig, daß der Embryo stirbt, damit ein Kind geboren werden kann. Der Tod des Kindes ist erforderlich, damit der Knabe geboren werden kann, und der Tod des Knaben ruft den Jüngling hervor» (Ciksshäsamuccaya, Seite 358).

Es ist üblich, die menschliche Existenz mit einer Halskette zu vergleichen -jede Perle ist eine der physischen Manifestationen. Aber vielleicht ist es klarer, diese Evolution als eine komplizierte Mischung zu verstehen, in die bei jeder neuen Verkörperung auf der irdischen Ebene eine neue Zutat hinzugefügt wird, die natürlich die ganze Mischung ändert.

Jede neue Manifestation wird durch physische Elemente begrenzt, Rupa-Skandha... Die Energie, die danach strebt, ein neues Wesen zu erschaffen, und vom Karma gelenkt wird, wird «Trishnä» genannt - der Antrieb, das dringende Verlangen nach Existenz.

Und wenn dieser Antrieb mit der Essenz der Lehre erfüllt ist, enthüllt er sich nicht nur als größtes kosmisches Prinzip vor uns, sondern auch als das größte und schönste kosmische Mysterium. Und Gautama Buddha, der unaufhörlich auf den ewig dahinfließenden Strom unserer Leben hinwies, hat auf diese Weise auf der kosmischen Natur und darum auf der Unbegrenztheit dieses Antriebes bestanden, die viele, die die Lehre falsch zitieren, in sich zu unterdrücken suchen. Aber der feurige Geist des Lehrers konnte nur kleine Vorstellungen zerstören und sie bis zur Unbegrenztheit erweitem. Und Nirvana ist die Pforte, die uns in den Rhythmus des höchsten, feurigen, schöpferischen und sich ewig erweiternden Stromes unendlicher Existenz einführt.

Die Lehre Buddhas ist ein unermüdlicher, feuriger Ruf zur Realisation der Schönheit und Einheit der großen Schöpferkraft der unbegrenzten Existenz.»

Zeitgenössische wissenschaftliche Tatsachen unterstützen die Theorie des Karmas, die im Buddhismus erklärt wird. Die heutige Wissenschaft lehrt, daß jede Menschengeneration Erbe der besonderen charakteristischen Eigenschaften vorhergehender Generationen ist, nicht nur in der Masse, sondern auch in individuellen Fällen.

Die Psychologie schließt sich voll und ganz jener intensiven und speziellen Aufmerksamkeit an, die der Buddhismus dem Denkprozeß der Reinigung und der Erweiterung des Bewußtseins des Jüngers schenkt. Buddha wies auf Gedanken als primären Faktor in der Evolution hin, und im Buddhismus sind die psychologischen Prozesse eng mit der Physiologie verbunden.

„Die Philosophie des Buddhismus kann als die Analyse der getrennten Elemente bezeichnet werden, die durch die Bildung eines definitiven individuellen Stromes zur Verbindung angezogen werden.» Der individuelle Strom wird durch zahllose Manifestationen des Menschen auf Erden, auf anderen Ebenen und in anderen Welten angezogen und genährt. Durch Absorbieren aller charakteristischen Eigenschaften jeder Manifestation schwillt dieser Strom an Möglichkeiten an und wandelt sich ewig um und bleibt ewig selbständig. Die wahre Individualität, die wahre Unsterblichkeit ist in der Realisation des wahren „Ichs» enthalten, das durch unzählige Verbindungen menschlicher Manifestationen gebildet wird. Im Buddhismus ist der Mensch kein jämmerlicher Zwerg wie in der Darstellung des westlichen Verstandes, sondern der Herr der Welten. Da er ein Teil des Kosmos ist, ist er unbegrenzt wie Er in seinen Möglichkeiten...


18. Juni 1935

Ich freute mich sehr über Deinen Brief. Was könnte schöner sein als das unendliche Gefühl der Liebe für das Große Bild des Lehrers! Wirklich, diese Flamme nährt uns und hilft uns sicher über die Abgründe hinweg. Es gibt keine Grenzen für das Herz, das vor Liebe brennt. Darum heiße ich diesen würdigen Widerhall des Herzens in Dir so sehr willkommen. Verfolge diesen schönsten und kürzesten Pfad. Zur rechten Zeit werden die notwendigen Offenbarungen kommen. Aber Du darfst nicht enttäuscht sein, wenn Du gewisse Zeichen, die in der Lehre erwähnt werden, noch nicht bemerkt hast. Du solltest erkennen, daß jetzt der schwerste Kampf zwischen den Kräften des Lichtes und den Kräften der Dunkelheit gekämpft wird. Aus diesem Grunde werden die Manifestationen der Subtilen Welt verzögert. Man sollte jedoch äußerst vorsichtig sein wegen der vergifteten Atmosphäre der Erde und sogar der nächsten subtilen Sphären, denn es könnte ein zu starker Druck auf das Herz ausgeübt werden. Die Kräfte des Lichtes ziehen daher stets viele Umstände in Betracht und in erster Linie den Zustand des menschlichen Körpers. Darum finden alle Annäherungen an einen Menschen während einer Zeit statt, die für seine Gesundheit am geeignetsten und sichersten ist. Wirklich, während dieser schwierigen Zeit ist es lebenswichtig, vorsichtshalber seine „Lampe» in der Dunkelheit zu tragen. Wie es in den östlichen Lehren heißt: „Wirklich, Kali Yuga ist ausgezeichnet, da es uns die Möglichkeit bietet, unsere Annäherung zum Licht zu beschleunigen. Alle Schwierigkeiten sind Möglichkeiten, und ein Sieg ist ein Schritt vorwärts im Aufstieg.»

Das Thema Deines Vertrages ist äußerst wichtig. Es ist ausgezeichnet, daß Du die Frage des Zustandes nach dem Tode im Geist der Lehre behandelt hast. Es ist notwendig, die Gedanken durch plötzliche, aber vorsichtige Bemühungen zu erwecken. Ganz entschieden widerspricht das wahre Christentum nicht den Lehren des Ostens und der Lehre der Lebendigen Ethik.

Ich verstehe, daß Du die Neigung zum Nationalismus, sogar Chauvinismus, in Betracht ziehen mußt. Manchmal ist es nötig, den kleinen wachsenden Baum durch eine Einzäunung zu schützen, und die einzige Vorsichtsmaßnahme, die man treffen muß, ist, daß der Schutz dem kleinen Baum nicht so nahe ist, daß er seine normale Entwicklung beeinträchtigt. Man muß ihm im rechten Augenblick Platz geben. Ebenso sollten wir diese Übergangsperiode mit Geduld überwinden. Die Lehre der Lebendigen Ethik trägt keinen Stempel irgendeiner speziellen Nationalität, daher ist sie überall und jederzeit anwendbar. Einige östliche Ausdrücke könnten leicht durch ihre westlichen Entsprechungen ersetzt werden. Es ist notwendig, die neue Vorstellung von den Lebensproblemen und den unveränderlichen Gesetzen des Seins ausdrücken zu können. Aber hier kann, wie gewöhnlich, nur das unvoreingenommene und offene Bewußtsein die Weite der neuen Weltanschauung assimilieren. Darum arbeite in völliger Übereinstimmung mit den Möglichkeiten Deiner Zuhörer. Bei allem wende Zieltauglichkeit an, jenes große herrschende Gesetz des Universums. Übe keinen Zwang auf das Bewußtsein der Menschen aus, die an Dich herantreten. Ich weiß, wie schwer es ist, jedem genau seinem Bewußtsein gemäß Zu geben. Ich weiß, wie sich das Herz danach sehnt, seinen Reichtum zu teilen und die Freude, eine umfassende Betrachtung der Welt zu geben. Aber wir müssen weise bei der Verbreitung der Samen sein.

Ich heiße die Idee von Deinen Freunden und Dir willkommen, die Zeitschrift zu veröffentlichen. Versuche, sie volkstümlich und interessant zu machen. Neben Themen aus der Lebendigen Ethik wirst Du vielleicht das stark zunehmende Interesse am Bereich der Subtilen Welt betonen können. Alle fortschrittlichen Länder machen tatsächlich Versuche, wissenschaftlich an die psychischen und parapsychischen Phänomene heranzutreten. Ich habe kürzlich in den Zeitungen gelesen, daß in einer der Universitäten in Schweden ein Kursus für das Studium des Spiritismus eingeführt wurde. Sie erforschen die psychischen Phänomene, die kürzlich so überhand genommen haben. In Italien hat eine der beliebtesten» Zeitungen einen besonderen Teil, der dem Okkultismus gewidmet ist. Es wäre interessant, in Deiner Zeitschrift einen Überblick über die Berichte über psychische Phänomene der Vergangenheit und der Gegenwart zu geben, da sie jetzt zunehmen. Die Menschen könnten sehr viel von solchen offenkundigen Beweisen lernen, und da die meisten das Mysteriöse lieben, könnte Interesse für weitere Forschung erweckt werden. Natürlich muß man parallel damit auf den Schaden der Mediumschaft hinweisen und erklären, welche Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden sollten, um sowohl ein Medium als auch diejenigen in seiner Umgebung vor der Gefahr der Besessenheit zu schützen. Angesichts der zunehmenden Anzahl der Fälle von Mediumschaft und Besessenheit könnten alle solchen Artikel sehr nützlich sein.

Durch den Austausch von Material mit anderen Zeitschriften könntest Du viele interessante Informationen sammeln. So viele wissenschaftliche Forschungen werden jetzt durchgeführt, die uns an den Rand des Jenseits bringen. Und nun werde ich Deine Fragen beantworten.

Die göttliche Monade ist in jedem Mineral, jeder Pflanze und jeder Manifestation zu rinden, da es ohne dieses feurige Samenkorn kein Leben gibt. Und die Monade, oder der Same des Geistes, die allmählich von den einfachen zu den komplizierteren Organismen emporsteigt, bleibt unverändert in ihrer ursprünglichen Ganzheit. Aber die Ausstrahlungen dieses Samens ändern sich dem Wachsen des Bewußtseins des Organismus entsprechend, das von dem Samen belebt worden ist. Je komplizierter und verfeinerter der Organismus ist, desto reicher und subtiler sind folglich die Ausstrahlungen der Monade.

Der Intellekt begann seine Entwicklung auf der physischen Ebene während der vierten Wurzelrasse unseres vierten Zyklus, als das vollständige Eintauchen in die Materie stattfand. Aber der Antrieb zu seiner Entwicklung wurde von den Großen Geistern gegeben, den Söhnen und Töchtern der Weisheit (den Elohim), die aus den hoheren Welten kamen und sich am Ende der dritten Rasse inkarnierten.

Natürlich gehörten Sie zur Göttlichen Dynastie Geistiger Lehrer, über die es sehr viele Berichte in der ältesten Mythologie und in Legenden gibt. Genau, durch ihre Inkarnationen und ihre direkte Nachkommenschaft übertrugen Sie der Menschheit einen sehr verfeinerten Körper, der fähig war, auf höhere Schwingungen zu reagieren. Auch entzündete der Kontakt mit Ihren hohen, feurigen Auren Feuer in denen, die in Ihrer Nähe waren. Wenn die Menschheit dem Strom des natürlichen Entwicklungsgesetzes folgt, ist sie in den meisten Fällen nicht imstande, vor der siebenten Rasse im siebenten Zyklus vollkommen zu werden und ihre sieben Prinzipien oder neunundvierzig Feuer zu öffnen.

Gewiß, alle diese Prinzipien sind von Geburt an latent im Menschen. Nach dem Evolutionsgesetz soll das fünfte Prinzip (Manas) auch nicht bis zum fünften Zyklus vollständig entwickelt sein. Daher sind alle vorzeitig entwickelten Denker (auf der geistigen Ebene) in unserer Rasse anormale Wesen, sie sind jene, die die Großen Geister „Menschen des fünften Zyklus» nennen. Sogar in der kommenden siebenten Rasse unseres vierten Zyklus, während dem unsere vier niedrigen Prinzipien vollständig entwickelt werden, wird das Prinzip des Manas nur verhältnismäßig entwickelt sein. Diese Begrenzung betrifft jedoch nur die geistige Entwicklung oder die höhere Intelligenz. Du solltest immer den Unterschied zwischen dem höchsten Manas oder geistigen Verständnis und dem Kama-Manas oder Intellekt berücksichtigen. Die Entwicklung des Intellekts (Kama-Manas) wurde in der vierten Wurzelrasse unseres Zyklus erreicht.

Auch die Behauptung, daß die Monade nicht innerhalb des Menschen ist, stimmt bis zu einem gewissen Grade, da das siebente und das sechste Prinzip ein sogenanntes magnetisches Feld oder aurisches Ei bilden. Durch den Umfang und die Ausstrahlungen der Aura ist es daher möglich, den hohen Rang oder die hohe Qualität des Geistes festzustellen. Aus diesem Grunde ist es so wichtig, die Entdeckung von Methoden zu beschleunigen. Auren genau zu bestimmen oder zu photographieren. Ein solches Bild würde ein wahrer Reisepaß für einen Menschen sein!

Es ist äußerst wichtig, das Bewußtsein der Menschheit in Bewegung zu setzen. Was für eine große Errungenschaft ist es, das Bewußtsein der besten Menschen allmählich zu der Notwendigkeit zu erwecken, zu den Quellen des Christentums zurückzukehren, zu den frühen Kirchenvätern, die während der ersten drei Jahrhunderte nach Christus lebten! Wie schön sind die Lehren des großen Antonius! Vollbringe also Dein großes Werk durch weises und sorgfältiges Erwecken und Entzünden des Bewußtseins Deiner Zuhörer. Erinnere Dich stets an den Kanon:

„Durch Deinen Gott», d.h. sprich dem Bewußtsein eines jeden entsprechend. Es ist tatsächlich schwer! Wie es heißt: „Wenn es schon schwer ist, ein kleines Schwert in eine große Scheide zu stecken, dann ist es noch viel schwerer, ein großes Schwert in eine kleine Scheide zu stecken.»

Mögen die Segenswünsche der Kräfte des Lichtes mit Dir sein bei dieser großen Tat der Reinigung der wahren Bündnisse. Vergiß die prophetischen Worte des St. Antonius nicht über den Zustand der Kirchen und Klöster der Zukunft, die in den Büchern von „Dobrotolubye» zitiert worden sind.

„Und nun also vorwärts, vorwärts, vorwärts - ohne zurückzuschauen!»

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